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Sehnst du dich nach der „guten alten Zeit“ zurück?Der Wachtturm 1978 | 15. Februar
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mögen sich sogar fragen, ob diese mangelnde Befriedigung vielleicht zu dem allgemeinen Sittenverfall beiträgt, der trotz der materiellen Fortschritte des Menschen zu beobachten ist (2. Tim. 3:1-5).
Wir wollen der Sache daher auf den Grund gehen und feststellen, warum heute ein anderer Geist oder eine andere Atmosphäre herrscht als früher und was wir in dieser Beziehung tun können.
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Die Atmosphäre der „guten alten Zeit“ kennenlernenDer Wachtturm 1978 | 15. Februar
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Die Atmosphäre der „guten alten Zeit“ kennenlernen
ALS der amerikanische Basketballspieler Julius Erving nach dem Abschluß eines 3,5-Millionen-Dollar-Vertrages gefragt wurde: „Gibt es noch etwas, was Sie sich wünschen, aber nicht kaufen können?“, soll er geantwortet haben: „Vieles, was zur Befriedigung seelischer oder geistiger Bedürfnisse nötig ist, kann man — im Gegensatz zu materiellen Dingen — nicht kaufen.“
Damit nannte dieser Basketballmillionär wahrscheinlich einen bedeutenden Grund dafür, weshalb so viele Menschen heute wehmütig von der „guten alten Zeit“ sprechen. Während in vielen Ländern ein noch nie dagewesener materieller Wohlstand herrscht und große technische Fortschritte gemacht worden sind, gibt es viele Menschen, die trotzdem nicht zufrieden sind. Das ist darauf zurückzuführen, daß die Befriedigung unserer seelischen und geistigen Bedürfnisse nicht unbedingt von unserem materiellen Besitz abhängt. Wir können das, was unsere seelischen und geistigen Bedürfnisse befriedigt, auch nicht kaufen. Ja, das Bemühen, mehr Geld zu verdienen, um sich die Fortschritte der Technik zunutze zu machen, hindert heute sogar viele Menschen daran, ihre wichtigsten geistigen und seelischen Bedürfnisse zu befriedigen.
Jesus selbst wies darauf hin, daß der Mensch mehr zum Leben braucht als nur materielle Dinge. Als er einmal hungrig war und der Teufel ihn veranlassen wollte, seine übernatürlichen Kräfte zu benutzen, um aus Steinen Brot zu machen, erwiderte er: „Es steht geschrieben: ,Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jeder Äußerung, die durch den Mund Jehovas ausgeht‘“ (Matth. 4:1-4). Jesus lenkte dadurch die Aufmerksamkeit auf die Tatsache, daß wir keine Tiere sind, die nur körperliche Bedürfnisse haben, was bedeuten würde, daß wir automatisch glücklicher sein müßten, je besser diese Bedürfnisse befriedigt werden. Nein, der Mensch hat auch geistige und seelische Bedürfnisse, und wenn diese nicht befriedigt werden, sind wir nicht wirklich glücklich und haben keine echte Freude am Leben.
Das wird in etwa durch das veranschaulicht, was einige Forscher an der Universität von Connecticut festgestellt haben. Sie beobachteten fünfundsiebzig Männer, die einen leitenden Posten aufgegeben und eine schlechter bezahlte Stellung angenommen hatten, um weniger unter Druck zu stehen. Das Ergebnis? Obwohl sich diese Männer finanziell nicht mehr soviel leisten konnten wie früher, „waren sie zum Teil glücklicher und führten eine bessere Ehe“. Eine weitere Untersuchung, die vor kurzem angestellt wurde, ergab, daß erfolgreiche Börsenspekulanten in der Liebe oft versagten. Warum? Weil ihr Bemühen, zu Geld zu kommen, sie anscheinend „daran hinderte, einem anderen Menschen näherzukommen“.
Obwohl also manche Leute heute mehr Geld und mehr materielle Dinge haben als früher, mögen sie sich dennoch gern an die „gute alte Zeit“ erinnern. Zugegeben, in früheren Jahren mußten die meisten Menschen hart und oft länger arbeiten als heute, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, aber sie arbeiteten gewöhnlich nur, um sich die lebenswichtigen Dinge zu beschaffen, und genossen sie dann auch. Heute dagegen gibt es viele, die denken, sie müßten unbedingt jedes neue technische Erzeugnis haben, und wenn sie es haben, sind sie doch nicht zufrieden. Folgende Worte des Weisen sind daher heute besonders zutreffend:
„Denn was bekommt ein Mensch schließlich für all seine harte Arbeit und für das Streben seines Herzens, womit er hart arbeitet unter der Sonne? Denn alle seine Tage bedeutet seine Beschäftigung Schmerzen und Verdruß, auch während der Nacht legt sein Herz sich einfach nicht nieder. Auch das ist nur Nichtigkeit. Für einen Menschen gibt es nichts Besseres, als daß er essen und in der Tat trinken und seine Seele Gutes sehen lassen sollte wegen seiner harten Arbeit“ (Pred. 2:22-24).
Ja, es scheint heute einfach eine andere Atmosphäre zu herrschen, und da gegenwärtig viele Menschen weniger ‘Gutes für all ihre harte Arbeit’ sehen, sehnen sie sich nach der „guten alten Zeit“ zurück.
FREUNDE UND FAMILIE
Für viele waren die vergangenen Jahre auch deshalb schöner, weil die Menschen damals offenbar freundlicher waren. Man lernte sich kennen und schloß Freundschaft. Nachbarn waren nicht einfach Leute, die nebenan wohnten — sie waren auch Freunde. Man schenkte materiellen Dingen weniger Aufmerksamkeit als persönlichen Beziehungen.
Als dem Basketballmillionär Julius Erving in diesem Zusammenhang die Frage gestellt wurde: „Bringt Reichtum irgendwelche Nachteile mit sich?“, erwiderte er:
„Man wird in mancher Hinsicht zu einem Angriffsziel. Es ist schwierig, ein wirklich aufrichtiges Verhältnis zu jemandem zu haben. Man muß die Menschen durchschauen; man muß seine Zweifel haben. Weitaus die meisten werden Bekannte. Man kann zwar sagen ,Freunde’, aber in Wirklichkeit sind es Bekannte.“
Erving bestätigte damit lediglich den Bibelspruch: „Vermögen ist das, was viele Gefährten hinzufügt, aber wer gering ist, wird sogar von seinem Gefährten getrennt. ... jeder ist ein Gefährte des Gaben spendenden Mannes“ (Spr. 19:4, 6). So war es im allgemeinen in den Tagen König Salomos, und heute, wo es für viele eine so große Rolle spielt, was man hat oder was man bekommen kann, ist es oft genauso. Der Mangel an Freunden ist aber offensichtlich nicht nur ein Problem der Reichen. Da Besitz heute weit höher bewertet wird als Beziehungen, fehlt es Angehörigen aller Gesellschaftsschichten an wahren Freunden. Viele sehnen sich daher nach der „guten alten Zeit“ zurück.
Auch die Verhältnisse in der Familie beeinflußten die damalige „Atmosphäre“. Vor Jahren isolierten sich die Familienglieder nicht ständig, indem sie entweder vor dem Bildschirm oder der Kinoleinwand saßen. Sie hatten auch nicht die hochentwickelten Transportmittel, die es heute Eltern und Jugendlichen ermöglichen, mit großer Geschwindigkeit in verschiedene Richtungen davonzurasen. Die Familien unternahmen mehr gemeinsam. Es herrschte eine größere innere
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