-
Warum sind so viele unehrlich?Der Wachtturm 1982 | 1. April
-
-
Warum sind so viele unehrlich?
EIN altes Sprichwort lautet: „Gelegenheit macht Diebe.“ Es wird aber auch behauptet, daß „Diebe die Gelegenheit suchen“.
Die Unehrlichkeit in ihren vielen Formen hat — wie jede einzelne unehrliche Handlung auch immer beginnen mag — ein alarmierendes Ausmaß erreicht. Manche dieser Handlungen sind so alltäglich geworden, daß viele Leute sie gar nicht mehr als unehrlich ansehen.
Folgendes sind einige charakteristische Situationen: Der Chef verlangt von einem Angestellten, in den Geschäftsbüchern einen geringeren Betrag einzutragen, als er für bestimmte Verkäufe erhalten hat. Der Angestellte glaubt, das ohne weiteres tun zu dürfen, weil der Chef es ihm ja befohlen hat. Eine Ehefrau mogelt bei den Eintragungen in das Haushaltsbuch, weil sie glaubt, berechtigt zu sein, etwas für sich persönlich zu haben. Ein Ehemann sagt zu seiner Frau, er müsse länger arbeiten, geht aber mit seinen Freunden aus oder vielleicht sogar mit einer anderen Frau.
Vor kurzem erzählte ein Ladenbesitzer, daß die Kinder jetzt in Gruppen zu ihm in den Laden kämen. Während eines der Kinder einkaufe, würden die übrigen den Ladentisch abräumen. „Als ich Kind war“, sagte er, „fürchtete man sich davor, erwischt zu werden. Heutzutage ist das den Kindern völlig egal. In gewissen Gegenden schlagen sie einem sogar die Fensterscheiben kaputt, wenn man mit ihnen schimpft.“
Es muß auch erwähnt werden, daß es nicht etwa nur die Armen sind, die stehlen. Zum Beispiel hat man in England vor kurzem eine ältere adlige Dame beim Ladendiebstahl ertappt. Und wer hat nicht schon über Fälle von Veruntreuungen gelesen, bei denen es sich zwar manchmal nur um kleine Summen, oft aber auch um Millionenbeträge handelt?
Was sind die Ursachen dieses ausgesprochenen Trends zur Unehrlichkeit? Es gibt viele. Die meisten Kinder sind von Geburt an ihrem heimtückischen Einfluß ausgesetzt. In der Folklore, in alten Märchen wie „Ali Baba und die vierzig Räuber“, Filmen, Fernsehprogrammen und in vielen Büchern wird die Unehrlichkeit in dieser oder jener Weise glorifiziert.
Ein Mann in São Paulo (Brasilien), der interviewt wurde, machte religiöse Lehren dafür verantwortlich wie eine allzu leichte Sündenvergebung durch die Beichte. Eine Frau meinte, sie habe aufgehört, an Ehrlichkeit zu glauben, als sich der „Weihnachtsmann“ als ein Verwandter entpuppt habe. Von der Geschichte vom Storch, der die kleinen Kinder bringt, bis hin zu den Politikern mit ihren leeren Versprechungen — also auf allen Gebieten des Lebens — ist der Mensch Einflüssen ausgesetzt, die ihn für Unehrlichkeit anfällig machen.
Viele Leute halten es nicht für verkehrt, „kleine Notlügen“ zu gebrauchen, aber der Gründer des Christentums sagte: „Wer in kleinen Dingen unehrlich ist, wird auch in großen unehrlich sein.“ Ferner bezeichnete er den Teufel als den „Vater der Lüge“ und wies darauf hin, daß er es ist, dem sich die Menschheit im allgemeinen als Herrscher unterordnet. Das gibt sicherlich zum Nachdenken Anlaß und hilft uns verstehen, warum die Unehrlichkeit so weit verbreitet ist (Luk. 16:10, Today’s English Version; siehe auch Johannes 8:44; 14:30).
-
-
Warum ehrlich sein?Der Wachtturm 1982 | 1. April
-
-
Warum ehrlich sein?
