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  • Die schwere Entscheidung, vor der Unverheiratete stehen
    Erwachet! 1977 | 22. April
    • Die schwere Entscheidung, vor der Unverheiratete stehen

      Vielleicht liest zufällig der richtige Mann diese Anzeige, und vielleicht würde dadurch die glückliche Verbindung zweier Menschen möglich werden, die sich auf andere Weise niemals begegnen würden. ... Deshalb möchte ich auf diesem Weg versuchen, einen lieben, grundanständigen Herrn mit Geist und Herzensbildung kennenzulernen ... Schreiben Sie mir bitte vertrauensvoll mit Bild unter ...

      NUR wenige setzen eine Anzeige wie diese in die Zeitung, doch viele kennen die hier beschriebene schwierige Situation. Auch sie haben, allerdings auf subtilere Art, ihre Ehewünsche kundgetan und dabei die Erfahrung gemacht, daß es heute oft sehr frustrierend und schwierig ist, einen Lebenskameraden zu finden.

      Helene, eine sich einsam fühlende Dreißigerin, schildert einen Krisenpunkt in ihrem Leben wie folgt: „Ich konnte mich bei niemandem richtig aussprechen. Ich aß nicht mehr und weinte ohne Grund. Auch konnte ich mich niemandem anvertrauen, weil ich mich so in meine Gefühle hineingesteigert hatte, daß ich mich schämte. ... Wahrscheinlich rechnet niemand mehr damit, daß ich noch heiraten werde“ (New York Post).

      Tausende von Männern und Frauen sind in der gleichen Lage wie Helene, doch haben sie sich gewöhnlich nicht bemüht zu erforschen, warum es ihnen so ergeht. Die Mehrzahl weiß nichts von den Studien der Soziologen, aus denen hervorgeht, daß es immer schwieriger wird, den richtigen Lebensgefährten zu finden. Sie wissen nicht, daß in diesen Studien Faktoren dafür verantwortlich gemacht werden wie die Landflucht und die gleichzeitige „Revolution der Sitten“, die sozusagen jeden Aspekt der Mann-Frau-Beziehung in Frage zieht.

      Den meisten ist jedoch bekannt, daß die Zahl der gescheiterten Ehen rapide steigt. Sie wissen, daß heute viele Personen eine Liebschaft nach der anderen haben und daß sie jeweils jede brutal und unvermittelt abbrechen. Auch sind sie sich darüber im klaren, daß die Masse der Ratschläge, die sie erhalten, widersprüchlich sind.

      Ist die Situation ausweglos, oder gibt es — obschon die Wahl eines Ehegefährten natürlich eine ganz persönliche Sache ist — irgendwelche Richtlinien oder Grundsätze, nach denen sich junge und auch ältere Menschen ausrichten können? Gibt es bestimmte Fallgruben, vor denen man sich in acht nehmen sollte?

      Einige Fabeln über die Ehe

      Selbstverständlich sind die Umstände und Bedürfnisse einer Witwe mit kleinen Kindern ganz anders als die eines älteren geschiedenen Mannes oder eines jungen Menschen. Doch hören unverheiratete Personen jeden Alters immer wieder gewisse Fabeln über die Ehe, durch die ihnen die ohnehin schwierige Entscheidung noch erschwert wird. Die Untersuchung einiger dieser Fabeln sollte dazu beitragen, die durch solch falsche Vorstellungen entstandene Verwirrung zu beseitigen.

      Nach einer allgemein verbreiteten Vorstellung ziehen sich Gegensätze an. Deshalb wird angenommen, daß eine Ehe weit interessanter sei, wenn sich zwei grundverschiedene Menschen heiraten würden. Natürlich übt jemand, der aus einer ganz anderen Umgebung stammt oder einer anderen Religion oder einem anderen Volk angehört als wir, einen gewissen Reiz aus. Wissenschaftliche Studien zeigen aber eindeutig, daß die Scheidungsrate bei solchen Ehen weit höher ist als bei anderen. Dr. Dominian schreibt zum Beispiel in dem Buch Marital Breakdown (Ehezerrüttung): „Alle bedeutenderen Studien lassen erkennen, daß [konfessionelle] Mischehen häufiger geschieden werden als konfessionell einheitliche Ehen.“

      Ist das schwierig zu glauben? Sagt uns nicht schon der gesunde Menschenverstand, daß wir uns mit Menschen verbunden fühlen, die ähnliche Interessen haben wie wir? Wie kommen wir dagegen mit jemandem zurecht, der ständig an einem anderen Strang zieht oder dem das mißfällt, was uns gefällt? In 1. Mose, Kapitel 2 wird berichtet, daß die Frau geschaffen wurde, um dem Mann eine „Gehilfin“ zu sein. Sollten der Mann und seine Gehilfin nicht ähnliche Interessen, Ziele und Sittennormen haben, wenn sie glücklich und in Eintracht leben möchten?

