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Der Schatz eines christlichen HerzensDer Wachtturm 1961 | 1. März
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werdet und aus eurer eigenen Festigkeit fallt. Nein, sondern wachset weiterhin in der unverdienten Güte und Erkenntnis unseres Herrn und Erretters Jesus Christus. Ihm sei die Herrlichkeit sowohl jetzt als auch für den Tag der Ewigkeit.“ Wie wahr sind doch die Worte Christi Jesu: „Dies bedeutet ewiges Leben, daß sie fortwährend Erkenntnis in sich aufnehmen über dich, den allein wahren Gott, und über Jesus Christus, den du ausgesandt hast“! — Joh. 17:3, NW.
25. (a) Was benötigt jeder Mensch im Hinblick auf seine geistigen Bedürfnisse? (b) Von welchem Wert ist die inspirierte Schrift?
25 Niemand auf Erden kann diese Erkenntnis nur durch sich selbst erhalten. Jeder einzelne benötigt Gottes Wort, seinen Geist und auch seine Organisation, bestehend aus christlichen Lehrern. Wer auf diese Weise bei diesen Dingen bleibt, wird sowohl sich selbst als auch jene erretten, die auf ihn hören. (1. Tim. 4:16, NW) Das bedeutet, daß man das Wort Gottes nicht nur hören, sondern richtig darauf eingehen muß. Dazu gehört eine Erklärung unserer Überzeugung, indem wir anderen helfen, dieses Wort so einzuschätzen, wie wir es tun. Empfindest du im Gedanken hieran nicht warme Wertschätzung gegenüber jenen Männern und Frauen, die aus Liebe von Haus zu Haus gehen und in den Wohnungen aller Menschen vorsprechen, also zweifellos auch an deine Türe kommen und selbstlos an der Lehrtätigkeit teilnehmen, die einst Christus Jesus, unser Herr, eingeleitet hatte? Wisse ohne jeden Zweifel folgendes: „Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich zum Lehren, zum Überführen, zum Richtigstellen der Dinge, zur Zucht in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes völlig geschickt sei, vollständig ausgerüstet für jedes gute Werk.“ — 2. Tim. 3:16, 17, NW.
26. (a) Wem gleicht jener, der Jesu Worte hört und sie tut? (b) Wie schätzt du die Lehrtätigkeit der Zeugen Jehovas ein?
26 „Ein guter Mensch bringt aus dem guten Schatze seines Herzens Gutes hervor …; denn aus der Fülle des Herzens redet sein Mund … Jeder, der zu mir kommt und meine Worte hört und sie tut — ich will euch zeigen, wem er gleicht: Er gleicht einem Menschen, der ein Haus baute, der grub und in die Tiefe ging und es auf das Felsmassiv gründete. Die Folge war: Als eine Flut kam, prallte der Strom gegen jenes Haus, war aber nicht stark genug, es zu erschüttern, weil es gut gebaut war“ — das sagte Jesus. (Luk. 6:45-48, NW) Laß dir durch Jehovas Zeugen helfen, das Wort Gottes zu Herzen zu nehmen, und dein Herz wird über die Maßen bereichert werden.
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Mein Lebensziel verfolgendDer Wachtturm 1961 | 1. März
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Mein Lebensziel verfolgend
Von Lloyd Barry erzählt
JENE, die die großartigen Wahrheiten der Bibel schon in ihrer Kindheit kennenlernen, empfangen tatsächlich einen reichen Segen. Ich bin meinem Vater stets dankbar gewesen für die hingebungsvolle Unterweisung, die er mir in meinen jungen Jahren über den großen Gott, Jehova, und sein Königreichsvorhaben und über die Seele und die Hoffnung auf Leben zuteil werden ließ. Wie deutlich hoben sich diese biblischen Lehren von dem ab, was Geistliche lehrten, die in die Schule kamen und lärmenden Kindern mit der Qual in einer „Feuerhölle“ drohten! Von jüngster Kindheit an wuchs ich mit der Liebe zur Bibel und zur Zeitschrift Der Wachtturm auf, der auf meinen jungen Sinn einen großen Eindruck machte. Schon mit zehn Jahren konnte ich viel aus dem Wachtturm verstehen, und ich erinnere mich noch deutlich vieler Artikel, die ich in den 1920er Jahren studierte. Was für Schätze biblischen Verständnisses sind durch den Wachtturm während der dreiunddreißig Jahre ans Tageslicht gefördert worden, in denen ich ihn als meinen Gefährten gehabt habe!
