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  • Viele beantragen die Scheidung — Warum?
    Erwachet! 1976 | 8. Mai
    • Viele beantragen die Scheidung — Warum?

      VOR einigen Jahren ist in vielen Ländern eine Epidemie ausgebrochen, die mit erstaunlicher Schnelligkeit um sich greift. In der Presse wird sie als „Scheidungsepidemie“ oder als „Scheidungsfieber“ bezeichnet.

      In der Bundesrepublik sind die Eheschließungen in der Zeit von 1965 bis 1973 von 494 000 auf 396 000 abgesunken, die Ehescheidungen dagegen sind in dieser Zeit von 59 000 auf 92 800 hochgeschnellt, was einer Steigerung von 56 Prozent entspricht. In den Vereinigten Staaten betrug die Steigerung in dieser Zeit 90 Prozent. Im Jahre 1974 stieg dort die Zahl der Ehescheidungen auf 970 000 (1973 betrug sie 913 000), und man erwartete, daß die Zahl der jährlichen Ehescheidungen Ende 1975 eine Million überschreiten würde. Das wäre fast eine Ehescheidung auf je zwei Eheschließungen.

      Die „Scheidungsepidemie“ beschränkt sich aber keineswegs nur auf die Bundesrepublik und auf die Vereinigten Staaten. In der Zeitschrift Oregon Journal konnte man Ende des Jahres 1973 lesen, daß nach amtlichen Berichten im Jahre 1970 in Ägypten die Zahl der Ehescheidungen die der Eheschließungen übertraf, das Verhältnis betrug zwei zu eins. Nach einer Meldung der Associated Press zeigen amtliche statistische Angaben aus Rußland, daß dort „jede vierte Ehe, vermutlich sogar jede dritte Ehe, geschieden wird“. In vielen Ländern, zum Beispiel in Italien, Portugal und Schweden, sind liberalere Ehescheidungsgesetze erlassen worden, und in der Bundesrepublik ist nach siebenjähriger Vorarbeit dem Bundestag ein neues Ehe- und Familienrecht vorgelegt worden (doch zur Zeit der Abfassung dieses Artikels war es noch nicht verabschiedet).

      In Portugal ist die Scheidung jetzt erlaubt

      Am 27. Mai 1975 trat in Portugal ein neues Scheidungsrecht in Kraft. In diesem Land können sich jetzt — nach fast fünfunddreißig Jahren — Paare, die katholisch getraut worden sind, wieder scheiden lassen.

      Im Jahre 1940 wurde zwischen Portugal und dem Vatikan ein Konkordat unterzeichnet, durch das sich die Regierung verpflichtete, in das Eherecht eine Klausel einzubauen, nach der eine katholische Ehe nicht geschieden werden durfte. Darauf wurde dem Bürgerlichen Gesetzbuch der Artikel 1790 beigefügt, der bestimmte, daß „katholische Ehen, die nach dem 1. August 1940 geschlossen worden sind, nicht geschieden werden dürfen“.

      Dieses Gesetz verhinderte, daß katholisch getraute Paare sich scheiden lassen konnten, selbst wenn einer der Partner Ehebruch begangen oder sexuelle Beziehungen zu einem anderen Partner aufgenommen hatte. Aber der Artikel 1790 bewahrte die Ehepaare nicht davor auseinanderzugehen: Tausende von verheirateten Portugiesen beschlossen, in wilder Ehe zu leben. Die Folgen solcher Verbindungen waren offensichtlich unerwünscht. So galten zum Beispiel die Kinder, die in wilder Ehe lebenden Paaren geboren wurden, als unehelich.

      Das neue Scheidungsgesetz (Nr. 261/75) hebt den erwähnten Artikel (1790) des Bürgerlichen Gesetzbuches auf. Nun können „kirchlich geschlossene Ehen zu denselben Bedingungen und aus denselben Gründen gerichtlich aufgehoben werden wie die standesamtlich geschlossenen Ehen“.

