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Der Mensch — Was treibt ihn an?Erwachet! 1980 | 8. Juli
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Der Mensch — Was treibt ihn an?
Der Mensch tut Gutes und Böses, denn sowohl das Gute als auch das Böse steckt in ihm. Häufig verhält er sich richtig, häufig aber auch nicht. Er ist widerspruchsvoll: freundlich und unfreundlich. Warum? Was bewirkt, daß er so ist? Was treibt den Menschen an? In dieser Artikelreihe über das Thema „Der Mensch“ ist der Schreiber bemüht, eine Antwort auf diese Fragen zu finden.
WARUM erschießt ein Mann seine Frau und seine Kinder, während ein anderer sich aufopfert, um seine Familie zu ernähren?
Eine Person stellt ihr Leben in den Dienst der Menschheit, eine andere wird kriminell und gewalttätig. Einer spendet großzügig, um Elend und Not zu lindern, ein anderer rafft Geld und Reichtümer und verursacht dabei Schmerz und Leid. Manche geben den Armen; andere sagen, die Armen seien an ihrem Los selbst schuld. Einige finden Freude daran, etwas zu erzeugen, schöpferisch tätig zu sein. Andere freuen sich hämisch, wenn sie sinnlos zerstören können. Warum sind die Menschen so unterschiedlich?
Warum ist der gleiche Mensch manchmal freundlich und liebevoll und manchmal grausam? Warum setzt der Mensch sein Wissen und seine Kraft zum Wohle der Menschheit ein, aber auch zur Herstellung von Bomben, durch die Frauen und Kinder in Stücke gerissen werden? Warum läßt das den einen vollkommen kalt, während der andere hinterher bereut? Warum dieser innere Konflikt, dieser Widerstreit zwischen Fleisch und Geist, dieser Zustand im Menschen, als wäre er ein „entzweites Haus“? Sind seine Erbfaktoren daran schuld, oder ist es seine Umgebung? Wird der Mensch zufolge ungestillter Bedürfnisse veranlaßt, Böses zu tun? Vermag er das Gute, das er tun möchte, zu tun, wenn seine Bedürfnisse gestillt werden?
Der Apostel Paulus schrieb über diesen inneren Konflikt: „Denn nicht das, was ich eigentlich will, tue ich, nein, gerade das, was ich verabscheue, das tue ich. Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will. In meinem Innern habe ich Freude am Gesetz Gottes, aber ich sehe, daß ein anderes ,Gesetz‘ in meinen Gliedern ist, das im Streit mit dem Gesetz liegt, dem mein Sinn zustimmt“ (Röm. 7:15, 19, 22, 23, Bruns).
Jakobus, ein Bruder Jesu, schrieb über das Widerspruchsvolle im Menschen: „Die Zunge aber, kein einziger Mensch vermag sie zu zähmen. Ein widerspenstiges, schädliches Ding voll todbringenden Giftes ist sie. Mit ihr segnen wir Jehova, ja den Vater, und doch verfluchen wir mit ihr die Menschen, die ,gemäß dem Gleichnis Gottes‘ ins Dasein gekommen sind. Aus demselben Munde kommen Segen und Fluch hervor. Es ist nicht richtig, meine Brüder, daß diese Dinge so weitergeschehen“ (Jak. 3:8-10).
Man beachte die Worte „gemäß dem Gleichnis Gottes“. Was bedeuten sie? Sind sie der Schlüssel zur Beantwortung der Frage: Was treibt den Menschen an?
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Der Mensch — Wie er am Anfang warErwachet! 1980 | 8. Juli
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Der Mensch — Wie er am Anfang war
Wenn man weiß, wie er am Anfang war, versteht man besser, was aus ihm geworden ist.
SOWOHL logische als auch wissenschaftliche Gründe sprechen dafür, daß der Bericht in der Bibel über die Erschaffung des ersten Menschenpaares glaubwürdig ista. Im ersten Kapitel jenes Buches heißt es: „Im Bilde Gottes erschuf er ihn [den Menschen]; männlich und weiblich erschuf er sie“ (1. Mose 1:27).
Was bedeutet es, „im Bilde Gottes“ erschaffen worden zu sein? Bedeutet es, daß der erste Mensch Gott in seinem Äußeren glich? Das würde bedeuten, daß es ihm oder seinen Nachkommen möglich gewesen wäre, ein Abbild von Gott zu machen. Aber das konnten sie nicht. Deshalb warf Jesaja die Frage auf: „Mit wem könnt ihr Gott vergleichen, und welches Gleichnis könnt ihr ihm an die Seite stellen?“ Und im Johannesevangelium heißt es: „Kein Mensch hat GOTT jemals gesehen.“ Daher erhebt sich erneut die Frage: Was bedeutet es, „im Bilde Gottes“ erschaffen worden zu sein? (Jes. 40:18; Joh. 1:18).
Manchmal sagen die Leute von einem Jungen: „Er ist ganz der Vater.“ Dabei mag der Junge dem Vater gar nicht ähnlich sehen. Aber in anderer Beziehung ist er ihm sehr ähnlich, zum Beispiel in bezug auf seine Veranlagung, seine Mentalität, seine technischen Fähigkeiten, seine musikalische Begabung, seine Behendigkeit oder seine sittlichen Eigenschaften. Weil der Junge ähnliche Merkmale aufweist wie sein Vater, sagt man, er sei ganz der Vater.
