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  • Die Ewigkeit — mein Ziel im Dienste Jehovas
    Der Wachtturm 1965 | 15. Mai
    • Die Ewigkeit — mein Ziel im Dienste Jehovas

      Von Thomas E. Banks erzählt

      ZEHN Jahre nach der Befreiung meines Vaters aus der Sklaverei wurde ich in den Vereinigten Staaten geboren. Nur einige Monate vorher war die Proklamation der Befreiung aller Sklaven in Kraft getreten. In meiner frühesten Jugend hatte ich nur geringe Bildungsmöglichkeiten, denn mein Elternhaus im Staat Ohio lag weit weg von einer Schule. Auch gab es damals noch keinen Schulzwang. Dennoch war ich sehr wißbegierig. Ich las viel und konnte deshalb mit neunzehn Jahren eine Lehrerprüfung ablegen.

      Ich kann mich noch gut erinnern, wie mein Vater mit uns Kindern, schon als wir noch klein waren, mit dem Pferdewagen zur Kirche fuhr. Wir gingen jeden Sonntag zwei- bis dreimal hin, obwohl mein Vater nie einer Kirche angehörte. Meine Geschwister schlossen sich einer Kirche an, in der besonders an das Gefühl appelliert, viel geschrien und in die Hände geklatscht wurde. Nach meiner Ansicht sollte die Religion jedoch etwas sein, was an den Verstand, nicht an das Gefühl appelliert. Eine solche Religion suchte ich, aber ich fand sie erst mit neunundzwanzig Jahren.

      Ich arbeitete damals in einem Laden. Eines Tages kam ein Freund und brachte mir eine Broschüre, die betitelt war „Was sagt die Heilige Schrift über die Hölle?“. Ich trug diese Broschüre etwa einen Monat mit mir herum, bevor ich sie zu lesen begann. Jedesmal, wenn ich meinem Freund begegnete, fragte er mich, wie mir die Broschüre gefalle, und ich fühlte mich jedesmal betroffen, weil ich sie noch nicht gelesen hatte. Um ihm den Gefallen zu tun, begann ich schließlich eines Tages darin zu lesen. Sie fesselte mich so sehr, daß ich sie am selben Tag durchlas. Bis dahin hatte ich gedacht, ich wisse alles, was ich über die Hölle zu wissen brauche, doch nun stellte ich fest, daß ich noch viel zu lernen hatte. Schon die erste Seite dieser Broschüre zeigte mir, daß sie an die Vernunft und den Verstand appellierte. Als ich sie durchgelesen hatte, suchte ich meinen Freund auf und fragte ihn, ob er noch weitere solche Schriften habe. Er sagte, er habe noch ein über 300 Seiten starkes Buch. Ich bat ihn, es mir zu geben. Er versprach mir, es am folgenden Tag zur Arbeit mitzunehmen. Ich versprach ihm, es mittags bei ihm abzuholen, aber ich konnte nicht so lange warten und ging deshalb schon um zehn Uhr vormittags zu ihm ins Geschäft. Er überreichte mir das Buch Der göttliche Plan der Zeitalter. Ich nahm es mit nach Hause und las es begierig durch.

      Offenbar war ich mir gar nicht bewußt, wieviel Zeit ich auf das Lesen dieses Buches verwandte, denn eines Abends sagte meine Frau zu mir: „Seitdem du diese Schriften liest, hast du für mich und die Kinder keine Zeit mehr!“ Darauf brach sie in Tränen aus. Ich sagte zu ihr: „Morgen abend werde ich das Eßzimmer in Ordnung bringen und das Geschirr spülen, während du die Kinder zu Bett bringst. Dann setzen wir uns hin, und ich erkläre dir, was ich gelernt habe.“ Als wir am darauffolgenden Abend zusammensaßen, schlug ich das Buch auf und begann ihr Gottes Vorhaben mit dem Menschen und der Erde sowie die Aufgabe, die wir dabei zu erfüllen haben, zu erklären. Schon nach zehn Minuten sagte sie: „Nun ist mir alles klar.“ Von da an studierten wir gemeinsam.

