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Der Koran — ein literarisches Wunderwerk?Der Wachtturm 1965 | 15. September
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Mosleminische Kommentatoren sagen: „Seine Schönheit sucht ihresgleichen.“ „Nur unter Gottes Inspiration war es möglich, Glaubenswahrheiten in einer solch edlen Sprache niederzuschreiben.“
Es gibt viele schöne Stellen im Koran, besonders die, die von Gottes Eigenschaften handeln. Ein Beispiel hierfür sind die früh entstandenen, kürzeren Suren. Ohne Zweifel muß die in gereimter Prosa geschriebene, erhabene Botschaft des Korans den Arabern damals sehr gefallen haben, und das um so mehr, als es damals in ihrer Sprache noch nichts gab, was man eigentlich als Buch hätte bezeichnen können.
Es kann jedoch nicht bestritten werden, daß seine verschiedenen Teile bei weitem nicht alle gleich wertvoll sind. Gute Literatur enthält keine unnötigen Wiederholungen. Im Koran werden aber die Berichte über Adam, Moses, Christus Jesus und andere mehrmals wiederholt, und zwar immer wieder zum selben Zweck. In den 79 Versen der 55. Sure kommt die Äußerung (der Vers) „Welche von den Wohltaten eueres Herrn wollt ihr wohl leugnen?“ nicht weniger als 31mal vor. Von je vier Suren warnen drei vor dem Höllenfeuer und vor der Strafe nach dem Tode, und von je drei Suren befassen sich zwei mit der Glaubwürdigkeit des Korans.
Noch schwerwiegender ist der Mangel an Zusammenhang. Zwischen den einzelnen Suren, die nach ihrer Länge geordnet sind, wobei die längsten — obwohl zuletzt geschrieben und im Vergleich zu den ersten weniger wertvoll — am Anfang stehen, besteht kaum ein Zusammenhang. Die Suren selbst scheinen zum Teil ein buntes Gemisch von Versen zu sein. Darum ist der Koran auch sehr schwer zu verstehen. Der Gelehrte A.-Q. H. T Muhammad sagt zu diesem Punkt: „Wer seine Meinung über den [Koran] äußern will, muß feststellen können, welche mekkanischen Verse mit den Versen medinischer Suren und welche medinischen Verse mit den Versen mekkanischer Suren vermischt wurden.“ Gibt es gute Literatur, von der gesagt werden könnte, es seien darin verschiedene Gedanken „vermischt“ worden?
Auch zwischen den Titeln und dem Inhalt der Suren besteht kein Zusammenhang. Die 29. Sure ist überschrieben „Die Spinne“, obwohl dieses Tier erst in der Mitte der Sure nur beiläufig erwähnt wird. Dasselbe trifft auch auf die 16. Sure („Die Biene“) und auf die 27. („Die Ameise“) zu. Von den 287 Versen der zweiten und längsten Sure, die den Titel „Die Kuh“ führt, handeln nur etwa ein halbes Dutzend von diesem Tier.
Die Encyclopedia Britannica (Band 16, Ausgabe 1907) enthält eine zweiseitige Abhandlung über die literarischen Mängel des Korans, zu denen unter anderem die orthographischen Fehler und die Gedankensprünge gerechnet werden, die im Interesse des Reims gemacht wurden, ferner die Behandlung heikler Themen, wie die Menstruation der Frau, in Versform, das Fehlen vieler unentbehrlicher Übergänge, die vielen überflüssigen Wörter usw. Man vergleiche den arabischen Text von Sure 95:2 und 37:130 mit 23:20; 6:85 und 37:123. Der Koran weist auch grammatische Fehler auf.
Der Geschichtsschreiber Carlyle, der seinen Heldenpropheten Mohammed hoch verehrte und darum nicht der Voreingenommenheit beschuldigt werden könnte, hielt es für unglaubhaft und unwahrscheinlich, daß jemand den Koran als literarisches Wunderwerk betrachten könnte. Er sagte unter anderem: „Ich habe noch nie etwas Mühseligeres gelesen. Er ist langweilig, ein wirres Durcheinander, unfertig, schlecht zusammengestellt ... vom schriftstellerischen Standpunkt aus betrachtet wohl eines der schlechtesten Bücher.“
Gibbon, der Verfasser des hervorragenden Werkes Geschichte des Verfalles und Unterganges des römischen Weltreiches und ein scharfer Kritiker der Christenheit, gibt zwar zu, daß der Koran eine gewisse Schönheit aufweise, beschreibt ihn aber als „endlose unzusammenhängende Rhapsodie von Fabel, Lehre und Deklamation“, die ihn ermüdet habe, und fügt noch hinzu: „Die Eigenschaften Gottes ahnte die Phantasie des arabischen Glaubensboten, aber sein höchster Flug steht tief unter der erhabenen Einfachheit des in einem fernen Zeitalter in demselben Lande ... verfaßten Buches Job [Hiob].“ Zum gleichen Ergebnis käme man bei einem solchen Vergleich mit der Bergpredigt, dem Buch Jesaja, dem 13. Kapitel des ersten Korintherbriefes und vielen Psalmen sowie vielen Gleichnissen Jesu.