In diesem Sinne wurde auch das erste Menschenpaar in Gottes Gleichnis erschaffen. Die beiden Menschen wurden mit gewissen göttlichen Merkmalen ausgestattet. Die tiefe Kluft, die zwischen Mensch und Tier besteht, ist die Folge dieser Merkmale. Diese göttlichen Eigenschaften befähigten den Menschen, über die Tiere zu herrschen. Gott sagte zu dem ersten Mann und der ersten Frau: „Seid fruchtbar und werdet viele und füllet die Erde und unterwerft sie euch, und haltet euch die Fische des Meeres und die fliegenden Geschöpfe der Himmel untertan und jedes lebende Geschöpf, das sich auf der Erde regt“ (1. Mose 1:28).
Er schuf sie männlich und weiblich. Unterschiedlich? Offensichtlich. Er machte sie unterschiedlich in körperlicher Hinsicht; unterschiedlich in geistiger Hinsicht; unterschiedlich in emotioneller Hinsicht. Männer und Frauen freuen sich über diese Unterschiede. So können sie sich in den Eigenschaften ergänzen. Der eine ist das Gegenstück zum anderen (1. Mose 2:18, 20). In e i n e r Beziehung allerdings wurde nur der Mann im Bilde Gottes erschaffen — in bezug auf seine Stellung als Haupt (1. Kor. 11:3, 7). Dennoch entsprachen beide, Mann und Frau, dem Gleichnis Gottes, weil beide die göttlichen Merkmale aufwiesen, mit denen sie bei ihrer Erschaffung ausgestattet worden waren.
Um welche göttlichen Eigenschaften handelt es sich bei den Eigenschaften, mit denen das erste Menschenpaar ausgestattet wurde? Einige davon sind in Gottes sichtbaren Werken klar und deutlich zu erkennen. Das geht aus Römer 1:20 wie folgt hervor: „Seine unsichtbaren Eigenschaften werden seit Erschaffung der Welt deutlich gesehen, da sie durch die gemachten Dinge wahrgenommen werden.“ Ohne Sprache, Worte oder Stimme verkünden die Werke im Weltall und auf der Erde die Herrlichkeit Gottes und spiegeln seine Merkmale wider (Ps. 19:1-4).
Gewiß zeugen die Erde sowie ihre Pflanzen und Tiere von großem Wissen und tiefster Weisheit. Und ist nicht etwas von Gottes Kraft zu verspüren, wenn sich ein Gewitter entlädt? Seine Schaffensfreude wird durch die unendliche Vielfalt seiner Werke bezeugt. Diese lassen auch erkennen, daß er ein meisterhafter Konstrukteur ist, dessen Tun zweckvoll ist. Und seine Gerechtigkeit zeigt sich darin, daß er nicht nur Geschöpfe mit bestimmten Bedürfnissen schuf, sondern ihnen auch die Möglichkeit gab, diese zu befriedigen. Aber er tut mehr, als die Gerechtigkeit verlangt. Liebevoll läßt er auch den Bösen seine Segnungen zukommen. Das deutete Jesus wie folgt an: „Fahrt fort, eure Feinde zu lieben und für die zu beten, die euch verfolgen, damit ihr euch als Söhne eures Vaters erweist, der in den Himmeln ist, da er seine Sonne über Böse und Gute aufgehen und es über Gerechte und Ungerechte regnen läßt“ (Matth. 5:44, 45).
Diese Eigenschaften oder die Fähigkeit, sie zu erwerben, besaßen die ersten Menschen. In diesem Sinne waren sie im Gleichnis Gottes erschaffen. Doch in der Vergangenheit haben die Menschen diese Eigenschaften nicht immer widergespiegelt, und auch gegenwärtig tun sie es nicht. Was ist geschehen? Entspricht heute niemand mehr dem Gleichnis Gottes?
[Fußnote]
a Siehe das Buch Hat sich der Mensch entwickelt, oder ist er erschaffen worden? Eine Anzeige dafür findet der Leser auf der Seite 32.
[Kasten/Bild auf Seite 5]
GÖTTLICHE MERKMALE, DIE DEN ERSTEN MENSCHEN VERLIEHEN WURDEN
GERECHTIGKEIT
„Gerechtigkeit sind alle seine Wege“ (5. Mose 32:4).
KRAFT
„Er ist es, der die Erde durch seine Kraft gemacht hat“ (Jer. 10:12).
LIEBE
„Gott [ist] Liebe“ (1. Joh. 4:8).
„So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen einziggezeugten Sohn gab“ (Joh. 3:16).
WEISHEIT
„Jehova selbst gibt Weisheit“ (Spr. 2:6).
WISSEN
„Ein Gott des Wissens ist Jehova“ (1. Sam. 2:3).
ZWECKMÄSSIGKEIT
„Alles hat Jehova zu seinem Zweck gemacht“ (Spr. 16:4).
TÄTIGKEIT
„Wie viele sind deiner Werke, o Jehova!“ (Ps. 104:24).