      EIN RELIGIONSWECHSEL

      Meine Frau nahm die Wahrheiten, die wir bei unserem gemeinsamen Studium kennenlernten, an und blieb auch bis zu ihrem Tod, im Jahre 1917, treu. Sie war eine fromme Anhängerin der Episkopalkirche gewesen, ging aber schon nach unserem ersten Studium nicht mehr in diese Kirche. Auch ich nahm einen Wechsel vor. Ich hatte verschiedene Ämter in der Methodistenkirche inne, aber wie meine Frau erkannte auch ich, daß ich das alles aufgeben müsse, um mit Gottes geschriebenem Wort in Harmonie sein zu können.

      Als ich auf einer Kirchenversammlung meinen Rücktritt beantragte, weigerte sich der Pastor, meinen Brief vorzulesen. Er war nicht gewillt, ein Mitglied, das so viele Kirchenämter innehatte, zu verlieren. Ich las daher den Brief selbst vor, und zwar mit einer Betonung, mit der ihn der Geistliche niemals hätte vorlesen können. Er entgegnete, er könne nicht sagen, ich sei im Unrecht; ich könne auch jederzeit wieder zurückkehren, wenn ich wolle; die Pforte der Kirche stehe mir weit offen. Ich erwiderte ihm, ich würde nie zurückkehren. Von da an waren meine Frau und ich Bibelforscher, die die Watch Tower Society als das Werkzeug anerkannten, das Gott gebraucht, um die gute Botschaft von seinem Königreich bekanntzumachen.

      Als ich mich im Jahre 1901 Gott hingab, erklärte ich, daß es mein Wunsch sei, ihm treu zu dienen. Das habe ich nach bestem Vermögen auch getan. Etwa zwanzig Jahre beschränkte sich mein Dienst auf die Beteiligung an der örtlichen Predigttätigkeit im Staat Ohio. Doch kurz nach dem Tode meiner Frau kam der Präsident der Watch Tower Society, Joseph Rutherford, auf einer Reise in Cincinnati vorbei. Er fragte mich, ob ich bereit wäre, für die Gesellschaft zu reisen. Obwohl es stets mein Herzenswunsch gewesen war, meine ganze Zeit in den Dienst des Predigtwerkes zu stellen, mußte ich die Einladung abschlagen, da ich noch für meine Kinder sorgen mußte, von denen das jüngste zwölf Jahre alt war. Ich erklärte mich jedoch bereit, in meinem vierwöchigen Urlaub für die Gesellschaft irgendwohin zu reisen. Dadurch erschloß ich mir ein neues Dienstvorrecht. Auf meiner Reise, die mich nach New Orleans im Staate Louisiana führte und die ich in mehreren Städten unterbrach, kam ich schließlich nach New York.

      DIENST UNTER MEINEN FARBIGEN BRÜDERN

      Als ich zwei Jahre später auf einem Kongreß des Volkes Jehovas in New York den Vorsitz hatte, begleitete mich der Präsident der Watch Tower Society eines Abends zu meiner Unterkunft. Bei dieser Gelegenheit sagte er mir im Vertrauen, die Gesellschaft beabsichtige, mich für eine Sondertätigkeit unter den Negern in den Vereinigten Staaten einzusetzen. Zu der Zeit waren meine zwei Töchter und auch einer meiner Söhne verheiratet, und so glaubte ich diese Verantwortung übernehmen zu können.

      Meine Aufgabe bestand darin, die farbigen Diener Jehovas in den verschiedenen Teilen des Landes zu besuchen und ihnen behilflich zu sein, andere über die Bibel zu unterweisen, und dann der Gesellschaft über ihre Tätigkeit Bericht zu erstatten. Man nannte das Pilgerdienst. Die Pilgerbrüder reisten umher, um Versammlungen zu gründen, öffentliche Vorträge über biblische Themen zu halten und den Versammlungen auf organisatorischem Gebiet zu helfen. So begann ich denn mit fünfzig Jahren, einundzwanzig Jahre nach meiner Hingabe an Gott, meine ganze Zeit seinem Dienst zu widmen, und damit erfüllte sich mein Herzenswunsch.

      Zeitweise war ich auch in der Zentrale der Watch Tower Society in Brooklyn beschäftigt. Ich legte aufgrund der von Farbigen eingehenden Korrespondenz eine Kartei an, die dann die Grundlage für meine Reisen bildete. Die Monate im Hauptbüro, das als Bethel bekannt ist, waren für mich eine glückliche Zeit. Ich freute mich, dort mit meinen Brüdern im Dienste Jehovas so eng verbunden zu sein.