      Einige Gründe

      Die heutige Scheidungsfreudigkeit kann zu einem großen Teil damit erklärt werden, daß das Eherecht jetzt vielerorts sehr liberal ist. So ist in Kalifornien die Scheidungsziffer um 25 Prozent gestiegen, seitdem dort das „Zerrüttungsprinzip“ gilt. Ein liberaleres Scheidungsgesetz in Großbritannien hat bewirkt, daß sich die Zahl der Ehescheidungen in nur zweieinhalb Jahren mehr als verdoppelt hat.

      Auch Portugals neues Eherecht ist äußerst liberal. Danach kann eine Ehe nicht nur aufgrund „absoluter Scheidungsgründe“ wie etwa Ehebruch geschieden werden, sondern durch einfache Vereinbarungen der Partner. Nach § 1778 des portugiesischen Bürgerlichen Gesetzbuches kann eine Ehe geschieden werden, wenn die häusliche Gemeinschaft der Ehegatten schon mehr als fünf Jahre aufgehoben ist. Nach § 1793 genügt eine schriftliche Eingabe an das Gericht, um zu erwirken, daß eine gesetzliche Trennung in eine Ehescheidung umgewandelt wird.

      Bemerkenswert ist auch, daß vielerorts die Bestimmungen über die Ehefähigkeit die Eheschließung erleichtern. Deshalb sind Tausende von Frühehen geschlossen worden. Doch die jungen Leute sind den Aufgaben, die die Ehe mit sich bringt, nicht gewachsen. Daher suchen viele sich durch eine Scheidung von diesen Pflichten zu befreien.

      Ein weiterer Grund für die hohen Scheidungsquoten ist die heutige lockere Moral. Früher galt eheliche Untreue als eine Verletzung des Gesetzes Gottes. Jetzt dagegen gibt es immer mehr Leute, die ohne die geringsten Gewissensbisse Ehebruch begehen.

      Andere Gründe, weshalb oft geschieden wird, sind: sexuelle Gründe, Unvereinbarkeit des Charakters und der Anschauungen, Zanksucht, Probleme mit den Verwandten des Ehepartners und körperliche Mißhandlung. Gelegentlich besteht auch eine Beziehung zwischen den Scheidungsgründen und den Gründen, warum geheiratet wird. So schreibt Sydney J. Harris:

      „Heute heiraten mehr junge Menschen aus negativen als aus positiven Gründen — negative Gründe aber reichen nicht aus, um eine Ehe zusammenzuhalten. ... Viele Paare heiraten zum Beispiel, um einem bestimmten Zustand zu entrinnen: Sie heiraten, weil sie einsam sind, weil sie sich fürchten, weil sie kein schönes Elternhaus haben, weil sie sich nirgends geborgen fühlen. Sie laufen vor etwas weg. Viele versuchen auf diese Weise, einem Gefühl der Isolierung und Vereinsamung zu entfliehen.“

      Trägst du dich mit dem Gedanken zu heiraten? Hast du dir genau überlegt, warum du eine Ehe eingehen möchtest, und bist du ganz sicher, daß du genügend auf die Aufgaben, die Ehe und Elternschaft mit sich bringen, vorbereitet bist?

      Bevor man sich entschließt zu heiraten, sollte man alles mit seinem künftigen Lebensgefährten gründlich besprechen und auch Personen um Rat fragen, die schon lange eine glückliche Ehe führen. In der Bibel wird empfohlen, alles gut zu überdenken. Wir lesen dort: „Die Pläne des Fleißigen gereichen sicherlich zum Vorteil, aber jeder Hastige geht sicherlich dem Mangel entgegen“ (Spr. 21:5).

      Es gibt jedoch einen Grund, der nicht ohne weiteres offenkundig sein mag, aber häufig zur Scheidung führt.

