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  • Die Anbetung des Ich
    Erwachet! 1979 | 22. Juli
    • Die Anbetung des Ich

      „MICH selbst anbeten? Lächerlich!“ Dir mag das „lächerlich“ erscheinen. Doch immer mehr Leute denken anders darüber. Der Trend ist so ausgeprägt, daß man schon von einer „Ich-Generation“ sprechen kann. Diese Beschreibung wird durch eine Fülle von Beweisen gerechtfertigt.

      „Nun, vielleicht nimmt die Selbstsucht etwas überhand. Aber eine Anbetung der eigenen Person? Geht man mit einer solchen Beschreibung nicht zu weit?“ Dieser Anschein könnte auf den ersten Blick entstehen, doch bei näherer Betrachtung der Ichbewußtseinsbewegung dürfte das Bild anders aussehen.

      Natürlich ist es wichtig, die Vorgänge in unserer Umgebung bewußt zu erleben. Wir müssen uns auch unserer Mitmenschen bewußt sein. Dazu gehören Familienmitglieder, Nachbarn, Ortsansässige und angesichts unserer kleiner werdenden Welt auch die Bewohner der ganzen Erde. Ja, unser Bewußtsein muß darüberhinaus uns selbst, unsere Gedanken und Handlungen sowie unsere Bedürfnisse und Verpflichtungen mit einschließen.

      Allerdings ist das Ichbewußtsein, das heutzutage von einigen Psychologen gepredigt wird, schon so ausgeprägt, daß anscheinend nur noch der Leitgedanke übrigbleibt: „Zuerst ich; dann du an zweiter, sechster oder irgendeiner anderen Stelle — meinem Ich ist das eigentlich völlig egal.“ Nicht alle Bekenner der Bewegung gehen soweit, aber viele tun das, ob sie es nun aussprechen oder nicht.

      Warum dieser Ichkult?

      Es gibt Gründe, warum sich zur Zeit die Ichbewußtseinsbewegung eines großen Zuspruchs erfreut. Die alten Werte sind in Frage gestellt, und viele Religionen haben es unterlassen, sie aufrechtzuerhalten. Die neuen Moralbegriffe, die von vielen Psychologen und Psychiatern befürwortet werden, befriedigen den menschlichen Geist nicht und widersprechen sich häufig. Geistig gesehen, treiben Millionen von Menschen in der wogenden See und suchen nach einem zuverlässigen Ruder und einem starken Anker.

      Von ihren Illusionen befreit, werden sie zu einer leichten Beute von Lehren, die das Ich aufs Podest erheben. Sie klammern sich an Lehrer, „die so reden, wie sie es gerne hören“, und „werden ihr Ohr von der Wahrheit abwenden und es begierig den Phantasien öffnen“ (2. Tim. 4:3, 4, Zink). Sie werden ausgenutzt durch „Philosophie und leeren Trug gemäß der Überlieferung der Menschen“ (Kol. 2:8).

      Haben einige eine Lösung gefunden?

      Viele meinen dagegen, sie hätten durch Ichbewußtseinsbewegungen eine echte Lösung gefunden. Sie sind der Ansicht, daß sie das Ruder und den Anker gefunden haben, um der stürmischen See die Stirn bieten zu können. Trifft das zu? Sind sie glücklich und zufrieden, oder suchen sie noch weiter?

      Es gibt Gründe, das zu bezweifeln. In der folgenden Artikelserie wird das Für und Wider der Ichbewußtseinsbewegungen näher untersucht.

  • „Zuerst ich“ — der moderne Kult
    Erwachet! 1979 | 22. Juli
    • „Zuerst ich“ — der moderne Kult

      Das Vertrauen in menschliche Institutionen — Regierung, Gesetzgebung, Wissenschaft, Religion und Ehe — und in Menschen als solche haben viele unserer Zeitgenossen verloren. Wohin soll man sich wenden, um die entstandene Leere zu füllen? Viele haben sich der eigenen Person zugewandt, sie sind in sich gekehrt. Diese Erscheinung ist nicht neu. Sie wurde lediglich wiederbelebt.

      DAS Glaubensbekenntnis für den Ichkult hat im 20. Jahrhundert eigentlich noch keine lange Geschichte. Es verwirft die rücksichtsvolle Einstellung anderen gegenüber, die zu Beginn unseres Jahrhunderts häufiger vorzufinden war. Der damals bestehende Moralkodex forderte, daß man an andere denkt, ihnen Gutes tut, sie erbaut und sich ihnen anpaßt. All das ist tabu für den modernen Kult mit dem „König Ich“. Während dieses Extrem in unserem Jahrhundert neu sein mag, ist es doch nicht völlig neu, sondern nur wiederbelebt. Die Erscheinung bestand schon im Altertum und wiederholt sich heute.

      Folgende Leitsätze, die amerikanischen Büchern über Selbstverwirklichung und Ichbewußtsein entnommen sind, skizzieren den neuen Moralkodex:

      „Das Beste immer für mich.“

      „Vorteile durch Einschüchterung.“

      „Nur wenige lernen, wie man von der Welt Gebrauch macht, statt sich von ihr gebrauchen zu lassen.“

      „Es ist zwar möglich, im besten Interesse anderer zu handeln, doch mußt du dir darüber im klaren sein, daß das niemals dein Hauptziel sein wird.“

      „Tugendhaftigkeit hat sehr wenig mit Erfolg zu tun.“

      „Nur du hast das Recht, über dein Verhalten zu urteilen.“

      „Entschließe dich, nach einem Moralkodex zu leben, den du selbst gewählt hast, und nicht nach einem, den dir andere auferlegt haben.“

      „Das Schuldgefühl ist eine Droge, die genauso suchterzeugend und zerstörerisch sein kann wie Heroin.“

      „Läßt du dich von anderen in den Hintergrund drängen?“

      „Revolutionäre neue Methoden, das Ich zur Geltung zu bringen.“

      Solche Aussprüche, die man auf den Seiten einiger Bücher finden kann, sind in einen Zusammenhang gebettet, der ihnen das Drastische nimmt. Oft werden vernünftige Grundsätze angeführt, die hilfreich sind, und hier soll auch nicht die Absicht verfolgt werden, den gesamten Inhalt solcher Bücher als selbstsüchtiges Gedankengut abzustempeln. Dagegen wird durch die oben erwähnten Anregungen und Ratschläge das Wesen dieser Bücher veranschaulicht. Das sind die Sprüche, die in Anzeigen und auf Buchumschlägen erscheinen, um das Interesse des Lesers zu wecken. Das sind die Gedanken, die als Titel verwendet werden. Das sind die Eindrücke, die beim Leser zurückbleiben. Der Geist, von dem die Jünger der neuen Bewegung durchdrungen sind, läuft auf eine Erhöhung des einzelnen im Gegensatz zur Gesamtgesellschaft hinaus. Die gleiche Ichbezogenheit spiegelt sich in Filmen, im Fernsehen, im Sport, in Zeitungen und Zeitschriften wider.

