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Ehe ohne TrauscheinErwachet! 1981 | 22. April
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Ehe ohne Trauschein
„DAS Beste am Zusammenleben ohne Trauschein“, sagte eine 21jährige Studentin, „ist die Gewißheit, daß man nicht gebunden ist. Man weiß, daß man bis zur Selbstfindung noch einen langen Weg vor sich hat. Und wenn man sich nach ein paar Monaten oder Jahren so stark verändert hat, daß man nicht mehr zusammenpaßt, kann man wieder auseinandergehen.“
Immer mehr Personen teilen die Ansicht dieser Studentin. Hat sie recht? Ist eine freie Beziehung besser als die traditionelle Ehe? Warum ziehen so viele eine Ehe ohne Trauschein vor?
Immer mehr Ehen ohne Trauschein
Die Zahl der Paare, die ohne Trauschein zusammenleben, d. h. ohne standesamtlich getraut zu sein, ist ungeheuer angestiegen. In den Vereinigten Staaten ist sie im Laufe von sieben Jahren um 100 Prozent gewachsen. In Japan hat sich die Zahl der im Konkubinat lebenden Mütter innerhalb von fünf Jahren verdoppelt.
In Schweden ist die Zahl der ungetraut zusammenlebenden Personen im Laufe von etwa 20 Jahren (ca. 1950—1970) um 35 Prozent gestiegen. In Brasilien beträgt die Zahl der in eheähnlichen Gemeinschaften lebenden Personen jetzt fast vier Millionen gegenüber etwa zwei Millionen im Jahre 1970. In der Bundesrepublik Deutschland ging die Zahl solcher Gemeinschaften nach einer vorsichtigen Schätzung des Bundesinstitutes für Bevölkerungsforschung bereits 1977 „weit über eine Million“ hinaus.
Offensichtlich hat sich die Einstellung zur Ehe drastisch verändert. Warum?
Warum so populär?
Dafür gibt es viele Gründe. Ein Grund mag die Brüchigkeit der Ehe sein, wie die steigende Zahl von Ehescheidungen erkennen läßt. Manch einer, der eine schlechte Ehe hinter sich hat und bitter enttäuscht ist, mag davor zurückschrecken, den gleichen Fehler wieder zu machen.
Mancherorts haben die gesetzlich erlaubte Abtreibung und sicherere Methoden der Geburtenkontrolle einen solchen Lebensstil erleichtert. Eine „papierlose Ehe“ zu führen ist heute auch leichter, weil die Gesellschaft gegenüber dem Lebensstil ihrer Mitglieder toleranter ist. Und manchmal sind es auch gewisse wirtschaftliche Vorteile (die oftmals genannte Steuerersparnis [Vermeidung der Progression]).
Auch innere Empfindungen spielen eine Rolle. Viele der heutigen Frauen fürchten, vom Mann beherrscht zu werden. Sie fürchten sich davor, so an ihren Partner gebunden zu sein, daß sie ihre eigene Identität verlieren. Außerdem genießt die heutige Frau mehr Rechte, und manch eine ist mehr an einer Karriere als an einer Familie interessiert. Ferner hat man Angst davor, daß sich der Partner zu seinem Nachteil verändern könnte.
Einige lehnen sich gegen die Eltern oder gegen die alte, strenge Moral auf. Andere streben nach Abwechslung in den sexuellen Kontakten ohne Verpflichtung. Viele betrachten das ehelose Zusammenleben als Alternative zur Einsamkeit. Manche glauben, wenn ein unverheiratet zusammenlebendes Paar auseinandergehe, sei weniger das Gefühl vorhanden, versagt zu haben, als bei einer Ehescheidung. Auch gibt es Leute, die meinen, eine größere Chance für eine echte Partnerschaft zu haben, wenn sie freiwillig sei.
Bringt eine Ehe ohne Trauschein jedoch immer die erhoffte Erfüllung und das erwartete Glück? Ist ein solches Zusammenleben ein besserer Lebensstil als die Ehe? Man sollte über den Fall einer Frau, deren Erfahrung unter denen, die sich für diesen Lebensstil entschieden haben, keineswegs selten ist, etwas nachdenken.