Meine Kindheit habe ich in Christchurch, Neuseeland, verbracht. Als Schuljunge arbeitete ich fleißig im Interesse meiner Studien und gewann den ersten Preis der University Entrance Scholarship, ein Stipendium, um das alle höheren Lehranstalten von Neuseeland miteinander wetteiferten. Ich war nun auf dem Wege, ein Atomwissenschaftler zu werden, doch nun war ich in die Umgebung einer materialistischen Weltanschauung geraten, die für die Evolutionstheorie eintrat, und stellte bald fest, daß diese Anschauung ebenso unvernünftig und wertlos sei wie die Lehre von einer „Feuerhölle“, die die Geistlichkeit lehrte. Die Bibel begann ihren ganzen Einfluß auf mein Leben auszuüben. Obwohl ich Naturwissenschaft studierte und einen akademischen Grad erlangte, widmete ich doch während der meisten Zeit, da ich auf der Universität studierte, fast ebensoviel Zeit wie ein Pionier dem Predigtdienste. Oft beteiligte ich mich am Ferienpionierdienst.
DIENST WÄHREND DES ZWEITEN WELTKRIEGES
Im Januar 1939 trat ich für immer in den Vollzeitdienst im australischen Bethel ein. Damals zogen sich die Kriegswolken zusammen, und mit ihnen kamen Pöbelaktionen und Verfolgungen. In dem Monat, in dem der zweite Weltkrieg ausbrach, diente ich gerade einer Reihe von Kongressen und wurde an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden in Pöbelaktionen bedrängt. In Maitland, N. S. W., wurde eine geplante Veranstaltung in der Stadthalle verboten, und ein anderer Bruder und ich gaben eine Meldung über diese Ungerechtigkeit von einem Tonwagen aus durch, den wir vor der Stadthalle geparkt hatten. Als ich aufhörte zu reden, nahte sich eine von einem Priester geführte Pöbelrotte und hob den Wagen an, um ihn umzustürzen. Da erschien plötzlich ein Schutzmann, und die Meute zog sich für einen Augenblick zurück. Der Polizeibeamte steckte den Kopf durch das Wagenfenster und rief: „Jungens, wenn euch das Leben lieb ist, so sucht das Weite!“ irgendwie entstand vor dem Wagen eine Bresche — und fort waren wir!
Am folgenden Wochenende war ich Vorsitzender eines Kongresses in Lismore, N. S. W. Um die Zeit, da ich vortrat, um Bruder Rutherfords Schallplattenvortrag anzukündigen, hatte sich hinten im Saal eine Menge von etwa fünfhundert stämmigen Zuckerrohrschneidern angesammelt. Sie waren im Verhältnis zu den übrigen Zuhörern bei weitem in der Überzahl. Ich begann, einige der unfairen damaligen Taktiken der Katholischen Aktion zu beschreiben, worauf ihr Bandenführer ausrief: „Hört auf, etwas gegen meine Religion zu sagen!“ Mich an einen Polizeibeamten wendend, sagte ich: „Setzt den Mann an die Luft!“ Obwohl der Polizeibeamte einen unserer Pioniere einige Tage zuvor bei dessen Tätigkeit mit Zeitschriften auf der Straße festgenommen hatte, setzte er jetzt tatsächlich den Mann an die Luft! Verblüfft hörte die Meute — nun ohne Führer — dem ganzen Vortrage zu.
Am folgenden Wochenende hatten wir einen Kongreß in Toowoomba, Queensland. Sein Höhepunkt war ein riesiger Informationsmarsch mit Plakaten, zu dem wir polizeilichen Schutz vor dem Pöbel erhielten. Als katholische und protestantische Geistliche gemeinsame Sache machten, um uns aus der Stadthalle in Toowoomba zu vertreiben, legte die lokale Zeitung unseren Fall auf einer ganzen Seite ziemlich unparteiisch auf vorzügliche Weise dar. Das waren aufregende Kampftage!