[Bild auf Seite 4]
Ganz der Vater — aber nicht im Aussehen
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Der Mensch — Was aus ihm geworden istErwachet! 1980 | 8. Juli
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Der Mensch — Was aus ihm geworden ist
„Der wahre Gott [hat] den Menschen rechtschaffen gemacht ..., sie selbst aber haben viele Pläne ausgesucht.“ „Sie haben ihrerseits verderblich gehandelt; sie sind nicht seine Kinder, ihre eigene Fehlerhaftigkeit ist es“ (Pred. 7:29; 5. Mose 32:5).
IN Vergnügungsparks sind manchmal gewölbte Spiegel aufgestellt, die das Spiegelbild völlig verzerrt wiedergeben. Die Besucher treten vor die Spiegel hin und lachen über das, was sie sehen: Der Kopf ist in die Länge gezogen, der Körper ist kurz und gedrungen und die Beine sind dreimal länger, als sie in Wirklichkeit sind. Tritt man näher an den Spiegel heran oder entfernt man sich etwas davon, so verändern sich die Verzerrungen, aber das Spiegelbild entspricht nie dem wahren Aussehen des Betrachters. Wir wären verzweifelt, wenn wir tatsächlich so aussehen würden. Glücklicherweise ist alles nur Scherz. Wir stehen vor dem Spiegel und lachen über die komischen Spiegelbilder. Alle Körperteile werden widergespiegelt, aber verzerrt.
Es gibt ein Bild von uns, das ebenfalls nicht richtig proportioniert ist, doch dieses Bild ist keine Täuschung und auch nichts, worüber man lachen sollte. Es ist das Bild unseres inneren Wesens, dessen, was wir innerlich sind, der verborgenen „Person des Herzens“ (1. Petr. 3:4). Dieses Bild sollte die Merkmale Jehovas erkennen lassen, in dessen Gleichnis der Mensch ursprünglich erschaffen wurde. Wir besitzen diese Merkmale noch, aber sie sind nicht mehr richtig proportioniert, ähnlich wie unser Bild in einem gewölbten Spiegel.
Als Jehova Gott die ersten Menschen erschuf, verlieh er ihnen die gleichen Merkmale, die er besitzt, oder die Fähigkeit, sie zu entwickeln. Sie benötigten einen Gerechtigkeitssinn, Liebe, Wissen, Weisheit und Kraft oder Macht, um etwas Zweckvolles schaffen zu können. Sie wurden mit Aufgaben betraut, durch die ihr Leben einen Sinn erhielt, und waren so geschaffen, daß sie diesen Aufgaben auch gewachsen waren (1. Mose 1:28; 2:15, 18). Ferner besaßen sie einen freien Willen, was bedeutete, daß sie über ihr Tun und Lassen selbst entscheiden konnten (Josua 24:15).
Gott hatte Adam und Eva rechtschaffen gemacht und ihnen gesagt, welche Handlungsweise für sie Leben bedeuten würde; sie aber hatten ‘einen anderen Plan, handelten ihrerseits verderblich und waren von nun an fehlerhaft’ (Pred. 7:29; 5. Mose 32:5). Sie mißbrauchten ihre Willensfreiheit. Eva, angetrieben von Selbstsucht, wollte sich ein bestimmtes Wissen aneignen. Dabei beging sie die Torheit, das göttliche Gebot zu übertreten. Durch ihren Ungehorsam verriet sie, daß sie Gott, der ihr das Leben gegeben hatte, nicht liebte. „Darin besteht die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten“ (1. Joh. 5:3). Adam hielt an seiner Liebe zu Gott nicht fest und schloß sich seiner rebellischen Frau an. Nun bestand die Harmonie der göttlichen Merkmale, mit denen sie erschaffen worden waren, nicht mehr, sondern sie waren jetzt fehlerhaft, unvollkommen. Wie Gott warnend gesagt hatte, erfolgte ihre Verurteilung zum Tode. Und ihren Nachkommen vererbten sie Unvollkommenheit und Tod (Ps. 51:5; Röm. 5:12).
Bis zu einem gewissen Grad besaßen aber auch die Nachkommen die göttlichen Merkmale; selbst der heutige Mensch besitzt sie noch. Ein Beispiel ist das Bildungsbedürfnis. Selbst ein kleines Kind ist wißbegierig. Sobald es sprechen kann, stellt es unzählige Fragen, die es beantwortet haben möchte. Es hungert nach Nahrung für den Geist. Die Erwachsenen staunen oft über die vielen Fragen der Kinder, und manchmal wissen sie selbst keine Antwort, oder die ewige Fragerei treibt sie zur Verzweiflung, oder sie haben nicht mehr die Kraft zum Antworten. Durch die zahlreichen Fragen sucht das Kind jedoch seine natürliche Neugierde oder Wißbegierde zu befriedigen. Warum ist das so? Warum ist jenes so? Warum? Warum? Warum? Der Vater, der mit so vielen Fragen bestürmt wird, mag schließlich ausrufen: „Geh, frag deine Mutter!“ Und wenn die Mutter das Opfer ist, mag sie sagen: „Geh, frag deinen Vater!“ Dieser Wissensdrang sollte jedoch weder beim Kind kritisiert werden noch sollte der Erwachsene ihn bei sich unterdrücken. Dieser Drang dient der Befriedigung unseres angeborenen Bildungsbedürfnisses.
