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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1957
w57 1. 8. S. 457-459

Mein Lebensziel verfolgend

Von T. E. Klein erzählt

ES WAR ein schöner Sommertag im Jahre 1917, als ich — damals ein Junge von zehn Jahren — in Blue Island (einem Vorort von Chikago) einen Traktat vom Bürgersteig aufhob, auf dem ein biblischer Vortrag über das Thema „Der reiche Mann in der Hölle“ angekündigt wurde. Mein Bruder und ich gingen uns diesen Vortrag anhören. Als wir nachher der Mutter erzählten, was der Redner gesagt hatte, stimmte sie bei, daß dies die Wahrheit sei, obwohl unser Vater Methodistenprediger war. Mein Bruder und ich besuchten von da an diese Bibelstudien­versammlungen und beteiligten uns sonntags auch an der Verteilung von Bibeltraktaten und begannen damit (wie es damals üblich war) jeweils schon morgens um fünf Uhr. Zu jener Zeit waren noch nicht viele junge Leute in der Wahrheit, doch freute es mich, die älteren jeden Sonntag in meinem Wagen in den Dienst zu fahren. Sie waren wohl an Jahren vorgerückter als ich, doch reif in der Wahrheit, und deshalb war mir ihre Gesellschaft lieb.

Ich schätzte die Wahrheit, und im Jahre 1925 symbolisierte ich meine Hingabe an Gott und beteiligte mich regelmäßig an der Verkündigung des Königreiches; so verfolgte ich mein Lebensziel. Im kalten Winter des Jahres 1930 übernachtete ein reisender Vertreter der Gesellschaft während seines mehrtägigen Besuches in der Versammlung Chikago bei uns zu Hause. Eines Tages kamen wir auf den Pionierdienst zu sprechen. Er zeigte, welch ein Vorrecht es sei, als theokratischer Kämpfer für die einzig rechtmäßige, nämlich die theokratische Herrschaft, im Vollzeitdienst zu stehen. Ich verlor keine Zeit mit Überlegen, denn es gab nichts Segensreicheres oder Wichtigeres zu tun, und ich hätte auch nichts lieber tun wollen als meine ganze Zeit im Pionierdienst zu verbringen. Ich gab meine Arbeitsstelle auf und trat sogleich in den Pionierdienst ein. Wenn ich nun auf die vergangenen 27 Jahre zurückblicke, muß ich sagen, daß es mir so ergangen ist wie dem Apostel Paulus, der an die Epheser schrieb, daß Gott „über alle Maßen mehr als das tun kann, was wir erbitten oder erdenken“.

Am 1. April 1931 — es war immer noch recht kühl — reisten meine Frau und ich von Chikago nach Iowa ab, wo wir uns, die Nächte im Auto zubringend, drei Monate lang durchschlugen. Während wir dort Pionierdienst taten, erlebten wir manche Freude. Viele Menschen nahmen die Königreichsbotschaft an, und die meisten empfingen uns freundlich. Drei Monate vergingen wie im Fluge, und es wurde Zeit, daß wir uns auf die Reise zum internationalen Kongreß begaben, der in den Ausstellungshallen in Columbus (Ohio) stattfand. Bei diesem Kongreß lernten wir alle unseren neuen Namen kennen. Jeder suchte zu erraten, was die auf dem gedruckten Programm erscheinenden Anfangsbuchstaben J w bedeuten sollten. Sollte es Jehovas Kämpfer (Jehovah’s warriors) oder Jehovas Edle (Jehovah’s worthies) heißen? Diese und viele andere Fragen wurden aufgeworfen. Im Laufe des Kongresses erfuhren wir dann, daß diese Initialen Jehovas Zeugen (Jehovah’s witnesses) bedeuteten.