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Durch bittere Erfahrung klug gewordenErwachet! 1981 | 22. April
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Durch bittere Erfahrung klug geworden
Der folgende Erfahrungsbericht stammt von einer Australierin, die, nachdem ihre Ehe gescheitert war, etwas anderes ausprobierte.
ICH habe fast drei Jahre in wilder Ehe gelebt. Mit welchem Ergebnis? Es waren, ehrlich gesagt, in emotioneller und psychischer Hinsicht die schlimmsten drei Jahre meines Lebens.
Wir entschlossen uns zu dieser freien Gemeinschaft aus dem gleichen Grund wie die meisten, die so zusammenleben: Als gebrannte Kinder scheuten wir das Feuer; auch dachten wir, man lerne einen Menschen erst richtig kennen, wenn man mit ihm zusammenlebe. Ich sagte mir: „Wenn es nicht klappen sollte, ist ein Auseinandergehen unproblematischer als eine Ehescheidung.“
Unsicherheit verursacht Probleme
Aber gerade dieses Denken ruft Probleme hervor. Schon von Anfang an fühlt man sich nämlich unsicher. Wie sollte man sich geborgen fühlen können, wenn man nie weiß, ob der Partner einen in einem Jahr oder schon im nächsten Monat wieder verläßt?
Eine freie Beziehung hat den Beigeschmack von etwas Zeitweiligem. Immer wird man von der Angst gequält, der Partner lerne jemand anders kennen und gebe einem dann den Laufpaß. Deshalb ist das zerstörerische Gefühl der Eifersucht allgegenwärtig, stets bereit, einen zu entflammen.
Andere Probleme
Ja, man ist dauernd in Spannung. Man kann nie entspannen, weil man immer darauf bedacht sein muß, nichts zu sagen oder zu tun, was den anderen veranlassen könnte wegzulaufen. Und man empfindet Angst, weil ein Streit fast immer mit einer emotionellen Erpressung endet, indem einer von beiden sagt: „Ich packe jetzt meine Sachen.“
Das größte Problem für mich war der Ausdruck „Lebensgefährtin“. Ich kam mir billig vor und verachtete mich selbst, wenn ich auf einem Amt — und das war nicht selten — den Personenstand angeben mußte. Ich hatte immer das Verlangen zu erklären, daß ich keine unsittliche Frau sei. Aber in Wirklichkeit handelte ich unsittlich, und mein Gewissen quälte mich ständig.
Ich hatte auch psychische Probleme. Sie äußerten sich in Form von Depressionen und Unwertgefühlen und schließlich in dem Wunsch nach Selbstzerstörung. Sogar jetzt noch, fünf Jahre nach Beendigung dieses Verhältnisses, schäme ich mich und komme mir unrein vor, so daß ich die Erinnerung daran für immer auslöschen möchte. Aber es geht nicht, weil wir, wie der Schöpfer sagt, ‘ernten, was wir säen’. Ich werde täglich durch einen kleinen Jungen, der aus diesem Verhältnis hervorgegangen ist, daran erinnert.
Doch nicht nur das Kind erinnert mich an diese Beziehung. Als der Junge geboren wurde, ließ ich in seinem Interesse meinen Namen auf den Namen seines Vaters umändern. Ich glaubte, ihn und meine beiden Kinder aus erster Ehe dadurch vor Vorurteilen schützen zu können. Aber es trägt nur dazu bei, daß ich mir jedesmal, wenn man mich mit diesem Namen anspricht, unehrlich vorkomme.
Rückblick
Mir ist klar, daß ich nicht nur meinen guten Ruf geschädigt habe, vielmehr habe ich auch meine drei Kinder den Angriffen ihrer Mitschüler preisgegeben. Dieses Problem hatten sie nur wegen der Moral ihrer Mutter, und sie konnten sich nicht einmal dagegen wehren. Sie müssen sich sehr geschämt haben.
