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Die unerschütterliche Liebe eines MädchensDer Wachtturm 1980 | 15. Juli
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Gottes Wort ist lebendig
Die unerschütterliche Liebe eines Mädchens
ES GIBT nichts Schöneres als die unerschütterliche Liebe zwischen einem Mann und einer Frau. Selbst Beobachter sind berührt, wenn sie sehen, wie eine solch innige Liebe einem gewaltigen Druck von außen standhält.
Ein orientalisches Mädchen aus Sunem oder Sulem verliebt sich in einen stattlichen Hirten. Um die Sulamitin vor einer Versuchung zu bewahren, halten ihre Brüder sie davon ab, der Einladung ihres Geliebten zu folgen und an einem herrlichen Frühlingstag mit ihm einen Spaziergang zu machen. Sie übertragen ihr die Aufgabe, die Weingärten vor den Raubzügen kleiner Füchse zu schützen (Hohesl. 1:6; 2:8-15).
Zu dieser Zeit erscheint König Salomo in königlicher Pracht und schlägt sein Lager in der Nähe des Hauses der Sulamitin auf. Er sieht sie, während sie ihrer Arbeit nachgeht. Aufgrund ihrer Schönheit wird sie in das königliche Lager gebracht und ist dort dem Liebeswerben des Königs ausgesetzt (Hohesl. 6:11, 12; 1:2-4).
Läßt sich die Sulamitin beeindrucken? Wankt sie in ihrer Liebe? Nein. Sie schämt sich nicht, ihr Verlangen nach ihrem geliebten Hirten zu gestehen. Doch Salomo will sie nicht gehen lassen. Ständig überschüttet er sie mit Liebesäußerungen und verspricht, auserlesenen Schmuck für sie anfertigen zu lassen. Die Sulamitin spricht jedoch von ihrer unsterblichen Liebe zu ihrem Hirten. Später nimmt der Hirte Verbindung mit ihr auf. Sie tauschen Liebesworte aus (Hohesl. 1:7-17; 2:1, 2).
König Salomo kehrt nach Jerusalem zurück und nimmt die Sulamitin mit. Hier in der Stadt macht der Hirte eine Möglichkeit ausfindig, sie zu sehen (Hohesl. 3:6-11; 4:1-5). Nachdem alle Bemühungen Salomos, die Liebe der Sulamitin zu gewinnen, fehlgeschlagen sind, läßt er sie schließlich nach Hause zurückkehren (Hohesl. 8:5a). Welch ein Triumph für die Sulamitin!
Dieses Mädchen vom Lande gab durch ihre standhafte Liebe, eine Liebe, von der sie sich nicht abbringen ließ, zweifellos ein hervorragendes Beispiel. Eine solche Liebe haben auch die treuen Glieder der geistigen Braut Christi und seine „anderen Schafe“ zu ihrem „vortrefflichen Hirten“. (Vergleiche Johannes 10:14, 16; 2. Korinther 11:2; Epheser 5:25-32.)
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‘Eine Liebe, so stark wie der Tod’Der Wachtturm 1980 | 15. Juli
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‘Eine Liebe, so stark wie der Tod’
„Die Liebe ist so stark wie der Tod ... Ihre Gluten sind die Gluten eines Feuers, die Flamme Jahs“ (Hohesl. 8:6).
1, 2. Wie wurde die erste Ehe geschlossen, und warum sollten Mann und Frau zusammenhalten?
DER Hochzeitstag im Paradies war ein glücklicher Tag. Was hätte mehr Freude bereiten können? Jehova hatte Adam, den ersten Menschen, in einen tiefen Schlaf fallen lassen. Dann hatte er ihm eine Rippe entnommen, die Wunde wieder geschlossen und die Rippe als Grundlage für die Erschaffung der ersten Frau benutzt.
2 Als diese vollkommene und schöne Gehilfin Adam als eine Ergänzung zugeführt wurde, war er so begeistert, daß er seine Gefühle in den poetischen Worten zum Ausdruck brachte: „Dies ist endlich Bein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch. Diese wird Männin genannt werden, denn vom Manne wurde diese genommen“ (1. Mose 2:20-23). Was die Frau an jenem Hochzeitstag empfand, wird nicht berichtet, wenngleich zu ihr später, als sie bereits gesündigt hatte und unvollkommen war, gesagt wurde: „Dein tiefes Verlangen wird nach deinem Manne sein“ (1. Mose 3:16). Daher ist anzunehmen, daß sich Eva, die erste Frau, in ihrer Vollkommenheit sicherlich über ihren Ehepartner gefreut hat. Da sie vom Körper des Mannes genommen worden war, sollten sie beide zusammenhalten. Gott hatte gesagt: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen, und er soll fest zu seiner Frau halten, und sie sollen e i n Fleisch werden“ (1. Mose 2:24; Matth. 19:4, 5).
3. Warum war die Ehe nicht lediglich eine förmliche und nüchterne Einrichtung?
3 Die Ehe, die der Schöpfer im Garten Eden stiftete, sollte ein unzertrennliches Band der Gemeinschaft sein. Sie bot die Möglichkeit, Kameradschaft zu pflegen und sich gegenseitig Hilfe zu leisten. Ihr grundlegender Zweck — weitere Glieder der menschlichen Familie hervorzubringen und zu erziehen — bot überdies eine wundervolle Aussicht (1. Mose 1:27, 28; Matth. 19:6-9). Doch die Ehe war nicht lediglich eine förmliche und nüchterne Einrichtung. Die Menschen wurden mit der Fähigkeit erschaffen, Liebe zum Ausdruck zu bringen — in der Ehe sowohl die tiefe Zuneigung zu einer Person des anderen Geschlechts, die den gefühlsmäßigen Anreiz zu einer Ehegemeinschaft bildet, als auch das herzliche Gefühl der Zusammengehörigkeit, das eine Familie festigt.
4. Was könnte man sich angesichts der heute in vielen Ehen entstehenden Probleme fragen?
4 Die Ehe im Paradies mag heute ziemlich unrealistisch erscheinen. In der unvollkommenen menschlichen Gesellschaft gehen schließlich viele Ehen in die Brüche. Die natürliche Zuneigung scheint zu schwinden, und die Ehebande werden so häufig aufgelöst, daß man sich fragen könnte: Ist eine tiefe, beständige Liebe zwischen Eheleuten überhaupt möglich? Oder ist es naiv, anzunehmen, daß gegenseitige Liebe und Achtung von Dauer sein können?
