-
„Liebe erbaut“Der Wachtturm 1957 | 1. Juni
-
-
„Liebe erbaut“
„Erkenntnis bläht auf, aber Liebe erbaut.“ — 1. Kor. 8:1, NW.
1. Welche Texte zeigen die Wichtigkeit der Erkenntnis? des Glaubens? der Werke?
GOTTES WORT, die Bibel, legt großen Wert auf Erkenntnis. Es gibt den Rat: „Nehmet an … Erkenntnis lieber als auserlesenes, feines Gold.“ Es weist auch warnend darauf hin, daß Menschen ‚vertilgt werden aus Mangel an Erkenntnis‘. Die Bibel betont ferner die Wichtigkeit des Glaubens: „Ohne Glauben ist es unmöglich, sein [Gottes] Wohlgefallen zu erlangen.“ „Darüber hinaus ergreift den großen Schild des Glaubens, mit dem ihr imstande sein werdet, alle brennenden Geschosse des Bösen auszulöschen.“ Zudem läßt uns das Wort Gottes nicht im Zweifel über den Wert der Werke, denn „in der Tat, wie der Leib ohne Odem tot ist, so ist auch Glaube ohne Werke tot“. — Spr. 8:10; Hos. 4:6; Heb. 11:6; Eph. 6:16; Jak. 2:26, NW.
2. Welchen Wert hat Liebe im Vergleich zur Erkenntnis, zum Glauben und zu den Werken?
2 So wichtig Erkenntnis, Glaube und Werke auch sind, gibt es doch etwas, das von noch größerer Wichtigkeit ist, ja das so wichtig ist, daß jene Dinge gar nicht zählen würden, wenn es uns daran fehlte. Was ist denn noch wichtiger? — Liebe. Der Apostel Paulus bringt dies treffend zum Ausdruck: „Und wenn ich die Gabe des Prophezeiens habe und mich auf alle heiligen Geheimnisse und auf alle Erkenntnis verstehe und wenn ich allen Glauben habe, so daß ich Berge versetze, aber nicht Liebe habe, so bin ich nichts. Und wenn ich meinen ganzen Besitz dahingebe, um andere zu speisen … aber nicht Liebe habe, so nützt es mir gar nichts.“ — 1. Kor. 13:2, 3, NW.
3, 4. (a) Wie betrachtet Jehova die Liebe? (b) Aus welchen weiteren Gründen ist die Liebe so hervorragend?
3 Die Liebe nimmt also offensichtlich die Vorrangstellung ein. Kein Wunder, daß wir lesen: „Gott ist Liebe.“ Man beachte: Gott ist nicht nur ebenso liebevoll, wie er gerecht, weise und mächtig ist, sondern auf ganz einzigartige Weise ist er Liebe. Und obwohl Jehova Gott der allmächtige, rechtmäßige und höchste Souverän ist, findet er seine Freude darin, mit Liebe über seine intelligenten Geschöpfe zu regieren. Er sagt: „Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt: darum habe ich dich zu mir gezogen aus liebender Güte.“ Deswegen können alle seine Gebote mit einem Wort ausgedrückt werden, nämlich mit dem Wort Liebe — Liebe zu ihm, indem wir ihn mit unserem ganzen Herzen, unserem ganzen Sinn, unserer ganzen Seele und unserer ganzen Kraft lieben — und Liebe zu unserem Nächsten wie zu uns selbst. — Jer. 31:3, AS; Mark. 12:30, 31, NW.
4 Liebe ist auch deshalb so hervorragend, weil sie ‚nie versagt‘. Da Jehova seine Geschöpfe mit der Eigenschaft der Liebe ausgestattet hat, konnte er Satans Herausforderung, die diese Geschöpfe betraf, zuversichtlich annehmen, wie es durch Hiobs Erfahrung veranschaulicht wird, denn er wußte, daß Liebe sie instand setzen würde, ihre Lauterkeit trotz all dem zu bewahren, was der Teufel über sie bringen konnte. Mehr als irgendeine andere Eigenschaft, die wir besitzen mögen, trägt daher Liebe zur Rechtfertigung des Namens Jehovas bei. Und weshalb bewirkt Liebe dies alles? Weil „Liebe erbaut“. — 1. Kor. 13:8; 8:1, NW; Hiob, Kapitel 1, 2 und 42.
WARUM UND WIE LIEBE ERBAUT
5, 6. Warum baut Liebe auf, und aus welcher Handlungsweise Jehovas kann man das ersehen?
5 Liebe erbaut, weil sie „nicht auf ihre eigenen Interessen bedacht“ ist. Sie veranlaßt einen jeden, ‚nicht seinen eigenen Vorteil zu suchen, sondern den des anderen‘. Liebe erbaut, weil sie hört, sieht und versteht, weil sie an andere denkt und auf sie Rücksicht nimmt. Sie beachtet die guten Eigenschaften, Fähigkeiten und die Bedürfnisse anderer und benutzt die Gelegenheiten, diese zu befriedigen. Sie ist praktisch, ergreift die Initiative und ahmt so Jehova nach. Sie unternimmt etwas und gibt, und zwar selbstlos und großmütig. Liebe hat in erster Linie Gott bewogen, uns zu erschaffen. Und wie gut hat er für uns gesorgt, und mit wie vielen Fähigkeiten hat er uns ausgestattet, damit wir seine Wohltaten in vollen Zügen genießen können! Liebe zu den Israeliten veranlaßte Jehova, sie aus der Knechtschaft in ein Land zu führen, das von Milch und Honig floß. Und war es nicht Liebe, Liebe zur neuen Welt, die ihn bewog, seinen einziggezeugten Sohn dahinzugeben? — 1. Kor. 13:5; 10:33; 2. Kor. 8:24; 5. Mose 7:8; Joh. 3:16, NW.
6 Liebe erbaut ferner, weil sie gelinde und gütig, zart und mitfühlend ist. Obwohl Jehova „groß, mächtig und furchteinflößend“ ist, ist er doch nicht zu erhaben, zur Auferbauung seiner Geschöpfe Herzenswärme zu bekunden, die ein Ausdruck der Liebe ist. „Wie ein Vater sich über die Kinder erbarmt, so erbarmt sich Jehova über die, welche ihn fürchten.“ Einer Mutter mag es an Erbarmen gebrechen, nicht aber Gott. Ja, „Jehova ist voll zarten Mitgefühls und Erbarmen“. — 5. Mose 10:17, NW; Ps. 103:13; Jak. 5:11, NW.
7, 8. Aus welchen weiteren Gründen erbaut Liebe, und weshalb gibt es für Liebe keine Niederlage?
7 Es gibt aber noch weitere Gründe, weshalb Liebe erbaut. Sie erbaut, weil jeder Mensch das Bedürfnis hat, Liebe zu erweisen und Liebe zu empfangen; weil wir einander brauchen, so wie die verschiedenen Glieder des menschlichen Körpers einander brauchen; weil sie uns veranlaßt, ‚Jehovas Gebote zu beobachten‘, und weil sie ‚die Furcht austreibt, die hemmend wirkt‘ und die uns deshalb daran hindern würde, einander aufzuerbauen. Wir mögen in unserem Wirken nicht so geschickt oder so erfolgreich gewesen sein, wie wir es beabsichtigten oder hofften, oder man mag uns gar falsch verstanden und abgewiesen haben, wie das so oft der Fall ist, wenn wir auf der Straße den Vorübergehenden oder an den Türen den Wohnungsinhabern die gute Botschaft von Gottes Königreich anbieten; dennoch erbaut die Liebe, weil sie uns selbst auferbaut, auch wenn sich andere nicht auferbauen lassen, denen wir zu helfen suchen. Liebe erleidet einfach keine Niederlage. — 1. Joh. 5:3; 4:18, NW.
