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Mein Entschluß, Jehova mit meiner ganzen Tatkraft zu dienenDer Wachtturm 1982 | 1. April
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Mein Entschluß, Jehova mit meiner ganzen Tatkraft zu dienen
Von Henry E. Atiemoh erzählt
MEINE Geschichte beginnt in Ghana, meiner Heimat. Es war an einem Mittwochnachmittag im März 1951. Zwei junge Christen — Daniel S. Acquah und James K. Ameyaw — klopften zur Zeit der Mittagsruhe an meine Tür. Vormittags hatte Dan, mein Arbeitskollege im Amt für Kakaoanbau beim Landwirtschaftsministerium, in der Pause mit einigen jungen Männern in unserem Büro eine ziemlich heiße Diskussion geführt. Auf dem Heimweg erzählte er mir im Bus kurz, daß er sich mit ihnen über eine Hure unterhalten habe, die in der Bibel, und zwar in Offenbarung, Kapitel 17, beschrieben werde.
Wir verabschiedeten uns, doch kaum hatte ich gegessen und mich hingelegt, um etwas zu schlafen, da kam Dan mit seinem Freund James. Bevor ich aber über den Ausgang unseres Gesprächs berichte, möchte ich einiges über meine Herkunft sagen.
RELIGIÖSE ERZIEHUNG
Mein Vater pflegte mit unserer ganzen Familie in den Wald zu gehen, wo er für uns zu gewissen Göttern betete. Da ich der älteste Sohn war — in unserer Familie waren wir vier Mädchen und sechs Jungen —, bestand zwischen meinem Vater und mir damals ein sehr enges Verhältnis.
Mit sieben Jahren wurde ich in der presbyterianischen Kirche getauft, ohne daß ich eine genaue biblische Erkenntnis hatte. Doch in der Schule prägte man uns bestimmte Bibelstellen ein, und wir lernten auch einige biblische Geschichten kennen. 1946 wurde ich im Alter von 15 Jahren konfirmiert. Damals nahm ich auch mein erstes und einziges Abendmahl. In all diesen Jahren ging unser Vater mit uns hin und wieder in den Wald, um für uns Trankopfer auszugießen und Hühner als Opfer darzubringen. Mein Gewissen regte sich nicht im geringsten, da viele andere getaufte Namenchristen ebenfalls an solchen Zeremonien festhielten.
Nach Abschluß der Mittelschule im Jahre 1947 besuchte ich einige Zeit eine Handelsschule und nahm dann eine Stelle in Koforidua (Ghana) an. Im Jahre 1950 zog ich nach Accra und arbeitete im Landwirtschaftsministerium. Solange ich mich in dieser Stadt aufhielt, ging ich nicht zur Kirche, las aber gelegentlich in der Bibel, ohne allzuviel zu verstehen, bis diese beiden Christen — Dan und James — mich an jenem denkwürdigen Mittwochnachmittag besuchten.
ERGEBNIS EINES KURZEN LEHRSTREITS
Zunächst mußte ich mich schon nach kurzer Zeit im Kampf um die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele geschlagen geben. Es war für mich zum Beispiel aufschlußreich, zu erfahren, daß die Übertretung oder Sünde des Menschen zum Tod führt und daß die Seele stirbt (Hes. 18:4, 20). Beim Tod kehren sowohl die Tiere als auch die Menschen zum Staub zurück (Pred. 3:18-20).
Auch im Kampf um die Lehre von der Kindertaufe wurde ich überzeugend „besiegt“. Man zeigte mir anhand der Bibel, daß jemand, bevor er getauft wird, den Entschluß gefaßt haben muß, ein Jünger Jesu Christi zu werden (Mat. 28:19, 20). Kinder sind natürlich aufgrund ihres noch unreifen Wahrnehmungsvermögens nicht in der Lage, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden oder Jünger zu werden (Heb. 5:13, 14).
Unsere Unterhaltung an jenem Nachmittag war mit dafür ausschlaggebend, daß ich mich schließlich veranlaßt fühlte, meine Liebe zu Jehova Gott unter Beweis zu stellen und ihm mit meiner ganzen Tatkraft zu dienen (5. Mo. 6:5). Natürlich wollte ich wissen, wo Dan und James all das gelernt hatten, was sie mir erzählten. „Im Königreichssaal“, sagten sie. Konnte auch jemand von einer anderen Kirche dorthin gehen und zuhören? Sie bejahten diese Frage. Ich entschloß mich daher, am Freitag in den Königreichssaal zu gehen, um die Bibel gut kennenzulernen. Dan und James begrüßten mich mit einem strahlenden Lächeln, und ich war von der biblischen Besprechung, die in Form von Fragen und Antworten ablief, sehr beeindruckt. Ich gab einen Kommentar, der zwar nicht richtig war, aber der Leiter lobte mich dennoch, worüber ich mich sehr freute.
