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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1963
w63 1. 12. S. 732-735

Ein Frühlingsspaziergang führt zum Betheldienst

Erzählt von Jules Feller

ALS ich vor 41 Jahren zum erstenmal etwas über Jehovas Vorhaben mit der Erde hörte, hätte ich wahrscheinlich nie gedacht, daß ich 1963 in der Wachtturm-Bibelschule Gilead in Brooklyn, New York, sein würde.

Doch nun bin ich hier in der 38. Klasse und nehme an dem zehnmonatigen Kursus teil, durch den Prediger für zusätzliche Aufgaben ausgebildet werden. Ob das tägliche Studium für mich nicht zu anstrengend sein würde? Ob ich trotz der Fremdsprache, die für mich ein Hindernis wäre, mit meinen Studienkameraden Schritt halten würde? Diese und viele andere Fragen gingen mir durch den Kopf, als ich hierher kam, und ich gestehe, daß ich große Bedenken hatte. Ich vergaß jedoch nicht, was Gott in seinem Wort verheißen hat, und faßte Mut. Doch wie kam ich überhaupt hierher? Wie wurde es möglich, daß ich die Gileadschule besuchen konnte?

EIN SCHÖNER FRÜHLINGSTAG

Es war im Frühling des Jahres 1922. Mein Bruder und ich waren gerade von einem längeren Aufenthalt in der französischen Schweiz nach Bern zurückgekehrt, als ein Onkel uns zu einem Spaziergang einlud. Wir nahmen die Einladung gern an, denn wir wußten, daß unser Onkel ein guter Erzähler war, und so freuten wir uns auf einen kurzweiligen Nachmittag.

Es war ein schöner, warmer Tag. Alles in der Natur schien sich für unseren Spaziergang besonders herausgeputzt zu haben. Unser Onkel nahm gerade diese herrliche Frühlingsstimmung zum Gesprächsthema, um uns auf Dinge hinzuweisen, die uns ganz neu erschienen. Mitten im Gespräch zog er in einem geeigneten Moment ein Buch aus der Tasche, auf dem in schöner Goldschrift die Worte „Die Heilige Schrift“ zu lesen waren. Dieser schöne Tag, mit seiner friedlichen Stimmung, erinnere ihn an einen passenden Vergleich, bemerkte er, während er in dem Buch blätterte. Die Bibel berichte nämlich, daß wir einer Zeit entgegengingen, die paradiesisch schön sein werde, so schön wie dieser Tag oder noch schöner, weil sie nämlich nicht so kurz sein werde, ja sie werde sogar ewig dauern.

Nach dieser Einleitung schilderte er uns eine Erde, auf der es keinen Kummer, kein Leid, keine Bosheit, keine Kriege, keine Krankheiten und keinen Tod mehr geben werde. Ja sogar von einer Auferstehung der Toten erzählte er uns. Wir freuten uns darüber sehr, denn wir dachten an unsere allzu früh verstorbenen Eltern. Diese schöne Zeit sei gar nicht mehr so fern, fügte er mit Nachdruck und Überzeugung hinzu. Wir waren beide von dieser Schilderung so mitgerissen, daß wir uns ganz vergaßen und meinten, jetzt schon in dieser herrlichen Zeit zu leben. Was uns in Staunen setzte, war, daß er zu seinen Gedanken immer eine passende Bibelstelle vorlesen konnte, so zum Beispiel Offenbarung 21:4.

Das, was als guter Same von unserem Onkel gesät worden war, fiel bei uns auf guten Boden. (Matth. 13:8) Warum wohl? Damit du es besser verstehen kannst, muß ich dich in die Jahre meiner Kindheit zurückführen.

EIN HARTER SCHLAG

Wir waren eine sechsköpfige, glückliche Familie: Vater und Mutter, zwei Jungen und zwei Mädchen. Doch als ich sieben Jahre alt war, starb meine Mutter. Damit war unser glückliches Familienleben zu Ende. Der Vater litt unter dem Verlust unserer Mutter sehr und erholte sich eigentlich nie mehr recht davon. Nach einigen Jahren starb auch er, und unsere Familie wurde vollständig auseinander gerissen.