„DIE LIEBE IST SO STARK WIE DER TOD“
5. Was ist, kurz gesagt, der Inhalt des Hohenliedes, und was wird in diesem Bibelbuch über die Liebe zwischen einem Mann und einer Frau berichtet?
5 Wahre Liebe zwischen einem Mann und einer Frau kann außergewöhnlich stark, beständig und unnachgiebig sein. Das zeigt ein poetisches Buch der Bibel, das vor etwa 3 000 Jahren von dem weisen Salomo, dem König von Israel, verfaßt wurde. Es wird „Das Hohelied“ genannt. Es berichtet von der unerschütterlichen Liebe, die zwischen einem Hirten und einem Mädchen vom Lande aus dem Dorf Sunem (Sulem) bestand. Dieses „erhabenste Lied“ erzählt auch davon, daß es dem König mit all seinem Glanz und Reichtum nicht gelang, die Liebe dieser schönen Sulamitin zu gewinnen (Hohesl. 1:1-14; 8:4).
6. Wieso ist das Hohelied für Glieder der „Braut“ Jesu Christi oder die Versammlung der geistgezeugten Christen eine Ermunterung?
6 Dieses „erhabenste Lied“ schildert die Schönheit beständiger und dauerhafter Liebe. Eine solche unerschütterliche Liebe zeigt sich in dem Verhältnis zwischen Jesus Christus und seiner „Braut“ oder Versammlung geistgezeugter Christen (Eph. 5:25-32; Offb. 21:2, 9). Das Hohelied kann somit alle, die Glieder dieser „Braut“ zu sein bekennen, zur Treue gegenüber ihrem himmlischen Bräutigam ermuntern (2. Kor. 11:2). Dieses inspirierte Buch gibt aber auch umfangreichen Aufschluß über die keusche und reine Liebe, die zwischen einem gottesfürchtigen Mann und einer gottesfürchtigen Frau bestehen kann.
7. Was sollten ledige Diener Jehovas, die einen Ehepartner suchen, berücksichtigen?
7 Folgendes diene als Beispiel: Das Hohelied läßt erkennen, daß man sich nicht in jeden verlieben kann. Die Sulamitin fühlte sich nicht zu König Salomo hingezogen. Sie sagte: „Ich habe euch unter Eid gestellt, o Töchter Jerusalems, bei den Gazellenweibchen oder bei den Hindinnen des Feldes, daß ihr nicht versucht, die Liebe in mir zu wecken oder zu erregen, bis sie sich dazu geneigt fühlt“ (Hohesl. 2:7; 3:5). Für eine ledige Person ist es daher weise, geduldig so lange zu warten, bis sie einen Partner findet, den sie wirklich lieben kann. Der voraussichtliche Ehegefährte eines Dieners Jehovas sollte ebenfalls Gott hingegeben sein und ihm treu dienen (5. Mose 7:3, 4; Esra 9:1-15; 1. Kor. 7:39). Die Anbetung Jehovas ist dann für beide von überragender Bedeutung. Als ein durch den Glauben geeintes und in einer harmonischen Ehe lebendes Paar können sie durchs Leben gehen, wogegen eine betrübliche Leere entstehen würde, wenn die geistige Einheit fehlte.
8. Inwiefern erwies sich die Sulamitin nicht wie eine Tür, sondern wie eine Mauer?
8 Ein Christ, der Gottes Anerkennung wünscht, sollte vor der Heirat seine Keuschheit bewahren. Die Brüder des sulamitischen Mädchens waren schon auf seine Tugend bedacht, als es noch ziemlich jung war, denn einige Jahre zuvor hatte einer ihrer Brüder über sie gesagt: „Wir haben eine kleine Schwester, die keine Brüste hat. Was werden wir für unsere Schwester an dem Tage tun, da man um sie werben wird?“ Ein anderer Bruder erwiderte: „Wenn sie eine Mauer sein sollte, so werden wir eine silberne Zinne auf ihr bauen, sollte sie aber eine Tür sein, werden wir sie mit einer Zedernplanke versperren.“ König Salomo hatte versucht, die Liebe der Sulamitin zu gewinnen, doch sie erwies sich in der Liebe und in der Tugend nicht als unbeständig, als wäre sie eine Tür, die sich in ihren Angeln dreht und mit einer Planke verschlossen werden müßte, um zu verhindern, daß sie sich vor einer unerwünschten oder schädlichen Person öffnet. Sie hatte den Verführungskünsten eines Königs nicht nachgegeben, sondern widerstand allen materiellen Verlockungen wie eine Mauer; sie hatte ihre Qualitäten bewiesen und konnte nun als eine reife Frau mit tugendhaften Grundsätzen anerkannt werden (Hohesl. 8:8-10). Sie gab ledigen gottesfürchtigen Frauen von heute ein vorzügliches Beispiel.
9. Was war die Sulamitin in den Augen des Hirten, der sie liebte?
9 Die demütige Sulamitin war zurückhaltend, doch in den Augen ihres Hirten, der sie liebte, war sie etwas Besonderes. „Nur ein Safran der Küstenebene bin ich, eine Lilie der Tiefebenen“, sagte sie. Aber für den Hirten war sie mehr. Er antwortete: „Wie eine Lilie unter dornigem Unkraut, so ist meine Gefährtin unter den Töchtern“ (Hohesl. 2:1, 2). Das war nicht nur Verliebtheit. Das Mädchen diente Jehova, war schön und tüchtig und hatte viele lobenswerte Eigenschaften. Zeigt das unverheirateten Christinnen nicht, daß sie lernen sollten, den Verpflichtungen einer Frau nachzukommen und gleichzeitig eine gute geistige Gesinnung zu entwickeln?
10. Was schätzte die Sulamitin an dem Hirten?
10 Beachten wir aber, wie die Sulamitin den Hirten schätzte, wenn sie sagte: „Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, so ist mein Liebster unter den Söhnen“ (Hohesl. 2:3). Ihr Hirte glich nicht einfach irgendeinem der vielen Bäume eines Waldes. Er war Jehova ergeben, hatte wünschenswerte Charakterzüge und Fähigkeiten und muß bestimmt ein geistiggesinnter junger Mann gewesen sein. (Vergleiche 1. Korinther 2:6-16.) Ja, für die hübsche Sulamitin war er „wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes“. Sollte sich ein unverheirateter Christ nicht anstrengen, um eines Tages in den Augen seiner Geliebten ebenso wertvoll zu sein?