      Werkstätten für Ichbewußtsein

      In Kalifornien wurde 1962 eine der ersten Gruppen für die Erforschung des Ich gegründet. Heute gibt es noch viele weitere. Sie erforschen, was in der eigenen Person vor sich geht, und versuchen, es nach außen zu kehren. Ihr Motto lautet: Du brauchst dich wegen nichts zu schämen. Fletcher Knebel, Schriftsteller für politische Romane, beschreibt eine Übung, die typisch ist:

      „Eine Übung machte mich fertig: Schweigend, mit verbundenen Augen und hinter dem Rücken gefalteten Händen berührten wir 24 Teilnehmer uns mit den Schultern, Armen, Beinen und Hüften, während exotische orientalische Musik spielte. Dieses Herumtasten, das stumme Fummeln und Reiben, um miteinander Kontakt aufzunehmen, schien mir der Inbegriff der menschlichen Existenz zu sein. Verzweifelt suchen wir einander, doch berühren uns nur auf flüchtige und unbehagliche Weise. Ich zog mich zurück, saß auf dem Boden und weinte. Weswegen? Vielleicht wegen meiner eigenen Einsamkeit und meiner Schmerzen. Dieses Erlebnis habe ich nie vergessen.“

      Obwohl der Romanschreiber Knebel behauptet, das Erforschen des Ichbewußtseins in den Werkstätten sei für ihn in gewisser Hinsicht wertvoll gewesen, fand er auch Anstößiges:

      „In der Bewegung ist die Gossensprache fast ebenso stark vertreten wie in der US-Marine. Manche Gruppenleiter strahlen mehr Obszönität als Erleuchtung aus ... Unaufhörliche Wiederholungen der gleichen Vulgärwörter stumpfen genau das Bewußtsein ab, das der Leiter zu schärfen beabsichtigt.

      Zu viele moderne amerikanische Gurus versprechen die Erleuchtung und verteilen nur spärliches Licht ... Ein Wochenende psychologischer Offenbarung ist nicht unbedingt dauerhafter als eine chinesische Mahlzeit.

      Meiner Meinung nach besteht der schwerwiegendste Mangel der Bewegung in ihrem begrenzten praktischen Wert ... Versuche es doch einmal mit einem Wochenende für Bewußtseinserweiterung unter den hungernden Steppenbewohnern von Mali, in den Folterkammern der Truppenlager von Uganda oder gegenüber dem Hauptquartier des KGB (Geheimdienst) in Moskau. In Ländern, die von Armut oder Tyrannei heimgesucht werden gibt es nur eine spärliche ,Persönlichkeitsentfaltung‘.“

      Die neue Religion des Fernsehens: das „Sichgutfühlen“

      Tom Shales von der Washington Post schrieb eine Rubrik über Fernsehwerbung. Hier einige Auszüge:

      „Vielleicht noch nie zuvor in der Geschichte sahen sich so viele Leute veranlaßt, sich wegen so geringfügiger Dinge so gut zu fühlen. Dem ist so, weil die Experten für Fernsehwerbung, die sich schon von jeher auf das liebe Ich verstehen, ein neues Werkzeug für die Verkaufspolitik entdeckt haben. Es ist die Vermarktung des Sichgutfühlens — die Werbung, die dir beibringt, dich darüber zu freuen, du selbst zu sein, und dich über alles zu freuen, was dich diesem Ziel näherbringt, ob es nun ein Deodorant, ein Pudding oder ein neuer Satz Stahlgürtelreifen ist ...

      Zweifellos ist mit dieser Methode religiöse Leidenschaft verbunden ... Doch was bei den neuen Werbesendungen eigentlich vergöttert wird, ist der Zuschauer selbst. ... der wesentliche Punkt besteht darin, daß eine extreme Anbetung der eigenen Person kein Laster, sondern vielmehr eine Tugend ist ...

      Das Fernsehen sagt dir daß du soviel Lustgewinn wie nur möglich erlangen mußt. Niemals bringt es zur Sprache, daß dein Lustgewinn den Lustgewinn eines anderen beeinträchtigen könnte. Es heißt nur, mach weiter so, hol dir, was du kriegen kannst, oder du wirst es noch bedauern ...

      Das Fernsehen — der größte Verkaufsmanager der je erfunden wurde — hatte vielleicht zuviel Erfolg darin, uns unsere eigene Person zu verkaufen. Sollten wir wirklich einmal Hals über Kopf in ein wirtschaftliches Chaos stürzen, könnten wir dann etwas so Undenkbares wie Selbstverleugnung meistern?“

      Die Neonarzißten

      In der griechischen Mythologie war Narziß der Sohn des Flußgottes Kephissos und der Nymphe Leiriope. Gemäß dem Mythos war er von unübertrefflicher Schönheit. Als er in einer Quelle sein Spiegelbild sah, verliebte er sich in sich selbst. Unfähig, andere zu lieben, war er so über sich selbst entzückt, daß er sich nicht einmal erhob, um zu essen. Er verschmachtete und starb. Heute wird in der herkömmlichen Psychoanalyse der Ausdruck Narzißmus für eine Selbstliebe verwendet, die so krankhaft ist, daß dem Patienten andere Personen gleichgültig sind — es sei denn, er kann bewirken, daß sie auf ihn aufmerksam werden und ihn bewundern.

      Den heutigen Ichkult könnte man als Neonarzißmus bezeichnen. In dem Zeitschriftenartikel „Das Zeitalter des Narziß: Leute, seht mich alle an!“ bezeichnete Nathan Fain den Trend als „eine Überschwemmung, ja eine Überschwemmung mit nationalem Narzißmus, der in der Geschichte seinesgleichen sucht“. Er sprach von der „letzten amerikanischen Wachstumsindustrie: der Rückzug in den eigenen Körper“ und fügte hinzu:

      „Es ist das neueste und vielleicht endgültige Grenzgebiet. Obwohl Fundamentalisten dagegen zu Felde ziehen, indem sie für das Schuldgefühl eintreten, Furcht einflößen und im allgemeinen alles etwas unter Kontrolle halten, ist die amerikanische Art der Selbstliebe in ihr fortgeschrittenes klassisches Stadium eingetreten.“

      Ist es wirklich eine „Anbetung des Ich“?

      Jemand bezeichnete einmal diese Erhöhung des Ich als „eine neue Religion“. Ein anderer sprach von der „Anbetung der eigenen Person“. Viele Freunde der Ichbewußtseinsbewegung gehen nicht soweit, wohl aber einige.

      Die Bibel deutet an, daß Ichbezogenheit zum Kult werden kann. „Habsucht ist soviel wie Götzendienst“ (Kol. 3:5, Die Gute Nachricht). Das in dieser Übersetzung mit „Habsucht“ wiedergegebene griechische Wort ist pleonexía. Im Bibelkommentar von Barday heißt es dazu:

      „Pleonexia ist im wesentlichen das Verlangen, mehr zu haben. Die Griechen selbst definierten es als ein unersättliches Verlangen und sagten, du könntest es ebensogut stillen, wie du eine Schüssel mit Wasser füllen könntest, die ein Loch hat. Sie definierten es als das sündige Verlangen nach dem Besitz anderer. Sie definierten es als die Leidenschaft der Gewinnsucht. Es wurde als erbarmungslose Selbstsucht beschrieben.“

      Über solche Personen wird in Philipper 3:19 gesagt: „Ihr Gott ist ihr Bauch.“ In der Guten Nachricht lautet die Wiedergabe: „Ihre Triebe sind ihnen ihr Gott.“ Jemand, der eigenwillig darauf besteht, seinem eigenen Weg zu folgen, vergöttert in Wirklichkeit seinen eigenen Willen. Jahrhunderte bevor Jesus Christus zur Welt kam, wurde der Ausspruch getan: „Eigenwille ist wie Abgötterei und Götzendienst“ (1. Sam. 15:23, Menge).