      Wenn man nicht mehr miteinander spricht

      Die Frau eines Lehrers erzählte, wie sich in ihrem Leben eine Leere entwickelte:

      „Die Welt meines Mannes beginnt und endet mit der Oberschule. Ich interessiere mich zwar für seine Arbeit und möchte auch an allem, was er tut, Anteil nehmen, aber kurz nach der Geburt unseres zweiten Töchterchens entdeckte ich, daß ich das Bedürfnis hatte, mit ihm auch über andere Dinge zu sprechen. ... Gewiß, während der geschlechtlichen Begegnung fühle ich mich meinem Mann sehr nahe, aber sonst habe ich das Empfinden, daß er mit seinen Gedanken immer bei einem Lehrbuch oder im Klassenzimmer ist und daß ich für ihn lediglich ein belebter Zierat im Haus bin.“

      Das grundlegende Problem in diesem Fall war das fehlende Gespräch. Dieser Grund steht an der Spitze zweier Listen der Gründe für Eheschwierigkeiten. Wenn man nicht mehr miteinander redet, werden Dinge zu Problemen, z. B., ob man Kinder haben möchte oder wie sie erzogen werden sollten. Und eine von der Zeitschrift McCall veranstaltete Umfrage ergab, daß viele Ehepaare in Geldfragen uneinig sind, weil sie sich nicht aussprechen. Der Grundsatz, der in Sprüche 15:22 enthalten ist, gilt sicherlich auch für die Ehe: „Pläne scheitern, wo es kein vertrauliches Gespräch gibt.“

      Mann und Frau sollten sich aber nicht nur über Haushaltsangelegenheiten unterhalten. Denke einmal an deine Verlobungszeit zurück. Habt ihr beide euch nicht öfter gesagt, wie sehr ihr euch liebt, wie dankbar ihr seid, einander zu haben, und daß ihr einander braucht? Wie bedeutungsvoll war doch damals dieses „Liebesgeflüster“!

      Aber was geschieht, wenn man verheiratet ist? Viele Ehepaare versäumen es, den Partner wissen zu lassen, wie sehr sie ihn lieben. Welch tragische Folgen das haben kann, zeigt ein Artikel, der in der Zeitung New York Sunday News erschienen ist. Unter anderem konnte man darin lesen: „Allgemein wird behauptet, der Mann, der fremdgehe, sei auf sexuellem Gebiet zu anspruchsvoll. Aber das stimmt nicht. Viel größer ist die Zahl der Männer, die nicht wegen sexueller Wünsche fremdgehen, sondern weil es ihre Frau an Liebe und an Anhänglichkeit fehlen läßt.“ Dasselbe gilt für Frauen, die von ihrem Mann kein liebes Wort mehr hören.

      Es kann aber sein, daß die Probleme in einer Ehe noch eine tiefere Ursache haben.

      „Jeder will mehr“

      Ist es dir aufgefallen, daß heutzutage immer größerer Nachdruck auf das eigene Ich gelegt wird? Erica Abeel schrieb in der Zeitschrift New York: „Die Ehen werden brüchig, weil man sich nur mit einer vollkommenen Verbindung zufriedengeben will. Keiner will ausgleichen oder dem anderen entgegenkommen — jeder will mehr. Der Gedanke, ,mehr‘ zu fordern, stammt größtenteils aus der Psychotherapie. ... In der Ehe bedeutet ,mehr‘ leider oft ,mehr für mich‘, nicht ,mehr für uns‘. Und die Frau mag sich unter ,mehr‘ etwas anderes vorstellen als der Mann.“

      Das stimmt mit dem überein, was Joseph Epstein, Verfasser des Buches Divorced in America (1974), schreibt:

      „Therapie ist die neue Religion, und die Therapie dreht sich um unser Ich ... Wie schneide ich ab? Im neuen Zeitalter der Psychologie wird dir gesagt, du sollst dich in erster Linie um dich selbst kümmern. Das aber ist sehr nachteilig für die Ehe.“

      Der heutige Trend, dem eigenen Ich so große Bedeutung beizumessen, verleitet viele Ehepaare, die sich weiter keine Gedanken machen, zu der Auffassung, sie kämen zu kurz, weil sie den Gipfel der persönlichen Befriedigung nicht erreichten. Es langweilt sie, ihren Pflichten am Arbeitsplatz und zu Hause nachzukommen. Dann taucht das Verlangen nach größerer Befriedigung beim Geschlechtsverkehr auf — in allem „wirkliche Erfüllung“ zu finden. Und was geschieht, wenn ein solches Verlangen nicht befriedigt wird?

