-
Was geschieht mit der Ehe?Erwachet! 1979 | 22. Januar
-
-
Was geschieht mit der Ehe?
BERICHTEN aus aller Welt ist fast ausnahmslos zu entnehmen: Die „Institution Ehe“ befindet sich in einer Krise.
Natürlich hat die Presse eine Vorliebe für das Sensationelle. Das ist einer der Gründe dafür, warum in den Medien Problemehen öfter im Vordergrund stehen, während viele gute Ehen so gut wie unbeachtet bleiben.
Doch eine Tatsache läßt sich nicht leugnen: Die Ehe wird heute mit orkanartigem Ungestüm von tiefgreifenden Änderungen erfaßt.
Wie schwerwiegend?
Wie schwerwiegend ist das Problem? Im folgenden werden einige Kommentare aufgeführt, die für fast jedes Land der Erde kennzeichnend sind.
Niederlande: „Die Ehe wird durch eine Entwicklung bedroht, die einer Weltrevolution an Umfang kaum nachsteht“ (Herausgeber des Buches The End of Monogamous Marriage?).
England: „Manche sehen in dem Wechsel die größte gesellschaftliche Umwälzung unseres Jahrhunderts“ (London Sunday Telegraph).
Mexiko: „Die Ehe steht am Anfang eines Zerfalls ständig zunehmender Intensität, von dem sie sich nicht mehr erholen kann“ (Dr. Juana Armanda Alegria, Soziologin).
Vereinigte Staaten: „Eine beständige, dauerhafte Ehe ist derart rar geworden, daß sie schon wieder interessant wird“ (Die Illustrierte McCall’s).
Einige haben eine so negative Einstellung zur Ehe, daß sich ein amerikanischer Beobachter wie folgt äußerte, und das ganz und gar nicht im Spaß: „Vielleicht sollte auf der Heiratsurkunde stehen: ACHTUNG! DER GESUNDHEITSMINISTER HAT FESTGESTELLT, DASS DIE EHE IHRER GESUNDHEIT SCHADET.“
Enorme Zunahme an Scheidungen
Im letzten Jahrzehnt hat die Zahl der Scheidungen enorm zugenommen. In Australien hat sie sich innerhalb von zehn Jahren vervierfacht. „Ehegemeinschaften brechen auseinander wie Eisberge in der Sommerhitze. ... Unsere herkömmliche Auffassung von der Ehe scheint einer sehr starken Erschütterung ausgesetzt zu sein“, hieß es in der australischen Zeitschrift Women’s Weekly.
Wie man in dem Magazin Maclean’s lesen konnte, verfünffachte sich in Kanada die Scheidungsrate innerhalb von zehn Jahren. In Schweden verdoppelte sie sich in der gleichen Zeit. Seit 14 Jahren beobachtet man in Japan eine ununterbrochene Zunahme. In Rhodesien geht gegenwärtig jede dritte Ehe in die Brüche.
Der London Sunday Telegraph berichtete:
„Keine Gesellschaft, die viel auf die Familie hält, kann es sich leisten, über die neuesten Scheidungsstatistiken nicht zumindest entrüstet zu sein. ... Britannien gehört jetzt zu den Ländern mit den häufigsten Scheidungen: Auf fast jede zweite Eheschließung kommt eine Scheidung.
Bei dieser Rate wird es bald so viele zerrüttete Familien wie unzerrüttete geben; so viele Kinder aus zerrütteten Familien wie aus unzerrütteten; so viele verlassene Ehefrauen wie nicht verlassene.“
Keine politische Überzeugung ist gegen diesen Trend immun. Die Scheidungsrate in der Sowjetunion ist ebensohoch wie in den Vereinigten Staaten. In der Zeitschrift Soviet Life wird zugegeben: „Im Durchschnitt wird jede dritte Ehe offiziell geschieden. Im Vergleich zu den vergangenen Jahrzehnten ist die Zahl gestiegen.“
In den Vereinigten Staaten stehen die Zahlen im gleichen Verhältnis: Jede dritte Ehe endet mit Scheidung. Hinzu kommt jetzt eine ständig wachsende Zahl von älteren Ehepaaren, die bereits 20 Jahre oder länger verheiratet waren. Zugegeben, viele Geschiedene heiraten wieder. Aber fast die Hälfte läßt sich dann erneut scheiden.
Selbst die Religionen dieser Welt sind gegen den Trend nicht immun. Sogar in jüdischen Ehen, die einmal eine festgefügte Familientradition hatten, geht ein Zerfall vor sich. Als bei einem Konzil 1 000 orthodoxe Rabbiner zusammenkamen, um über das Thema „Das Familienleben der amerikanischen Juden — Krise und Zerfall“ zu diskutieren, gab man zu, daß vier von zehn jüdischen Ehen wieder aufgelöst werden.
Noch ein Trend
Es besteht noch ein anderer Trend, der auf die „Institution Ehe“ einen schwerwiegenden Einfluß nimmt. Immer mehr Leute kommen überein, ohne standesamtliche Eheschließung zusammen zu leben. Sie möchten nicht gebunden sein, sondern wollen sich die Freiheit vorbehalten, das Verhältnis jederzeit aufzulösen.
Die Idee, ohne standesamtliche Trauung zusammen zu leben, ist natürlich nicht neu. In verschiedenen Ländern wird das von einigen schon seit sehr langer Zeit praktiziert. Neu dagegen ist, daß diese Lebensform heute von wesentlich mehr Leuten gewählt wird und allgemeine Anerkennung findet. Vor allem unter jungen Erwachsenen nimmt dieser Trend rapide zu. Allerdings bleibt er nicht auf sie beschränkt. Immer mehr ältere Personen tun das gleiche.
In einem südamerikanischen Land leben jetzt schätzungsweise 40 bis 50 Prozent aller Paare ohne Eheschließung zusammen. In den Vereinigten Staaten ist die Zahl der Männer und Frauen, die nicht miteinander verwandt sind, aber einen gemeinsamen Haushalt haben, im Jahre 1977 auf rund 1 500 000 gestiegen, verglichen mit ungefähr 650 000 im Jahre 1970.
Der Verwalter eines Apartmenthauses in einem afrikanischen Land sagte: „Ich verstehe wirklich nicht, was mit den jüngeren Leuten los ist. In diesem Wohnhaus leben so viele ohne Eheschließung zusammen und wechseln so häufig den Partner, daß ich nie genau weiß, wer im nächsten Monat kommen wird, um die Miete zu bezahlen.“
Warum viele nicht heiraten wollen
Ein Grund, warum viele es vorziehen, nicht zu heiraten, ist die schlechte Ehe ihrer eigenen Eltern. Wie man häufig festgestellt hat, haben Kinder, deren Eltern sich immer gegenseitig anschrien, einen emotionellen Schaden erlitten.
Die sprachliche Verständigung bildet allerdings nicht das einzige Problem. In einer Studie gaben 25 Prozent der Frauen, die die Scheidung wollten, als Grund an, daß sie von ihrem Mann körperlich mißhandelt wurden. Der Soziologe Richard Gelles von der University of Rhode Island stellte fest, daß es bei mehr als der Hälfte der Ehepaare, die er interviewte, zu Tätlichkeiten gekommen war. In informierten Kreisen wird die körperliche Mißhandlung von Ehefrauen als das „am meisten verschwiegene Verbrechen“ bezeichnet. Außerdem gibt es jetzt eine beachtliche Zahl von Männern, die von ihrer Frau tätlich angegriffen werden.
Eine weitere schlechte Auswirkung von Eheproblemen ist der Schaden, den ungeborene Kinder erleiden können. Dr. Dennis Stott, ein Psychologe aus Kanada, sagt, daß schwangere Frauen, die der Belastung einer unglücklichen Ehe ausgesetzt sind, doppelt so viele körperlich und emotionell behinderte Kinder zur Welt bringen wie Mütter, die so gut wie keine Belastung durch Eheprobleme kennen.
In diesem Zusammenhang steht der Kommentar des Erwachet!-Korrespondenten in Spanien:
„Heute haben viele junge Leute Angst vor der Möglichkeit, einen Fehler zu begehen, der sie das ganze Leben verfolgen wird. Etliche befinden sich noch in dem Trauma, das ihnen die unglückliche Ehe ihrer eigenen Eltern beschert hat, unter deren Auswirkungen sie jahrelang zu leiden hatten. Sie möchten nicht eines Tages Kinder haben, denen das gleiche unglückliche Los in Aussicht steht, das sie selbst erdulden mußten.“
Was heute weltweit mit der Ehe geschieht, ist eine harte Wirklichkeit, der wir nicht entfliehen können. Es bietet sich kein schönes Bild. Sowohl die Ehepaare als auch die Kinder, die morgen selbst Mütter und Väter sein können, müssen dadurch viel Kummer und Leid hinnehmen.
Warum ist es zu dieser Entwicklung gekommen? Wie kann ein Paar in den Genuß einer glücklichen Ehe kommen? Besteht etwa die Möglichkeit, daß die Ehe als Institution schuld ist?
-
-
Ist die „Institution Ehe“ schuld?Erwachet! 1979 | 22. Januar
-
-
Ist die „Institution Ehe“ schuld?
DA IN letzter Zeit viele Eheprobleme lawinenartig zugenommen haben, fragen sich manche: Ist die Ehe als Institution daran schuld? Sollte man sie als „für unsere Zeit ungeeignet“ abschaffen?
