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Fragen von LesernDer Wachtturm 1985 | 1. November
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Fragen von Lesern
■ Ist eine „Treueerklärung“ in bezug auf eine bestehende Ehegemeinschaft ebensolange bindend wie eine gesetzlich anerkannte Eheschließung?
Diese Frage bezieht sich auf eine besondere Vorkehrung in Ländern, wo das Gesetz keine Scheidung von einem früheren Ehepartner zuläßt. Christen sind mit Recht an dieser Sache interessiert, da Gottes Wort zeigt, wie ernst Gott die Eheeinrichtung nimmt. Der Apostel Paulus schrieb: „Die Ehe sei ehrbar unter allen, und das Ehebett sei unbefleckt, denn Gott wird Hurer und Ehebrecher richten“ (Hebräer 13:4). Daher wollen wir kurz erwähnen, welche Situation zu dieser Frage Anlaß gibt:
Ein Paar lebt in einer Ehegemeinschaft, die nicht gesetzlich anerkannt werden kann. Einer der Partner oder beide lernen die Wahrheit kennen und möchten getauft werden. Die Erklärung gilt als ein Gelöbnis der Treue in dieser Ehegemeinschaft, bis es einmal möglich wird, diese Verbindung gemäß dem Gesetz des Landes zu legalisieren. Im Wachtturm vom 15. Juni 1977 ist auf Seite 375 eine Erklärung als Vorschlag abgedruckt. Außerdem heißt es dort: „Eine solche Erklärung wird als ebenso bindend betrachtet, wie wenn sie vor einem Standesbeamten, einem Vertreter des ‚Cäsars‘, des Staates, abgegeben worden wäre.“ (Siehe Jesu Worte gemäß Matthäus 22:21.)
Wie verhält es sich jedoch, wenn der „Cäsar“ das Scheidungsgesetz ändert, wie es in Italien geschehen ist? Da es jetzt möglich ist, sich von einem früheren Ehepartner scheiden zu lassen, muß der getaufte Christ, der in einer durch die „Treueerklärung“ bestätigten Ehegemeinschaft lebt, unverzüglich Schritte unternehmen, um, wie er gemäß der Erklärung gelobt hat, „eine gesetzliche Anerkennung dieser Verbindung ... zu erreichen“. Der erste Schritt wäre, sich von dem früheren Ehepartner scheiden zu lassen. Der nächste Schritt wäre, die Ehe mit dem gegenwärtigen Partner zu legalisieren. Selbst wenn der gegenwärtige Partner ein Ungläubiger ist, müßte er dieser Legalisierung der Ehe zustimmen. Weigert sich der Ungläubige, dann muß sich der christliche Partner von ihm trennen, um in der Versammlung frei von Anklage zu sein. Der Grund besteht darin, daß die „Treueerklärung“ von der Versammlung nicht mehr als gültig angesehen werden kann, da nun eine gesetzlich anerkannte Eheschließung möglich geworden ist.
Wenn sich diese Möglichkeit ergibt und die beiden wirklich heiraten, ist eine solche gesetzlich anerkannte Eheschließung auf Dauer bindend — im Gegensatz zu der „Treueerklärung“, die als eine ehrbare Zwischenlösung geschaffen wurde.
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Rassenhaß überwundenDer Wachtturm 1985 | 1. November
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Rassenhaß überwunden
AUF einem Bezirkskongreß der Zeugen Jehovas, der in Cicero (Illinois, USA) abgehalten wurde, stand Marie in der Nähe des Taufbeckens und wartete darauf, daß ihre Nichte getauft wurde. Plötzlich rief jemand neben ihr aus: „Kennen wir uns nicht von irgendwoher?“ Sie drehte sich um und sah das Gesicht einer Frau, das ihr bekannt vorkam, aber sie konnte sich nicht mehr erinnern, wer die Frau war. Es war Agerthia.
Marie versetzte sich in Gedanken blitzschnell in die Zeit zurück, wo sie noch längst kein Zeuge Jehovas war, in die Zeit, wo sie beide sich in den Gebäuden ihrer High-School an Rassenkrawallen beteiligt und sich gegenseitig bekämpft hatten. Agerthias Gruppe, die aus schwarzen Studentinnen bestand, und Maries aus weißen Mädchen bestehende Gruppe schrien sich gegenseitig schmutzige Schimpfwörter zu. Dann kam es jeweils zu einer allgemeinen Rauferei, bei der oft beide Seiten schlimme Schäden davontrugen. Marie erinnerte sich noch, wie Agerthia einmal ein Mädchen so zurichtete, daß es ins Krankenhaus mußte. Beide Gruppen wurden zeitweilig von der Schule verwiesen, aber sobald sie wieder zugelassen wurden, kam es erneut zu Beschimpfungen und Kämpfen.
Jetzt, etwa 13 Jahre später, begegneten sich die beiden an einem Taufbecken wieder — diesmal aber ohne feindliche Gefühle. Nicht mehr getrennt durch Rassenschranken, umarmten sie sich liebevoll, nun als geistige Schwestern, vereint in dem wahren Glauben. Aufgrund einer genauen Erkenntnis Jehovas Gottes und Jesu Christi hatten sie ihren Sinn umgewandelt (Römer 12:1, 2).
Unter Jehovas Dienern gibt es keinen Rassenhaß. Sie lieben sich gegenseitig und halten sich an die Worte Jesu: „Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe, daß auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe unter euch habt“ (Johannes 13:34, 35).
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