8 Und schließlich erbaut die Liebe, weil sie nicht entmutigt wird und den Kampf nicht aufgibt, sondern darin verharrt. „Die Liebe ist langmütig“, sie „erträgt alles … erduldet alles“. Wie der Landwirt so wirkt Liebe fortgesetzt bis zur Zeit der Ernte. Welch ein Beispiel der Langmut hat Jehova uns doch durch seine Verfahrensweise mit der Menschheit und besonders mit der Nation Israel gegeben! Und es war nicht umsonst, denn wegen seiner Langmut kann er nun auf eine so lange Reihe von treuen Zeugen hinweisen, und zu seiner bestimmten Zeit wird er die vollständige Verwirklichung seines Vorhabens bezüglich der Rechtfertigung seines Namens sehen, nämlich wenn er „jedem alles sein wird“. — 1. Kor. 13:4, 7; 15:28, NW.
9. Warum dürfen wir Liebe nicht mit Sentimentalität verwechseln?
9 Beiläufig bemerkt, ist zu beachten, daß Liebe nicht mit Sentimentalität verwechselt werden darf, das heißt mit Gefühlen, die die Grenzen der Vernunft überschreiten und in denen man sozusagen schwelgt. Sentimentale Eltern zum Beispiel können ihr Kind nicht weinen oder unglücklich sehen und lassen es deshalb lieber alles tun, was es gerade tun will, anstatt es, wenn nötig, zu strafen. Eltern dagegen, die ihr Kind wirklich lieben, werden, wenn nötig, festbleiben. Jehova ist Liebe, aber er ist nicht sentimental. Aus diesem Grunde lesen wir: „Wen Jehova liebt, nimmt er in Zucht, ja, er geißelt einen jeden, den er als Sohn aufnimmt.“ Jemanden zu geißeln hat sicher nichts mit Sentimentalität zu tun, aber der Betreffende wird dadurch auferbaut, und es geschieht aus Liebe. — Heb. 12:6, NW.
LIEBE ERBAUT DIE FAMILIE
10. Weshalb wirkt Liebe zu Jehova für den Familienkreis erbauend?
10 Unter anderem erbaut die Liebe auch die Familie, und zwar vor allem tut es die Liebe zu Jehova. Wieso denn? Weil der Liebe zu Jehova an seinem guten Namen sowie an demjenigen der Neuen-Welt-Gesellschaft gelegen ist. Wenn in den Familienkreis eine Bresche geschlagen wird, sind Trennung, Ehebruch und Ehescheidung sowie Erwachsenen- und Jugendkriminalität die Folgen, was Schmach auf Jehova und die Neue-Welt-Gesellschaft bringt; und dadurch spielt man sich Satan, dem Teufel, in die Hände. Aus diesem Grunde ist Jehova daran gelegen, den Familienkreis zu bewahren, während der Teufel ihn zerstören möchte. Genauso wie Christen nicht in erster Linie Ehefreuden genießen wollten, als sie in den Ehestand traten, sondern aus Liebe zu Jehova seinen gerechten Anforderungen nachzukommen suchten, so kann dieselbe Liebe der stärkste Beweggrund für unseren Wunsch sein, die Ehe zu einem Erfolg zu machen, indem wir die Familie auferbauen.
11. Was bedeutet es, einen Menschen zu lieben? Und inwiefern kann die Liebe eines Mannes seine Frau geistig erbauen?
11 Wie jemand treffend sagte, bedeutet Liebe zu einem Menschen, daß man sich um ihn kümmert und sich für sein Leben und sein Wachstum sowie für die Entwicklung all seiner Talente und Fähigkeiten verantwortlich fühlt. Natürlich hat der Mann auf Grund der ihm durch die Heilige Schrift zugewiesenen Stellung als Haupt der Frau in dieser Hinsicht eine ganz bestimmte Verpflichtung, und die Liebe wird ihm eine Hilfe sein, seine Frau aufzuerbauen. Seine Liebe zu ihr wird ihm helfen, das rechte Beispiel zu geben, was das Studium des Wortes Gottes, den Eifer im Predigtdienst und das richtige christliche Benehmen betrifft. Da ihm an ihrem Wohlergehen gelegen ist, wird er auf die wichtigen Dinge im Leben Nachdruck legen, nämlich auf die Königreichsinteressen; und zu diesem Zwecke wird er eine geistliche Gesinnung pflegen, indem er Gespräche in Bahnen lenkt, die der Auferbauung dienen. Er wird dafür sorgen, daß seine Frau auch Zeit für das Studium, den Besuch der Zusammenkünfte und den Dienst findet. Er wird nicht versäumen, für ihre materiellen Bedürfnisse zu sorgen, wird aber auch die Tatsache nicht außer acht lassen, daß seine Frau noch eher Liebe benötigt als nur materielle Dinge; denn für materielle Dinge kann sie, wenn es sein muß, selber sorgen, aber Liebe und Zuneigung sowie Verständnis, das sie sehr benötigt, kann sie sich nicht selbst verschaffen. Die Liebe wird den Ehemann daher veranlassen, die guten Eigenschaften seiner Frau zu beachten und seine Wertschätzung dafür zu äußern; denn lesen wir nicht: „Ein Weib, das Jehova fürchtet, s i e wird gepriesen werden“, und ist nicht zu erwarten, daß sie in erster Linie von ihrem Manne gepriesen wird? Sicherlich! — Spr. 31:30.
12, 13. Wie verhält sich ein liebender Ehemann, was die intimeren ehelichen Beziehungen betrifft, und welchen Nutzen zieht er selbst aus einem solchen Verhalten?
12 All das ist in dem ausdrücklichen Gebot der Heiligen Schrift enthalten: „In gleicher Weise sollen die Männer ihre Frauen lieben wie ihre eigenen Leiber.“ Ja noch mehr. Die Liebe bewirkt, daß der Mann in den intimeren Beziehungen des Ehelebens rücksichtsvoll ist, daß er mit seiner Frau Geduld hat und ihr Verständnis entgegenbringt, wenn sie unter ihren Wechselzeiten leidet. Der Mann erbaut seine Frau ferner, indem er den Rat in Sprüche 5:15-20 berücksichtigt, der ihn heißt, sich an seiner Frau und nicht an einer Fremden zu ergötzen, denn nur dann kann sie ihren Pflichten ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenken, weil sie sich seiner Treue sicher fühlt. — Eph. 5:28, NW.
13 Und wahrscheinlich kommen die Liebe eines Mannes zu seiner Frau und sein Interesse an ihrer Auferbauung in keiner Sache deutlicher zum Ausdruck als in seinem Verhalten bezüglich der zu leistenden Ehepflicht; und hier liegt die verwundbarste Stelle seiner Selbstsucht. Er wird ‚seiner Frau nicht nur das leisten, was ihr zukommt‘ — da ‚der Mann nicht Macht hat über seinen eigenen Leib, sondern seine Frau‘ —, sondern wird sich auch stets der Worte in Matthäus 7:12 erinnern und auf ihr Gemütsleben Rücksicht nehmen und seine Rechte nicht mißbrauchen, bloß weil ‚die Frau nicht die Macht hat über ihren eigenen Leib, sondern ihr Mann‘. Daß ein Mann, der in diesen Dingen rücksichtsvoll ist, seine Frau geistig auferbauen wird, deutete Petrus an, als er schrieb: „Ihr Männer, wohnt in gleicher Weise weiterhin bei ihnen gemäß Erkenntnis, indem ihr ihnen Ehre erweist als einem schwächeren Gefäß, dem weiblichen, da auch ihr mit ihnen Erben der unverdienten Gunst des Lebens seid, damit eure Gebete nicht behindert werden.“ Daß Mäßigkeit und Selbstbeherrschung in dieser Hinsicht auch dem Manne selbst zur intellektuellen und geistigen Auferbauung gereicht, ist eine Tatsache, die sowohl von der Medizin anerkannt wird als auch durch den Rat des Apostels Paulus, den er diesbezüglich gegeben hat. (Siehe 1. Korinther 7:1, 5.) — 1. Kor. 7:3, 4; 1. Pet. 3:7, NW.