Nun, wenn jemand beim Bedienen einer Maschine die Anweisungen des Konstrukteurs mißachtet und die Maschine so lange falsch behandelt, bis sie versagt, ist dann der Konstrukteur schuld? Wenn sich ein Autofahrer auf einer langen Fahrt nicht an die Straßenkarte hält und sich verfährt, kann man dann dem Kartenhersteller die Schuld geben?
Nein, der Mißbrauch einer Sache bedeutet nicht, daß sie nicht gut ist. An wem liegt es gewöhnlich? An dem, der die Sache mißbraucht.
Trifft das auf die Institution der Ehe zu? Was zeigen die Tatsachen? Hat es sich zum Vorteil der Beteiligten ausgewirkt, daß die Ehe zugunsten anderer Lebensformen aufgegeben wurde? Wie ist es um die Kinder aus zerrütteten Familien und die Gesellschaft im allgemeinen bestellt?
Was Berichte zeigen
Wie die Geschichte zeigt, brach mit der Ehe und der Familie jeweils das gesamte moralische Klima der Gesellschaft zusammen. Das Endergebnis war keine Verbesserung, sondern eine Verschlimmerung. Ganze Weltreiche sind zerfallen, weil sich die Bürger nicht für die Erhaltung von Ehe und Familie eingesetzt hatten.
Heutzutage sind die schlechten Auswirkungen besonders nachteilig für den unschuldigen Teil, die Kinder, die die Opfer von Familienzerrüttung sind. In einem Bericht aus Ghana wird über einen großen Teil der Kinder aus zerrütteten Familien folgendes gesagt:
„Die Kinder aus solchen Familien sind am schlimmsten dran. Sie erfahren nie die wohltuende elterliche Fürsorge; sie werden vernachlässigt, nicht geliebt, nicht versorgt, und niemand kümmert sich richtig darum, was sie tun. Sie sind von Kindheit an pflichtvergessen und machen Rückschritte ..., bis aus ihnen erwachsene Kriminelle werden, die immer im Kampf gegen das Gesetz stehen.“
Wenn kein Vater da ist, bedeutet es für die ganze Familie eine Härte, vor allem für kleine Jungen, die eine feste Führung und Unterstützung brauchen. In einer amerikanischen Familie zum Beispiel war der Vater wegen seiner Arbeit oft mehrere Wochen hintereinander nicht zu Hause. Daher wurde der dreijährige Sohn sehr unruhig, wachte nachts 10- oder 11mal auf und rief nach seinem Vater. Wie seine Mutter beobachtete, schlief der Junge, wenn der Vater zu Hause war, ruhig bis zum Morgen und benahm sich viel besser. Sie sagte: „Der Kleine braucht seinen Vati. Er geht an mehreren Tagen in der Woche in den Kindergarten, und die Kindergärtnerin kann genau sagen, ob sein Vater zu Hause ist. Man erkennt das deutlich an seinem Betragen.“
Zwar wird im allgemeinen anerkannt, daß es den Kindern schlechter ergeht, wenn die Eltern nicht miteinander auskommen, sich scheiden lassen oder zu oft fort sind, doch wie steht es um die Erwachsenen? Geht es ihnen besser, wenn sie sich vom modernen Trend zur Scheidung, Trennung, zur „offenen Ehe“, zur Ehe ohne Trauschein oder kommunenartigen „Ehe“ mitreißen lassen?
Geht es ihnen besser?
In vielen Ländern wird sehr stark die Meinung vertreten, daß man mit einer Ehe einfach Schluß machen sollte, sobald Probleme auftreten. In der Zeitschrift Family Circle wird berichtet: „Es gibt eine Flut von Büchern und Artikeln, in denen dahingehend argumentiert wird, daß dauernde Bindungen nicht lebensfähig sind, daß die mit einer Trennung verbundenen Risiken zu bewältigen sind und daß nach einer Trennung voraussichtlich das eigene Ich aufblühen wird.“
Ist das der Fall? Ist die Auflösung einer Ehe der Weg zu einer „blühenden“ Persönlichkeit? Bei einem bestimmten Prozentsatz der Bevölkerung, der vielleicht entsprechend geprägt ist, scheint das der Fall zu sein. Nicht aber bei der großen Mehrheit.
Viel charakteristischer ist die Erfahrung einer Frau, die sich von ihrem Mann trennte und danach Junggesellentreffs „abgraste“, um „das Leben zu genießen“ und mehr Leute kennenzulernen. Im Läufe der Zeit erwiesen sich diese vorübergehenden Bekanntschaften als oberflächlich und unbefriedigend. Die meisten Männer waren nur am Sex interessiert.
Diese Frau äußerte sich über viele der geschiedenen und getrennt lebenden Personen, die sie traf, wie folgt: „Ich werde nie vergessen, wie verloren diese Leute wirkten. Wie verloren ich mir vorkam. Diese Leute sind wirklich von der Ehelosigkeit überzeugt. Mit der Ehe klappt es heute anscheinend nicht mehr. Aber es gibt eine neue verlorene Generation, die jeden Tag größer wird. Denn die Wahrheit ist, daß es mit der Ehelosigkeit genausowenig klappt.“
„Daß es mit der Ehelosigkeit genausowenig klappt“, ist eine Schlußfolgerung, die offenkundiger wird, nachdem man die Ergebnisse der seit Jahrzehnten rapide zunehmenden Scheidungen und Trennungen ausgewertet hat. Bei einer wachsenden Zahl von Leuten macht sich die Erkenntnis breit, daß für die meisten das Leben nicht befriedigend ist, wenn sie niemanden haben, für den sie sorgen, der für sie sorgt, auf den sie sich verlassen können und an dessen Freud und Leid sie Anteil nehmen können.
Viele erkennen, nachdem der Reiz des Neuen verflogen ist, daß die neugewonnene Freiheit, den eigenen Launen frönen zu können, ohne einem Partner verantwortlich zu sein, nicht die erhofften Vorteile gebracht hat. Es scheint nicht der Weg zu einer „blühenden“ Persönlichkeit zu sein.
„Gruppenehen“
Da Ehen zwischen zwei Leuten so oft fehlgeschlagen haben und Einsamkeit unerwünscht ist, haben einige die Möglichkeit empfohlen, „Gruppenehen“ zu bilden, also Lebensgemeinschaften, in denen jeder einzelne mehrere Partner haben darf. Funktionieren diese Gemeinschaften besser als herkömmliche Ehen?
Eine Kommune im amerikanischen Bundesstaat Tennessee, zu der mehr als 1 000 Personen gehörten, experimentierte mit „Mehrfachehen“. Ein Angehöriger der Kommune sagte später: „Es funktionierte nicht. Die üblichen Probleme, die jeder hat, sind noch vervielfacht worden.“ Er beobachtete, daß sich die verheirateten Paare bald in die Privatsphäre zurückzogen und daß Ledige die Verheirateten oft fragten: „Können wir nicht wie Verwandte mit euch zusammen leben, damit wir auch eine Familie haben können?“
Der Versuch, in einer anderen Lebensform — zum Beispiel Gruppenehe — vor den Problemen einer Ehe zu flüchten, erscheint anfänglich vielleicht attraktiv. Doch niemand kann die menschliche Natur leugnen. Sie wird sich früher oder später bemerkbar machen und ihren Tribut fordern. Das Leben wird um so schwieriger, je mehr sich jemand in seinen Beziehungen zu seinen Mitmenschen von der für uns Menschen vorgesehenen bestmöglichen Verhaltensweise entfernt. Das trifft vor allem auf die innige Liebe zwischen Mann und Frau und die elterliche Zuneigung zu den Kindern zu.
Bernard O’Brien von einer Familienberatungsstelle in Kansas City (USA) stellte fest: „Bei jeder Art von Experiment ist die Eifersucht noch genauso im Spiel wie zu Großmutters Zeiten. Um das Kind beim rechten Namen zu nennen: Es gibt kaum jemand, dem es nichts ausmacht, seinen geliebten Partner mit jemand anders zu teilen.“ Warum ist das der Fall? Einfach deshalb, weil wir mit diesen Empfindungen geschaffen wurden.
Als in einer anderen Kommune ein Pärchen Kinder bekam, zerbrach in ihrer Vorstellungswelt der Gedanke der Kommune. Die innige Liebe zwischen Vater, Mutter und Kind konnten sie nicht mit anderen teilen. Der Vater erklärte: „Als ich Vater wurde, war für mich die Idee der Kommune einfach gestorben.“ Sie folgten dem sehr starken Verlangen, eine eigene „Kernfamilie“ zu haben, Vater und Mutter im Mittelpunkt, umgeben von ihren Kindern.
„Offene Ehe“
In einer „offenen Ehe“ kommt das verheiratete Paar überein, daß jeder außerhalb der Ehe Geschlechtsbeziehungen haben — also Ehebruch treiben — darf. Vor ungefähr sechs Jahren wurde das Buch Open Marriage (Offene Ehe) von Nena und George O’Neill ein Bestseller. Die Herausgeber empfahlen den Verheirateten außereheliche Geschlechtsbeziehungen, da das ihrer Meinung nach für einige Ehepaare „lohnend und von Bedeutung“ und ihrer Ehe zuträglich sein könnte. Hat sich das bestätigt?