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Die AlternativeErwachet! 1981 | 22. April
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Die Alternative
DIE meisten Leute geben zu, daß es vielen so ergeht wie dieser Frau. Aber sie weisen darauf hin, daß es auch zahlreiche Problemehen gibt, die Kummer und Sorgen verursachen.
Das ist sicherlich wahr. Ein Beweis dafür sind die steigenden Scheidungsziffern überall in der Welt.
Bedeutet das, daß eine Ehe ohne Trauschein größere Chancen hat, glücklich zu werden?
Was ist stärker?
Es wird behauptet, daß eine freiwillige Partnerschaft stärker sei als eine Partnerschaft, bei der man gebunden sei. Aber welche von beiden ist wirklich stärker: die Partnerschaft ohne Bindung, die einem die Möglichkeit läßt, sich zu trennen, sobald etwas auftaucht, mit dem man sich nicht auseinandersetzen möchte, oder die Partnerschaft, die die Bereitschaft voraussetzt, Freud und Leid miteinander zu teilen, und die so lange dauert, „bis der Tod uns scheidet“?
Auch bei einer Ehe ohne Trauschein stellen sich die typischen Eheprobleme ein. Zum Beispiel muß man entscheiden, wo man wohnen möchte, wieviel Freiheit jeder beanspruchen darf, welche Art der Sexualbeziehungen man pflegen soll und ob man Kinder haben möchte oder nicht. Alle diese Fragen stellen sich sowohl Verheirateten als auch ehelos zusammenlebenden Paaren.
Aber ohne den vertraglich geregelten Ehebund entstehen noch andere Probleme. Zum Beispiel: Welche großen Anschaffungen soll man machen und mit wessen Geld? Wer darf wissen, daß man nicht verheiratet ist, und wer nicht? Welche Freunde kann man zu sich einladen, und wie soll man sich vorstellen? Wie soll man der eigenen Familie und den Verwandten gegenübertreten? Das sind nur einige wenige der Probleme, die ein Paar zu lösen hat, das ohne Trauschein zusammenlebt.
Der Wert der Bindung
Ein 28jähriger Lehrer, der nach einiger Zeit die Frau heiratete, mit der er zusammengelebt hatte, sagte: „Nach ein paar Jahren bekam ich das Gefühl, in einer Leere zu leben. Unser eheloses Zusammenleben ermöglichte kein Planen für die Zukunft. ... Wir konnten nicht entscheiden, ob wir ein Haus kaufen wollten oder nicht, ob wir unser Geld für aufwendige Urlaubsreisen ausgeben oder für Kinder sparen sollten. Wir haben zwar jetzt nicht mehr die Freiheit, unsere Sachen zu packen und zu gehen, dafür können wir aber Pläne schmieden.“
Eine 34jährige Frau schrieb: „Vielleicht bin ich altmodisch, aber verheiratet zu sein gibt mir das Gefühl der Geborgenheit. Da so viele meiner Partnerschaften damit endeten, daß der Mann plötzlich auf und davon ging, raubte mir die Angst, J. würde das auch tun, die Kraft zur Arbeit. Ich fühle mich jetzt wohl, da wir beide vor Zeugen versprochen haben, einander treu zu bleiben.“
Der vertraglich geregelte Ehebund schützt die Verheirateten nicht vor Problemen. Aber er trägt dazu bei, daß sich die Eheleute mehr bemühen, ihre Probleme zu lösen und die Flinte nicht so schnell ins Korn zu werfen. Zum Beispiel erzählte ein Mann, seine Freundin und er hätten sich früher immer gestritten, doch seit sie verheiratet seien, gäben sie sich alle Mühe, es nicht mehr zu tun. „Wir strengen uns beide an. Wir sind gebunden, und deshalb hat es keinen Sinn zu streiten. Früher haben wir jeweils damit gedroht, einfach auf und davon zu gehen. Doch das tun wir jetzt auch nicht mehr.“
Dr. Nancy Clatworthy von der Staatsuniversität von Ohio (USA) hat festgestellt, daß Paare, die vor der Eheschließung nicht zusammengelebt hatten, „eine etwas glücklichere und bessere Ehe führen als andere. Auch gibt es unter ihnen weniger Scheidungen.“ Eine in Australien an 211 Paaren durchgeführte Studie ergab, daß „Paare, die ohne Trauschein zusammenleben, ... weit häufiger von Trennung sprechen als Verheiratete“. In dem Bericht wurde auch erwähnt, daß Paare, die in freier Gemeinschaft zusammenleben, „weniger Zuneigung und Liebe zueinander haben und es mit der Treue weniger genau nehmen als Verheiratete“.
