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Ist Haschisch wirklich so gefährlich?Erwachet! 1976 | 22. Juni
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Ist Haschisch wirklich so gefährlich?
JAHRELANG galt das Rauchen von Haschisch und Marihuana als relativ „harmloser“ Zeitvertreib. Selbst viele Wissenschaftler haben diese Auffassung geteilt und die Cannabis-Produktea für „sanfte“ Drogen gehalten.
Dieser Auffassung ist es unter anderem zuzuschreiben, daß sich ein zunehmender Trend zum Haschisch- und Marihuana-Genuß zeigt. Dutzende Millionen von Menschen haben diese Drogen „mal probiert“, und von diesen sind Millionen regelmäßige Haschisch- bzw. Marihuana-Konsumenten geworden. Bei manchen gesellschaftlichen Anlässen sind „Joints“ (Haschisch- oder Marihuana-Zigaretten) so selbstverständlich herumgereicht worden wie Konfekt.
Doch vor kurzem sind nun einige Forscher mit der Erklärung hervorgetreten, daß Haschisch und Marihuana keineswegs „sanfte“ Drogen sind. In bezug auf ihre Wirkungen haben sie folgendes festgestellt: Sie schädigen das Gehirn, was zu einer Beeinträchtigung der geistigen Prozesse führt; sie schädigen das Zellwachstum, indem sie die Zellteilung behindern; sie schädigen die Chromosomen und die Gene, die wichtigen Überträger der Erbmerkmale; sie schwächen die Widerstandskraft des Körpers gegen Krankheit, und sie senken den Testosteronspiegel (Testosteron ist das wichtigste männliche Sexualhormon), was zu verschiedenen Problemen auf geschlechtlichem Gebiet führt.
Es gibt aber auch Forscher, die diese Auffassung ablehnen. Sie sagen, Haschisch bzw. Marihuanab sei ungefährlich. In einem Aufsatz, erschienen im New York Times Magazine, wurde sogar behauptet: „Das Rauchen [von Marihuana] kann gesundheitsfördernd sein ... Marihuana mag sich als unerforschte Wunderdroge der Zukunft erweisen ..., mäßig genommen, erweist es sich vielleicht ... gegen Asthma, Migräne und Krebs als wirksam, auch kann es neuen Lebensmut verleihen.“ Aber das US-Ministerium für Gesundheit, Erziehung und Sozialfragen gab bekannt, daß diese extravaganten Behauptungen durch keine klinischen Beweise gestützt werden können.
Warum besteht ein solcher Meinungsstreit? Dafür gibt es mehrere Ursachen. Als erste könnte man die vorgefaßten Meinungen der Beteiligten nennen. Ein Forscher, der die Absicht hat, diese oder jene Meinung zu erhärten, interpretiert mitunter — absichtlich oder unabsichtlich — die Testergebnisse so, daß sie das beweisen, was er bewiesen haben möchte. Eine weitere Ursache ist die Art und Weise, wie ein Forscher seine Versuche plant und durchführt. Geht er in dieser Weise vor, so erzielt er bestimmte Ergebnisse, geht er in jener Weise vor, so kommt er zu anderen Ergebnissen. Auch hat man bei gewissen Tierversuchen so große Mengen des toxischen Bestandteils von Marihuana verabreicht, wie sie selbst ein starker Marihuana-Raucher in seinem ganzen Leben nie aufnehmen würde. Es gibt also mehrere Gründe für die Erstellung einander widersprechender Berichte.
Allerdings sind in letzter Zeit immer mehr Stimmen laut geworden, die erklären, daß Haschisch bzw. Marihuana gefährlich ist. Das liegt daran, daß neuerdings Untersuchungen durchgeführt werden können, die vor Jahren unmöglich gewesen sind. Denn es ist erst vor einigen Jahren gelungen, den toxischen Bestandteil von Haschisch, THC (Tetrahydrocannabinol), zu isolieren und in größeren Mengen zu synthetisieren, so daß er zu Versuchszwecken verwendet werden kann. Jetzt steht er Hunderten von Forschern in der ganzen Welt zur Verfügung.