      Man gilt als mutig, wenn man die Scheidung beantragt. In einem Artikel der Zeitschrift Atlantic konnte man lesen: „Für viele Leute ist die Scheidung eine Art Dr. phil., ein Augenblick des Reifens, der Selbstanalyse und des Wandels, eine Gelegenheit, der Ehe eine lange Nase zu machen.“

      Wäre die Ehescheidung für dich ein „Augenblick des Reifens“? Oder gibt es einen besseren Weg, deine Eheprobleme zu lösen?

  • Was tun, damit die Ehe harmonischer wird?
    Erwachet! 1976 | 8. Mai
    • Was tun, damit die Ehe harmonischer wird?

      DIE Ehe ist die engste Gemeinschaft zwischen erwachsenen Personen. Wenn zwei Ehepartner einander schlecht behandeln, hinterläßt das oft Wunden, die nicht mehr heilen wollen. Solche Paare meinen dann, daß ihnen nur noch die Scheidung übrigbleibe.

      Gewiß wird der Leser der Ansicht beipflichten, daß es eine ernste Angelegenheit ist, die Ehe aufzulösen. Wird man wirklich glücklicher, wenn man sich scheiden läßt? Oder wäre es besser, sich zu bemühen, das Zusammenleben mit dem Partner harmonischer zu gestalten?

      Reifliche Überlegung unumgänglich

      Die Scheidung mag als bequemer Ausweg aus schwierigen Eheproblemen erscheinen. Aber ein solcher Schritt muß reiflich überlegt werden, denn in vielen Fällen wird durch die Ehescheidung die Lage der Beteiligten nur noch schlimmer. In der Zeitschrift Psychology Today, Ausgabe vom Mai 1975 konnte man folgendes lesen: „Es mag noch so viele Bücher geben, in denen die Ehescheidung positiv beurteilt wird, in denen sie als Tor zur Freiheit oder zu einem besseren Leben beschrieben und in denen für eine Auflösung der Ehe unter Ausklammerung der Schuldfrage plädiert wird. Dennoch bleibt die Tatsache bestehen, daß Personen, deren Ehe gescheitert ist, nach ihrer Scheidung unglücklich sind.“ Ein besonders großes Problem für Geschiedene ist die Einsamkeit.

      „Aber warum sollte sich ein Geschiedener einsam fühlen?“ magst du fragen. „Ist es heute denn nicht üblich, daß man mit einem Partner zusammen lebt, ohne die Absicht zu haben, ihn zu heiraten?“ Es gibt jedoch viele Geschiedene, deren Gewissen es ihnen nicht erlaubt, ein solches Verhältnis einzugehen. Solltest du dich dennoch für eine solche Lebensweise entscheiden, könnte dann jemand, der seinen Stolz dareinsetzt, sich nicht mehr zu binden, dein Bedürfnis, jemandem anzugehören, befriedigen? „Die Ehe dient dazu, die seelischen Bedürfnisse und das Bedürfnis, jemandem anzugehören, zu stillen“, schrieb ein New Yorker Eheberater. „Diese Bedürfnisse werden nicht gestillt, wenn man nur für eine gewisse Zeit zusammen lebt.“ Könnte es sein, daß du, anstatt durch die Scheidung von deinen Schwierigkeiten befreit zu werden, hinterher noch größere Schwierigkeiten hast?

      Wie sollte man sich jedoch verhalten, wenn der Ehepartner sexuelle Beziehungen zu einem anderen Partner, vielleicht sogar zu einem gleichgeschlechtlichen, aufnimmt? Diese Frage läßt uns an ein interessantes Gespräch über die Ehescheidung denken, von dem in der Bibel berichtet wird.

      „Aus jedem beliebigen Grund“?

      Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung herrschte unter den jüdischen Gelehrten große Meinungsverschiedenheit über die Gründe, die zu einer Ehescheidung berechtigten. In der Mischna (die Aufzeichnung mündlich überlieferter jüdischer Religionsgesetze) finden sich unter anderem folgende Vorschriften: „Die Schammäaner sagen, der Mann soll die Frau nicht verstossen, ausser, wenn er an ihr etwas schändliches fände ... Die Hillelianer dagegen sagen, er könne sie verstossen, wenn sie auch nur sein Essen anbrenne oder versalze ... R. Akifa sagt gar: wenn er eine andere fände, welche schöner, als sie seye.“a