      Je mehr sich ein Paar in den Dingen einig ist, die beide als die wichtigsten im Leben betrachten, desto harmonischer wird der Ehealltag sein. Fremdartigkeit mag anfänglich als reizvoll empfunden werden, doch schon nach kurzer Zeit kann sie zu Spannungen führen.

      Ein großer Teil der Ehefabeln hängt mit dem Zustand zusammen, den man Verliebtheit nennt. Es heißt, der Verliebte projiziere ein Idealbild, eine Illusion, in den Partner hinein; seine Vorstellung von ihm stimme nicht mit der Wirklichkeit überein. Die Ideen „Nur der und sonst keiner“ bzw. „Nur die und sonst keine“ und „Es muß Liebe auf den ersten Blick sein“ deuten auf Verliebtheit hin.

      Wer den „richtigen“ Mann bzw. die „vollkommene“ Frau sucht, erwartet, daß plötzlich der für ihn geschaffene Ehepartner auftaucht. Natürlich fühlt man sich zu der einen Person mehr hingezogen als zu einer anderen — ihr Aussehen, ihre Art und unsere eigene Stimmung zu der Zeit der Begegnung spielen dabei eine Rolle. Gefährlich aber ist es, in einer solchen Person einen „Märchenprinzen“ bzw. eine „Märchenprinzessin“ zu sehen und sofort das Verlangen zu entwickeln, mit ihm (oder mit ihr) das Leben zu teilen, in der Hoffnung, „bis an das Lebensende glücklich zu sein“.

      Vielleicht wendet nun jemand ein, daß der Verliebte mit der Zeit nüchterner werde und die Nachteile oder die Mängel des anderen erkenne. Leider ist das nicht immer so. Vielfach dauert die Verliebtheit bis zur Heirat an. Wieso? Wenn zwei Menschen von Anfang an leidenschaftlich verliebt sind, führt das oft zu einer rein körperlichen Beziehung. Das verliebte Paar legt seine Streitigkeiten häufig durch intime Zärtlichkeiten bei. Das führt zu dem katastrophalen Ergebnis, daß zwei, die sich sozusagen fremd sind, den Bund fürs Leben schließen.

      „Die Auffassung, daß irgendwo in der Welt der ,Richtige‘ [bzw. die Richtige] auf einen warte, ist eine tiefwurzelnde Fiktion und Tradition“, heißt es in dem Buch Making the Most of Marriage. „Eine nüchternere Einstellung ist die, daß der gefestigte Mensch aus einer großen Anzahl vom anderen Geschlecht irgend jemand auswählen und glücklich werden kann, während der ungefestigte, unglückliche Mensch mit niemandem in der Ehe glücklich werden kann.“ Daß dem so ist, zeigt die Tatsache, daß Witwen und Witwer, die später wieder geheiratet haben, glücklich geworden sind.

      Ist man nicht „normal“, wenn man ledig bleibt?

      Es gibt Fabeln über die Ehe, die auf Unverheiratete einen starken Druck ausüben. Eine solche Fabel, die häufig von Verwandten und Freunden erzählt wird, ist die Behauptung, daß mit einem Menschen, der unverheiratet bleibe, etwas nicht stimme. Eine weitere Fabel ist, daß irgendein Lebensgefährte besser sei als keiner. Diese Anschauungen bringen zum Ausdruck, daß Ledigsein etwas Grundverkehrtes sei. Einem Ledigen wird dadurch das Gefühl vermittelt, er sei nicht „normal“ oder er habe eine latente Neigung zur Homosexualität.

