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  • Nach einem tragischen Verlust ausharren
    Der Wachtturm 1982 | 15. Januar
    • Nach einem tragischen Verlust ausharren

      Von Elise Harms erzählt

      VOR 41 Jahren, am 8. Januar 1941, wurde mein Mann, Johannes Harms, von den Nationalsozialisten hingerichtet. Warum? Weil sein Gewissen es ihm nicht erlaubte, sich am Krieg zu beteiligen und seine Mitmenschen auf der anderen Seite der nationalsozialistischen Front hinzuschlachten. Er hatte sich standhaft geweigert, mit „Heil Hitler!“ zu grüßen. Johannes fürchtete sich nicht, seine christliche Neutralität zu bewahren, selbst auf Kosten seines Lebens.

      Ich werde niemals den zu Herzen gehenden Brief vergessen, den er kurz vor seiner Hinrichtung seinem Vater, Martin Harms, schickte. Mein Mann schrieb:

      „Und nun ist auch mir Gelegenheit gegeben, dem Herrn gegenüber die Treue zu beweisen, ja die Treue nicht nur bis an den Tod, sondern bis in den Tod. Schon jetzt ist das Todesurteil gegen mich ausgesprochen, ich liege Tag und Nacht in Fesseln — die Druckstellen [auf dem Papier] stammen von den Handschellen —, aber ich habe noch nicht bis aufs Blut widerstanden. Das Stehen wird einem Zeugen Jehovas nicht so leicht gemacht. So ist auch mir immer noch die Gelegenheit gegeben, mein irdisches Leben zu retten, um das wirkliche Leben zu verlieren. Ja sogar angesichts des Schafotts wird dem Zeugen Jehovas nochmals Gelegenheit gegeben, seinen Bund zu brechen. Darum bleibt auch der Kampf für mich noch bestehen, und auch ich habe noch viele Siege zu erringen, um sagen zu können: ,Ich habe den Kampf gekämpft, ich habe den Glauben bewahrt, fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, welche Gott, der Gerechte, geben wird.‘ Der Kampf ist zweifelsohne schwer, ich bin aber dem Herrn von ganzem Herzen dankbar, daß er mir nicht nur bis hierher die Kraft gegeben hat zu stehen, sondern mir auch jetzt, angesichts des Todes, eine Freudigkeit gegeben hat, die ich gern mit allen meinen Lieben teilen möchte.

      Mein lieber Vater, noch bist Du ja auch ein Gefangener, und ob Dich dieser Brief jemals erreicht, das weiß ich nicht. Wenn Du aber einmal freikommst, dann bleibe auch dann noch treu, denn Du weißt, wer die Hand an den Pflug legt und zurückschaut, der ist nicht geschickt zum Reich Gottes. ...

      Wenn Du, lieber Vater, wieder zu Hause bist, dann nimm Dich auch ganz besonders meines lieben Lieschens an, denn es wird für sie dann ganz besonders schwer sein, weiß sie doch, daß sie ihren Liebsten nicht zurückerwarten braucht. Ich weiß, daß Du dies tun wirst, ich sage Dir schon jetzt vielen Dank dafür. Mein lieber Vater, im Geiste rufe ich Dir zu, bleibe auch Du treu, wie ich mich bemühe, treu zu sein, dann werden wir uns wiedersehen. Ich werde auch Deiner bis zuletzt gedenken.“

      Vielleicht möchtest du gern wissen, was aus Johannes’ Vater und aus mir nach seiner Hinrichtung geworden ist. Haben wir ausgeharrt — wozu uns Johannes ermuntert hat —, und sind wir Jehova treu geblieben?

      Zur Zeit der Hinrichtung meines Mannes befand sich sein Vater im Konzentrationslager Sachsenhausen. Dort blieb er auch bis zum Ende des Krieges. Dann kehrte er nach Wilhelmshaven zurück und half, die Versammlung der Zeugen Jehovas aufzubauen. Er diente Jehova treu, bis er 1976 im Alter von 90 Jahren starb.

      Ich selbst lebe zur Zeit in einer kleinen Wohnung hier in Wilhelmshaven, wo ich aufwuchs und wo Johannes und ich 1936 heirateten. Zwar bin ich nicht mehr die Gesündeste, doch ich bin noch immer als Zeuge Jehovas tätig.

      Ob ich wieder geheiratet habe? Nein. Natürlich war ich vom biblischen Standpunkt aus frei, wieder zu heiraten. Doch ich hätte es einfach nicht gekonnt. Ich in den Armen eines anderen Mannes glücklich werden, nachdem Johannes unter so großen Schwierigkeiten seine Treue beweisen mußte? Nein, das hätte ich nicht fertiggebracht.