Nachdem die Autoren nun jahrelang die tatsächlich gemachten Erfahrungen verfolgt haben, geben sie zu, daß es sich durchaus nicht bestätigt hat. Genau das Gegenteil trat ein. Sie stellten fest, daß alle, die einen solchen Ehebruch trieben, dann eine sehr unglückliche Ehe führten. Das Paar, das nach dem Beginn der „offenen Ehe“ von allen am längsten zusammenblieb, schaffte es auch nur zwei Jahre. Sie folgerten: „Die offene Ehe war ein einziger Reinfall.“ Die Autoren haben daher ein anderes Buch herausgegeben und lassen darin einen „neuen Aufruf an die Treue im Geschlechtsleben“ ergehen, die der Ehe das größte Glück bringen werde.
Der kanadische Eheberater Ed Bader machte über die „offene Ehe“ die Bemerkung: „Jedes Paar, das unseres Wissens eine offene Ehe führte, ging auseinander — ohne Ausnahme.“ Sein Landsmann, der Psychologe Larry Cash, beobachtete: „Die offene Ehe — die Vorstellung, daß Verheiratete sexuell und emotionell vollkommen frei sein können — ist eine Farce. In meiner zehnjährigen Praxis als Berater habe ich nie einen Fall gesehen, wo das funktioniert hätte. Es mag ein edler Gedanke sein, aber die menschliche Natur ist nicht in der Lage, es zu verkraften.“
Aber ist das wirklich ein „edler Gedanke“? Keineswegs. Er ist der gefühlsmäßigen Beschaffenheit des Menschen völlig entgegengesetzt. Wir möchten nicht, daß unser geliebter Ehepartner Ehebruch begeht, sondern daß er treu bleibt. Das innige Verhältnis, das die Ehe bietet, kann man nicht auf Außenstehende ausdehnen, ohne der Ehe zu schaden oder sie zu zerstören. Die Erkenntnis, zu der die Befürworter dieser anderweitigen Formen von „Ehe“ gelangen, entspricht der Anweisung, die der Urheber der Ehe vor langer Zeit für uns aufzeichnen ließ: „Die Ehe sei ehrbar unter allen, und das Ehebett sei unbefleckt“ (Hebr. 13:4).
Wichtigkeit einer Bindung
Viele, die mit verschiedenen Lebensformen experimentiert hatten, haben noch etwas anderes herausgefunden: Ohne eine Bindung, wie sie die Ehe mit sich bringt, neigt der Mensch dazu, sich nicht so angestrengt um die Lösung von Problemen zu bemühen. Ebenso fehlt die Sicherheit, vor allem für die Frau.
Wie viele Frauen erkennen, ist das Leben ohne die Sicherheit, die der Ehebund bietet, weit schwieriger. Sie stellen fest, daß es für sie ein sehr beunruhigendes Gefühl ist, ein Verhältnis mit einem Mann zu haben, der gewissermaßen sagt: „Ich möchte dich nur für eine Weile, und wenn ich deiner überdrüssig bin, tausche ich dich gegen ein jüngeres Modell aus.“
Die Zeitschrift Good Housekeeping stellte den Lesern die Frage: „Fördert oder beeinträchtigt Ihrer Meinung nach das Zusammenleben ohne Eheschließung die Bildung eines beständigeren Verhältnisses?“ Eine gewisse Anzahl Leser plädierte für das Zusammenleben ohne Ehebündnis, doch mehr als zehnmal so viele Leser meinten, daß es einem beständigen Verhältnis Abbruch tut, wenn man nicht verheiratet ist.
Nicht ungewöhnlich ist die Erfahrung von zwei Lebensgefährten, die im Toronto Star berichtet wurde. Sie lebten zusammen, ohne verheiratet zu sein, und stellten fest, daß sie sich trotzdem „über jede Kleinigkeit stritten“ und daß diese Lebensgemeinschaft die gleichen Probleme mit sich brachte wie die Ehe. Da jedoch keine eheliche Bindung bestand, dachten sie immer an die Möglichkeit auseinanderzugehen. Half ihnen das, miteinander auszukommen? Nein, es hinderte sie daran, angestrengter an der Lösung von Problemen zu arbeiten. Schließlich heirateten sie. Sie stellten fest: „Seit wir verheiratet sind, geben wir uns mehr Mühe, nicht zu streiten. Wir strengen uns beide an. Wir sind aneinander gebunden, und es hat also keinen Sinn, darüber zu streiten. Vorher drohten wir immer mit der Trennung, doch jetzt tun wir das anscheinend nicht mehr.“ Sie fanden, daß sie sich aufgrund der gegenseitigen Bindung mehr um die Ehe bemühten.
In McCall’s erschien ein Artikel mit der Überschrift „Warum emanzipierte Frauen jetzt heiraten“. Darin hieß es: „Wir haben um Selbstverwirklichung gekämpft, und es ist der Mühe wert gewesen. Doch seit kurzem machen viele von uns eine überraschende Entdeckung: Etwas Wesentliches fehlt noch.“
Was fehlt ihnen? Ein Paar, das heiratete, nachdem es zusammen gelebt hatte, erklärte: „Es genügte in Wirklichkeit nicht, nur zusammen zu leben. Wir möchten in unserem Leben Ordnung haben. Wir stellten fest, daß wir beide für den Gedanken einer Bindung waren.“ Kommentar in McCall’s:
„Aha, Bindung! Das Wort ist schon so alt, daß es wieder neu klingt, und immer mehr Leute suchen nach einer Gelegenheit, die Idee zu verwirklichen.
Wir haben uns anscheinend im Kreis gedreht. In den letzten 15 Jahren haben wir auf einer abenteuerlichen Suche nach Glück alle Möglichkeiten ausprobiert. Wir haben die offene Ehe, die Ehelosigkeit, Kinderkriegen ohne Ehe und die Ehe auf Probe versucht oder zumindest darüber gesprochen.
Mit dem Trümmerfeld der gesellschaftlichen Veränderungen im Rücken scheinen wir schließlich zu dem Schluß zu kommen, daß Bindung ohne Selbstverwirklichung unmöglich ist, doch Selbstverwirklichung ist unvollständig, wenn man sie ohne Bindung erreicht. ...
Wie wir also feststellen, haben wir in den 10 oder 15 Jahren, in denen wir abenteuerliche Möglichkeiten ausprobierten, das Wesen der Beständigkeit verfehlt. Wir haben festgestellt, daß ein offenes Verhältnis nur möglich ist, wenn man sich um den anderen nicht kümmert.“
Die Befriedigung emotioneller Bedürfnisse in der Ehe bewirkt sogar eine höhere Lebenserwartung. Versicherungsgesellschaften haben schon seit langem erkannt, daß die Gefahr eines vorzeitigen Todes bei Unverheirateten größer ist als bei Verheirateten. In den USA war in der Altersgruppe von 15 bis 64 Jahren für alle Haupttodesursachen bei geschiedenen Männern die Todesrate zwei- bis sechsmal so hoch wie bei verheirateten Männern. Der Psychologe James Lynch von der University of Maryland School of Medicine folgert: „Einsamkeit kann dem Menschen schaden, wenn nicht sogar das Herz brechen.“
Es überrascht nicht, daß man in den letzten Jahren solche Erkenntnisse gewonnen hat. Das war eigentlich zu erwarten, denn die Institution der Ehe ist nicht etwa aus der Bequemlichkeit des Menschen erwachsen. Die Ehe hat der Schöpfer von Mann und Frau gestiftet. Da Gott den Menschen erschaffen hat, weiß er, welches Verhältnis ihm den größten Erfolg bringt. Wenn der Mensch innerhalb des Rahmens, den Gott gesteckt hat, seinen Teil beiträgt, werden die besten Ergebnisse erzielt (1. Mose 1:26-28; 2:18-25).
Ob man nun an die Liebe zwischen Mann und Frau, an die Sicherheit und Beständigkeit oder an das Großziehen von Kindern denkt — für die Ehe gibt es keinen Ersatz.
NEIN, DIE „INSTITUTION EHE“ IST NICHT SCHULD. IM GRUNDE SIND DIE LEUTE SCHULD, DIE DAMIT VERKEHRT UMGEHEN.
Also sollte sich jemand, der zufrieden sein möchte, nicht durch irrige Philosophien beeinflussen lassen, die auf eine Herabsetzung oder Abschaffung der Ehe abzielen, als trage sie die Schuld an der Misere. Vielmehr sollte man nach Möglichkeiten Ausschau halten, die Ehe zu verbessern und zu bewahren — nach Möglichkeiten, Eheprobleme zu lösen.
Wenn dagegen die Ehe für Mann und Frau geschaffen wurde, warum ist dann in unserer Zeit ein solcher Zerfall eingetreten? Was ist verkehrt?
[Bild auf Seite 7]
Wie wirkt sich deine Abwesenheit auf dein Kind aus?
-
-
Gründe für den Zerfall der EhenErwachet! 1979 | 22. Januar
-
-
Gründe für den Zerfall der Ehen
DIE Eheberater dieser Welt geben für den heutigen Zerfall der Ehen viele Gründe an. Aber nur wenige Eheberater ziehen die grundlegende Ursache in Betracht.
Ihr Rat mag zwar hilfreich sein, doch ohne Berücksichtigung dieses Grundproblems ist er oft nicht ausreichend. Die Ratschläge können sogar widersprüchlich sein, weil die Meinungen so stark voneinander abweichen.
