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Ist die „Institution Ehe“ schuld?Erwachet! 1979 | 22. Januar
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Leben wird um so schwieriger, je mehr sich jemand in seinen Beziehungen zu seinen Mitmenschen von der für uns Menschen vorgesehenen bestmöglichen Verhaltensweise entfernt. Das trifft vor allem auf die innige Liebe zwischen Mann und Frau und die elterliche Zuneigung zu den Kindern zu.
Bernard O’Brien von einer Familienberatungsstelle in Kansas City (USA) stellte fest: „Bei jeder Art von Experiment ist die Eifersucht noch genauso im Spiel wie zu Großmutters Zeiten. Um das Kind beim rechten Namen zu nennen: Es gibt kaum jemand, dem es nichts ausmacht, seinen geliebten Partner mit jemand anders zu teilen.“ Warum ist das der Fall? Einfach deshalb, weil wir mit diesen Empfindungen geschaffen wurden.
Als in einer anderen Kommune ein Pärchen Kinder bekam, zerbrach in ihrer Vorstellungswelt der Gedanke der Kommune. Die innige Liebe zwischen Vater, Mutter und Kind konnten sie nicht mit anderen teilen. Der Vater erklärte: „Als ich Vater wurde, war für mich die Idee der Kommune einfach gestorben.“ Sie folgten dem sehr starken Verlangen, eine eigene „Kernfamilie“ zu haben, Vater und Mutter im Mittelpunkt, umgeben von ihren Kindern.
„Offene Ehe“
In einer „offenen Ehe“ kommt das verheiratete Paar überein, daß jeder außerhalb der Ehe Geschlechtsbeziehungen haben — also Ehebruch treiben — darf. Vor ungefähr sechs Jahren wurde das Buch Open Marriage (Offene Ehe) von Nena und George O’Neill ein Bestseller. Die Herausgeber empfahlen den Verheirateten außereheliche Geschlechtsbeziehungen, da das ihrer Meinung nach für einige Ehepaare „lohnend und von Bedeutung“ und ihrer Ehe zuträglich sein könnte. Hat sich das bestätigt?
Nachdem die Autoren nun jahrelang die tatsächlich gemachten Erfahrungen verfolgt haben, geben sie zu, daß es sich durchaus nicht bestätigt hat. Genau das Gegenteil trat ein. Sie stellten fest, daß alle, die einen solchen Ehebruch trieben, dann eine sehr unglückliche Ehe führten. Das Paar, das nach dem Beginn der „offenen Ehe“ von allen am längsten zusammenblieb, schaffte es auch nur zwei Jahre. Sie folgerten: „Die offene Ehe war ein einziger Reinfall.“ Die Autoren haben daher ein anderes Buch herausgegeben und lassen darin einen „neuen Aufruf an die Treue im Geschlechtsleben“ ergehen, die der Ehe das größte Glück bringen werde.
Der kanadische Eheberater Ed Bader machte über die „offene Ehe“ die Bemerkung: „Jedes Paar, das unseres Wissens eine offene Ehe führte, ging auseinander — ohne Ausnahme.“ Sein Landsmann, der Psychologe Larry Cash, beobachtete: „Die offene Ehe — die Vorstellung, daß Verheiratete sexuell und emotionell vollkommen frei sein können — ist eine Farce. In meiner zehnjährigen Praxis als Berater habe ich nie einen Fall gesehen, wo das funktioniert hätte. Es mag ein edler Gedanke sein, aber die menschliche Natur ist nicht in der Lage, es zu verkraften.“
Aber ist das wirklich ein „edler Gedanke“? Keineswegs. Er ist der gefühlsmäßigen Beschaffenheit des Menschen völlig entgegengesetzt. Wir möchten nicht, daß unser geliebter Ehepartner Ehebruch begeht, sondern daß er treu bleibt. Das innige Verhältnis, das die Ehe bietet, kann man nicht auf Außenstehende ausdehnen, ohne der Ehe zu schaden oder sie zu zerstören. Die Erkenntnis, zu der die Befürworter dieser anderweitigen Formen von „Ehe“ gelangen, entspricht der Anweisung, die der Urheber der Ehe vor langer Zeit für uns aufzeichnen ließ: „Die Ehe sei ehrbar unter allen, und das Ehebett sei unbefleckt“ (Hebr. 13:4).