LIEBE ERBAUT AUCH DEN GATTEN
14. Inwiefern kann die Liebe der Frau ihren Mann erbauen?
14 Obwohl die Frau das „schwächere Gefäß“ ist, kann ihre Liebe auch ihren Mann auferbauen. Wenn er das Vorrecht hat, ‚hart zu arbeiten in bezug auf Rede und Lehre‘, wird sie eine der ersten sein, die ihn ‚doppelter Ehre würdig achten‘. Sie wird ihn nicht zu kommandieren suchen, sondern wird sich an Gottes Wort erinnern, das von Frauen verlangt, daß sie ‚ihren Männern in jeder Beziehung‘ untertan seien. Durch ihre Liebe kann sie ihren Mann auferbauen, nicht indem sie ihm seine Ansprachen vorbereitet oder ihn kritisiert, sondern indem sie ihn unter möglichst günstigen Umständen studieren läßt und sich selbst nicht zu wichtig nimmt, so daß sie ihn nicht wegen jeder Kleinigkeit oder geringfügigen Unannehmlichkeit stört, und indem sie ihm ferner in Aufrichtigkeit antwortet, wenn er sie um ihre Meinung fragt, und dazu auch in richtiger Weise um sein leibliches Wohl besorgt ist. — 1. Tim. 5:17; Eph. 5:24, NW.
15. Als was sollte sich die Frau betrachten, und weshalb wird Liebe eine Frau verständig machen?
15 Liebe bewirkt bei einer Frau Hingabe, Treue und Verständnis, wodurch ihr Mann gestärkt wird, besonders in Zeiten, in denen er unter besonderem Druck steht. Liebe wird ihr helfen, sich selbst im richtigen Licht zu sehen, nicht als das Haupt ihres Mannes und auch nicht als seine Fußmatte, sondern als seine ihm zur Seite stehende Gehilfin, die sich nicht vordrängt, sich aber auch nicht allzusehr zurückhält, ihre Hilfe anzubieten, wenn diese benötigt wird; und Liebe wird sie erkennen lassen, wenn dies der Fall ist. Liebe macht eine Frau auch verständig und bescheiden, was ebenfalls zur Auferbauung ihres Mannes gereicht: „Ein wackeres Weib ist ihres Mannes Krone, aber wie Fäulnis in seinen Gebeinen ist ein schändliches.“ Eine unverständige Frau, eine Frau ohne Anstand, bringt Schande: „Ein goldener Ring in der Nase eines Schweines, so ist ein schönes Weib ohne Anstand [Verstand, v. Eß].“ — Spr. 12:4; 11:22.
16. (a) Wie kann die Frau ihren Mann durch ihre Liebe erbauen, was die Erfüllung der Ehepflicht betrifft? (b) Von wem wird sie bestimmt belohnt werden, auch wenn ihr Mann es ihr nicht lohnen würde?
16 So wie beim Manne ergibt sich wahrscheinlich auch für die Frau eine bittere Prüfung ihrer Liebe, und zwar in bezug auf ihre Bereitschaft, sich hinsichtlich der Ehepflichten in Harmonie mit ihrem Mann zu verhalten. Wenn sie ihren Mann liebt, wird sie ihn wegen seines Bedürfnisses nicht tyrannisieren, indem sie außer acht ließe, daß sie für ihn eine Bürde darstellt und daß der einzige schriftgemäße Grund, der ihn in der heutigen Zeit veranlassen konnte, eine solche Last auf sich zu nehmen, die Anziehungskraft der Geschlechter ist, die Gott in die Menschen gelegt hat. Statt dessen wird sie dankbar sein, daß sie so viel zu seinem geistigen, seelischen und körperlichen Wohle beitragen kann. Andererseits wird die Liebe sie davor bewahren, enttäuscht zu sein, wenn es vorkommt, daß ihr Mann um des Dienstes Gottes willen bisweilen ‚so ist, als hätte er keine Frau‘. Ob man es nun völlig erkennt oder nicht, wird ferner Liebe die christliche Frau veranlassen, ihren Teil zu tun, um ihren Mann aufzuerbauen, in der Zuversicht, daß Jehova sie dafür belohnen wird, und in dem Bewußtsein, daß sie durch eine solche Handlungsweise auch sich selbst erbaut. — 1. Kor. 7:28, 29, NW.
17. Welche Tatsachen zu berücksichtigen wird dem Manne und der Frau helfen, einander mehr zu schätzen?
17 Ja, die Liebe wird bewirken, daß sich beide, Mann und Frau, gegenseitig erbauen. Dies können sie u. a. tun, indem sie Geduld miteinander üben und einander die Schwachheiten vor Außenstehenden zudecken, denn lesen wir nicht, daß die ‚Liebe eine Menge von Sünden bedeckt‘? Liebe wird ihnen auch erkennen helfen, daß Gott Eva erschuf, damit sie Adam „ergänze“. Der liebende Gatte wird daher von seiner Frau nicht erwarten, daß sie bei Problemen so scharfsinnig argumentiert, wie er es gerne haben möchte, noch wird die liebende Gattin von ihrem Manne denselben Grad von Feinfühligkeit erwarten, dessen sie fähig sein mag. Gleichzeitig wird Liebe sie beide instand setzen, die guten Eigenschaften des anderen zu sehen und zu ihrem eigenen Nutzen nachzuahmen. Wie viele Gelegenheiten haben doch Männer und Frauen, sich gegenseitig zu erbauen! — 1. Pet. 4:8; 1. Mose 2:18, NW.
LIEBE ERBAUT DIE KINDER
18. Welcher wissenschaftliche Nachweis zeigt, daß Liebe die Kinder erbaut?
18 Wahrscheinlich bewahrheitet sich das Wort, daß „Liebe erbaut“, nirgends mehr als in der Kindererziehung. Moderne medizinische Forschungen haben nicht nur ergeben, daß die Mutterliebe für das geistige und körperliche Wachstum von Säuglingen und Kleinkindern unerläßlich ist, sondern auch, daß Mangel an Mutterliebe an der Jugendkriminalität die Hauptschuld trägt. Ein anschauliches Beispiel für die stärkende Kraft der Liebe ist ein Versuch, den eine Anzahl Wissenschaftler mit jungen Ratten durchführte. Sie nahmen die jungen Ratten täglich einige Minuten auf den Arm und streichelten sie zärtlich vom Kopf bis zum Schwanz. Die Ratten, die man so liebkoste, nahmen an Gewicht mehr zu, bekamen einen stärkeren Knochenbau und zeigten weniger Angst vor fremd anmutenden Situationen als andere Ratten. Als man die ausgewachsenen Ratten dann einer strengen Behandlung unterzog, indem man sie während achtundvierzig Stunden jeder Bewegungsfreiheit beraubte und ihnen weder Nahrung noch Wasser gab, stellte man fest, daß die Ratten, die gehätschelt worden waren, geringeren Schaden erlitten als jene, die diese besondere Pflege nicht erhalten hatten. (Science News Letter, 2. Januar 1954) Daß dies auch bei den Menschen zutrifft, geht aus dem Bericht über eine Gruppe von 165 Hausfrauen, berufstätigen Personen und Geschäftsleuten hervor, die regelmäßig das Bellevue-Krankenhaus — eines der größten Krankenhäuser der Stadt New York — besuchen, um vernachlässigten kranken Kindern Liebe entgegenzubringen, „eine Medizin, die die besten Krankenhäuser nicht kaufen können“, „die Wunder wirkt“ und „ein Vitamin ist, ohne das Säuglinge verkümmern oder verblöden und ältere Kinder die Lebenskraft verlieren oder kriminell werden“. — Saturday Evening Post, 30. Juli 1955.