11. Inwiefern ist wahre Liebe nach den Worten der Sulamitin mit dem Tod und dem Scheol zu vergleichen?
11 Die Sulamitin und der junge Mann liebten einander zweifellos von ganzem Herzen. Das brachte das Mädchen deutlich zum Ausdruck, als es zu seinem geliebten Hirten sagte: „Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm; denn die Liebe ist so stark wie der Tod, das Beharren auf ausschließlicher Ergebenheit ist so unnachgiebig wie der Scheol. Ihre Gluten sind die Gluten eines Feuers, die Flamme Jahs [Jehovas]. Selbst viele Wasser vermögen die Liebe nicht auszulöschen, noch können selbst Ströme sie hinwegschwemmen. Wenn ein Mann [wie Salomo] für Liebe alle wertvollen Dinge seines Hauses gäbe, würde man sie bestimmt verachten“ (Hohesl. 8:6, 7). Wie wahr dies doch ist! Liebe ist nicht mit materiellen Dingen zu erwerben. Wahre Liebe ist indes so stark wie der Tod, der unfehlbar Anspruch auf das Leben der verurteilten Menschen erhebt. Und das Beharren dieser Liebe auf ausschließlicher Ergebenheit ist ebenso unnachgiebig wie der Scheol oder das Grab, das die Leiber der Menschen fordert. Doch was ist von der „Flamme Jahs“ zu sagen? Ein Bibelgelehrter erklärte einmal, Liebesflammen, die sich im Menschenherzen entzünden, gingen von Jehova aus — dem Gott der Liebe, der den Menschen diese wunderbare Fähigkeit verliehen hat (1. Joh. 4:8). Ja, wahre Liebe ist unerschöpflich, loyal und beständig. (Vergleiche 1. Korinther 13:8.) Wer zu heiraten gedenkt, handelt weise, wenn er auf „eine Liebe, die so stark ist wie der Tod“, wartet und darauf hinarbeitet.
WIE DIE LIEBE WÄCHST
12. Welche Erfahrungen und Lebensumstände können dazu beitragen, daß die Liebe zwischen einem Mann und einer Frau wächst?
12 Doch die Liebe kann wachsen, während sich das Leben des Mannes und das Leben der Frau immer mehr miteinander verflechten. Isaak war kein verliebter Jüngling mehr, sondern ein reifer Mann von 40 Jahren, als er Rebekka zur Frau nahm, die kein junges Mädchen mehr war, sondern eine „junge Frau“. Der Bericht sagt: „Und er gewann sie lieb“ (1. Mose 24:57-67). Gottesfürchtige Ehepartner haben im Laufe der Jahre in geistiger Hinsicht vieles gemeinsam. Vereint gehen sie durch Prüfungen und treten an die Probleme des Lebens heran. Aus ihren gemeinsamen Bemühungen ergeben sich wertvolle Erinnerungen, die sie einander immer näherbringen. Selbst etwas so Einfaches wie ein nettes Gespräch auf einem gemeinsamen Spaziergang durch Feld und Wald wird zu etwas Unvergeßlichem. Ja, die hübsche Sulamitin sehnte sich danach, mit ihrem Hirten durch die Gegend zu streifen (Hohesl. 2:8-14). Und nachdem sie verheiratet waren, haben sie das sicher noch oft getan.
13. Warum hat ein Mann allen Grund, „eine tüchtige Ehefrau“ zu lieben?
13 Die Liebe wird natürlich auch noch aus anderen Gründen stärker: „Eine tüchtige Ehefrau ist eine Krone für ihren Besitzer“, ihren Mann, der bestimmt Grund hat, sie zu lieben (Spr. 12:4). Nach den Worten König Lemuels (möglicherweise Salomo) ist „eine tüchtige Ehefrau“ wertvoller als sehr kostbarer Schmuck aus kostbaren Korallen. Sie ist vertrauenswürdig und belohnt ihren Mann „mit Gutem ... und nicht mit Bösem alle Tage ihres Lebens“ (Spr. 31:1, 10-12). Mit willigen Händen fertigt sie warme Kleidung für ihre Familie an (Spr. 31:13, 19, 21-24). Genauso gewissenhaft achtet sie darauf, daß ihre Familie gesunde Nahrung erhält (V. 14, 15). Viele Bereiche der Haushaltsführung sind bei ihr in sicheren Händen, denn sie ist arbeitsam und wirklich tüchtig (V. 16-18, 27). Eine solche Frau findet gütige Worte, ist freigebig und tut auch Außenstehenden Gutes (V. 20, 26). Wenn also auch die äußere Lieblichkeit einer gottesfürchtigen Frau im Laufe der Jahre etwas schwindet, nimmt doch ihre innere Schönheit zu und macht sie für ihre Angehörigen noch liebenswerter. „Anmut mag Trug sein, und Schönheit mag nichtig sein“, so sagt Lemuel, „doch die Frau, die Jehova fürchtet, ist es, die sich Lobpreis schafft“ (Spr. 31:30; 1. Petr. 3:3, 4).
14. Welche Charakterzüge eines gottesfürchtigen Mannes veranlassen eine christliche Frau, tiefen Respekt vor ihm zu haben?
14 Andererseits übernimmt ein gottergebener Ehemann seine Pflichten als Haupt voll und ganz, ist aber kein Tyrann (1. Mose 3:16; Mal. 2:14-16; 1. Kor. 11:3). Er liebt seine Frau beständig und zeigt dies auf verschiedene Weise. Zum Beispiel läßt er sich nicht gegen sie erbittern (Kol. 3:19). Er arbeitet hart, um für die leiblichen und geistigen Bedürfnisse seiner Frau und anderer naher Angehöriger zu sorgen (1. Tim. 5:8). Ja, ein gottesfürchtiger Mann kümmert sich um seine Frau ebenso liebevoll wie Jesus Christus um seine Versammlung (Eph. 5:25-32). Welche christliche Frau würde nicht tiefen Respekt vor einem solchen Mann haben?
