Wir beobachten die Welt
Sieg über den Krebs noch nicht in Sicht
◆ Nach einem Bericht der Bundesregierung wird Krebs weiterhin die Geißel der Menschheit bleiben. Jeder fünfte Bundesbürger stirbt derzeit an Krebs. Bei gleichbleibenden Verhältnissen wird jeder dritte oder vierte Einwohner an Krebs erkranken und nur jeder zehnte geheilt werden. Damit ist ein Sieg über den Krebs trotz internationaler Anstrengung in der Forschung noch nicht in Sicht, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.
Es sind über 70 Krebsarten statistisch registriert, am häufigsten kommen Magenkrebs, Kehlkopf- und Lungenkrebs, Darmkrebs, Krebs der Prostata, verschiedene Krebserkrankungen der Gebärmutter, der Niere, Harnblase und der sonstigen Harnorgane bei Männern und Krebs der weiblichen Brust vor. Nach den Erkenntnissen der Bundesregierung sind 1974 in der Bundesrepublik 148 814 Menschen an Krebs gestorben, 74 289 Männer und 74 525 Frauen. Gegenwärtig erkranken jährlich 200 000 Personen an Krebs. Die Zahl soll in Wirklichkeit jedoch noch viel höher sein, da etwa zehn bis fünfzehn Prozent der Männer und nicht einmal die Hälfte der Frauen ihren Anspruch auf regelmäßige Krebsfrüherkennungsuntersuchungen ausnutzen. Für die Krebsforschung werden in der Bundesrepublik jährlich etwa 200 Millionen DM ausgegeben. Erfolge in der Krebsbekämpfung sind nur in internationaler Zusammenarbeit zu erzielen.
Kosten für Kernenergie steigen
◆ Der Prototyp eines neuen Reaktors, „schneller Brüter“ genannt, verursacht erheblich höhere Baukosten als ursprünglich angenommen. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, verzögere sich die Fertigstellung um 13 bis 16 Monate, und die ursprüngliche Kostenplanung für das Kalkar-Projekt (1,5 Milliarden Mark) sei schon um 23 Prozent überschritten. Bis zur Fertigstellung im Jahre 1981 sei noch einmal mit einer Steigerung der Baukosten um weitere 30 Prozent zu rechnen. Damit scheint eine billige Energieversorgung auf dieser Basis nicht möglich.
Wie 1 200 Wissenschaftler in den Niederlanden meinen, ist die Atomenergie „mehr als jede andere Technologie zu einer Quelle von Unruhe, Zweifeln und Streitfragen geworden“. Sie fordern zum Zweifel an der Atomkraft auf. „Noch vor kurzem war die wissenschaftliche Welt voller Begeisterung über die Möglichkeiten der Kernspaltung als einer neuen Energiequelle“, heißt es in einer Erklärung. Der Optimismus aber weiche jetzt dem Pessimismus, da nun der Umfang der Probleme deutlich werde: die Möglichkeit großer Unfälle, die Arbeitsrisiken, der langlebige radioaktive Abfall und die unvorstellbaren Risiken durch einen Mißbrauch der Kernspaltung für nichtfriedliche Ziele. Bei der Entwicklung der Atomenergie sei den politischen, den gesellschaftlichen und den ethischen Problemen zuwenig Beachtung geschenkt worden.
Zahl der Gastarbeiter rückläufig
◆ Wie aus einer Statistik der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg hervorgeht, waren Ende Juni 1975 noch 2 070 700 Ausländer in der Bundesrepublik beschäftigt. Das sind 260 400 weniger als Ende Juni 1974 oder minus 11,2 Prozent. Die Zahl der deutschen Arbeitnehmer ging im gleichen Zeitraum um 2,4 Prozent zurück. Die meisten Gastarbeiter kamen aus der Türkei (553 200 oder 26,7 Prozent). 418 700 (oder 20,2 Prozent) stammten aus Jugoslawien, 297 100 (oder 14,3 Prozent) aus Italien, 203 600 (oder 9,8 Prozent) aus Griechenland und 129 800 (oder 6,3 Prozent) aus Spanien. Insgesamt waren in der Bundesrepublik Ende Juni 1975 20 095 100 Arbeitnehmer versicherungspflichtig beschäftigt, das waren 719 400 (oder 3,5 Prozent) weniger als Ende Juni 1974. Das verarbeitende Gewerbe hatte den größten Rückgang zu verzeichnen.