19. Welcher Tatsache sollten sich besonders Väter bewußt sein?
19 Liebe läßt Eltern die Bedürfnisse ihrer Kinder erkennen und zeigt ihnen, wie sie diese Bedürfnisse — besonders die geistigen — befriedigen können, wobei sie natürlich das in Betracht ziehen, was ihre Kinder haben wollen, und das, was sie wirklich benötigen. Liebe macht die Eltern zu fröhlichen, ausgeglichenen und guten Gefährten ihrer Kinder, und Liebe wird besonders die Väter zu Kameraden ihrer Söhne machen, die diese sehr benötigen. Wissenschaftliche Forschungen haben gezeigt, daß Mangel an vernünftigen, erwachsenen Kameraden eine der Hauptursachen dafür ist, daß sich viele Jungen zu zerstörungswütigen „Banden“ zusammenschließen. An euch Väter ergeht daher insbesondere das Gebot, das Gott durch Mose gab: „Und du sollst sie [meine Worte] deinem Sohne einschärfen und von ihnen reden, wenn du in deinem Hause sitzest und wenn du unterwegs bist und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst.“ Etwas einschärfen bedeutet, „es dem Sinn beständig und eindringlich durch Wiederholung oder Ermahnung einzuprägen“. — 5. Mose 6:7, NW.
20. Warum sollten Eltern ihren Kindern die Zeit gönnen, die sie benötigen, damit sie richtig erzogen werden?
20 Elternliebe erbaut, weil Eltern ihren Kindern die Zeit nicht mißgönnen, die sie sonst auf weltliche Vergnügungen verwenden könnten. Sie stellen kein Kindermädchen (Baby-Sitter) an, damit dieses sie ersetze. Liebe mißgönnt den Kindern auch die Zeit nicht, die Eltern mit ihnen verbringen und die sie für eine andere theokratische Tätigkeit aufwenden könnten. Zeit ist das erste Erfordernis, um Kinder „in der Zucht und unter dem autoritativen Rate Jehovas“ zu erziehen, und die Elternpflichten kommen zuerst. Sollte dieses Wort als etwas zu streng erscheinen, dann mögen sich Väter daran erinnern, daß sie durch eine Vernachlässigung ihrer Kinder für das Amt eines Dieners untauglich werden können. Liebe wird bewirken, daß sie sich um das geistige Wohl ihrer Kinder noch mehr sorgen als um den geistigen Fortschritt der Personen, bei denen sie Heimbibelstudien durchführen. — Eph. 6:4; 1. Tim. 3:4, 5, NW.
21. In welcher Hinsicht trägt die Elternliebe zur geistigen Erbauung der Kinder bei?
21 Elternliebe wird euch behilflich sein, eure Kinder zu erbauen, weil sie euch instand setzt, sie zu verstehen, ihnen eine Sache geduldig zu erklären und euch zu vergewissern, daß sie die Wichtigkeit dessen, was ihr sie zu lehren sucht, erfaßt haben. Gleichwie Liebe eine Frau und Mutter sogleich erkennen läßt, wenn ihr Mann oder ihre Kinder sich körperlich nicht wohlfühlen, so sollte Liebe euch instand setzen, jede geistige Schwäche bei euren Kindern zu entdecken, damit ihr sie beheben könnt, bevor es zu spät ist. Wenn ihr mit ihnen den Stoff, der in den Zusammenkünften der Versammlung zur Betrachtung kommt, studiert, sie bei der Vorbereitung von Programmpunkten, die ihnen zugeteilt werden, überwacht und sie zu allen Arten des christlichen Predigtdienstes mitnehmt, werdet ihr ihnen für ihre Laufbahn als christliche Prediger eine gute Grundlage geben. Behandelt sie freundlich, liebreich und nachsichtig, doch werdet nicht sentimental. Denkt daran: „Wer die Rute spart, der haßt seinen Sohn; wer ihn liebhat, der züchtigt ihn beizeiten.“ Und überseht auch nicht, daß selbst bei solchen Gelegenheiten die Liebe ‚sich nicht reizen läßt‘. — Spr. 13:24, ZB; 1. Kor. 13:5, NW.
DIE AUFGABE DER KINDER
22. Welche Verpflichtung haben Kinder in bezug auf ihre eigene Erbauung?
22 Auch die Kinder können, ja müssen sogar mithelfen, den Familienkreis zu erbauen, wenn sie selbst erbaut werden möchten. Ihr Kinder könnt euren Eltern die Last erleichtern, wodurch sie Zeit und Kraft gewinnen, sich selbst aufzuerbauen. Eure Eltern mögen sich noch so sehr Mühe geben, euch geistig aufzuerbauen, wenn euer Herz nicht in der richtigen Verfassung ist, so gelingt es ihnen nicht. „Selbst ein Knabe [Kind, Me] gibt sich durch seine Handlungen zu erkennen, ob sein Tun lauter und ob es aufrichtig ist.“ Liebe zu Jehova und Liebe zu euren Eltern wird euch veranlassen, ‚euren Eltern bereitwillig in allem zu gehorchen‘. Liebe hat zur Folge, daß ihr die elterlichen Bemühungen, euch zu erbauen, unterstützt und ihnen nicht entgegenwirkt. Sie wird euch helfen, die Zurechtweisungen, die euch eure Eltern zuteil werden lassen, im richtigen Lichte zu sehen, nämlich als etwas, das euch selbst zum Guten gereicht. — Spr. 20:11; Kol. 3:20, NW.
23. Wie können die Kinder einen Anteil an der Erbauung ihrer Eltern haben?
23 Das ist aber noch nicht alles. Als christliche Zeugen Jehovas haben eure Eltern außer der Pflicht, euch in materieller und geistiger Hinsicht zu versorgen, noch viele andere Pflichten zu erfüllen. Wenn ihr ihnen aus Liebe gehorcht und bereitwillig mit ihnen zusammenwirkt, könnt ihr ihnen die Last, euch zu betreuen, erleichtern. Außerdem hilft euch die Liebe, zu sehen, was im Hause zu tun ist, und veranlaßt euch, mitzuhelfen, wo ihr nur könnt, wobei ihr nicht wartet, bis man euch auffordert, und ihr es dann widerwillig tut, weil euch solche Aufgaben am Spielen hindern. Diese Hilfsbereitschaft trägt zur Erbauung eurer Mutter bei, weil sie dadurch Zeit und Kraft gewinnt, die sie für das Bibelstudium, für den Besuch der Zusammenkünfte und für den christlichen Predigtdienst aufwenden kann. Und wenn ihr auch darauf achtet, nicht unnötigerweise Ansprüche an Vaters Geldbeutel, an seine Zeit oder Geduld zu stellen, könnt ihr ebenfalls zu seiner Erbauung beitragen. Wenn ihr all das tut, seid ihr weise, und weise Kinder erfreuen ihre Eltern. (Spr. 15:20; 27:11) Somit hat jedes Glied der Familie — Mann und Frau, Vater, Mutter und Kind — eine Verpflichtung den anderen Gliedern gegenüber und kann, indem es Liebe an den Tag legt, nicht nur sie, sondern auch sich selbst erbauen, was alles zum Ruhme Jehovas beiträgt.
