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  • Jehovas Zeugen erlangen Gottesdienstfreiheit in Portugal
  • Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1975
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  • TAUSENDE STRÖMTEN HERBEI
  • EINE VERSCHWÖRUNG, DIE GOTTESDIENSTFREIHEIT ZU UNTERDRÜCKEN
  • TERROR BRICHT AUS
  • EIN WECHSEL ZU GUTER LETZT
  • „IHR GOTT MUSS WIRKLICH ANDERS SEIN“
Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1975
w75 15. 6. S. 360-362

Jehovas Zeugen erlangen Gottesdienstfreiheit in Portugal

DER 18. Dezember 1974 wurde zu einem Meilenstein in der Geschichte der Zeugen Jehovas in Portugal. An diesem Tag wurden die Zeugen mit der Eintragung der Vereinigung der Zeugen Jehovas gesetzlich anerkannt. Damit ging ein fast fünfzig Jahre langer Kampf um die Gottesdienstfreiheit zu Ende.

Interessanterweise wurde die Anerkennung in derselben Woche ausgesprochen, in der der Präsident und der Vizepräsident der Watch Tower Society, N. H. Knorr und F. W. Franz, Portugal besuchen sollten. Aus diesem Grund hatte man für Samstag und Sonntag, den 21. und 22. Dezember, besondere Zusammenkünfte anberaumt.

TAUSENDE STRÖMTEN HERBEI

Am Samstag fand die Zusammenkunft in Pôrto statt, wo 7 586 Personen den Sportpavillon füllten. Der Ort für die Zusammenkunft am Sonntag war das Estadio da Tapadinha, ein Fußballstadion in Lissabon, das 22 000 Sitzplätze hat. Die leitenden Direktoren des Stadions zeigten eine außerordentliche Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Sie verlegten sogar ein Fußballspiel, das am Nachmittag stattfinden sollte, auf den Vormittag, so daß auch Zeugen aus entfernteren Versammlungen anreisen und das Programm am Sonntagnachmittag miterleben konnten.

Als Bruder Knorr und Bruder Franz ankamen, war das Stadion bereits bis auf den letzten Platz gefüllt, während weitere Tausende noch auf Einlaß warteten. Würden sie aus Mangel an Sitzplätzen darauf verzichten müssen, eingelassen zu werden? Die Stadionverwaltung begriff anscheinend die Bedeutung des Anlasses. Während Bruder Franz in Portugiesisch über Psalm 91 sprach, geschah etwas, was dort zuvor noch nie geschehen war: Die Stadionverwaltung erlaubte allen, die keinen Sitzplatz fanden, das Spielfeld zu betreten. Es war wirklich ein bewegender Anblick.

Die Zählung der Anwesenden ergab schließlich, daß 39 284 zur Zusammenkunft nach Lissabon gekommen waren. Somit hatten insgesamt 46 870 Personen diese beiden besonderen Zusammenkünfte besucht. Das ist das Dreifache der Zahl aller in Portugal tätigen Zeugen Jehovas. Der Bekanntgabe, daß ihre Versammlungszusammenkünfte nun bald in Königreichssälen stattfinden könnten, folgte anhaltender Beifall.

Aber weshalb verstrichen bis zur gesetzlichen Anerkennung so viele Jahre? Ein Rückblick auf diese Zeit ist sehr aufschlußreich.

EINE VERSCHWÖRUNG, DIE GOTTESDIENSTFREIHEIT ZU UNTERDRÜCKEN

Jehovas Zeugen haben in Portugal von Mai 1925 an die „gute Botschaft“ von Gottes Königreich verkündigt (Matth. 24:14). In jenem Jahr fand in der Turnhalle der Luís-Camões-Schule in Lissabon ihre erste öffentliche Zusammenkunft statt, in der J. F. Rutherford vor 2 000 Anwesenden über das Thema „Wie man ewig auf der Erde leben kann“ sprach.

Nach diesem Vortrag eröffnete die Watch Tower Society in der Rua Santa Justa 95 in Lissabon ein Büro. Noch im selben Jahr (1925) wurde in dieser Stadt die Zeitschrift Der Wacht-Turm herausgegeben. George Young, ein Kanadier, der nach Portugal gesandt worden war, um das Werk zu organisieren, hielt weitere Zusammenkünfte ab. Aber rasch kann sich etwas ändern, und das war in dem darauffolgenden Jahr der Fall.

1926 wurde die republikanische Regierung gestürzt, und „O Novo Estado“ (der neue Staat) begann seine Herrschaft. Es war eine strikt konservative Regierung, die die Unterstützung der katholischen Kirche hatte. Dr. Oliveira Salazar spielte in diesem Regime die dominierende Rolle.