Im Januar 1941 folgte in Australien das Verbot der Gesellschaft durch die Regierung. Einige Tage nach dem Verbot mußte ich wegen der Musterungsfrage für sechs Monate ins Gefängnis. Das war eine ungewöhnliche „Ausbildung“, als ich meine Tage mit Dieben, Mördern und Rowdys verbringen mußte und dabei viele Gelegenheiten hatte, ihnen die Bibel zu erklären. Eines Tages sagte ein Gefangener zu mir: „Na du, 308! Ich ‚sitze‘, weil ich einen Polizisten getötet habe, und du ‚sitzt‘, weil du niemanden töten willst. Ist das nicht komisch?“ Dieser „Lebenslängliche“ war zufällig der Bücherverwalter, und er war mir eine gute Hilfe, indem er dafür sorgte, daß unter den drei bis vier Brüdern in jenem Gefängnis der geliebte Wachtturm zirkulierte.
Aus dem Gefängnis entlassen, half ich mit, den Kampf zwei weitere Jahre unter den Verbotsverhältnissen fortzusetzen. Polizeirazzien, mit knapper Not davonkommen, unterirdische Druckereitätigkeit und Organisierung, wobei die Rettungsleine der kostbaren, durch den Wachtturm dargelegten Wahrheiten stets intakt blieb — all dies bot genügend Gelegenheiten zu interessanten Erfahrungen, mit denen man ein Buch füllen könnte. Es war wunderbar, in allem Jehovas leitende Hand zu sehen! Während dieser Zeit war es mein Vorrecht, in jeden Teil Australiens zu reisen und fast jede Versammlung im Lande zu besuchen und mit treuen Brüdern zusammen zu dienen, während sie vorandrängten, um „dies e i n e zu tun“: die gute Botschaft zu predigen.
Ebenfalls während dieser Zeit heiratete ich ein Mädchen aus Sydney — eine Australierin, wie es schon ihr Name Melba anzeigt —, das die vergangenen achtzehn Jahre an meiner Seite treu gedient hat.
Im Juni 1943 erklärte das Oberste Bundesgericht (High Court) von Australien, daß das Verbot unseres Werkes durch die Regierung als eine „willkürliche, mutwillige und unterdrückende Maßnahme“ zu bezeichnen sei, und es stieß es um. Nun erkannte die Regierung unsere Brüder bald als Prediger an. Dennoch gab es weiterhin kleinere Scharmützel mit dem Feinde, und ich habe noch lebhafte Erinnerungen an einen Volksauflauf, durch den drei von uns in Glenelg, Südaustralien, noch im Jahre 1945 für einige Stunden in die Enge getrieben wurden.
Nach Bruder Knorrs Besuch in Australien im Jahre 1947 folgte der Ruf nach Gilead. Ich sollte ein weiteres wunderbares Vorrecht erhalten. Der Besuch des Hauptbüros in Brooklyn, Jehovas Organisation sozusagen von nahem in Aktion zu sehen und dann sechs großartige Monate mit der elften Klasse in Gilead zu studieren — all dies stärkte unsere Entschlossenheit, irgendwo in der Welt mit der Neuen-Welt-Gesellschaft voranzudrängen. Jene sechs Monate Gileadschule sind mit den Jahren, die wir im Missionardienst verbrachten, nicht etwa verblaßt; wir erinnern uns immer noch an das angestrengte Studium, die glückliche Gemeinschaft, die Augenblicke der Entspannung und auch an die erquickende grüne Landschaft von Gilead. Auch haben wir frohe Erinnerungen an ein Jahr, das wir im Kreisdienst im südlichen Kalifornien zubrachten, und an die frohe Gemeinschaft mit den dortigen Brüdern.
MISSIONARDIENST IN JAPAN
Nun folgte Japan. Viele Eindrücke drängten sich in den ersten wenigen Wochen zusammen. Von der Jokohama-Bucht aus erblickten wir zuerst den Fudschijama, und darauf, als wir an Land kamen, nur noch Menschen, Menschen und nochmals Menschen, und hörten das Tack, Tack, Tack des hölzernen Schuhwerks. Bestimmt war dies ein Feld, das eine Menge Arbeiter erforderte. Das war im November 1949. Der Krieg war noch nicht lange vorüber, und so gab es noch viel Armut. Einige der Städte lagen immer noch in Trümmern. Jedermann aber wünschte, den Fremden zu gefallen.