Die Situation ähnelt der Handlungsweise einer Person, die gegen Zahnschmerzen Aspirin nimmt. Wird der Schmerz auch gelindert, so ist doch die Wurzel des Problems nicht beseitigt. Hat man aber die grundlegende Ursache gefunden und entsprechend behandelt, dann hört der Schmerz auf.
Folglich müssen wir auch die Eheprobleme an der Wurzel fassen. So können Probleme gelöst werden, ohne daß man die Institution als solche abschaffen muß. Man sollte nicht „das Kind mit dem Bade ausschütten“.
Bevor wir die grundlegende Ursache untersuchen, seien kurz einige augenscheinlichere Gründe für das Versagen vieler Ehen genannt.
Zu jung geheiratet
Eine Frucht, die zu früh, also bevor sie reif ist, gepflückt wird, kann bitter schmecken. Ebenso erleben Paare, die zu jung heiraten, oft eine bittere Ernte. Am meisten scheitern die Ehen von sehr jungen Leuten, besonders von Teenagern. Je jünger das Ehepaar, um so größer das Risiko.
In der australischen Zeitschrift Women’s Weekly wird es ganz offen ausgedrückt: „Mit achtzehn zu heiraten ist dumm. Du bist zu jung. Du hast noch nicht genügend vom Leben gesehen. Du weißt nicht, wer du bist, und triffst unreife Entscheidungen. Kleinigkeiten, die dir jetzt wichtig sind, sind es später nicht mehr.“ Ja, man braucht Zeit, um sich selbst kennenzulernen und auch um den voraussichtlichen Partner kennenzulernen.
Jugendliebe besteht größtenteils aus Leidenschaft, körperlicher Anziehungskraft, und nicht aus echter Liebe. Das reicht aber für eine Ehe nicht aus. Man kann das auch in Fällen erkennen, wo der Leidenschaft vor der Ehe freier Lauf gelassen wird und das Mädchen schwanger wird. Das Paar heiratet und läßt sich bald wieder scheiden.
In Frankreich „erwarteten 85 Prozent der Ehepaare, die sich vor dem zweiten Ehejahr scheiden lassen, ihr erstes Kind schon vor der Hochzeit“, heißt es in dem Buch Le Divorce a la Carte. Weder die sexuelle Anziehungskraft noch das gemeinsame Kind reichten aus, um die Ehe zusammenzuhalten.
Unrealistische Erwartungen
Viele Leute haben von Liebe, Sex und Ehe unrealistische Vorstellungen. Vielleicht rühren sie vom Fernsehen oder Kino her, von Büchern, Zeitschriften, Freunden oder der eigenen Phantasie. Wenn diese Vorstellungen in der Ehe nicht in Erfüllung gehen, schreibt der Betreffende dem Ehepartner oder der „Institution Ehe“ statt seinen falschen Erwartungen die Schuld zu.
Bei manchen verdrängt der Wunsch zu heiraten die Forderung, einen Partner zu suchen, der wirklich zu ihnen paßt. Obwohl der gewählte Partner nicht zu ihnen paßt, denken sie, daß es „schon irgendwie funktionieren wird“. Sie meinen, irgendeine Ehe sei besser als gar keine. Oder sie denken, daß sie nach der Hochzeit den anderen ändern können.
Die schwindelerregenden Scheidungsstatistiken dagegen zeigen, daß diese Erwartungen sehr oft unrealistisch sind. Man sieht in vielen Fällen, daß es eben nicht „irgendwie funktioniert“. Die erhofften Änderungen bleiben aus. Das Paar stellt fest, daß „einfach irgendeine Ehe“ nicht besser ist als gar keine. Wie der aufkommende Wunsch nach Scheidung zeigt, ist ihrer Meinung nach die schlechte Ehe schlimmer als keine Ehe.
Persönliche Vergangenheit
Die Umwelt, in der jemand aufgewachsen ist, hat oft Einfluß auf sein späteres Eheglück. Eine schlechte häusliche Atmosphäre kann die künftige Ehe gefährden. Viele stellen fest, daß sie gerade die schlechte Handlungsweise ihrer Eltern nachahmen, die sie zu Hause verabscheuten. Eine Ehefrau meinte dazu:
„Meine Mutter bekrittelte immer meinen Vater und warf mit Gegenständen, wenn sie auf ihn zornig war. Obwohl ich mich deshalb geradezu hasse, neige ich dazu, an meinem Mann herumzunörgeln und mit Sachen zu werfen, wenn ich ärgerlich werde. Es ist so, als ob meine Mutter mir ,beigebracht‘ hätte, daß man mit seinem Mann so umzugehen hat. Ich wünschte, sie hätte mir beigebracht, wie man mit dem Ehemann Probleme löst statt verursacht.“
Ein anderer Faktor, der mit der persönlichen Vergangenheit der beiden Heiratswilligen zu tun hat, ist ein zu großer Interessenunterschied. Er mag anfangs faszinierend erscheinen. Doch später in der Ehe, wenn der Reiz des Neuen verflogen ist, können durch die unterschiedlichen Interessen Spannungen entstehen. Je größer die Unterschiede in den Neigungen und Abneigungen sind, wie zum Beispiel Geschmack in Kleidungs- oder Ernährungsfragen oder Einstellung zu Arbeit, Geld, Politik, Religion und auf anderen Gebieten, um so wahrscheinlicher ist es, daß sie nach der Heirat darüber streiten werden.
Gegensätze können zuerst anziehend, später aber abstoßend wirken. Wie man festgestellt hat, gibt es in der Ehe um so weniger Reibungspunkte, je mehr Gemeinsamkeiten die Partner von Anfang an haben.
Arbeit und Geldschwierigkeiten
Wenn sich der Mann beruflich zu sehr engagiert, vernachlässigt er seine Frau. Die Frau beginnt sich darüber zu ärgern und fühlt sich durch die Bindung an Haushalt und Kinder eingeschränkt.
Andererseits kann die Frau ihren Mann verärgern, wenn sie nicht aus wirtschaftlicher Notwendigkeit berufstätig ist, sondern um sich das Leben „interessanter zu gestalten“. Vielleicht hat er den Eindruck, sie vernachlässige seine Interessen, den Haushalt und die Kindererziehung.
Da heute das Leben so teuer ist, gehen viele Frauen arbeiten, um zum Haushalt etwas beizusteuern. In solchen Fällen sind schon Probleme entstanden, wenn der Mann erwartet hat, daß die Frau die ganze Hausarbeit allein bewältigt. Sie betrachtet das mit Recht als unfair, und darunter leidet das Verhältnis.
Manchmal tauchen Probleme auf, wenn der Mann nicht die richtige Arbeit findet, um die Familie gut ernähren zu können. Das kann an seiner Selbstachtung nagen, so daß er vielleicht sogar anfängt, viel zu trinken. Die schlechte Situation verschlimmert sich und wird für die Frau immer hoffnungsloser.
Geldschwierigkeiten, eine Hauptursache für Eheprobleme, entstehen häufig, weil die Beteiligten nicht ihr Verlangen nach unnötigen materiellen Gütern zügeln. Ihre Wünsche überschreiten ihre Bedürfnisse bei weitem, und sie kaufen mehr, als sie sich leisten können.
Das trifft oft auf junge Ehepaare zu, die die Waren haben möchten, die angepriesen werden oder die ältere Leute besitzen. Dabei vergessen sie, daß diese älteren Personen jahrelang arbeiten mußten, um sich das leisten zu können. So geben die jungen Eheleute mehr Geld aus, als sie verdienen, und machen viele Schulden. Eventuell müssen beide arbeiten, um den Lebensstil halten zu können, und oft reichen selbst diese Einkommen nicht aus. Dann bekommt die Frau womöglich ein Kind und kann nicht mehr berufstätig sein. Also ist nicht genügend Geld da, um die Ausgaben zu decken. Verbitterung und Nörgelei sind die Folge.
Zuwenig Gedankenaustausch
Dieses weitverbreitete Übel äußert sich hauptsächlich darin, daß Ehepartner nicht bereit sind, Angelegenheiten ruhig und offen unter vier Augen zu besprechen. Das hat in vielen Bereichen der Ehe eine lähmende Wirkung.
Oft hat die Frau das Empfinden, ihr Mann sei an dem, was sie denkt, sagt oder tut, nicht interessiert. Sie beklagt sich darüber, daß ihr Mann nicht zuhört, wenn sie sich äußert. Also denkt sie, sie sei einsam, werde nicht geliebt und habe keinen Gefährten (was ihr Mann für sie sein sollte). Das Ehepaar lebt sich somit auseinander.
In vielen Fällen ist aber nicht der Mangel an Gedankenaustausch die Ursache der Probleme. Er ist das Ergebnis. Der Fehler liegt woanders und äußert sich unter anderem dadurch, daß die Verständigung zwischen den Ehepartnern immer schlechter wird.
Alkoholismus
Eine der häufigsten Ursachen für zerrüttete Familien ist der Alkoholismus. Unzählige Millionen in der ganzen Welt sind Alkoholiker. Unzählige Millionen andere sind vom Alkoholismus nicht weit entfernt.
Das Trinken kann dem Verlangen entspringen, das Leben zu genießen. Allerdings kann es auch auf Probleme zurückzuführen sein, die dem Betreffenden schwer zu schaffen machen und die er durch das Trinken lindern oder umgehen möchte. Statt dessen wird jedes Problem dadurch nur verschlimmert.
