Ist der Gebrauch des Rosenkranzes biblisch?
MILLIONEN sogenannter Christen haben noch nie ernsthaft über den Gebrauch des Rosenkranzes nachgedacht. Für sie steht es fest, daß nichts dagegen einzuwenden ist, seine Gebete mit Hilfe einer Perlenkette zu zählen. Sie betrachten es als einen christlichen Brauch.
Viele sind daher überrascht, wenn sie erfahren, daß auch Hindus, Buddhisten und Moslems diesen Brauch pflegen. Und tatsächlich ist er nichtchristlichen Ursprungs. Das gab der römisch-katholische Bischof Fulton J. Sheen mit den Worten zu: „Gebetsperlen ... wurden wahrscheinlich zuerst von den Buddhisten verwendet. Sowohl Buddhisten als auch Moslems machen bei ihren Gebeten Gebrauch davon.“ Doch weder die Apostel Jesu Christi noch deren Mitchristen im ersten Jahrhundert benutzten einen Rosenkranz.
Ist heute etwas gegen den Gebrauch des Rosenkranzes einzuwenden? Um dies festzustellen, sollten wir berücksichtigen, was damit verbunden ist, und wir sollten diese Frage im Lichte biblischer Grundsätze untersuchen.
Der Rosenkranz, den viele Katholiken verwenden, besteht gewöhnlich aus fünf Gruppen von zehn kleinen Perlen, die durch vier größere Perlen abgeteilt sind; die Kette wird von einem Schildchen, das ein Marienbildnis trägt, zusammengehalten. An diesem Schildchen ist ein Anhänger oder eine kleinere Kette befestigt, die aus drei kleinen Perlen besteht, die zwischen zwei größeren Perlen angeordnet sind, und den Abschluß bildet ein Kruzifix.
Der Rosenkranz wird unterschiedlich gehandhabt. Aus der in den Vereinigten Staaten veröffentlichten Broschüre The Fifteen Mysteries of the Holy Rosary geht folgendes hervor: Wer den Rosenkranz verwendet, segnet sich durch das Kruzifix und sagt gleichzeitig: „Neige dich herab, mir zu helfen, o Gott, o Herr, eile mir zu Hilfe.“ Dann sagt er das „Apostolische Glaubensbekenntnis“ auf, ein „Vaterunser“, drei „Ave-Maria“ und ein „Ehre sei dem Vater“. Diese Gebete, die anhand der kleinen Kette oder des Anhängers gesprochen werden, sind freigestellt. Die Gebete, die gesprochen werden, während jede der restlichen Perlen zwischen die Finger genommen wird, dürfen jedoch nicht ausgelassen werden. Das erste Gebet ist das „Vaterunser“. Diesem folgen zehn „Ave-Maria“. Das „Ehre sei dem Vater“ bildet den Abschluß der Dekade.
Alle weiteren Dekaden erfordern die Wiederholung der ursprünglichen Worte, wobei der Betende lediglich über ein anderes Geheimnis nachdenkt. Nachdem er die Dekaden des Rosenkranzes beendet hat, kann er das „Sei gegrüßt, o Königin“ und die „Litanei von der seligen Jungfrau“ rezitieren. Um den ganzen Rosenkranz zu beten, der aus fünfzehn Dekaden besteht, muß er die Perlen der geschlossenen Kette dreimal durch seine Finger gleiten lassen.
Beim Beten des Rosenkranzes wird Maria die größte Bedeutung beigemessen, da die meisten Gebete an sie gerichtet werden. Ist dies in Einklang mit den Lehren Jesu?
Eine Frau, die von Jesu Lehren ergriffen war, rief einmal aus: „Selig der Leib, der dich getragen, und die Brüste, an denen du gesogen hast!“ Wird dieses Empfinden beim Beten des Rosenkranzes nicht besonders betont? Ging jedoch Jesus mit dieser gefühlsbetonten Äußerung einig? Nein. „Er aber sprach: ,Vielmehr selig, die das Wort Gottes hören und befolgen!‘“ (Luk. 11:27, 28, gemäß der katholischen Jerusalemer Bibel).