Sofort wurde auf Jehovas Zeugen Druck ausgeübt. Der Wacht-Turm wurde von der Regierung der Zensur unterworfen, und schon ein Jahr später war es nötig, diese Zeitschrift in Bern (Schweiz) zu drucken. Im Jahre 1933 wurde in Portugal eine neue Verfassung verabschiedet, und es kam zu einer strengen Diktatur, die die absolute Macht über das Volk hatte. Noch im selben Jahr wurde es Jehovas Zeugen in Portugal untersagt, weitere Literatur herauszugeben, und das Büro der Gesellschaft wurde geschlossen.

Danach bemühte man sich wiederholt um die gesetzliche Anerkennung. Zum Beispiel besuchte F. W. Franz am 5. Mai 1947 zusammen mit dem Rechtsanwalt der Watch Tower Society Portugal. Vor ungefähr zwanzig Personen wurde ein Vortrag über organisatorische Fragen gehalten. Die beiden Besucher sprachen auch mit einem Lissabonner Rechtsanwalt über die Möglichkeit einer gesetzlichen Anerkennung des Werkes der Zeugen Jehovas. Es wurde ihnen jedoch rundweg erklärt, der Antrag würde abgelehnt werden, denn die P.I.D.E. (Geheimpolizei) arbeite mit der katholischen Kirche Hand in Hand.

Trotz des Verbots sprachen Jehovas Zeugen in Portugal mit ihren Nachbarn weiterhin über die Aufrichtung einer neuen Ordnung des Friedens und der Gerechtigkeit unter der Herrschaft des Königreiches Gottes (2. Petr. 3:13). Im Jahre 1952 waren in Portugal 53 Zeugen Jehovas tätig. Noch einmal wurden Rechtsanwälte wegen einer gesetzlichen Eintragung eines Zweiges der Watch Tower Society in Portugal konsultiert. Doch nach wiederholten Besprechungen mit Regierungsvertretern wurde der Antrag ohne eine nähere Begründung von offizieller Seite abgelehnt.

TERROR BRICHT AUS

Jehovas Zeugen versammelten sich weiterhin in Privatwohnungen zum Bibelstudium. Im Januar 1961 gab es über 1 000 Zeugen in Portugal. In jenem Jahr bemühten sie sich erneut, die Organisation als eine inländische Vereinigung gesetzlich eintragen zu lassen. Aber die katholische Hierarchie war wegen des schnellen Wachstums der Zeugen Jehovas wütend geworden.

Im März 1961 begann eine Zeit des Terrors. Geheimpolizisten durchsuchten ohne Befugnis die Wohnungen Hunderter Zeugen Jehovas. Sie beschlagnahmten Bibeln und biblische Literatur. Man mißhandelte die Zeugen und warf sie ins Gefängnis. Es kam zu vielen Prozessen; in einem Fall wurde sogar das höchste Gericht des Landes angerufen. Das Ergebnis? Zeugen Jehovas — Männer wie Frauen — wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt, nur weil sie einem Bibelstudium in einer Privatwohnung beigewohnt hatten. Dieser Terror hielt bis Ende der 1960er Jahre an. Dann leuchtete ein Hoffnungsstrahl auf. Wieso?

Salazar, der Diktator, erlitt einen Schlaganfall, und ein neuer Ministerpräsident wurde nominiert. Als die neue Regierung am 21. August 1971 die Religionsfreiheit verkündete, schienen einige Veränderungen in Aussicht zu sein. Jehovas Zeugen sammelten gern die Unterschriften von 500 Brüdern — eine Zahl, die das Gesetz fordert, damit eine Glaubensgemeinschaft als eine „anerkannte Religion“ oder „Konfession“ eingestuft werden kann. Außerdem unterbreiteten sie dem Justizministerium am 14. November 1972 eine ausführliche Dokumentation über ihre Glaubensansichten und ihre Organisation. Aber es vergingen Wochen und Monate, und es hatte den Anschein, als ob der Antrag erneut „zu den Akten gelegt“ worden sei.

EIN WECHSEL ZU GUTER LETZT

Nach dem Tode Salazars im Jahre 1970 hatten viele Menschen die Hoffnung geäußert, Portugal werde seine Tyrannei und bedrückende Herrschaft aufgeben. Einige Parlamentsabgeordnete traten offen dafür ein, daß die Bürger des Landes Redefreiheit haben sollten. Auch die jüngere Generation war mit dem alten Regime unzufrieden, und am 25. April 1974 geschah es schließlich: Ein Militärputsch setzte der 48jährigen Diktatur an einem einzigen Tag ein Ende.