Wir verbrachten unsere ersten Tage des Missionardienstes in Kobe und machten dabei viele beglückende Erfahrungen, obwohl wir auch sonderbaren Problemen begegneten. Fast in jeder Wohnung war man einverstanden, ein Bibelstudium mitzumachen. Von denen, die die westliche Kultur zu lernen wünschten, wurden wir „gesucht“, doch wie viele von ihnen wünschten wirklich, etwas über den wahren Gott zu erfahren? Zuerst fiel es uns — weil wir die Sprache nicht beherrschten — schwer, dies deutlich zu erkennen, doch drängten wir mit einer Menge Studien voran in dem Vertrauen, daß Jehova die Bemühungen segnen werde.
Da wir in unserem Gebiet die ersten Missionare waren, war niemand da, der uns die Sprache beibringen konnte. Wir mußten uns mit unvollkommenen Lehrbüchern abmühen, meistens aber durch Versuche und Irrtümer hindurchkämpfen. Manch ein Fauxpas wurde begangen, zum Beispiel, wenn einem Hausinhaber gesagt wurde. „Ich huste von Haus zu Haus“, statt „Ich predige von Haus zu Haus“, und wenn wir erklärten, Christus komme „mit Spinnen“, statt „mit den Wolken“ wieder. Außerdem scheiterten die Bemühungen manchmal, weil die Leute mit dem Inhalt der Bibel nicht vertraut waren. Zum Beispiel stellte man bei einer Wiederholung die Frage: „Wer war Abraham?“ und erhielt zur Antwort: „Einer der Präsidenten der Vereinigten Staaten“, oder: „Wer ist der Gott der Liebe?“, worauf prompt „Amor!“ zurücktönte. Problemen von dieser Art begegnete man oft, aber es lag eine prickelnde Freude darin, Hindernisse in bezug auf Sprache und geschichtliche Hindergründe zu überwinden und zu sehen, wie einige von denen, mit welchen wir studierten, beständig stärker wurden.
An unserem allerersten Tag, an dem wir in Kobe Predigtdienst taten, bekamen wir mit einigen Personen Kontakt, die später Königreichsverkündiger wurden. Personen aus zwei Häusern, die wir an jenem ersten Morgen besuchten, begannen sofort, die Bibel mit uns zu studieren, und sie nahmen die Wahrheit auch sogleich an. Als wir uns später mit ihnen richtig unterhalten konnten, erzählten sie uns, sie hätten an jenem ersten Morgen kein Wort verstanden, aber sie seien sehr beeindruckt gewesen, daß wir einen so schlammigen Fußweg herabgekommen seien, um persönlich in ihrer Wohnung vorzusprechen. Eine dieser Schwestern, eine Hausfrau, ist nun länger als ein Jahr Pionierin gewesen, und vergangenes Jahr verbrachten wir einige Ferientage in ihrem Hause.
Im Missionarleben geht es auf und ab. Es gibt darin begeisternde Freuden, aber auch Enttäuschungen, und dennoch bringt es eine Befriedigung mit sich, wie sie nirgends sonst auf Erden zu finden ist. Wir hatten ein schönes Heim in Tarumi, Kobe, mit Aussicht auf die Japanische Inlandsee. Wir begannen mit fünf Missionaren, wurden später zehn und dann zwölf. Als im Jahre 1950 in Korea der Krieg ausbrach, wurden die Missionare aus jenem Lande nach Japan evakuiert, und dann waren wir eine kurze Zeit achtzehn im Heim. Welch wunderbare Stunden verlebten wir doch zusammen! Beim Abendessen hob sich das Dach fast durch unser Gelächter, wenn jemand seine neuen, eigenartigen Erfahrungen erzählte. Einst bemerkte ein Besucher aus England darüber: „Ich habe noch nie eine Familie wie diese gesehen. Hier sprechen zur gleichen Zeit alle miteinander!“ Und welche Entspannung das für uns bedeutete!
