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„Bleibt gesund!“Der Wachtturm 1982 | 15. September
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Die Tatsache, daß einige — aus welchem Grund auch immer — in Gesundheitsfragen einen fast religiösen Eifer entwickeln können, unterstreicht die Notwendigkeit, daß sich alle Christen davor hüten müssen, unausgeglichen zu werden.
Andere Fragen
Christen können dankbar sein, daß wir den Rat des Wortes Gottes haben, denn er hilft uns in verschiedener Weise, gesund zu bleiben. Jedoch verdienen noch weitere Aspekte der Gesundheit Beachtung, zum Beispiel: Wie kann ich feststellen, für welche Behandlung ich mich entscheiden sollte? Was soll ich von unorthodoxen Diagnose- und Behandlungsmethoden halten? Sind mit einigen dieser Methoden Gefahren für meinen Glauben verbunden? Wie sollte der Glaube an Gottes Königreich meine Einstellung zur Gesundheit beeinflussen? Der folgende Artikel wird diese Gesichtspunkte behandeln.
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Gesundheit und christliche VernünftigkeitDer Wachtturm 1982 | 15. September
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Gesundheit und christliche Vernünftigkeit
DER Apostel Paulus schrieb an Christen im alten Philippi: „Laßt eure Vernünftigkeit allen Menschen bekanntwerden.“ Mit diesen Worten ermunterte er sie und alle anderen Christen, mäßig, vernünftig und ausgeglichen zu sein (Philipper 4:5).
Wir müssen vernünftig sein, wenn es um unsere Gesundheit geht. Zum Beispiel müssen wir uns davor hüten, zuviel zu essen und in bezug auf das, was wir essen, extrem zu sein. Auch sollten wir genügend körperliche Bewegung haben und uns die nötige Ruhe gönnen. Ebenso sollte unsere Einstellung zu Heilmethoden von Vernunft zeugen. Wir müssen darauf achten, daß wir keinen Gesundheitsfimmel bekommen. Vernünftigkeit ist erforderlich, damit wir unsere geistige und unsere physische Gesundheit in einem ausgewogenen Gleichgewicht sehen; wir müssen uns „der wichtigeren Dinge vergewissern“, damit die Sorge um die Gesundheit das Königreich Gottes nicht auf den zweiten Platz verdrängt (Philipper 1:10).
In bezug auf Heilmethoden wählerisch sein
Bevor du dich für ein bestimmtes Heilmittel oder für eine bestimmte Heilmethode entscheidest, solltest du bedenken, daß Popularität und gerade herrschende Ansichten einen großen Einfluß ausüben. Vielleicht kannst du dich noch an Behandlungsmethoden erinnern, die früher einmal sehr populär waren, über die man heute aber ganz anders denkt. Erinnerst du dich noch an die Zeit, als Ärzte Akne mit Röntgenstrahlen behandelten, bei Kindern aus geringfügigen Gründen die Mandeln entfernten oder Sulfonamide und Penizillin für fast jede Infektion verschrieben? Das hat sich geändert. Obwohl diese Therapien in einigen Fällen angebracht sein mögen, hat man durch Erfahrung und Forschung unerwünschte Nebenwirkungen festgestellt oder gelernt, daß man bei der Anwendung sehr wählerisch sein sollte.
Wenn schon Ärzte, die in der „Schulmedizin“ ausgebildet wurden und die gelehrt wurden, bezüglich neuer Medikamente oder Heilverfahren vorsichtig zu sein, von der vorherrschenden Meinung beeinflußt werden konnten, wieviel leichter kann es da passieren, daß Laien unausgeglichen werden und einer Gesundheitsmarotte zum Opfer fallen! Bei Millionen ist das der Fall gewesen. Oft haben Leute eine Behandlungsmethode angewandt, die einen begrenzten therapeutischen Wert hatte, die aber von unqualifizierten Personen grob mißbraucht wurde. Andere populäre „Heilverfahren“ waren völlig unwirksam, da sie reiner Betrug waren.a Sie wurden von Leuten propagiert, die darauf aus waren, Kranke um ihr Geld zu erleichtern. Und einige populäre Behandlungsmethoden sind — was für Christen von großem Interesse ist — anscheinend mit „unheimlicher Macht“ oder Spiritismus verbunden, den die Bibel verurteilt (Jesaja 1:13; 5. Mose 18:10-12).
„Aber“, so fragen einige, „woher kann ich wissen, ob eine bestimmte Behandlung Kurpfuscherei ist?“ Das kann schwierig sein, denn viele der früheren Behandlungsmethoden, die heute praktisch von jedem als wertlos anerkannt werden, hatten wissenschaftlich klingende Namen. Und die Schriften, die über solche Methoden verbreitet wurden, enthielten Erklärungen, die einige plausibel fanden. Wo können wir daher Hilfe finden?b
Vernunft walten lassen
Der Jünger Jakobus schrieb, daß die „Weisheit von oben ... vernünftig“ ist (Jakobus 3:17). Wenn auch ein Christ kein Gesundheitsexperte ist, kann er, sofern er sich bemüht, vernünftig zu sein, den Wert von Diagnose-, Untersuchungs- oder Behandlungsmethoden besser einschätzen.