Alkoholkonsum nicht gefahrlos
◆ Wie aus Untersuchungen hervorgeht, die in der Tageszeitung Die Welt veröffentlicht wurden, ist der Genuß von Alkohol für bestimmte Personengruppen mit besonderen Gefahren verbunden. Rund sieben Prozent der Männer und ein Prozent der Frauen werden als alkoholgefährdet bezeichnet. Dabei handelt es sich besonders um drei Typen: Personen, die zum Typ des Gewohnheitstrinkers tendieren, Personen, die zum Typ des Konflikttrinkers neigen (diese haben gleichzeitig einen extrem hohen Medikamentenverbrauch), und Personen, die dem Typ des geselligen Trinkers zuzuordnen sind. Nach dem Ergebnis der Untersuchung sind Mitglieder aller drei Gruppen zusätzlich starke Raucher. Nichtraucher sind weniger alkoholgefährdet.
Nur jeder achte Alkoholkranke ist auch süchtig, aber auch die anderen sind gesundheitlich gefährdet. Alkohol ist ein Gewebegift, er greift bei chronischem Mißbrauch früher oder später alle Organe des Körpers an. Vor allem Magen, Leber, Bauchspeicheldrüse, aber auch Nerven und Gehirn sind von der Giftwirkung betroffen. Mehr als 80 Gramm reiner Alkohol pro Tag, über Jahre hinweg genossen, rufen mit ziemlicher Sicherheit Schäden hervor, glauben Wissenschaftler. Das entspricht fünf doppelten, hochprozentigen Schnäpsen, einem Liter Starkbier oder zwei Flaschen Wein.
Was ist daraus geworden?
◆ Gemäß einem „Rückblick“ in der Süddeutschen Zeitung wünschten vor über dreißig Jahren rund 1 000 amerikanische Gelehrte, Schriftsteller, Schauspieler, Industrielle, Geistliche, Erzieher und Gewerkschaftsführer die Einrichtung einer Weltregierung. Sie forderten Präsident Truman auf, sich dafür einzusetzen, daß „eine wirkliche Weltregierung, die sofort Schritte gegen jeden künftigen Atomkrieg unternehmen“ sollte, gebildet werde. Die USA sollten bei den Vereinten Nationen Anträge einreichen, damit eine solche Regierung geschaffen werden könne. Diese Regierung sollte durch eine Weltgesetzgebung, eine Weltexekutive und eine Weltrechtsabteilung die tatsächliche Regierungsgewalt über die ganze Erde ausüben.
Was daraus geworden ist, kann jeder selbst beurteilen. Besonders angesichts der Fehlschläge in den europäischen Einigungsbemühungen wird deutlich, daß eine solche erstrebenswerte Regierung nicht allein vom Willen und Wollen des Menschen abhängt.
Tränenflüssigkeit enthält Antibiotikum
◆ Im Jahre 1928 entdeckte der Arzt Alexander Fleming das Penicillin und erhielt dafür 1945 den Nobelpreis. Dies war nicht seine erste Entdeckung auf diesem Gebiet, denn schon sechs Jahre zuvor hatte er ein anderes Antibiotikum entdeckt, es aber nicht besonders beachtet, weil der Körper des Menschen es selbst erzeugt. Es handelt sich dabei um das Lysozym, das vor allem in der Tränenflüssigkeit enthalten ist. Da die Hornhaut des Auges durchsichtig sein muß und daher nicht von Blutäderchen durchzogen ist, können eindringende Keime nicht durch das Blut weggeschwemmt werden. Hier übernimmt das Lysozym die Abwehraufgaben. Obwohl seine Abwehrkraft verhältnismäßig gering ist, reicht sie doch in den meisten Fällen aus, um das Auge wirkungsvoll zu schützen. Nur wenn es zu einem Großangriff von Bakterien auf das Auge kommt, dann stellt sich manchmal eine Bindehautentzündung ein als Folge des unzureichenden Schutzes durch Lysozym.