MEINUNGSUMSCHWUNG
Unter den Wissenschaftlern, die erklären, Haschisch bzw. Marihuana sei gefährlich, befinden sich auch solche, die diese Drogen früher für harmlos hielten. Eine ganze Anzahl dieser Wissenschaftler, die diese Drogen sogar selbst nahmen, sind jetzt völlig anderer Meinung. Warum? Weil sich, wie die Seattle Times schrieb, „die Beweise für die Gefährlichkeit dieser Drogen in den wissenschaftlichen Laboratorien mehren“.
Der amerikanische Psychiater Dr. David H. Powelson stand früher auf dem Standpunkt, daß Haschisch und Marihuana „harmlose“ Drogen sind. Nach achtjähriger Forschungstätigkeit an der Universität von Kalifornien bedauert er es, diesen Standpunkt vertreten zu haben. Jetzt erklärt er, daß Marihuana „eines der gefährlichsten Rauschgifte ist“.
Dr. Robert Heath von der Medizinischen Fakultät der Tulane-Universität erklärte: „Als ich vor vier Jahren mit meinen Forschungen begann, glaubte ich, Marihuana sei eine relativ harmlose Droge ... Jetzt bin ich der Meinung, daß sie sehr schädlich ist.“ In dem in der Zeitung Portland Oregonian erschienenen Artikel hieß es dann noch: „Dr. Heath ist nicht der einzige, der neuerdings anders über Marihuana denkt. Wissenschaftler in vielen Laboratorien der Welt sagen jetzt: ,Anfänglich dachte ich, Haschisch [bzw. Marihuana] sei harmlos, nun bin ich jedoch der Meinung, daß es äußerst gesundheitsschädigend ist.‘“ Und in der Wochenendbeilage Weekend Magazine der kanadischen Zeitung Montreal Star hieß es:
„Dr. Olav Braenden, Direktor des Rauschgiftlabors der Vereinten Nationen, erklärte vor kurzem: ,Nach meiner Auffassung macht jede neue wissenschaftliche Erkenntnis über Cannabis seine potentielle Gefährlichkeit deutlicher.‘ ...
Hier in Kanada treten immer mehr Experten auf dem Drogengebiet an die Öffentlichkeit und mahnen zur Vorsicht im Umgang mit Cannabis, ja sie warnen direkt vor dessen Gebrauch.“
Einige Forscher erklären, daß sich sogar der mäßige, aber regelmäßige Gebrauch von Haschisch und Marihuana nachteilig auswirken kann. Die Detroit Free Press schrieb: „Die medizinische Forschung kann mit neuen Entdeckungen aufwarten, die zeigen, daß Marihuana und sein großer Bruder [Haschisch] der körperlichen und geistigen Gesundheit schaden, wenn sie regelmäßig ein- bis zweimal wöchentlich genommen werden.“
DIE SCHÄDLICHE WIRKUNG AUF DAS GEHIRN
Schädigen Haschisch und Marihuana das Gehirn, so daß das Denken einer Person beeinträchtigt wird, selbst wenn sie nicht unmittelbar unter dem Einfluß dieser Droge steht? Ihre Befürworter verneinen diese Frage und weisen auf mehrere Tests hin, um ihren Standpunkt zu stützen.