      Diese unterschiedlichen Meinungen, die sich wenig von den heutigen unterscheiden, veranlaßten die Pharisäer, Jesus Christus die Frage zu stellen: „Ist es einem Mann erlaubt, seine Frau aus jedem beliebigen Grund durch Scheidung zu entlassen?“ (Matth. 19:3). Jesus erwiderte:

      „Habt ihr nicht gelesen, daß der, welcher sie schuf, sie von Anfang an männlich und weiblich gemacht hat und sprach: ,Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird fest zu seiner Frau halten, und die zwei werden e i n Fleisch sein‘? ... Was also Gott zusammengejocht hat, bringe kein Mensch auseinander. Ich sage euch, daß jeder, der seine Frau durch Scheidung entläßt, ausgenommen aufgrund von Hurerei, und eine andere heiratet, Ehebruch begeht“ (Matth. 19:4-6, 9).

      Das griechische Wort pornéia, das an dieser Stelle mit „Hurerei“ wiedergegeben wird, hat auch den Sinn von Ehebruch, Homosexualität und perversen Sexpraktiken. Die Bibel gestattet dem unschuldigen Ehepartner, aus solchen Gründen die Ehe aufzulösen und eine andere Verbindung einzugehen. Aber die Bibel verpflichtet ihn nicht, sich scheiden zu lassen.

      Wozu berechtigt die Heilige Schrift, wenn keine „Hurerei“ vorliegt, aber ein Ehepartner den anderen körperlich mißhandelt? Den entsprechenden Rat finden wir in 1. Korinther 7:10, 11. Er lautet: „Eine Ehefrau [sollte] nicht von ihrem Mann weggehen ...; doch wenn sie wirklich wegginge, so bleibe sie unverheiratet, oder sonst söhne sie sich mit ihrem Mann wieder aus; und ein Ehemann sollte seine Frau nicht verlassen.“

      Obschon also Gottes Wort die Auflösung der Ehe aufgrund von „Hurerei“ gestattet und die Trennung erlaubt, ermuntert es Ehepaare nicht dazu, auseinanderzugehen. Im Gegenteil, es spornt sie an, sich zu bemühen, eine bessere Ehe zu führen, ‘sich miteinander auszusöhnen’. Und in der Bibel sind einfache Grundsätze zu finden, die, wenn man sie anwendet, dazu beitragen, daß die Ehe harmonischer wird. Diese Erfahrung haben Tausende von Ehepaaren gemacht. Wir wollen uns nun mit einigen dieser Grundsätze befassen.

      „Ein Fleisch“ sein

      Der Leser wird sich an den Text erinnern, nach dem Jesus über Mann und Frau sagte: „Sie [sind] nicht mehr zwei, sondern e i n Fleisch“ (Matth. 19:6). Wenn sich jeder der beiden Ehepartner mit dem anderen eins fühlt, wissen sie, wie der andere denkt, und sind sich einig. Anders ausgedrückt: Sie sprechen miteinander. Wie kannst du das praktizieren?

      Hast du gewußt, daß in der Heiligen Schrift von Gott des öfteren gesagt wird, er habe, wenn die Menschen sich an ihn wandten, „gehört“ oder „aufgemerkt“, und zwar auch dann, wenn sie Klagen vorbrachten? (1. Mose 21:17; 2. Mose 2:23-25; 5. Mose 9:19; Ps. 69:33; Mal. 3:16). Bist du ein guter Zuhörer? Man ist kein guter Zuhörer, wenn man nur mit halbem Ohr hinhört, während man sich mit etwas anderem beschäftigt.

      Ferner ist es erforderlich, daß man dem Partner sagt, wie sehr man ihn schätzt und liebt. In der Bibel werden die zwischen einem Hirten und seiner geliebten Sulamith ausgetauschten Zeichen der Zärtlichkeit positiv bewertet (Hohesl. 1:2, 4; 4:10; 7:12). Es tut einer Ehe gut, wenn Mann und Frau ihre Zuneigung zueinander gelegentlich zum Ausdruck bringen, sei es durch einen zärtlichen Blick, eine Liebkosung oder ein aufrichtiges Kompliment.