      Im Grunde geht die Geschichte des Ichkults bis zum ersten Menschenpaar zurück. Sie wollten ihre eigenen Richtlinien über Recht und Unrecht aufstellen. Als ihnen daher fälschlicherweise gesagt wurde, sie könnten „sein wie Gott, erkennend Gut und Böse“, erschien das der Frau als etwas Begehrenswertes. Zuerst schlug sie diesen Weg ein, dann ihr Mann. Das war ein verhängnisvoller Fehler.

      Folglich ist das Glaubensbekenntnis für den heutigen Ichkult nicht neu. Es ist eine Erscheinung des Altertums, die sich wiederholt. Sie bestand zu Anfang der Menschheitsgeschichte und soll gemäß einer Prophezeiung auch in den letzten Tagen auftreten: „Für die ,letzten Tage‘ stehen uns schlimme Zeiten bevor. Da werden die Menschen nur noch an sich denken“ (2. Tim. 3:1, 2, Bruns).

      [Kasten auf Seite 5]

      DAS GLAUBENSBEKENNTNIS FÜR DEN ICHKULT

      Liebe dich selbst.

      Liebe, ohne dich zu binden.

      Laß deinen Gefühlen freien Lauf.

      Du brauchst dich wegen nichts zu schämen.

      Setz dich durch.

      Hör mit den Schuldgefühlen auf.

      Zwischen Recht und Unrecht unterscheidest du selbst.

      Was du tust, geht niemand etwas an.

      Ich bin okay, du bist okay.

      Richte nicht.

      Predige nicht.

      Sei stolz auf dich.

      Was zählt, ist das „Jetzt“ und das „Hier“.

  • Wir alle sind Opfer des Ichkults
    Erwachet! 1979 | 22. Juli
    • Wir alle sind Opfer des Ichkults

      Die Auswirkungen der egozentrischen Philosophie des Ichkults haben wirklich eine große Tragweite. Unglücklicherweise sind wir alle von den „Früchten dieses schlechten Baumes“ betroffen.

      IST Amerika eine schwindende Macht? Das ist die Frage, die in den Vereinigten Staaten in einem wöchentlichen Nachrichtenmagazin gestellt wurde. Was zu dieser Frage führte, wurde in dem Artikel wie folgt zusammengefaßt: „Das herkömmliche Ideal der guten Arbeitsauffassung, der Selbstbeherrschung und der Opferbereitschaft wird moralisch untergraben von einem sich ausdehnenden Ichkult, der nicht nur zunehmende Kriminalität, Familienzerrüttung und andere Arten des Verfalls mit sich gebracht hat, sondern auch ein sinkendes Niveau in der Schule und am Arbeitsplatz, wodurch die internationale Konkurrenzfähigkeit der USA gefährdet ist“ (U.S. News & World Report, 27. November 1978).

      Die Ichanbeter verkünden immer wieder ihr Lieblingsmotto: „Was du tust, geht niemand etwas an.“ Daran hielt sich ein Mann in Chicago. Er trieb Unzucht, und 32 Jungen mußten ihr Leben lassen. Er ermordete sie, warf einige in den Fluß und vergrub die anderen unter seinem Haus und seiner Garage. Dort fand man die sterblichen Überreste von 28 Jungen. 1968 war er der Unzucht mit einem 16jährigen überführt worden und hatte 10 Jahre Gefängnis bekommen. Davon verbüßte er nur 18 Monate. Hätte er sein volles Strafmaß abgesessen, wären die 32 Jungen heute noch am Leben. Statt dessen wurden sie Opfer der Homosexualität, bei der es angeblich keine Opfer gibt.

      Vor fünf Jahren war in Houston der Tod von 27 jungen Opfern der Unzucht zu beklagen. Sie waren in einen Ring homosexueller Sadisten geraten. Dennoch nimmt die Gesellschaft im allgemeinen gegenüber dem Lebensstil der Homosexuellen eine liberale Haltung ein. H. L. Richardson, Senator von Kalifornien, vertritt einen anderen Standpunkt: „Homosexuelle sind scharf auf sogenannte ,chickens‘ [Küken]. Chickens sind unerfahrene, nichtsahnende Jungen — gewöhnlich kaum älter als 10 Jahre —, die dann Opfer eines Lebensstils werden, den sie andernfalls vielleicht nie in Erwägung gezogen hätten. Ich betrachte auf jeden Fall diese Jungen und ihre Eltern als Opfer.“

      Ist dieser homosexuelle „Lebensstil“ gut oder schlecht? Gottes Standpunkt sieht folgendermaßen aus: „Gott [übergab] sie schändlichen sexuellen Gelüsten, denn sowohl ihre weiblichen Personen vertauschten den natürlichen Gebrauch von sich selbst mit dem widernatürlichen; und desgleichen verließen auch die männlichen Personen den natürlichen Gebrauch der weiblichen Person und entbrannten in ihrer Wollust zueinander, Männliche mit Männlichen, indem sie unzüchtige Dinge trieben und an sich selbst die volle Vergeltung empfingen, die ihnen für ihre Verirrung gebührte. ... die, die solche Dinge treiben, [verdienen] den Tod“ (Röm. 1:26, 27, 32).

      Senator Richardson zeigte in seinem Sonderbericht, inwiefern auch andere zum Opfer einer solchen Unmoral werden: „In allen Gemeinden, in denen eine laxe Einstellung zur Homosexualität, zu Pornofilmen und zur Prostitution besteht, blüht die Kriminalität. Hollywood ist ein lebendiges Beispiel. Ein Teil dieses Gebiets ist zu einem solchen Sündenpfuhl geworden, daß die gesetzestreuen Bürger und Geschäftsleute gezwungen sind, die Gemeinde zu verlassen.“ Die Einbuße an Eigentum und die geschäftlichen Verluste können in solchen Fällen enorm sein.

      „Pornographie kann sexuelle Abartigkeit hervorrufen“, sagt Dr. Victor B. Cline, Professor für Psychologie. Er fährt fort:

      „Die Befürworter der Pornographie machten entweder das Grundrecht der Rede- und Pressefreiheit geltend oder bezeichneten sie als eine harmlose Zerstreuung — möglicherweise eine therapeutische —, die Notzuchtverbrecher und sexuell Abartige davon abhalten könnte, ihr Unwesen zu treiben ... Psychologische und medizinische Veröffentlichungen sind voll von Forschungsergebnissen, die zeigen, daß sexuelle Abartigkeit nicht nur durch tatsächliche Erlebnisse, sondern auch durch Pornographie entstehen kann ... Während wir also sagen müssen, daß in einer freien Gesellschaft jeder für sich selbst entscheiden sollte, ob er sich der Pornographie aussetzen möchte oder nicht, müssen wir auch die Rechte desjenigen in Betracht ziehen, der das unfreiwillige Opfer eines sexuell Abartigen und seiner Phantasien werden kann — und so weit kommt es vielleicht nur deshalb, weil einer die Gelegenheit hatte, sich mit erotischer Literatur zu beschäftigen.

