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Ist mein Baby im Limbus?Erwachet! 1978 | 22. Juli
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Ist mein Baby im Limbus?
DIE Beerdigung war vorbei, aber nicht der schwere Schock. Der schneeweiße Sarg lag unter der Erde vergraben. Es war kaum zu glauben, daß nur einige Wochen zuvor mein kleiner Junge mit einem triumphierend strahlenden Lächeln seine ersten Gehversuche gemacht hatte. Aber jetzt war Andrew tot.
Stell dir vor, welchen Schock ich als Mutter erlitt, als ich ihn leblos in seinem Kinderbettchen liegen sah, die dunkelblauen Augen in seinem kranken Gesicht starr nach oben gerichtet. Der Arzt injizierte durch den Brustkasten zwei Ampullen Nicethamid direkt ins Herz.
Ja, ich bekam Briefe und Beileidstelegramme, doch das war kein großer Trost. In all den Nächten konnten die Schlaftabletten, die mir der Arzt verschrieben hatte, meinem erschöpften Gehirn nicht die nötige Erleichterung verschaffen. Ich stand am Fenster und schaute in die Nacht hinaus, suchte den Himmel ab. „Wo ist mein kleiner Junge jetzt?“ fragte ich mich. „Ist er irgendwo im Himmel bei den Sternen?“
Meine Älteste war aus dem Internat zu einem kurzen Aufenthalt gekommen. Kurz nachdem sie das Unglück gesehen hatte, sagte sie: „Andrew ist im Limbus.“
Dieses herzzerreißende Ereignis war im Jahre 1956. Doch in meinem Gedächtnis ist es heute noch lebendig. Das alles spielte sich in Empangeni, im Herzen Zululands (Südafrika), ab.
Der kleine Andrew war nicht getauft, und daher machten wir uns große Sorgen. Ist ein ungetauftes Baby für immer im Limbus verloren, so wie das die katholische Kirche lehrte? Als tiefbesorgte Mutter mußte ich einfach die Wahrheit wissen. Verlangte Gott wirklich, daß alle Menschen, auch Babys, getauft werden? Ja, was ist überhaupt der Limbus?
Was ist der Limbus?
In dem Nachschlagewerk Die Religion in Geschichte und Gegenwart heißt es unter dem Stichwort „Limbus“ auszugsweise: „Die ungetauft verstorbenen Kinder entbehren in ihm wegen ihrer Erbsünde die Seligkeit, ,werden aber auch nicht so gestraft wie diejenigen, die persönlich gesündigt haben‘, ja sie können ,trotz ihrer Verdammnis in ihrer Weise glücklich sein‘.“ In der Brockhaus Enzyklopädie (1970) kann man unter „Limbus“ die Bemerkung lesen: „Indes wird in der heutigen kath. Theologie die Ausschließung der ungetauft verstorbenen Kinder vom Himmel vielfach bestritten.“
Wie dem auch sei, überall auf der Erde glauben ergebene Katholiken an den Limbus. Sicher kannst du verstehen, warum eine trauernde Mutter wissen muß, ob der Limbus wirklich existiert.
Ich erfuhr etwas über den Zustand der Toten
Ich hörte nicht auf, sehr inbrünstig um das richtige Verständnis über den Zustand der Toten zu beten. Kurz nach diesem Familienunglück zog ich nach Pietermaritzburg. Eines Samstags klopfte jemand an die Tür. Ich öffnete und sah zwei Damen mit einem kleinen Jungen. Warum waren sie gekommen? Um sich mit mir über die Bibel zu unterhalten. Ich bat sie hereinzukommen, und es dauerte gar nicht lange, da erzählten sie mir, was die Bibel über den Zustand der Toten sagt.
Sie lenkten zum Beispiel meine Aufmerksamkeit auf Prediger 3:19-21. Obwohl ich eine Katholikin war, verwendete ich die King-James-Bibel. Ich las in dem angegebenen Text: „Denn das Geschick der Menschenkinder und das Geschick der Tiere — sie haben ein und dasselbe Geschick. Wie diese sterben, so sterben auch jene. Den gleichen Odem haben sie alle, und es gibt für den Menschen keinen Vorteil vor dem Tiere. Ja, alles ist Nichtigkeit! Alles geht zum selben Ort. Alles ist aus Staub geworden, und alles kehrt zum Staube zurück. Wer weiß, ob der Odem der Menschenkinder nach oben emporsteigt und ob der Odem der Tiere hinunter in die Erde hinabgeht?“ (Jerusalemer Bibel).