„Ein Mann von Erkenntnis verstärkt Kraft“ (Spr. 24:5). Der Mensch verfügt heute über so großes Wissen oder über so viel Erkenntnis, daß es ihm möglich ist, höher und schneller zu fliegen als ein Vogel, sich auf dem Land schneller fortzubewegen als der schnellste Vierbeiner, und im Wasser übertrifft er jeden Fisch an Schnelligkeit. Er vermag zu sehen und zu hören, was auf der anderen Erdhalbkugel vor sich geht. Auch auf dem Mond ist er schon gewesen. Wir staunen über die Kraft, die entfaltet wird, wenn bei einem Hausabbruch eine große Stahlkugel von einem Kran gegen die Mauer geschlagen wird, bis sie krachend einstürzt. Ein darauflosstürmendes Nashorn, ein in panischer Flucht durch den Dschungel jagender Elefant, zuckende Blitze und Donnerschläge, das tosende Meer — all das beeindruckt uns tief wegen der Kraft, die dabei zum Ausdruck kommt.
Ein weiteres Merkmal des Menschen ist sein Gerechtigkeitssinn. Selbst Kinder haben ein feines Gerechtigkeitsempfinden und kommen aus dem Gleichgewicht, wenn sie meinen, ihnen sei Unrecht geschehen. Auch Erwachsene, denen Unrecht getan wird, verspüren einen gerechten Zorn. Wenn wir eine Geschichte lesen, erwarten wir, daß darin die Gerechtigkeit triumphiert. Wir wollen, daß der Held zu seinem Recht kommt und der Übeltäter seine verdiente Strafe erhält. Als gerecht empfinden wir nur, wenn man erntet, was man sät. Wir möchten anderen gegenüber gerecht und unparteiisch sein und erwarten, daß auch sie uns gegenüber so sind (Gal. 6:7; Matth. 7:12). Sogar Personen, die Gottes Gesetz nicht kennen, haben von Natur aus ein Empfinden für Recht und Unrecht und ein Gewissen, das sie anklagt oder entschuldigt. Wie Adam und Eva, die sich versteckten, als sie sich schuldig fühlten, so haben auch wir Schuldgefühle, wenn wir unrecht tun (1. Mose 3:8-10).
Viele streben nach Weisheit und suchen sie durch Studium und Nachdenken zu erlangen. Sie ist im Gegensatz zu den Tieren nicht in uns programmiert. Es gibt Tiere, die über eine Weisheit verfügen, die den Menschen in Erstaunen setzt. Ihr Instinkt treibt sie zu jahreszeitlich bedingten Wanderungen an, veranlaßt sie, einen Winterschlaf oder einen Sommerschlaf zu halten, Bauten zu errichten sowie zu anderen Tätigkeiten, die Weisheit verraten. Es ist so, wie die Bibel sagt: „Sie sind instinktiv weise“ (Spr. 30:24). Der Mensch dagegen hat die Fähigkeit, Wissen zu erwerben und in kluger Weise anzuwenden. Durch Nachdenken erlangt er Einsicht und Verständnis. Von allen Geschöpfen der Erde besitzt nur der Mensch diese flexible Weisheit.
Jehova verfolgt bei seinem Tun einen bestimmten Zweck; auch der Mensch möchte ein zweckvolles Leben führen. Er leidet darunter, wenn er in seinem Leben keinen Sinn und Zweck sieht. Damit sein Leben einen Sinn erhält, muß er tätig sein. Wenn er arbeitet, hat er das Gefühl, nützlich zu sein. Gott erschuf den Menschen zum Arbeiten, und er gab ihm Arbeit, indem er ihn in den Garten Eden setzte, „damit er ihn bebaue und ihn pflege“. Die Gabe Jehovas besteht darin, daß der Mensch „Gutes sehen sollte für all seine harte Arbeit“ (1. Mose 2:15; Pred. 3:13). Eine Arbeit läßt auf den schließen, der sie gemacht hat; sie verrät, was für ein Arbeiter er ist. Es befriedigt, ein gelungenes Werk zu betrachten, ein Werk, das seinen Zweck erfüllt. Jehova sagte von seiner Schöpfung, sie sei sehr gut, und ihre Vollendung erquickte ihn (1. Mose 1:31; 2. Mose 31:17).
Vor allem aber braucht der Mensch Liebe. Er hat das Bedürfnis, zu lieben und geliebt zu werden. Ohne Liebe verkümmert er. Säuglinge, für deren körperliches Wohl bestens gesorgt ist, gedeihen nicht richtig, ja manche sterben sogar, wenn sie nicht geliebt werden. Erwachsene, denen Liebe fehlt, fühlen sich einsam und geraten in eine depressive und verzweifelte Stimmung. „Der Geist eines Mannes kann seine langwierige Krankheit ertragen; was aber einen niedergeschlagenen Geist betrifft, wer kann ihn tragen?“ (Spr. 18:14). Liebe erträgt und erduldet alles; ohne sie wäre das Leben manchmal unerträglich (1. Kor. 13:7). In der heutigen unruhvollen Zeit hört man von den verschiedensten Engpässen, aber der schlimmste Engpaß besteht auf dem Gebiet der Liebe. Die Psychiater sagen, die eigentliche Ursache der meisten seelischen Erkrankungen sei ein Mangel an Liebe.