      Als die Kartei fertig angelegt war, begab ich mich auf die Reise durch die Nord- und Südstaaten, um meinen farbigen Brüdern im Dienste Jehovas beizustehen. Da ich vom Norden kam, war ich auf die vielen Demütigungen, die ich im Süden wegen meiner Hautfarbe erlebte — zum Beispiel die Rassentrennung in Bussen, Zügen, Restaurants usw. —, nicht völlig vorbereitet. Die ersten unangenehmen Erlebnisse waren für mich eine richtige Prüfung, aber ich wurde dadurch für spätere Erfahrungen gestärkt. Einige farbige Brüder nahmen Anstoß und weigerten sich, die Gesetze über die Rassentrennung im Süden zu befolgen; sie sind aber nicht mehr im Dienste Jehovas, sie sind längst abgefallen. Ich erkannte, daß die Menschheit die vollständige Beseitigung der Ungerechtigkeit nur von Gottes neuer gerechter Ordnung erwarten darf. Solange wir unter dem alten System der Dinge leben, müssen wir als Christen den Gesetzen des Cäsars gehorchen und die Anweisung der Bibel befolgen: „Jede Seele sei den obrigkeitlichen Gewalten untertan.“ (Röm. 13:1) In der Welt mag es Rassenschranken geben, aber unter den Dienern Jehovas gibt es so etwas nicht. Das zeigte sich mir in vielen Fällen.

      DIENST IM AUSLAND

      Auf den Reisen, die ich für die Organisation des Herrn in den Jahren 1922 bis 1937 unternahm, kam ich unter anderem nach Panama, Costa Rica und Jamaika. Als ich 1937 von Jamaika nach New York zurückkehrte, fragte mich der Präsident der Watch Tower Society, ob ich etwas dagegen hätte, in Jamaika zu bleiben. Ich hatte nichts dagegen. Ich war bereit, überallhin zu gehen, wohin mich die Organisation Jehovas senden würde. Er sagte daher: „Das nächste Mal, wenn ich dich nach Jamaika sende, wirst du eine Zeitlang dort bleiben.“ Er eröffnete mir dann, daß er beabsichtige, mich als Aufseher des Werkes der Gesellschaft in Jamaika und als Verantwortlichen des dortigen Zweigbüros einzusetzen.

      Im Jahre 1938 wurde ich nach Jamaika gesandt. Etwa 390 Personen verkündigten dort damals die gute Botschaft von Gottes Königreich. Sie waren in 53 Versammlungen eingeteilt. Seither ist die Zahl der Versammlungen auf 151 gestiegen, und 4866 Personen sind aktiv mit ihnen verbunden. Damals gab es im Zweigbüro der Gesellschaft nicht soviel zu tun wie heute. Meine Hauptarbeit bestand deshalb darin, die ganze Insel mit einem Lautsprecherwagen zu bereisen und auf Schallplatten aufgenommene biblische Vorträge zu übertragen sowie abends bibelerklärende Vorträge zu halten.

      Kurz nach meiner Ankunft in Jamaika wurde zufolge des Drucks, den feindlichgesinnte Geistliche auf politische Führer ausübten, ein Einfuhrverbot über die Schriften der Watch Tower Society verhängt. Wir wandten uns an einen Minister, um die Aufhebung des Verbots zu erwirken. Er sagte mir: „Ich habe Ihr Schreiben an den Gouverneur gelesen und bin an ihrem Fall sehr interessiert.“ Er werde sein möglichstes tun, sagte er weiter, um den Fall dem Abgeordnetenhaus zu unterbreiten und eine Aufhebung des Verbots zu erwirken. Er tat dies auch, aber es dauerte einige Zeit, bis wir etwas von ihm hörten. Inzwischen mußten wir unseren Predigtdienst mit den noch vorhandenen biblischen Schriften fortsetzen.

      Obwohl unsere Feinde alles taten, um zu verhindern, daß wir biblische Schriften erhielten, sorgte Jehova dafür, daß wir von jeder Ausgabe der Zeitschrift Der Wachtturm ein Exemplar erhielten. Manchmal ging es uns in Form einer handschriftlichen Abschrift als persönlicher Brief zu. Wir hatten eine Vervielfältigungsmaschine, mit der wir Abzüge dieser einzelnen Ausgaben machten. Auf diese Weise konnten wir die Versammlungen des Volkes Jehovas in Jamaika mit dem Organ der Watch Tower Society bedienen. Es blieb keine einzige Ausgabe aus.