Nach jenem Kongreß schaffte ich einen Wohnwagen an, ein bequemes Heim auf Rädern. Und schon bald befanden wir uns auf dem Weg nach unserem nächsten Gebiet, nach Gulfport und Umgebung (Mississippi). In Gulfport und Biloxi gab es einige Wachtturm-Abonnenten; diese wurden zu einer Studiengruppe organisiert. Ein junges Ehepaar, das bereits eine gewisse Erkenntnis der Wahrheit besaß, kam zum erstenmal mit mir in den Dienst. Als ich viele Jahre später wieder etwas von ihnen hörte, hatten beide die Bibelschule Gilead besucht und hatten Freude in ihrem Auslandsgebiet.

Unser nächstes Gebiet lag im Norden des Staates Mississippi. In jener Baumwoll-Gegend fanden wir viel Armut, aber die Königreichsbotschaft wurde von den einfachen Menschen dort wirklich gut aufgenommen, ja wir konnten bis zu sechzig Bücher pro Tag abgeben. Im Jahre 1933 kündigte die Gesellschaft ein neues Mittel zur Verwendung im Königreichsdienst an — die tragbare Sprechmaschine und die Schallplatten-Predigten. Wir machten mit diesen Vorträgen, die wir abends unter Bäumen, auf Veranden, in Schulhörsälen und Kirchen veranstalteten, viele schöne Erfahrungen. Zur Bekanntmachung dieser Vorträge bedienten wir uns mit Erfolg der mündlichen Einladung. Lange vor Beginn des Vortrages pflegte zum Beispiel die Kirche bis auf den letzten Platz besetzt zu sein. Die Leute kamen von fern und nah herbei, um die gute Botschaft vom Königreich zu hören, und nahmen jedesmal ein Gratisexemplar des gedruckten Vortrages entgegen. Welch ein Unterschied, verglichen mit dem, was sie zu hören gewohnt waren!

Im Herbst des Jahres 1934 wurde uns eine neue Aufgabe zugeteilt — die Bedienung eines Tonwagens, mit dem wir von New York über Florida nach Kalifornien reisen sollten. Die Lautsprecheranlage war auf ein anderthalb Tonnen schweres Fahrgestell montiert und bestand aus zwei 30-Watt-Verstärkern und einem 19 m hohen, ausziehbaren Stahlmast, an den vier große Lautsprecher montiert wurden. Die Vorträge, die mit Hilfe dieser Anlage dargeboten wurden, konnten in einem Umkreis von ungefähr 3 km gehört werden. Wir machten viele schöne Erfahrungen und hörten von den Zuhörern oft interessante Bemerkungen. Mit unserer Ankunft in Kalifornien im Frühjahr 1935 endete unsere Tonwagenreise. Hier wurden mir fünf Counties im hohen Bergland der Sierra Nevada zugeteilt, wo viele Menschen die Königreichsbotschaft begierig aufnahmen. Die Lautsprecheranlage auf unserem Wagen leistete uns gute Dienste.

In diesem Gebiet traf ich ein junges Ehepaar, das beinahe alles besaß, was man mit Geld kaufen kann: ein schönes Haus mitten unter Kiefern, ein Auto, Milch, Sahne, Butter und Eier in Hülle und Fülle. Dieses Ehepaar hatte eine gute Erkenntnis der Wahrheit. Wir sprachen mit ihnen über den Pionierdienst und zeigten ihnen, daß das Leben eines Pioniers frei ist von all den Kümmernissen, Sorgen und Bürden dieser alten Welt, daß es ein glückliches Leben, ja das wirkliche Leben ist. Es gab damals noch keine Gileadschule, aber als ich das nächste Mal wieder von diesem Ehepaar hörte, hatte auch dieses Gilead absolviert und diente in Panama.