Das bringt uns zum nächsten Schritt bei unserer Suche nach einer Antwort auf die Frage: Was treibt den Menschen an? Wenn die Bedürfnisse, die der Mensch von Natur aus hat, nicht befriedigt werden, kommt es zu Schwierigkeiten. Ein Auto ist so konstruiert, daß es nur unter gewissen Bedingungen läuft. Sind diese Bedingungen nicht erfüllt, fährt das Auto nicht. Werden sie nicht richtig erfüllt, mag das Auto fahren, aber schlecht. Ähnlich ist es mit dem Menschen. Das erste Menschenpaar war so geschaffen, daß es Bedürfnisse hatte, die befriedigt werden mußten. Der heutige Mensch ist nicht anders. Werden diese Bedürfnisse jedoch nur zum Teil oder gar nicht gestillt, so arbeitet die „Maschine“ Mensch, die sonst so wunderbar funktioniert, nicht richtig. Dann kann es vorkommen, daß eine Person Amok läuft und die unmenschlichsten Taten begeht.
Ein übler Charakter spiegelt die menschlichen Eigenschaften in grotesker Weise wider, so wie ein gewölbter Spiegel die Gestalt des Betrachters verzerrt wiedergibt. Auch heute sind die göttlichen Merkmale wie Gerechtigkeit, Liebe, Weisheit und Kraft noch vorhanden, aber wegen unserer Unvollkommenheit sind sie in uns nicht mehr im Gleichgewicht. Der Mensch ist in bezug auf diese Eigenschaften unausgeglichen geworden.
[Herausgestellter Text auf Seite 8]
Sogar Personen, die Gottes Gesetz nicht kennen, haben von Natur aus ein Empfinden für Recht und Unrecht.
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Der Mensch — Warum er so istErwachet! 1980 | 8. Juli
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Der Mensch — Warum er so ist
Liegt es an den Genen? An der Umgebung? Am freien Willen? Weiß man es mit Bestimmtheit?
„ES LIEGT an meinen Genen!“ mag jemand, der etwas Verkehrtes gemacht hat, entschuldigend sagen. Er hat recht, die Vererbung, beziehungsweise die Gene, beeinflussen tatsächlich das Verhalten des Menschen. Das wird in der Bibel wie folgt bestätigt: „Die Sünde kam durch einen einzigen Menschen in die Welt, und sie brachte den Tod mit sich. Alle Menschen gerieten unter seine Herrschaft; denn sie haben ohne Ausnahme selbst gesündigt“ (Röm. 5:12, Die Gute Nachricht).
„Es liegt an meiner Umgebung!“ bringt ein anderer zur Verteidigung seiner unrechten Tat vor. Das ist wahr, auch die Umgebung spielt eine Rolle. „Wer mit Weisen wandelt“, heißt es in der Bibel, „wird weise werden, wer sich aber mit den Unvernünftigen einläßt, dem wird es schlecht ergehen.“ Und: „Laßt euch nicht irreführen. Schlechte Gesellschaft verdirbt nützliche Gewohnheiten“ (Spr. 13:20; 1. Kor. 15:33).
Sowohl ererbte Eigenschaften als auch die Umwelteinflüsse spielen bei der Entwicklung des Individuums eine wichtige Rolle. Dennoch darf der Mensch weder die Gene noch die Umgebung für seine Handlungsweise verantwortlich machen. Warum nicht? Weil er einen freien Willen hat. Deshalb wird „jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft ablegen“ müssen. Der Mensch wurde nicht als Roboter erschaffen, sondern er hat einen eigenen Willen und trägt die Verantwortung für sein Handeln (Röm. 14:12).
Wir Menschen können uns Wissen und Weisheit aneignen. Wir besitzen einen Gerechtigkeitssinn. Wir verfügen über die Kraft und die Macht, zweckvolle Arbeit zu leisten, die unserem Leben Sinn verleiht. Beim gefallenen Menschen sind diese Fähigkeiten allerdings nicht voll entwickelt und stehen auch nicht mehr im richtigen Verhältnis zueinander. Das hat zur Folge, daß unsere Bedürfnisse nur teilweise gestillt werden. Es ergeht uns deshalb wie einem Auto, das nicht den Kraftstoff bekommt, für den es gebaut worden ist: Wir „funktionieren“ nicht richtig.
Ein Steinchen im Schuh oder ein Staubkörnchen im Auge erregt sofort unsere Aufmerksamkeit. Ähnlich verhält es sich mit dem Bösen, das die Menschen tun: Es macht Schlagzeilen. Sonst mögen die Menschen kerngesund sein und viel Gutes tun, aber das Störende erregt Aufmerksamkeit. So ist es auch mit Verfehlungen; ihrethalben wird gefragt: Warum ist der Mensch so? Was treibt ihn an?
Es können geringe Verfehlungen sein. Ein unbefriedigtes Bedürfnis, ein unerfüllter Wunsch, ein durchkreuzter Plan — und in einem Anfall von schlechter Laune fährt der Betroffene andere an. Häufig ist die Sache jedoch ernster. Jemand gehört zu einer diskriminierten Gruppe und wird deswegen nicht geachtet, nicht anerkannt und erhält keine Arbeit. Er fühlt sich frustriert. Feindselige Gefühle steigern sich bis zum Zorn, der sich dann in Gewalttaten entlädt. Die Sucht nach Geld und Besitz veranlaßt viele, andere rücksichtslos zu behandeln. Die „Zuerst-ich“-Leute — besessen von ihren Begierden — rauben, vergewaltigen oder töten, um ihre Lust zu befriedigen. Machthungrige Einzelpersonen, Organisationen und ganze Nationen setzen Glaubensverfolgungen und Kriege in Gang, begehen Greueltaten, verseuchen die Erde mit giftigen Chemikalien und bringen Hunger, Krankheit und Tod über Millionen.