Es handelt sich hier um einen Schutz, den ein weiser Schöpfer dem Auge gab, da er sowohl die Funktion des Auges als auch die Wirksamkeit der Bakterien genau kennt, Dinge, die Wissenschaftler erst in neuerer Zeit mühsam erlernt haben.
Ohne Einsicht
◆ Der Mensch ist gegenwärtig dabei, seine Heimat, die Erde, so gründlich zu ruinieren, daß man bald eine ganze Reihe von Tierarten entweder nur im Zoo oder in Bilderbüchern sehen wird. Unter den Greifvögeln sind der Seeadler und der Wanderfalke am stärksten von der Ausrottung bedroht. So soll es gegenwärtig in Baden-Württemberg mehr Greifvögel in Gefangenschaft geben als in Freiheit. Allein 40 Wanderfalken werden gefangengehalten, so viele, wie es in der ganzen Bundesrepublik noch in Freiheit gibt, berichtete die Allgäuer Zeitung.
Aus einer von Wissenschaftlern der Bundesanstalt für Vegetationskunde, Naturschutz- und Landschaftspflege in Bonn aufgestellten Liste geht hervor, daß etwa 50 Prozent der Wirbeltierarten in der Bundesrepublik von der Ausrottung bedroht sind. Aufgrund zunehmender Industrialisierung, Verstädterung und einer entsprechenden Verkehrsentwicklung werde den Tieren nach und nach die Lebensgrundlage entzogen.
Acht Säugetier-, siebzehn Vogel- und zwei Fischarten sind im Bundesgebiet in den letzten Jahrhunderten bereits ausgerottet worden oder ausgestorben. Dazu gehören Auerochse, Wildpferd, Wisent, Wolf, Nerz, Braunbär, Elch, Stör, verschiedene Adlerarten und vor allem wasserabhängige Vögel.
Wahrlich keine rühmliche Bilanz!
Eine Milliarde Menschen leiden unter Wassermangel
◆ Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), eine Unterorganisation der Vereinten Nationen, hat sich zum Ziel gesetzt, bis 1980 mindestens ein Viertel der Landbevölkerung mit ausreichend Trinkwasser zu versorgen. Damit wird eines der größten Probleme, mit denen die Menschheit zu kämpfen hat, erneut ins Blickfeld gerückt. Wasser wird immer knapper. Die Weltbevölkerung wird sich bis zum Jahre 2000 mehr als verdoppelt haben, der Wasservorrat aber nicht.
Ein Grundproblem ist die schlechte natürliche Verteilung des Wassers, denn in einigen Gebieten gibt es zuwenig und in anderen Gebieten der Erde gibt es zuviel davon. Leider ist von der gewaltigen Wassermenge auf der Erde gegenwärtig nur etwa 0,01 Prozent für die Ernährung des Menschen nutzbar.
Mit der Erfassung der vorhandenen Vorräte hat man sich noch nicht beschäftigt. Daher gibt es keine Aufstellungen über die vorhandenen Mengen. Auf der einen Seite wird das vorhandene Wasser mißbraucht, es wird vergeudet und verschmutzt. Auf der anderen Seite ist Wasser nicht für alle Menschen in gleicher Weise zugänglich. In den Industrieländern zum Beispiel liegt der durchschnittliche Wasserverbrauch teilweise bei 6 000 Litern pro Person und Tag, während in den Ländern der dritten Welt als Tagesration nur hundert Liter zur Verfügung stehen, wenn überhaupt Wasser vorhanden ist.
Wasser ist eine kostbare Gabe Gottes an den Menschen, die weise gebraucht, bewahrt und verteilt werden muß.