Sobald wir einen zuverlässigen Dolmetscher gefunden hatten, hielten wir unsere erste Zusammenkunft ab. Es war die Gedächtnismahlfeier im Jahre 1950. 180 Personen waren zugegen. Darauf fanden die Zusammenkünfte auf dem großen Rasenplatz vor unserem Hause statt, und innerhalb einiger Wochen wurden sie von über hundert Personen besucht. Als der Felddienst angekündigt wurde, erschienen am darauffolgenden Morgen fünfunddreißig Personen, um mit zehn Missionaren auszuziehen. Daher mußte jeder von uns drei bis vier Personen an die Türen mitnehmen. So lagen die Dinge in Japan kurz nach dem Kriege. Eine unserer ersten unglücklichen Entdeckungen war die Feststellung, daß all dieses Interesse hauptsächlich uns, den Fremden, galt. Dennoch sind — im ganzen genommen — die Ergebnisse sehr erfreulich gewesen. Viele der ersten Personen, mit denen wir in Kobe studierten, stehen nun selbst im Vollzeitpionierdienst, einige von ihnen haben bereits die Gileadschule mitgemacht, sind zurückgekehrt und dienen mit uns hier als Missionare. Unsere Erfahrungen erreichten ihren Höhepunkt im Mai 1951 in Kobe, als Bruder Knorr unser Heim besuchte, und wie freuten wir uns doch zu sehen, wie sich 453 Personen auf dem Rasen unter den japanischen Kiefern setzten um seinem öffentlichen Vortrag zu lauschen.
In den ersten Tagen, da wir in Japan Zeugnis gaben, waren die japanische Bibel und das Buch Licht, Band II, unsere einzige Ausrüstung, wozu noch einige vervielfältigte Studien aus dem Buch „Gott bleibt wahrhaftig“ kamen. Von 1951 an jedoch hatten wir auch den Wachtturm in Japanisch, und von da an konnte ein wirkliches Wachstum zur Reife festgestellt werden.
ERWEITERTE DIENSTVORRECHTE
Vom Jahre 1952 an hatte ich das Vorrecht als Zweigdiener in Tokio zu dienen und die wunderbare Zunahme auf allen Inseln Japans aus nächster Nähe zu beobachten. Wahrlich, dies geschah in Übereinstimmung mit den Worten: „‚Nicht durch Heeresmacht und nicht durch Gewalt, sondern durch meinen Geist‘ — so spricht der Herr der Heerscharen.“ (Sach 4:6, Me) Von 1949 bis 1955 war eine sehr schöne Zunahme zu verzeichnen, indem die Zahl der Verkündiger von 8 auf 525 anstieg. Doch seit Bruder Knorrs Besuch im Jahre 1956 kam die Lawine des Zuwachses eigentlich erst so recht ins Rollen, und in den Jahren 1957, 1958 und 1959 machte die Zunahme mehr als 30 Prozent der durchschnittlichen Zahl der Königreichsverkündiger aus. Während ich diesen Bericht schreibe, hat das japanische Feld in zwölf aufeinanderfolgenden Monaten neue Verkündiger-Höchstzahlen erlebt, so daß die Zahl der Verkündiger nun 1539 beträgt. Ein vorzügliches Team von Missionaren, die Schulter an Schulter mit der heranwachsenden, reifenden Schar japanischer Verkündiger dienen, erfährt die Wahrheit der Worte: „Der Segen Jehovas, er macht reich.“ — Spr. 10:22.
Jede Tätigkeit, die dem japanischen Volk hilft, Jehovas Organisation deutlicher zu erkennen, ist in der Tat eine Freude! Eine besondere Freude bringen die größeren theokratischen Versammlungen. Unsere ersten Veranstaltungen in Japan würden, an westlichen Maßstäben gemessen, befremdend erscheinen: Man schlief auf den Matten der Fußböden, manchmal auf Holzfußböden und oft in einer Art von Schlafsaal für viele. Man hockte stundenlang auf dem Boden und suchte Ansprachen in einer fremden Sprache zu verstehen, und dreimal am Tag saß man ebenfalls auf dem Boden, eine Schale mit Reis und Fisch in der einen Hand und Eßstäbchen in der anderen, um die notwendige buchstäbliche Nahrung zu sich zu nehmen! Eine Versammlung, die einst stattfand, nennen wir scherzend die „Bataten“-Versammlung. Damals ging nämlich die Reisration aus, und wir lebten fast zwei Tage lang nur von Bataten. Während Hunderte um Hunderte von Japanern in die Neue-Welt-Gesellschaft strömten, umschloß uns das Band theokratischer Liebe immer enger. Heute sind unsere Kreis- und Bezirksversammlungen gewöhnlich so groß, daß wir größere Säle mit Sitzgelegenheiten nach westlicher Art verwenden müssen. Die Missionare selbst verlieren sich in der immer zunehmenden Menge der japanischen Verkündiger.
