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Ich verbrachte zehn Jahre im Militärgefängnis in SpanienDer Wachtturm 1985 | 1. Oktober
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Amnestie und Freiheit
Nicht nur die endlosen Jahre im Gefängnis waren eine Prüfung für uns, sondern auch die Ungewißheit; wir wußten nicht, wann und ob wir jemals wieder freikämen. Wieso nicht? Weil jedesmal, wenn wir unsere Strafe verbüßt hatten, uns erneut der Prozeß gemacht wurde und wir dann noch härter bestraft wurden. Ein Bruder wurde insgesamt zu 26 Jahren Gefängnis verurteilt, und zwar nur, weil er sich weigerte, 18 Monate Militärdienst zu leisten. Was erhielt uns in den langen Jahren der Prüfung aufrecht? Das Gebet war eine der grundlegenden Stützen für unsere Lauterkeit.
Von 1972 an gingen Gerüchte um, daß die spanische Regierung für Kriegsdienstverweigerer, die viele Jahre im Gefängnis zugebracht hatten, vielleicht eine Amnestie erlassen würde. Einige Tage bevor uns die Freiheit geschenkt wurde, bewarben sich 70 von den 100 Brüdern, die entlassen werden sollten, um den Pionierdienst. Daraus ist zu erkennen, wie sehr wir uns im Laufe der Jahre im Gefängnis unserer christlichen Verantwortung bewußt geworden waren. Wir wollten unsere neugewonnene Freiheit nicht dazu gebrauchen, alles nachzuholen, was wir anscheinend versäumt hatten. Vielmehr wollten wir Jehova unsere Dankbarkeit dafür zum Ausdruck bringen, daß er uns während all der Jahre beschützt hatte. Unsere Entscheidung stützte sich nicht auf Emotionen, die schnell vergehen, denn viele dieser Brüder stehen bis heute im Pionierdienst. Eine ganze Anzahl von ihnen dienen als Kreis- und Bezirksaufseher oder arbeiten wie meine Frau Conchita und ich im Bethel.
Waren die im Gefängnis zugebrachten zehn Jahre verschwendete Lebensjahre? Die Zeit, in der man seine Lauterkeit bewahrt, ist niemals verschwendet. Dadurch, daß Hunderte von Brüdern, die in Spanien im Gefängnis saßen, ihre Lauterkeit bewahrten, erfuhren die höchsten Kreise der Regierung, das Parlament sowie die katholische Kirche etwas über den Namen Jehovas. Sogar General Franco mußte diese ungewöhnliche Gruppe entschlossener Christen anerkennen. Im Jahre 1970 erhielten Jehovas Zeugen unter seiner Regierung die gesetzliche Anerkennung.
Im Gefängnis in Spanien machten wir eine lange Prüfung der Geduld und des Ausharrens durch. Doch es war eine einzigartige Gelegenheit, intensiv die Bibel zu studieren und ein inniges Verhältnis zu Jehova zu entwickeln. Wir verschwendeten diese wertvollen Jahre nicht. Deshalb waren so viele von uns am Ende der Gefängnisstrafe geistig stärker als am Anfang. Ja, wir wurden etliche Jahre ‘verfolgt, doch nicht im Stich gelassen; wir wurden niedergeworfen, doch nicht vernichtet’ (2. Korinther 4:9).
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„Der vornehmste Dienst“, „das schönste Leben“Der Wachtturm 1985 | 1. Oktober
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„Der vornehmste Dienst“, „das schönste Leben“
Der mutige Bibelübersetzer John Wyclif, der im 14. Jahrhundert lebte, zog aus seinem intensiven Studium der Christlichen Griechischen Schriften einen interessanten Schluß in bezug auf die Verantwortung des Menschen gegenüber Gott, dem Allmächtigen. Er sagte: „Gottes Wort zu predigen ist der vornehmste Dienst, dem sich ein Mensch auf Erden widmen kann“ (H. C. Conant, The English Bible, S. 70). Einige Jahrhunderte später kam Matthew Henry, ein anderer Bibelgelehrter, zu einem ähnlichen Schluß. Auf dem Sterbebett (1714) erklärte er: „Ein Leben, das man im Dienste Gottes und in Gemeinschaft mit ihm verbringt, ist das schönste Leben, das man in dieser Welt führen kann.“
Dem können über zweieinhalb Millionen aktive Zeugen Jehovas voll und ganz zustimmen. Ihr Leben entspricht diesem „schönsten Leben“. Warum? Weil sie weltweit die gute Botschaft von Gottes Königreich predigen und dadurch der Aufforderung nachkommen: „Preiset Jah, ... denn es ist lieblich [schön, Einheitsübersetzung]“ (Psalm 147:1).
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