Kinder
In welcher Gemeinschaft gedeihen Kinder geistig und körperlich am besten? Zweifellos in einer stabilen, vollen Elternfamilie, in der sie geliebt, unterstützt und angeleitet werden.
Viele, die ohne Trauschein zusammenleben, haben sich versprochen, sofort zu heiraten, sollte ein Kind unterwegs sein. Ist aber eine „Pillenpanne“ eine gute Grundlage für eine Ehe? Leider kommt es auch sehr oft vor, daß der Mann sich weigert zu heiraten, obschon sich ein Kind angemeldet hat. Ist es ein Beweis von Reife, wenn man seinen Kindern den Makel einer unehelichen Geburt anheftet?
Man hat jedoch festgestellt, daß Kinder, die wissen, daß sie aus einer wilden Ehe stammen, sowie Kinder, deren Eltern geschieden sind, meist zu mißtrauischen Menschen heranwachsen. Es fällt ihnen schwer, eine dauerhafte Zweierbeziehung herzustellen, und sie mögen eine zynische Ansicht über den Wert der Liebe haben.
Ein liebevoller Vater und eine liebevolle Mutter spielen für die Entwicklung des Kindes zu einem charakterfesten Menschen eine sehr wichtige Rolle. Der englische Kinderpsychiater Arthur Graham sagte: „Wir haben herausgefunden, daß ein Kind nirgendwo besser großgezogen werden kann als in einer Familie, und wir sollten alle unsere Kräfte darauf konzentrieren, Eltern darin zu unterstützen, ihre Aufgabe gut zu lösen.“
Alles deutet auf eines hin: Je stärker die Bindung, desto besser sind die Beziehungen der Beteiligten zueinander. Warum ist das so?
Der gewichtige Grund
Es gibt einen gewichtigen Grund, warum die Ehe mit Trauschein eine bessere Einrichtung für alle Beteiligten ist und warum, wie Dr. Graham sagte, „ein Kind nirgendwo besser großgezogen werden kann als in einer Familie“. Das hängt damit zusammen, wie wir geschaffen sind.
Geist und Emotionen des Menschen sind offensichtlich äußerst kompliziert. Wer kann daher sagen, in welcher Form des Zusammenlebens von Mann und Frau sowie Kindern sie am besten funktionieren?
Müßte nicht der Schöpfer, der Mann und Frau ins Dasein gebracht und sie mit Fortpflanzungsorganen ausgestattet hat, es wissen? Sicherlich weiß er am besten, warum er die beiden Geschlechter schuf und welche Form des Zusammenlebens die günstigste ist.
Wenn in der Bibel gesagt wird, daß Gott sie „männlich und weiblich erschuf“, können wir sicher sein, daß er damit einen bestimmten Zweck verfolgte (1. Mose 1:27). Der eine Zweck bestand darin, daß sie Gefährten sein sollten, und der andere, daß sie Nachkommen hervorbringen sollten, denn von der Frau wird gesagt, sie sei das „Gegenstück“ des Mannes (1. Mose 2:18). Sollten die ersten beiden Menschen eine Art Probeehe führen? Nein, denn im Worte Gottes, des Schöpfers, heißt es: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen, und er soll fest zu seiner Frau halten, und sie sollen e i n Fleisch werden“ (1. Mose 2:24). Eine solch stabile Ehegemeinschaft würde das beste Milieu für das Großziehen von Kindern sein (1. Mose 1:28; Eph. 6:4).