Ein Forscherteam der Universität von Pennsylvanien berichtete, daß zwischen Personen, die Marihuana rauchten, und Personen, die Nichtraucher waren, kein Unterschied festgestellt werden konnte. Diese Forscher faßten das Ergebnis ihrer Untersuchungen wie folgt zusammen:
„Die zahlreichen neuropsychologischen Tests, die jetzt durchgeführt werden können und die ganz feine Unterschiede aufzeigen, ergaben im wesentlichen keine Unterschiede zwischen Personen, die mäßig Marihuana rauchten, und Personen, die gar nicht rauchten. Diese Ergebnisse stimmen mit denen von Mendelson und Meyer überein, die ähnliche Tests mit zehn gelegentlichen und zehn starken Marihuana-Rauchern durchgeführt haben.“
Marihuana-Gegner jedoch kritisieren die Gültigkeit vieler Tests, bei denen eine Zufallsauswahl von Rauchern und Nichtrauchern getroffen wurde. Sie erklären, daß man besser täte, die geistige Verfassung einer Person, bevor sie anfängt, Marihuana zu nehmen, und nachdem sie längere Zeit Marihuana genossen hat, zu beobachten. Sie weisen auf das Tabakrauchen hin, das sich erst nach längerer Zeit schädlich auswirkt, indem es zu Lungenkrebs oder zu anderen Krankheiten kommt.
Mehrere Versuche haben bezüglich der unmittelbaren Wirkungen zu folgenden Ergebnissen geführt: Je mehr geistige Fähigkeiten und Koordinationsgeschick eine Aufgabe erfordert, desto schlechter wird sie im allgemeinen von jemandem, der unter dem Einfluß von Marihuana steht, gelöst. Der Marihuana-Raucher mag meinen, seine Leistung sei besser. Er gleicht jedoch einem Angetrunkenen, der glaubt, Besseres als sonst zu leisten, während seine Leistungen in Wirklichkeit schlechter sind.
Das beweisen Versuche, bei denen man das Verhalten solcher Personen beim Autofahren prüfte. Personen, die unter dem Einfluß von Marihuana standen, konnten ihren Wagen nicht so gut in Gang oder zum Halten bringen wie Personen, die nicht unter dem Einfluß dieser Droge standen. Manchmal reagierten sie so schlecht wie betrunkene Fahrer: Es fiel ihnen schwer, sich zu konzentrieren, sie schätzten die Situationen falsch ein, und sie reagierten langsamer.
Über die Langzeitwirkungen, die Marihuana auf das Gehirn hat, schrieb Dr. Francis A. Davis, Herausgeber der Ärztezeitschrift Private Practice:
„Anfangs ist der Genuß dieser Droge verführerisch. Der Marihuana-Raucher ist von der Illusion angenehmer Empfindungen so angetan, daß er nicht merkt, wie seine geistigen Kräfte zu verfallen beginnen.
Marihuana beeinträchtigt die Kritikfähigkeit des Rauchers so erheblich, daß er nicht einmal mehr das Ausmaß des Verlustes seiner geistigen Fähigkeiten zu beurteilen vermag.“
Dr. Davis erklärte, daß „regelmäßiges starkes Rauchen eine irreparable Schädigung der geistigen und körperlichen Kräfte“ zur Folge hat und daß bei gewissen Personen der Gebrauch von Marihuana zu Wahnideen führt. Er wies auch warnend darauf hin, daß sogar bei Personen, die weniger als eine Marihuana-Zigarette wöchentlich rauchen, psychische Veränderungen festzustellen sind.
Dr. Jared Tinklenberg vom Rat für Fragen des Drogenmißbrauchs in Washington (D. C.) ist der Meinung, daß Marihuana das Gedächtnis beeinträchtigt, indem es den Vorgang stört, durch den Eindrücke aus dem Kurzzeitgedächtnis in das Langzeitgedächtnis übertragen werden. Und Dr. Hardin Jones, Professor für medizinische Physik und Physiologie an der Universität von Kalifornien, sagte:
„Die Beweise dafür, daß Marihuana-Raucher Probleme mit ihrem Gedächtnis haben, mehren sich.
