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Die Zerstörung Jerusalems — eine Warnung für uns?Erwachet! 1980 | 8. Dezember
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Die Zerstörung Jerusalems — eine Warnung für uns?
JERUSALEM — ein Name, den manch einer flüsternd im Gebet erwähnt, ein anderer zornig herausschreit und der im diplomatischen Schriftverkehr verschlüsselt erscheint. Doch bei sehr vielen bringt dieser Name das Blut in Wallung. Ist es nicht eine Ironie, daß gerade diese Stadt, deren Name „Besitz [oder „Grundlage“] des zwiefachen Friedens“ bedeutet, schon seit vielen Jahren Gegenstand internationaler Kontroversen ist?
Die Stadt Jerusalem ist Juden, Christen und Moslems heilig, und alle stützen ihren Anspruch auf die Bibel. Von besonderem Interesse aber ist die Tatsache, daß die Bibel genaue Prophezeiungen über das Geschick Jerusalems enthält und daß in diesen Prophezeiungen von Geschehnissen gesprochen wird, die damals von internationalem Interesse waren. Kann man vielleicht daraus die Bedeutung der gegenwärtigen Ereignisse ableiten? (Matth. 24:3-22; Luk. 21:5-24).
Um eine Antwort darauf zu erhalten, müssen wir uns zuerst mit dem befassen, was die Bibel und die Weltgeschichte über das, was Jerusalem im ersten Jahrhundert widerfuhr, berichten. Im Jahre 33 u. Z. sagte Jesus Christus die vollständige Vernichtung der Stadt und ihres Tempels voraus. Warum?
Jesus ritt, zwei Tage bevor er diese Prophezeiung äußerte, in Jerusalem ein, um sich als König vorzustellen. Aber die Führer der Nation wollten ihn nicht als einen von Gott gesandten Herrscher anerkennen. Später sagte ihnen Jesus deutlich, daß das Königreich Gottes von ihnen genommen und einer Nation gegeben werde, die dessen Früchte hervorbringen werde. Sie selbst aber würden ‘zerschmettert, zu Staub gemacht’ (Matth. 21:1-15, 42-46; Joh. 19:12-15).
Die Geschichte bezeugt, daß sich die Prophezeiungen Jesu nur 34 Jahre später, im Jahre 70 u. Z., durch die römische Armee unter dem Feldherrn Titus bis aufs I-Tüpfelchen erfüllten. Es ist sehr aufschlußreich zu erfahren, wie diese Prophezeiungen in Erfüllung gingen. Es folgen nun einige Einzelheiten.
Befestigung aus Spitzpfählen
Um zu zeigen, wie genau Jesus seine Prophezeiungen formulierte, möchten wir die folgende zitieren: „Deine Feinde [werden] eine Befestigung aus Spitzpfählen um dich bauen und werden dich ringsum einschließen und dich von allen Seiten bedrängen“ (Luk. 19:43).
Als Jesus im Jahre 33 u. Z. diese Prophezeiung äußerte, hätte ein Skeptiker sagen können: „Was, eine kilometerlange Palisade rings um Jerusalem errichten, auf solch schwierigem Terrain? Die Feinde würden bestimmt versuchen, sie daran zu hindern, und außerdem müßte das Holz von weit her gebracht werden. Wie töricht, so etwas vorherzusagen!“ Doch was geschah 37 Jahre danach?
Von Josephus erfahren wir, daß die Römer, nachdem sie mit der Belagerung Jerusalems begonnen und zwei der drei Mauern erstürmt hatten, dennoch den Mut verloren. Warum? Weil die Juden verzweifelten Widerstand leisteten und den Römern große Verluste beibrachten. „Viele verzweifelten nunmehr daran, mit den gewöhnlichen Maschinen die Stadt erobern zu können“ (Geschichte des Jüdischen Krieges, 5. Buch, 11. Kapitel, 6. Abschnitt).
Was beabsichtigte Titus nun zu tun? Der junge Feldherr, der auf Ruhm aus war, meinte, „um nun Schnelligkeit mit Sicherheit zu vereinigen, müsse man die ganze Stadt mit einer Ringmauer umschließen“. Darauf begannen die Legionen und die Kohorten miteinander um die Wette zu arbeiten, und mit großem Eifer bemühten sie sich, ihre Strecke der Ringmauer zuerst fertig zu haben. Mit welchem Ergebnis?
„Die ganze Umwallungslinie hatte eine Länge von 39 Stadien [7 Kilometer] ... In drei Tagen war der Bau errichtet und damit ein Werk, für welches Monate nicht zu viel gewesen wären, in unglaublich kurzer Zeit vollendet worden.“ Eine „Befestigung aus Spitzpfählen“, wie Jesus vorhergesagt hatte! Und was hatte der Bau dieses Walls zur Folge? Die Zerstörung der Stadt und den Tod ihrer großen Einwohnerschaft.
Ist dir aber auch bekannt, daß Jesus die Verhältnisse, die sich in den Jahren vor diesem tragischen Höhepunkt entwickelten, prophezeit hatte? Man beachte, was er über Lebensmittelknappheit, über Gesetzlosigkeit und über falsche Propheten, die in jener Zeit auftreten würden, vorhersagte.