      Es ist zweierlei, ob jemand das Bedürfnis hat zu heiraten, aber aus Furcht vor der Ehe ledig bleibt, oder ob ein Lediger zu der Erkenntnis kommt, daß er auch unverheiratet glücklich sein kann. Der Pädagoge Dr. Henry Bowman schrieb: „Hat jemand die Überzeugung, daß er glücklicher ist, wenn er unverheiratet bleibt, sollte er [oder sie] unbedingt ledig bleiben. ... Es gibt ledige Personen, die sehr ausgeglichen sind; und es gibt verheiratete ,alte Jungfern‘ und ,alte Junggesellen‘.“

      Anstatt sich aus lauter Furcht in die Ehe „scheuchen“ zu lassen, obschon man eigentlich lieber ledig bleiben würde, sollte man die Menschenkenntnis des weisen Lehrers, Jesus Christus, würdigen. Er sagte, daß einige die „Gabe“ oder Fähigkeit haben, als Unverheiratete glücklich zu sein, und ermunterte die Christen, die diese „Gabe“ besitzen, daran festzuhalten und sie im Dienste Gottes zu gebrauchen (Matth. 19:10-12).

      Eine Fabel ist etwas Erfundenes, eine nicht der Wahrheit entsprechende Äußerung. Und wir erkennen sicherlich, daß die Verwirrung eines Menschen, der die Frage erwägt, ob er heiraten oder ledig bleiben soll, noch größer wird, wenn er an eine der besprochenen Fabeln glaubt. Viele moderne junge Leute wenden jedoch ein, daß man sich vor keiner derartigen Fabel zu fürchten brauche. „Laß deinen Gefühlen freien Lauf“, sagen sie. „Mach dir keine Sorgen, auch wenn du eine Fehlentscheidung triffst. Lebe einfach eine Zeitlang mit einem Partner zusammen. Wenn du merkst, daß sich deine Liebe nicht abkühlt, heirate.“ Ist die „Versuchsehe“ eine Möglichkeit, die Entscheidung zu erleichtern, oder ist sie ebenfalls eine Täuschung?

      „Versuchsehe“ — eine befriedigende Lösung?

      Daß zwei Menschen zusammen leben, ohne verheiratet zu sein, ist natürlich nichts Neues. Neu ist nur die Zahl derer, die das jetzt in aller Öffentlichkeit tun. Nach einem amtlichen Bericht ist in den Vereinigten Staaten die Zahl der Paare, die ohne Trauschein zusammen leben, von 1960 bis 1970 um 700 Prozent gestiegen. Jüngere Berichte zeigen einen noch größeren Anstieg.

      Abgesehen von dem Gewissenskonflikt, der sich dadurch für einen Christen ergeben würde, erheben sich die Fragen: Sind diese Paare glücklich? Gelangen sie durch ein solches Zusammenleben aus ihrer Verwirrung heraus, und entsteht dadurch eine sinnvolle, dauerhafte Verbindung?

      Einige dieser unverheirateten Paare mögen ihr Leben lang beisammenbleiben. Aber im allgemeinen sind diese Verbindungen von kurzer Dauer. Wenn es zu einer Trennung kommt, ist sie meist so bitter und schlägt so tiefe Wunden wie eine Ehescheidung. Warum?

      Man überlege einmal ganz objektiv. Was für eine Verbindung ist das, bei der man die „Freiheit, sich wieder zu trennen“, höher achtet als die gegenseitige Treue? Ein Paar mag zwar behaupten, nicht selbstsüchtig zu sein und nicht nur zu „nehmen“, sondern den Genuß zu „teilen“, dennoch muß man sich fragen, ob es vernünftig ist, etwas so Kostbares, etwas, was das Innerste berührt, ganz unverbindlich zu geben.

      Diese „Ehe“form wird auch als „Probeehe“ bezeichnet. Wer kann sich denn eine Probeehe leisten? Bei der Ehe geht es schließlich nicht um ein Kleidungsstück, das man gemeinsam besitzt. Wenn ein Kleidungsstück zerrissen ist oder wenn man es wegwirft, kann man sich ein neues kaufen. Aber wenn eine solch enge Verbindung zerbricht, werden Wunden geschlagen, die nur schwer heilen. Es hat Menschen gegeben, die sich deshalb das Leben genommen haben.

      Selbst die Paare, die sich aufrichtig lieben, leiden unter einem seelischen Druck: Unsicherheit. Ein solches Paar antwortete zum Beispiel einem Verwandten, der fragte, warum es jetzt heirate: „Weil wir heiraten möchten — weil wir gebunden sein möchten.“

      Was ist zu dem Argument zu sagen, man könne nicht wissen, wie man mit einem Menschen in der Ehe zurechtkomme, wenn man es nicht ausprobiert habe? Ein Pädagoge äußerte folgende kluge Ansicht über unverheiratete Paare: „Solange man unverheiratet ist, kann man nicht feststellen, wie man sich auf seinen Ehepartner einstellen würde. Ein Paar, das diesen Versuch macht, erbringt, selbst wenn es erfolgreich zu sein scheint, nicht den Beweis, daß es eine glückliche Ehe führen kann.“ Und Personen, die schon mit mehreren Partnern zusammen gelebt haben, gelangen dadurch nicht zu einer größeren Einsicht. Das bißchen, das sie dabei gelernt haben, wiegt den Verlust an seelischer Kraft nicht auf, den sie dabei erlitten haben, so daß sie gewöhnlich noch weniger bereit sind, dem Partner zu trauen, als ein anderer, der diese Erfahrungen nicht gemacht hat.