      Letzten Endes muß die Gesellschaft eine gewisse Grenze ziehen, wenn der mögliche Schaden als zu groß gilt, um in Kauf genommen zu werden. Ich finde, daß im Falle der Pornographie dieser Punkt schon seit langem überschritten ist. Diejenigen, die behaupten, daß die Zurschaustellung und der Verkauf von Pornographie ein ,Verbrechen ohne Opfer‘ ist, haben für meine Begriffe einfach unrecht. Die wissenschaftlichen Beweise, die für das Gegenteil sprechen, sind zu überwältigend.“

      Die Wurzeln des moralischen Verfalls sprießen nicht nur auf dem Gebiet des Sex. Wir alle büßen dafür auf vielfältige Weise. Zum Beispiel müssen wir höhere Steuern bezahlen, um die Kosten für den Polizeischutz, das Gerichtswesen und die Gefängnisse zu decken. Wie bereits in dem einen Nachrichtenmagazin im Zusammenhang mit der schwindenden Macht Amerikas erwähnt wurde, machen sich die Wurzeln dieses Baumes des Ichkults auch bemerkbar durch ein

      „Sinkendes Niveau ... am Arbeitsplatz“

      Wir alle wissen, daß sich die Qualität der Waren verschlechtert, und haben darunter zu leiden. Ichsüchtige Hersteller verwenden minderwertiges Material. Ichsüchtige Arbeitnehmer verlangen höhere Löhne für geringere und schlechtere Arbeitsleistung. Nicht nur das; viele sind Gewohnheitsdiebe.

      „Ein führender Erforscher der Sachlage bezeichnete den Diebstahl am Arbeitsplatz — nicht Baseball — als Amerikas nationalen Zeitvertreib“, heißt es in einem Zeitschriftenartikel mit dem Titel „Kriminalität am Arbeitsplatz — Es ist eine Sünde, selbst wenn Sie nicht erwischt werden“. „Amerikas findigster und erfolgreichster Gauner“, beginnt der Artikel, „sitzt am Schreibtisch.“ Es heißt weiter:

      „Höchstwahrscheinlich zählt er oder sie zu den ehrwürdigen, hart arbeitenden ... friedliebenden Kirchgängern, ist aber nichtsdestoweniger kriminell. Das Verbrechen: Diebstahl an der Firma, am Kunden, am Klienten und an der Regierung — Diebesgut im erschreckenden Gesamtwert von mehr als 40 Milliarden Dollar pro Jahr. Diese Zahl ist zehnmal so hoch wie die bei gewaltsam verübten Eigentumsdelikten erbeuteten Werte“ (U.S. Catholic, Januar 1979).

      Die meisten Leute zollen der Goldenen Regel Lippendienst, lassen es aber manchmal an Taten fehlen. Auch hat jeder seine eigene Methode, seine Sünde zu entschuldigen. Viele argumentieren: „Aus der Ladenkasse kann man ruhig Geld entwenden — das ist sowieso einkalkuliert.“ „Warum soll man sich nicht ein paar Materialien vom Arbeitsplatz mitnehmen? Sie bezahlen mich sowieso so schlecht.“ „Das macht doch jeder. Warum sollte ich es nicht tun?“ Angestellte wie Arbeiter betrachten das als Sozialleistungen. Der Arbeitgeber betrachtet es als Diebstahl, und die Kosten bezahlen wir, du und ich. Wir sind die Opfer.

      Viele Geschäftsleute treiben es noch schlimmer. Ein New Yorker Staatsanwalt ließ verlauten: „Börsenbetrüger und -manipulierer; Vorstandsmitglieder, die aus vertraulichen Informationen ungesetzlicherweise Kapital schlagen; Geschäftsleute, die dem Finanzamt Gewinne verheimlichen, und eine enorme Zahl von Aktionären: sie machten sich Bankkonten im Ausland zunutze, um ihre Geschäftsgewinne der Besteuerung zu entziehen.“ Leute, die so etwas tun, sind „die ersten, die sich über Einbrüche oder Überfälle in ihrem Wohnviertel beklagen würden“.

      „Wen könnte ich denn verklagen?“

      Man schätzt, daß in den USA in einem Jahr über sieben Millionen Zivilprozesse geführt werden. Sie kommen wie eine Lawine und begraben die Gerichte unter sich. Viele sind gerechtfertigt, viele sind nicht stichhaltig, und viele verraten Habsucht. Es ist eine Epidemie reinster Prozessiersucht. Patienten verklagen Ärzte, Klienten verklagen Rechtsanwälte, Studenten verklagen Lehrer, Arbeiter verklagen Vorgesetzte, Kunden verklagen Hersteller, jeder verklagt jeden. Selbst die Familie bleibt nicht verschont. „Kinder holen ihre Eltern vor Gericht, Ehepartner verklagen sich gegenseitig, Brüder verklagen Brüder, und Freunde verklagen Freunde“, kann man in einem Artikel der Zeitschrift U.S. News & World Report vom 4. Dezember 1978 lesen.

      In dem Artikel werden einige Fälle aufgeführt, die zeigen, welche Extreme die Sucht zum Prozessieren erreichen kann. Ein ehemaliger Student fordert von der Universität von Michigan 853 000 Dollar Schadenersatz, zum Teil deswegen, weil er seelische Qualen erleiden mußte, als er in Deutsch die Note „D“ bekam, obwohl er die Note „A“ erwartet hatte. Als ein Inhaftierter, der aus dem Gefängnis entkommen war, wieder gefaßt wurde, verklagte er den Sheriff und die Wächter auf eine Million Dollar Schadenersatz, weil sie ihn entkommen ließen, wodurch seine Gefängnisstrafe verlängert wurde. Eine Mutter verklagte Beamte auf 500 000 Dollar, weil sie sie davon abgehalten hatten, ihren Säugling neben einem öffentlichen Kinderschwimmbecken zu stillen. Ein junger Mann verklagte seine Eltern auf 350 000 Dollar, da sie ihn angeblich nicht richtig erzogen haben und er sich jetzt in der Gesellschaft nicht zurechtfinden kann. Die Eltern einer Schülerin prozessierten, weil sich das Mädchen in der Schule den Finger gebrochen hatte, als sie bei einem Ballspiel versuchte, den Ball aufzufangen. Sie behaupteten, daß es der Lehrer versäumt habe, ihr beizubringen, wie man den Ball richtig auffängt.

      Experten meinen, daß „das Gespenst der Prozessiersucht die Produktivität, die Kreativität und das menschliche Vertrauen untergräbt, da es in vielen Bereichen der Gesellschaft ,den Mut zur Tat raubt‘“. Ebenso wird befürchtet, daß diese Prozesse weiter an den persönlichen Beziehungen und den Einrichtungen nagen werden, die zum Zusammenhalt der Gesellschaft beitragen.

      Die Leute wollen sich also so geben, wie es ihnen paßt, möchten jedoch, daß andere die Folgen tragen. Sie wollen Torheit und Zügellosigkeit säen, aber andere die entstehenden Probleme ernten lassen. Das ist das Mandat des Ichkults. Jeder fällt ihm zum Opfer.

  • Sünde — Was ist das?
    Erwachet! 1979 | 22. Juli
    • Sünde — Was ist das?

      „Hört mit den Schuldgefühlen auf!“ sagte einmal ein Fürsprecher des Ichkults. Doch wer keine Schuldgefühle kennt, ist in Wirklichkeit krank.

