-
Honig — Wie bereitet die Biene ihn für dich?Erwachet! 1977 | 22. Oktober
-
-
die an einem Metallzylinder, in dem sich brennbares Material befindet, befestigt ist. Steckt man die Pfeife an, so entweicht Rauch durch ein trichterförmiges Oberteil. Schon ein wenig Rauch am Eingang des Stocks versetzt die Bienen in einen Alarmzustand. Das Feuer ist ein gefährlicher Feind der Bienen. Um sich für den erwarteten Notfall zu rüsten, schlürfen sie etwas Honig. Durch dessen Genuß sowie durch die Wirkung des Rauches werden sie fügsamer, und man kann leichter mit ihnen umgehen.
Als nächstes wird der Stock geöffnet, indem man das Dach und den Innendeckel abnimmt. Einige Bienen werden immer noch emsig auf den Honigrähmchen beschäftigt sein. Ein wenig Rauch treibt die meisten von ihnen in den unteren Brutraum zurück. Sind fast alle Zellen mit einer dünnen Wachsschicht verdeckelt, so ist dies der Beweis, daß der Honig ausgereift ist.
Nachdem man die dünne Wachsschicht von den Zellen abgetragen hat, kommen die Rähmchen in eine sogenannte „Honigschleuder“, in der der Honig durch Rotation der Rähmchen mit Hilfe der Zentrifugalkraft ausgeschleudert wird. Er läuft nach unten durch ein Sieb ab und wird in bereitgestellte Gefäße gesammelt.
Wir hoffen, daß dir dieser Besuch bei unserem Bienenstand geholfen hat, den Wert des Honigs noch mehr zu schätzen und die Rolle, die die Bienen bei seiner Zubereitung für uns spielen, noch besser zu verstehen. Auf wahrhaft wunderbare Weise bezeugen diese kleinen Lebewesen die Weisheit Jehovas, des großartigen Schöpfers alles Lebendigen (Ps. 104:24).
-
-
Der Laden vor der HaustürErwachet! 1977 | 22. Oktober
-
-
Der Laden vor der Haustür
Vom „Awake!“-Korrespondenten in der Dominikanischen Republik
„ZAFACÓN!“ Ich fuhr aus dem Schlaf hoch. „Was ist das?“ fragte ich meine Frau. „Zafacón!“ „Schon wieder!“ Ich schaute auf die Uhr: Es war 5.30 Uhr. Noch etwas schlaftrunken kletterte ich aus dem Bett und sah zum Fenster hinaus. Zu meiner Überraschung erblickte ich ein kleines, mageres Männchen, dem vier verzinkte, mit einer Schnur zusammengebundene Mülleimer von den Schultern herabhingen, auf dem Bürgersteig entlanggehen. Als er wieder ausrief: „Zafacón!“ (dieses spanische Wort bedeutet in der Dominikanischen Republik und in Puerto Rico „Mülleimer“), dämmerte es mir, daß er seine Ware feilbot.
Das war meine erste, aber nicht meine letzte Begegnung mit den fliegenden Händlern von Santo Domingo (Hauptstadt und Hafenstadt der Dominikanischen Republik). Wir waren erst am Abend zuvor in dieser Stadt eingetroffen.
In Europa und Nordamerika ist es in den meisten Ländern üblich, in Warenhäusern oder im Supermarkt zu kaufen. Aber hier in Santo Domingo ziehen es viele vor, zu Hause zu bleiben und das, was sie brauchen, von Händlern zu kaufen, die bei ihnen vorbeikommen.
Der Eiermann kommt schon vor dem Frühstück. Er trägt zehn bis fünfzehn Eierbretter mit je dreißig Eiern auf dem Kopf. Dennoch schreitet er ziemlich forsch aus, hält aber dabei seinen Eierturm nicht einmal mit den Händen fest. Stell dir vor, was für Folgen es hätte, wenn er stolpern würde. Aber der Eiermann scheint gar nicht an diese Gefahr zu denken. Es geht ihm auch ganz selten ein Ei in die Brüche.