Als ich mich entschlossen hatte, weiterhin mit Jehovas Zeugen Gemeinschaft zu pflegen, wollte ich wissen, ob auch am Sonntag eine Zusammenkunft stattfinde. Das war der Fall, aber meine Freunde erklärten mir, daß sie am Vormittag von Haus zu Haus gehen würden, um die Menschen für die Zusammenkunft für die Öffentlichkeit, die am Abend stattfinde, einzuladen. Meine Frage, ob ich sie bei dieser Tätigkeit begleiten könne, bejahte Dan. So ging ich an jenem Tag mit ihm in den Predigtdienst und verteilte ziemlich viele Handzettel. Von da an konnte ich nicht mehr aufhören, zu Hause und an der Arbeitsstelle mit anderen über die biblische Wahrheit zu sprechen.
GEGNERSCHAFT ERDULDET
Eine meiner Tanten war sehr gegen meinen festen Entschluß, mich mit Jehovas Zeugen zu verbinden. Sie sagte, selbst wenn ich die Wahrheit gefunden hätte, sollte ich Protestant bleiben und den Mitgliedern unserer Kirche predigen. Ich entgegnete, ich müsse meine Zuhörer zu den treuen Jüngern Jesu führen und daher bestimmt selbst anwesend sein, um diese Neuen willkommen zu heißen. Mein Entschluß gefiel ihr nicht, aber mir gefiel noch nicht einmal der Gedanke, ihn zu ändern.
Im darauffolgenden Monat, am 29. April 1951, symbolisierte ich meine Hingabe an Jehova, indem ich mich auf einem Kreiskongreß in Suhum, wo meine Tante wohnte, taufen ließ. Ich tat diesen Schritt, ohne „mit Fleisch und Blut zu Rate“ gegangen zu sein (Gal. 1:16). Drei Monate später wurde in einer Dienstzusammenkunft eine Ansprache über den Pionierdienst gehalten, und innerhalb einer Woche entschloß ich mich, Pionier (oder Vollzeitverkündiger des Königreiches) zu werden. Mein Pionierdienst begann am 1. November 1951. Damals war ich 20 Jahre alt. Ich nahm mir vor, wenigstens 20 Jahre im Vollzeitdienst zu verbringen, um die Zeit wiedergutzumachen, die von meiner Kindheit an vergangen war, ohne daß ich Jehova gepriesen hatte (Pred. 12:1).
Meine vermehrte Predigttätigkeit führte zu noch heftigerer Gegnerschaft, da man meinem Vater berichtete, ich hätte den Verstand verloren und meine Arbeitsstelle aufgegeben und würde mich ständig mit Büchern und Schriften in der Hand in Accra herumtreiben. Er schickte daher meine ältere Schwester zu mir, die herausfinden sollte, ob die Berichte zutrafen. Sie erhielt ein gründliches biblisches Zeugnis. Danach sandte sie meinem Vater einen günstigen Bericht, wenngleich sie nicht davon begeistert war, daß ich die presbyterianische Kirche verlassen hatte.