„Ihr vergeßt aber, daß Mohammed Analphabet war und daß ein Analphabet niemals ein solches Werk hätte hervorbringen können“, mag unser mosleminischer Freund nun einwenden. Zugegeben, Mohammed konnte vielleicht nicht lesen und schreiben, er war aber jedenfalls ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann, der schließlich seine Arbeitgeberin, eine reiche, vornehme Witwe, heiratete. Es mag sein, daß die erwähnten literarischen Mängel des Korans tatsächlich auf Mohammeds Les- und Schreibunfähigkeit zurückzuführen sind.
Auch das Argument, die Übersetzungen seien mangelhaft, ist nicht stichhaltig. Gute Literatur erkennt man auch noch in der Übersetzung. Das sieht man bei der Bibel, die in jeder Sprache zur guten Literatur gehört. Übrigens weist schon der arabische Originaltext die angeführten Mängel, wie unnötige Wiederholungen, Zusammenhanglosigkeit, schlechter Reim usw., auf.
Man beachte schließlich ferner das Zeugnis der Geschichte des Islams. Wurde bei der Zusammenstellung des Korans, die unter der Leitung von Said ibn Thabit, einem Zeitgenossen Mohammeds, vorgenommen wurde, die Frage um die Glaubwürdigkeit der verschiedenen Suren und Verse aufgrund ihres literarischen Wertes entschieden? Nein, sondern aufgrund des Eides, den alle ablegten, die die Suren vorbrachten. Man war dabei auch oft geteilter Meinung. Etliche „Genossen“ oder Gefährten Mohammeds, die ihn überlebten, hatten die größten Bedenken, ob die 1., die 113. und die 114. Sure in den Koran gehörten. Der literarische Wert dieser Suren war für sie offenbar nicht ausschlaggebend genug.
Angesichts dieser Tatsachen kann bestimmt nicht gesagt werden, der Koran sei von Gott inspiriert, weil er ein literarisches Wunderwerk sei. Weitere Behauptungen zugunsten des Korans werden in den folgenden Artikeln dieser Serie geprüft.
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Mit der babylonischen Religion brechenDer Wachtturm 1965 | 15. September
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Mit der babylonischen Religion brechen
EIN Zeuge Jehovas in New Jersey, USA, berichtet über den Besuch bei einer Familie, die etwas Interesse an Gottes Wort gezeigt hatte, folgendes: „Den Familiengliedern erschienen die Zustände in der Welt abscheulich, und sie dürsteten nach etwas Besserem. Aber sie waren von gesellschaftlichen Verpflichtungen ihrer Kirche derart in Anspruch genommen, daß es schwierig war, ein Heimbibelstudium mit ihnen zu beginnen. Ich dachte, daß vielleicht meine Frau ein Studium mit dieser Frau anfangen könne, und dann könnten wir den Ehemann einladen, auch dabei zu sein. Beim zweiten Studium war Herr C. anwesend, und ein wöchentliches Bibelstudium war in vollem Gange. Man machte gute Fortschritte, und bald stellten die Familienglieder fest, daß sie tatsächlich die Wahrheit aus Gottes Wort, der Bibel, kennenlernten.
Da wir am Randbezirk Groß-New-Yorks wohnen, haben wir Zugang zu etwas höchst Auferbauendem und Einzigartigem. Das ist die Gelegenheit, das Hauptbüro der Watch Tower Society in Brooklyn zu besuchen. Wir dachten nun, daß es für diese Familie an der Zeit wäre, diese Sehenswürdigkeit der Königreichstätigkeit zu besichtigen. Wir vereinbarten einen Zeitpunkt. Obwohl wir das Hauptbüro der Gesellschaft schon oft besucht hatten, freuen wir uns immer darauf, wieder hinzugehen; diesmal hatten wir die zusätzliche Freude, die Verwunderung der Familie über das, was sie sahen, wahrzunehmen. Als Ergebnis dieses Besuches interessierte sich die Familie in zunehmendem Maße für die Wahrheit, die von Jehovas Zeugen gelehrt wird. Bald danach fanden die Kreisversammlung, das Gedächtnismahl und ein Sondervortrag statt. Jetzt besuchte die Familie die Zusammenkünfte im Königreichssaal schon regelmäßig.
In Übereinstimmung mit Offenbarung 18:4 wollten sie nun mit Babylon der Großen, dem Weltreich der falschen Religion, endgültig brechen. So schrieben sie einen Brief, in dem sie den Austritt aus der Methodistenkirche erklärten. Es genügte ihnen nicht, den Brief nur mit der Post zu senden; sie wollten den Brief dem Pastor persönlich überreichen. So luden sie ihn zu sich ein, damit sie an einem Abend darüber
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