Warum? Die Beteiligten entsprechen nicht mehr dem Gleichnis Gottes und lassen sich nicht mehr von seinen Merkmalen leiten. Der Abstand zwischen Mensch und Tier verringert sich, und im Extremfall werden die Menschen ‘unvernünftigen Tieren gleich, die zum Gefangenwerden und Umkommen geboren sind’ (2. Petr. 2:12, Zürcher Bibel). Sie pervertieren die göttlichen Merkmale. Kenntnisse und Wissen werden auf übelste Weise dazu benutzt, die Kraft bzw. die Macht zu vergrößern, die dann angewandt wird, um zu verderben und zu vernichten. Die Weisheit entartet zu weltlicher Torheit. Die Gerechtigkeit wird hart und grausam. Der Mensch beginnt, nur noch sich selbst zu lieben. Eigenschaften, durch deren Anwendung viel Gutes erreicht werden könnte, werden mißbraucht, um weit größeres Unheil anzurichten, als es „unvernünftigen Tieren“ je möglich wäre.
Der Mensch hat ständig Gewalttätigkeit vor Augen: in der Stadt, in Büchern, in Bühnenstücken und in Filmen, auf den Straßen und in seinem Wohnzimmer. Von klein auf sieht er auf dem Bildschirm unzählige Male, wie Menschen totgeschlagen oder ermordet werden. In einer Studie hieß es, daß jedes amerikanische Kind, wenn es das 14. Lebensjahr erreicht hat, Augenzeuge von ungefähr 11 000 „Fernseh-Morden“ gewesen ist. Ein parlamentarischer Unterausschuß untersuchte die Gewalttätigkeit in den Schulen und kam zu folgendem Ergebnis von historischer Bedeutung: „In den Schulen wurden in den Jahren 1970 bis 1973 mehr Schüler — häufig durch eine Feuerwaffe — getötet als Soldaten im Vietnamkrieg.“
Evolutionistisch denkende Wissenschaftler behaupten, das alles sei natürlich. Der Mensch besitze einen angeborenen Aggressionstrieb, den er von seinen tierischen Vorfahren ererbt habe. Andere Wissenschaftler widersprechen dieser Auffassung. Der Anthropologe Ashley Montagu schreibt:
„Es gibt viele menschliche Gesellschaften, die absolut nicht aggressiv sind, sondern erstaunlich friedlich und hilfsbereit. Beispiele dafür sind die Tasaday auf Mindanao, die Toda Südindiens, die Bevölkerung Tahitis, die Hadzapi Tansanias, die Ifaluk und Jami (Volksgruppen im Pazifischen Ozean), die Lappen, die Arapesch und die Fore Neuguineas.
Wenn wir Anthropologen uns mit solchen friedlichen Gesellschaften beschäftigen, stellen wir fest, daß das hilfsbereite, friedliche Wesen dieser Leute hauptsächlich auf ihre Erziehungsmethoden zurückzuführen ist. Die Kinder werden mit viel Liebe überschüttet. Das Kleinkind ist von Anfang an fast immer in körperlicher Berührung mit jemand, der es entweder an sich drückt oder es trägt.
Aggressivität und Friedfertigkeit sind erlernte Verhaltensweisen. Jede Gesellschaft liefert Vorbilder für die von ihr bevorzugte Verhaltensform — Vorbilder, die dem einzelnen ständig einprägen, wie er sich zu verhalten hat. Amerika gibt seinen Kindern Vorbilder für Aggressivität, und dann wundern wir uns, daß die Zahl der Gewaltverbrechen so hoch ist.“
Dr. John Lind empfiehlt, den Säugling wieder zu schaukeln und in den Schlaf zu singen, denn dadurch werde „die Entwicklung des Gehirns beschleunigt“. In der Zeitschrift Psychology Today (Ausgabe vom Dezember 1979) konnte man folgendes lesen: „Wenn das Kind in der Zeit, in der sich das Gehirn entwickelt, gewisse Arten von Sinnesempfindungen entbehren muß — wenn die Mutter es nicht herzt und schaukelt —, bilden sich die neuronalen Systeme, die die Gemütsbewegungen steuern, nur unvollständig aus, oder es entstehen Schäden.“ „Da die gleichen Systeme die Gehirnzentren beeinflussen, die gewalttätiges Verhalten auslösen, mag das Kind, dem diese Zuwendung vorenthalten wird, später Schwierigkeiten haben, seine Impulse zur Aggressivität zu beherrschen.“
Dr. Richard Restak schreibt in seinem Buch The Brain: the Last Frontier (1979): „Versuche lassen eindeutig erkennen, daß das limbische System der Teil des Gehirns ist, der am meisten mit der Steuerung der Emotionen zu tun hat.“ Wenn man diese Zone ausschaltet oder reizt, tritt eine Verhaltensänderung ein. Elektrische Reizung kann Freude oder Zorn auslösen. „Das unentwickelte Gehirn muß, damit es sich normal entwickeln kann, sensorisch stimuliert werden.“ „Wenn ein Säugling geschaukelt oder geherzt wird, empfängt das Kleinhirn Impulse, die seine Entwicklung anregen.“ Das ist wichtig, denn wenn es diese angenehmen Impulse nicht empfängt, bilden sich nicht genügend Synapsen zwischen den Nervenendigungen, und das hat dann eine anomale Entwicklung zur Folge. Das Ergebnis mag eine impulsive, unbeherrschte und gewalttätige Wesensart sein.