      KANN man die Sünde aus der Welt schaffen, indem man einfach eine entsprechende Erklärung verlauten läßt? Das wäre fast so, als würde man versuchen, bei einem Kranken das Fieber zu senken, indem man das Thermometer zerbricht, oder der Kriminalität ein Ende zu bereiten, indem man alle Gesetze abschafft. Die Sünde läßt sich nicht beseitigen, indem man das Buch verwirft, in dem sie definiert wird. Selbst wenn die Bibel unberücksichtigt bleibt, ist die Sünde eine Tatsache, die einem zu Bewußtsein kommt. Über Personen, die nicht mit Gottes Gesetz vertraut sind, wird in der Bibel folgendes gesagt:

      „Wenn sie von sich aus tun, was das Gesetz verlangt, lebt das Gesetz in ihnen selbst. Ihr Verhalten zeigt, daß ihnen die Forderung des Gesetzes ins Herz geschrieben ist. Ihr Gewissen beweist das. Ihre Gedanken klagen sie nämlich an oder entschuldigen sie“ (Röm. 2:14, 15, NT 68).

      Ungeachtet, welche Behauptungen aufgestellt werden, dient man jeweils der Person oder der Sache, der man folgt: „Ihr wißt doch, daß ihr dem zum Gehorsam verpflichtet seid, in dessen Dienst ihr als Knechte steht. Im Verhältnis zur Sünde oder zu Gott ist es genauso: entweder dient ihr der Sünde. Das führt zum Tode. Oder ihr seid Gott gehorsam. Das führt zum neuen Leben“ (Röm. 6:16, Bruns).

      Sünde und Schuldgefühl sind untrennbar mit unserem unvollkommenen Leben verbunden. Auch wenn man so handelt wie die in Sprüche 30:20 erwähnte Frau, ändert sich daran nichts: „So ist der Weg einer ehebrecherischen Frau: Sie hat gegessen und hat sich den Mund abgewischt, und sie hat gesagt: ,Ich habe kein Unrecht begangen.‘“ Diese Weigerung, Sünde und Schuld zuzugeben, ahmt die heutige Ich-Generation nach. Auf der Titelseite von Dr. Karl Menningers Buch Whatever Became of Sin? (Was ist denn aus der Sünde geworden?) ist zu lesen: „Das Wort ,Sünde‘ ist aus unserem Wortschatz fast verschwunden, doch das Gefühl der Schuld bleibt in unserem Herzen und in unserem Sinn bestehen.“

      Der Wert des Schuldgefühls

      „Einige Leute“, sagt der Psychoanalytiker Willard Gaylin, „haben noch nie das Gefühl der Schuld erlebt. Allerdings sind sie nicht die Glücklichsten, noch trägt es zu unserem Glück bei, sie in unserer Mitte zu haben. Die Unfähigkeit, Schuld zu empfinden, ist der grundlegende Mangel bei Psychopaten und Asozialen.“ Er stimmt nicht mit den Gurus des Ichkults überein, die sagen, das Schuldgefühl sei eine nutzlose Regung. „Das Empfinden von Schuld“, sagt Gaylin, „ist nicht nur ein einzigartiges menschliches Erlebnis; die Entwicklung dieses Empfindens im Menschen — zusammen mit dem Schamgefühl — kommt den edelsten, hochherzigsten und humansten Charakterzügen zugute, die unsere Art auszeichnen.“

      Wir malen uns in unseren Gedanken ein Bild von der eigenen Person. Mit diesem inneren Bild wollen wir uns gleichsetzen. Es wird zu einem Maßstab oder Ideal, an dem wir uns messen — zu unserer Zufriedenheit oder Unzufriedenheit. Das Ideal entsteht durch die Gemeinschaft mit unseren Eltern, durch ihre Belehrungen und ihr Beispiel. Andere Personen, die wir achten oder bewundern, tragen ebenfalls zu diesem inneren Ideal bei, das in uns wächst. Durch Beobachten oder Studieren erfaßte Grundsätze tun ein übriges. Wenn wir die Bibel studieren, richtet sich dieses Bild oder Ideal nach dem des Gottes der Bibel aus, denn die Bibel spiegelt die in Gott verkörperten Grundsätze wider, wie zum Beispiel Gerechtigkeit, Liebe, Weisheit, Macht, Arbeitseifer und Zielbewußtsein. Je mehr wir unser Leben diesem gesunden inneren Maßstab anpassen, um so mehr werden wir uns selbst achten, ja sogar uns selbst lieben können.

      Versäumen wir dagegen, diesem inneren Ideal zu folgen, dann haben wir Schuldgefühle. Ist das nützlich? Über diesen Punkt schrieb der Psychoanalytiker Gaylin:

      „Schuldgefühle sind nicht eine ,nutzlose‘ Regung, sie sind ein Empfinden, das zu einem großen Teil unsere Güte und Großzügigkeit formt. Es alarmiert uns, wenn wir Verhaltensregeln übertreten haben, die wir persönlich wahren möchten. Schuldgefühle zeigen uns an, daß wir gegen unsere eigenen Ideale verstoßen haben.“

      Das Gewissen macht uns einzigartig

      Von allen irdischen Geschöpfen hat nur der Mensch ein Gewissen. Es arbeitet auf der Grundlage der Maßstäbe oder Ideale, die wir in uns haben. Studieren wir die Bibel und werden Gott ähnlich, so wird unser Gewissen ein sicherer Führer sein. Kommt unsere Handlungsweise nicht Gottes Willen nach, plagt uns das Gewissen, und wir empfinden Schuld.

      Tiere haben kein Gewissen, das Schuldgefühle bewirkt. Ein Hund mag betroffen dreinblicken, wenn er ungehorsam war, aber er hat nur Angst davor, sich unser Mißfallen zuzuziehen. Das Verhalten der Menschen dagegen wird durch das Gewissen einer Prüfung unterzogen, „wobei ihr Gewissen mitzeugt und sie inmitten ihrer eigenen Gedanken [gemäß dem, was sie sein sollten] angeklagt oder auch entschuldigt werden“ (Röm. 2:15).

      Personen, die sich bemühen, „mit den Schuldgefühlen aufzuhören“, brandmarken ihr Gewissen, um es unempfindlich zu machen und zum Schweigen zu bringen (1. Tim. 4:2). Außerdem müssen sie ihr früheres inneres Ideal durch ein neues ersetzen, das niedrigere Maßstäbe oder gar keine Maßstäbe beinhaltet. Es ist eine Rückkehr zur jahrtausendealten Unmoral, attraktiv verkleidet als „neue Moral“. Für solche Menschen gilt: „Sowohl ihr Sinn als auch ihr Gewissen ist befleckt“ (Tit. 1:15).

      Wir sollten die wertvolle Fähigkeit, Schuld zu empfinden, beibehalten. Zu diesem Zweck muß man ein „gutes Gewissen“ bewahren. Wenn dein Gewissen schwach ist, dann arbeite nicht dagegen, sondern stärke es, indem du die „verborgene Person des Herzens“, die auf Gottes Wort beruht, zur Reife entwickelst (1. Petr. 3:4, 16; 1. Kor. 8:7).