15. Was für ein Verhältnis wird zwischen Mann und Frau bestehen, wenn sie sich an die für die Ehe gültigen christlichen Maßstäbe halten?
15 Wer sich an die eben beschriebenen Maßstäbe halten möchte, muß sich ständig bemühen, die biblischen Grundsätze anzuwenden, und gebetsvoll auf Jehova vertrauen. Wenn in einer Ehe eine solche Atmosphäre herrscht, kann die Liebe sicherlich gedeihen. Der Mann hat es nicht nötig, Respekt zu fordern. Für eine geistiggesinnte Frau, die von ihrem Mann gut behandelt wird, ist es etwas ganz Natürliches, ihn zu respektieren. Sie wird sich auch nicht beklagen und sagen: „Du liebst mich nicht.“ Welcher christliche Mann könnte eine tüchtige und gottesfürchtige Frau nicht lieben? (Vergleiche Richter 14:15-17 mit Ruth 3:11.) In einer Ehegemeinschaft, in der die Partner die ihnen von der Bibel zugewiesene Rolle übernehmen, ist es nicht schwer, dem apostolischen Rat zu folgen: „Jeder einzelne von euch [Ehemännern liebe] seine Frau so wie sich selbst; andererseits sollte die Frau tiefen Respekt vor ihrem Mann haben“ (Eph. 5:33).
„FREUE DICH MIT DER EHEFRAU DEINER JUGEND“
16. Wie wird in Sprüche, Kapitel 5 zur Treue gegenüber dem Ehepartner aufgefordert?
16 Die Ehe sollte den Menschen Freude bereiten. Doch dies setzt voraus, daß die Liebe in der Ehe von Bestand ist und die Partner sich gegenseitig die Treue bewahren. Die Bibel spricht in bildhaften Worten von einem „Wasserquell“ und bezeichnet damit die Quelle geschlechtlicher Befriedigung, etwas, was nicht außerhalb der Ehe gesucht werden sollte. Die Liebe zwischen Mann und Frau schließt zu Recht die Intimbeziehungen ein, von denen aber alle Personen außerhalb der Ehegemeinschaft ausgeschlossen sein sollten. Dem Mann wird daher treffenderweise gesagt: „Trinke Wasser aus deiner eigenen Zisterne ... Sollten deine Quellen nach draußen zerstreut werden ...? Möge es sich erweisen, daß sie für dich allein sind und nicht für Fremde mit dir. Möge sich dein Wasserquell als gesegnet erweisen, und freue dich mit der Ehefrau deiner Jugend, einer liebenswerten Hindin und einer anmutigen Gemse [möglicherweise eine Anspielung auf Grazie]. ... Durch ihre Liebe mögest du fortwährend im Taumel sein“ (Spr. 5:15-23; 7:6-23).
17. Wie wirkt sich gegenseitige liebevolle Rücksichtnahme auf die Ehepartner aus?
17 Die Bibel verlangt von Eheleuten, daß sie einander die eheliche Pflicht leisten. Dadurch können sie ihre tiefe Liebe zueinander zum Ausdruck bringen, und wenn dies die natürliche Folge einer von Herzen kommenden Zuneigung ist, kann die eheliche Umarmung mit einem schönen Gemälde verglichen werden. Gottesfürchtige Partner sollten daher Handlungen, die das Ehebett beflecken würden, meiden, um dieses Bild nicht zu zerstören (Hebr. 13:4). Liebevolle Rücksichtnahme auf diesem Gebiet verhindert die Zerrüttung der Ehe und schützt vor einem unsittlichen Verhalten (1. Kor. 7:1-5).
18. Woran sollte ein gottesfürchtiger Ehemann denken, während er die emotionellen und ähnlichen Bedürfnisse seiner Frau zu befriedigen sucht?
18 Ein gottesfürchtiger Ehemann wird sich also bemühen, die emotionellen und ähnlichen Bedürfnisse seiner Frau zu befriedigen. Er wird jedoch maßvoll sein, wie es sich für jemand ziemt, der Gottes Geist hat und Selbstbeherrschung übt, die eine Frucht dieses Geistes ist (Gal. 5:22, 23). Ein Christ wird „gemäß Erkenntnis“ handeln und seiner Frau „als einem schwächeren Gefäß, dem weiblichen, Ehre“ zuerkennen, indem er auf ihre physischen und biologischen Grenzen Rücksicht nimmt, wie Jehova es in dem Gesetz tat, das er dem Volk Israel gab (3. Mose 18:19; 20:18; 1. Petr. 3:7).
19. (a) Welche Art häusliche Umgebung ist für die Erziehung von Kindern ein Segen? (b) Wie müssen Kinder erzogen werden?
19 Aus einer Ehegemeinschaft mögen im Laufe der Zeit Kinder hervorgehen — „ein Erbe von Jehova“ (Ps. 127:3). Es ist für sie ein Segen, wenn sie in einer häuslichen Umgebung aufwachsen, die von einer starken Liebe zwischen ihren Eltern und einer hohen Achtung vor geistigen Dingen geprägt ist. Kinder benötigen Rat und Zurechtweisung. Wer daher seinen Sohn (oder seine Tochter) „liebt, der sucht ihn sicherlich heim mit Züchtigung“ (Spr. 13:24). Wenn Eltern ihre Kinder liebevoll erziehen und sich dabei an die Bibel halten, wird sich das zum Segen auswirken.
AHMT DIE AUSSCHLIESSLICHE ERGEBENHEIT DER SULAMITIN NACH
20. Von welcher Liebe und Ergebenheit wird die Liebe zwischen einem Mann und einer Frau übertroffen?
20 Die Liebe der Sulamitin zu ihrem Hirten war „so stark wie der Tod“, und zwei gottesfürchtige Ehepartner können heute eine ebenso tiefe Liebe zueinander haben. Doch die Sulamitin sagte auch: „Das Beharren auf ausschließlicher Ergebenheit ist so unnachgiebig wie der Scheol“ (Hohesl. 8:6). Jesu Liebe zu der Gruppe seiner gesalbten Nachfolger übertrifft die Liebe, die zwischen einem Mann und einer Frau bestehen mag, und die Ergebenheit dieser Versammlung gegenüber Christus ist ebenso unnachgiebig wie der Scheol. Aber Jesus bewies seine Liebe, indem er nicht nur für die starb, die seine himmlische „Braut“ werden, sondern auch für seine „anderen Schafe“, die heute durch eine „große Volksmenge“ vertreten sind, die die Aussicht hat, ewig auf der Erde zu leben (Joh. 10:16; Offb. 7:9).