      Bevor ich erzähle, was mir half, während der vergangenen 41 Jahre trotz verschiedener Probleme auszuharren, möchte ich berichten, welche Umstände dazu führten, daß Johannes hingerichtet wurde.

      VERHAFTUNG UND HINRICHTUNG

      Johannes wurde am 3. September 1940 verhaftet — übrigens bereits das zweite Mal nach unserer Eheschließung —, und meine Schwester und ich durften ihn alle drei oder vier Wochen besuchen. Als wir ihn das zweite Mal besuchten, sagte er uns schon, daß er zum Tode verurteilt worden sei. Deshalb war ich nicht völlig überrascht, als er am 8. Januar 1941 enthauptet wurde, obwohl ich natürlich tief betroffen war.

      Ich wußte aber, daß mein Mann nicht als Übeltäter gestorben war. Auch wußte ich, daß die Behörden schon oft auf verschiedene Art und Weise versucht hatten, ihn zu Kompromissen zu bewegen. Ich war mir darüber im klaren, was für eine schwere Zeit er durchgemacht hatte, in der ich ihm nur wenig helfen konnte. Als ich daher die Nachricht von seiner Hinrichtung erhielt, war ich erleichtert zu wissen, daß es jetzt vorbei war. An mich habe ich in diesem Moment überhaupt nicht gedacht. Mein einziger Gedanke war nur: „Jetzt können sie ihn nicht mehr umstimmen. Es gibt keine Gefahr mehr, daß er untreu werden könnte. Er ist bis zum Tode treu geblieben.“

      Wir waren erst vier Jahre und acht Monate verheiratet. Da wir schon drei Jahre verlobt gewesen waren, hätten wir früher heiraten können. Aber wir hatten es immer hinausgeschoben, weil wir sahen, welche Probleme eventuell auf uns zukommen würden. Es war eine kritische Zeit in Deutschland. Das Werk der Zeugen Jehovas war verboten worden.

      Plötzlich kam Johannes’ Vater frei — er saß schon das zweite Mal im Gefängnis —, und wir haben dann doch geheiratet. Ich kann mich noch daran erinnern, daß es ein schöner Frühlingstag im Mai 1936 war. Wir lebten als Ehepaar glücklich zusammen, bis die Nationalsozialisten Johannes verhafteten.

      NICHT BITTER GEWORDEN

      Es gibt Leute, die sich durch Unglück verbittern lassen. Sie zweifeln die Liebe Gottes an und kritisieren ihn. Manche beginnen sogar, an seiner Existenz zu zweifeln. Als Johannes hingerichtet wurde, wußte ich, warum dies geschah: weil er Gott gegenüber seine Lauterkeit bewahrt hatte. Aber nur sechs Monate nachdem ich Johannes verloren hatte, schlug der Tod wieder zu — meine Mutter starb. Ich muß zugeben, daß ich etwas mit Gott haderte, als dies geschah. Ich fragte mich: „Warum mußte mir auch noch sie, die meine ganze Stütze war, in dieser Zeit des Kummers genommen werden?“

      Kurz darauf lernten wir alle jedoch die furchtbare Seite des Krieges kennen — zum Beispiel die schrecklichen Luftangriffe, durch die einige deutsche Städte fast völlig zerstört wurden. Da ich arbeiten gehen mußte, um Geld zu verdienen, fragte ich mich: „Wer hätte während dieser schweren Zeit für Mutter gesorgt, wenn sie noch am Leben gewesen wäre? Sie war blind. Wer hätte sich also um sie gekümmert und sie in den Bunker mitgenommen?“ Wie schwer dies doch für sie gewesen wäre! Langsam gewann ich mein Gleichgewicht zurück und erkannte, daß Jehova manchmal gewisse Dinge zuläßt, die wir nicht verstehen, die aber in Wirklichkeit ein Beweis dafür sind, daß er „voll inniger Zuneigung und barmherzig ist“ (Jak. 5:11). Ich war nun davon überzeugt, daß alles zu unserem Besten ausgehen wird, solange wir die richtige Einstellung behalten und völlig auf Gott vertrauen.

      Ich möchte diesbezüglich ein weiteres Beispiel erzählen. Wir hatten eine Vierzimmerwohnung. Als mein Mann jedoch hingerichtet worden war, hatte ich kein Anrecht mehr darauf. Ich mußte aus der Wohnung — aber wohin? Wie durch ein Wunder bot mir plötzlich die Frau eines hohen Offiziers drei Räume ihrer Wohnung zur Untermiete an, da ihr Mann versetzt worden war. Es fiel mir sehr schwer, dort, wo Johannes und ich zusammen gewohnt hatten, auszuziehen. Doch was geschah ein halbes Jahr später? Unsere alte Wohnung wurde durch einen Bombenvolltreffer total zerstört.