Ja, Gott erschuf zwei Geschlechter und wollte, daß Mann und Frau eine ehrbare Ehe schlossen und zusammenhielten und Kinder haben würden. Jesus Christus sagte: ‘Jeder, der seine Frau durch Scheidung entläßt, ausgenommen aufgrund von Hurerei, und eine andere heiratet, begeht Ehebruch’ (Matth. 19:9). Ferner lesen wir in der Bibel: „Das ist, was Gott will ..., daß ihr euch der Hurerei enthaltet“ (1. Thess. 4:3).
Ein Paar, das ohne Trauschein zusammenlebt, begeht somit Hurerei. Gott kann eine solch ungesetzliche Lebensgemeinschaft nicht segnen, auch können die Beteiligten, wenn sie das Rechte zu tun wünschen, dabei kein gutes Gewissen haben (1. Kor. 6:9, 10; Offb. 21:8; 22:15).
Der eine oder andere mag denken, durch Gottes Moralgesetze würden ihm bestimmte Lebensgenüsse vorenthalten. Doch dem ist nicht so. Gott gab die Gesetze nicht, um den Menschen ein gewisses Glück vorzuenthalten, vielmehr gab er sie in ihrem eigenen Interesse. Die gewaltige Zunahme an Geschlechtskrankheiten, unerwünschten Schwangerschaften, Abtreibungen sowie an Kummer und Sorgen, weil man absichtlich Gottes Sittengesetze mißachtet, zeigt, daß es für den Menschen zum Schaden ist, wenn er sich über die Gesetze Gottes hinwegsetzt.
Aber wenn die Ehe eine göttliche Einrichtung ist, warum gibt es dann so viele unglückliche Ehen? Was sind die Voraussetzungen für eine glückliche Ehe?
[Herausgestellter Text auf Seite 6]
Man hat festgestellt, daß Kinder, die wissen, daß sie aus einer wilden Ehe stammen, meist zu mißtrauischen Menschen heranwachsen.
[Herausgestellter Text auf Seite 7]
Alles deutet auf eines hin: Je stärker die Bindung, desto besser werden die Beziehungen der Beteiligten zueinander sein.
[Herausgestellter Text auf Seite 7]
Jesus Christus sagte: ‘Jeder, der seine Frau durch Scheidung entläßt, ausgenommen aufgrund von Hurerei, und eine andere heiratet, begeht Ehebruch.’
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Wie eine Ehe glücklich werden kannErwachet! 1981 | 22. April
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Wie eine Ehe glücklich werden kann
WENN die Ehe eine Einrichtung unseres Schöpfers ist, warum scheitern dann trotzdem so viele? Was kann ein Ehepaar tun, das entschlossen ist, eine glückliche Ehe zu führen?
Die Hauptursachen für das Scheitern einer Ehe sind in zwei Bereichen zu suchen. Den größten Fehler macht ein Ehepartner, wenn er die Gesetze und Grundsätze für eine glückliche Ehe mißachtet, die in der Bibel, dem uns von Gott gegebenen Führer, zu finden sind (2. Tim. 3:16, 17).
Doch der eine oder andere mag jetzt einwenden: „In den ,christlichen Ländern‘ ist die Bibel schon seit Jahrhunderten verbreitet, dennoch scheitern auch dort viele Ehen.“
Das stimmt. Doch etwas zu haben bedeutet noch lange nicht, davon Gebrauch zu machen. Zum Beispiel könnte jemand das nahrhafteste Gericht der Welt vor sich stehen haben, aber wenn er es nicht zu sich nimmt, hat der Körper nichts davon. So ist es auch mit der Bibel. Sie zu besitzen, ja sogar zu lesen und zu zitieren bedeutet noch lange nicht, daß der Betreffende danach lebt. Wenn eine Ehe in die Brüche geht, kannst du sicher sein, daß einer der Ehepartner oder sogar beide nicht nach den göttlichen Gesetzen und Grundsätzen, die die Ehe betreffen, gehandelt haben.