21. (a) Worin gab die Sulamitin ein hervorragendes Beispiel? (b) Von welchem Nutzen ist es für uns, wenn wir über das nachsinnen, was Jesus für uns getan hat?
21 Allen diesen Dienern Jehovas gab die Sulamitin ein hervorragendes Beispiel der ausschließlichen Ergebenheit. Wenn wir über das, was Jesus durch sein Loskaufsopfer für uns getan hat, und über seine liebevollen Äußerungen und Verheißungen nachdenken, wächst unsere Liebe zu ihm. Andererseits werden wir dadurch vor eigennützigem, materialistischem, ungeistigem Streben bewahrt. Es stärkt auch unsere Bande zu Jehova, dem Gott, der den Menschen so geschaffen hat, daß er ‘eine Liebe, die so stark ist wie der Tod’, haben kann.
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Der Schöpfer wollte, daß die Ehe eine dauerhafte Verbindung sei
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Wahre Liebe zwischen einem Mann und einer Frau kann überaus stark sein.
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„Und er gewann sie lieb“
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Die Liebe — der ‘weit vorzüglichere Weg’Der Wachtturm 1980 | 15. Juli
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Die Liebe — der ‘weit vorzüglichere Weg’
„Einen noch weit vorzüglicheren Weg zeige ich euch“ (1. Kor. 12:31).
1. In welchem Rat faßte ein betagter Historiker sein Studium der Menschheitsgeschichte zusammen?
„LIEBT einander.“ In diesem kurzen Rat faßte der 92jährige Historiker Will Durant sein ausführliches Studium der Menschheitsgeschichte zusammen. „Die abschließende Lehre, die ich aus der Geschichte ziehe“, so sagte er, „entspricht dem, was Jesus lehrte. ... Man muß es einfach versuchen. Die Liebe ist das Praktischste in der Welt.“
2. Was sagte Jesus Christus, als er seinen Nachfolgern „ein neues Gebot“ gab?
2 In der letzten Nacht seines Erdenlebens sagte Jesus Christus zu seinen Nachfolgern: „Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebt, so, wie ich euch geliebt habe, daß auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe unter euch habt“ (Joh. 13:34, 35). An welcher Eigenschaft sollten also Jesu wahre Nachfolger hauptsächlich zu erkennen sein? Daran, daß sie einander liebten, daß sie eine außergewöhnliche Liebe untereinander hätten. Doch wieso war dies „ein neues Gebot“? Inwiefern sollten sie einander lieben, so, wie Jesus sie geliebt hatte?
WIE JESUS SEINE JÜNGER LIEBTE
3. Inwiefern war Jesu Gebot über die Liebe „neu“?
3 Kurz bevor Jesus das „neue Gebot“ gab, wusch er seinen Aposteln demütig die Füße. Christen erkennen aus dieser Handlungsweise, daß sie ihren Glaubensbrüdern liebevoll dienen sollten, indem sie für sie auch niedere Dienste verrichten würden (Joh. 13:1-16). Doch das „neue Gebot“ bestand nicht allein nur darin. Dieses Gebot der Liebe war insofern „neu“, als es über das Gesetz hinausging, das die Israeliten durch Moses erhalten hatten und unter dem Jesus und seine Jünger damals standen. In jenem Gesetz hieß es: „Du sollst deinen Mitmenschen lieben wie dich selbst“ (3. Mose 19:18; Matth. 22:39). Es forderte Nächstenliebe, doch keine aufopfernde Liebe, die so weit geht, daß man sein Leben für einen Mitmenschen hingibt.
4. Wie offenbarte Jesus die von dem „neuen Gebot“ geforderte Art Liebe?
4 Jesus sagte: „Niemand hat größere Liebe als die, daß einer seine Seele zugunsten seiner Freunde hingebe“ (Joh. 15:13). Doch gerade das tat Jesus, als er sein Leben als Lösegeld für die unvollkommene, sündhafte und sterbende Menschheit niederlegte (Matth. 20:28; Joh. 3:16; 10:14-18; Röm. 5:12; 6:23). Sowohl durch sein Leben auf der Erde als auch durch seinen Tod veranschaulichte Jesus die Liebe, die dieses „neue Gebot“ fordert. Demzufolge sollte ein Christ nicht nur Gutes tun, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet, sondern er sollte die Initiative ergreifen und anderen in geistiger und anderer Hinsicht helfen.
5. Worin kommt Liebe besonders zum Ausdruck?
5 Ja, ein Nachfolger Jesu Christi sollte zum Guten seines Nächsten wirken. Worin kommt die Liebe besonders zum Ausdruck? Indem man anderen predigt und sie über die „gute Botschaft“ belehrt, denn das kann dazu führen, daß sie ewiges Leben erlangen. Zu diesem Zweck sollte ein Christ diejenigen, um die er sich bemüht und denen er behilflich ist, die „gute Botschaft“ anzunehmen, ‘nicht nur an der guten Botschaft Gottes teilhaben lassen, sondern auch an seiner eigenen Seele’ (1. Thess. 2:8). Ja, er sollte bereit sein, seine Seele oder sein Leben für sie hinzugeben (1. Joh. 3:16).
6. In welchem Maße sollten Jesu Nachfolger ihn lieben?
6 Jesus handelte aus Liebe und wählte nicht den Weg des geringsten Widerstandes, sondern ging standhaft den Weg des größten Widerstandes seitens Satans und seiner Helfershelfer, während ‘die Schmähungen derer, die Gott schmähten, auf ihn fielen’ (Röm. 15:3). Wahre Nachfolger Christi würden es im Leben also nicht leicht haben. Deshalb wies Jesus darauf hin, daß sie ihn mehr lieben sollten als ihre Angehörigen und sogar mehr als ihre eigene Seele (Luk. 14:25 bis 27). Bestimmt sollten Jesu Jünger ihre Gefährten im Dienste Jehovas lieben und selbst unter heftiger Verfolgung in geistiger Hinsicht Frucht tragen (Mark. 10:29, 30; Joh. 15:8).