      TROST VON GOTT, NICHT VON MENSCHEN

      Als Johannes hingerichtet wurde, arbeitete ich in einem Büro. Meine Kollegen, die erfuhren, was mit Johannes geschehen war, versuchten, mich auf ihre Weise zu trösten. Sie luden mich zum Beispiel zu ihren Parties ein. Ich schätzte zwar ihre gutgemeinten Bemühungen, fand aber wahren Trost woanders — bei Jehova Gott und in seinem Wort, der Bibel.

      Leider gab es einige, die mich manchmal entmutigten. Ich erinnere mich zum Beispiel an eine Frau, die, kurz nachdem Johannes hingerichtet worden war, zu mir sagte: „Ihr seid selbst schuld! Das hätte nicht passieren müssen. Johannes ist ja selbst schuld!“

      Wie grausam, so etwas zu sagen! Allerdings hatte sie in gewissem Sinne recht, und das sagte ich ihr auch. Wir waren tatsächlich selbst schuld. Johannes hätte es wohl verhindern können. Und wenn ich versucht hätte, ihn umzustimmen, und es mir gelungen wäre, dann hätte auch ich es vielleicht verhindern können. Aber wie glücklich war ich, daß wir beide geistig stark geblieben waren und ausgeharrt hatten! Ich nahm daher gern einen Teil der Schuld auf mich.

      Natürlich gab es auch Zeiten, wo mir elend zumute war. Doch Jehova ist „voll inniger Zuneigung“ und hat mich immer getröstet, manchmal auf sehr eigenartige Weise. Ich erinnere mich z. B. an einen Sonntag, ungefähr drei Monate nachdem Johannes hingerichtet worden war. Es war schlechtes Wetter, und das hat ja einen besonders starken Einfluß auf einen, wenn man viel durchgemacht hat. Fast den ganzen Tag habe ich geweint. Ich ging von einem Zimmer ins andere, und meine Mutter kam hinter mir her und versuchte immer wieder, mich zu trösten. Ich wollte nicht weinen, aber ich konnte einfach nicht anders. Immer wieder mußte ich denken: „Früher hast du wenigstens einmal im Monat einen Brief bekommen, und jetzt? Jetzt bekommst du überhaupt keinen mehr. Wenn ich doch nur einen Brief bekommen könnte — nur einen einzigen!“

      Später, noch am selben Tag, ging ich zum Kleiderschrank und sah mir die Sachen meines Mannes an, die mir vom Gefängnis nach seinem Tode geschickt worden waren. Unter anderem fand ich einen kleinen Lederbeutel für Bleistifte und ähnliche Dinge. Plötzlich merkte ich, daß die eine Seite ungewöhnlich dick war, als ob etwas darin wäre. Ich riß die Seite auf, griff hinein und konnte kleine Papierblätter herausziehen. Das waren doch tatsächlich Briefe von Johannes! Er hatte sie ganz klein geschrieben, wie Tagebuchblätter. Insgesamt waren es 20 Briefe. Wie mir zumute war! Ich hätte mich schon über einen einzigen Brief riesig gefreut. Doch nun hatte ich 20. Ich erinnere mich, daß ich Jehova versprach: „Ich werde nie wieder murren.“

      DIE NACHKRIEGSZEIT

      Während der vergangenen 41 Jahre habe ich niemals mit dem Gedanken gespielt aufzugeben. Warum sollte ich auch? Johannes hat durch seinen Tod zur Rechtfertigung des Namens Jehovas beigetragen; ich kann meinen Teil tun, indem auch ich bis zum Tod ausharre. (Vergleiche Römer 12:1.) Natürlich war es nicht leicht, und ich hätte es nie aus eigener Kraft geschafft. Das Gebet ist für mich sehr wichtig gewesen. Und auch das Predigen von Gottes Königreich war ein wahrer Segen. In Zeiten, wo ich merkte, daß ich von Trauer übermannt wurde, bin ich hinausgezogen und habe die „gute Botschaft“ gepredigt. Wenn man versucht, anderen bei ihren vielen Schwierigkeiten durch die Botschaft der Bibel zu helfen, dann vergißt man seine eigenen Probleme.