Bei meiner Tätigkeit (ich befasse mich damit, Cannabis-Raucher zu beurteilen und zu rehabilitieren) kann ich immer wieder beobachten, daß Personen, die aufhören, Marihuana zu rauchen, darüber staunen, wenn sie an sich erfahren, wie Fähigkeiten zurückkehren, deren Verlust ihnen gar nicht aufgefallen war.“
Inspektor Gordon Tomalty, Leiter des Rauschgiftdezernats der Königlichen Berittenen Polizei Kanadas, stellte schädliche psychische Wirkungen fest. Aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung mit Marihuana-Rauchern erklärte er:
„Die Tragik liegt in der Tatsache, daß so viele Jugendliche es mit Cannabis versuchen, weil sie meinen, auf diese Weise ihre persönlichen Probleme lösen zu können ...
Doch dadurch wird keines ihrer Probleme gelöst, und der Genuß, den ihnen das Rauchen bereitet, ist nur von kurzer Dauer, ja es trägt nur dazu bei, sie noch mehr zu verwirren ...
Keinem einzigen der Raucher, die ich im Laufe der Jahre kennengelernt habe, hat diese Droge etwas genützt. Ich bin der Meinung, daß ihr Gebrauch höchstens den Reifungsvorgang verzögert.“
VERGLEICH MIT ALKOHOL
Einige der Forscher, die den Genuß von Haschisch bzw. Marihuana befürworten, geben zu, daß sich diese Droge auf das Gehirn auswirkt. Natürlich wird sie gerade deshalb von so vielen auch genommen. Sie kann angenehme Empfindungen oder ein Wohlgefühl hervorrufen. In der Drogensprache sagt man dazu „high“. Es wird auch zugegeben, daß die Wirkung bei einigen außerordentlich stark ist. In der Drogensprache heißt dieser Zustand „stoned“ (Zustand eines Rausches mit totaler Passivität).
Befürworter von Haschisch bzw. Marihuana weisen darauf hin, daß die Wirkung auf das Gehirn nicht gefährlicher sei als die von Alkohol, denn Alkohol rufe einen ähnlichen Zustand hervor. Viele andere behaupten dagegen, daß zwischen Haschisch bzw. Marihuana und Alkohol ein großer Unterschied besteht.
Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß Alkohol sowohl aus den Hirnzellen als auch aus den übrigen Körperzellen relativ schnell ausgeschieden wird. Natürlich kann sich ein langjähriger Alkoholmißbrauch schädlich auf Körper und Geist auswirken. Aber wenn man mäßig trinkt, wird der Alkohol in wenigen Stunden aus dem Körper ausgeschieden. Bei dem toxischen Bestandteil von Haschisch und Marihuana geht das jedoch nicht so schnell. Dieser soll vielmehr — ähnlich wie DDT — über längere Zeit im Gewebe gespeichert werden. Deshalb vertreten viele Wissenschaftler den Standpunkt, diese Droge sei möglicherweise noch gefährlicher als Alkohol.
Sechs Ärzte der Columbia-Universität (College of Physicians and Surgeons) schrieben in einem Brief an die Redaktion der New York Times:
„Marihuana enthält Giftstoffe ..., die ausschließlich fettlöslich sind und die wie DDT wochen- oder monatelang im Körpergewebe, auch im Gehirn, gespeichert werden.
Die Gewebe können gewaltige Mengen dieser Stoffe speichern. Das erklärt, warum bei Gewohnheitsrauchern erst nach längerer Zeit schädliche Wirkungen festzustellen sind.
Wer diese Stoffe mehr als einmal wöchentlich konsumiert, kann nicht mehr als drogenfrei gelten.“
Dr. Andrew Malcolm von Toronto schrieb: „Besonders die Hirnzellen enthalten zahlreiche fettähnliche Substanzen; deshalb wird Marihuana in diesen Zellen in ziemlich hoher Konzentration gespeichert.“ Er erklärte weiter: „Es gibt Leute, die behaupten, Cannabis sei völlig harmlos. Solche Äußerungen sind jedoch verantwortungslos, wenn man berücksichtigt, was man jetzt darüber weiß.“
Dr. Robert Heath von der Tulane-Universität hält den Vergleich zwischen Alkohol und Marihuana für „lächerlich“. Er schreibt: „Während Alkohol nur eine Zeitlang wirkt, hat Marihuana einen komplexen und anhaltenden Effekt.“ Er vertritt die Meinung, daß ein längerer Gebrauch von Marihuana „das Gehirn schädigt“.