Gewöhnlich wirkt der Trinker auf seinen Ehepartner abstoßend. Ein Großteil der Scheidungen ist darauf zurückzuführen, daß ein Ehepartner dem Alkohol verfallen ist.
Leider haben die Kinder von Alkoholikern später selbst größere Probleme mit dem Trinken. Dieses frühe häusliche „Training“ macht sich dann in ihrer Ehe bemerkbar, denn sie werden vielen Problemen gegenüberstehen, die auch ihre Eltern wegen übermäßigen Trinkens hatten.
Sexuelle Probleme
Unstimmigkeiten auf sexuellem Gebiet sind ein anderer Hauptgrund für das Scheitern vieler Ehen. Der Mann sagt vielleicht, er fühle sich unbefriedigt, weil seine Frau an Geschlechtsbeziehungen nicht so interessiert sei wie er. Die Frau klagt, der Mann sei selbstsüchtig und berücksichtige nicht ihre emotionellen Bedürfnisse.
Die heutige freizügige Einstellung zum Sex hat sich nicht als Hilfe erwiesen. Viele, vor allem Männer, meinen, sie hätten ein Recht auf die Befriedigung jeglicher sexuellen Bedürfnisse, und wenn die Ehefrau sie nicht befriedigt, dann suchen sie sich eine andere Partnerin. Die Frau wiederum pflegt vielleicht mit einem Mann ehebrecherische Beziehungen, den sie für verständnisvoller hält. Aber im Laufe der Zeit wird die Ehe durch diese Seitensprünge vergiftet.
In vielen Ländern wird es als heldenhaft betrachtet, wenn ein Mann außereheliche Beziehungen pflegt und sogar noch uneheliche Kinder hat. Vielleicht gibt er für solche Beziehungen viel Geld aus, so daß die ehelichen Kinder und seine Frau weniger zum Leben haben. Gewöhnlich ist sie darüber sehr ärgerlich.
Scheidung jetzt leichter
In letzter Zeit haben viele Länder durch Gesetzesänderungen die Ehescheidung erleichtert. Mancherorts genügt dabei der beiderseitige Wunsch nach Scheidung.
Da solche Scheidungserleichterungen immer mehr zur Regel werden, beginnen viele eine Ehe mit dem Gedanken: „Wenn es nicht klappt, kann ich mich ja immer noch scheiden lassen.“ Aber genau diese Einstellung kann sich schädlich auswirken. Sie kann bewirken, daß Heiratswillige bei der Partnerwahl sorgloser vorgehen. Treten dann in der Ehe Schwierigkeiten auf, sind sie nicht so sehr willens, angestrengt an einer Lösung zu arbeiten.
Das sind einige der häufigeren Ursachen für die in den letzten Jahren aufgetretene Flut von gescheiterten Ehen, und es gibt natürlich noch andere. Um dem entgegenzuwirken, geben Eheberater viele Ratschläge — einige gute, einige unzulängliche, einige widersprüchliche und einige ausgesprochen schlechte.
Wieso besteht ein solches Durcheinander? Weil nur wenige Eheberater das Übel an der Wurzel packen. Bevor das nicht erreicht wird und die entsprechenden Heilmittel angewandt werden, bleibt die Gefahr bestehen, daß die Ehe scheitert.
Wir haben einige der offensichtlicheren Gründe für das Versagen einer Ehe kennengelernt. Doch die wahre Ursache liegt tiefer. Worin besteht denn die Hauptursache für Eheprobleme? Und was ist erforderlich, um eine glückliche Ehe führen zu können?
[Bilder auf Seite 13]
Leidet deine Ehe unter ...
... Geldschwierigkeiten?
... Schweigsamkeit?
... Alkoholismus?
-
-
Hauptursache für das Scheitern einer EheErwachet! 1979 | 22. Januar
-
-
Hauptursache für das Scheitern einer Ehe
WAS ist die Hauptursache für die Flut von gescheiterten Ehen? Warum ist heute die Ehe an sich in solchen Schwierigkeiten?
Wir könnten die Antwort folgendermaßen veranschaulichen: Wenn ein komplizierter Computer versagt, wer wird dann für die Reparatur bemüht? Doch nicht etwa ein anderer Computer? Vielmehr ist in einem solchen Fall eine überlegene Kapazität gefragt, ein Computerexperte, vorzugsweise der Konstrukteur oder Hersteller — jemand, der wirklich Ahnung hat.
Wen sollen wir denn darum bitten, „Reparaturen“ vorzunehmen, wenn in einer Ehe die menschlichen Beziehungen scheitern? Andere Menschen, deren Wissen ebenfalls begrenzt ist? Nein. Wie im Fall des Computerversagens wäre es weit sinnvoller, sich an eine überlegene Kapazität zu wenden — jemand, der wirklich Ahnung hat, vorzugsweise der Konstrukteur oder Hersteller.
Wer wäre das? Der Schöpfer des Menschen und Stifter der Ehe, Jehova Gott. Da er den Menschen und die Ehe geschaffen hat, weiß er viel besser als irgend jemand anders, warum Ehen scheitern und was für das Glück menschlicher Beziehungen getan werden muß.
Hauptursache
Damit sind wir schon bei der grundlegenden Ursache, der Hauptursache, für Eheversagen: Ein oder beide Partner mißachten die Gesetze und Grundsätze für eine glückliche Ehe, die von Jehova Gott, dem Schöpfer des Menschen und der Ehe, festgelegt worden sind.
Arbeitet das Ehepaar im Rahmen dieser weisen, praktischen Gesetze und Grundsätze zusammen, wird die Ehe von Erfolg gekrönt sein. Werden sie dagegen mißachtet, dann lassen Schwierigkeiten nicht lange auf sich warten.
Die Formel für das Eheglück bleibt nicht unserer eigenen Vorstellung überlassen. Sie ist festgelegt durch den Leitfaden, den der Schöpfer zu unserem Nutzen aufzeichnen ließ — sein Wort, die Bibel.
Einwände
Freilich, viele mögen einwenden: „Die Bibel und der Glaube an Gott sind doch schon seit langer Zeit in ,christlichen‘ Ländern vertreten, ohne daß dadurch der Zerfall der Ehen aufgehalten wurde.“
Das stimmt. Allerdings ist ein Land nicht deshalb christlich, weil es das zu sein behauptet; ebensowenig werden dadurch die Bürger des Landes zu Christen. Lediglich eine Bibel zu besitzen bedeutet noch lange nicht, nach ihren Maßstäben zu leben. Tatsache ist, daß die meisten, die eine Bibel haben, ihre Gesetze und Grundsätze nicht anwenden.
Manche bringen einen anderen Einwand vor: „Gibt es nicht Eheleute, die glücklich verheiratet sind, aber die Bibel nicht als Richtlinie benutzen und vielleicht nicht einmal an Gott glauben?“
Auch das ist wahr. Wie kommt denn ihr Glück zustande? Es liegt daran, daß die Ehepartner — obwohl unbewußt — einem Maßstab folgen, der dem der Bibel ähnelt. Ob sie sich nun dessen bewußt sind oder nicht, haben sie gemäß dem von Gott verliehenen Gewissen einen Lebensweg eingeschlagen, der mit den göttlichen Gesetzen und Grundsätzen für die Ehe fast übereinstimmt (Röm. 2:14, 15).
Darauf zu spekulieren, daß man zufällig auf die richtige Formel für die Ehe stoßen wird, kommt der Hoffnung gleich, man könne auf einem Schiff ohne Ruder oder Navigator reisen und würde dann schon durch Zufall am Bestimmungsort ankommen. Das könnte zwar eintreten, doch wäre es nicht weise, darauf zu spekulieren. Ein Schiff mit einem Ruder und einem erfahrenen Navigator wird mit weit größerer Wahrscheinlichkeit einem genauen Kurs folgen und das Ziel erreichen.
Eine ähnliche Wahl kannst du in folgendem Fall treffen: Würdest du in einer riesigen Wildnis ohne eine Straßenkarte über gefährliche und unbekannte Straßen fahren? Oder würdest du dich nach einer Karte richten, die der Erbauer der Straße aufgestellt hat und die sich schon bei vielen anderen Reisenden bewährt hat?
Der große Navigator der Ehe ist Gott, und durch sein Wort hat er für ein richtungweisendes Ruder gesorgt. Er ist der große Bauingenieur der Institution Ehe und hat die Straße gebaut, die zum Erfolg führt. Zudem hat er eine zuverlässige Straßenkarte herausgegeben.
Entscheidender Fehler
Viele Leute glauben, daß die Ehe menschlichen Ursprungs ist und sich irgendwie im Laufe der Zeitalter entwickelt hat, um einem menschlichen Bedürfnis nachzukommen. Andere sagen zwar, sie würden an einen Schöpfer glauben, machen jedoch geringe oder keine Anstrengungen, sich über seinen Willen zu informieren.
Folglich besteht bei dieser großen Zahl von Verheirateten der entscheidende Fehler darin, daß sie sich in ihrer Ehe nur von menschlicher Weisheit leiten lassen. Sie lassen die überlegene Weisheit dessen außer acht, der sich am besten auskennt, des Stifters der Ehe.