-
-
Liebe erbaut die Neue-Welt-GesellschaftDer Wachtturm 1957 | 1. Juni
-
-
Liebe erbaut die Neue-Welt-Gesellschaft
1, 2. (a) Weshalb werden die christlichen Zeugen Jehovas richtigerweise als eine Neue-Welt-Gesellschaft bezeichnet? (b) Welche Tatsachen und Bibelstellen zeigen, daß Liebe die Neue-Welt-Gesellschaft erbaut?
DIE christlichen Zeugen Jehovas sind als Neue-Welt-Gesellschaft bekannt, weil sie Gottes neue Welt bekanntmachen und sich als würdige Gesandte der neuen Welt benehmen. Sie lassen sich von dem Neuen-Welt-Grundsatz der Liebe leiten, der Liebe zu Jehova und zu ihrem Nächsten. Das ist eine so offensichtliche Tatsache, daß die Presse in ihren Berichten über die Kongresse „Triumphierendes Königreich“, die die Zeugen Jehovas im Jahre 1955 in Nordamerika und Europa durchführten, immer und immer wieder darauf hinwies.
2 Und so sollte es wirklich sein, denn ihr Führer, Jesus Christus, legte den größten Nachdruck auf Liebe, ja er erklärte sogar, daß man daran seine wahren Nachfolger erkennen könne. „Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebt; so wie ich euch geliebt habe, sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ Liebe ist „das vollkommene Band der Einheit“, das die Glieder der Neuen-Welt-Gesellschaft miteinander verbindet und sie stark macht, um der ganzen Welt eine geeinte Front zu bieten und Satans Doppelangriff der Verfolgung und des Materialismus abzuschlagen. „Zwei sind besser daran als einer“, und „eine dreifache Schnur zerreißt nicht so bald“. Was die Liebe zur Erbauung der Familie beiträgt, trägt sie auch aus denselben Gründen zur Erbauung der Neuen-Welt-Gesellschaft bei. — Joh. 13:34, 35; Kol. 3:14, NW; Pred. 4:9, 12.
LIEBE ERBAUT BEI ZUSAMMENKÜNFTEN
3, 4. Wie betrachtet Liebe die Zusammenkünfte des Volkes Gottes, und was tut sie diesbezüglich?
3 Die Liebe erbaut uns, nämlich die Neue-Welt-Gesellschaft, weil sie uns zu den verschiedenen Zusammenkünften und größeren Versammlungen Gott hingegebener Christen hinzieht, wo wir vermehrtes Licht über Gottes Wort, geistige Kraft und Ermunterung empfangen, um Jehova unablässig dienen zu können. Nicht nur das, sondern die Liebe läßt uns all diese Zusammenkünfte als Gelegenheiten wahrnehmen, andere zu erbauen. Liebe drängt uns, frühzeitig einzutreffen, um unsere Brüder und die gutgesinnten Fremdlinge herzlich zu begrüßen. Liebe veranlaßt uns, dem, was vom Podium aus gesagt wird, mit gespanntem Interesse zu folgen, denn wenn wir mit ungeteilter Aufmerksamkeit zuhören, erbauen wir den Redner. Liebe bewegt uns, nach der Zusammenkunft noch ein wenig dazubleiben, um mit unseren Brüdern Erfahrungen auszutauschen und einem Mitbruder, der in Bedrängnis sein mag, durch ein hilfreiches, ermutigendes Wort oder eine kleine Handreichung beizustehen. Wenn wir dies tun, so erbauen wir auch uns selbst, denn es steht fest, daß „der Tränkende auch selbst getränkt wird“. — Spr. 11:25.
4 Wer Liebe hat, wird auch andere dadurch zu erbauen suchen, daß er an solchen Zusammenkünften aktiv teilnimmt, so wie sich die Gelegenheit bietet. Es geht nicht nur darum, „unser Zusammenkommen nicht zu versäumen, wie es bei einigen Gewohnheit ist“, sondern auch darum, ‚an der öffentlichen Erklärung unserer Hoffnung festzuhalten‘, ‚aufeinander achtzugeben, um uns zur Liebe und zu rechten Werken anzuspornen‘, und ‚einander zu ermuntern, und das um so mehr, als wir den Tag herannahen sehen‘. So schrieb Paulus an die Römer: „Ich sehne mich danach, euch zu sehen, damit ich euch eine geistliche Gabe mitteile, um euch zu befestigen, oder besser gesagt, damit ihr euch gegenseitig ermuntert, jeder durch den Glauben des anderen, sowohl durch euren wie den meinen.“ — Heb. 10:23-25; Röm. 1:11, 12, NW.
5. Was müssen wir im voraus tun, um einander in den Zusammenkünften wirksam auferbauen zu können?
5 Liebe zu unseren Brüdern spornt uns auch an, unsere Aufgaben vorzubereiten, damit wir unsere Brüder erbauen können. Das werden wir ganz besonders tun, wenn wir beauftragt werden, vom Podium aus zu sprechen; auf diese Weise wird unser Fortschritt allen offenbar, und er gereicht ihnen zur Erbauung, wie uns geboten wurde: „Alles geschehe zur Erbauung … damit alle lernen und alle ermutigt werden.“ So merkwürdig es auch erscheinen mag, kann es leicht vorkommen, daß Diener in der Versammlung die Vorrechte, die sie in dieser Hinsicht haben, vernachlässigen. Sie lassen sich von der Vorbereitung für die ihrer Aufsicht unterstehenden Zusammenkünfte oder für ihre Programmaufgaben so in Anspruch nehmen, daß sie es manchmal versäumen, sich auf die Zusammenkünfte, die von anderen Brüdern geleitet werden, vorzubereiten, um auch in diesen etwas zur Erbauung der übrigen beizutragen. So mögen denn alle Verkündiger bei jeder Zusammenkunft den Rat des Apostels Paulus befolgen: „Laßt uns, während wir die Wahrheit reden, in allen Dingen durch Liebe heranwachsen zu ihm hin, der das Haupt ist, Christus. Von ihm aus trägt der ganze Leib — harmonisch zusammengefügt und durch jedes Gelenk, das das Erforderliche leistet, zur Zusammenarbeit geschaffen — gemäß der Funktion jedes einzelnen Gliedes in gebührendem Maße zum Wachstum des Leibes und zu seiner Auferbauung in Liebe bei.“ — 1. Kor. 14:26, 31; Eph. 4:15, 16, NW.
LIEBE WIRKT MIT IM SCHULUNGSPROGRAMM
6, 7. (a) Welche Beispiele zeigen, daß wir die Pflicht haben, an der Schulung anderer teilzunehmen? (b) Warum haben die Diener in dieser Beziehung besondere Verpflichtungen, und wie sollten sie sie erfüllen?
6 Liebe erbaut auch deswegen die Neue-Welt-Gesellschaft, weil sie uns veranlaßt, an dem Schulungsprogramm für den Predigtdienst teilzunehmen, sei es nun, daß wir helfen, oder sei es, daß uns geholfen wird. Ungeachtet der Pflichten, die ein reifer Verkündiger haben mag, wird er doch nie zu beschäftigt sein, um an diesem Programm teilzunehmen. Ohne Zweifel hat niemand von uns mehr zu tun als Jesus Christus, und er selbst fand Zeit, andere zu schulen. Als „er begann von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf zu ziehen, indem er predigte und die gute Botschaft vom Königreich Gottes kundtat … waren die Zwölf mit ihm“. Und wie viele Pflichten hatte Paulus! Dennoch schulte auch er andere. Somit: „Wir aber, die stark sind, sollten die Schwachheiten derer tragen, die nicht stark sind, und nicht uns selbst gefallen. Ein jeder von uns gefalle seinem Nächsten bezüglich dessen, was zu seiner Erbauung gut ist; denn auch Christus gefiel nicht sich selbst.“ Beiläufig bemerkt, beachte man auch hier, daß Liebe nicht Sentimentalität bedeutet. Sentimentalität begnügt sich damit, dem Nächsten einfach zu gefallen und willfährig seine Schwachheiten zu übersehen. Liebe dagegen gefällt dem Nächsten „bezüglich dessen, was zu seiner Erbauung gut ist“. — Luk. 8:1; Röm. 15:1-3, NW.