PAULUS ZEIGT „EINEN NOCH WEIT VORZÜGLICHEREN WEG“
7, 8. Was war der vom Apostel Paulus in 1. Korinther 12:31 erwähnte „weit vorzüglichere Weg“, und in welcher Hinsicht war er weit vorzüglicher?
7 Der christliche Apostel Paulus betonte die Wichtigkeit der Liebe in einem Brief an Mitchristen in Korinth. Damals gab es nur wenige Abschriften der heiligen Schriften, und die daraus gewonnene Erkenntnis wurde in der Hauptsache mündlich weitergegeben. Daher waren Wundergaben des Geistes (wie besondere Erkenntnis und Zungenreden) für die Versammlung von großer Bedeutung. Aber Paulus schrieb: „Einen noch weit vorzüglicheren Weg zeige ich euch“ (1. Kor. 12:4-11, 27-31). Was war dieser „weit vorzüglichere Weg“?
8 Es war der Weg der Liebe, dessen Bedeutung in folgenden Worten betont wurde: „Wenn ich mit Menschen- und Engelszungen rede [Geister haben ihre eigene Sprache], aber nicht Liebe habe, bin ich ein tönendes Stück Erz oder eine schallende Zimbel [die hohl klingt] geworden. Und wenn ich die Gabe des Prophezeiens habe und mit allen heiligen Geheimnissen und aller Erkenntnis vertraut bin und wenn ich allen Glauben habe, um Berge [entweder Hindernisse, die Bergen gleichen, oder, wenn es Gottes Wille wäre, buchstäbliche Berge] zu versetzen, aber nicht Liebe habe, so bin ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe austeile, um andere zu speisen, und wenn ich meinen Leib hingebe, um mich zu rühmen, aber nicht Liebe habe, so nützt es mir nichts“ (1. Kor. 13:1-3; Mark. 11:23).
9. Was ist von unseren Bemühungen im Dienste Gottes zu sagen, falls wir nicht gemäß dem „weit vorzüglicheren Weg“, dem Weg der Liebe, leben?
9 Ja, selbst Taten, die sonst wertvoll wären, werden zu „toten Werken“, wenn der Beweggrund dazu nicht Liebe zu Gott und zum Nächsten ist (Matth. 22:37-39; Hebr. 6:1). Es muß eine ‘liebevolle anstrengende Arbeit’ sein (1. Thess. 1:2, 3). Alle unsere Bemühungen und Opfer im Dienste Gottes bedeuten nichts, wenn wir nicht in Übereinstimmung mit dem „weit vorzüglicheren Weg“ leben. Nicht alle Urchristen konnten unter dem Einfluß des Geistes Gottes machtvolle Werke vollbringen, heilen, in Zungen reden und übersetzen (1. Kor. 12:29, 30). Aber alle konnten Liebe hervorbringen — eine Frucht des heiligen Geistes Jehovas, die alle Christen pflegen sollten (Gal. 5:22; 1. Joh. 4:16).
VORBILDER, DIE WIR NACHAHMEN SOLLTEN
10. Inwiefern hat Jehova uns auf beispielhafte Weise Liebe erwiesen?
10 Sowohl Jehova Gott als auch sein Sohn Jesus Christus haben uns auf beispielhafte Weise Liebe erwiesen. Denken wir an folgendes: Die sichtbare Schöpfung ist eine Kundgebung der Liebe Gottes, denn sie beweist auf überwältigende Weise, daß Gott auf die Gesundheit, die Freude und das Wohl des Menschen bedacht ist. Der Mensch wurde nicht einfach erschaffen, um zu existieren. Er kann gewöhnlich den Geschmack von Speisen empfinden, den Duft wohlriechender Blumen wahrnehmen, die verschiedenen Farben und Schönheiten der Schöpfung sehen, sich an der Gesellschaft von Mitmenschen erfreuen und über die Possen verspielter Tiere lachen — ganz zu schweigen von den vielen weiteren Freuden des Lebens (Ps. 139:14). Daß Jehova in seiner Liebe selbstlos gibt, bewies er auch dadurch, daß er den Menschen in seinem Bild und Gleichnis erschuf und ihn mit der Fähigkeit zu lieben und einem Sinn für Geistiges ausstattete (1. Mose 1:26, 27). Gottes Liebe zeigte sich außerdem darin, daß er für eine paradiesische Heimat sorgte und die zuverlässige Verheißung gab, das irdische Paradies wiederherzustellen, sowie darin, daß er sich den Menschen durch sein inspiriertes Wort und seinen heiligen Geist geoffenbart hat (Luk. 23:43; 1. Kor. 2:10-13). Auch die Vorkehrung zur Erlösung der Menschheit von Sünde und Tod ist ein Ausdruck der Liebe Jehovas (Röm. 5:7, 8).
11, 12. Auf welche Weise hat Gottes Sohn den Menschen Liebe erwiesen?
11 Gottes Sohn liebte die Menschen schon während seines vormenschlichen Daseins. Er wird als personifizierte Weisheit dargestellt und als „Gottes Werkmeister“ bezeichnet, der freudig diente und von sich sagte: „Die Dinge, die mir lieb waren, waren bei den Menschensöhnen“ (Spr. 8:30, 31; Joh. 1:1, 14). Im Hinblick auf die Notwendigkeit einer Erlösung der Menschheit erwählte Jehova also jemand, der die Menschen besonders liebhatte: seinen einziggezeugten Sohn, der ‘sich selbst entäußerte und Sklavengestalt annahm und den Menschen gleich wurde’ (Phil. 2:5-7). Ja, Gottes Sohn offenbarte aufopfernde Liebe, indem er Mensch wurde.
12 Liebe kam auch in Jesu Lehrtätigkeit und in seiner feinfühligen Rücksichtnahme anderen gegenüber zum Ausdruck. Als er eine große Volksmenge sah, „empfand [er] Mitleid mit ihnen, und er heilte ihre Kranken“. Da sie „wie Schafe ohne einen Hirten“ waren, ergriff ihn Mitleid, und „er fing an, sie viele Dinge zu lehren“ (Matth. 14:14; Mark. 6:34). Natürlich bewies Jesus Christus seine überragende Liebe dadurch, daß er an einem Pfahl starb und „ein Lösegeld im Austausch gegen viele“ darbrachte (Matth. 20:28; Phil. 2:8). Auf diese und andere Weise haben Jehova und Jesus Christus ein Beispiel gegeben, das Christen nachahmen sollten (Joh. 13:34; 1. Joh. 4:10).