BEEINFLUSSUNG DER SEXUALHORMONE
Auch wegen anderer Folgen, die man dem Wirkstoff von Haschisch und Marihuana zuschreibt, wogt der Meinungsstreit hin und her. So wird zum Beispiel darauf hingewiesen, daß der Testosteronspiegel von Haschisch- bzw. Marihuana-Rauchern weit unter dem der Nichtraucher liegt. Das führt zu Problemen in Verbindung mit der Fortpflanzungsfähigkeit.
Die im Staat New York herausgegebene Fachzeitschrift Journal of Medicine berichtete über drei verschiedene derartige Beobachtungen. In dem einen Fall litten drei Männer im Alter von 23 bis 26 Jahren an Potenzstörungen. Man stellte fest, daß sie längere Zeit starke Marihuana-Raucher gewesen waren. Einer hatte zum Beispiel sechs und ein anderer zwei Jahre lang geraucht. Die Ärzte sind überzeugt, daß zwischen dieser Störung und dem langjährigen Gebrauch von Haschisch bzw. Marihuana eine direkte Beziehung besteht.
Bei einer anderen Untersuchung, über die die erwähnte Zeitschrift berichtete, handelte es sich um vierzig Männer im Alter von 18 bis 28 Jahren. Zwanzig dieser Männer hatten während mindestens sechs Monaten an wenigstens vier Tagen in der Woche Marihuana geraucht. In dieser Zeit hatten sie keinerlei sonstige Drogen genommen. Die anderen zwanzig Männer hatten niemals Marihuana geraucht. In der Zeitschrift wurde darauf hingewiesen, daß der Testosteronspiegel bei den Rauchern weit unter dem der Nichtraucher lag und daß sich bei einer ganzen Anzahl der Raucher als Folge davon schwere Störungen zeigten. In dem Bericht hieß es: „Die Ergebnisse deuten darauf hin, daß der gewohnheitsmäßige starke Gebrauch von Marihuana zu Veränderungen der normalen Fortpflanzungsfähigkeit beim Mann führen kann.“
Doch was ergab eine andere Untersuchung, über die in der Fachzeitschrift Journal of Medicine ebenfalls berichtet wurde? Bei dieser Untersuchung wurde der Testosteronspiegel von 27 Männern täglich vor, während und nach einem Zeitraum von 21 Tagen, in dem sie Marihuana geraucht hatten, kontrolliert. In diesem Fall wurden keine bedeutenden Veränderungen festgestellt. Die Forscher, die den Test durchführten, kamen zu dem Schluß, daß zwischen dem Gebrauch von Marihuana und dem Testosteronspiegel kein Zusammenhang besteht. Aber dieser Versuch unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt von den anderen: durch die Zeitdauer. Die Droge war nur drei Wochen lang genommen worden, wogegen die Versuchspersonen in den beiden anderen Gruppen, wo schädliche Wirkungen festgestellt wurden, während einer viel längeren Zeit Marihuana geraucht hatten.
ANDERE MÖGLICHE SCHÄDEN
Auch die Behauptung, Haschisch bzw. Marihuana verringere die Widerstandskraft gegen Krankheit und schädige die Chromosomen bzw. die Gene, ist umstritten.
In der Zeitschrift Consumer Reports wird über Untersuchungen berichtet, bei denen keinerlei Zellschädigungen zu beobachten waren. Um die Behauptung eines erhöhten Krankheitsrisikos zu widerlegen, führte diese Zeitschrift Untersuchungsergebnisse an, die an der Universität von Kalifornien (Los Angeles) erzielt worden waren. Dort hieß es: „Es gibt weder einen klinischen noch einen epidemiologischen Beweis dafür, daß gewohnheitsmäßige Marihuana-Raucher mehr als Nichtraucher dazu neigen, an Krebs oder infektiösen Prozessen zu erkranken.“ (Gemeint sind hierbei speziell Hautkrebs bzw. Hautinfektionen.)