Dann kamen die bösen Jahre des Ersten Weltkrieges. Wohl hatte ich das Glück, Kind eines neutralen Landes, wie die Schweiz es war, zu sein. Aber ich erinnere mich noch gut an die mit evakuierten belgischen und französischen Kindern gefüllten Eisenbahnzüge, die in Bern einen kurzen Halt machten und dann weiter landeinwärts fuhren, wo es noch sicherer war. Auch viele Züge, gefüllt mit Kriegsverwundeten, trafen in unserem Land ein. Das alles machte auf uns Kinder einen tiefen Eindruck. Ich fragte mich deshalb oft: „Warum ist das so? Warum müssen die Menschen so viel durchmachen? Warum töten die Franzosen und die Deutschen einander?“ Das große Elend, das viele Leid und der Kummer sowie der Verlust von Vater und Mutter weckten in mir die Sehnsucht nach etwas Besserem.

Ich war daher gern bereit, eine zuverlässige Antwort auf diese Fragen anzuhören, und eine solche Antwort gab mir mein Onkel an jenem schönen Frühlingstag. Was ich auf jenem Spaziergang alles hören durfte, bildete die Grundlage für meinen späteren Entschluß, den Betheldienst aufzunehmen. Ich studierte von da an fleißig die Bibel und die Schriften der Wachtturm-Gesellschaft. Natürlich besuchte ich auch die Zusammenkünfte der Versammlung in Bern und wurde stets freundlich willkommen geheißen.

BETHELDIENST

Im Jahre 1924 — ich war damals noch nicht 23 Jahre alt — hörte ich, daß die Wachtturm-Druckerei in Bern junge Leute suche. Wiederum war es mein Onkel, der mich mit dem Bethel in Verbindung brachte. Ich wurde eingeladen, mir einmal die Druckerei und das Bethelheim anzusehen, um mir ein Bild von der Tätigkeit in diesem Haus zu machen. Ich war überrascht zu hören, daß hier alles freiwillige Mitarbeiter seien. Auch von der freundlichen und liebenswürdigen Art dieser Menschen war ich überrascht. Als man mir alles gezeigt hatte, wurde ich zum verantwortlichen Leiter des Bethelheims gebracht, der mich fragte, ob ich Freude hätte, in diesem Werke mitzuarbeiten. Ich bejahte es, denn alles, was ich gesehen und gehört hatte, hatte mich tief beeindruckt. Ich empfand große Dankbarkeit für die Erkenntnis der Wahrheit und wünschte, Gott dem Allmächtigen mit ganzem Herzen zu dienen.

Weißt du, was meine erste Tätigkeit im Bethel war? Die ersten paar Wochen preßte ich Abfallpapier zu Ballen und umdrahtete sie. Obschon das eine recht staubige und mühsame Arbeit war, schätzte ich mich glücklich, in diesem Hause arbeiten zu dürfen und die Gewißheit zu haben, wirklich Gott zu dienen. Nachher kam ich für einige Wochen in die Buchbinderei, wo ich lernte, wie man Bücher macht. Dann kam ich an die Rotationsmaschine.

Eine Rotationsmaschine kann einem Neuling, wie ich es war, großen Respekt einflößen. Ich erinnere mich noch gut, wie ich staunend vor diesem großen Ungetüm stand. Ich beobachtete, wie diese papierfressende Maschine große Rollen Papier in ungefähr 40 Minuten verzehrte, sie ebenso schnell verdaute und in Form von Zeitschriften wieder ausspie. Aber nur zum Zuschauen war ich ja nicht an diese Maschine gestellt worden! Ich sollte lernen, wie man zurichtet, die Walzen stellt, die Papierbahn richtet, den Falz und die Heftung kontrolliert und sonst noch ein Dutzend andere Dinge beobachtet.