      Die Regierung beschlagnahmte nur bestimmte Publikationen, die in unserem Besitz waren, andere durften wir behalten. Diese benutzten wir bei unserer Predigttätigkeit. Wir versuchten den Vorrat so lange wie möglich zu strecken. Gerade als er nahezu erschöpft war, hob die Regierung das Verbot, das zu Unrecht über unsere Schriften verhängt worden war, auf, und man gab uns die beschlagnahmten Publikationen zurück. Viele der Schriften, die wir zurückerhielten, konnten wir jedoch nicht mehr gebrauchen, weil sie entweder feucht geworden oder von Termiten beschädigt worden waren. Von da an erhielten wir die biblischen Schriften, die wir unter den an der Bibel interessierten Jamaikanern verbreiteten, ohne jede Schwierigkeit.

      Meine schlechte Gesundheit und meine schwindenden Kräfte machten es notwendig, daß im Jahre 1946 ein jüngerer, stärkerer Mann die Aufgaben des Zweigdieners in Jamaika übernahm. Es wurde mir freigestellt, in die Vereinigten Staaten zurückzukehren und bei meinen Kindern zu wohnen oder im Zweigbüro der Gesellschaft in Jamaika zu bleiben und irgendeine Arbeit zu tun, die mir mein Gesundheitszustand noch zu tun erlaubte. Da Jamaika das mir zugeteilte Gebiet war, entschied ich mich, hierzubleiben. Ich war damals fünfundsiebzig Jahre alt. Nun bin ich dreiundneunzig.

      Meine schlechte Gesundheit und das Alter hindern mich an meiner Tätigkeit im Dienste Jehovas, aber ich freue mich, daß ich immer noch in der Zentrale der Gesellschaft in Jamaika sein kann. Von meinem Zimmer in den Königreichssaal im Gebäude des Zweigbüros sind es nur einige Schritte, und das ermöglicht es mir, allen Zusammenkünften der hiesigen Versammlung beizuwohnen. Meine Augen sind immer noch gut, so daß ich alle Schriften der Gesellschaft lesen und mich an den Wahrheiten, die sie enthalten und die sowohl an den Verstand als auch an das Herz des Menschen appellieren, erfreuen kann. Ich nutze jede Gelegenheit aus, um mit meinen Besuchern über Jehovas Vorhaben und die Wahrheiten, die Gottes Wort enthält, zu sprechen oder meinen Bekannten darüber zu schreiben. Ich schätze mich sehr glücklich, daß ich meine Tage hier auf der Erde in meinem Auslandsgebiet und als Vollzeitdiener Jehovas beschließen kann.

      Ich bin eigentlich noch ein junger Mann, denn wenn sich meine Hoffnungen erfüllen, werde ich in alle Ewigkeit leben. Aus diesem Grunde betrachte ich diese dreiundneunzig Jahre erst als den Beginn meines Lebens. Dem Dienste Jehovas meine ganze Zeit zu widmen war für mich die größte Freude, und ich hoffe, ihn in Gemeinschaft mit Jesus Christus und seinen „Heiligen im Licht“ bis in alle Ewigkeit fortzusetzen. — Kol. 1:12.

  • Fragen von Lesern
    Der Wachtturm 1965 | 15. Mai
    • Fragen von Lesern

      ● Im Wachtturm vom 15. März 1964 wird auf Seite 170 gesagt: „Wir lesen nirgends in den Christlichen Griechischen Schriften etwas über das Ende, den Abschluß oder die Vollendung des kósmos.“ Wie läßt sich das mit 2. Petrus 3:6 vereinbaren, wo gesagt wird, daß in den Tagen Noahs ein kósmos vernichtet worden sei?

      Die Wörter „Ende“, „Abschluß“ oder „Vollendung“ wurden hier mit Rücksicht auf die griechischen Originalwörter, die sie wiedergeben, verwandt. In der Neuen-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften wird mit „Ende“ das griechische Wort telós und mit „Abschluß“ oder „Vollendung“ (erste Ausgabe in englisch) das damit verwandte griechische Wort syntel’eia wiedergegeben. Diese Wörter beziehen sich durchweg auf die Dauer oder die Vollendung, auf das Ziel oder den Ausgang einer Sache, nicht auf ihre Vernichtung.

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