‘HABT INBRÜNSTIGE LIEBE’ ZU MITCHRISTEN
13. (a) Zu welcher Art Liebe forderte Petrus seine Glaubensbrüder auf, und gibt es Beweise dafür, daß eine solche Liebe unter ihnen herrschte? (b) Wie wirkt sich die Liebe auf Christen heute aus?
13 Die Liebe zeigt sich in der Bereitwilligkeit, sich zu verausgaben, und sie ist die Grundlage für ein Gott wohlgefälliges Leben (Ps. 110:3). Der Apostel Petrus forderte Mitanbeter Jehovas auf: „Habt vor allem inbrünstige Liebe zueinander“ (1. Petr. 4:8). Daß unter den ersten Christen eine solche Liebe herrschte, ist an ihren Äußerungen zu erkennen, denn man weiß, daß sie in liebevoller Weise voneinander sprachen, was in Worten wie „meine geliebten Kinder“ und „Gajus, den Geliebten, den ich in Wahrheit liebe“ zum Ausdruck kommt (1. Kor. 4:14; 3. Joh. 1). Die gleiche Liebe herrscht heute unter wahren Christen; sie wirkt ermutigend und hilft, in Prüfungen standzuhalten. Sie „erbaut“ (1. Kor. 8:1). Wenngleich Christen in der lieblosen Welt befeindet und verfolgt werden, sind sie doch nicht ohne Freunde. Sie wissen, daß sie von ihren geistigen Brüdern und Schwestern wirklich geliebt werden, und dieses „vollkommene Band der Einheit“ hilft ihnen, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken (Kol. 3:14).
14. (a) Wie beschreibt Paulus die Liebe in 1. Korinther 13:4-8? (b) Welche Fragen können einem Christen helfen, in Übereinstimmung mit den Worten des Paulus anderen Liebe zu erweisen?
14 Die Frage ist aber, inwieweit wir persönlich unseren Mitchristen Liebe erweisen. Was der Apostel Paulus unter der Inspiration Gottes über die Liebe schrieb, hilft uns, zu überprüfen, inwieweit wir einander Liebe erweisen. Lesen wir doch einmal 1. Korinther 13:4-8, und nehmen wir uns dann die Zeit, über diese Worte nachzusinnen, indem wir uns folgende Fragen stellen:
Bin ich „langmütig und gütig“, und zeige ich unter ungünstigen Verhältnissen Geduld und Nachsicht?
Vermeide ich, eifersüchtig zu sein, wenn ich übergangen werde und einem anderen Bruder bestimmte Vorrechte in der Versammlung eingeräumt werden?
Bin ich demütig, statt mit dem zu prahlen, was mich Jehova in seinem Dienst tun läßt?
Benehme ich mich „unanständig“, was meine Manieren betrifft oder die Art und Weise, wie ich bestimmte Mitchristen behandle?
Blicke ich nach meinen eigenen Interessen aus, auch wenn es sich zum Beispiel nur um eine relativ geringfügige Sache wie das Sichvordrängeln auf christlichen Kongressen handelt?
Lasse ich mich als Ältester zum Beispiel „aufreizen“, nur weil andere einen biblischen Rat nicht sogleich befolgen?
Rechne ich das Böse an, beispielsweise Beleidigungen, die Jahre zurückliegen, oder vergebe ich meinen Glaubensbrüdern, wie auch ich wünsche, daß mir vergeben wird?
Beweise ich durch meine Gespräche, daß ich die in der Welt übliche Ungerechtigkeit ablehne und daß ich mich über die Wahrheit freue?
‘Ertrage ich alles’, und erwarte ich von unvollkommenen Mitchristen keine Vollkommenheit?
‘Glaube ich alles’, und unterstelle ich Mitchristen nicht ungerechterweise schlechte Beweggründe?
‘Hoffe ich alles’, indem ich wirklich alles, was in Gottes Wort steht, erhoffe, und stützen sich meine Hoffnungen tatsächlich auf die Bibel?
Habe ich die Liebe zu Gott, die mich befähigt, ‘alles zu erdulden’, auch wenn ich als Christ verfolgt werde?
Fragen wie diese mögen einem Christen in seinem Bemühen, anderen Liebe zu erweisen, eine Hilfe sein.
15. Was haben Jehovas Diener aus Liebe für bedürftige Glaubensbrüder getan?
15 Wir können unseren Glaubensbrüdern tatsächlich auf verschiedene Weise Liebe erweisen. Liebe veranlaßt uns zum Beispiel, ihnen nötigenfalls in materieller Hinsicht beizustehen (Jak. 2:14-17). So hat Jehovas Volk bedürftigen Mitanbetern in Ländern geholfen, die unter den Folgen des Zweiten Weltkrieges zu leiden hatten. In einer zweieinhalbjährigen weltweiten Hilfsaktion zeigte sich die Liebe der Zeugen Jehovas in den Vereinigten Staaten, in Kanada, in der Schweiz, in Schweden und anderen Ländern durch Kleiderspenden und Geld zur Beschaffung von Nahrungsmitteln für Christen in Belgien, Bulgarien, China, Dänemark, Deutschland, England, Finnland, Frankreich, Griechenland, Italien, in den Niederlanden, in Norwegen, in Österreich, in der Philippinischen Republik, in Polen, Rumänien, in der Tschechoslowakei und in Ungarn. Außerdem haben Jehovas Zeugen im Bedarfsfall zu jeder Zeit gern in materieller Hinsicht geholfen, wenn ihre Glaubensbrüder von Naturkatastrophen betroffen wurden.
16. Was sollte die christliche Liebe bei Versammlungsältesten bewirken?
16 Die christliche Liebe bewirkt auch, daß Versammlungsälteste zugänglich und verständnisvoll sind. Dies sollte der Fall sein, wenn Älteste Jehovas Handlungsweise nachahmen. Von Jehova wird gesagt: „Wie die Himmel höher sind als die Erde, so ist seine liebende Güte übermächtig gegenüber denen, die ihn fürchten“ (Ps. 103:10-14). Eine demütige, liebevolle Haltung veranlaßt christliche Aufseher, sich eifrig zu bemühen, Glaubensbrüdern geistigen Beistand zu leisten.
