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  • „Zensur: 500 Jahre Auseinandersetzung“
  • Erwachet! 1985
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Erwachet! 1985
g85 22. 3. S. 10-11

„Zensur: 500 Jahre Auseinandersetzung“

WÄHREND der Sommer- und Herbstmonate des vergangenen Jahres veranstaltete die Öffentliche Bibliothek in New York eine Ausstellung unter dem Thema: „Zensur: 500 Jahre Auseinandersetzung“. Zu bestimmten Zeiten fanden Führungen statt, wobei interessante Erklärungen gegeben wurden. Im vergangenen Juli besuchte ich die weltberühmte Bibliothek in New York an der Ecke Fifth Avenue/42. Straße und schloß mich einer solchen Führung an.

Sie begann in einem großen, prächtigen Saal. Die Ausstellungshalle mit ihrer im Renaissancestil geschnitzten Eichendecke beherbergte seltene Bücher und Druckschriften, die zwischen dem 15. Jahrhundert und der heutigen Zeit entstanden sind. Sämtliche Veröffentlichungen hatten eines gemeinsam — die Schmach, zu irgendeiner Zeit zensiert worden zu sein.

Zu Beginn des Rundgangs forderte unser Führer uns auf: „Stellen Sie sich vor, Sie sitzen gemütlich in der Stille Ihres Wohnzimmers und lesen Ihr Lieblingsbuch. Plötzlich stürzt die Polizei ins Haus, nimmt Ihnen das Buch aus der Hand und reißt es in Stücke. Weshalb? Einfach deshalb, weil diejenigen, die an der Macht sind, die Ansicht vertreten, das Buch sei dem öffentlichen Wohl nicht zuträglich. Das ist ein typisches Beispiel für den Schrecken der Zensur.“

Die Zensur gab es jedoch schon, lange bevor die ausgestellten Bücher veröffentlicht wurden. Die Titelseite eines der Bücher, die wir sahen, veranschaulicht diese Tatsache. Es handelt sich um das Buch Alle Propheten Teutsch, das 1534 von Martin Luther ins Deutsche übersetzt wurde. Die Titelseite ist in neun Felder unterteilt, in denen jeweils eine biblische Szene dargestellt wird. Eine dieser Szenen zeigt die Bücherverbrennung durch den israelitischen König Jojakim vor über 2 500 Jahren. Da Jojakim über die von Jeremia niedergeschriebene Prophezeiung des Untergangs sehr erzürnt war, versuchte er, die Botschaft mit Feuer zu „zensieren“ (Jeremia 36:9-27).

Aufgrund dieser Bücherverbrennungsszene gelangte das Buch Alle Propheten Teutsch auf die Liste der von der katholischen Kirche verbotenen Bücher. Wieso? Nun, protestantische Reformatoren illustrierten des öfteren Bibeltexte, die den Niedergang stolzer und wohlhabender Herrscher beschreiben. Und wie unser Führer bemerkte, „sahen protestantische Künstler in solchen Bibelstellen eine Warnung an das Papsttum“.

Die Vergeltung der Zensur

Gegen Ende des 15. und im 16. Jahrhundert wurde die katholische Kirche von Reformatoren angegriffen, und die von Johannes Gutenberg um das Jahr 1440 erfundene Druckpresse wurde zur starken Waffe der Reformatoren. Hauptgegenstand der Ausstellung war der Kampf um die Freiheit des gedruckten Wortes und Bildes seit der Einführung des Druckens mit beweglichen Lettern.

Unser Führer erklärte: „Martin Luther hatte hauptsächlich deshalb Erfolg, weil er sich auf glänzende Weise der Druckpresse bediente, um seine Botschaft schnell zu verbreiten. Reformatoren wie John Wyclif und Johannes Huß hingegen, die vor Erfindung der Druckpresse lebten, wurden von der katholischen Kirche besiegt.“

Innerhalb weniger Monate nach Luthers Bruch mit der Kirche waren Druckbogen oder Flugblätter, die sich gegen die religiösen Lehren der Kirche wandten, in ganz Europa verbreitet. Eine Betrachtung der Schrift Luthers Gnade unde Frede in Christo aus dem Jahre 1523 läßt zum Beispiel mühelos erkennen, warum dadurch die Wut der Kirche entfacht wurde. Luther spornte die Menschen an, lieber in Einklang mit den in der Bibel geoffenbarten sittlichen Grundsätzen des Christentums zu leben, als sich nach den von der Kirche aufgestellten Verhaltensregeln zu richten. „Für die Zensoren war es schwierig, die Verbreitung solcher Flugblätter aufzuhalten“, sagte unser Führer.

Als nächstes fiel unser Blick auf das von Luthers eifrigem Zeitgenossen Tyndale in englischer Sprache herausgegebene „Neue Testament“. Es wurde etwa im Jahre 1525 von der Kirche verboten und mußte in Deutschland gedruckt und nach England geschmuggelt werden. Warum wurde es verboten? Unter anderem deshalb, weil Tyndales Übersetzung von Kolosser 1:24 vom katholischen Dogma abwich. Er übersetzte das in diesem Vers enthaltene griechische Wort ekklesia nicht mit „Kirche“, sondern richtigerweise mit „Versammlung“. Auf diese Weise vermied Tyndale, die Gesamtheit der christlichen Gläubigen mit der katholischen Kirche gleichzusetzen. Die Folge? Die Übersetzung wurde von der Zensur verworfen!

Andere Ausstellungsstücke zeigten, daß sich nicht nur die katholische Obrigkeit der Zensur schuldig machte. Als die Protestanten an die Macht kamen, bedienten sie sich ebenfalls ihrer Polizeigewalt, um die Veröffentlichungen der Katholiken und anderer protestantischer Richtungen zu verbieten.

Ein neuzeitliches Beispiel der Zensur, das für Erforscher der Bibel von besonderem Interesse gewesen wäre, hatte man nicht berücksichtigt — das Verbot des von der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung veröffentlichten religiösen Buches Das vollendete Geheimnis in den Vereinigten Staaten und in Kanada im Jahre 1918. In dem Buch wurden die falschen Lehren der großen Religionen bloßgestellt. Die Botschaft erregte das Mißfallen der Geistlichkeit; sie rächte sich. Unter dem Deckmantel des Nationalismus übte die Geistlichkeit in der Mitte des Ersten Weltkrieges Druck auf die Regierungen aus, das Buch zu verbieten. Sie hatte zwar Erfolg, doch dieser war nur von kurzer Dauer. Im Jahre 1920 wurde das Verbot aufgehoben.

Ganz gleich, wie hartnäckig der Mensch versucht hat, die Vorstellungen anderer zu unterdrücken, bleibt doch die Tatsache bestehen, daß die Wahrheit, insbesondere die Wahrheit der Bibel, niemals erfolgreich zensiert werden konnte. Als religiöse Führer versuchten, Jesu Jüngern den Mund zu stopfen, sagte Jesus: „Wenn diese stumm blieben, würden die Steine schreien“ (Lukas 19:40). (Eingesandt.)

[Bild auf Seite 10]

Die von Johannes Gutenberg erfundene Druckpresse erwies sich als starke Waffe der Reformatoren

[Bild auf Seite 11]

Die Erdrosselung und anschließende Verbrennung Tyndales, dessen Schriften von der Kirche zensiert wurden

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