      Gib deine Schuld zu

      „Alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“, in dessen Gleichnis sie erschaffen wurden (Röm. 3:23; 1. Mose 1:27). Folglich haben alle Ursache zu Schuldgefühlen. Manche versuchen erfolglos, das zu verbergen, so wie der sprichwörtliche Vogel Strauß den Kopf in den Sand steckt.

      Als die ersten beiden Menschen sündigten, bekamen sie Schuldgefühle und versteckten sich. In dem Moment, wo sie zur Rede gestellt wurden, taten sie das gleiche, was heute viele tun: Sie versuchten, die Schuld dem anderen zuzuschieben. Der Bericht lautet: „Der Mensch sprach weiter: ,Die Frau, die du mir beigegeben hast, sie gab mir Frucht von dem Baum, und da aß ich.‘ Jehova Gott sprach hierauf zur Frau: ,Was hast du da getan?‘ Darauf erwiderte die Frau: ,Die Schlange — sie betrog mich, und so aß ich‘“ (1. Mose 3:12, 13).

      Der Schuldige versucht, Leidensgenossen zu finden — je mehr, je besser. Dr. Menninger schreibt:

      „Wenn man eine Gruppe von Personen dazu bringt, die Verantwortung für alles zu übernehmen, was eine Sünde wäre, wenn es ein einzelner täte, dann empfindet keiner der Betroffenen die Last der Schuld. Vielleicht werden sie von anderen beschuldigt, aber die von so vielen Menschen getragene Schuld macht sich für den einzelnen gar nicht bemerkbar“ (Whatever Became of Sin?, S. 95).

      Wozu kann das schließlich führen? Über „die Sünde des Krieges“ schreibt er: „Alle Verhaltensweisen, die im Normalfall als kriminell und/oder sündhaft gelten, werden auf einmal gutgeheißen — Mord, schwere Körperverletzung, Brandstiftung, Raub, Betrug, Eigentumsdelikte, Sabotage, Wandalismus und Mißhandlungen“ (S. 101).

      Menninger malt das noch lebendiger aus und wirft dann einige Fragen auf:

      „Das Bild eines schreienden, brennenden Kindes oder einer halbverstümmelten oder aufgeschlitzten Frau schockiert und empört uns, obwohl das Schreien und das Stöhnen nicht unser Ohr erreicht. Wir sind nicht Zeugen des Leids der gebrochenen Mutter. Wir wissen nichts von all der Verzweiflung der Hoffnungslosigkeit und dem großen Verlust. Wir gehen nicht mit ihnen ins Krankenhaus, um uns die gräßlichen Wunden, die quälenden Brandmale und die zerschmetterten Glieder anzusehen. Und all das ist nur ein einziger von Millionen winziger Punkte auf einer großen Karte. Man kann es nicht beschreiben, man kann es nicht erfassen, man kann es sich nicht vorstellen.

      Doch wer ist für dieses Unheil verantwortlich? Sicher ist es sündhaft, doch wessen Sünde ist es? Keiner will dafür verantwortlich sein. Jemand hat jemand gesagt, jemand zu sagen, jemand zu sagen, dieses und jenes zu tun. Jemand beschloß, das Ganze in Gang zu setzen, und jemand erklärte sich bereit, die Kosten zu tragen. Doch wer? Habe ich für ihn meine Stimme abgegeben? ... Manchmal glaube ich, daß die einzigen moralisch völlig unbeirrbaren Menschen die sind, die sich weigern mitzumachen“ (S. 102, 103).

      Bewältige deine Schuldgefühle

      Die Ehrlichkeit verlangt, daß jeder von uns seine Sünde und Schuld zugibt. Geistige Gesundheit erfordert, daß wir uns davon befreien. Jehova bereitet uns den Weg dazu.

      Gottes Wort zeigt uns, welche Schritte unerläßlich sind. Gib es zu: „Wenn wir erklären: ,Wir haben keine Sünde‘, führen wir uns selbst irre, und die Wahrheit ist nicht in uns“ (1. Joh. 1:8). „Wer seine Übertretungen zudeckt, wird kein Gelingen haben“ (Spr. 28:13). Bekenne deine Sünde vor Gott: „Ich sagte: ,Ich werde meine Übertretungen Jehova bekennen‘“ (Ps. 32:5). Dem Bekennen folgt die Vergebung: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, uns die Sünden zu vergeben“ (1. Joh. 1:9). Die Schuld wird dann getilgt: Vergebung erfolgt von Gott durch Christus, und diese Vergebung wird „unser Gewissen von toten Werken reinigen“ (Kol. 1:14; Hebr. 9:14). Dann braucht unser Gewissen keine Schuld mehr zu empfinden.

      Gib also deine Sünde zu, gestehe sie ein, bekenne sie vor Gott, und suche Vergebung zu erlangen. Manchmal folgt eine Strafe, aber oft kommt nach dem Bekennen die Vergebung, und die Sache ist erledigt.

      Die Ich-Generation versucht, über die Frage der Schuld hinwegzugehen, indem sie die Sünde leugnet. Durch die Behauptung von Verhaltenspsychologen, wir würden keine persönliche Entscheidung treffen und daher auch keine Verantwortung tragen, wird die Sünde unter den Teppich gekehrt. Das ist die Psychologie, für die keine Fehler existieren: Niemand ist verantwortlich, niemand braucht getadelt zu werden, niemand ist schuldig, und niemand sündigt. Das ist genau die Art psychologisches Geschwätz, das den Ichanbetern „wie gerufen kommt“ und hinter dem sie sich verbergen. Mit hochgezogenen Augenbrauen fragen sie dann: „Sünde — was ist das?“

      In der gesunden Psychologie wird die Sünde eingestanden und bekannt. Gottes Wort ist das Hilfsmittel, das uns dazu befähigt. Es zeigt, daß wir eine angemessene Achtung vor uns selbst haben müssen, auf andere Rücksicht nehmen und vor allem unseren Schöpfer, Jehova Gott, lieben und seine Grundsätze als unsere Richtlinien anerkennen müssen. Der nächste Artikel geht auf diese Punkte näher ein.

  • Unerläßlich: Denke an Gott, denke an andere, denke an dich
    Erwachet! 1979 | 22. Juli
    • Unerläßlich: Denke an Gott, denke an andere, denke an dich

      „Du sollst Jehova, deinen Gott, lieben ... Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Mark. 12:30, 31).

      WIR müssen ganz realistisch sehen, wer wir Menschen sind, wie wir beschaffen sind und was die Geschichte über uns offenbart hat. Welche Handlungsweise hat sich als praktisch, als nützlich erwiesen?

      Es gibt beim Menschen nicht nur den fleischlichen, sondern auch den geistigen Aspekt. Sollen wir es den Hedonisten gleichtun, die immer nur die fleischlichen Bedürfnisse befriedigen? Oder sollen wir Asketen sein, die das Fleisch bestrafen, um den Geist zu erhöhen?

      Natürlich befürwortet die Bibel nicht den Hedonismus. Doch im Gegensatz zu einigen Religionen tritt sie auch nicht für Askese ein: „Diese Dinge besitzen zwar einen Schein von Weisheit in einer selbstauferlegten Form der Anbetung und Scheindemut, einer strengen Behandlung des Leibes; aber sie sind von keinem Wert im Kampf gegen die Befriedigung des Fleisches“ (Kol. 2:23).