      Natürlich ist die altmodische Tugend, „Selbstbeherrschung“ genannt, heute nicht populär. Es heißt, sie unterdrücke, hemme oder schädige die Persönlichkeit. Doch auf die Frage, ob es schädlich sei, sich dem physischen Ausdruck der Liebe zu versagen, lesen wir in dem Buch Marriage for Moderns: „Die Keuschheit vor der Ehe ist mit weniger physiologischen, psychischen und gesellschaftlichen Risiken verbunden als die geschlechtliche Befriedigung.“

      Was über die „Probeehe“ erzählt wird, ist wie die anderen erwähnten Auffassungen über die Ehe eine Fabel. Die Ehe ohne Trauschein ist eine gefährliche und unsichere Grundlage für ein glückliches Leben zu zweit. Jemand mag nun einwenden: „Das ist schön und gut; jetzt kenne ich einige Auffassungen, die ich keinesfalls teilen sollte, aber gibt es denn ,positive‘ Grundsätze, nach denen ich mich ausrichten kann? Wie weiß ich, daß ich ehereif bin? Wie ist es mir möglich, den richtigen Ehegefährten zu wählen?“

      Es gibt keine einfachen „Pauschalantworten“ auf diese schwierigen Fragen. Doch gibt es für alle, die weise genug sind, erst zu wägen, ehe sie es wagen, Grundsätze, nach denen sie sich ausrichten können. In dem nachfolgenden Artikel wollen wir uns damit etwas näher beschäftigen.

  • Wie man den richtigen Ehepartner findet
    Erwachet! 1977 | 22. April
    • Wie man den richtigen Ehepartner findet

      „HEIRATE deinesgleichen, und du heiratest weise!“ sagte ein Dichter. „Wer allerdings ist meinesgleichen?“ wirst du mit Recht fragen. Folglich beginnt die Suche nicht damit, daß du den Tanzboden, sondern ganz ehrlich dich selbst in Augenschein nimmst. Auch du hast Fehler und einige schwache Stellen in deiner Persönlichkeit. Du kannst keine Vollkommenheit bieten. Andererseits hast du bestimmte Auffassungen, Talente, Neigungen und Bedürfnisse. Bemühe dich auf jeden Fall, sie zu erkennen.

      Außerdem muß man feststellen, ob man auf die Ehe vorbereitet ist. Der Wunsch allein, das Jawort zu geben, genügt nicht. Man muß die Bereitschaft und die Fähigkeit haben, den Partner „zu lieben, zu ehren und für ihn zu sorgen“, so wie es in einer Ehe erwartet wird. Kennst du die Aufgaben des Mannes und der Frau? Hast du zum Leben, einschließlich der Ehe, eine realistische Einstellung?

      Ehrliche Selbsterkenntnis ist wirklich ein gutes Kennzeichen für seelische Reife. Und gerade diese zuletzt genannte Eigenschaft muß man sowohl bei sich selbst als auch bei dem sehen, den man heiraten möchte. Der Gedanke, daß ein kleines Kind mit einem Erwachsenen verheiratet ist, erscheint einem komisch, ja lächerlich. Doch wie traurig ist es, wenn man jemand heiratet und dann feststellt, daß sich hinter dem Äußeren eines Erwachsenen Gedanken und Gefühle verbergen, die denen eines Kindes gleichen!

      Wie kann man die seelische Reife des anderen beurteilen? Gebrauche deine Denkfähigkeit, und beobachte ihn sachlich, ohne daß die Gefühle die Wahrheit verschleiern. Wenn du zum Beispiel siehst, daß jemand immer seinen Willen durchsetzen möchte, schnell entmutigt ist und aufgibt und darauf aus ist, im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen — an wen erinnert er dich? Ganz recht, an ein Kind. „Aber er [oder sie] sieht doch so gut aus!“ wirst du dich vielleicht ereifern. In diesem Fall ist der Betreffende eben nur ein sehr attraktives Kind. Darüber sollte man etwas länger nachdenken.