Als ich einige Monate als allgemeiner Pionier gedient hatte, gab ich zusammen mit meinem Freund Dan S. Acquah eine Bewerbung um den Sonderpionierdienst ab. Während ich noch auf eine Antwort wartete, teilte ich meinen Eltern mit, ich würde möglicherweise nach Nordghana gehen, um dort die „gute Botschaft“ zu predigen. Mein Vater kam nun selbst zu mir, um mich umzustimmen. Er verfolgte eine gute Absicht, als er mir den Vorschlag machte, mir zu helfen, ein Haus zu bauen. Er wollte, daß ich nicht im Norden predigte, sondern in Accra. Auch ihm gab ich Zeugnis und erklärte ihm, ich hätte bereits zu Jehova gesagt: „Hier bin ich! Sende mich“ (Jes. 6:8). Außerdem zeigte ich ihm, daß ich mir eines Tages ein Haus bauen und ewig leben könnte, wenn ich Gott treu bliebe. (Vergleiche Jesaja 65:21, 22.) Als mein Vater meine Entschlossenheit bemerkte, drang er nicht weiter in mich, und ich freute mich, ihn sagen zu hören: „Man kann niemand daran hindern, den Willen Gottes zu tun.“
DIE ARBEITSSTELLE AUFGEGEBEN
Unsere Bewerbungen um den Sonderpionierdienst wurden angenommen. Ich schrieb daher einen Kündigungsbrief an meinen Arbeitgeber. Überraschenderweise baten mich der stellvertretende Leiter des Amtes für Kakaoanbau und der Chefbuchhalter um eine Unterredung. Sie fragten mich, ob ich eine Lohnerhöhung wünschte, da ich das staatliche Lager für Büromaterialien in der Verwaltung ohne Verluste oder Defizite treu geführt hätte. Ich verneinte. Daraufhin ließ mich der stellvertretende Leiter einen Brief lesen, in dem er mich für eine Schulung empfahl, die mir die Möglichkeit geboten hätte, nicht Bürogehilfe zu bleiben, sondern zweiter Amtmann zu werden. Ich dankte ihm aufrichtig für seine Freundlichkeit, erklärte aber, mein Entschluß stünde bereits fest. Man ließ mich daraufhin gehen und gab mir meinen Lohn, den ich teilweise dazu benutzte, ein Fahrrad für den Pionierdienst zu kaufen. Auch Dan gab seine Arbeitsstelle auf. Viele Kollegen dachten, wir hätten aufgrund unseres biblischen Wissens den Verstand verloren. Aber das störte uns nicht.
DIE NEUE ZUTEILUNG LIEBGEWONNEN
Am 1. August 1952 begannen wir mit dem Sonderpionierdienst in Navrongo in Nordghana. Wir trafen Animisten an, einige Katholiken und ein paar Moslems, und aus Liebe gaben wir ihnen allen Zeugnis.
Zunächst predigten wir den englisch sprechenden Einwohnern. Doch sie schätzten die Königreichsbotschaft nicht besonders. Daher mußten wir Kasem (Grunshi) lernen, um die Wahrheit für die Ohren der gutherzigen Eingeborenen, die Anhänger des Animismus waren, deutlich erschallen lassen zu können. Jehova segnete unsere Bemühungen, und es gelang uns, diese Sprache zu erlernen.
Als wir im Jahre 1954 in Navrongo eine kleine Versammlung von etwa 30 eifrigen eingeborenen Verkündigern aufgebaut hatten, wurde Dan S. Acquah in den Kreisdienst gerufen. Mein neuer Pionierpartner war Bruder Opare Adu. Ich wurde sein Dolmetscher. Ende 1956, als ich ebenfalls den Kreisdienst aufnahm, hatte die Versammlung eine Höchstzahl von 105 Königreichsverkündigern erreicht.
ANDERE DIENSTVORRECHTE
Anfang 1958 wurden Dan und ich von der Gesellschaft eingeladen, gemeinsam die Wachtturm-Bibelschule Gilead in den Vereinigten Staaten zu besuchen. Mir war dies jedoch nicht möglich, da ich einige Wochen vor unserer geplanten Abreise erkrankte und mich einer Blinddarmoperation unterziehen mußte. Die Operation verlief ohne Bluttransfusion erfolgreich, und ich wurde nach zwei Wochen entlassen (Apg. 15:28, 29).
Da ich schnell wieder zu Kräften kam, konnte ich 1958 in New York den internationalen Kongreß „Göttlicher Wille“ besuchen, auf dem die Abschlußfeier der 31. Klasse der Gileadschule stattfand, die Dan besucht hatte. Bald danach wurde er nach Sierra Leone gesandt. Ich wurde als Absolvent der 32. Klasse im Februar 1959 nach Ghana zurückgesandt, um dort den Kreisdienst fortzusetzen.
Im Jahre 1960 erhielt ich eine vorübergehende Zuteilung für den Betheldienst im ghanaischen Zweigbüro der Watch Tower Society, wo ich 10 Jahre diente, sieben Jahre davon als Übersetzer für Twi. Ich freute mich sehr, als meine jüngeren Brüder Nicholas und Edward die Wahrheit annahmen. Nicholas ist inzwischen verstorben, doch diente er bis zuletzt treu als vorsitzführender Aufseher in einer Versammlung in Accra. Edward dient immer noch als ein christlicher Ältester. Er erfüllt die Aufgaben eines Vaters von drei Kindern und steht gleichzeitig im Sonderpionierdienst.