IN DER Bibel wird Jehova mit Recht als „Gott der Wahrheit“ bezeichnet, als ein „Gott, der nicht lügen kann“ (Ps. 31:5; Tit. 1:2). Jehova hat von Anfang an von seinen wahren Anbetern gefordert, in allem ehrlich zu sein (Sach. 8:16, 17).
Wer ehrlich sein möchte, darf sich aber nicht von dem leiten lassen, was in der Gesellschaft, in der er lebt, als Norm gilt, sondern er muß sich nach den Normen Jehovas Gottes ausrichten. Diese sind in der Bibel zu finden.
WIE GOTT MIT ISRAEL HANDELTE
In dem Gesetz, das Jehova dem Volk Israel gab, gebot er ihm: „Ihr sollt nicht stehlen, und ihr sollt nicht betrügen, und ihr sollt nicht falsch handeln, irgendeiner mit seinem Genossen. Und ihr sollt in meinem Namen nicht zu einer Lüge schwören, so daß du tatsächlich den Namen deines Gottes entweihst. Ich bin Jehova“ (3. Mo. 19:11, 12).
Diebe wurden hart bestraft. Sie mußten den Bestohlenen entschädigen. Und wenn sie nicht so viel besaßen, wie sie laut Gesetz als Entschädigung zu geben hatten, mußten sie sich verdingen und so lange arbeiten, bis sie die Schulden bezahlt hatten (2. Mo. 22:1-4).
Jehova gab ganz detaillierte Gebote, so daß keine Mißverständnisse darüber aufkommen konnten, daß er jegliche Form von Unehrlichkeit verurteilte. Er warnte eindringlich vor einer lügnerischen Zunge, vor glatten, unehrlichen Worten, vor Raub und Diebstahl sowie vor einer gefälschten Waage der Geschäftsleute (Spr. 1:10-19; Dan. 11:32; Mi. 6:11, 12).
EIN CHRISTLICHES ERFORDERNIS
Hat sich seit der Gründung der Christenversammlung etwas an diesem göttlichen Prinzip der Ehrlichkeit geändert? Keineswegs.
Über das Lügen und Stehlen wird den Christen in der Bibel geboten: „Belügt einander nicht.“ „Da ihr jetzt die Unwahrheit abgelegt habt, rede ein jeder von euch mit seinem Nächsten Wahrheit ... Wer stiehlt, stehle nicht mehr, sondern er arbeite vielmehr hart, indem er mit seinen Händen gute Arbeit leiste, damit er etwas habe, um einem Bedürftigen davon abzugeben.“ „Indes möge niemand von euch als ... Dieb oder Übeltäter ... leiden“ (Kol. 3:9; Eph. 4:25, 28; 1. Pet. 4:15).
Wie ernst die Sache ist, zeigen folgende warnende Worte deutlich: „Laßt euch nicht irreführen. Weder Hurer ... noch Diebe, noch Habgierige, noch Trunkenbolde, noch Schmäher, noch Erpresser werden Gottes Königreich ererben. Und doch waren das einige von euch“ (1. Kor. 6:9-11).
Man beachte, daß es unter den ersten Christen einige gab, die Diebe und Erpresser gewesen waren, aber sie hatten sich geändert. Der Apostel Paulus führte ein Dichterzitat (wahrscheinlich von dem Kreter Epimenides) über die Kreter an, das etwas über deren Ruf aussagt: „Kreter sind immer Lügner, schädliche wilde Tiere, unbeschäftigte Fresser“ (Tit. 1:12). Bei den Griechen bedeutete die Bezeichnung „Kreter“ soviel wie „Lügner“. Aber einige Kreter änderten sich und wurden echte Christen. Unter ihnen gab es christliche Älteste, die sich den Ruf erworben hatten, ‘frei von Anklage zu sein, nicht auf unehrlichen Gewinn erpicht zu sein, das Gute zu lieben, gerecht und loyal zu sein und Selbstbeherrschung zu üben’ (Tit. 1:7, 8).
