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Änderungen, die die Gläubigen beunruhigenErwachet! 1970 | 8. Oktober
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Änderungen, die die Gläubigen beunruhigen
DIE Lage der Kirchen verschlechtert sich zusehends. Sogar in den Vereinigten Staaten von Amerika, wo die Religion wahrscheinlich immer noch am populärsten ist, erklärten bei einer Meinungsumfrage drei von vier Personen, die Kirchen würden an Einfluß verlieren. Warum verschlechtert sich ihre Situation zusehends?
Einer der Gründe ist die Tatsache, daß die Gläubigen beunruhigt sind über das, was in ihrer Kirche vorgeht. Millionen von Menschen waren unangenehm überrascht, als sie erfuhren, daß ihre Kirche jetzt Dinge als unnötig oder unrichtig bezeichnet, die früher als unerläßlich für das Seelenheil galten. Hat dich auch schon Entmutigung oder gar Verzweiflung wegen der Vorgänge in der Kirche, der du angehörst, überkommen? Die Reaktion eines Geschäftsmannes in Medellin (Kolumbien) ist charakteristisch für die Reaktion vieler Katholiken auf diese Änderungen.
„Sagen Sie mir, wie kann ich noch zu irgend etwas Vertrauen haben?“ fragte er. „Wie sollte ich denn noch an die Bibel und an Gott glauben können, wie sollte ich überhaupt glauben können? Vor zehn Jahren besaßen wir Katholiken noch die absolute Wahrheit; daran haben wir mit ganzem Herzen geglaubt. Nun sagen uns Papst und Priester, wir sollten das, was wir bisher geglaubt haben, nicht mehr glauben, sondern etwas ,Neues‘. Was gibt mir die Garantie, daß das ,Neue‘ in fünf Jahren noch Wahrheit sein wird?“
Welches sind einige der Neuerungen, die die Gläubigen beunruhigen?
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Darf man am Freitag Fleisch essen?Erwachet! 1970 | 8. Oktober
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Darf man am Freitag Fleisch essen?
JAHRHUNDERTELANG haben die Katholiken am Freitag kein Fleisch gegessen. Das Halten dieses Abstinenztages gehörte zu den Geboten der Kirche. Viele Katholiken haben aufrichtig geglaubt, es sei ein Gebot Gottes, des Allmächtigen. Doch jetzt ist dieses Gebot geändert worden.
Das Abstinenzgebot für Freitag ist nur etwa 1 100 Jahre alt. Unter Papst Nikolaus I. (858—867) wurde die Sitte, als Bußübung zu fasten, eingeführt. War es eine bedeutsame kirchliche Vorschrift?
Wir lesen in einer katholischen Schrift, die mit dem Imprimatur, der kirchlichen Druckerlaubnis, versehen ist: „Die katholische Kirche sagt, es sei für einen Katholiken eine Todsünde, am Freitag bewußt und mit Willen Fleisch zu essen, es sei denn, er habe einen ausreichenden und triftigen Grund, der ihn entschuldigt.“ Außerdem wird darin gesagt: „Die Kirche lehrt, daß jeder, der, ohne seine Todsünde bereut zu haben, stirbt, direkt in die Hölle kommt“ (Radio Replies, Rumble und Carty [1938]).
Fromme Katholiken aßen daher freitags kein Fleisch. Sie waren aufrichtig überzeugt davon, daß sie in die Hölle kämen, würden sie dieses kirchliche Gebot übertreten.
Im Frühjahr des Jahres 1966 erlaubte Papst Paul VI. den Bischöfen, diese Abstinenzvorschrift nach Gutdünken in ihren Ländern zu ändern. Der Papst handelte auf die Empfehlung des kurz zuvor abgeschlossenen Zweiten Vatikanischen Konzils hin. So kam es, daß in einem Land nach dem anderen der Freitag nicht mehr als Abstinenztag galt — in Frankreich, Kanada, Italien, Mexiko, den Vereinigten Staaten und in anderen.
Die Wirkung
Viele fromme Katholiken waren über diese Änderung bestürzt. „Die ganzen Jahre dachte ich, freitags Fleisch zu essen sei eine Sünde“, sagte eine Katholikin in den Vereinigten Staaten. „Nun erfahre ich plötzlich, daß es keine Sünde ist. Das ist schwer zu verstehen.“
Wenn du katholisch bist, kannst du dann verstehen, warum die Kirche eine Handlungsweise, die sie früher als „Todsünde“ betrachtete, plötzlich gutheißt? Wenn sie vor fünf Jahren sündig war, warum ist sie es heute nicht mehr? Viele Katholiken können das nicht verstehen.
Als man eine Frau in Kanada fragte, wie sie über die Neuerungen in ihrer Kirche denke, antwortete sie: „Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, vielleicht können Sie mir eine Erklärung geben. Was wird man mit all denen tun, die man in die Hölle fahren ließ, weil sie freitags Fleisch aßen?“
Nicht wenige Katholiken haben solche Fragen gestellt. Die Neuerungen auf dem Gebiet der Lehre haben ihr Vertrauen zur Kirche erschüttert. Würdest du nicht auch so empfinden, wenn eine religiöse Übung, die bisher als unerläßlich für dein Heil galt, plötzlich als etwas angesehen würde, was nicht notwendig ist? Würdest du dann nicht anfangen, auch andere Lehren deiner Kirche anzuzweifeln?