Nachdem wir die Königreichsbotschaft über ein Jahr unter den Farmern, Parkaufsehern und Bergbewohnern in den Sequoienwäldern und Nationalparks (einschließlich des Yosemite- und des Tahoe-See-Parks) verkündigt hatten — in einer Gegend mit rauschenden Wildbächen und Wasserfällen, die von den schneebedeckten Bergen niederstürzen, an deren Hängen bis dicht an die Schneegrenze Blumen wachsen —, erreichte uns ein Brief von der Gesellschaft, in dem uns ein Gebiet in den Wüsten und Steppen von Yuma und Phoenix, Arizona, zugeteilt wurde. Der Wechsel in Landschaft und Klima machte uns zuerst entsetzlich viel zu schaffen. Das Thermometer stieg bis auf 40° C, und nirgends gab es Schatten. Und die Landschaft? Eine trostlose, unfruchtbare Einöde. Aber nur einige Tage vergingen, und schon hatte ich mich auf die neue Umgebung mit ihrer ganzen einzigartigen Schönheit umgestellt. Da gab es die Luftspiegelung, die vielen Kakteenarten mit ihren hübschen Blüten und die Tierwelt — alles Dinge, die wir zuerst nicht beachtet hatten. Die Steppenbewohner waren für die Botschaft sehr zugänglich, selbst die Indianer in der Reservation. Das war für uns etwas Neues. Solange man mit dem Indianer spricht, hört er wortlos und ohne jedes Mienenspiel zu, doch nimmt er die Botschaft unaufhörlich in sich auf.

Mit gemischten Gefühlen nahm ich von der Steppenlandschaft und ihren Bewohnern, die ich inzwischen liebengelernt hatte, Abschied. Diesmal erhielten wir als Zuteilung die Geschäftsviertel der Städte von Texas: Sweetwater, Brownsville, San Angelo und Beaumont. Ich stellte fest, daß man mit den Geschäftsleuten gut reden konnte. Dann kam im Jahre 1937 der Kongreß in Columbus, Ohio. Hier kündigte Bruder Rutherford an, daß eine Anzahl Pioniere als sogenannte „Stoßtrupps“ eingesetzt würde. Die Hauptaufgabe dieser Brüder bestand darin, biblische Vorträge darzubieten, die in verschiedenen Sprachen auf Schallplatten aufgenommen waren, und so die Hunderte von Radiostationen zu ersetzen, die diese Vorträge damals sendeten. Mein Gebiet umfaßte Galveston, Texas, und Lafayette, Louisiana. Die Vorträge wurden dort gut aufgenommen. Die französisch sprechenden Einwohner von Lafayette hatten noch nie solch interessante biblische Vorträge in so gutem Französisch gehört. Sie waren darüber hocherfreut, doch nicht so der katholische Priester. Er veranlaßte unsere Verhaftung. Als ich den Polizeibeamten die Königreichsbotschaft darlegte, sagte einer von ihnen mahnend zu mir: „Die Stadt Lafayette, nicht Jehova, unterschreibt unsere Schecks.“ Aber der Stadtrichter sorgte dafür, daß ich nach fünf Tagen Haft aus dem Gefängnis entlassen wurde.

Im Jahre 1938 begann der Zonendienst, und ich wurde der Zone 1 von Louisiana zugeteilt. Während ich im Gebiet der Versammlung New Orleans tätig war, verhaftete man mich wieder auf Veranlassung „der Kirche“. Hier wollten die Polizeibeamten — im Gegensatz zu jenen in Lafayette — wissen, weshalb sie mich verhaften müßten. Sie nahmen gern sämtliche Schriften, die ich in meiner Mappe hatte, entgegen. Nachdem ich eine Nacht und mehrere Stunden am Tage im Gefängnis zugebracht hatte, erhielt ich Gelegenheit, vor dem Gericht ein gutes Zeugnis zu geben. Nachdem Berufung eingelegt worden war, wurde der Fall abgewiesen.