      Viele halten nicht die Denkfähigkeit, sondern die bloße geschlechtliche Anziehung für ausschlaggebend. Obwohl das ein wichtiger Faktor ist, gehört zum wahren Leben, zum Alltag, viel mehr als nur Sex. In Wirklichkeit hängt die Verträglichkeit im sexuellen Bereich sehr davon ab, wie man im Alltag miteinander auskommt. Leute, die in seelischer Hinsicht „erwachsen“ sind, erkennen auch, daß man sich, und zwar sogar gleichzeitig, zu vielen Personen geschlechtlich hingezogen fühlen kann, wohingegen es wenige gibt, mit denen man glücklich verheiratet sein könnte.

      Demzufolge sind für alle, die eine beständige, glückliche Bindung suchen, Denkfähigkeit und seelische Reife wesentlich. Jugendliche stehen aus diesem Grund vor einer besonderen Schwierigkeit. Überlege einmal, warum.

      In seelischer Hinsicht „erwachsen“ — Wann?

      Eigentlich gibt es kein bestimmtes Alter, in dem jemand für seelisch reif erklärt werden kann. Manch einer wird nie erwachsen. Eines dagegen kann man als verbürgt betrachten — der Partner wird durch die Eheschließung nicht augenblicklich zum Erwachsenen. Folglich müssen sich Jugendliche, die heiraten möchten, mit schwerwiegenden Fragen beschäftigen. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß mein voraussichtlicher Ehepartner genügend seelische Reife mitbringt? Würde ich mich beispielsweise in der Situation wohl fühlen, die im folgenden beschrieben wird?

      „Ich begreife nicht, was mit uns geschehen ist, aber ich liebe Bill einfach nicht mehr. Ich kann mir nicht helfen. Er ist nicht der Mann, den ich geheiratet habe.“

      „Ich bin meiner Frau ,entwachsen‘. Sie kann mir nicht das geben, was ich brauche. Sie hat es nicht und wird es niemals haben. Ich wollte, ich hätte es gesehen, bevor wir heirateten“ (The Marriage Gap).

      Was ist in dem vorliegenden Fall geschehen? Zweifellos spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Aber wahrscheinlich trat nach der Eheschließung bei einem Ehepartner oder bei beiden noch das auf, was man als geistige und seelische „Wachstumsschübe“ bezeichnet. Viele Psychologen stimmen mit Dr. Bowman (Marriage for Moderns) darin überein, daß beim Menschen zwar das körperliche Wachstum aufhört, kurz bevor er zwanzig wird, „sich aber viele sogar noch Anfang Zwanzig mitten in einem Prozeß befinden, der ziemlich schnelle Änderungen in der Einstellung, im Geschmack und in den Entscheidungen mit sich bringt. In vielen Fällen erweist sich später das, was im Moment eine bleibende Wahl zu sein schien, als provisorisch.“

      Denken wir einmal an die Belastung, die eine Frühehe für die zwei Teenager mit sich bringt. Beide können sich tatsächlich so sehr verändern, daß jeder in der Ehe eine Persönlichkeit entfaltet, die nicht den Erwartungen des anderen entspricht. Natürlich kann das Paar daran arbeiten, dieses Hindernis zu bewältigen. Es muß nicht so negativ eingestellt sein wie das oben angeführte Paar. Trotzdem veranschaulicht all das, welche Weisheit in den Worten der Bibel liegt, die besagen, daß man sich erst für die Ehe entscheiden sollte, wenn man „über die Blüte der Jugend hinausgeht“ — also seelisch gefestigter ist (1. Kor. 7:36).

      Selbst solche, die in seelischer Hinsicht erwachsen sind, müssen bei der Partnersuche in vielen Punkten Unterscheidungsvermögen bekunden. Dazu gehört der persönliche Freundeskreis.

      Dein Verhältnis zu anderen

      Jeder braucht Freunde. Doch solltest du besonders dann, wenn du Heiratsabsichten hast, auf deinen Umgang achten. Warum? Weil du wahrscheinlich — sofern es nicht in deinem Land üblich ist, daß ein anderer bestimmt, wen du heiratest — jemanden heiraten wirst, den du durch gemeinsame Freunde kennenlernst. Und durch die soziale Gruppe, der du angehörst, wird festgelegt, welche Art von Personen dich ständig umgeben. Aus diesem Grund solltest du dir über deine Freunde ein Urteil bilden, bevor du dich in jemand verliebst.

