Wahre Liebe ist treu
BIST du schon einmal in tiefer Not gewesen oder von einem schweren Unglück betroffen worden? Hast du es dann erlebt, daß ein Freund zu dir gekommen ist, um dich zu trösten und dir zu helfen, um dir die nötige moralische oder materielle Unterstützung zu leisten?
Wenn du das schon erlebt hast, kannst du wirklich dankbar sein. Du weißt dann aus eigener Erfahrung, daß wahre Liebe treu ist. Gottes inspiriertes Wort sagt treffend: „Mancher Freund ist anhänglicher als ein Bruder“, und: „Der Freund liebt zu aller Zeit, und als Bruder für die Drangsal wird er geboren.“ — Spr. 18:24, Me; 17:17.
In der Bibel finden wir eine solche Freundschaft beschrieben: die Freundschaft zwischen David und Jonathan, die beide vor etwa dreitausend Jahren lebten. Der Archäologe Albright hat den Bericht über diese Freundschaft als „ein Kleinod von höchster Reinheit“ bezeichnet. Die Bibel sagt: „Da verband sich die Seele Jonathans mit der Seele Davids; und Jonathan liebte ihn wie seine Seele.“ (1. Sam. 18:1) Ohne Zweifel hatte Jonathan die vortrefflichen Eigenschaften Davids erkannt.
Jonathan war wirklich ein wahrer, ein treuer Freund, der zu jeder Zeit liebte. Er verteidigte David sogar vor Saul, seinem Vater, der von einem glühenden, mörderischen Haß gegen den jungen David erfüllt war. Als Saul seine Absicht, David zu töten, erkennen ließ, setzte sich Jonathan für David ein, indem er sagte: „Warum soll er getötet werden? was hat er getan?“ — 1. Sam. 20:32.
Obwohl Jonathan wußte, daß sein Vater recht hatte, wenn er sagte, David werde an seiner Statt der nächste König von Israel werden, beneidete er David nicht. Er blieb ihm treu, obwohl ihn seine Freundschaft mit David beinahe das Leben gekostet hätte, denn einmal warf sein Vater Saul den Speer nach ihm, als er sich für David einsetzte. Ohne Zweifel war die Treue Jonathans für David eine Quelle des Trostes und der Kraft. — 1. Sam. 20:24-34.
Wir brauchen nur einen Augenblick zu überlegen, so erkennen wir, daß wir diese treue Liebe vor allem unserem Schöpfer, dem Gott der Bibel, gegenüber beweisen sollten. Wir sind verpflichtet, Gott zu lieben, und sollten ihm daher auch treu sein. Wahre Christen beweisen ihre Liebe zu Gott dadurch, daß sie ihn verteidigen, wenn er verleumdet wird. In welchem Ausmaß er verleumdet wird, zeigte der amerikanische Senator Frank Carlson. Er sprach von der heutigen Tendenz, „niemandem zu vertrauen, sich auf niemand zu verlassen und an nichts zu glauben“, und fügte dann hinzu: „Man kann keine Zeitung, keine Zeitschrift und kein Buch in die Hand nehmen, das nicht irgend etwas oder irgend jemand kritisiert. Selbst Gott, der Allmächtige, wird nicht verschont. Ja, Gott wird gegenwärtig fast mehr kritisiert als irgend jemand anders. Noch zu keiner Zeit haben in diesem Land so viele Leute auf so verschiedene Art und Weise und so häufig Zweifel über ihn geäußert, scharfe Angriffe auf ihn unternommen und Anschuldigungen gegen ihn erhoben.“ — U.S. News & World Report, 1. Juli 1968.
Wahre Christen beweisen, daß Gott wirklich existiert, daß er das höchste Wesen ist und daß er es verdient, von uns geliebt und angebetet zu werden. Sie freuen sich bekanntzumachen, warum er das Böse bis heute zugelassen hat und daß er aller Bosheit nun bald ein Ende machen wird. — Ps. 83:18.
Als Menschen haben wir immer wieder Gelegenheit, für einen Freund einzutreten, über den nachteilig gesprochen wird. Vor einiger Zeit kam zum Beispiel ein Fremder in die Anmeldung der Zentrale der Wachtturm-Gesellschaft und erhob unerhörte Anklagen gegen einen christlichen Zeugen Jehovas. Der dort Diensttuende, selbst ein christlicher Zeuge Jehovas, unterbrach den Redenden mit den Worten: „Ich höre mir solche Reden gar nicht an. Wenn Sie gegen jemand etwas haben, dann gehen Sie bitte direkt zu ihm hin, wie Jesus Christus es gemäß Matthäus 18:15-17 geboten hat.“ Diese Worte verrieten Treue und Weisheit.
Ja, glaube nicht jeder Anklage, die gegen einen Freund oder Glaubensbruder erhoben wird. Suche zuerst festzustellen, ob der Ankläger Beweise hat; vielleicht handelt es sich um ein Mißverständnis, das du aufklären kannst. Liegen aber Beweise vor, die die Anklage bestätigen, dann wäre es verkehrt, für den Lügner, den Dieb oder den Abtrünnigen einzutreten, wie dies heute oft geschieht; das hat nichts mit Treue zu tun. Treue zu Gott und Grundsatztreue müssen menschlichen Freundschaften vorangestellt werden. Sollte übrigens eine Freundschaft nicht auf Grundsätzen beruhen?
Es könnte aber sein, daß ein Freund tatsächlich einen Fehler begangen hat, daß er gestrauchelt ist, einer ererbten Schwäche nachgegeben oder wegen seiner Unreife töricht gehandelt hat. In einem solchen Fall kannst du, sofern es sich nicht um eine wirkliche schwerwiegende Sache handelt, wiederum für deinen Freund eintreten und so deine Treue und deine Liebe zu ihm beweisen. Du kannst für ihn eine Lanze brechen, indem du die Anklage entkräftest und den Gekränkten oder den Schwätzer darauf hinweist, daß wir alle unvollkommen sind und daß wir „von niemand nachteilig“ reden sollten. Deine Treue zu ihm sollte vor allem verhindern, daß du mit anderen über solche Verfehlungen sprichst. Du solltest vielmehr an die weisen Worte des königlichen Sprücheschreibers denken: „Liebe deckt alle Übertretungen zu.“ — Tit. 3:2; Spr. 10:12.
Wie wohl tut es uns doch, wenn wir erfahren, daß ein Freund uns verteidigt hat! In einem solchen Fall kann wirklich gesagt werden: „Die Liebe erbaut.“ (1. Kor. 8:1, SB) Sie erbaut nicht nur den Verteidigten, sondern auch den Verteidiger, weil er dadurch seinen Mut und seine Treue beweisen konnte. Bestimmt gelten auch hier die Worte: „Die segnende Seele wird reichlich gesättigt, und der Tränkende wird auch selbst getränkt.“ — Spr. 11:25.
Einem aufmerksamen Menschen bieten sich ständig Gelegenheiten, zu beweisen, daß wahre Liebe treu ist. So mag der Gott hingegebene Christ im Geschäftsleben oder am Arbeitsplatz Gelegenheit haben, für seinen Gott einzutreten. Unzählige Gelegenheiten, für unsere Nächsten einzutreten, bieten sich uns im Kreise der Familie, wo wir besonders eng miteinander in Berührung stehen.
Möchtest du, daß andere in Zeiten der Not treu zu dir stehen? Dann denke an die Worte: „Wie ihr wollt, daß euch die Menschen tun, so tut auch ihnen.“ — Luk. 6:31.