Nach neun Monaten mußte ich diesen Platz wieder verlassen. Der Grund für diesen Wechsel war: Wir erhielten zwei neue Setzmaschinen. Zwei Brüder sollten an diesen Maschinen angelernt werden. Der eine war ein Bruder aus Polen, und der andere war ich. Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir schwitzten, als wir die ersten Unterrichtsstunden von einem Bruder erhielten, der vom Fach war und extra aus dem Elsaß (Frankreich) gekommen war, um uns in die Kunst des Maschinensetzens einzuführen. Da wir uns große Mühe gaben und fleißig übten, lernten wir es verhältnismäßig schnell.

Als ich mich am ersten Tag an diese Maschine setzte, ahnte ich nicht, daß ich 22 Jahre ununterbrochen daran arbeiten sollte. Wenn ich daran denke, daß ich das Vorrecht hatte, auf dieser Maschine in 19 Sprachen zu setzen, dann erfüllt es mich heute noch mit großer Genugtuung und Freude. Immer, wenn ich ein fremdsprachiges Manuskript in die Hand bekam, versuchte ich mir ein Bild von dem Land zu machen, in dem diese Sprache gesprochen wird. Auf diese Weise konnte ich meine Geographiekenntnisse auffrischen. In meiner Phantasie nahm das Land Form und Gestalt an, und ich erinnerte mich, welcher Hauptbeschäftigung die Menschen dort nachgingen. Somit bestand ein Manuskriptblatt für mich nicht nur aus getippten Buchstaben und Wörtern, die ich nicht verstand, sondern es war für mich ein Blatt, das Inhalt und Wert bekam. Der Gedanke, daß Tausende von Menschen jener Länder ein Buch, eine Broschüre oder eine Zeitschrift, die ihnen die Bibel verständlich machte, in die Hände gelegt bekommen und dadurch mit der lebengebenden Erkenntnis bekannt werden sollten, war für mich ein ständiger Ansporn.

Meine nächste Station war die Stereotypie. Aber schon nach wenigen Monaten stand ich wieder auf einem anderen Posten, diesmal im Betriebsbüro. Bis dahin hatte ich handwerkliche Arbeit verrichtet, aber nun mußte ich allgemeine Büroarbeiten verrichten und Schreibmaschine schreiben lernen. Dann wurde ich mit der Arbeitseinteilung und mit dem Einkauf von Papier und anderen Materialien betraut.

Natürlich war mein achtunddreißigjähriger Dienst im Bethel nicht nur lauter Sonnenschein. Wir mußten verschiedene Stürme überstehen, die viel Kummer verursachten. Ich denke besonders an das Jahr 1925, das für viele zu einer harten Glaubensprüfung wurde. Es gab Versammlungen, deren Besucherzahl bis zur Hälfte und sogar noch mehr zurückging. Aber jene, die ihr ganzes Vertrauen in Jehova gesetzt hatten, blieben standhaft und setzten ihre Predigttätigkeit fort.

Ein weiterer Sturm brach im Jahre 1940 über unser Land herein, und auch wir im Bethel bekamen seine Auswirkungen zu verspüren. Es war die Zeit des Zweiten Weltkrieges, als Hitlers Heere rund um die Schweiz von Sieg zu Sieg schritten und viele Länder besetzten. Unser Land blieb wieder vom Krieg verschont, aber der totalitäre Geist war auch in unser Land eingedrungen. Es gab Hausdurchsuchungen. Unser Bethel wurde überfallartig von Schweizer Soldaten umstellt und für einige Stunden besetzt. Man auferlegte uns verschiedene Einschränkungen. So mußte zum Beispiel alles, was wir veröffentlichten, der Zensur vorgelegt werden. Der Wachtturm durfte nicht mehr erscheinen. Wir waren von unseren Brüdern in Brooklyn abgeschnitten. Trotzdem hatten wir unsere geistige Speise und konnten sie sogar nicht nur den Brüdern in unserem Land, sondern auch denen in Deutschland und anderswo zukommen lassen.