Sogar Personen, die die Bibel nicht lesen, aber unwissentlich ähnliche Normen beachten, gelingt es besser, eine glückliche Ehe zu führen. Aber wer nur hofft, den Schlüssel zum Eheglück durch Zufall zu finden, verhält sich wie jemand, der an Bord eines Schiffes geht, das ohne Kapitän und ohne Steuerruder ist, und hofft, zufällig an sein Reiseziel getrieben zu werden. In Wirklichkeit kommt er nur dorthin, wenn ein erfahrener Kapitän an Bord ist und das Schiff mit einem zuverlässigen Steuerruder ausgerüstet ist. Die größte Erfahrung in bezug auf die menschlichen Beziehungen hat Gott, und seine Ratschläge sind bei weitem am zuverlässigsten.
Die Aufgaben verstehen
Um eine glückliche Ehe führen zu können, muß man verstehen, daß Gott den Mann und die Frau so geschaffen hat, daß sie unterschiedliche Aufgaben erfüllen können, die sich aber ergänzen. Man könnte das mit einer Säge und einem Hammer vergleichen. Beide Werkzeuge erfüllen verschiedene Funktionen, sind aber für einen Tischler unentbehrlich.
Der Mann wurde geschaffen, um zu führen, um die Funktion des Hauptes auszuüben; und vor Gott ist er verpflichtet, das so zu tun, daß er die göttlichen Eigenschaften widerspiegelt (Eph. 5:1, 2, 23; 1. Kor. 11:3). Wo niemand die Funktion des Hauptes richtig ausübt, entsteht Unordnung und Verwirrung. Leider haben viele Männer ihre Aufgaben nicht erfüllt, und ihre Frauen sind deshalb frustriert. Manchmal ist aber auch die Frau schuld daran, weil sie zu aggressiv ist und mit dem Mann wetteifert, ja sogar versucht, seine Aufgaben zu übernehmen. Ergänzen sich aber die beiden in den ihnen von Gott zugedachten Aufgaben, ist das Ergebnis beglückende Harmonie.
Es bedeutet auch nicht, daß einer der beiden Ehepartner weniger wert wäre, nur weil die Aufgaben, die jeder der beiden zu erfüllen hat, verschieden sind. Ist ein Glas Wasser weniger wert als ein schmackhaftes Essen? Zum Leben ist beides erforderlich. Wasser und feste Nahrung erfüllen verschiedene Aufgaben, doch zusammen tragen sie zum Wohl des Körpers bei. Ähnlich ist es bei einem Ehepaar. Wenn der Mann seine Funktion als Haupt richtig ausübt und die Frau ihn dabei unterstützt, erhält die Ehe eine solide Grundlage.
Ein Mann, der eine glückliche Ehe führen möchte, benutzt seine übergeordnete Stellung nicht dazu, sich als Diktator aufzuspielen. Ein solches Verhalten würde nur den Widerstand der Frau hervorrufen. Es war noch nie Gottes Wille, daß der Mann seine Frau unterdrückt oder sie wie eine Sklavin behandelt. Im Gegenteil, Gottes Norm lautet: „Die Ehemänner [sind] verpflichtet, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber“, das heißt, sie sollten bereit sein, für sie Opfer zu bringen (Eph. 5:25, 28).
Gottes „Regel“ für eine glückliche Ehe lautet: „Ihr Ehemänner, wohnt gleicherweise weiterhin bei ihnen gemäß Erkenntnis, indem ihr ihnen als einem schwächeren Gefäß, dem weiblichen, Ehre zuerkennt“ (1. Petr. 3:7). Das bedeutet, daß man auf die Meinung und den Geschmack der Frau Rücksicht nimmt und sie nicht verächtlich macht oder in Verlegenheit bringt. Diese Rücksichtnahme gilt auch in bezug auf die ehelichen Sexualbeziehungen. Wenn sich ein Mann bemüht, seine Funktion als Haupt richtig auszuüben, empfindet es die Frau — sofern sie die richtige Ansicht hat — nicht als Last, sich ihm unterzuordnen.