Gemäß der Bibel ist jemand, der sich nur auf menschliche Weisheit verläßt, „wie ein kahler Strauch in der Steppe. Er wird nicht erleben, daß Gutes kommt.“ Aber jemand, der sich an seinen Schöpfer um Führung wendet, „ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bache hinbreitet. Er braucht nichts zu fürchten, wenn die Hitze kommt, sein Laub bleibt immer grün. In einem dürren Jahr macht er sich keine Sorgen, ohne Unterlaß bringt er Frucht“ (Jer. 17:6, 8, Jerusalemer Bibel; Ps. 1:1-3).
Manch einer dagegen möchte nicht, daß Gott in seinem Leben etwas zu sagen hat. Er möchte es allein machen. Er denkt ähnlich wie die Personen, die in Hiob 21:14-16 beschrieben werden: „Doch sagen sie zu Gott: ,Weiche von uns, wir wollen von deinen Wegen nichts wissen! Wer ist der Allmächtige, daß wir ihm dienen sollten? Oder was nützt es uns, wenn wir ihn anrufen?‘“ (Lutherbibel erklärt).
Diese Mißachtung der göttlichen Weisheit zeigt sich in den vielen Ehen, die heute auseinandergehen. Deshalb heißt es in der Bibel: „Es gibt einen Weg, der vor einem Mann gerade ist, aber sein Ende sind danach die Wege des Todes“ (Spr. 14:12).
Dem steht der göttliche Rat gegenüber: „Vertraue auf Jehova mit deinem ganzen Herzen, und stütze dich nicht auf deinen eigenen Verstand. Beachte ihn auf all deinen Wegen, und er selbst wird deine Pfade gerademachen.“ Ja, „die Furcht Jehovas ist der Weisheit Anfang“ (Spr. 3:5, 6; 9:10).
Den Tatsachen ins Auge sehen
Ein Regierungsbeamter aus Westafrika äußerte über den Erfolg einer Ehe eine Wahrheit: „Ehen können nur durch die Achtung vor biblischen Grundsätzen ein Erfolg werden.“
Wir Menschen sind so geschaffen. Wenn wir die Grundsätze, deren Urheber Gott ist, außer acht lassen, müssen wir mit schlechten Auswirkungen rechnen. Ähnlich verhält es sich, wenn andere Grundsätze oder Gesetze außer acht gelassen werden, die den Menschen betreffen. Wenn wir beispielsweise das Gesetz der Schwerkraft nicht beachten und in die Tiefe springen, werden wir uns verletzen oder das Leben verlieren. Übergehen wir die Gesetzmäßigkeit unserer Körperfunktionen wie Aufnahme von Nahrung, Wasser und Luft, dann müssen wir dafür büßen. Und die Mißachtung der Grundsätze für die Ehe, die von Gott stammen und unserer geistigen, emotionellen und körperlichen Beschaffenheit genau entsprechen, müssen wir mit dem Scheitern der Ehe büßen.
Wir ernten, was wir säen (Gal. 6:7). Wir können nicht Unkraut säen, wenn wir Weizen ernten möchten. Wollen wir eine wirklich glückliche Ehe führen, können wir nicht den Gesetzen und Grundsätzen zuwiderhandeln, die Gott zu unserem Nutzen festgelegt hat. Je enger wir uns an die Richtlinien des Schöpfers der Ehe halten, um so glücklicher werden wir sein.
Wenn man sich gewissenhaft an Gottes Maßstab hält, wird die Ehe niemals völlig versagen. Den Beweis dafür liefern unzählige Ehepaare, die sich daran halten und in ihrer Ehe so viel Glück empfinden, wie man heutzutage vernünftigerweise erwarten kann.
Doch wie wendet man die Gesetze und Grundsätze der Bibel an? Was sind eigentlich die Erfordernisse für eine glückliche Ehe?
[Herausgestellter Text auf Seite 15]
Wo suchst du Rat, um Eheproblemen vorzubeugen?
-
-
Erfordernisse für eine glückliche EheErwachet! 1979 | 22. Januar
-
-
Erfordernisse für eine glückliche Ehe
JEDE Ehe funktioniert besser, wenn sich beide Ehepartner nach den göttlichen Normen ausrichten. Diese liefern Mann und Frau das nötige Rüstzeug für die Lösung von Problemen, die sonst nicht zu lösen wären.
Nein, vollkommenes Eheglück ist auch dann nicht zu erreichen, wenn man die göttlichen Normen beachtet. Wer heute vollkommenes Glück erwartet, ist unrealistisch. Aber je genauer sich zwei Eheleute an die göttlichen Gesetze und Grundsätze für die Ehe halten, desto glücklicher werden sie sein.
Einer der zu berücksichtigenden Faktoren hängt mit der Tatsache zusammen, daß Mann und Frau unterschiedlich geschaffen sind. Wenn dafür das richtige Verständnis vorhanden ist, wird es zu gewissen Schwierigkeiten, die sonst in der Ehe auftreten könnten, gar nicht erst kommen.
Unterschiedlich geschaffen
Gott hat Mann und Frau so geschaffen, daß sie manche Ähnlichkeiten, aber auch manche Unterschiede aufweisen. In bezug auf das Geistige und die Emotionen sind sie einander ebenfalls in manchem ähnlich, in manchem sind sie aber auch recht verschieden.
Warum die Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern? Damit jedes seiner Aufgabe gerecht werden kann. Mann und Frau sind so geschaffen, daß sie Bedürfnisse haben, die der Partner befriedigen kann. Während also Mann und Frau nicht über die gleichen Kräfte verfügen und ihre Fähigkeiten auf verschiedenen Gebieten liegen, ergänzen sie sich gerade zufolge dieser Unterschiede.
Bedeuten diese Unterschiede, daß der eine besser ist als der andere? Nein. Jede ihrer Eigenschaften, durch die sie sich voneinander unterscheiden, ist wertvoll in ihrer Art. Ein Beispiel: Ist ein Hammer besser als eine Säge, nur weil beide Werkzeuge verschieden sind? Wer versuchen würde, mit einer Säge zu hämmern oder mit einem Hammer zu sägen, würde schnell merken, daß jedes der beiden Werkzeuge zwar wertvoll ist in seiner Art, daß man damit aber nichts erreicht, wenn man sie nicht zu dem Zweck gebraucht, zu dem sie geschaffen sind.
Hammer und Säge sind zwei ganz verschiedene Werkzeuge, aber sie ergänzen einander. Das gleiche gilt für Mann und Frau: Jeder hat wertvolle Eigenschaften, die der andere nicht besitzt, weil beide verschiedene Aufgaben zu erfüllen haben. Aber die Eigenschaften beider ergänzen sich. Deshalb sagte Gott, daß die Frau für den Mann „eine Gehilfin“ sein sollte, „sein Gegenstück“ (1. Mose 2:18).
Wenn Mann und Frau sich verstehen, wenn sie einander schätzen und wenn jeder seine unterschiedlichen Eigenschaften zum gemeinsamen Wohl einsetzt, passen sie zusammen wie Hand und Handschuh. Setzen sie sich aber über die Unterschiede hinweg oder kämpfen sie gar dagegen, so entspricht das dem Versuch, mit geballter Faust einen Handschuh überzuziehen. Er paßt dann nicht!
Die Rollen akzeptieren
In einer Ehe oder in einer Familie muß einer die Führung übernehmen. Mit den Fähigkeiten dazu ist speziell der Mann ausgestattet, denn ihm wurde ein größeres Maß der Eigenschaften und der Kräfte verliehen, die erforderlich sind, um einer Familie vorzustehen (Eph. 5:23). Das ist von praktischem Wert, denn da, wo niemand die Führung hat, herrschen Uneinigkeit und Verwirrung.
Eine Ehe oder eine Familie, in der keine Führung da ist, könnte man mit einem Auto vergleichen, das ohne Lenkrad gefahren wird. Und eine Ehe, in der die Frau versucht, die Führung zu übernehmen, könnte man mit einem Auto vergleichen, in dem zwei Fahrer an je einem Steuer sitzen, das jeweils mit einem der beiden Vorderräder verbunden ist. Es erfordert wenig Phantasie, um sich die Schwierigkeiten vorzustellen, die das zur Folge hätte.
Besonders in unserer Zeit wird die Aufgabe des Familienoberhauptes sowohl von Männern als auch von Frauen falsch aufgefaßt und mißverstanden. Mit welchem Ergebnis? Dr. Harold Voth von der Menningerstiftung (USA) sagte, das „Verwischen der Geschlechtsrolle in der Familie“ wirke sich „katastrophal“ aus. Seine Empfehlung: „Wir müssen uns die Familie der Pionierzeit zum Vorbild nehmen. Es galt für selbstverständlich, daß der Mann das Familienoberhaupt war. Er war stark; seine Familie konnte sich auf ihn verlassen.“
Viele Frauen werfen ihrem Mann vor, daß er die Aufgabe, seine Familie zu führen, nicht richtig erfülle. Und das stimmt. In manchen Fällen versäumt der Mann diese Pflicht, weil er sich hauptsächlich mit seinen eigenen, selbstsüchtigen Interessen befaßt. In anderen Fällen mag die Ursache sogar Trägheit sein. Es gibt Männer, die die Verantwortung, die das Familienoberhaupt hat, scheuen und deshalb nicht bereit sind, ihre Funktion als Haupt auszuüben.