17. Auf welche Weise kann man älteren oder gebrechlichen Christen Liebe erweisen?
17 Aber die christliche Liebe veranlaßt nicht nur ernannte Älteste, sondern alle gottesfürchtigen Personen, gegenüber Mitanbetern Jehovas hilfsbereit zu sein. Liebe mag uns zum Beispiel dazu drängen, für ältere oder gebrechliche Christen Einkäufe zu machen oder ihnen nötigenfalls aus der Bibel oder aus christlichen Publikationen vorzulesen. Ja, vielleicht bieten sich Gelegenheiten, ihnen bei der Hausarbeit zu helfen, sie mit in den Predigtdienst zu nehmen oder sie zu anderen Zeiten privat zu besuchen oder sie einzuladen. Liebe regt uns auf verschiedene Weise an, anderen — ob Jung oder Alt — Gutes zu tun, ohne darum gebeten worden zu sein.
UNSEREN ANGEHÖRIGEN UND MITMENSCHEN LIEBE ERWEISEN
18. Benötigen wir für jeden Bereich des Lebens Regeln, um anderen Liebe zu erweisen?
18 Der Apostel Paulus schrieb: „Seid niemandem irgend etwas schuldig, außer daß ihr einander liebt“ (Röm. 13:8). Christen schulden also anderen Liebe. Doch um diese Eigenschaft in allen Bereichen des Lebens anderen gegenüber zu offenbaren, benötigen wir keine Regeln. Wir werden durch unser Gewissen und durch gottgemäße Weisheit, die sich auf die Schrift stützt, zu liebevollen Worten und Taten angeregt (Röm. 2:14, 15). Als Christen wissen wir daher im allgemeinen, ob wir in einer bestimmten Situation liebevoll gewesen sind. Zu wissen, daß wir anderen Liebe erweisen sollten, und dies auch zu tun, ist jedoch zweierlei.
19. Was hilft uns, im Familienkreis Liebe zu offenbaren, und auf welche Weise kann das geschehen?
19 Mitunter mögen wir dazu neigen, gegenüber unseren Angehörigen kurz angebunden und lieblos zu sein. Warum? Weil wir unsere Angehörigen gut kennen und vielleicht weniger Geduld mit ihnen haben als mit anderen. Doch im Umgang mit unseren Angehörigen gelten dieselben biblischen Grundsätze wie im Umgang mit anderen Personen, z. B. im Umgang mit den Gliedern der Christenversammlung am Ort. Bestimmt können und sollten wir Jehova darum bitten, uns zu helfen, unseren Angehörigen Liebe zu erweisen. Daran zu denken, daß es Jehova Gott wohlgefällig ist, wenn Männer ihre Frauen „wie ihre eigenen Leiber“ lieben, wenn Frauen ihre Männer und Kinder lieben und wenn Kinder ihren Eltern Liebe erweisen und ihnen gehorchen, wird uns dabei bestimmt eine Hilfe sein (Eph. 5:28; 6:1-3; Tit. 2:4). Auch erwachsene Kinder sollten ihre betagten Eltern nicht links liegenlassen, sondern ihre Liebe zu ihnen dadurch beweisen, daß sie in geistiger und materieller Hinsicht für sie sorgen, soweit es notwendig ist. Zur Gottergebenheit gehört auch, daß man diese Verantwortung übernimmt. Und natürlich ist es ein Zeichen von Liebe, wenn ein verheirateter Christ darauf achtet, daß seine Familie in geistiger und materieller Hinsicht versorgt ist. (Vergleiche Sprüche 19:26; 1. Timotheus 5:4, 8.)
20. Wodurch kann sich die Nächstenliebe besonders bei Christen äußern?
20 Nächstenliebe kann durch Menschenfreundlichkeit zum Ausdruck kommen, und zwar unter den verschiedensten Umständen. Die Bewohner der Insel Malta behandelten den Apostel Paulus und die anderen Schiffbrüchigen mit einer „außergewöhnlichen Menschenfreundlichkeit“ (Apg. 28:1, 2). Das Gewissen dieser heidnischen Inselbewohner drängte sie, so zu handeln. Wieviel mehr sollten Christen durch ihr biblisch geschultes Gewissen veranlaßt werden, Nächstenliebe zu zeigen! Die Nächstenliebe regt uns besonders dazu an, unseren Mitmenschen die „gute Botschaft“ zu bringen. Wir könnten nichts Vorzüglicheres oder Liebevolleres tun, als ihnen zu helfen, Jehovas Wohlgefallen zu erlangen (1. Tim. 1:8-11).
ZEIGE VOR ALLEM LIEBE ZU GOTT
21, 22. (a) Welche grundlegende Möglichkeit haben wir, unsere Liebe zu Jehova zu beweisen? (b) Welche Fragen können wir uns daher stellen, und was zu tun, sollten wir als Personen, die Jehova lieben, entschlossen sein?
21 Ja, eine der größten Äußerungen der Nächstenliebe besteht darin, daß man seinen Mitmenschen die „gute Botschaft“ verkündigt und ihnen so hilft, Jehovas Wohlgefallen zu erlangen. Für einen Christen ist diese Tätigkeit eine grundlegende Möglichkeit, demjenigen Liebe zu erweisen, der es am meisten verdient: Jehova, unserem liebevollen Gott. Sein Sohn sagte: „Du sollst Jehova, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Sinn“ (Luk. 10:27).
22 ‘Bleiben wir standhaft, als sähen wir den Unsichtbaren’? (Hebr. 11:27). Erweisen wir uns — als Träger seines einzigartigen Namens, Jehova — als treue Zeugen? Fühlen wir uns von Herzen dazu gedrängt, über ihn und seine Vorsätze zu sprechen? Sind wir als Versammlung seines Volkes im Grunde genommen nicht dazu da? Unter dem Einfluß seines Geistes können wir in unserem Verhalten gegenüber unseren Mitmenschen dem „weit vorzüglicheren Weg“ der Liebe folgen. Vor allem aber wollen wir, die wir das Gute lieben, die wir Jehova lieben und uns in ihm freuen, furchtlos den Lobpreis unseres Gottes verkünden und unsere Lauterkeit bewahren (Ps. 97:10-12).
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