Andere Forscher sind zu einem gegenteiligen Schluß gekommen. Dr. Gabriel G. Nahas und seine Kollegen von der Medizinischen Fakultät der Columbia-Universität berichteten, nachdem sie sechs komplizierte Untersuchungen durchgeführt hatten, daß die Körperabwehr bei Marihuana-Rauchern beeinträchtigt war. Dr. Nahas folgerte, daß gewohnheitsmäßige Marihuana-Raucher ihre Körperabwehr gegen Infektionskrankheiten sowie gegen Krebs schädigen. Er fand auch, daß hohe Dosen von THC „hemmend auf die Produktion von DNSc im Körper wirken“, was auf eine abnorme Entwicklung des genetischen Codes hindeutet. Er erklärte deshalb:
„Die Wirkung von THC ist 10 000mal stärker als die des Alkohols ...
Alles spricht dafür, daß Marihuana äußerst gefährlich ist. Der Gebrauch dieser Droge sollte bekämpft werden. Sie ist kein mildes, bewußtseinserweiterndes Kraut. Ich bin absolut gegen die Bemühungen, diese Droge zu einem gesellschaftlichen Allgemeingut zu machen oder ihre Freigabe zu erwirken.“
Im allgemeinen ist man sich jedoch darin einig, daß die Lunge durch Rauchen von Marihuana genauso geschädigt wird wie durch Tabakrauch. Wissenschaftler in der Schweiz haben an Kulturen von Lungengeweben festgestellt, daß Haschisch die Entwicklung bösartiger Geschwülste und deren Vorstadien fördert. Ein Schweizer Ärzteteam kam zu dem Schluß, daß Haschisch das Lungengewebe noch rascher schädigt als Zigarettenrauch. Und in einem von der Zeitschrift Consumer Reports veröffentlichten Artikel, der das Rauchen von Marihuana im allgemeinen wohlwollend beurteilte, hieß es:
„Obgleich die Beweise bis jetzt noch längst nicht eindeutig sind, besteht kein Grund, daran zu zweifeln, daß der Marihuanarauch ähnlich wie der Tabakrauch und andere Arten von Rauch die menschlichen Lungenzellen schädigen kann. Wie groß der Schaden sein kann, ist noch eine offene Frage. ...
Für Personen, die wöchentlich viele Marihuana-Zigaretten rauchen, ist das Risiko, sich einen Lungenschaden zuzuziehen, natürlich sehr groß.“
DIE JAMAIKA-STUDIE
Befürworter von Marihuana weisen auf eine Studie hin, die auf Jamaika, der drittgrößten Insel der Großen Antillen im Karibischen Meer, durchgeführt wurde. Viele der Inselbewohner rauchen schon lange Ganja, ebenfalls eine Cannabis-Mischung. Man nahm daher an, daß Beobachtungen, die an dieser Bevölkerung gemacht würden, bindende Schlußfolgerungen zuließen.
In einem Bericht, der sich auf diese Studien stützte, wurde erklärt, daß man bei der Bevölkerung Jamaikas keinerlei schädliche Wirkungen festgestellt habe. Abschließend hieß es darin: „Die gesammelten Daten lassen deutlich erkennen, daß der jahrelange Gebrauch von Ganja ... keine nachweisbaren Intelligenzdefekte oder anderweitigen Beeinträchtigungen der Geistestätigkeit zur Folge hat ... Nichts deutet darauf hin, daß das Gehirn geschädigt wird.“
Diese Studie und die Schlußfolgerungen, die man daraus zog, sind jedoch angefochten worden. Professor Hardin B. Jones von der Universität von Kalifornien schrieb dazu folgendes:
„Eine Studie über den Gebrauch von Ganja auf Jamaika, die angeblich den Beweis erbracht hat, daß diese Droge sich nicht schädlich auswirkt, wurde von Dr. John A. S. Hall, dem Leiter der Medizinischen Abteilung des Kingstoner Krankenhauses (Jamaika), für unzuverlässig erklärt. Er hatte nämlich festgestellt, daß die Auswahl, die man für diese Studie getroffen hatte, fehlerhaft war.