Manche denken vielleicht, sie hätten eine Seele, die in den Himmel emporsteige. Doch ich erkannte, daß das ein Irrtum ist, „denn das Geschick der Menschenkinder und das Geschick der Tiere“ ist dasselbe, und „wie diese sterben, so sterben auch jene“. Folglich mußte Andrew im Grab sein. Es verhält sich genauso, wie der Psalmist sagte: „Bauet nicht auf die Großen, nicht auf den Menschen, bei dem keine Hilfe! Sein Odem verläßt ihn, er kehrt zurück in den Staub; dahin sind all seine Pläne“ (Ps. 146:3, 4, JB).
Die zwei Damen zeigten mir im Bibelbuch Prediger auch die Stelle: „Denn die Lebenden wissen, daß sie sterben werden; doch die Toten wissen gar nichts; auch haben sie keinen Lohn mehr; denn selbst der Name, den sie sich gemacht, gerät in Vergessenheit. Ihr Lieben, ihr Hassen und auch ihr Eifern ist längst dahin. In Ewigkeit haben sie keinen Anteil mehr an dem, was alles unter der Sonne geschieht. Alles, was deine Hand zu tun findet, das tue, solange du es vermagst. Denn es gibt kein Tun und Planen, nicht Wissen und Weisheit in der Scheol, dahin du gehst“ (Pred. 9:5, 6, 10, JB).
Jetzt war es also offensichtlich, daß die Toten nicht in einer brennenden Hölle qualvoll leiden. Meine beiden Besucherinnen erklärten mir deutlich, daß das hebräische Wort scheol und das griechische Wort hades, manchmal mit „Hölle“ wiedergegeben, das allgemeine Grab der Menschheit bezeichnen. Außerdem wiesen sie darauf hin, daß „Gott Liebe ist“ und daß es eine Beleidigung des Schöpfers wäre zu glauben, er quäle Menschen in einer brennenden Hölle, sei es für kurze Zeit oder für immer (1. Joh. 4:8).
Doch dann wollte ich mehr wissen. Ist das Grab für Verstorbene das Ende?
Kommt dann nichts mehr?
„Im Gegenteil“, wurde mir gesagt, „es kommt die Zeit, da die Toten die Stimme Jesu Christi hören und zu einer Auferstehung hervorkommen werden.“ Welchen Trost doch diese Worte Jesu spendeten! „Wundert euch nicht darüber. Denn es kommt die Stunde, in der alle in den Gräbern seine Stimme hören werden; und herauskommen werden die, die das Gute getan haben, zur Auferstehung zum Leben, und die, die das Böse verübt haben, zur Auferstehung zum Gericht“ (Joh. 5:28, 29, JB). Die Aussicht auf eine Auferstehung war wunderbar. Doch dann blieb die brennende Frage bestehen ...
„Wird Jesus die auferwecken, die nicht getauft sind?“
Meine Besucher versicherten mir, daß gemäß Gottes Wort ungetaufte Babys wie der kleine Andrew nicht von Gottes wunderbarer Auferstehungsvorkehrung ausgeschlossen sind. Tatsächlich wird die große Mehrheit der Toten in den Gedächtnisgrüften zu einem Leben hier auf der Erde unter dem himmlischen Königreich Jesu Christi auferweckt werden.
Was mir diese beiden Damen erzählten, erschien mir phantastisch. Das war etwas, was ich noch nie zuvor gehört hatte. Als sie mir anboten, mir bei der Suche nach anderen biblischen Wahrheiten behilflich zu sein, nahm ich dankbar an. Im Laufe der Zeit lernte ich immer mehr über die Taufe.