Lebensmittelknappheit
Jesus wies darauf hin, daß vor der Zerstörung Jerusalems Lebensmittelknappheit sein würde (Mark. 13:8; Matth. 24:7).
Diese Prophezeiung ging in Erfüllung. Zum Beispiel wird in Apostelgeschichte 11:27-30 berichtet: „In diesen Tagen nun kamen Propheten von Jerusalem nach Antiochia herab. Einer von ihnen namens Agabus stand auf und ging daran, durch den Geist anzuzeigen, daß eine große Hungersnot über die ganze bewohnte Erde zu kommen im Begriffe sei, die dann in der Zeit des Claudius [41—54 u. Z.] tatsächlich eintrat. Da bestimmten die Jünger, daß ein jeder von ihnen, so, wie er es sich leisten konnte, den in Judäa wohnenden Brüdern als Dienstleistung eine Unterstützung sende; und das taten sie, indem sie es durch die Hand des Barnabas und Saulus an die älteren Männer sandten.“
Der jüdische Historiker Josephus erwähnt in seinem Werk Jüdische Altertümer (20. Buch, 2. Kapitel, 5. Abschnitt) anscheinend dieselbe Hungersnot. Josephus schreibt, daß in jener Zeit eine Hungersnot die Stadt Jerusalem bedrückte und „viele Bürger aus Mangel an Lebensmitteln umkamen“.
Eine Welle der Gesetzlosigkeit
Lebensmittelknappheit war nur eines der von Jesus vorhergesagten Probleme, mit denen man vor der Zerstörung Jerusalems zu kämpfen haben würde. Er erwähnte auch, daß durch die zunehmende Gesetzlosigkeit jegliche bei den Menschen im allgemeinen noch vorhandene Nächstenliebe erkalten wurde (Matth. 24:12).
Obschon sich die Gesetzlosigkeit in vielen Teilen des Römischen Reiches ausbreitete, nahm sie besonders in Judäa zu der Zeit, da Stimmung für einen Aufstand gemacht wurde, überhand. Josephus berichtet, daß während der Statthalterschaft des Felix (ungefähr 48—58 u. Z.) Bewaffnete das judäische Land durchzogen. „Truppweise verteilten sie sich demgemäß ins Land, plünderten die Besitzungen der Großen, mordeten die Eigentümer und äscherten die Dörfer ein, sodaß ganz Judaea unter ihren Frevelthaten zu leiden hatte.“ Das ereignete sich vor 66 u. Z., dem Jahr, in dem die Christen aus Jerusalem flüchteten (Geschichte des Jüdischen Krieges, 2. Buch, 13. Kapitel, 6. Abschnitt).
Falsche Propheten
Das war noch längst nicht alles. Jesus hatte auch warnend gesagt: „Viele falsche Propheten werden aufstehen und viele irreführen“ (Matth. 24:11).
Josephus berichtet, daß zur Zeit des Statthalters Felix eine ganze Anzahl falscher Propheten aufstanden. „Es waren dies Verführer und Betrüger, die unter dem Vorwand göttlicher Sendung auf Umwälzung und Aufruhr hinarbeiteten und das Volk zu religiöser Schwärmerei hinzureissen suchten, indem sie es in die Wüste lockten, als ob Gott ihnen dort durch Wunderzeichen ihre Befreiung ankündigen würde. Felix, der in diesen Vorgängen den Keim der Empörung erkannte, liess Reiterei und Fussvolk gegen die Menge ausrücken und viele niedermetzeln“ (Geschichte des Jüdischen Krieges, 2. Buch, 13. Kapitel, 4. Abschnitt). Unter diesen falschen Propheten befand sich laut Josephus auch ein Ägypter. Anscheinend hatte der römische Militärbefehlshaber, der den Apostel Paulus in Jerusalem verhaftete, geglaubt, bei Paulus handle es sich um diesen falschen Propheten (Apg. 21:37, 38).
Kein Stein auf dem anderen
Eine der bemerkenswertesten der genauen Prophezeiungen Jesu betrifft den Tempel in Jerusalem. Jesus sagte nicht nur voraus, daß er in Feindeshand fallen werde, sondern er prophezeite, daß er bis auf den Grund zerstört, ja daß kein Stein auf dem anderen bleiben werde (Luk. 21:5, 6).
Nicht nur die Juden, sondern auch die Römer waren stolz auf den Tempel in Jerusalem. Herodes der Große, der vom römischen Senat zum König ernannt worden war, hatte begonnen, den Tempel zu verschönern und zu vergrößern. Er galt als ein einzigartiges Bauwerk von großer künstlerischer Schönheit.
Stolz schreibt Josephus: „Der äussere Anblick des Tempels bot alles dar, was Auge und Herz entzücken konnte. Auf allen Seiten mit schweren goldenen Platten bekleidet, schimmerte er bei Sonnenaufgang im hellsten Feuerglanz und blendete das Auge gleich den Strahlen des Tagesgestirns“ (Geschichte des Jüdischen Krieges, 5. Buch, 5. Kapitel, 6. Abschnitt).