Doch manchmal ist die Frau größtenteils selbst schuld an dem Problem. Die meisten Männer haben es nicht gern, wenn ihre Frau die Zügel zu ergreifen sucht und ihnen die Autorität streitig macht. Auf ein solches Verhalten reagieren sie gewöhnlich, indem sie ihrer Frau den Willen lassen, ihr aber auf verschiedene Weise zu verstehen geben, daß sie nicht einverstanden sind.
Die Unstimmigkeiten, die dadurch entstehen, daß ein Mann seine Funktion als Haupt nicht richtig ausübt, oder dadurch, daß die Frau ihrem Mann die Autorität streitig macht, sind eine große Gefahr für das Eheglück. Was kann man tun, um sicherzugehen, daß die Ehe so funktioniert, wie sie nach dem Willen des Schöpfers funktionieren sollte, so, daß beide Ehepartner glücklich sind?
Der ideale Ehemann
Der Mann, der eine gute Ehe führen und eine glückliche Frau haben möchte, muß sich bemühen, die richtige Einstellung zu seiner Funktion als Familienoberhaupt zu entwickeln. Um eine wirklich glückliche Ehe zu führen, ist es unerläßlich, daß der Mann seine Funktion als Haupt richtig ausübt.
Manche Männer, die die göttlichen Grundsätze nicht kennen, glauben, das Familienoberhaupt zu sein bedeute, sich als „Boß“ oder als „Diktator“ aufzuspielen. Doch diese Männer unterliegen einem großen Irrtum. Die Mehrzahl der normal empfindenden Frauen widersetzt sich einer solchen Behandlung.
Obschon Gott dem Mann die Aufgabe übertragen hat, als Familienoberhaupt zu amten, berechtigt ihn das nicht, seine Frau zu tyrannisieren oder brutal zu behandeln oder in ihr einen „Bürger zweiter Klasse“ zu sehen. Es war nie Gottes Wille, daß der Mann seine Funktion als Haupt so ausübe.
Im Gegenteil, dem Mann wird geboten, sich zu bemühen, seiner Frau gegenüber gütig und sanft zu sein, ihr Verständnis entgegenzubringen und in allem ihr Wohl im Auge zu haben. Die göttliche Norm lautet: „Die Ehemänner [sind] verpflichtet, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber“, sie sollten bereit sein, für ihre Frau Opfer zu bringen (Eph. 5:28).
Wie weit sollten sie darin gehen? Man beachte, was die Bibel sagt: „Ihr Ehemänner, fahrt fort, eure Frauen zu lieben, so, wie auch der Christus die Versammlung geliebt ... hat.“ Wie weit ging Christus in seiner Liebe? Die Bibel antwortet, daß er sich, als es notwendig wurde, „für sie dahingegeben hat“. Ja, es war beispielhaft, wie sich Jesus Christus für die Menschen, die er liebte, aufopferte. Er war sogar bereit, für sie zu sterben (Eph. 5:25).
Der ideale Ehemann bemüht sich bewußt, seine Frau wissen zu lassen, daß er sie liebt und ihren Beitrag schätzt. Das sollte er nicht nur durch das, was er für sie tut, zum Ausdruck bringen, sondern auch durch Worte. „Liebliche Reden sind eine Honigwabe, süß für die Seele und Heilung für das Gebein“, heißt es in Sprüche 16:24. Die Frau ist so geschaffen, daß sie nur glücklich ist, wenn sie das Gefühl hat, gebraucht und geschätzt zu werden. Und der Mann, der sie das wissen läßt, ist nicht unmännlich oder schwach.
Der Mann, der seiner Frau durch Wort und Tat zu verstehen gibt, daß er sie liebt, findet gewöhnlich bei ihr ein entsprechendes Echo. Die meisten Frauen reagieren darauf, indem sie einen solchen Mann noch mehr lieben und noch höher achten. Sie zeigen sich noch bereitwilliger, etwas für ihn zu tun. Warum ist das so?
Weil Gott die Frau so erschaffen hat, daß sie auf Güte, Zärtlichkeit und Liebe anspricht. Je mehr der Mann sich bemüht, seiner Frau Liebe zu erweisen, desto größer wird ihre Liebe zu ihm. Interessanterweise fühlt sich der Mann gedrängt, ihr noch mehr Liebe zu erweisen, je stärker das Echo bei ihr ist. Ja, beide ‘ernten, was sie säen’.
Einer der biblischen Grundsätze für Familienvorstände lautet: „Ihr Ehemänner, wohnt gleicherweise weiterhin bei ihnen gemäß Erkenntnis, indem ihr ihnen als einem schwächeren Gefäß, dem weiblichen, Ehre zuerkennt“ (1. Petr. 3:7).
Wie erkennt der Mann der Frau Ehre zu? Indem er ihre Meinung und ihren Geschmack berücksichtigt. Indem er ihr die Wahl läßt, sofern es sich nicht um eine entscheidende Frage handelt. Indem er sie weder, wenn sie allein sind, noch vor anderen verächtlich behandelt oder in Verlegenheit bringt. Ja, indem er zeigt, daß er sie mag.
Eine solch liebevolle Einstellung sollte auch auf dem Gebiet des Geschlechtslebens ihren Niederschlag finden. Ist der Mann zärtlich und rücksichtsvoll, so reagiert die Frau gewöhnlich entsprechend. Sie ist nicht so geschaffen, daß es zu einer glücklichen Vereinigung kommt, wenn der Mann grob, fordernd und lüstern ist. Außerdem würde sie vor einem solchen Mann die Achtung verlieren.
Übt der Mann seine Funktion als Haupt richtig aus, wird die Frau seine Autorität nicht als eine Last empfinden. Vielmehr wird sie merken, daß sie dadurch von Lasten befreit wird, die zu tragen sie nicht geschaffen worden ist.
Wenn die Frau ihren Teil tut
Eine Frau, die ihren Teil tut, kann ihrem Mann helfen, seine Funktion als Haupt richtig auszuüben. Frauen, die sich bemühen, sich ihrem Mann unterzuordnen, sind oft überrascht über das Ergebnis (Kol. 3:18; Tit. 2:4, 5).
Wie kann eine Frau dabei vorgehen? Sie kann beginnen, indem sie zeigt, daß sie bereit ist, die göttliche Ordnung zu akzeptieren und den Mann als Familienoberhaupt anzuerkennen. Sie sollte nicht versuchen, mit ihm zu konkurrieren, auch sollte sie nicht dauernd nörgeln. Wenn ein Problem entsteht, kann sie ihn um Rat fragen und um Anleitung bitten. Dadurch gibt sie zu verstehen, daß sie ihn als ihren Führer akzeptiert und seine Meinung schätzt. Wenn er Fehler macht, lacht sie ihn nicht aus. Geht es nicht um größere Entscheidungen, dann erhebt sie keine Einwände dagegen. Und wenn sie merkt, daß er bereit ist, die Führung zu übernehmen, läßt sie ihn wissen, daß sie es schätzt.
Eine Frau, die anfing, sich so zu verhalten, sagte: „Es ist unglaublich, wieviel das ausmacht. Vor wenigen Monaten wollten mein Mann und ich auseinandergehen. Jetzt fühlen wir uns wie Neuvermählte in den Flitterwochen, nur ist es noch schöner.“ Die Ursache des dramatischen Wandels war die „Unterordnung der Frau“.
Über dieses Thema konnte man in der Zeitschrift Woman’s Day folgendes lesen: „Es ist eine Ehephilosophie, zu der sich Hunderttausende bekehrt haben — Frauen, die von den Ergebnissen so begeistert sind“, daß sie ihren Mann gern als Haupt fungieren lassen. Das ist ihnen lieber, denn sie haben die Erfahrung gemacht, daß der Mann dann gewöhnlich viel besser auf die Bedürfnisse der Frau reagiert und entgegenkommender ist.
Selbst wenn die Frau sich nur ein wenig bemüht, die Stellung ihres Mannes als Haupt anzuerkennen, wirkt sich das schon günstig auf die Ehe aus. Und je mehr sich die Frau in die Rolle findet, für die sie geschaffen ist, desto besser werden wahrscheinlich die Ergebnisse sein. Wenn sie sich anders verhält, kommt es zu Zusammenstößen, ähnlich wie wenn ein Autofahrer auf einer Einbahnstraße in der falschen Richtung fährt.
Mit der Unvollkommenheit fertig werden
Eine weitere Realität, die es einzukalkulieren gilt, ist die menschliche Unvollkommenheit. Wir alle haben von Geburt an die Neigung, Fehler zu machen. „Wir alle straucheln oft“, sagt die Bibel (Jak. 3:2; Ps. 51:5; Röm. 5:12).