      Liebevoll die Funktion als Haupt ausüben

      Ein weiterer Grund, warum viele zum Scheidungsrichter laufen, ist ein falsches Verständnis der Aufgaben von Mann und Frau. Wieviel Zank und Streit könnte vermieden werden, würde folgender biblische Grundsatz beachtet: „Die Ehefrauen seien ihren Männern untertan wie dem Herrn, denn ein Ehemann ist das Haupt seiner Frau.“ (Eph. 5:22, 23)!

      Vielleicht empfindet der Leser das als eine äußerst strenge Ordnung. Aber es gilt zu beachten, was in der Heiligen Schrift zu diesem Thema noch weiter ausgeführt wird: „Ihr Ehemänner, fahrt fort, eure Frauen zu lieben ... Ebenso sind die Ehemänner verpflichtet, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst, denn kein Mensch hat je sein eigenes Fleisch gehaßt, sondern er nährt und hegt und pflegt es ... Nichtsdestoweniger liebe auch jeder einzelne von euch seine Frau so wie sich selbst“ (Eph. 5:25, 28, 29, 33).

      Ein liebevoller Familienvorstand hört sich die Meinung seiner Frau an, weil er weiß, daß sie auf gewissen Gebieten befähigter sein mag als er. Er ‘erkennt ihr auch als einem schwächeren Gefäß [körperlich schwächer] Ehre zu’, indem er von ihr nicht mehr erwartet, als sie vernünftigerweise leisten kann (1. Petr. 3:7). Ihr Ehefrauen, würde eure Ehe nicht harmonischer, wenn euer Mann seine Aufgaben, die er als Familienhaupt hat, mit eurer Unterstützung bewältigen würde?

      Wer ist wichtiger?

      Es ist dir gewiß aufgefallen, daß heute großer Nachdruck auf die eigene Befriedigung gelegt wird. In der Schrift Physician’s World konnte man darüber lesen: „Heute hegen Mann und Frau weit größere Erwartungen als früher. Durch die Massenmedien erfahren sie, daß sie erwarten dürften, immer jung zu bleiben, auf der sozialen Stufenleiter höher zu klettern und eine unverminderte erotische Spannkraft zu besitzen. Das führt zu einer Krise, die häufig mit der Scheidung endet.“

      In der Bibel (1. Korinther 10:24) wird eine ganz andere Geisteshaltung empfohlen: „Jeder suche fortwährend nicht seinen eigenen Vorteil, sondern den des anderen.“ In bezug auf den Geschlechtsverkehr finden wir in der Heiligen Schrift zum Beispiel folgenden Rat:

      „Der Mann leiste seiner Frau das, was ihr zusteht, doch gleicherweise auch die Frau ihrem Mann. Die Ehefrau übt nicht Gewalt über ihren eigenen Leib aus, sondern ihr Mann; ebenso übt auch der Ehemann nicht Gewalt über seinen eigenen Leib aus, sondern seine Frau. Entzieht es einander nicht, außer mit gegenseitiger Einwilligung“ (1. Kor. 7:3-5).

      Würde eure Ehe nicht harmonischer, wenn jeder von euch in erster Linie darauf bedacht wäre, den anderen zufriedenzustellen?

      Wenn nichts mehr zu helfen scheint

      Aber es gibt Fälle, in denen sich der eine Ehepartner seit Jahren bemüht, eine harmonische Ehe zu führen, ohne vom anderen Ehepartner die geringste Unterstützung zu erhalten. Bist du etwa in einer solchen Lage?

      Wenn ja, dann laß den Mut nicht sinken. Nimm dir die Worte aus Galater 6:9 zu Herzen: „Laßt uns nicht nachlassen, das zu tun, was vortrefflich ist, denn zu seiner Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht ermatten.“ Es ist schon oft vorgekommen, daß sich ein schwieriger Ehegefährte wegen des guten Wandels seines Partners geändert hat (1. Petr. 3:1, 2).