Doch auch diese Zeit ging zu Ende. Wir waren überglücklich, als wir den Kontakt mit dem Hauptbüro wieder aufnehmen konnten. 1945 besuchten uns N. H. Knorr, der Präsident der Watch Tower Society, und M. G. Henschel, sein Sekretär, und wir waren Jehova dafür sehr dankbar. Von da an wurde es in unserer Druckerei wieder lebendiger. Die Zeitschrift Der Wachtturm durfte wieder in Deutsch und Französisch veröffentlicht werden und konnte wieder ungehindert über die Grenze geschickt werden, um unsere Brüder, die nach geistiger Speise hungerten, zu sättigen.

ERWEITERTE DIENSTVORRECHTE

1950 hatte ich die Gelegenheit, mit etwa 70 anderen Brüdern aus der Schweiz, den ersten großen Kongreß der Zeugen Jehovas in New York zu besuchen. Welch ein Erlebnis! So viele Gleichgesinnte auf einmal beisammen zu sehen war mir bis jetzt noch nie vergönnt gewesen. Auch der Besuch des Hauptbüros und der Druckerei hinterließ bei mir einen tiefen Eindruck.

Dann kam das Jahr 1953 und damit ein noch größerer Kongreß in New York, bei dem ich wieder dabei sein durfte. Diesmal verstand ich mehr von den Ansprachen, weil ich besser Englisch konnte. Zu meiner Freude wurde ich auch eingeladen, die 22. Klasse der Gileadschule zu besuchen, für die der Unterricht im September 1953 beginnen sollte. Meine Dienstzuteilung nach Gilead war wieder der Betheldienst in Bern, und das machte mich sehr glücklich.

Im Sommer 1957 wurde ich zum Zweigdiener der Schweiz und des kleinen Ländchens Liechtenstein ernannt. Ich bin Jehova für dieses Vorrecht sehr dankbar. Es ist für mich eine Freude, mit den Brüdern zusammenzuarbeiten und am Ende jedes Jahres zu sehen, daß wir eine Zunahme zu verzeichnen hatten.

Auch 1958 durfte ich dem internationalen Kongreß der Zeugen Jehovas in New York, dem bis dahin größten ihrer geistigen Feste beiwohnen und unser Land zur Freude aller Anwesenden mit einem guten Bericht vertreten.

Nun schreiben wir 1963, und in diesem Jahr hatte ich die Freude, als Student der erweiterten Gileadschule unter den 107 483 glücklichen Besuchern des Kongresses „Ewige gute Botschaft“ zu sein, der vom 7. bis 14. Juli im Yankee-Stadion in New York stattfand. Ich nahm auch an einer Besichtigung des Kongreßgeländes teil, die eigens für die Studenten der Gileadschule im Rahmen des Unterrichts durchgeführt wurde und bei der wir alle Kongreßabteilungen bei der Arbeit sehen konnten.

Nun ist der zehnmonatige Lehrgang bald zu Ende, und bis jetzt konnte ich dem Programm ganz gut folgen. Ich weiß, daß Jehova mir dabei behilflich war. Die Bedenken, die ich anfangs hatte, schwanden immer mehr. Ich danke Jehova für diese wunderbare Gelegenheit, geschult und unterwiesen zu werden.

Wenn man nach so vielen Jahren Rückschau hält und sieht, wie sich das Werk Jehovas über die ganze Erde ausgedehnt hat, dann hat man viel Ursache, sich zu freuen, als Vollzeitdiener im Betheldienst einen Anteil daran gehabt zu haben. Jehova hat die Tätigkeit seines Volkes reich gesegnet. Er hat uns an die Tore der neuen Welt geführt, um uns hineinblicken und uns sehen zu lassen, was er für uns noch alles bereithält. Seien wir deshalb stets dankbar und bereit, ihn zu rühmen und seinen Namen zu ehren und bekanntzumachen!

Daher bitte ich euch inständig, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber als ein lebendiges, heiliges, Gott annehmbares Schlachtopfer darzustellen, [das ist] ein heiliger Dienst mit der Kraft eurer Vernunft. — Röm. 12:1, NW.

[Bild auf Seite 732]

Beim Studium in der Bibliothek der Gileadschule

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