Die obigen zwei Abschnitte zeigen, daß nicht nur die Gene, die Umgebung und die Vorbilder, die die Gesellschaft uns liefert, unser Verhalten beeinflussen. Auch die Art und Weise, wie wir als hilfloses Kleinkind behandelt worden sind, beeinflußt die Entwicklung unseres Gehirns, unseres Gemüts und der sich daraus ergebenden Handlungen.
Aber unser Verhalten wird noch durch jemand beeinflußt, dessen Existenz viele leugnen mögen. Die Zeitschrift Wall Street Journal tut das allerdings nicht. In einem Leitartikel ihrer Ausgabe vom 28. Oktober 1977 über das Thema „Der terroristische Impuls“ wird nach dem „Warum“ der sinnlosen Wut und Gewalttätigkeit gefragt. Es besteht die Tendenz, die Schuld der Gesellschaft aufzuladen, aber in dem Leitartikel wird von den „tiefen und irrationalen Impulsen“ in dem Menschen gesprochen, bei dem „das Böse Anklang findet“. Der letzte Satz lautet: „Man ist der Wahrheit nicht so nahe, wenn man die Schuld der Gesellschaft aufbürdet, als wenn man sie Satan anlastet.“
In der Bibel wird Satan als „der Gott dieses Systems der Dinge“ bezeichnet, und die „bösen Geistermächte in den himmlischen Örtern“ werden als die eigentlichen Feinde identifiziert; ferner wird darin ein „Wehe“ über die Erde ausgesprochen, „weil der Teufel zu euch hinabgekommen ist und große Wut hat, da er weiß, daß er nur eine kurze Frist hat“ (2. Kor. 4:4; Eph. 6:12; Offb. 12:12). Satan ist der Urheber des Übels, denn er war es, der in Eden Eva dazu verführte, so zu handeln, daß sie dem ‘Bild und Gleichnis’ Gottes nicht mehr entsprach. Auch heute übt er noch einen starken Einfluß aus, indem er die Menschen veranlaßt, blindwütig Gewalttätigkeiten zu verüben.
Es gibt viele bekannte Faktoren, die das Verhalten des Menschen erklären. Vererbung, Umgebung, Willensfreiheit, unbefriedigte Bedürfnisse — alles das beeinflußt sein Verhalten. Die Entwicklung des Gehirns im Säuglingsalter spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Eine weitere Rolle spielt der Einfluß Satans.
Wissen wir also, warum der Mensch so ist? Zum Teil ja, vieles wissen wir allerdings noch nicht. Doch die Hauptursache kennen wir: Heute entspricht niemand mehr ‘dem Bild und Gleichnis Gottes’.
[Herausgestellter Text auf Seite 10]
In den amerikanischen Schulen wurden in den Jahren 1970 bis 1973 mehr Schüler durch ihre Mitschüler getötet als Soldaten im Vietnamkrieg.
[Bild auf Seite 10]
Auf dem Bildschirm werden dem Kind ständig Krieg und Verbrechen vorexerziert.
[Bild auf Seite 10]
Herzen und Wiegenlieder singen fördert die Entwicklung des Gehirns.
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Der Mensch — Was er tun muß, um wieder dem Gleichnis Gottes zu entsprechenErwachet! 1980 | 8. Juli
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Der Mensch — Was er tun muß, um wieder dem Gleichnis Gottes zu entsprechen
„Streift die alte Persönlichkeit mit ihren Handlungen ab, und kleidet euch mit der neuen Persönlichkeit, die durch genaue Erkenntnis erneuert wird nach dem Bilde des Einen, der sie geschaffen hat“ (Kol. 3:9, 10).
JEHOVA schuf die Erde, damit sie für immer bestehen bleibe, damit sie ewig bewohnt werde. Er hat sie den Menschenkindern gegeben; sanftmütige Menschen sollen sie ererben. Und wie Jesus seine Nachfolger beten lehrte, wird Gottes Wille wie im Himmel so auch auf der Erde geschehen. Es war von Anfang an Gottes Wille, daß der Mensch die Erde pflege. Das ist auch heute noch sein Wille. Aber dieses Vorrecht wird nur Menschen zuteil, die dem Gleichnis Gottes entsprechen (Ps. 104:5; 37:29; 115:16; Matth. 6:9, 10).