      Betrachten sie dich als ihren „Freund“, weil du ihnen in finanzieller Hinsicht etwas bietest? Hast du ein bedeutungsvolles Verhältnis zu ihnen? Teilst du wirklich ihre Glaubensansichten und Interessen? Bist du durch ihren Einfluß ein besserer Mensch geworden? Vielleicht erscheint es unwichtig, den Freundeskreis zu prüfen, aber dem ist nicht so. Du wirst es möglicherweise für notwendig halten, in deinem Umgang Veränderungen vorzunehmen, indem du entweder einige Freundschaften aufgibst oder deinen Freundeskreis behutsam erweiterst.

      Du wirst auch feststellen, daß die beste Methode, mit einer neuen Bekanntschaft besser vertraut zu werden, darin besteht, ihn oder sie zusammen mit deinen Freunden für einen Abend einzuladen. Das ist viel sicherer, als sofort mit jemand eine feste Bekanntschaft anzubahnen, dadurch das Verhältnis zu isolieren und zuzulassen, daß die Gefühle die Wirklichkeit entstellen.

      Allerdings werden sich hierbei einige fragen: „Welcher Freundeskreis ist denn gemeint?“ Vielen fällt es wirklich schwer, Freundschaften zu schließen und auf diese Weise überhaupt einen voraussichtlichen Partner kennenzulernen. Dieses Problem ist vielleicht auf Schüchternheit und Unsicherheit zurückzuführen. Manchmal liegt es daran, daß die Betreffenden überempfindlich sind. Andere dagegen meinen, niemand sei gut genug für sie — sie fühlen sich überlegen.

      Auf jeden Fall, sei in dieser Sache ehrlich mit dir selbst, und arbeite daran. Hole dir im Bedarfsfall reifen Rat. Aber isoliere dich nicht. Ein Bibelspruch besagt: „Wer sich absondert, wird nach seinem eigenen selbstsüchtigen Verlangen trachten“ (Spr. 18:1). Ganz gleich, worin die Ursache liegt, je mehr du in dich kehrst, je ichbezogener du wirst, um so weniger bietest du anderen die Möglichkeit, mit dir Freundschaft zu schließen.

      Du bist glücklich, wenn du anderen von dir gibst, wenn du für andere da bist. Mitteilsamkeit sowie die Gewohnheit, darüber nachzudenken, wie man anderen helfen und wie man sie lieben kann, sind wertvolle Vorzüge, die man mit in die Ehe bringen sollte. Durch eine Flucht in eine Traumwelt wirst du, auch wenn du heiratest, nicht darauf vorbereitet, täglich mit einem anderen unvollkommenen Menschen auszukommen.

      Bist du irgendwo eingeladen, so bringe zum Ausdruck, daß du das wirklich schätzt. Entwickle deinerseits nicht die Einstellung, daß andere dich, nur weil du ledig bist, immer einladen sollten. Sei bereit, Gastfreundschaft zu erweisen, ganz gleich, wie bescheiden deine Möglichkeiten sind.

      Hier ist allerdings ein Wort zur Vorsicht angebracht. Es ist nicht weise, bei anderen den Eindruck zu erwecken, dein einziges Ziel im Leben bestünde darin, dich an einer Party zu erfreuen und Spaß zu haben. Versuche Interesse für das zu entwickeln, was praktisch ist und geistige Werte fördert. Gib auf deine körperliche Verfassung acht, denn deine Erscheinung spiegelt wider, wie du über dich selbst denkst. Auch ist die Entfaltung einer anziehenden Persönlichkeit vielfach eine Frage der Ausgeglichenheit. Versuche nicht, so zurückhaltend zu sein, daß du nichts zu einer Unterhaltung oder einer gemeinsamen Betätigung beiträgst, vermeide aber gleichzeitig das andere Extrem, nämlich überschwenglich zu sein und ständig zu reden.

      Entschließt du dich zu einer festen Bekanntschaft, dann ist es höchst unweise, mit mehreren gleichzeitig eine feste Bekanntschaft zu haben. Du wirst in deinen Gefühlen so verwirrt sein, daß es im Grunde genommen unmöglich ist, eine intelligente Wahl zu treffen. Nicht nur das, sondern du begehst in Wirklichkeit einen Betrug, da du nur einen Partner heiraten kannst. Außer daß du jemandes Gefühle verletzt, kannst du dadurch in den Ruf kommen, einer zu sein, der flirtet oder unaufrichtig ist. Falls du dir nicht sicher bist, ob der Betreffende deinen Vorstellungen entspricht, warum solltest du dann weiterhin enge Gemeinschaft mit ihm pflegen?