Zum Beispiel sagte Jesus Christus zu seinen Nachfolgern: „Geht daher hin und macht Jünger aus Menschen aller Nationen, tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu halten, was ich euch geboten habe. Und siehe! ich bin bei euch alle Tage bis zum Abschluß des Systems der Dinge“ (Matth. 28:19, 20). Das bedeutet, daß eine Person, bevor sie getauft würde, mit Gottes Namen und Vorhaben vertraut gemacht werden müßte. Sie müßte auch lernen, welche Rolle der Sohn, Jesus Christus, in Gottes Vorkehrung spielt. Man muß auch etwas über die Wirkungsweise des heiligen Geistes, der wirksamen Kraft Gottes, wissen. Ein Säugling könnte das offensichtlich nicht erfassen. Daher wurde mir klar, daß die Taufe von Babys unbiblisch ist.
Außerdem erfuhr ich, daß die christliche Taufe kein bloßes Besprengen ist. Jesus wurde völlig im Wasser untergetaucht als Symbol dafür, daß er sich dem allmächtigen Gott darstellte (Matth. 3:13-17). Als der äthiopische Eunuch als Symbol seiner Hingabe an Gott getauft wurde, wählte man „ein gewisses Gewässer“ als geeignete Taufstätte. Er und der Evangelist Philippus „stiegen beide in das Wasser hinab“, und Philippus taufte den Eunuchen, indem er ihn im Wasser untertauchte und dann wieder heraushob (Apg. 8:35-39).
Stell dir nur vor, wie erfreut ich war zu erfahren, daß der kleine Andrew nicht im Limbus war! In der New Catholic Encyclopedia wird tatsächlich zugegeben: „Das Wort [Limbus] wird nicht von den Kirchenvätern gebraucht, noch erscheint es in der Heiligen Schrift.“ Man findet es nicht in der Bibel, weil es keinen solchen Ort oder Zustand gibt. Welche Freude empfand ich darüber, all das kennenlernen zu dürfen.
Ein Jahr nach Andrews Tod brachte ich ein Mädchen zur Welt. Unglücklicherweise lebte der Säugling jedoch nur ungefähr 20 Minuten. Wie dankbar war ich, daß ich jetzt über Jehovas wunderbare Vorkehrung für den Loskauf der unvollkommenen Menschheit und über die Auferstehung der Toten Bescheid wußte! (Matth. 20:28; Apg. 24:15; Röm. 5:12).
Seit dem vorzeitigen Tod des kleinen Andrew und seiner Schwester sind ungefähr zwanzig Jahre vergangen. Doch jetzt habe ich eine sichere Zukunftshoffnung. Es bereitet mir viel Freude, diese großartige Hoffnung auch anderen zu vermitteln, indem ich ihnen über Jehova, den Gott der Auferstehung, erzähle und auf seine wunderbare Gabe hinweise — „ewiges Leben durch Christus Jesus, unseren Herrn“ (Röm. 6:23). (Eingesandt.)
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Unsere LebenserwartungErwachet! 1978 | 22. Juli
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Unsere Lebenserwartung
● Vor fast 3 500 Jahren schrieb der Prophet Moses: „Die Tage unserer Jahre an sich sind siebzig Jahre, und wenn sie zufolge besonderer Kraft achtzig Jahre sind ...“ (Ps. 90:10). Trotz des Fortschrittes in der Medizin hat sich diese Situation nicht geändert.
Über die Vereinigten Staaten, wo sich „die Lebenserwartung um siebzig herum eingependelt hat“, schreibt David Borenstein: „Die moderne Wissenschaft ist trotz ihrer enormen Fortschritte nicht imstande gewesen, die durchschnittliche Lebenserwartung bedeutend anzuheben. Obwohl die steigende Zahl der 65jährigen Menschen und auch der älteren anzudeuten scheint, daß wir länger leben, ist das jedoch nicht der Fall. In Wirklichkeit ist die Lebenserwartung im Alter von fünfzig Jahren nur drei Jahre länger als vor ZWEI JAHRHUNDERTEN. ... Durch drastische Fortschritte in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts sind viele tödliche Krankheiten ausgemerzt worden. Das bedeutet, daß mehr Leute das mittlere Alter erreichen, aber nur wenige, wenn überhaupt einige, können erwarten, ein höheres Alter zu erreichen als ihre Vorfahren.“
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