Maria wurde von Jesus Christus nie besonders begünstigt. Er deutete nicht an, daß ihr besondere Ehre erwiesen werden sollte. Als sie und ihre anderen Kindera Jesus beim Lehren unterbrachen und ihm mitteilen ließen, daß sie ihn zu sprechen wünschten, antwortete Jesus: „‚Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?‘ Und er streckte seine Hand nach seinen Jüngern aus und sprach: ,Siehe! Meine Mutter und meine Brüder! Denn wer irgend den Willen meines Vaters tut, der im Himmel ist, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter‘“ (Matth. 12:48-50).
Auch Maria zeigte eine demütige Einstellung. Als ihr der Engel Gabriel Gottes Vorhaben hinsichtlich der Geburt seines Sohnes enthüllte, antwortete sie: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn“ (Luk. 1:38, gemäß der katholischen Übersetzung von Kürzinger). Ihre Einstellung glich sehr derjenigen des Engels, vor dem sich der Apostel Johannes niederwarf, nachdem er die Offenbarung empfangen hatte. Der Engel tadelte Johannes mit den Worten: „Ich bin nichts weiter als ein Mitsklave von dir und deinen Brüdern, die das Werk des Zeugnisgebens für Jesus innehaben. Bete Gott an“ (Offb. 19:10).
Widerspricht nicht der Rosenkranz der Ermahnung des Engels: „Bete Gott an.“? Werden nicht die meisten dieser Gebete an Maria gerichtet? Doch das ist nicht alles.
Befürworter des Rosenkranzes sind gezwungen zuzugeben, daß viele, die ihn beten, keinen Nutzen daraus haben. In der Broschüre The Fifteen Mysteries of the Holy Rosary heißt es darüber: „Viele ... machen aus dem Rosenkranz eine mechanische Wiederholung des Vaterunsers und des Ave-Maria, was dazu führt, daß er besonders für junge Leute ein langweiliger Brauch wird.“
Der Rosenkranz enthält tatsächlich viele Wiederholungen. Wer alle fünfzehn Dekaden des Rosenkranzes betet, hat das „Vaterunser“ oder „Gebet des Herrn“, das in Matthäus 6:9-13 aufgezeichnet ist, fünfzehnmal zu sprechen. Die folgenden Worte des „Ehre sei dem Vater“ sind ebenfalls fünfzehnmal zu sagen: „Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste. Wie es war im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.“ Zehnmal so oft werden die Worte des „Ave-Maria“ gesprochen: „Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir, du bist gebenedeit unter den Weibern, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus. Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.“
Ist es in Einklang mit der Bibel, Gebete so oft zu wiederholen? Man beachte, was Jesus sagte: „Beim Beten sollt ihr auch nicht plappern wie die Heiden. Diese meinen nämlich, sie würden dann Erhörung finden, wenn sie recht viele Worte machen. Macht es nicht so wie diese“ (Matth. 6:7, 8, Rießler, Storr).
Werden beim Beten des Rosenkranzes nicht ‘recht viele Worte gemacht’? Macht man es nicht so wie die Heiden, bei denen der Gebrauch des Rosenkranzes schon lange Zeit bekannt war, bevor sogenannte Christen damit anfingen?
Es besteht somit kein Zweifel, daß der Gebrauch des Rosenkranzes unbiblisch ist. Er läßt sich nicht mit den Worten Jesu über das Gebet vereinbaren und widerspricht der Aufforderung, nur ‘Gott anzubeten’. Statt weiterhin den Rosenkranz zu verwenden, sollten Menschen, die Gottes Anerkennung suchen, von Herzen zu Gott beten, und zwar durch seinen Sohn Jesus Christus.
[Fußnote]
a Zum Beweis dafür, daß Maria weitere Kinder hatte, siehe Aid to Bible Understanding, Seite 262 und 263 sowie die Zeitschrift Erwachet! vom 22. Dezember 1968, Seite 23 und 24.
[Bild auf Seite 451]
Ein Hindu-Sadhu, der im Mahalaxmi-Tempel in Bombay betet und dabei Gebetsperlen verwendet.