7 Da die ernannten Diener in der Versammlung größere Gaben und eine dementsprechend größere Gelegenheit haben, ihre Brüder zu erbauen, wird von ihnen natürlich verlangt, daß sie mehr geben: „In der Tat: von jedem, dem viel gegeben wurde, wird viel verlangt werden; und wen man über vieles setzt, von dem wird man mehr als das Übliche fordern.“ Das ist ja der Grund, weshalb Jehova Vorkehrung getroffen hat, daß in der Versammlung besondere Diener eingesetzt werden, wie Paulus es zeigt: „Und er gab einige als Apostel, einige als Propheten, einige als Missionare, einige als Hirten und Lehrer, im Hinblick auf die Schulung der Heiligen für das Dienstwerk, für den Aufbau des Leibes des Christus [sowie der „anderen Schafe“], bis wir alle hingelangen zur Einheit im Glauben und in der genauen Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu einem vollerwachsenen Manne, zum Maße des Wuchses, der zur Fülle des Christus gehört.“ Und wie wird diese Schulung zum Predigtdienst durchgeführt? Mit Freude, Eifer, Selbstlosigkeit und in Demut, so wie Petrus es zeigt: „Hütet die euch anvertraute Herde Gottes, nicht unter Zwang, sondern willig, auch nicht aus Liebe zum unredlichen Gewinn, sondern mit Eifer, auch nicht als solche, die über jene herrschen, welche Gottes Erbteil sind, sondern indem ihr Vorbilder für die Herde werdet.“ — Luk. 12:48; Eph. 4:11-13; 1. Pet. 5:2, 3, NW.
8. Um welcher Personen willen sollten jene, die der Hilfe bedürfen, diese annehmen?
8 Solltest du dagegen zu denen gehören, die noch nicht fähig sind, an den Türen oder bei Rückbesuchen wirkungsvolle Predigten zu halten, dann wird die Liebe zu Jehova, zu den Menschen guten Willens und zu deinem Bruder dich dazu bewegen, seine Hilfe anzunehmen, wodurch du auferbaut wirst. Nur Stolz könnte dich veranlassen, diese Hilfe zurückzuweisen, aber Stolz ist nicht angebracht in der heutigen Zeit, da das ewige Geschick der Menschen guten Willens auf dem Spiel steht; und was ihr Geschick sein wird, mag in gewissen Fällen davon abhängen, wie wirkungsvoll wir ‚das Wort predigen‘. Denken wir ferner daran, daß es nicht nur Demut erfordert, Hilfe anzunehmen, sondern auch Demut, anderen Hilfe zu leisten. Möge sich also jeder Verkündiger in der Neuen-Welt-Gesellschaft von der Liebe zu Jehova, zum „Fremdling“ und zu seinen Brüdern getrieben fühlen, entweder anderen Hilfe zu leisten oder eine angebotene Hilfe anzunehmen, indem wir uns alle gern einander unterordnen. — 1. Pet. 5:5.
VORRECHTE DER FRAU, ERBAUEND ZU WIRKEN
9, 10. (a) Welche Vorrechte haben Schwestern, andere zu erbauen, und wie können sie davon am besten Gebrauch machen? (b) Was erfordert die Stellung, die die Bibel der Frau zuweist, und durch wen wird dies veranschaulicht?
9 Wenn auch christliche Frauen nicht all die verschiedenen Gelegenheiten haben, ihre Brüder aufzuerbauen, wie christliche Männer, so wird doch Liebe und eine vom Himmel stammende Weisheit sie veranlassen, die Vorrechte, die sie haben, wahrzunehmen und sie aufs beste zu nutzen. Wenn sich Schwestern gründlich vorbereiten, wird es ihnen möglich sein, in der Versammlung ihre Worte gut zu wählen und mit Zuversicht treffende ‚öffentliche Erklärungen‘ abzugeben, wobei sie im Interesse der gegenseitigen Erbauung aller Anwesenden so vielen als möglich Gelegenheit lassen, sich ebenfalls zu äußern. Das schließt auch die theokratische Predigtdienstschule ein, in der sich die Schwestern am Antwortgeben noch weit mehr beteiligen könnten, als es gewöhnlich der Fall ist. Auch werden sie dadurch, daß sie im Predigtdienst tüchtig werden, instand gesetzt, bei interessanten Demonstrationen mitzuwirken, um zu zeigen, wie man die Königreichsbotschaft an den Türen wirkungsvoll darbieten und Einwände überwinden kann, und sie werden auch interessante Erfahrungen zu erzählen haben. Auf diese Weise können sie einen wesentlichen Teil zur Erbauung ihrer Brüder beitragen, obwohl sie nicht das Vorrecht haben, ihren Brüdern zu sagen, was sie zu tun haben. Und haben nicht alle reifen Schwestern das Vorrecht, andere Schwestern zu schulen? Sicherlich!
10 Derselbe Grundsatz gilt auch in anderer Hinsicht. Die Schwestern können sehr viel dazu beitragen, ihre Brüder aufzuerbauen, indem sie einfach theokratisch sind, indem sie „Gottergebenheit, verbunden mit Genügsamkeit“, an den Tag legen. Wenn sie das, was vom Podium aus gesagt wird, demütig und aufrichtig in die Tat umsetzen, veranschaulichen und unterstreichen sie dadurch den Wert der geäußerten Worte. Bestimmt ist es unser Herzenswunsch, Ehre auf den Namen Jehovas zu bringen und unsere Brüder zu erbauen. Die Rolle, die der Frau in der Heiligen Schrift zugewiesen wird, versagt ihr diese Vorrechte nicht, sie stellt lediglich gewisse Anforderungen an ihre Geduld, ihren Takt und ihre Weisheit. So mögen wir daran denken, daß Debora, obwohl sie eine gesalbte Prophetin war, Barak nicht einfach befahl, sondern sich der Frageform bediente, als sie ihn auf die Anweisungen Jehovas aufmerksam machte: „Hat nicht Jehova, der Gott Israels, geboten?“ und ferner: „Ist nicht Jehova vor dir her ausgezogen?“ Das klang so, als ob sie ihn nur daran erinnern wollte. Welch vorzügliche Art für Schwestern, heute so zu Brüdern zu sprechen! Man beachte, daß auch Königin Esthers Wunsch, ihr Volk zu retten, von nicht mehr Erfolg hätte gekrönt sein können, wenn sie ihrem Gatten, dem König Ahasveros, hätte befehlen dürfen. Zweifellos können Schwestern viel zur Erbauung der Neuen-Welt-Gesellschaft beitragen, ohne daß sie über die Grenzen ihrer theokratischen relativen Freiheit hinausgehen; in der Tat, wenn sie nicht innerhalb dieser Grenzen bleiben, könnten sie zur Auferbauung nicht beitragen. — 1. Tim. 6:6; Richt. 4:6, 14, NW.
