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Die Sprache des Menschen — eine einzigartige GabeErwachet! 1977 | 8. Juni
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entwickelt! Ihre Fähigkeit, sich nur in einigen weiteren Jahren die zunehmend schwierigeren sprachlichen Erscheinungen zu eigen zu machen, übertrifft die der Schimpansen bei weitem.
Herkunft der Sprache
Noam Chomsky, ein bekannter Linguist, äußerte sich dahingehend, daß diese einzigartige Sprachbeherrschung bis zu einem gewissen Grad angeboren oder von Geburt an „eingebaut“ sein muß. Wie können wir uns sonst, so fragte er, „die Schnelligkeit erklären“, mit der sich die komplizierte Entwicklung der Sprache in kleinen Kindern vollzieht, die noch nicht im vollen Besitz ihrer Körperkräfte sind? Erwachsene, die versuchen, eine neue Sprache zu erlernen, können sich vorstellen, wie enorm ihre Leistung ist.
In der Encyclopædia Britannica heißt es:
„Es ist daher klar, daß alle normal veranlagten Menschen die angeborene Fähigkeit mitbringen, eine Sprache zu erlernen, sie zu gebrauchen und eine Grammatik zu schaffen. ... Das Kind ist schon sehr früh in der Lage, aus bereits Gehörtem neue, grammatisch akzeptable Sätze zu bilden; im Gegensatz zu einem Papagei, der als Haustier gehalten wird, sind seine Fähigkeiten nicht darauf beschränkt, lediglich vollständige Äußerungen zu wiederholen“ (Ausg. 1976, Macropædia, Bd. 10, S. 650).
Die Tiere haben nicht diesen „eingebauten“ Sinn für das Erlernen einer Sprache. Sogar gut abgerichtete Schimpansen, die vor einiger Zeit berühmt wurden, haben sich nur einfacher Zeichensysteme bedient, die von Menschen erdacht worden waren, wogegen ihre eigene natürliche Verständigung sich im allgemeinen in Reflexsignalen erschöpft, die meist aus einfachen Rufen und Gebärden bestehen. Obwohl diese Primaten von Evolutionisten als die „Vertreter des Tierreiches“ bezeichnet werden, die „dem Menschen genetisch gesehen am nächsten stehen“, haben sie in Wirklichkeit „dem Erlernen einer [gesprochenen] Sprache beträchtlich widerstanden“ (ebd., S. 649).
Wenn die gesprochene Sprache des Menschen nicht im Tierreich ihren Ursprung hat, wie kam sie dann zustande? Etwa durch das Grunzen, Knurren und Seufzen einiger primitiver Menschen, die sich mit anderen ihrer Art verständigen wollten? „Dann würden wir erwarten, daß wir immer noch eine solche Sprache unter primitiven und zurückgebliebenen Gruppen mit einem geringen Zivilisationsgrad vorfinden würden“, schrieb Mario Pei, ein Professor für Sprachen an der Universität von Columbia. Aber „das ist bestimmt nicht der Fall. Eher das Gegenteil trifft zu. In der Regel sind die Sprachen der primitiveren Gruppen im Aufbau kompliziert, wogegen die Sprachen der zivilisierteren Gruppen um so schwieriger und komplizierter zu werden scheinen, je weiter wir ihre Geschichte zurückverfolgen“ (Voices of Man, S. 21).
Die Sprache wird komplizierter, je mehr wir in der Geschichte zurückgehen? Klingt das etwa nach Evolution? Aufrichtige Linguisten haben diesem Punkt Beachtung geschenkt. Beispielsweise schreibt John Lyons als Einleitung zu J. C. Marshalls Artikel „Biologische Aspekte der menschlichen und tierischen Kommunikation“ in dem Buch Neue Perspektiven in der Linguistik:
„In diesem Kapitel gibt Marshall eine Zusammenfassung des vorliegenden Beweismaterials und zieht daraus die Folgerung, daß es den Thesen über die Entwicklung, die sich auf die Sprache beziehen und die weit davon entfernt sind, von der modernen Forschung bestätigt zu werden, an empirischer Begründung mangelt“ (1975, S. 205).
Lyons schreibt weiter: „Die Sprache unterscheidet sich grundsätzlich von allen bekannten Formen tierischer Kommunikation, und ,trotz dieser umfassenden Kenntnisse sind die Wissenschaftler noch nicht in der Lage, eine biologische Theorie der Sprache vorzuschlagen‘ (S. 216)“ (S. 205). In Übereinstimmung damit schreibt Professor Pei, daß „es kein Wunder ist, daß die Linguisten, unabhängig von den Philosophen, das Thema von der Herkunft der Sprache fallengelassen haben und daß sogar die Pariser Société de Linguistique dieses Problem als Diskussionsthema für Zeitungen ausgeklammert hat“ (Voices of Man, S. 22).
Warum ist die Herkunft der Sprache für die Linguisten ein so aussichtsloses Diskussionsthema? Ist das nicht deshalb der Fall, weil alle zuverlässigen Beweise in eine Richtung weisen, mit der sie nicht einverstanden sind — weg von der Evolutionstheorie? Daher sagt Mario Pei: „Dieser Teil des Problems ist, wie es scheint, unlösbar. ... Wenn [die Sprache] von der ,Natur‘ kam, was meinen wir dann mit ,Natur‘? Den blinden Zufall? Ein intelligentes höheres Wesen?“ (ebd.).
Bist du in dieser Frage auch in dem Urteil der Evolutionisten befangen? Oder wirst du die Sprache als das anerkennen, was sie ist — eine wunderbare und einzigartige Gabe, die von einem höheren Wesen stammt, dessen Name Jehova ist?