Sehr häufig sieht man den platanero. Er verkauft Gemüsebananen. Diese Frucht spielt, wenn es reichlich davon gibt und sie billig zu haben ist, in der Kost der Dominikaner fast die gleiche wichtige Rolle wie der Reis und die Bohnen. Der platanero verkauft oft auch Wurzelmaniok, stärkereiche Wurzelknollen, die als Ersatz für Kartoffeln dienen und gewöhnlich billiger sind als diese.
Auch die marchanta oder Gemüsefrau kommt vorbei und ruft singend aus: „Verdura!“ Auf dem Kopf trägt sie einen großen viereckigen Korb, gefüllt mit den verschiedensten Blattgemüsen, mit Kräutern und Tomaten. Wenn sie am frühen Morgen auf dem Markt ihren Korb füllt, mag er vierzehn oder mehr Kilogramm wiegen.
„Tut Ihnen der Kopf oder das Genick nicht weh, nachdem Sie den ganzen Morgen eine solche Last herumgetragen haben?“ fragte ich vor kurzem eine robuste Gemüsefrau.
„Am Anfang schon, aber nach einiger Zeit gewöhnt man sich daran“, entgegnete sie. Ich blickte erstaunt auf den Berg Gemüse, den sie auf dem Kopf trug, und dachte bei mir selbst: „Wie gut, daß er auf ihrem und nicht auf meinem Kopf aufgetürmt ist!“
Aber nicht nur Nahrungsmittel — Gemüse, Obst, Hühner, Fisch — werden von fliegenden Händlern verkauft, sondern auch vieles andere. Benötigt jemand zum Beispiel einen Spiegel oder einen Blumentopf, dann braucht er nur darauf zu achten, wann der bestimmte Händler vorbeikommt. Es wird nicht lange dauern. Hat jemand Bedarf an Kurzwaren, so wird ebenfalls bald der Händler auftauchen, der Garn, Fingerhüte, Reißverschlüsse, Knöpfe, Druckknöpfe usw. verkauft, auch Stoffe mag er feilbieten. Ein anderer Händler hat Frauen- und Männerbekleidung, Unterwäsche und Oberbekleidung, zu verkaufen. Auch Haushaltsgegenstände werden von fliegenden Händlern feilgeboten.
Man sieht aber auch Kinderwagen, die mit allem möglichen, angefangen von Lockenwicklern und Haarspangen bis zu Büchern und Zeitschriften, beladen sind. Diese Artikel kann man kaufen, leihen oder gegen etwas anderes eintauschen. Ja, hier ist es möglich, sich an der Haustür ein Buch für einen Tag oder auch eine Woche auszuleihen.
Sogar Dienstleistungen werden von Haus zu Haus angeboten. Ist ein Abfluß verstopft oder gibt es für den Klempner irgendeine andere Reparaturarbeit, dann muß man nur aufpassen, daß man ihn, wenn er vorbeikommt, hört. Sind Messer oder Scheren stumpf, muß man auf das Pfeifen des Scherenschleifers achten. Er kündigt seine Anwesenheit an, indem er die ganze Tonleiter rauf und runter pfeift. Ist ein Schirm kaputt? Der Schirmflicker freut sich, auf seiner täglichen Runde zu Diensten zu sein. Und was tut man, wenn man den Absatz verloren hat oder wenn die Schuhsohlen durchgelaufen sind? Ein fliegender Schuhmacher wird sie reparieren.
Die Händler wenden beim Feilbieten verschiedene Methoden an. Jeder hat seine eigene, und sie paßt genau zu der Ware oder der Dienstleistung, die er anbietet. Es gibt unter den fliegenden Händlern Personen, deren Stimme man schon von weitem hört. Eine Frau, die Erbsen verkauft, hören wir jeweils schon einige Minuten bevor sie zu unserem Haus kommt. Unterhält sie sich mit unserer Nachbarin, kann es passieren, daß wir unser eigenes Wort nicht mehr verstehen. Einige Händler halten die Hand etwa zweieinhalb Zentimeter vom Mund entfernt, um den Schall abzulenken: um die Ecke, nach hinten oder nach oben. Der eine oder andere Händler benutzt sogar ein Megaphon.
Wir wohnen nun schon fünf Jahre in Santo Domingo. Inzwischen haben wir uns an die Straßenhändler gewöhnt, und wir halten es für praktisch und bequem, den Laden vor der Haustür zu haben.
-