Wichtigkeit einer Bindung
Viele, die mit verschiedenen Lebensformen experimentiert hatten, haben noch etwas anderes herausgefunden: Ohne eine Bindung, wie sie die Ehe mit sich bringt, neigt der Mensch dazu, sich nicht so angestrengt um die Lösung von Problemen zu bemühen. Ebenso fehlt die Sicherheit, vor allem für die Frau.
Wie viele Frauen erkennen, ist das Leben ohne die Sicherheit, die der Ehebund bietet, weit schwieriger. Sie stellen fest, daß es für sie ein sehr beunruhigendes Gefühl ist, ein Verhältnis mit einem Mann zu haben, der gewissermaßen sagt: „Ich möchte dich nur für eine Weile, und wenn ich deiner überdrüssig bin, tausche ich dich gegen ein jüngeres Modell aus.“
Die Zeitschrift Good Housekeeping stellte den Lesern die Frage: „Fördert oder beeinträchtigt Ihrer Meinung nach das Zusammenleben ohne Eheschließung die Bildung eines beständigeren Verhältnisses?“ Eine gewisse Anzahl Leser plädierte für das Zusammenleben ohne Ehebündnis, doch mehr als zehnmal so viele Leser meinten, daß es einem beständigen Verhältnis Abbruch tut, wenn man nicht verheiratet ist.
Nicht ungewöhnlich ist die Erfahrung von zwei Lebensgefährten, die im Toronto Star berichtet wurde. Sie lebten zusammen, ohne verheiratet zu sein, und stellten fest, daß sie sich trotzdem „über jede Kleinigkeit stritten“ und daß diese Lebensgemeinschaft die gleichen Probleme mit sich brachte wie die Ehe. Da jedoch keine eheliche Bindung bestand, dachten sie immer an die Möglichkeit auseinanderzugehen. Half ihnen das, miteinander auszukommen? Nein, es hinderte sie daran, angestrengter an der Lösung von Problemen zu arbeiten. Schließlich heirateten sie. Sie stellten fest: „Seit wir verheiratet sind, geben wir uns mehr Mühe, nicht zu streiten. Wir strengen uns beide an. Wir sind aneinander gebunden, und es hat also keinen Sinn, darüber zu streiten. Vorher drohten wir immer mit der Trennung, doch jetzt tun wir das anscheinend nicht mehr.“ Sie fanden, daß sie sich aufgrund der gegenseitigen Bindung mehr um die Ehe bemühten.
In McCall’s erschien ein Artikel mit der Überschrift „Warum emanzipierte Frauen jetzt heiraten“. Darin hieß es: „Wir haben um Selbstverwirklichung gekämpft, und es ist der Mühe wert gewesen. Doch seit kurzem machen viele von uns eine überraschende Entdeckung: Etwas Wesentliches fehlt noch.“
Was fehlt ihnen? Ein Paar, das heiratete, nachdem es zusammen gelebt hatte, erklärte: „Es genügte in Wirklichkeit nicht, nur zusammen zu leben. Wir möchten in unserem Leben Ordnung haben. Wir stellten fest, daß wir beide für den Gedanken einer Bindung waren.“ Kommentar in McCall’s:
„Aha, Bindung! Das Wort ist schon so alt, daß es wieder neu klingt, und immer mehr Leute suchen nach einer Gelegenheit, die Idee zu verwirklichen.
Wir haben uns anscheinend im Kreis gedreht. In den letzten 15 Jahren haben wir auf einer abenteuerlichen Suche nach Glück alle Möglichkeiten ausprobiert. Wir haben die offene Ehe, die Ehelosigkeit, Kinderkriegen ohne Ehe und die Ehe auf Probe versucht oder zumindest darüber gesprochen.