WAS VERANLASSTE SIE, SICH ZU ÄNDERN?
Sie begannen, ein anderes Leben zu führen, als sie zu einer Erkenntnis Jehovas, des „Gottes der Wahrheit“, gelangten und mit den Forderungen vertraut wurden, die er an seine Diener stellt. Sie nahmen sich Jesus Christus zum Vorbild, der seinen Jüngern ‘ein Beispiel hinterließ, damit sie seinen Fußstapfen genau nachfolgten’. Als sie sich mit Jesu Leben näher beschäftigten, stellten sie fest, daß ‘in seinem Munde kein Trug gefunden wurde’. Sie beherzigten, was er lehrte, zum Beispiel: „Wie ihr wollt, daß euch die Menschen tun, so tut auch ihnen“ (1. Pet. 2:21, 22; Luk. 6:31).
Sehr wahrscheinlich änderten sie sich nicht über Nacht. Weil das kaum möglich ist, schrieb der Apostel Paulus unter anderem an Titus, er solle die Christen auf Kreta „weiterhin“ an gewisse Dinge in Verbindung mit einem gottgefälligen Wandel ‘erinnern’ (Tit. 3:1-3). Anfangs mögen sie geglaubt haben, eine neue Persönlichkeit anzuziehen sei unmöglich. Sie mögen entmutigt gewesen sein, wenn sie Rückschläge erlitten. Aber ihre Wertschätzung dafür, daß Jehova die Möglichkeit geschaffen hat, durch Glauben an das Opfer Jesu Christi Vergebung des früheren sündhaften Verhaltens zu erlangen, trieb sie immer wieder zu erneuten Anstrengungen an. Und als sie gelernt hatten, sich auf Jehova zu verlassen und ihn zu bitten, ihnen durch seinen Geist zu helfen, machten sie die Erfahrung, daß sie sich in einer Weise ändern konnten, wie es ihnen aus eigener Kraft niemals möglich gewesen wäre. (Vergleiche 1. Korinther 6:11.)
WARUM SICH ÄNDERN?
Aber warum den Kampf aufnehmen, um sich zu ändern? Warum sich bemühen, in allem ehrlich zu sein?
Nehmen wir als erstes Beispiel die Familie. Wie wirkt es sich aus, wenn Ehepartner merken, daß sie einander nicht trauen können? Am Anfang mögen sie nur in unwichtigen Dingen unehrlich sein, aber bald ist das Verhältnis der beiden zueinander gestört. Sind dagegen Mann und Frau in allem ehrlich, trägt das zur Festigung der Ehe bei. Auch übt eine solche Ehrlichkeit einen ausgezeichneten Einfluß auf die Kinder aus.
Wer zudem gegenüber Personen außerhalb des Familienkreises ehrlich ist, zeigt, wie er seine Mitmenschen einschätzt. Manche Leute werden nur durch die Androhung von Strafe vom Unrechttun abgehalten. Doch gibt es dafür zwingendere Gründe. Der Apostel Paulus schrieb: „‚Du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren‘ und was immer für ein Gebot es sonst noch gibt, ist in diesem Wort zusammengefaßt, nämlich: ,Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst‘“ (Röm. 13:9). Möchten wir Liebe empfangen, müssen wir Liebe schenken. Der ehrliche Mensch hat ein gutes Verhältnis zu seinen Mitmenschen. Auch lebt er in Frieden mit sich selbst. Er hat kein schlechtes Gewissen, das ihn nachts nicht schlafen läßt. Und außerdem hat er es nicht nötig, ständig nach links und nach rechts zu schielen, ob ihn jemand beobachtet (Röm. 13:3-5).
Am wichtigsten aber ist das Verhältnis zu Gott. Die innige Liebe zu Jehova und der Wunsch, ihm wohlgefällig zu sein, treiben Menschen an, gegen ihre Unvollkommenheiten anzugehen und ehrlich zu sein, auch wenn es andere nicht sind (Ps. 15:1-5).
Gibt es heute Personen, die so handeln? Wir wollen sehen.
-