Um dieses Ziel zu erreichen, muß man die alte Persönlichkeit mit ihren Handlungen abstreifen und sich mit der neuen Persönlichkeit kleiden (Eph. 4:22; Kol. 3:9). Wie geschieht das? Durch eine genaue Erkenntnis, das heißt, indem man Jehova und seine Eigenschaften kennenlernt und dann das, was man kennengelernt hat, in die Tat umsetzt. Der erste Schritt in diese Richtung wäre, den in Philipper 4:8, 9 aufgezeichneten Rat des Apostels Paulus zu befolgen: „Was irgend wahr, was irgend von ernsthaftem Interesse, was irgend gerecht, was irgend keusch, was irgend liebenswert ist, worüber irgend man wohlredet, wenn es irgendeine Tugend und irgend etwas Lobenswertes gibt, diese Dinge erwägt weiterhin. Die Dinge, die ihr gelernt und auch angenommen und gehört und in Verbindung mit mir gesehen habt, diese setzt in die Tat um, und der Gott des Friedens wird mit euch sein.“
Der Apostel Paulus empfiehlt, über diese Dinge nachzudenken. Gedanken rufen Gefühle hervor, und wenn diese stark genug sind, treiben sie den Menschen zum Handeln an. Der Bibelschreiber Jakobus deutete das an, indem er erklärte, daß in uns die Begierde wachsen und schließlich zur sündigen Tat führen würde, wenn wir böse Gedanken in unserem Sinn hin und her bewegen würden. Wir lesen das in Jakobus 1:14, 15: „Jeder wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde fortgezogen und gelockt wird. Wenn dann die Begierde befruchtet ist, gebiert sie Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollbracht ist, bringt Tod hervor.“
Jesus deutete das ebenfalls an, jedoch in Verbindung mit Ehebruch: „Ich aber sage euch, daß jeder, der fortwährend eine Frau ansieht, um so in Leidenschaft zu ihr zu entbrennen, in seinem Herzen schon mit ihr Ehebruch begangen hat“ (Matth. 5:28). Durch das ständige Anschauen und die gedankliche Auseinandersetzung kann das Verlangen so stark werden, daß dann die ehebrecherische Handlung tatsächlich erfolgt.
Dieses Prinzip läßt sich auch auf gute Gedanken anwenden. Sie rufen gute Gefühle hervor, die zu guten Taten führen. Wende deine Willensfreiheit daher weise an. Denke über Gutes nach, erstrebe es und tue es.
So lautet der Rat des Apostels Paulus. Er selbst handelte entsprechend. Dennoch sagte er bedauernd: „Was ich wünsche, das pflege ich nicht zu tun, sondern was ich hasse, das tue ich.“ Er beklagte seinen inneren Konflikt, den Widerstreit zwischen Fleisch und Geist: „Ich elender Mensch! Wer wird mich befreien?“ Er besaß eine genaue Erkenntnis, er bemühte sich, dem Gleichnis Gottes zu entsprechen, er bemühte sich, die verschiedenen Merkmale Jehovas, die er aufwies, miteinander ins Gleichgewicht zu bringen. Es gelang ihm jedoch nicht aus eigener Kraft. Sein Ausruf läßt uns erkennen, wer ihm zum Sieg verhalf: „Dank sei Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn!“ (Röm. 7:15, 24, 25).
Wir können uns bemühen, die göttlichen Merkmale in das richtige Verhältnis zueinander zu bringen, aber nur Gott durch Christus kann unsere Anstrengungen, seinem Gleichnis zu entsprechen, mit Erfolg krönen.
[Kasten auf Seite 12]
„Die grösste aber von diesen ist die Liebe“ (1. Kor. 13:13).
Ohne Liebe
ist Gerechtigkeit hart
bläht Wissen auf
ist Weisheit nichtig
wird Macht missbraucht
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Sie können dir fast alles verkaufenErwachet! 1980 | 8. Juli
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Sie können dir fast alles verkaufen
„Die heutige Werbung ist das einflußreichste und mächtigste Instrument der Verkaufspolitik, das der Mensch je ersonnen hat“ (Paul Stevens, Werbetexter).
DIE meisten Leute glauben, daß sie durch die Werbung im Grunde nicht beeinflußt werden. Sie meinen, sie ignorieren sie und treffen ihre eigenen Entscheidungen. Erfahrene Verkaufsmanager wissen es aber besser. In der ganzen Welt investieren sie in die Werbung Unsummen von Geld. Sie wecken in uns Bedürfnisse und lenken unsere Gedanken, ohne daß wir es jedesmal merken.
Die Zahl der Werbeträger ist grenzenlos — Zeitungen und Zeitschriften, Radio und Fernsehen, Litfaßsäulen, Busse, Untergrundbahnen, Taxis und T-Shirts. Man schätzt, daß der Durchschnittsamerikaner täglich bis zu 1 600 Werbesprüchen begegnet.
„Ich möchte behaupten“, schrieb Jack Smith in seiner humorvollen Rubrik in der Times von Los Angeles, „daß der Durchschnittsamerikaner täglich mehr Wörter aus der Werbung aufnimmt als aus irgendeiner anderen Quelle, seien es Nachrichtensendungen, Bücher, Zeitschriften oder Ehepartner.“
Firmen auf der ganzen Erde suchen nach neuen Wegen, um dich zum Kauf zu überreden. Der Seifenhersteller Procter & Gamble gab 1977 allein für Werbung in den Vereinigten Staaten 460 000 000 Dollar aus — mehr als 8 Dollar für jede amerikanische Familie. Solche Summen würden nicht ausgegeben werden, wenn es sich nicht lohnen würde.
Paul Stevens, der für das Werbefernsehen schreibt, sagte in seinem Buch I Can Sell You Anything (Ich kann dir alles verkaufen): „Die Werbung sagt dir, was du kaufen, wie du kaufen
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