Mit dem Trümmerfeld der gesellschaftlichen Veränderungen im Rücken scheinen wir schließlich zu dem Schluß zu kommen, daß Bindung ohne Selbstverwirklichung unmöglich ist, doch Selbstverwirklichung ist unvollständig, wenn man sie ohne Bindung erreicht. ...
Wie wir also feststellen, haben wir in den 10 oder 15 Jahren, in denen wir abenteuerliche Möglichkeiten ausprobierten, das Wesen der Beständigkeit verfehlt. Wir haben festgestellt, daß ein offenes Verhältnis nur möglich ist, wenn man sich um den anderen nicht kümmert.“
Die Befriedigung emotioneller Bedürfnisse in der Ehe bewirkt sogar eine höhere Lebenserwartung. Versicherungsgesellschaften haben schon seit langem erkannt, daß die Gefahr eines vorzeitigen Todes bei Unverheirateten größer ist als bei Verheirateten. In den USA war in der Altersgruppe von 15 bis 64 Jahren für alle Haupttodesursachen bei geschiedenen Männern die Todesrate zwei- bis sechsmal so hoch wie bei verheirateten Männern. Der Psychologe James Lynch von der University of Maryland School of Medicine folgert: „Einsamkeit kann dem Menschen schaden, wenn nicht sogar das Herz brechen.“
Es überrascht nicht, daß man in den letzten Jahren solche Erkenntnisse gewonnen hat. Das war eigentlich zu erwarten, denn die Institution der Ehe ist nicht etwa aus der Bequemlichkeit des Menschen erwachsen. Die Ehe hat der Schöpfer von Mann und Frau gestiftet. Da Gott den Menschen erschaffen hat, weiß er, welches Verhältnis ihm den größten Erfolg bringt. Wenn der Mensch innerhalb des Rahmens, den Gott gesteckt hat, seinen Teil beiträgt, werden die besten Ergebnisse erzielt (1. Mose 1:26-28; 2:18-25).
Ob man nun an die Liebe zwischen Mann und Frau, an die Sicherheit und Beständigkeit oder an das Großziehen von Kindern denkt — für die Ehe gibt es keinen Ersatz.
NEIN, DIE „INSTITUTION EHE“ IST NICHT SCHULD. IM GRUNDE SIND DIE LEUTE SCHULD, DIE DAMIT VERKEHRT UMGEHEN.
Also sollte sich jemand, der zufrieden sein möchte, nicht durch irrige Philosophien beeinflussen lassen, die auf eine Herabsetzung oder Abschaffung der Ehe abzielen, als trage sie die Schuld an der Misere. Vielmehr sollte man nach Möglichkeiten Ausschau halten, die Ehe zu verbessern und zu bewahren — nach Möglichkeiten, Eheprobleme zu lösen.
Wenn dagegen die Ehe für Mann und Frau geschaffen wurde, warum ist dann in unserer Zeit ein solcher Zerfall eingetreten? Was ist verkehrt?
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Gründe für den Zerfall der EhenErwachet! 1979 | 22. Januar
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Gründe für den Zerfall der Ehen
DIE Eheberater dieser Welt geben für den heutigen Zerfall der Ehen viele Gründe an. Aber nur wenige Eheberater ziehen die grundlegende Ursache in Betracht.
Ihr Rat mag zwar hilfreich sein, doch ohne Berücksichtigung dieses Grundproblems ist er oft nicht ausreichend. Die Ratschläge können sogar widersprüchlich sein, weil die Meinungen so stark voneinander abweichen.
Die Situation ähnelt der Handlungsweise einer Person, die gegen Zahnschmerzen Aspirin nimmt. Wird der Schmerz auch gelindert, so ist doch die Wurzel des Problems nicht beseitigt. Hat man aber die grundlegende Ursache gefunden und entsprechend behandelt, dann hört der Schmerz auf.
Folglich müssen wir auch die Eheprobleme an der Wurzel fassen. So können
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