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Hirten der Herde unter einem HerrnDer Wachtturm 1976 | 1. Oktober
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und alle anderen in der Versammlung sowohl im Königreichsdienst als auch miteinander eifrig ‘die Wahrheit reden’ und während die gesamte Versammlung in jeder Hinsicht zusammenarbeitet, um das Werk des Predigens und Jüngermachens zu fördern, werden alle „durch Liebe in den hineinwachsen, der das Haupt ist, Christus“ (Eph. 4:15).
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Durch einen finsteren Tunnel in die VergangenheitDer Wachtturm 1976 | 1. Oktober
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Durch einen finsteren Tunnel in die Vergangenheit
MIT der Lampe in der Hand können wir nur auf eine kurze Entfernung sehen, denn in dem Tunnel vor uns ist es völlig dunkel. Rechts und links von uns und über uns nur rauher Fels! Das Wasser steht uns bis zu den Knien, und wir können uns nur vorsichtig vorwärts bewegen. Klingt das furchterregend — oder faszinierend?
Wir haben allen Grund, von einem Gang durch diesen finsteren Tunnel in Jerusalem, unter der alten Stadt Davids, fasziniert zu sein. Wieso? Weil wir, während wir in diesem Bach waten, einen Abschnitt der Geschichte durchschreiten, der eine bemerkenswerte Bestätigung des Bibelberichts ist.
Der lange Felstunnel wird allgemein als der Hiskia-Tunnel oder der Siloam-Tunnel bezeichnet (2. Kö. 20:20). Für einen Gang durch den Tunnel tragen wir am besten leichte Segeltuchschuhe und Shorts. Mit einer Taschenlampe in der Hand können wir in weniger als einer Stunde eine Bestätigung für den vor nahezu 3 000 Jahren schriftlich niedergelegten Bibelbericht erhalten. Bevor wir uns aber anschicken, das zu tun, ob buchstäblich in dem dahinfließenden Wasser oder durch das Lesen dieses Berichts, wollen wir kurz einen Blick in die Vergangenheit dieses eindrucksvollen Tunnels werfen.
Als Hiskia im Jahre 745 v. u. Z. König von Juda wurde, bedrückte das mächtige Assyrien die Bewohner Israels und Judas. Die assyrischen Horden hatten im Jahre 740 v. u. Z. das nördliche Königreich Israel erobert und verwüstet und begannen danach, in Juda einzufallen. Eine befestigte Stadt nach der anderen fiel den brutalen Assyrern zum Opfer (2. Kö. 18:9-11, 13). Schließlich war die Reihe an Jerusalem. Wie könnte die Stadt dem Ansturm dieser unbesiegbaren Heere der zweiten Weltmacht der biblischen Geschichte standhalten?
Um die Juden einzuschüchtern, sandte König Sanherib von Assyrien einen hohen Beamten, der den Titel Rabschake trug. Dieser Beamte verhöhnte die Juden auf der Mauer in hebräischer Sprache und versuchte, ihre Moral und ihren Widerstandswillen zu zerstören. Wenn man an das heiße Klima im Nahen Osten denkt, kann man sich ausmalen, welche Bestürzung Rabschakes Drohung hervorrief, die Juden würden „durch Hunger und durch Durst“ sterben (2. Chron. 32:11). Hatten sie aber wirklich nur die Wahl zwischen Ergeben oder Verdursten?
Nein, denn König Hiskia hatte zuvor seinen Männern befohlen, „die Wasser der Quellen zu verstopfen, die außerhalb der Stadt waren“ (2. Chron. 32:2-4). Deshalb würde es den belagernden Assyrern sehr schwer fallen, für sich genug Wasser zu finden. Und wieviel Wasser würden schließlich die Juden haben, wenn Hiskia und das Volk einem „Käfigvogel“ gleich, wie sich Sanherib brüstete, eingeschlossen wären? Ja, die Juden wußten, daß es in der Höhle der Gichon-Quelle am Ostabhang der Stadt genug Wasser gab. Diese Quelle wurde „verstopft“ oder abgedeckt, so daß die Assyrer nichts davon wissen konnten. Aber die Gichon-Quelle lag außerhalb der Mauern Jerusalems. Wie konnte sie also die Juden am Leben erhalten?
Die Bibel berichtet uns darüber. Sie zeigt, daß Hiskia „den oberen Quell der Wasser des Gichon verstopfte und sie geradeaus westwärts zur Stadt Davids hinunterleitete“ (2. Chron. 32:30; 2. Kö. 20:20). Wie bewerkstelligte er das? Durch einen Wassertunnel, der in massiven Fels gehauen wurde. Dieser Tunnel existiert heute noch. Die Experten betrachten ihn als „eine der größten technischen Meisterleistungen des Altertums“. Als Besucher können wir durch diesen Wassertunnel waten.
Die Gichon-Quelle (heute manchmal als Marien-Quelle bezeichnet) lag anscheinend in einer Höhle am Fuße des Abhangs zum Kidrontal. Die Jebusiter trieben daher an der Hinterseite einen Stollen in den Felsen und führten innerhalb der nahe gelegenen Stadtmauer einen Schacht hinab. Auf diese Weise konnten sie sich mit Eimern, die sie in die Wasserleitung hinunterließen, Wasser beschaffen. Sehr wahrscheinlich sind Davids Männer durch diesen Schacht in die Stadt eingedrungen (2. Sam. 5:8). Zur Zeit Hiskias war die Bevölkerung der Stadt zahlenmäßig viel größer. Deshalb ließ er einen langen Tunnel aushauen, durch den genügend Wasser in einen Teich (Siloam) auf die Westseite der Stadt innerhalb der Schutzmauern geleitet wurde. (Siehe die kleine Karte.)
Das war ein gewaltiges Unternehmen. Ein Trupp Arbeiter begann von Süden her zu graben, vom Teich von Siloam aus, eine andere Mannschaft von Norden, von Gichon aus. Es muß eine enorme Arbeit gewesen sein, einen Tunnel mit einer durchschnittlichen Höhe von 1,80 Metern und einer Breite von ungefähr 60 Zentimetern durch massiven Fels zu treiben — nicht etwa mit Preßlufthämmern oder modernen Sprenggeräten, sondern mit Spitzhacken. Noch erstaunlicher ist seine Länge von 533 Metern. Man stelle sich vor: über einen halben Kilometer durch massiven Fels!
Auf so beengtem Raum konnte jeweils nur ein Mann in der Tunnelspitze arbeiten. Selbst wenn also die Trupps rund um die Uhr arbeiteten, dauerte es wahrscheinlich 6 bis 8 Monate, bis sie aufeinanderstießen. Wir haben
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