Werden die Beichtstühle abgeschafft?
◆ Nach einem Erlaß des Vatikans, der 1977 für die gesamte katholische Kirche verbindlich wird, soll das Beichtsakrament eine neue liturgische Form erhalten. Weil die Zahl der Katholiken, die die Beichte praktizieren, in den USA in den letzten Jahren in alarmierender Weise gesunken ist, haben einige amerikanische Bischöfe die Reform vorgezogen und den Beichtstuhl aus den Kirchen entfernt.
Anstelle des Beichtstuhles wurden sogenannte Versöhnungsräume eingerichtet, in denen der Gläubige dem Priester bei voller Beleuchtung direkt gegenübersitzt. Es gibt keine Kniebänke mehr, und für diejenigen, die sich scheuen, dem Priester ins Gesicht zu sehen, ist in der Ecke des Raumes ein Vorhang angebracht.
Die Beichte soll künftig mit einer freundlichen Begrüßung durch den Priester beginnen. Es folgt eine kurze Schriftlesung und dann die Beichte in einfachen Worten. Der Priester soll seine Rolle mehr als die eines Heilenden als die eines Richters sehen.
Wie der liturgische Referent im Erzbistum München und Freising dazu mitteilte, ist eine Abschaffung des Beichtstuhles in den katholischen Kirchen der Bundesrepublik vorerst nicht beabsichtigt. Die deutschen Bischöfe sollen sich jedoch im kommenden Jahr noch einmal intensiv mit der Ordnung der Feier der Buße befassen.
Bei einer Umfrage sprachen sich 92 Prozent der Katholiken für die Beibehaltung der Beichte in der jetzigen Form aus.
Sie reden vom Frieden, aber sinnen auf Krieg
◆ Während die Politiker nicht müde werden, ihre Friedensliebe zu beteuern, gehen die Rüstungsanstrengungen der Nationen unvermindert weiter. In einer Studie der UNESCO wird festgestellt, daß etwa 400 000 Wissenschaftler, fast die Hälfte aller Forscher auf Erden direkt oder indirekt an der Entwicklung von Kriegsmaterial beteiligt sind. Welche Kräfte der friedlichen Wirtschaft entzogen werden, bringt der sowjetische Wissenschaftler Vasili M. Kulisch zum Ausdruck. Nach seiner Meinung würden die qualifiziertesten Wissenschaftler zum Schaden der anderen Wissenschaftsgebiete von der militärischen Forschung „absorbiert“. Diese Forschung ist nicht nur darauf angelegt, mit einem potentiellen Gegner gleichzuziehen, sondern weist zehn Jahre in die Zukunft. Was man damit noch erreichen möchte, ist nicht sofort einleuchtend, da doch jetzt schon gemäß dieser UNESCO-Studie für jeden Bürger dieser Welt 15 Tonnen hochexplosiven Materials zur Verfügung stehen. Im Jahre 1976 werden wieder rund 700 Milliarden DM für die Rüstung ausgegeben werden, eine Summe, die das Sozialprodukt ganz Afrikas und Südostasiens übersteigt. Verwunderlich ist auch, daß besonders hilfsbedürftige Länder einen hohen Prozentsatz ihres Volkseinkommens für die Rüstung ausgeben.
Fast zwei Milliarden Mark für Olympiade 1972
◆ Wie pz berichtete, wurde nun unter die Olympiade 1972 in München auch in finanzieller Hinsicht der Schlußstrich gezogen. Die Endabrechnung wurde vom Rechnungsprüfungsausschuß des Deutschen Bundestages auf 1,930 Milliarden Mark beziffert. Dies waren zwar 37 Millionen weniger als zuletzt angenommen, aber es war trotzdem ein Vielfaches der ursprünglich veranschlagten Kosten. Hervorgehoben wurde, daß etwa drei Viertel der gesamten Ausgaben für soziale Investitionen ausgegeben worden seien wie U-Bahn-Bau, Straßenausbau, Sportstätten und Wohnungen.