Wenn sich Eheleute mit dieser Realität von Anfang an abfinden, erwartet keiner vom anderen etwas Unmögliches, nämlich Vollkommenheit. Vielmehr rechnet jeder damit, daß der andere Fehler macht. Sie erwarten deshalb nicht, vollkommen glücklich zu sein, denn das ist unvollkommenen Menschen nicht möglich. Der Psychologe Larry Cash schrieb in der in Kanada erscheinenden Zeitschrift Chatelaine:
„Obschon ich der Bewegung ,Menschliche Leistungsfähigkeit‘ angehöre, muß ich zugeben, daß ich damit nicht zufrieden bin. Unabsichtlich haben wir viele Leute zu der Erwartung verleitet, man könne fast hundertprozentig glücklich sein, während die Realität des Lebens zeigt, daß es schon sehr viel ist, wenn man zu 70 Prozent glücklich ist.“
Natürlich sollten Mann und Frau sich bemühen, alles zu unterlassen, was den andern ärgern könnte. Doch passieren immer wieder Fehler, die zum Stein des Anstoßes werden. Was sollte man dann tun? Sollte man aus einer Mücke einen Elefanten machen? Nein, die Bibel gibt uns den vernünftigen Rat: „Liebe deckt eine Menge von Sünden zu“ (1. Petr. 4:8). Die Liebe prangert Fehler nicht an, sie „wärmt sie“ nicht immer wieder „auf“. Sie veranlaßt uns zu denken: „Du hast zwar einen Fehler gemacht, aber auch ich mache gelegentlich Fehler. Ich übersehe deshalb deine, vielleicht wirst du dann auch meine übersehen.“
Wenn Eheleute nicht den Anschein erwecken möchten, vollkommen oder unfehlbar zu sein, werden sie auch nicht aus jedem Meinungsstreit als Sieger hervorgehen wollen. Wer so handelt, dem könnte es passieren, daß er einen Streit gewinnt, aber dafür den Krieg verliert. Eheleute sollten bestrebt sein, Probleme zu lösen, und nicht, einen Streit zu gewinnen.
Man kann sich viele Auseinandersetzungen und großen Kummer ersparen, wenn man demütig bereit ist zuzugeben, daß man einen Fehler gemacht hat, und sich bemüht, die Sache wieder in Ordnung zu bringen. Darüber äußerte sich eine Frau wie folgt:
„Ich strenge mich jetzt noch mehr an, eine gute Ehe zu führen. Ich vermeide es, meinen Mann zu ärgern. Außerdem bemühe ich mich, selbstlos zu sein und ihn zu verstehen. Ich bin auch willens, ihm entgegenzukommen. Ferner bin ich nicht mehr daran interessiert, jeden Streit zu gewinnen oder stets meinen Willen durchzusetzen. Wir nehmen aufeinander Rücksicht.“
Individualität
Dieses Rücksichtnehmen aufeinander ist auch deshalb wichtig, weil Gott uns mit einem freien Willen ausgestattet hat. Das bedeutet, daß wir innerhalb der durch seine gerechten Gesetze und Grundsätze festgelegten Grenzen vieles selbst entscheiden können.
Wir dürfen deshalb nicht erwarten, daß zwei Menschen genau die gleichen Ansichten oder den gleichen Geschmack haben. Kalkuliert man ein, daß die Menschen einen unterschiedlichen Geschmack haben, so wird man nicht enttäuscht oder verärgert sein, wenn der Ehepartner sich an etwas erfreut, woran man selbst kein Gefallen findet.
Die Frau mag zum Beispiel in bezug auf die Wohnungseinrichtung einen anderen Geschmack haben als der Mann. Aber da es der Frau im allgemeinen besser liegt, ein gemütliches Heim einzurichten, wird der kluge Ehemann ihr auf diesem Gebiet freie Hand lassen. Andererseits mag der Frau etwas nicht gefallen, was jedoch ihrem Mann zusagt. Dann sollte sie sich ihm fügen, besonders wenn es sich um Fragen handelt, die er besser zu entscheiden vermag, die mit seiner Funktion als Haupt zusammenhängen, z. B. wenn große Anschaffungen gemacht oder wenn der Wohnsitz und der Arbeitsplatz bestimmt werden sollen.
Wie soll man jedoch verfahren, wenn Mann und Frau in Wünschen, auf deren Erfüllung jeder ein gewisses „Anrecht“ hat, nicht übereinstimmen? Als Beispiel sei das Essen erwähnt. Nun, warum nicht auf den individuellen Geschmack Rücksicht nehmen und an einem Tag etwas kochen, was dem einen besonders schmeckt, und an einem anderen Tag etwas, was der andere sehr gern ißt? Oder warum nicht täglich so kochen, daß beide auf ihre Rechnung kommen? Dann hat jeder das, was ihm schmeckt, und die Individualität bleibt gewahrt.
In dieser Weise aufeinander Rücksicht zu nehmen ist im Einklang mit den Grundsätzen der Bibel, denn „die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ist nicht eifersüchtig ..., sucht nicht ihren Vorteil“ (1. Kor. 13:4, 5, Einheitsübersetzung). Eheleute sollten die Regel beherzigen: „Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen!“ (Phil. 2:4, EÜ).
Doch fast in jeder Ehe kommt es gelegentlich zu Problemen, die schwer zu lösen sind. Beide, Mann und Frau, sind von der Richtigkeit ihres Standpunktes überzeugt. Was kann man tun, wenn die Gegensätze bestehenbleiben, obgleich man die erwähnten Grundsätze angewandt hat? Dann gilt es, die Regel der Bibel zu beachten: ‘Die Ehefrauen seien ihren Männern in allem untertan’ (Eph. 5:24). Mit anderen Worten: Wenn schließlich eine Entscheidung gefällt werden muß, sollte die Frau, die sich an Gottes Standpunkt halten möchte, dies ihrem Mann überlassen, vorausgesetzt, er verlangt nichts von ihr, wodurch sie das Gesetz Gottes verletzen müßte. Natürlich kann es passieren, daß er eine Fehlentscheidung trifft. Aber das könnte auch ihr passieren. Jedenfalls hat er die Aufgabe, endgültig zu entscheiden.
Eine Frau, die ihren Mann liebt und sich ihm unterordnet, wird zweifellos die Erfahrung machen, daß der Mann meistens zu ihren Gunsten entscheidet. Wenn er von seinem Recht, Endgültiges festzulegen, Gebrauch macht und anders entscheidet, als sie gehofft hat, sollte sie ihm dennoch keinen Widerstand leisten.
Beistand
In vielen Fällen ist die heutige Welt mit ihren Frustrationen und Schwierigkeiten schuld an den Eheproblemen. Kennt man jedoch Gottes Vorsatz, wird man mit vielen dieser Frustrationen ohne weiteres fertig.
Aus der Bibel kann man deutlich erkennen, daß wir in den „letzten Tagen“ des gegenwärtigen Systems leben. Sie zeigt, daß die heutige Epoche mit ihren ‘kritischen Zeiten, mit denen man schwer fertig wird’, bald enden wird (2. Tim. 3:1). Dann wird Gott das gegenwärtige morsche System durch eine von ihm geschaffene gerechte neue Ordnung ersetzen (2. Petr. 3:13). In dieser neuen Ordnung werden die Menschen ein solch glückliches Leben führen, von dem wir jetzt nur träumen können. Ja, „die Welt vergeht und ebenso ihre Begierde, wer aber den Willen Gottes tut, bleibt immerdar“ (1. Joh. 2:17).
Die Bibel zeigt, daß Personen, die nicht wissen, daß die Menschen diese Aussicht haben, wegen der sich verschlechternden Verhältnisse „ohnmächtig werden vor Furcht“. Die Menschen dagegen, die durch eine genaue Erkenntnis des Vorsatzes Gottes gestärkt sind, ‘richten ihre Häupter empor, weil ihre Befreiung naht’ (Luk. 21:25-28). Diese Hoffnung übt einen starken Einfluß auf die Ehe gottesfürchtiger Personen aus.
Außerdem können Ehepaare, die Gott um Führung und Leitung bitten, noch mit etwas anderem rechnen. Wir lesen in der Bibel, daß Gott „für den handelt, der auf ihn harrt“ (Jes. 64:4). Gottes Geist, die gewaltige Kraft, die bei der Erschaffung des ehrfurchteinflößenden Universums gewirkt hat, wird zu ihren Gunsten tätig werden.
Somit haben sie in ihrer Ehe den Beistand einer Kraft, „die über das Normale hinausgeht“ (2. Kor. 4:7). Und was kann Gottes wirksame Kraft, der heilige Geist, bei den Ehepaaren, die dafür empfänglich sind, bewirken? Daß sie „die Frucht des Geistes“ hervorbringen, nämlich ‘Liebe, Freude, Frieden, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Glauben, Milde, Selbstbeherrschung’ (Gal. 5:22, 23). Das sind viele positive Eigenschaften, und sie tragen alle dazu bei, daß eine glückliche Ehe geführt werden kann.
Es ist deshalb verständlich, daß Personen, die Gott als den Stifter der Ehe anerkennen, die sich von seinen Gesetzen und Grundsätzen leiten lassen und die seinen Beistand haben, eine so gute und glückliche Ehe führen können, wie es unter den heutigen Umständen überhaupt möglich ist.
Nein, die Ehe ist nicht dem Untergang geweiht! Dem Untergang geweiht ist dagegen die gegenwärtige unbefriedigende Welt mit ihren entwürdigenden Auffassungen von der Ehe. Und im Kommen ist eine neue, von Gott geschaffene Ordnung. Da Gott der Stifter der Ehe ist, dürfen wir zuversichtlich damit rechnen, daß der Zweck, zu dem er sie geschaffen hat, sowohl jetzt als auch dann vollständig realisiert werden wird.
Wir haben in bezug auf die Ehe also die Wahl, entweder nach den entwürdigenden Normen der gegenwärtigen Welt zu handeln und die bitteren Früchte einer solchen Handlungsweise zu ernten oder uns nach den Normen unseres Schöpfers auszurichten und uns des Segens einer glücklichen Ehe zu erfreuen sowie die Hoffnung auf eine noch glücklichere Zukunft zu hegen.
-