      Später war es mir möglich, meine weltliche Arbeit aufzugeben. So hatte ich mehr Zeit, mit anderen über die „gute Botschaft“ zu sprechen. Ein Zeuge schenkte mir einen Kleinwagen, damit ich in der Lage war, die außerhalb liegenden Gebiete zu bearbeiten. Ich konnte viele Heimbibelstudien mit interessierten Personen beginnen. Besonders gut kann ich mich an eines erinnern.

      An einem Donnerstagnachmittag besuchte ich eine Frau, und ich weiß noch, daß ich ihr sagte: „Es wäre doch besser, das alles systematisch anhand eines Buches durchzunehmen.“ Sie willigte ein. Dann fügte ich hinzu: „Wir haben auch sehr schöne Zusammenkünfte. Ich würde mich freuen, wenn ich Sie am Sonntag abholen könnte, wenn es Ihnen recht wäre.“ Da ich keine Zeit verlieren wollte, kam ich gleich zur Sache.

      Die Frau war auch damit einverstanden. Am folgenden Sonntagnachmittag stand ich dann an ihrer Tür, um sie abzuholen. Sie sagte: „Kommen Sie doch für einen Moment herein. Mein Mann ist noch nicht fertig.“

      „Was?“ Ich glaube, sie merkte, daß ich verwundert war. „Ihr Mann geht auch mit?“

      Und tatsächlich! Er begleitete uns. Später erklärte ich ihnen unsere anderen Zusammenkünfte, und diese besuchten sie ebenfalls. Bald ließen sie sich taufen, und das Versammlungsbuchstudium wurde in ihre Wohnung verlegt. Heute, fast 30 Jahre später, wird es immer noch bei ihnen abgehalten.

      AUSHARREN MACHT GLÜCKLICH

      Rückblickend kann ich sagen, daß mir Verschiedenes half auszuharren. Erstens war es gut, daß Johannes und ich versucht hatten, uns vorzubereiten und uns darüber Gedanken zu machen, welche Prüfungen über uns kommen könnten. In unserem Fall war es eine große Hilfe, daß wir schon vorher über unsere Lage nachgedacht und eine Entscheidung getroffen hatten, was wir tun würden, wenn Schwierigkeiten an uns herantreten würden.

      Wir haben auch alles vermieden, was die Prüfung noch schwerer gemacht hätte. Als junges Ehepaar machten wir beispielsweise keine unnötigen Schulden. Das hätte die Lage bestimmt noch erschwert — für uns beide.

      In all den Jahren habe ich auch gelernt, daß es nicht gut ist, von anderen zuviel zu erwarten. Zeitweilig mögen wir denken, daß uns unsere Glaubensbrüder zuwenig besuchen und sich nicht genug um uns kümmern. Doch warum sollte ich ihnen ihre Zeit und Kraft unnötigerweise stehlen wollen, die sie für ihre Familie und die Verpflichtungen in der Versammlung benötigen? Ich habe erkannt, daß man nicht so schnell enttäuscht ist, wenn man nicht zuviel von seinen Brüdern erwartet. Erweist man mir irgendeine Freundlichkeit oder eine Gefälligkeit, ist es um so schöner, und ich habe einen zusätzlichen Grund, Jehova dankbar zu sein.

      Das wichtigste war für mich natürlich, daß ich mein volles Vertrauen auf Jehova setzte und bereit war, ihm alle Probleme im Gebet darzulegen.

      Im letzten Brief, den Johannes mir schrieb — nur einige Stunden bevor er starb —, hat er das sehr schön ausgedrückt. Dieser Gedanke kommt mir immer wieder in den Sinn, und er hat mir auch geholfen auszuharren. Er schrieb: „Wir halten unserem Gott aber nicht die Treue wegen des Lohnes, sondern weil wir durch unsere Standhaftigkeit ihm gegenüber beweisen wollen, daß Menschen, gleich Hiob, fähig sind, ihm die Treue auch unter schwierigsten Verhältnissen zu halten.“

      Wie glücklich wäre Johannes, wenn er damals das gewußt hätte, was ich heute weiß: daß sein Vater nach etwa fünf Jahrzehnten im Dienste Jehovas seinen irdischen Lauf treu bis zum Tod vollendet hat und daß sich sein „liebes Lieschen“ heute — über vierzig Jahre nach seiner Hinrichtung — immer noch unter den Glücklichen befindet, die treu ausgeharrt haben.

      [Bild auf Seite 28]

      Johannes Harms und die Todesnachricht von den nationalsozialistischen Behörden

  • Fragen von Lesern
    Der Wachtturm 1982 | 15. Januar
    • Fragen von Lesern

      ● Wie sollte ein Christ zur Verwendung von Blut in Düngemitteln, Tierfutter oder anderen Dingen eingestellt sein, die er nicht selbst genießt?