      Aber selbst wenn das in deinem Fall nicht geschieht, darfst du niemals das Gefühl haben, deine Bemühungen seien umsonst. Der Apostel Petrus schrieb: „Denn wenn jemand wegen des Gewissens vor Gott unter Betrübnissen ausharrt und ungerechterweise leidet, so ist das etwas Annehmliches“ (1. Petr. 2:19). Es trägt einem die Gunst Gottes ein, wenn man trotz Schwierigkeiten an den Grundsätzen der Bibel festhält. Seine Gunst aber ist das Wertvollste, was ein Christ „ernten“ kann.

      Hast du den Wunsch, dich um deine Ehe zu bemühen, so daß sie harmonischer wird? Jehovas Zeugen sind gern bereit, unentgeltlich mit dir die Bibel zu studieren. Sie werden dich auf die von Gott inspirierten Grundsätze aufmerksam machen, die dir, wenn du sie anwendest, helfen können, eine glückliche Ehe zu führen.

      [Fußnote]

      a Mischnah, Dritter Theil, Naschim. VI Gittin. von den Scheid-Briefen, übersetzt von Johann Jacob Rabe, 1761.

      [Bild auf Seite 7]

      Aufmerksam zuzuhören, wenn der Ehepartner etwas sagt, kann dazu beitragen, daß die Ehe harmonischer wird.

  • Ein Besuch bei den Igoroten
    Erwachet! 1976 | 8. Mai
    • Ein Besuch bei den Igoroten

      Vom „Awake!“-Korrespondenten auf den Philippinen

      AM FRÜHEN Nachmittag bestiegen wir, meine Frau und ich, einen modernen, vollklimatisierten Bus und machten es uns auf den weichen Polstersitzen bequem. Damit begann für uns ein einzigartiger Urlaub. Wir wollten die Igoroten besuchen, ein Volk, das im großen und ganzen seine alte Kultur unverändert beibehalten hat. Die Igoroten bewohnen die Gebirgsprovinzen Nordluzons.

      Diese Bergbewohner sind malaiischer Herkunft. Es sind hochgewachsene, kräftige Menschen mit dunkler Haut und glattem schwarzem Haar. Dieses Volk hat im Laufe der Jahrhunderte eine bewunderungswürdige Leistung vollbracht. Ohne Maschinen hat es in harter Arbeit die Hänge ganzer Gebirgsketten terrassiert und die Felder mit Reis bepflanzt, so daß die ausgedehntesten Reisterassenbauten der Welt entstanden sind.

      Auf dem Weg zu den Igoroten fahren wir fünf Stunden lang durch die malerischen Ebenen Mittelluzons und kommen dabei an vielen Dörfern und Reisfeldern vorbei. Schließlich erreichen wir Baguio (250 km nördlich von Manila, 1 500 m ü. d. M.) — ein philippinischer Sommerort und Sitz der Regierung in den heißen Sommermonaten. Nach der Hitze und der Feuchtigkeit in Manila empfindet man das kühle Klima in Baguio als angenehme Abwechslung.

      Am nächsten Morgen stehen wir früh auf, um den Bus nach Banaue, der 5.30 Uhr abfährt, nicht zu verpassen. Aber als wir eine halbe Stunde vor der Abfahrt an der Haltestelle eintreffen, müssen wir zu unserer Enttäuschung feststellen, daß der Bus schon voll ist. Doch da die Filipinos gastfreundliche Menschen sind, dauert es nicht lange, bis einer der Fahrgäste den anderen einen Wink gibt, und schon nehmen sie ihre schlafenden Kinder auf den Schoß und schieben die Gemüsekörbe zur Seite, um für uns Platz zu machen. Ein freundlich lächelnder Mann streckt uns die Hand entgegen und hilft uns in den Bus.

      Das Fahrzeug ist kürzer als die normalen Busse, und man hat den Eindruck, es sei besonders robust gebaut, dafür mangle es aber an Fahrkomfort. Auf der einen Seite ist der Bus offen. Die Holzbänke stehen quer und sind recht bequem, obwohl sie so spartanisch einfach aussehen. Zum Schutz vor Wind und Regen dienen Planen, die herabgezogen werden können.

      Obschon Banaue nur rund 100 Kilometer von Baguio entfernt ist, dauert die Fahrt wegen der kurvenreichen Straßen neun Stunden. Banaue liegt mehr als 2 000 m ü. d. M. Die Straße windet sich in Haarnadelkurven in die

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