      Die Bibel begünstigt keine Extreme, sondern Ausgeglichenheit und Vernünftigkeit: „Laßt eure Vernünftigkeit allen Menschen bekanntwerden“ (Phil. 4:5). Wenn wir uns dem Fleisch hingeben, verkümmert der Geist. Werden wir dagegen in unserer Einstellung zu geistigen Belangen fanatisch, dann leidet das Fleisch. Man sollte für das Fleisch sorgen, ohne materialistisch zu werden: „Wenn wir also Lebensunterhalt und Bedeckung haben, werden wir mit diesen Dingen zufrieden sein.“ Das Fleisch ist wichtig, aber weitaus wichtiger ist der Geist: „Der Geist eines Mannes kann seine langwierige Krankheit ertragen; was aber einen niedergeschlagenen Geist betrifft, wer kann ihn tragen?“ Somit ist es unerläßlich, die Bedürfnisse des Geistes zu erkennen: „Glücklich sind die, die sich ihrer geistigen Bedürfnisse bewußt sind“ (1. Tim. 6:8; Spr. 18:14; Matth. 5:3).

      Du mußt dich selbst lieben

      Sich selbst lieben? Klingt das nicht nach Ich-Generation? Nein, denn es ist nicht die egozentrische Liebe des mythologischen Narziß gemeint, die die Möglichkeit ausschloß, echte Liebe zu anderen zu haben. Es ist tatsächlich notwendig, dich selbst zu lieben, bevor du andere lieben kannst. Der modernen Psychologie ist das bekannt, doch bestand diese Erkenntnis schon vor 3 500 Jahren. Moses schrieb in 3. Mose 19:18: „Du sollst deinen Mitmenschen lieben wie dich selbst.“ Du sollst dich selbst lieben und sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.

      Wir müssen uns selbst in dem Sinne lieben, daß wir für uns selbst sorgen und Selbstachtung haben. Um das tun zu können, müssen wir dem nachkommen, was gemäß unserer Erkenntnis in den Augen Gottes recht ist und was unser richtig geschultes und empfindsames Gewissen von uns erwartet. Wenn wir das versäumen, sind wir mit uns selbst unzufrieden und empfinden Schuld und Scham. In dieser unglücklichen Verfassung versuchen wir, anderen die Schuld zu geben, und unser Verhältnis zu ihnen wird gestört.

      Das kann man im Falle Adams und Evas sehen. Sie wußten, was die rechte Handlungsweise war. Als sie das Gegenteil taten, versteckten sie sich vor Gott, weil sie Schuld empfanden. Als Gott sie zur Rede stellte, versuchten beide, die Schuld von sich abzuwälzen. Adam beschuldigte seine Frau und auch Gott, weil er ihm diese Frau gegeben hatte; Eva schob die Schuld der Schlange zu (1. Mose 3:12, 13). Adam konnte nicht mehr richtig sich selbst lieben oder achten, und das Verhältnis zu Gott und zu seiner Frau war gestört. Auch Eva versuchte, die Schuld abzuwälzen, damit sie sich selbst reinwaschen und achten könnte. Sofern jedoch das Gewissen einer Person nicht völlig gebrandmarkt ist, kann die Schuld nicht auf diese Weise getilgt werden. Wenn wir es auch versuchen, können wir uns im Grunde nicht betrügen, und unsere innere Unzufriedenheit behindert die Liebe zu anderen. Es ist unerläßlich, dich selbst zu lieben.

      Du mußt andere lieben

      Die moderne Psychologie erkennt auch diese Notwendigkeit an. Der Psychoanalytiker Willard Gaylin schrieb in der Zeitschrift Atlantic vom Januar 1979:

      „So etwas wie das Überleben des Individuums gibt es nicht. Das Menschliche jedes menschlichen Wesens ist der Fürsorge anderer menschlicher Wesen zu verdanken, ohne die es nicht überleben kann. Empfängt es nur minimale Liebe und Fürsorge, dann überlebt es vielleicht als ein biologisches Gebilde ohne die Eigenschaften der Menschlichkeit, die es über das Tier erheben. Selbst wenn ein Individuum erst nach seinem Entwicklungsstadium in irgendeinem entscheidenden Punkt keinen Kontakt mehr mit seiner Art hat, kann es zwar in seiner Vorstellungskraft soziale Verhältnisse nachvollziehen und sich eine Zeitlang daran aufrichten, steht aber in der Gefahr, auf das Niveau eines Tieres erniedrigt zu werden.“

      Der Psychoanalytiker Otto Kernberg schrieb in der Zeitschrift Psychology Today vom Juni 1978:

      „Hat ein Mensch ein enges Verhältnis zu einem anderen Menschen, dann geht in ihm etwas vor sich, was ihm große Befriedigung verschafft ... Und wenn er das nicht erreichen kann, empfindet er eine Leere und chronische Unzufriedenheit.“

      Wir brauchen die Anerkennung anderer. Wie Jesus zeigte, ist das Geben die beste Möglichkeit zu empfangen: „Übt euch im Geben, und man wird euch geben. Man wird euch ein treffliches, vollgedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß in euren Schoß schütten. Denn mit dem Maß, mit dem ihr meßt, wird euch wieder gemessen werden“ (Luk. 6:38). Empfangen macht glücklich, aber Geben noch glücklicher. Wenn wir von unserer Liebe geben, wird sie geübt und wächst, und unsere Fähigkeit, andere zu lieben, nimmt zu. Wir ernten wiederum ihre Liebe. Liebe andere zuerst. Das wird bewirken, daß sie dich lieben. Veranschaulicht wird das durch die Liebe, die Jehova uns Menschen erwiesen hat: „Was uns betrifft, so lieben wir, weil er uns zuerst geliebt hat“ (1. Joh. 4:19; Apg. 20:35).

      Kleine Kinder müssen lernen, wie wichtig es ist, andere zu lieben. Beim Spiel mit Gleichaltrigen lernen sie, daß sie nicht immer ihren eigenen Willen durchsetzen können, nicht immer das tun können, was ihnen beliebt, und nicht immer nur an sich denken können. Kleine Kinder neigen dazu, auf ihrem Willen zu bestehen, erkennen aber bald, daß der Preis einer Kameradschaft darin besteht, anderen auch mal den Vorrang zu lassen. Kleine Ichanbeter werden vereinsamen.

      Du mußt Gott lieben

      Wir sind ein winziges Nichts, verglichen mit der Größe der Erde, die winzig ist im Vergleich zu unserer Sonne, die wiederum ein kleiner Stern unter Millionen anderen in unserer Milchstraße ist. Unsere Milchstraße ist nur eine unter Milliarden anderen des Universums. Wir stünden in der Weite dieses Raumes mikroskopisch klein und völlig unbedeutend da — es sei denn, der Gott, der das Universum erschaffen hat, hat auch uns erschaffen, sorgt für uns und hat einen Zweck für unser Dasein vorgesehen. Das ist auch der Fall, und allein aus diesem Grund kann unser Leben Sinn und Zweck haben. Gott liebt uns, und wir müssen ihn lieben. Dieser Punkt wird in der Bibel wiederholt hervorgehoben. Leslie K. Tarr, ein religiöser Schriftsteller, stellte mit folgenden Worten die Philosophie des Ichkults dem Christentum gegenüber:

      „Das Evangelium des Eigennutzes trifft zutiefst alles Edle unserer Kultur und ist dem christlichen Evangelium völlig entgegengesetzt. ,Das Beste immer für mich‘ ist der Schlachtruf der neuen Barbarei. Das christliche Evangelium ist ein Aufruf ganz anderer Art. Es fordert dich dazu auf, dich selbst zu verleugnen, das Kreuz aufzunehmen, ... die andere Wange hinzuhalten und die zweite Meile zu gehen. Im Gegensatz dazu nimmt sich der Aufruf ,Das Beste immer für mich‘ schäbig aus ... Das Evangelium des Insichgekehrtseins ist in seinen religiösen und weltlichen Formen weit entfernt von der Botschaft, die unsere Augen zuerst auf Gott und dann nach draußen zu anderen lenkt“ (Toronto Star, 25. November 1978).