Er schrieb, daß 20 Prozent der Männer, die fünf oder mehr Jahre Ganja geraucht haben, ... impotent sind. Auch berichtete er, daß man unter den Ganja-Rauchern Jamaikas allgemein eine Veränderung der Persönlichkeit beobachten kann. Es treten u. a. Symptome auf wie Interesselosigkeit, Flucht aus der Wirklichkeit und Unfähigkeit oder fehlende Bereitschaft, sich zu konzentrieren.“
Dr. Jones wies darauf hin, daß Studien veröffentlicht werden, die den Anschein erwecken, die Behauptung, Haschisch und Marihuana seien schädlich, zu widerlegen. Er fügte aber hinzu: „Doch solche Studien lassen fast immer den einen oder anderen von zwei Punkten außer acht: daß die Wirkungen der Cannabis-Produkte erst nach längerer Zeit sichtbar werden und daß bei den Testpersonen Wirkungen, die bei den meisten Rauchern auftreten, nicht vorhanden sein mögen. Der aktive Wirkstoff THC wird vom Körper nicht gleich ausgeschieden. So sind nach vier Tagen noch 40 bis 45 Prozent davon im Körper vorhanden; nach sieben Tagen noch 30 bis 35 Prozent, und danach wird der Rest ganz langsam ausgeschieden. Die Ablagerung von THC im Gehirn erklärt, warum dessen Leistungsfähigkeit beeinträchtigt ist.“
EIN WICHTIGER FAKTOR, DER ZU BERÜCKSICHTIGEN IST
Noch immer weiß man zuwenig über die Schädlichkeit von Haschisch und Marihuana. Die Forschungen müssen fortgesetzt werden. Einige Untersuchungsergebnisse lassen jedoch bereits erkennen, daß diese Drogen eine große potentielle Gefahr für die Gesundheit darstellen.
Deshalb erklärte Dr. Robert L. DuPont, Leiter des US-Instituts gegen Drogenmißbrauch: „Die Ergebnisse der Tierversuche und einiger vorläufiger Menschenversuche sind ein Grund zur Beunruhigung und mahnen zur Vorsicht ... Die schädlichen Wirkungen, die diese Droge möglicherweise hat, sollten die Marihuana-Raucher oder Personen, die beabsichtigen, solche zu werden, veranlassen, sich zu überlegen, ob der Genuß das Risiko wert ist.“
Sogar in einem Artikel der Zeitschrift Consumer Reports, der einen Monat nach dem Artikel erschien, in dem der Gebrauch von Marihuana befürwortet worden war, konnte man lesen: „Marihuana ist, wie jede andere Droge, wahrscheinlich schädlich, und zwar in mindestens einigen Beziehungen für mindestens einige Raucher, wenn eine bestimmte Menge unter bestimmten Bedingungen geraucht wird.“
Aber es gilt, noch etwas Wichtigeres zu berücksichtigen: die Ansicht desjenigen, der den menschlichen Körper und Geist geschaffen hat und der daher sicherlich weiß, was für den Menschen am besten ist. In Gottes Wort, der Bibel, wird der Rat gegeben: „Laßt uns uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und Geistes“ (2. Kor. 7:1). Bestimmt ist es eine Befleckung des Fleisches, wenn wir absichtlich Rauch — irgendeinen Rauch — in die Lunge einziehen. Wer das praktiziert, kann unmöglich ein wahrer Christ sein.