Eine Frau, die ihr Teil tut, ist eine Ermunterung für ihren Mann, seine Funktion als Haupt gut auszuüben. Sie erleichtert ihm seine Aufgabe und macht sie angenehmer für ihn, wenn sie demütig ist und sich gern unterordnet, wenn sie ihn um Vorschläge bittet, nicht mit ihm wetteifert, ihn nicht verachtet, selbst wenn er Fehler macht, und wenn sie, bevor sie etwas Wichtiges entscheidet, seinen Rat einholt (Eph. 5:22, 33). Eine Frau, die begonnen hatte, ihren Mann in dieser Weise zu unterstützen, sagte: „Es ist unglaublich, was das ausmacht. Noch vor ein paar Monaten wollten wir auseinandergehen. Und jetzt sind wir wie — was soll ich sagen —, wie Neuvermählte; nur ist alles noch schöner.“
Natürlich ist für eine glückliche Ehe noch weit mehr erforderlich. Zum Beispiel muß man lernen, mit menschlichen Unvollkommenheiten und Fehlern fertig zu werden, dem anderen die Gelegenheit zur freien Meinungsäußerung zu geben und auftauchende Eheprobleme zu lösen. Alles das kann erfolgreich bewältigt werden, wenn man Gottes Ratschläge beherzigt.a
Sich der Zeiten bewußt sein
Wie bereits erwähnt, zählt zu den wichtigsten Gründen für das Scheitern von Ehen ein Nichtbeachten der göttlichen Anleitung für die Ehe. Aber heutzutage kommt noch ein weiterer Faktor hinzu. Er hängt mit der Zeit zusammen, in der wir leben.
Die Bibel zeigt deutlich, daß es sich bei unserer Zeit um die „letzten Tage“ handelt, in denen „kritische Zeiten dasein werden, mit denen man schwer fertig wird“. Aus 2. Timotheus 3:1-5 geht hervor, daß in dieser Zeit die Leute „eigenliebig“ sein werden, ‘anmaßend, undankbar, nicht loyal, ohne natürliche Zuneigung, für keine Übereinkunft zugänglich, ohne Selbstbeherrschung, Verräter, unbesonnen, aufgeblasen vor Stolz und Vergnügungen mehr lieben werden als Gott’. Was wir täglich in den Nachrichten hören, bestätigt, daß sich diese Prophezeiung erfüllt.
Je mehr wir uns dem Ende des gegenwärtigen unbefriedigenden Systems der Dinge nähern, desto schlimmer wird das Verhalten der Menschen. Deshalb lastet ein gewaltiger Druck auf uns allen. Das wirkt sich auch auf die Ehe aus, denn die Ehepartner sind oft geneigt, ihre Frustrationen aneinander auszulassen.
Friedliches und glückliches Leben in Gottes neuer Ordnung
Eine große Hilfe ist es, wenn man eine genaue Erkenntnis der Bibel hat, wenn man weiß, daß Gott das gegenwärtige System bald vernichten und durch eine neue, unter seiner Leitung stehende Ordnung ersetzen wird, eine Ordnung, in der „Gerechtigkeit wohnen“ wird (2. Petr. 3:13). Die Bibel zeigt, daß die Menschen in dieser neuen Ordnung ein Leben in Frieden und Glück führen können, so schön, wie wir es uns heute kaum vorzustellen vermögen (Offb. 21:4, 5).
Personen, die Gottes Vorsatz, bald eine neue Ordnung zu errichten, kennen und sich bemühen, nach den Richtlinien, die er für die Ehe gegeben hat, zu handeln, haben größere Aussicht, eine glückliche Ehe zu führen, als andere. Sie sind vor dem Leid, das heute viele Eheleute erfahren, besser geschützt und können vertrauensvoll und optimistisch einem Leben in Gottes neuer Ordnung entgegensehen, wo alle menschlichen Probleme zufriedenstellend gelöst werden (Ps. 145:16).
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