Als der Zonendienst im Jahre 1941 eingestellt wurde, erhielt ich eine Zuteilung als Sonderpionier in Gretna, Louisiana, wo es viele Katholiken gab. Immerhin schenkten uns diese Gehör, und bald konnte eine Studiengruppe organisiert werden. Da traf eines Tages ein Brief vom Büro des Präsidenten ein, in dem er mich zum Besuch der ersten Klasse der Gileadschule (Februar 1943) einlud und mir eine Dienstaufgabe im Ausland in Aussicht stellte. Dies versetzte mich in glückselige Erregung und spornte mich von neuem an, mein Lebensziel zu verfolgen. Nach der Graduierung wurde ich nach Del Rio, Texas, gesandt, um dort, während ich auf die Zuteilung meines Auslandsgebietes wartete, unter den vielen Mexikanern zu wirken. Bei diesen schlichten, einfachen Menschen führten wir wöchentlich bis zu dreißig Bibelstudien in Spanisch durch, und eine Versammlung wurde organisiert. Im Jahre 1945 wurde mir ein Gebiet in Denver, Colorado, zugeteilt, wo die Versammlung Englewood gute Fortschritte machte. Dort hatten wir auch das Vorrecht, am Bau des ersten Königreichssaales der Stadt, am Broadway, mitzuhelfen. Kurz nach Beendigung des Baus reisten wir nach unserem Auslandsgebiet — den Jungfern-Inseln — ab.

Am 3. Januar 1947 verließen wir New York an Bord des „Marine Tiger“ und kamen am 7. Januar in dem trauten Städtchen Charlotte Amalie (J.-I.) an. Nachdem wir uns dort niedergelassen hatten, machten wir uns am nächsten Tage ernstlich an das Zeugniswerk. Der Wachtturm-Feldzug war im Gange, und dies war in der Tat jungfräuliches Gebiet. Wir nahmen einige hundert Abonnements auf, so daß sich das Postamt genötigt sah, eine Zustellung für das Landgebiet einzuführen. Wir konnten so viele Studien beginnen, daß wir, um sie alle zu betreuen, in den ersten zwei Jahren gewöhnlich erst um Mitternacht heimkamen.

Beim ersten öffentlichen Vortrag auf dem Marktplatz waren etwa tausend Personen zugegen, denen 800 Broschüren in Englisch, Französisch und Spanisch gratis abgegeben wurden. Bei einem Vortrag, der in einem Schulhaus in Coral Bay auf St. John (J.-I.) gehalten wurde, war der Saal vollbesetzt. Ein Mann, der an der Tür stand, wurde eingeladen, sich zu setzen, aber er lehnte es mit der Bemerkung ab, wenn ihm das, was gesagt werde, nicht passe, werde er wieder gehen; doch kurz darauf sah man, wie er versuchte, mit einer anderen Person den Sitzplatz zu teilen. Nach dem Vortrag schien niemand fortgehen zu wollen; die Leute wollten noch mehr hören, und sie bekamen auch noch mehr zu hören. Das Wachtturm-Studium und weitere Zusammenkünfte wurden angekündigt. Am Anfang waren nur drei oder vier Personen zugegen, doch allmählich wuchs die Zahl der Anwesenden. Sie lernten auch einige Freuden des Dienstes kennen, denn sie beteiligten sich unverzüglich an der Bekanntmachung der öffentlichen Vorträge durch Handzettel.

Jetzt befinden wir uns im Missionardienst in Cayey, Puerto Rico, da wir wieder ein anderes Gebiet zugeteilt erhielten. Hier erleben wir täglich viele Freuden, während wir unser Lebensziel weiter verfolgen.

Wissend, daß Geduld zur Errettung führt, lernt der Missionar bald, daß er die größte Geduld und viel Freundlichkeit gegenüber seinen neugefundenen Brüdern und Schwestern an den Tag legen muß, und dafür lieben sie ihn auch. Ihm selbst werden sie auch jedes Jahr lieber, weil er sieht, wie sie zur Reife heranwachsen, Königreichsfrüchte hervorbringen, die Königreichsbotschaft von Haus zu Haus verkündigen, Rückbesuche machen und selbst Bibelstudien beginnen und durchführen. Ich konnte stets sehen, wie Jehova den Königreichsdienst gesegnet hat; und die Freude, die mir zuteil geworden ist, während ich mein Lebensziel verfolgt habe, läßt sich nicht brieflich beschreiben. Von Jehova aus ist dies geschehen, und alle, denen es irgend möglich ist, werden den sehnlichen Wunsch haben, sich ebenfalls in diesem Dienstzweig zu beteiligen.

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