ZUTEILUNG IM NAHEN AUSLAND
Als ich 1970 in den Kreisdienst zurückkehrte, bestand in der Elfenbeinküste großer Bedarf an Sonderpionieren. Ich bewarb mich unverzüglich, und am 2. Dezember 1972 trafen Bruder Daniel Anim und ich auf dem Flughafen von Abidjan ein. Zwei Tage später begann unser Französischkurs, den wir am Ende des Monats erfolgreich abschlossen.
Anfang Januar 1973 erhielten Bruder Anim und ich eine Zuteilung in Agboville, etwa 90 Kilometer von Abidjan entfernt. Ständig beteten wir zu Jehova, er möge unsere Bemühungen, besser Französisch zu sprechen, segnen, damit wir den gastfreundlichen Menschen in der Elfenbeinküste die „gute Botschaft“ wirkungsvoll darbieten könnten. Unsere Gebete sind erhört worden, und die Predigttätigkeit in diesem Land bereitet uns viel Freude.
Es erscheint mir passend, meine Dankbarkeit für die brüderliche Liebe und für die materielle Unterstützung auszudrücken, die mir von bestimmten meiner geliebten Glaubensbrüder in Ghana und in der Elfenbeinküste gewährt worden ist. Auf diese Weise ist es mir möglich gewesen, im Vollzeitdienst zu bleiben. Vor allem bin ich natürlich Jehova für die vielen Wohltaten dankbar, denn er ist der Geber ‘jeder guten Gabe und jedes vollkommenen Geschenks’ (Jak. 1:17).
Seit Januar 1977 stehe ich in diesem Land im Kreisdienst. Des weiteren ist mir das Vorrecht zuteil geworden, als Glied des Zweigkomitees der Elfenbeinküste zu dienen. Von ganzem Herzen danke ich Jehova Gott und preise ihn, der mir die Kraft verliehen hat, 30 Jahre im Vollzeitdienst zu stehen. Mit 50 fühle ich mich so tatkräftig ‘wie ein Adler’ und hoffe, den Vollzeitdienst fortsetzen zu können (Jes. 40:31). Ganz gleich, was die Zukunft bringt, bin ich entschlossen, mit meiner ganzen Tatkraft zum Lobpreis und zur Ehre Jehovas zu dienen.
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„Ein außerordentlich ergebener Mann“Der Wachtturm 1982 | 1. April
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„Ein außerordentlich ergebener Mann“
William Kirk Jackson wurde am 16. September 1901 in Galveston (USA) geboren. Nach einem Leben ergebenen Dienstes für Jehova vollendete er am 13. Dezember 1981 seinen irdischen Lauf.
Von Jugend an interessierte sich William sehr für die biblische Wahrheit. Im Jahre 1915 gab er sich als 14jähriger Jehova Gott durch Christus Jesus hin. Er schätzte stets seine Berufung als einer der Gesalbten des Herrn in Gemeinschaft mit Christus. Am 1. Juni 1933 nahm er als Pionier den Vollzeitdienst für Jehova auf. Nach besonderen Aufgaben in Washington (D. C.) und Chicago (Illinois) wurde Bruder Jackson am 13. November 1937 ein ständiges Glied der Brooklyner Bethelfamilie. Von 1941 an diente er zusammen mit dem Rechtsberater Hayden C. Covington und stand mitten in dem Kampf, durch den vor dem Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten beachtenswerte Siege für Jehovas Zeugen errungen wurden. Am 15. Oktober 1971 wurde er ein Glied der leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas, und nach einer gewissen Zeit wurden ihm Aufgaben im Dienst- und im Verlagskomitee übertragen.
Bruder Jackson war demütig und sehr bescheiden und gab sich nie als eine wichtige Person. Für Tausende auf der ganzen Erde war er einfach „Bill“. Er war mild gesinnt, jeder Zeit zugänglich, sehr freundlich und ein angenehmer Gefährte. Stets fühlte man sich in seiner Nähe wohl. In einer Ansprache zu seinem Gedenken sagte F. W. Franz im Bethel Brooklyn: „Wir danken Jehova Gott, daß er einen so vortrefflichen Zeugen erhöht hat. Bill Jackson hat seinen Lauf in Treue vollendet und ist seines Lohnes gewiß. Er war ein außerordentlich ergebener Mann.“
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