WIE LIEBE SONST NOCH ERBAUT
11. Welche Verpflichtungen haben wir im Hinblick auf Beleidigungen?
11 Liebe erbaut unsere Brüder auch, weil sie uns veranlaßt, zu vergeben und barmherzig und langmütig zu sein. Wenn es uns an Liebe mangelt, sind wir leicht beleidigt und schnell bereit, den Beleidiger zu strafen, was ihn aber nur schwächen und entmutigen könnte, so daß er schließlich gar des ewigen Lebens verlustig ginge. Wenn wir aber unserem Bruder liebevoll vergeben, dann stärken wir ihn, erbauen ihn, helfen ihm, seine Schwäche zu überwinden, so daß er ‚wie eine befestigte Stadt, wie der Riegel einer Burg‘ wird. Ungeachtet was ein Bruder uns zufügen mag, dürfen wir doch keinen Groll gegen ihn hegen. Wenn wir über die Kränkung nicht hinwegkommen, müssen wir in Übereinstimmung mit dem Gebot Jesu, das wir in Matthäus 18:15-17 lesen, zu ihm hingehen. Wir dürfen auch eine Sache nicht einfach als erledigt betrachten, wenn es sich herausstellt, daß wir selbst jemanden beleidigt haben, während wir selbst gegen den Betreffenden keinen Groll hegen. Nein, wir müssen demütig zu dem beleidigten Bruder hingehen und ihn wieder zu gewinnen suchen. (Matth. 5:23, 24) Kleiden wir uns also mit dem Gewand „der zarten Zuneigung des Mitleids, der Freundlichkeit, Niedriggesinntheit, Milde und Langmut. Ertragt einander weiterhin und vergebt einander bereitwillig, wenn jemand einen Grund zur Klage gegenüber einem anderen hat.“ ‚Gleichwie Jehova uns bereitwillig vergeben hat, so wollen auch wir es halten.‘ Dabei erbauen wir uns wiederum selbst, da dem Barmherzigen „Barmherzigkeit erwiesen“ wird. — Spr. 18:19, AÜ; Kol. 3:12,13; Matth. 5:7, NW.
12. An welche biblische Verpflichtung wird man sich in Liebe erinnern, um anderen keinen Anstoß zu geben?
12 Liebe erbaut die Neue-Welt-Gesellschaft ferner, weil sie mehr auf das Wohl der anderen als auf eigene „Rechte“ bedacht ist. Liebe ist aufmerksam und rücksichtsvoll, um nicht andere zum Straucheln zu veranlassen. Sie strebt „nach den Dingen, die dem Frieden dienen, und nach jenen, die zur gegenseitigen Erbauung gereichen“. Wer Liebe hat, reißt das Werk Gottes nicht nieder, weil er persönlich etwas bevorzugt. Gerade in diesem Zusammenhang schrieb Paulus: „Liebe erbaut.“ Ja, „alles ist erlaubt, aber nicht alles ist auferbauend. Jeder suche weiterhin nicht seinen eigenen Vorteil, sondern den des anderen.“ Indem wir so ‚einander die Bürden tragen, erfüllen wir das Gesetz Christi‘ und erbauen uns gegenseitig. — Röm. 14:19, 20; 1. Kor. 8:1; 10:23, 24; Gal. 6:2, NW.
13. Wie können materielle Mittel zur Erbauung verwendet werden?
13 Wir können unsere Brüder auch erbauen, indem wir ihnen Liebe in materieller Hinsicht erweisen, das heißt, indem wir ‚mit den Heiligen teilen gemäß ihren Bedürfnissen und Gastfreundschaft pflegen‘. Der geliebte Apostel Johannes brachte dies gut zum Ausdruck: „Wer die Mittel dieser Welt zum Lebensunterhalt hat und sieht seinen Bruder Mangel leiden und verschließt dennoch die Tür seines zarten Mitgefühls, wie bleibt da die Liebe Gottes in ihm? Kindlein, laßt uns nicht mit Worten, noch [nur] mit der Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit.“ Und da sowohl der Unterhalt eines Königreichssaales als lokalen Zentrums der Neuen-Welt-Gesellschaft sowie die Durchführung des weltweiten Werkes der Verkündigung der guten Botschaft in 162 Ländern mit Kosten verbunden ist, baut die Liebe auch dadurch auf, daß sie uns antreibt, finanzielle Beiträge zu leisten und so Jehova mit unserer Habe zu ehren. — Röm. 12:13; 1. Joh. 3:17, 18, NW; Spr. 3:9.
14. Inwiefern baut Liebe auch durch das auf, was sie nicht tut?
14 Liebe erbaut auch durch das, was sie nicht tut. Sie untergräbt nicht etwa durch Konkurrenzsucht die Einheit der Organisation. „Liebe ist nicht eifersüchtig, sie prahlt nicht, bläht sich nicht auf.“ Sie bringt andere auch nicht in Verlegenheit oder sucht sie durch ein ungeziemendes Benehmen zum Unrechttun zu verleiten. „Sie benimmt sich nicht unanständig.“ Liebe läßt sich nicht leicht aus der Fassung bringen, indem man schnell ‚in die Luft geht‘. Liebe läßt sich nicht reizen. Sie läßt sich auch nicht zu Lügen herab, sie weidet sich nicht am Unrecht, „sie freut sich nicht über Ungerechtigkeit, sondern freut sich mit der Wahrheit“. Ja, um andere zu erbauen, müssen wir nicht nur das, was recht ist, lieben, sondern müssen auch das, was unrecht ist, hassen und meiden. — 1. Kor. 13:4-6, NW.
DIE LIEBE ERBAUT DEN „FREMDLING“
15. An welcher Tätigkeit teilzunehmen, veranlaßt uns die Liebe zum Fremdling? in welchem Ausmaß und unter welchen Umständen?
15 So wie Liebe den Familienkreis und die Neue-Welt-Gesellschaft auferbaut, so auferbaut sie auch den gutgesinnten „Fremdling“. Liebe hilft uns, seinen Hunger und seinen Durst nach Gerechtigkeit zu erkennen, und veranlaßt uns, etwas zu tun, nämlich nach ihm zu jagen und zu fischen, indem wir regelmäßig von Haus zu Haus gehen und unseren Standplatz an Straßenkreuzungen einnehmen, um die Königreichsbotschaft anzubieten, und zwar bei gutem oder schlechtem Wetter. Sie veranlaßt uns, in günstiger Zeit und dort, wo das Werk verboten ist, ‚in ungünstiger Zeit‘ zu predigen, ja sie läßt uns jede Möglichkeit zum gelegentlichen Zeugnisgeben zu Hause, am Arbeitsplatz, beim Einkaufen oder auf der Reise erkennen. Und Liebe macht uns beharrlich, so daß wir ‚vom Morgen bis zum Abend‘ nie nachlassen, das zu tun, was recht ist. — 2. Tim. 4:2, NW; Pred. 11:6; 2. Thess. 3:13.
16. Welches Ziel verfolgen wir beim Predigen?
16 Wenn wir aber den „Fremdling“ erbauen wollen, dürfen wir unser Ziel nie aus den Augen verlieren. Obwohl die Zeit, die wir für solche Menschen aufwenden, und die Schriften, die wir ihnen abgeben, eine wichtige Rolle spielen, sind sie doch nur verschiedene Mittel, durch die wir unser Ziel zu erreichen suchen, nämlich dem Fremdling behilflich zu sein, ein Glied der Neuen-Welt-Gesellschaft zu werden, an der Rechtfertigung des Namens Jehovas teilzuhaben und ewiges Leben in der neuen Welt zu erlangen. So wie Jesus müssen wir an ihrem Wohle wirklich interessiert sein: „Als er die Volksmengen sah, empfand er eine zarte Zuneigung zu ihnen, denn sie waren zerschunden und umhergestoßen worden wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ Wir mögen „das Schwert des Geistes“ noch so gewandt schwingen und die Gelegenheiten in günstiger und ungünstiger Zeit noch so gut auskaufen, wenn wir aber nicht so wie Jesus eine zarte Zuneigung zu den Menschen haben, denen wir dienen, und dies nicht durch unsere Worte und Taten zum Ausdruck bringen, werden die gutgesinnten Fremdlinge nicht erbaut werden. — Matth. 9:36; 23:37; Joh. 11:35, NW.