Die katholische Kirche hat jedoch das Freitagsgebot nicht ganz fallengelassen. Am „Karfreitag“ müssen Katholiken immer noch auf Fleischspeisen verzichten. In gewissen Diözesen dürfen sie an allen Freitagen von Aschermittwoch bis Karsamstag kein Fleisch essen.
Warum gilt es als Sünde, am „Karfreitag“ Fleisch zu essen, doch warum ist es keine Sünde, an anderen Freitagen des Jahres Fleisch zu essen? So überlegen denkende Menschen.
In letzter Zeit haben viele Personen gefragt, was die Grundlage dieser und anderer kirchlicher Lehren sei. Es beunruhigt sie, daß man ihnen auf diese Fragen keine befriedigende Antwort gibt.
Was deutlich wird
Die Unfähigkeit der Kirche, ihren Standpunkt mit Hilfe der Bibel darzulegen, läßt eine wichtige Tatsache deutlich werden: Die Lehren der katholischen Kirche gründen sich nicht auf das Wort Gottes, sondern viele ihrer Dogmen und Bräuche gründen sich auf die unsichere Überlieferung von Menschen.
Das trifft offensichtlich auf das Verbot des Fleischgenusses an Freitagen zu. Denn man kann in der Bibel soviel suchen, wie man will, man findet keinen Text, in dem den Christen geboten wird, sich an irgendeinem Freitag oder an einem anderen Tag des Fleischgenusses zu enthalten. Das ist kein Gebot Gottes. Wir lesen in der katholischen Bibelübersetzung von Josef Kürzinger: „In den späteren Zeiten werden manche vom Glauben abfallen ... Sie verbieten ... den Genuß von Speisen, die Gott doch geschaffen hat, damit sie unter Danksagung genossen werden.“ — 1. Tim. 4:1-4.
Viele Menschen, die nach der Wahrheit suchen, erkennen, daß die katholische Kirche sich nicht streng an Gottes Wort hält. Und sie fragen sich, ob eine Kirche, die das nicht tut, ihres Vertrauens würdig und es wert sei, unterstützt zu werden.
Aber es gibt noch weitere Neuerungen, die die Gläubigen heute beunruhigen.
[Bild auf Seite 9]
Was wird man mit denen tun, die man in die Hölle fahren ließ, weil sie freitags Fleisch aßen?
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Streichung von Heiligen schafft VerwirrungErwachet! 1970 | 8. Oktober
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Streichung von Heiligen schafft Verwirrung
IM Mai des vergangenen Jahres wurden die Katholiken durch Zeitungsartikel unangenehm überrascht, in denen berichtet wurde, daß viele ihrer Heiligen aus dem offiziellen Heiligenkalender gestrichen worden sind. Viele Katholiken glaubten anscheinend, als sie hörten, man habe Heilige „fallengelassen“, ihre Heiligen seien abgeschafft worden. Es entstand eine große Verwirrung und Unzufriedenheit, die noch nicht ganz verebbt sind.
In Argentinien sagte ein im Ruhestand lebender Rektor: „Ich kann nicht begreifen, daß die Kirche, nachdem diese Heiligen so viele Jahrhunderte lang verehrt worden sind, plötzlich erklärt, das sollte nicht mehr geschehen.“
In den Niederlanden erklärte ein junger Mann: „Entweder sind unsere Vorfahren betrogen worden, oder wir werden jetzt betrogen.“
Ganz bestürzt waren viele Katholiken in dem Gebiet Italiens, in dem der degradierte heilige Januarius verehrt wird. „Du meine Güte! Was sagst du da!“ rief eine Frau aus, als man ihr die Nachricht davon brachte. „Man versteht überhaupt nichts mehr. Ich glaube an den heiligen Januarius, und ich werde ihn auch weiterhin verehren.“
Was bedeuten diese Änderungen? Verbietet die katholische Kirche jetzt die Verehrung von Heiligen? Sollte man nun die Plaketten der Heiligen wegwerfen?
Keine einheitliche Linie
Man geht nicht überall einheitlich vor. Es gibt Gegenden, in denen man die Heiligenbilder aus den katholischen Kirchen verbannt hat. Eine Katholikin in Kanada sagte betrübt: „Alles ist anders; man hat die Statuen entfernt; sogar die Jungfrau Maria ist aus unserer Kirche verschwunden.“
Aber in anderen Gebieten hat es wenige, wenn überhaupt irgendwelche Änderungen gegeben. Die Katholiken verehren immer noch ihre Lieblingsheiligen, obschon sie „degradiert“ oder aus dem offiziellen Heiligenkalender gestrichen worden sind. In einem südamerikanischen Land sagte ein Katholik: „Die Mitteilung aus dem Vatikan ist so unklar, denn die Kirche sagt, daß diese Heiligen da, wo sie als Schutzheilige verehrt würden, weiterhin angerufen werden könnten.“
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