      Nehmen wir an, du stellst fest, daß die Anziehungskraft zwischen dir und einem bestimmten Freund (Freundin) wächst. Auf welche Weise können dir Denkfähigkeit und seelische Reife während einer solchen festen Bekanntschaft eine Hilfe sein?

      Die feste Bekanntschaft realistisch sehen

      Die feste Bekanntschaft und die Verlobung sollte eine Zeit des Glücks sein. Trägt jedoch der Baum, der im Frühling so prächtig blühte, später schlechte Früchte, dann wird die Erinnerung an die Blüte nur ein schwacher Trost sein.

      Es ist gut, wenn man lachen und miteinander Spaß haben kann. Gemeinsam am Strand spazierenzugehen und sich immerfort nur zu unterhalten kann sehr bedeutungsvoll sein. Dessenungeachtet mußt du im Sinn behalten, daß die feste Bekanntschaft und die Verlobung noch einen anderen Zweck hat — die Vorbereitung auf die Ehe. Wenn praktische Betätigungen wie miteinander einkaufen oder zusammen studieren ein Bestandteil deiner festen Bekanntschaft bilden, dann bist du für den entscheidenden Übergang zur Ehe besser vorbereitet.

      Obwohl der Wunsch, dem Freund (Freundin) oder dem Verlobten (der Verlobten) zu gefallen, sehr ausgeprägt ist, solltest du auf jeden Fall versuchen, nicht „vornehm zu tun“ oder als jemand zu erscheinen, der du nicht bist. Aus Furcht, einen voraussichtlichen Ehepartner zu verlieren, übernehmen viele in Wirklichkeit die Rolle eines Schauspielers. Dabei drängt sich die Frage auf: Wie lange kannst du die Schauspielerei durchhalten? Das ist ein Grund dafür, warum es ratsam erscheint, daß die feste Bekanntschaft und die Verlobung genügend lange dauert.

      Wie kannst du dir, auch wenn die feste Bekanntschaft und die Verlobung „glatt“ verläuft, wirklich deiner Gefühle sicher sein, und wie kannst du wissen, ob du die richtige Wahl getroffen hast? Oft erhalten junge Leute, wenn sie Verheirateten diese Frage stellen, Antworten wie: „Das weiß man eben.“ Was weiß man?

      Du wirst sicher feststellen, daß ihr euch nicht nur mögt, sondern daß ihr mit der Zeit auch ein gegenseitiges Vertrauen entwickelt. Ihr möchtet etwas füreinander tun, einander geben. Du siehst deutlich, wie viele gemeinsame Interessen und Ansichten ihr habt. Und du nimmst nicht nur die gegenwärtige Tiefe des Verhältnisses, sondern auch dessen Möglichkeiten wahr. All das gehört zu einer echten Liebe.

      Heutzutage gehen Jugendliche häufig ihre eigenen Wege und bringen eines Tages zu ihren Eltern einen Fremden mit nach Hause, mit dem sie „verlobt“ sind. Dabei liegt doch viel Weisheit in der „altmodischen“ Ansicht, daß du mit älteren Personen über deine ureigenen Gefühle und über den Betreffenden sprechen solltest, den du zu heiraten beabsichtigst. Oft kann dir jemand, der nicht mit seinen Gefühlen beteiligt ist, helfen, eine realistischere Entscheidung zu treffen.

      Ein echter Christ erkennt auch die Notwendigkeit, sich an den Urheber der Weisheit, den Schöpfer der Ehe, zu wenden. Ein Diener Gottes ist sich dessen bewußt, daß eine Entscheidung von solcher Tragweite häufig im Gebet vorgetragen und überdacht werden muß. Er wird sich an den biblischen Spruch erinnern: ‘Hast du eine gute Ehefrau [einen guten Ehemann] gefunden? Du hast Gutes gefunden, und du erlangst Wohlwollen von Jehova’ (Spr. 18:22). Man sollte, was die Hindernisse auf dem Weg zu einer erfolgreichen Ehe betrifft, auf jeden Fall Gottes „Wohlwollen“ suchen.