17. Wie zu predigen, veranlaßt uns Liebe?
17 Durch Liebe werden unsere Predigten an den Türschwellen und bei Rückbesuchen aufrichtig, freundlich und warm klingen. Sollten wir den gutgesinnten Fremdling bei der ersten und zweiten Bemühung, ihn wieder zu besuchen, nicht zu Hause finden, wird uns Liebe anspornen, es noch ein drittes oder gar ein viertes Mal zu versuchen. Denkt daran: Liebe läßt sich nicht entmutigen; sie ist beharrlich. Wenn wir uns liebevoll für den Fremdling interessieren, werden wir eher imstande sein, mit ihm ein Heimbibelstudium beginnen zu können.
18. Weshalb besteht eine so große Differenz zwischen der Zahl der durchgeführten Heimbibelstudien und der Zahl derer, die im Jahre 1955 getauft wurden?
18 So führen wir denn bei dem gutgesinnten Fremdling regelmäßig ein Bibelstudium durch. Bedeutet dies, daß wir das Ziel, das wir mit ihm anstreben, bestimmt erreichen werden? Keineswegs! Das Jahrbuch 1956 (engl.) der Gesellschaft zeigt, daß im Laufe des Dienstjahres 1955 monatlich 337 456 Heimbibelstudien durchgeführt wurden. Die Zahl derer jedoch, die ihre Hingabe durch Untertauchen symbolisierten, betrug nur etwa ein Fünftel der Zahl der Bibelstudien. Da wir diese Studien jedoch im allgemeinen keine fünf Jahre durchführen, muß gefolgert werden, daß viele wieder eingestellt worden sind. Warum? Jesu Gleichnis von dem Sämann und dessen Samen sagt uns, daß Satans „Vögel“ oder seine Vertreter etliches von dem Samen aufpickten; anderes wurde durch die Dornen dieser Welt, das heißt durch ihre Sorgen, trügerischen Freuden und ihren Reichtum erstickt, und die Sonnenhitze der Verfolgung verbrannte das, was noch übrigblieb. Um diesen zerstörenden Kräften entgegenzuwirken, müssen wir fortgesetzt ein aufrichtiges Interesse am Wohle des „Fremdlings“ bekunden, müssen beharrlich Liebe an den Tag legen. — Luk. 8:4-15.
BEHARRLICHKEIT IN DER LIEBE ERBAUT
19, 20. (a) Zu welcher auferbauenden Art, unser Bibelstudium durchzuführen, veranlaßt uns die Liebe? (b) Wie wird dies durch die Erfahrung des Paulus mit den Thessalonichern veranschaulicht?
19 Achten wir deshalb darauf, daß wir unsere Heimbibelstudien niemals nur mechanisch durchführen, so daß sie zu einer trockenen, schablonenhaften Angelegenheit werden und wir nicht einmal merken, ob der Fremdling den Sinn des Studierten erfaßt oder nicht. Wenn er den Sinn nicht erfaßt, kann er nicht erbaut werden. Behalten wir im Gedächtnis, daß im Bilde vom Sämann jene, die Früchte hervorbrachten, in erster Linie ‚den Sinn davon erfaßten‘. Und gleichwie die Saat regelmäßig Sonnenschein und Regen braucht, so müssen auch wir regelmäßig, pünktlich und zuverlässig sein und so das rechte Beispiel geben. Wer es aufs Geratewohl versucht, offenbart nicht viel Liebe; er wird in dem gutgesinnten Fremdling keine Wertschätzung erwecken. Wir können es nicht umgehen, wir müssen dem Fremdling Liebe erweisen, müssen für ihn „wie ein Bergungsort vor dem Winde und ein Schutz vor dem Regensturm, wie Wasserbäche in dürrer Gegend [werden], wie der Schatten eines gewaltigen Felsens in lechzendem Lande“, wenn er stark genug werden soll, um dem religiösen Widerstand zu trotzen, den Versuchungen der Welt zu widerstehen und den Druck zu ertragen, dem er sich aussetzt, wenn er sich der Neuen-Welt-Gesellschaft anschließt. — Matth. 13:19-23, NW; Jes. 32:1, 2.
20 Der Apostel Paulus bekundete diese Liebe zu jenen, denen er die Wahrheit gebracht hatte. Er gedachte ihrer in seinen Gebeten, und wenn er nicht in der Lage war, sie zu besuchen, schrieb er ihnen ermunternde Briefe. (Gedenkst du in deinen Gebeten jener, mit denen du studierst?) Man beachte zum Beispiel, wie er zu den an der Wahrheit Interessierten in Thessalonich Liebe bekundete: „Wir sind in eurer Mitte zart geworden, wie wenn eine nährende Mutter ihre eigenen Kinder pflegt. Da wir denn eine innige Zuneigung zu euch haben, gefiel es uns wohl, euch nicht allein Gottes gute Botschaft mitzuteilen, sondern auch unsere eigenen Seelen, weil ihr uns lieb geworden wart.“ Sobald diese Thessalonicher die Wahrheit angenommen und dafür Stellung bezogen hatten, setzte eine heftige Verfolgung gegen sie ein, und Paulus mußte sie verlassen. Ihr geistiges Wohl lag ihm so sehr am Herzen, daß er, als er nicht mehr länger auf Nachricht warten konnte, Timotheus (der ihm selbst eine wertvolle Hilfe war) zu ihnen sandte, um zu erfahren, welche Fortschritte sie machten. Paulus freute sich zu hören, daß — nachdem er sie durch Liebe auferbaut hatte, so wie eine nährende Mutter ihr Kind hegt und pflegt und wie ‚ein Vater seine Kinder fortgesetzt ermahnt‘ — sie so standhalten konnten, daß ihr Glaube bekannt wurde. Da haben wir es! Damit die gutgesinnten Fremdlinge so erbaut werden können, daß sie reife Prediger und Glieder der Neuen-Welt-Gesellschaft werden, müssen wir sie nicht nur mit Königreichswahrheiten nähren, sondern müssen ihnen auch von ‚unseren eigenen Seelen, unserer Liebe, mitteilen‘. — 1. Thess. 2:7, 8, 11, NW.
21. Wen also erbaut die Liebe, und warum?
21 In der Tat, die Liebe baut die Glieder des theokratischen Familienkreises, die Glieder der Neuen-Welt-Gesellschaft und die gutgesinnten Fremdlinge auf. Liebe baut auf, weil Gott Liebe ist, weil sie uns veranlaßt, Gottes Gebote zu halten, und weil wir alle Liebe geben und Liebe empfangen müssen. Liebe baut auf, weil man durch Liebe die guten Eigenschaften der anderen, ihre Bedürfnisse und die Möglichkeiten, diese Bedürfnisse zu befriedigen, erkennt; sie baut auf, weil sie aktiv ist und gibt, weil sie selbstlos und großmütig ist, gelinde, herzlich und voll zarten Mitgefühls. Die Liebe baut auf, weil sie sich nicht entmutigen läßt, sondern beharrlich und langmütig ist, alles erträgt, alles hofft und alles erduldet. Ja, die Liebe erbaut, weil sie ‚nie versagt‘.
-