Und da man durch Haschisch und Marihuana in einen Zustand gelangen kann, der in der Drogensprache als „high“ bezeichnet wird, oder in einen Zustand, der „stoned“ genannt wird, besteht die Gefahr, daß der Geist falschen Auffassungen zugänglich wird. In dem Werk The World Book Encyclopedia kann man lesen: „Marihuana ruft im Fühlen und Denken eines Menschen verschiedene Veränderungen hervor. ... Marihuana kann auch eine Veränderung des Zeit- und Raumgefühls bewirken. Minuten mögen wie Stunden erscheinen und Gegenstände, die ganz nahe sind, so, als wären sie weit weg. Die Droge kann das Gedächtnis, das Urteilsvermögen und die Koordination beeinträchtigen. ... Marihuana kann die Bereitschaft verstärken, neue Ideen — sie mögen richtig oder falsch sein — kritiklos zu akzeptieren.“
Darf sich eine gottesfürchtige Person einer solchen Wirkung aussetzen? Wir lesen in der Bibel: „Geliebte, glaubt nicht jeder inspirierten Äußerung, sondern prüft die inspirierten Äußerungen, um zu sehen, ob sie von Gott stammen, weil viele falsche Propheten in die Welt ausgegangen sind“ (1. Joh. 4:1). Ist es möglich, Ideen zu prüfen, um festzustellen, ob sie wahr oder falsch sind, wenn man eine Droge gebraucht, die „die Bereitschaft verstärken [kann], neue Ideen — sie mögen richtig oder falsch sein — kritiklos zu akzeptieren“?
Auch lesen wir in den Sprüchen: „Denkvermögen selbst [wird] stets über dich wachen, ja Unterscheidungsvermögen wird dich behüten, um dich von dem schlechten Wege zu befreien, von dem Mann, der verkehrte Dinge redet, von denen, die die Pfade der Geradheit verlassen, um auf den Wegen der Finsternis zu wandeln“ (Spr. 2:11-13). Werden die durch Haschisch bzw. Marihuana erzielten Rauschzustände, die man als „high“ und als „stoned“ bezeichnet, das Denkvermögen und das Unterscheidungsvermögen verbessern und so dazu beitragen, daß man sich vor den schlechten Wegen und vor denen, die verkehrte Dinge reden, bewahren kann? Kaum.
Wahre Christen genießen kein Haschisch bzw. Marihuana, ganz gleich, was die Forschung in bezug auf die Kurzzeit- oder Langzeitwirkungen dieser Drogen noch herausfinden wird. Sie wissen, daß sie dadurch ihren Leib beflecken und in eine geistige Verfassung kommen würden, die gerade das Gegenteil von dem Zustand ist, den ein Diener Gottes anstreben sollte.
[Fußnoten]
a Cannabis indica, Indischer Hanf, aus dem Haschisch und Marihuana hergestellt werden.
b Haschisch wird aus dem Harz der in Blüte stehenden Pflanze des Indischen Hanfs gewonnen und Marihuana aus ihren Blättern und Stengeln. Haschisch hat etwa die fünffache Wirkung von Marihuana.
c DNS ist das genetische Material, das die Zellen zur Teilung veranlaßt und über die Erbanlagen bestimmt.
[Herausgestellter Text auf Seite 5]
Autofahrer, die unter dem Einfluß von Marihuana standen, reagierten so schlecht, als wären sie betrunken.
[Herausgestellter Text auf Seite 7]
Schweizer Ärzteteam sagt, Haschisch schädige das Lungengewebe noch rascher als Zigarettenrauch.
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Eine Verschwörung wird aufgedecktErwachet! 1976 | 22. Juni
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Eine Verschwörung wird aufgedeckt
Vom „Awake!“-Korrespondenten in Australien
DIE Australier geben viel auf ihre Freiheitsrechte, und sie sind bekannt dafür, daß ihnen Ehrlichkeit und Anständigkeit viel wert sind, d. h., daß sie, wie sie sagen, für ein „faires Spiel“ sind.
Personen, die gegen jegliche Parteilichkeit sind, befürworten gewöhnlich auch die Religionsfreiheit.
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