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„Ost ist Ost, und West ist West“Erwachet! 1977 | 8. Juni
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„Ost ist Ost, und West ist West“
Vom „Awake!“-Korrespondenten auf Taiwan
WAS bedeutet, es, wenn dir jemand die Hand mit der Innenseite nach unten entgegenstreckt und die Finger oder die ganze Hand auf und ab bewegt? Das hängt ganz davon ab, ob der Betreffende ein Morgenländer oder ein Abendländer ist. In den Augen des Morgenländers bedeutet diese Bewegung unmißverständlich „Komm her!“, aber für den Abendländer bedeutet sie wahrscheinlich „Bleib hier!“ oder auch „Setz dich!“ Es gibt viele Alltäglichkeiten, durch die sich der Osten vom Westen unterscheidet.
Im Westen verlangt die Höflichkeit, daß man möglichst lautlos und mit geschlossenem Mund ißt. Eine Missionarin machte einmal in der ersten Zeit, in der sie in Japan tätig war, die Erfahrung, daß ihr Gastgeber, ein Arzt, mit dem sie die Bibel studierte, darüber nicht erfreut war. Sie wurde von ihm nach dem Studium zum Essen eingeladen. Es gab Nudeln, und sie bemühte sich, lautlos zu essen und so geschickt wie möglich mit den Eßstäbchen umzugehen. Schließlich sagte der Arzt ärgerlich: „Man hört ja gar nichts, wenn Sie Nudeln essen.“ Die Missionarin war überrascht und entgegnete, die Nudeln würden ihr gut schmecken, sie finde es allerdings schwierig, lautlos zu essen, bemühe sich aber. Er wies sie dann darauf hin, daß sie gar nicht versuchen sollte, lautlos zu essen, je geräuschvoller sie esse, desto besser, das würde zeigen, daß ihr die Nudeln schmeckten. Es fiel dieser Missionarin gar nicht leicht, sich an diese Sitte zu gewöhnen, aber schließlich lernte sie es ganz gut, beim Essen von Suppe und Nudeln zu schlürfen. Fünf Jahre danach stieß sie auf ein weiteres Problem. Als sie in ihr Land zurückfuhr, aus dem sie stammte, und ihre Angehörigen besuchte, schockierte sie diese mit ihrem geräuschvollen Essen. Erneut erkannte sie deutlich, daß zwischen Ost und West ein Unterschied besteht.
Im Westen gilt es auch als unanständig, nach einer Mahlzeit zu rülpsen oder aufzustoßen, um anzuzeigen, daß man satt ist und daß es einem geschmeckt hat. Aber auf Taiwan und in anderen östlichen Ländern ist das ein ausgezeichnetes Kompliment dafür, daß man gut und genug gegessen hat.
Zwischen Ost und West besteht sogar ein grundlegender Unterschied in der Art und Weise, wie Werkzeuge gebraucht werden. In einem asiatischen Land zieht der Tischler den Hobel, während ihn der Tischler in einem westlichen Land schiebt. Der Abendländer führt die Säge so, daß sie beim Schieben sägt, während der Orientale sie so bewegt, daß sie beim Ziehen sägt. Entsprechend sind auch die Sägen verschieden. Im Westen sind sie schwerer und länger als im Osten und beim Griff breiter. Die Säge des Morgenländers ist am entgegengesetzten Ende breiter, und gewöhnlich hat sie zweierlei Zähne, an dem einen Ende feine und am anderen Ende gröbere. Wenn man das Endprodukt in Betracht zieht so haben beide Werkzeuge ihre Vorzüge, mit beiden kann man sein Ziel erreichen.
Im Westen heißt es immer „Damen zuerst“. Wenn in einem östlichen Land eine Serviererin es nicht gewohnt ist, Ausländern zu servieren, mag sie beim Bedienen des Mannes plötzlich innehalten und sich verlegen entschuldigen, während sie der Dame das Essen hinschiebt. Ja, in asiatischen Ländern kommt der Mann in allem zuerst. Er betritt vor der Frau ein Lokal oder besteigt vor ihr ein Transportmittel. Früher ging die Frau nicht neben dem Mann her, sondern stets ein bis zwei Schritte hinter ihm. Diese Sitte besteht jetzt allerdings fast nirgendwo mehr, aber immer noch ist es üblich, daß der Mann den Vorrang vor der Frau hat.
Diese Beispiele veranschaulichen, warum gesagt worden ist: „Ost ist Ost, und West ist West, und niemals werden die beiden zusammenkommen.“ Aber man kann sich auf die fremden Sitten einstellen, so daß sich Leute, die verschiedene Sitten gewohnt sind, trotzdem beieinander wohl fühlen. Diese Erfahrung haben Jehovas Zeugen gemacht, die als Missionare in fremden Ländern tätig sind. Sie wissen, wie wichtig es ist, nicht stur an den Sitten des Geburtslandes festzuhalten, sondern sich zu bemühen, die Sitten anderer Völker zu verstehen. Sie strengen sich an, das Beispiel des Apostels Paulus nachzuahmen, der von sich sagte: „Denn obwohl ich von allen frei bin, habe ich mich zum Sklaven aller gemacht, damit ich die meisten gewinne. Und so bin ich den Juden wie ein Jude geworden, um Juden zu gewinnen ... Ich bin den Menschen von allen Arten alles geworden, damit ich auf jeden Fall einige rette. Alles aber tue ich um der guten Botschaft willen, damit ich mit anderen Teilhaber an ihr werde“ (1. Kor. 9:19-23). Die Missionare, die so handeln, haben festgestellt, daß das Leben interessanter und abwechslungsreicher wird, wenn man sich anpaßt, und daß dadurch ein gesunder freundschaftlicher Geist sowie das Verständnis für andere gefördert wird.
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