      Der angesehene Historiker Arnold Toynbee sprach von einer ernsthaften moralischen Kluft, vor der wir stehen, und sagte über die Wissenschaft:

      „Sie hat ihm [dem Menschen] nicht geholfen, aus dem Gefängnis seiner angeborenen Ichsucht auszubrechen und sich in die Gemeinschaft einer Realität zu begeben, die größer, wichtiger, wertvoller und beständiger ist als das Individuum selbst“ (Surviving the Future, Arnold Toynbee).

      In einer Flut einschlägiger Bücher reden die modernen Gurus des Ichkults ihrer Philosophie das Wort. Doch die jahrtausendealte Geschichte der Menschheit hat offenbart, daß menschliche Philosophien keinen bleibenden Nutzen bringen. „Die Weisheit [erweist sich] durch ihre Werke als gerecht“, und menschliche Weisheit hat diesen Beweis nicht erbracht (Matth. 11:19). Menschen mögen spotten und sagen, die Weisheit der Bibel sei unpraktisch, doch bleibt die Tatsache bestehen, daß es die Welt noch nie damit — mit der Liebe zu Gott — versucht hat; auch nicht mit der Liebe zum Nächsten; nicht einmal mit der echten Liebe zu sich selbst. Und sicher nicht mit der Goldenen Regel, die Jesus verkündete: „Alles daher, was ihr wollt, daß euch die Menschen tun, sollt auch ihr ihnen ebenso tun“ (Matth. 7:12).

      Der Psychiater Karl Menninger führt in seinem Buch Whatever Became of Sin? aus: „Die eigene Egozentrik zu überwinden ist keine Tugend; es ist eine Lebensnotwendigkeit.“

      Wir müssen an uns selbst, an andere und auf jeden Fall an Jehova Gott denken. Jesus rückte diese Notwendigkeiten ins rechte Licht, als er gefragt wurde: „Lehrer, welches ist das größte Gebot im ,Gesetz‘?“ Seine Antwort: „‚Du sollst Jehova, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Sinn.‘ Dies ist das größte und erste Gebot. Das zweite, ihm gleiche, ist dieses: ,Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘ An diesen zwei Geboten hängt das ganze ,Gesetz‘ und die ,Propheten‘“ (Matth. 22:36-40).

  • Der Ichkult zerrüttet Familien — ein paar Kommentare
    Erwachet! 1979 | 22. Juli
    • Der Ichkult zerrüttet Familien — ein paar Kommentare

      „Meinen Sie, daß die Ich-Gesellschaft zu einer Zunahme an zerrütteten Familien führt?“ fragte man Dr. Robert Taylor, Autor einschlägiger Bücher. „Ja“, antwortete er. „Ich glaube, die Ich-Philosophie trägt zu der gegenwärtigen hohen Scheidungsrate bei.“

      Die jetzige Mode der Selbstverwirklichung bewirkt, daß „ganze Bevölkerungsteile“, so hieß es in einem Leitartikel der Zeitschrift U.S. News & World Report „Arbeitsplatz, Politik, Bürger- und Familienpflichten vernachlässigen oder aufgeben zugunsten von Kursen für Selbstverwirklichung, von exotischen Übungen, ... außerehelichen Abenteuern und anderen Betätigungen, die das reine Glück bringen sollen“.

      „Moderne Eltern sind ihrem Kind entfremdet.“ Warum? In einem Bericht der Newsweek wird erklärt: „Sie meinen, sie hätten ,kaum etwas weiterzugeben, und geben jetzt ihrem persönlichen Recht auf Selbstverwirklichung den Vorrang‘.“

      „In einem Zeitalter, das den Ausdruck der eigenen Person und die Selbstgefälligkeit hervorhebt, möchten Eltern nichts von sich selbst für ihre Kinder opfern, die sie als eine Bürde betrachten. Die Kinder sind entweder völlig unerwünscht oder sollen sich möglichst ruhig und unauffällig verhalten ... Die Leute sind heute egozentrischer als vor 20 Jahren“ (Homemaker’s Magazine, Juni/Juli/August 1976).

      Im vergangenen Dezember wurde in einem besonderen Bericht des amerikanischen Fernsehnetzes CBS die Situation einer Familie diskutiert, die getrennt lebt und deren Kinder unter den Folgen der Trennung zu leiden haben. Die Mutter gehört der Frauenbewegung an, wodurch die Scheidung heraufbeschworen wurde. Die Kinder sagten, sie seien traurig darüber, daß die Mutter wegen ihres Arbeitsplatzes zu oft von zu Hause fort sei und der Vater getrennt von ihnen lebe.

      In der Zeitschrift U.S. News & World Report hieß es über die Psychiatrie: „Die Gesellschaft als Ganzes hat vielleicht unter einigen psychiatrischen Praktiken gelitten. Es besteht — zu Recht oder zu Unrecht — die weitverbreitete Ansicht, daß die Sorgen und Nöte des modernen Amerika durch psychiatrische Ratschläge verschlimmert worden sind, die oft auf die Ermunterung hinauslaufen: ,Was du tust, geht niemand etwas an‘ selbst wenn dabei Familien zugrunde gehen.“

      Die Zeitschrift Newsweek besprach unter dem Titel „Ich, ich und noch mal ich“ das Buch The Culture of Narcissism (Die Kultur des Narzißmus) von dem Geschichtsprofessor Christopher Lasch. Die gegenwärtige Tendenz der Eltern, „ihrem persönlichen Recht auf Selbstverwirklichung den Vorrang“ zu geben, hat zur Folge, daß die Kinder emotional verkümmern und keinen Moralkodex haben. Wie er ausführt, bietet die neue Ichbewußtseinsbewegung „Lösungen an, die der eigenen Person schaden, da den Leuten geraten wird, nicht zuviel in Liebe und Freundschaft zu investieren“.

      Anfangs befaßten sich die Frauenzeitschriften mit Haushalt und Kindern. Dann erschienen Zeitschriften für die berufstätige Frau. Später waren es Zeitschriften für die Feministenbewegung. Die letzte Neuheit ist die Zeitschrift Self (Ich). Der Leitartikel einer Ausgabe des Wall Street Journal, in dem über die neu erschienene Zeitschrift berichtet wurde, schloß mit der Bemerkung, daß die Herausgeber dachten ihre Leser würden sich „nicht auf Kinder, Sex oder Politik, sondern auf ihr ziemlich ungebundenes Ich konzentrieren wollen. Keine allzu erbauliche Botschaft für das Ende unseres Jahrzehnts.“

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