Dies brachte willkommene Veränderungen mit sich. Zum Beispiel verkündete die provisorische Militärregierung sogleich, daß (zum erstenmal seit dem Jahre 1926) die grundlegenden bürgerlichen Freiheiten in Portugal wiedereingeführt würden. Am 29. August 1974 wurde ein Gesetz verabschiedet, das dem Volk das Recht einräumt, sich ohne besondere Genehmigung frei zu versammeln. Diese Nachricht löste bei Jehovas Zeugen große Freude aus. Einige Versammlungen veranstalteten in der Sporthalle der Lissabonner Universität einen Kongreß, dem 1 211 Personen beiwohnten. In rascher Folge fanden dann jeweils an günstigen öffentlichen Stätten siebzehn weitere solcher Kongresse statt, bei denen insgesamt 29 664 Personen den öffentlichen Vortrag hörten. Und im Dezember strömten, wie bereits erwähnt, portugiesische Zeugen Jehovas und Zehntausende interessierte Personen zu zwei besonderen Zusammenkünften mit reisenden Beamten der Watch Tower Society.

Für Jehovas Zeugen hatte sich ein vorteilhafter Wandel vollzogen. Statt den Widerstand der Polizei zu verspüren, standen sie nun unter ihrem Schutz. Als ein Rowdy vor kurzem eine Zusammenkunft stören wollte, wurde bei der Polizei Anzeige erstattet. Es ist interessant, wie der Hauptwachtmeister darauf reagierte. Er sagte: „Stellt euch vor, unter dem vorigen Regime erhielten wir Befehle, euch nachzustellen. Heute werden wir euch beschützen. Ich werde zwei Polizisten schicken, die bei eurer nächsten Zusammenkunft im Königreichssaal Wache halten.“

„IHR GOTT MUSS WIRKLICH ANDERS SEIN“

In der Bibel wird Christen geraten: „Führt euren Wandel vortrefflich unter den Nationen, damit sie ... zufolge eurer vortrefflichen Werke, von denen sie Augenzeugen sind, Gott verherrlichen“ (1. Petr. 2:12). Führen Jehovas Zeugen einen solch „vortrefflichen Wandel“?

Ein Fußballanhänger, der sich am Sonntag, dem 22. Dezember, den ganzen Tag über im Lissabonner Stadion aufgehalten hatte, sagte: „Es ist erstaunlich! Bei dem Fußballspiel am Vormittag, das nur 5 000 Leute sahen, waren 30 Polizisten nötig, um für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Sie mußten einen aufgeregten Zuschauer, der den Schiedsrichter angreifen wollte, festnehmen. Aber am Nachmittag war bei fast 40 000 Leuten nicht ein einziger Polizist im ganzen Stadion zu sehen! Und es gab keine einzige Störung!“

Die Frau eines Verwalters, der auf dem Gelände wohnt, sagte: „Stellen Sie sich bloß vor, als sie das Stadion saubermachten, räumten sie auch den Abfall weg, den ich heute früh hier vor die Tür stellte! Ich habe noch nie Menschen gesehen, die so zusammenarbeiten — ohne jede Schwierigkeit oder Aufregung.“

Als ein Vertreter der Zeugen Jehovas dem Vereinsvorstand seinen Dank für die Benutzung des Stadions aussprechen wollte, erklärte der Präsident: „Dieser Club wurde gestern durch die Anwesenheit Ihrer Leute geehrt. Sie haben sich bei uns für nichts zu bedanken. Durch Ihr gesittetes Verhalten, Ihre Zusammenarbeit und Liebe haben Sie uns ein ausgezeichnetes Beispiel gegeben.“ Ein anderes Vorstandsmitglied rief aus: „Ich kann nur sagen: Ihr Gott muß wirklich anders sein, wenn Sie so handeln.“

Jehovas Zeugen sind über die neuerliche Entwicklung ihres Werkes in Portugal begeistert. Im November haben sie eine Höchstzahl von 14 220 Predigern erreicht, die die biblische Wahrheit anderen mitteilen. Und sie führen über 14 160 kostenlose Bibelstudien in den Wohnungen der Menschen durch. Die Bevölkerung Portugals dürstet offenbar nach Erkenntnis aus dem Worte Gottes. Jehovas Zeugen sind nicht nur bereit und darauf bedacht, sondern jetzt auch gesetzlich dazu in der Lage, diesen Menschen zu helfen.

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