      Ist einmal ein festes Heiratsversprechen gegeben, dann kannst du es dir nicht leisten, in deinen Bemühungen nachzulassen, deinen Verlobten (deine Verlobte) kennenzulernen. In einer Universitätsstudie wurde die Schlußfolgerung gezogen, daß „die meisten Brautpaare heutzutage einen großen Teil ihrer Verlobungszeit darauf verwenden, sich über ihre Hochzeit Sorgen zu machen — und nicht darauf, ausreichend zu planen, welche Art Eheleben sie nach ihrer Hochzeit führen werden“. Es ist wirklich wichtig, vor und nach der Eheschließung eifrig darauf bedacht zu sein, den Partner kennenzulernen und sich ihm anzupassen. Das trägt zur Harmonie und zum Glück bei.

      Allerdings lesen einige diese Richtlinien für die Partnersuche vielleicht mit einem Gefühl der Verzweiflung. Sie haben viele dieser Vorschläge ausprobiert und sind immer noch allein.

      „Ich kann niemand finden“

      Viele Ledige sehen sich heute mit einer sehr schwierigen Gegebenheit konfrontiert. Aufgrund der Umstände — Behinderung, Alter, Familienverpflichtungen — wissen sie, daß sie, wenn überhaupt, geringe Heiratschancen haben. Eine ältere Witwe drückte es so aus: „Es gibt weniger Männer als Frauen, die in meinem Alter sind, und viele von ihnen interessieren sich für jüngere Frauen.“ Was kannst du tun, wenn du dich in einer solchen Situation befindest?

      Vielleicht denkst du, daß viele der obenstehenden Ausführungen in deinem Fall nicht zutreffen. Aber überlege einen Augenblick. Wir haben dich dazu ermuntert, dich selbst ehrlich einzuschätzen und deinen Freundeskreis behutsam zu erweitern. Wir haben dir dringend abgeraten, dich in eine Traumwelt zurückzuziehen. Du wirst feststellen, daß Geben glücklicher macht und daß du es, unabhängig davon, ob du nun eines Tages heiraten wirst oder nicht, nicht bedauern wirst, eine positive Einstellung zum Leben zu haben. Es bietet dir auf diese Weise viel mehr.

      Bedauerlicherweise haben es einige zugelassen, daß sie in einen geistigen Zustand gerieten, in dem sie nicht vorbereitet sind, eine unerwartete Gelegenheit, eine gute Ehe einzugehen, wahrzunehmen. Auf der anderen Seite ist es für dein Gefühlsleben ungesund, ständig an etwas zu denken, was du nicht hast. Es ist genauso gefährlich wie bei einem Verheirateten, der ständig über die Freiheiten nachsinnt, die er hätte, wenn er ledig wäre. Dadurch wird der Betreffende nicht glücklich.

      Viele Alleinstehende haben die Erfahrung gemacht, daß ihr Weg zum Glück darin besteht, ein enges Verhältnis zu ihrem Schöpfer zu entwickeln. Sie erkannten, daß es einen liebevollen Gott gibt, und entdeckten, wie sehr er sich um uns kümmert und welch sinnvolles Leben sie führen können, indem sie ihm dienen, und erlangten dadurch eine Zufriedenheit, die sie sich nie erträumt hatten (Ps. 55:22; 73:28).

      Außerdem führte das zu schönen Freundschaften mit anderen, die ihnen helfen konnten. Eine Frau drückte das folgendermaßen aus: „Was mich bei Jehovas Zeugen unter anderem am meisten anzog, war die Wärme und der Geist aufrichtiger Freundlichkeit, den sie offenbarten. Ich war tief beeindruckt über die Art, wie ich im Königreichssaal aufgenommen wurde. Ich war eine sehr ichbezogene Person und dachte nur an mich selbst. Die Wahrheit der Bibel half mir, zu erkennen, daß Geben besser ist als Empfangen.“ Und sicher hat jemand viel günstigere Gelegenheiten, unter solchen vertrauenswürdigen Christen einen rechtschaffenen, ausgeglichenen Ehepartner zu finden.

      Obwohl heute der Weg zur Ehe Schwierigkeiten und Gefahren aufweist, kannst du deine Denkfähigkeit gebrauchen, um den modernen „Ledigentrend“ zu meiden, der oft nur eine Serie von Enttäuschungen ist. Wenn du die Fabeln, die die Mehrheit vertritt, und ihre in seelischer Hinsicht schädlichen Praktiken ablehnst und den biblischen Grundsätzen folgst, hast du eine viel bessere Chance, einen guten Ehepartner zu finden. Es werden weiterhin festgefügte Gemeinschaften entstehen. Denn es werden immer noch Leute dasein, die von sich selbst geben, und zwar innerhalb der von Gott gestifteten Eheeinrichtung, in der noch alle Möglichkeiten für bleibende Freuden eingeschlossen sind.

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