Während die Jahre verfliegen, werden uns neue Dienstaufgaben zugeteilt, und jede bringt ihre eigene Freude mit sich. Ich werde mich stets daran erinnern, wie mir im Jahre 1952 das erste Mal der Auftrag erteilt wurde, Formosa zu besuchen. Die Brüder hatten dort schreckliche Verfolgungen und Folterungen erlitten. Unsere Bewegung war noch verboten und hatte etwa dreizehn Jahre lang sozusagen keinen Kontakt mit der Neuen-Welt-Gesellschaft gehabt. Während jener Jahre der Isolierung war sie von dem einen dort wohnenden Bruder, der getauft war, auf mehr als dreihundert angewachsen. Welche Freude war es doch, mit diesem redlichen, tapferen Bruder zu dienen, der während aller Jahre der Prüfung die Last der Aufsicht getragen hatte! Die Martern, die er im Gefängnis erlitten hatte, waren so bitter gewesen, daß er zu Jehova gebetet hatte, ihm durch den Tod Linderung zu schaffen. Nun aber war er froh, daß er nicht gestorben war, denn die Früchte der Bewahrung seiner Lauterkeit zeigten sich in der Menge einheimischer Leute von Formosa, die in die Wahrheit kamen und deren Zahl nun über zweitausend beträgt. In der herzlichen Gemeinschaft mit Brüdern, die ihre Lauterkeit selbst unter Todesgefahr bewahrt haben, findet man eine wunderbare Ermunterung. Bei vielen Besuchen, die ich in Formosa machte, hatte ich stets das Empfinden, mehr mit heimnehmen zu können, als ich ihnen gebracht hatte. Doch war es ein wunderbares Vorrecht, ja tatsächlich ein Wunder, im Jahre 1955, in der Zeit, in der das Verbot herrschte, den Film der Gesellschaft „Die Neue-Welt-Gesellschaft in Tätigkeit“ dorthin bringen und ihn all diesen treuen Brüdern von Formosa zeigen zu können. Nun hat die Regierung dort ein besseres Verständnis für den Zweck unseres Werkes, und in Formosa ist ein von Japan getrennter Zweig organisiert worden.
Seit dem Jahre 1956 habe ich das weitere Vorrecht, als Zonendiener die Zweigbüros im Fernen Osten zu besuchen. Einmal konnte ich auch meine betagten Eltern in Neuseeland besuchen, wofür ich sehr dankbar war. Es ist nun mehr als einundzwanzig Jahre her, seitdem ich ein glückliches theokratisches Heim verließ, um dorthin zu gehen, wohin Jehova mich als einen Vollzeitdiener senden wollte. Unsere Familie ist durch das Band der Liebe fest miteinander verbunden, aber noch stärker sind die Bande, die uns im Königreichsdienst verbinden, auch wenn wir in weit voneinander entfernten Ländern dienen. Es war eine Freude, meine Eltern im Königreichsdienst so stark wie eh und je vorzufinden. Doch schien mir weder Neuseeland noch Australien mehr Heimat zu sein. Komisch — die Art zu leben schien das Umgekehrte von dem zu sein, was wir nun im Missionargebiet in Japan gewohnt sind. Durch diesen Besuch erkannte ich erst so recht, daß unsere „Heimat“ dort ist, wo Jehova uns im Gebiet des theokratischen Dienstes Arbeit zu tun gibt.
Ich erinnere mich noch, wie mein Vater mich als kleinen Jungen in Neuseeland zu den Wachtturm-Studien mitnahm und wie beglückt ich war, wenn der Leiter der Gruppe mich aufforderte, die Abschnitte vorzulesen! Nun empfinde ich noch größere Freude, im japanischen Wachtturm-Studium die Abschnitte zu lesen, wenn die Reihe dazu an mich kommt. In der Tat, wie begeisternd ist das Leben doch während all der dazwischen liegenden Jahre gewesen!