Als, wie Josephus schreibt, der römische Feldherr Titus Kriegsrat hielt und befahl, den Tempel nicht zu zerstören, sah es aus, als würde sich Jesu Prophezeiung nicht erfüllen. Doch was geschah? Während die Schlacht um den Tempel tobte, ergriff trotz dieses Befehls ein unbekannter römischer Soldat einen Feuerbrand und schleuderte ihn in das Innere des Tempels, worauf dieser in Flammen aufging. Die massiven Mauern des Tempels überdauerten jedoch das Feuer. Würden sie bestehenbleiben?
Nachdem die Stadt schließlich erobert worden war und der Tempel niedergebrannt war, befahl Titus, „den noch erhaltenen Teil der Stadt vollends zu zerstören und die Mauern zu schleifen“. Nur drei Türme ließ er stehen als Beweis dafür, welch mächtige Bollwerke die Römer bezwungen hatten. Obschon sowohl die Juden als auch Titus den Tempel erhalten wollten, fiel er, in Erfüllung der Worte Jesu, der Vernichtung anheim.
Was bedeutet das für uns heute?
Aus der Bibel geht hervor, daß auch heute die Menschen vor der Frage stehen, wen sie als ihren Herrscher anerkennen sollten. Die biblische Zeitrechnung läßt erkennen, daß im Jahre 1914 u. Z., als die Zeiten der Nationen endeten, Jesus Christus im Himmel mit Königsmacht bekleidet und beauftragt wurde, die Menschheit zu regieren. Die Bevölkerung aller Länder wird durch die Predigttätigkeit der Zeugen Jehovas auf die Entscheidung, vor die sie gestellt ist, aufmerksam gemacht.
Wie reagiert die Welt? Die meisten Menschen sind nicht interessiert. Sogar die Mehrzahl der sogenannten Christen bringt durch ihre Lebensweise die Überzeugung zum Ausdruck: Wir haben keinen anderen Herrscher als den Staat.
Wozu wird das führen? Schlage die Bibel auf, und lies die Texte in Matthäus, Kapitel 24 und 25, Markus 13 und Lukas 21. Daraus geht deutlich hervor, daß Jesus vieles von dem, was er für die Welt vorausgesagt hatte, die vor der Zerstörung Jerusalems bestand, auch für unsere Generation prophezeite. Alles, was er voraussagte — die Kriege, die Hungersnöte, die Gesetzlosigkeit und die Verkündigung trügerischer Hoffnungen sowie weitere Aspekte des von ihm gegebenen „Zeichens“ —, ist deutlich sichtbar. Und so, wie Selbstsucht und Gewalttätigkeit Merkmale der damals bekannten Welt waren, so sind Selbstsucht und Gewalttätigkeit charakteristisch für die heutige Welt. Deshalb kann dem gesamten Weltsystem ebenfalls nur die Vernichtung bevorstehen (Spr. 2:21, 22).
Für gerechtigkeitsliebende Personen sind die gegenwärtigen schweren Zeiten jedoch ein Beweis dafür, daß die Befreiung bevorsteht. Denn Jesus sagte: „Wenn aber diese Dinge zu geschehen anfangen, dann richtet euch auf und hebt eure Häupter empor, denn eure Befreiung naht“ (Luk. 21:28).
Was folgt auf die Befreiung? Eine neue Ordnung, in der alle gerechtigkeitsliebenden Menschen unter Gottes Königreich in Sicherheit leben werden (Luk. 21:31; Micha 4:3, 4). Möchtest du in dieser neuen Ordnung leben? Wenn ja, dann schließe dich den Leuten an, die daran glauben. Sie betrachten in ihren Königreichssälen regelmäßig die Bibel, weil sie durch ihr Leben — sowohl durch ihre Worte als auch durch ihre Taten — zeigen möchten, daß sie sich für die Herrschaft Gottes entschieden haben.
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Ein Flug in die AntarktisErwachet! 1980 | 8. Dezember
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Ein Flug in die Antarktis
AN VIER Tagen im Jahr fliegt die Air New Zealand in die Antarktis. Am 21. November 1979 war ich bei einem solchen Flug von Auckland aus dabei.
Nachdem wir Neuseeland hinter uns gelassen hatten, gewann das Flugzeug an Höhe, und wir machten es uns bequem auf unseren Sitzen, während alles verdunkelt wurde, damit wir uns drei Filme über den Südpol ansehen konnten. Der erste war ein Schwarzweißdokumentarfilm über die Expedition von Amundsen und seiner Mannschaft im Jahre 1912. Was für Pioniere das doch waren! Als nächstes sahen wir zwei Farbfilme über Expeditionen aus jüngerer Zeit und die Errichtung von Neuseelands Scott Base.
Wirklich sehenswert
Die Zeit flog nur so dahin, und bald tauchten wir hinab in den Glanz einer strahlenden Landschaft — die Antarktis. Sie ist ein einzigartiger Erdteil, der kälteste Kontinent der Welt — isoliert
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