      Bei Fragen dieser Art sollte sich im Denken und Handeln eines Christen seine biblisch begründete Achtung vor der Heiligkeit des Blutes widerspiegeln.

      Viele Personen, denen Gottes Standpunkt unbekannt ist oder die sich nicht darum kümmern, billigen den Gebrauch von Menschenblut zu Transfusionszwecken. An einigen Orten ißt man auch Tierblut, zum Beispiel in Form von Blutwurst. Der Mißbrauch von Blut erschöpft sich aber nicht darin. Es gibt Geschäftsleute, die das Blut von Schlachtvieh gewinnbringend zu verwerten suchen, indem sie es für Pflanzendünger verwenden, als Zusatz zu Hunde- und Katzenfutter oder zu anderen Handelsprodukten.

      Christen wissen jedoch aus der Bibel, daß das Blut nicht lediglich irgendein biologisches Erzeugnis ist, das man auf jede mögliche oder lohnende Weise verwenden könnte. Die Bibel zeigt, daß das Blut das Leben darstellt. Deshalb gebot Gott den Menschen durch Noah, kein Blut zu essen (1. Mo. 9:3, 4). Später nahm Jehova Gott dieses Verbot in das mosaische Gesetz auf (3. Mo. 17:12; 5. Mo. 12:23). Nachdem dieses Gesetz hinweggetan worden war, gebot er Christen, sich ‘des Blutes zu enthalten’. Jehovas Zeugen essen daher weder Blut, noch lassen sie sich eine Bluttransfusion geben. Sie billigen auch nicht die verschiedenen kommerziellen Verwendungsarten des Blutes (Apg. 15:19, 20, 28, 29).

      Man wird besser verstehen, warum dies der richtige Standpunkt ist, wenn man der Frage nachgeht, was im alten Israel mit dem Blut eines getöteten Tieres geschah.

      Gott hatte den Israeliten gesagt, daß das Blut zu Opferzwecken auf dem Altar verwendet werden konnte (3. Mo. 17:11). Wenn Tierblut nicht auf diese Weise verwendet wurde, sollte es auf den Erdboden gegossen werden. Dadurch kehrte das Blut gewissermaßen zu Gott zurück, da die Erde der Schemel seiner Füße ist (3. Mo. 17:13, 14; Jes. 66:1).

      Die Einschränkung, die Gott hinsichtlich der Verwendung des Blutes gemacht hatte, wurde den Israeliten auch noch durch seine Anweisung über das Fett eingeprägt. Im Gegensatz zu dem, was von wahren Anbetern vor und nach dem Bestehen des mosaischen Gesetzes verlangt wurde, durften die Israeliten, solange das mosaische Gesetz in Kraft war, kein Fett essen. Das Fett eines Opfertieres wurde als sein kostbarster oder bester Teil betrachtet, und es konnte daher als Feueropfer auf dem Altar Gott dargebracht werden (3. Mo. 3:3-5, 16). In dieser Hinsicht betrachtete man unter dem Gesetz das Blut und das Fett ähnlich. Es bestand aber auch ein Unterschied. Zumindest sagte Gottes Gesetz bezüglich des Fettes eines Tieres, das verendet war oder von einem anderen Tier getötet worden war: „[Es] mag zu irgend etwas anderem Erdenklichen gebraucht werden, aber ihr sollt es bestimmt nicht essen.“ Erkennen wir, worauf es ankam? Essen durften die Israeliten zwar weder das Blut noch das Fett, doch was das Fett betraf, erlaubte Jehova ihnen, es nicht nur als Opfer, sondern auch zu anderen Zwecken zu verwenden. Aber das sagte Gott nicht vom Blut. Wenn das Blut nicht auf den Altar gebracht wurde, sollte es auf den Erdboden gegossen werden, wodurch man das Leben des Tieres dem Lebengeber zurückgab (3. Mo. 7:22-27).

      Christen stehen nicht unter dem mosaischen Gesetz (Röm. 7:6; Kol. 2:13-16). Dennoch stehen wir unter dem besonderen Gebot, uns ‘des Blutes zu enthalten’. Und gewiß sollten wir die Heiligkeit des Blutes respektieren, da wir wissen, daß unsere Rettung durch das Blut Christi ermöglicht worden ist (Eph. 1:7; Kol. 1:13, 14, 20). Ein Christ, der echte Wertschätzung dafür hat, benötigt keine endlosen Regeln darüber, wie er sich

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