Einundzwanzig Jahre Vollzeitdienst scheinen nur wie ein Tag gewesen zu sein, und doch sind es Jahre voller Freuden und Erfahrungen gewesen, die selbst hundert gewöhnliche Leben nicht zu fassen vermöchten. Welch wunderbares Los ist doch der Pionierdienst! Allerdings gibt es viel Auf und Ab darin, aber Jehova hilft uns in seiner Güte, nach einem Tiefstand immer wieder hochzukommen. Oh, daß doch wir alle durch Jehovas unverdiente Güte, wie sie durch seinen Sohn Christus Jesus zum Ausdruck kommt, diesen Dienst immerdar treu erfüllen möchten!
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Fragen von LesernDer Wachtturm 1961 | 1. März
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Fragen von Lesern
● Was sind die „elementaren Dinge“, vor denen der Apostel Paulus in Kolosser 2:8 (NW) warnte? — B. F., USA.
In Kolosser 2:8 lesen wir: „Seht euch vor, vielleicht mag jemand da sein, der euch als seine Beute wegführt durch Philosophie und leere Täuschung, gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den elementaren Dingen der Welt und nicht gemäß Christus.“ Der allgemeinste Sinn des Wortes „elementar“ ist „primär“, „grundlegend“, wie zum Beispiel in der Bezeichnung „Elementar“-Schule. Das Wort bezeichnet aber auch das, was zu den Elementen oder den Merkmalen der Elemente einer Sache gehört. Ein Element wird daher wie folgt definiert: „Einer der Bestandteile, einer der Grundbegriffe oder eines der Merkmale einer Sache.“
In Übereinstimmung mit dieser Definition gebraucht hier der Apostel Paulus das griechische Wort stoicheion. Dieses Wort bedeutet: „Das, was grundlegend, fundamental oder ein Anfangsbestandteil ist.“ Es ist ein Diminutiv eines griechischen Ausdruckes, der „einen geraden Stab oder ein Richtscheit“ bedeutet. Stoicheion wird auch wie folgt definiert: „Ein Element; ein Element des natürlichen Universums … ein Element oder Anfangsgrund eines intellektuellen oder religiösen Systems.“ — Greek Lexicon, Bagster.
Das Wort stoicheion kommt in den Christlichen Griechischen Schriften siebenmal vor. Der Apostel Petrus gebraucht es im Sinne eines Elementes des natürlichen Universums zweimal, wenn er sagt: „Jehovas Tag jedoch wird wie ein Dieb kommen, an dem die Himmel vergehen werden mit zischendem Geräusch; die Elemente aber werden in Gluthitze aufgelöst.“ (2. Pet. 3:10, 12, NW) In der Neuen-Welt-Übersetzung (engl.) sagt eine Fußnote für das Wort „Elemente“ „die Himmelskörper“. In den buchstäblichen Himmeln bilden die einzelnen Himmelskörper die Elemente oder Bestandteile. Wir wissen, daß die buchstäblichen Himmel und die Erde immerdar bleiben werden, und auch der Begleittext zeigt uns klar, daß sich der Apostel Petrus hier auf einen bösen symbolischen Himmel bezieht, der aus Satan und all seinen bösen Dämonen besteht. Diese werden am Tage Jehovas „zerschmelzen“, das heißt in Harmagedon außer Tätigkeit gesetzt werden, da sie dann für tausend Jahre in den Abgrund geworfen werden. — Off. 20:1-3, NW.
In seinem Brief an die hebräischen Christen gebraucht der Apostel Paulus den gleichen Ausdruck stoicheion, um die Grundelemente des wahren Christentums zu bezeichnen. Wegen ihrer Trägheit brauchten die Erwähnten wiederum jemanden, der sie von Anfang an in den „ersten Grundbegriffen [stoicheion, Elementen, Elb] der heiligen Aussprüche Gottes“ unterwies, zum Beispiel in bezug auf „Reue über tote Werke, und Glauben an Gott … die Auferstehung von den Toten und das ewige Gericht“. Solche Lehren, Elemente oder „Grundbegriffe“ sind sowohl grundlegend als auch primär, weshalb Paulus sie als die „ersten“ Elemente der Lehren des Christentums bezeichnete. — Heb. 5:12; 6:1, 2, NW.
Nun kommen wir zu den „elementaren Dingen“, die in Kolosser 2:8 erwähnt werden. Hier handelt es sich um die grundlegenden oder elementaren Dinge oder um die Grundbegriffe, die Satans Welt oder System der Dinge ausmachen, sie leiten und zur Tat veranlassen. Dieser Ausdruck würde daher die Philosophie
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