Natürlich müssen wir erkennen, daß es verschiedene Möglichkeiten gibt, eine Krankheit zu behandeln; ein aktiver Christ kann nicht alle kennenlernen. Aber wenn er eine Behandlung braucht und ihm ein bestimmtes Verfahren empfohlen wird, kann er sich fragen: „Scheint die empfohlene Therapie vernünftig und in Übereinstimmung mit dem zu sein, was allgemein über den Körper und die Krankheit bekannt ist? Oder ist die Methode irgendwie seltsam, und werden spektakuläre Ergebnisse versprochen? Werde ich von unwissenden Personen oder von Leuten, die sich einen finanziellen Gewinn versprechen, beeinflußt, diese Methode anzuwenden? Wenn ich Zweifel habe, sollte ich dann vielleicht warten, bis ich mehr weiß?“
Diese Fragen mögen sehr einfach klingen, aber die Tatsache, daß in der Vergangenheit einige wunderliche Behandlungsmethoden populär waren, zeigt, wie wertvoll es ist, solche Fragen zu betrachten. Das mag auch eine vor kurzem gemachte Erfahrung veranschaulichen: Eine Frau, die eine durchschnittliche Schulbildung hatte und in einem Büro angestellt war, ging zu einem angeblichen Heilpraktiker, der eine extreme Diät betonte. Später erzählte sie Freunden, man habe ihr „Flaschen mit Tumoren gezeigt, die die Patienten ausgeschieden“ hätten, unter anderem einen „Gehirntumor“. Die Vernunft könnte dich zum Nachdenken veranlassen: Weiß ein Durchschnittsmensch, wie ein richtiger Tumor aussieht? Wie könnte er dann einen richtigen Tumor erkennen, ganz gleich, wie er angeblich „ausgeschieden“ wurde? Und da das Gehirn eingeschlossen ist, drängt sich die Frage auf: Wie könnte jemand einen Gehirntumor durch den Darm oder sonstwie „ausscheiden“?
Viele Tests und Behandlungen, die sich als wertlos erwiesen, wurden mit Hilfe angeblicher „Wundersubstanzen“, ungewöhnlicher „Körperkräfte“ oder seltsamer Methoden durchgeführt, bei denen etwas von einem Pendel oder an einem Körperteil „abgelesen“ wurde, der mit dem, was diagnostiziert wurde, anscheinend überhaupt nichts zu tun hatte. Es wurde dabei an das Gefühl, an etwas Mysteriöses oder gar an Geistermächte appelliert, aber nicht an die Vernunft. (Vergleiche 3. Mose 19:26.)
Was ist von Referenzen zu halten?
Eine weitere Hilfe ist folgender Rat: „Irgendein Unerfahrener glaubt jedem Wort, aber der Kluge achtet auf seine Schritte“ (Sprüche 14:15).
Das ist ein guter Rat, denn die meisten von uns haben von Behandlungsmethoden gehört, die mit Hilfe von Referenzen angepriesen wurden, zum Beispiel: „Ärzte sagten Herrn Müller, er habe nur noch vier Monate zu leben, aber er nahm ..., und jetzt ist er wieder völlig gesund.“ Abgesehen davon, ob „Herr Müller“ tatsächlich die erwähnte Krankheit hatte oder nicht, magst du wissen, daß die meisten betrügerischen Behandlungsmethoden mit Hilfe von Referenzen angepriesen wurden. Das bedeutet gewiß nicht, daß wir argwöhnisch sein müssen, wenn uns ein Bekannter von einem persönlichen Erlebnis erzählt. Doch wenn wir auf gesundheitlichem Gebiet eine wichtige Entscheidung treffen müssen, sollten wir mehr tun, als ‘jedem Wort einer Referenz zu glauben’.
Falls beispielsweise „Herr Müller“ tatsächlich eine Krankheit hatte und wieder gesund wurde, stellt sich die Frage: Warum wurde er gesund? Bei vielen Behandlungsmethoden, auch in der konventionellen Medizin, spielt der „Placeboeffekt“ eine große Rolle. Studien haben ergeben, daß 30 bis 40 Prozent aller Patienten eine Besserung verspürten, nachdem sie mit unwirksamen Pillen oder Wasserinjektionen behandelt worden waren. In der Zeitschrift Science Digest (September 1981) wurde berichtet: „Glaube, Hoffnung, Vertrauen — alles wichtige Komponenten des Placeboeffekts — können manchmal Wunden heilen, chemische Prozesse im Körper verändern, ja sogar den Verlauf der unbarmherzigsten Krankheiten ändern.“ Wenn du daher beurteilen willst, wieviel du ‘jedem Wort glauben’ kannst, dann denke an den „Placeboeffekt“, und frage dich: Ist durch vernünftige Forschung und ausgiebige Erprobung nachgewiesen worden, daß die Behandlung selbst wirksam ist?
Selbst wenn ein Bericht über eine reine Referenz hinausgeht, ist es gut, zu berücksichtigen, ob die Therapie in moralischer oder religiöser Hinsicht annehmbar ist. In der Zeitschrift der amerikanischen Ärztevereinigung (JAMA) wurde über eine 28jährige Frau berichtet, die sich eine Schmetterlingsflechte zugezogen hatte, eine schwere immunologische Krankheit, die mit Hilfe zahlreicher klinischer Tests festgestellt werden kann. Da sie eine Behandlung mit Medikamenten ablehnte, suchte sie einen Zauberdoktor auf, „der sie von einem Fluch befreite“. Sie kehrte frei von Symptomen, offensichtlich geheilt, zurück. In dem JAMA-Bericht wurde die Frage aufgeworfen, wie ein asiatischer Zauberdoktor einen bösen Geist entfernen und sie heilen konnte. Die Behandlung war offenbar wirkungsvoll, aber Christen würden diese oder andere Methoden meiden, von denen sie denken, daß sie mit einer Form des Spiritismus verbunden sein könnten. (Vergleiche Matthäus 7:22, 23.)
Qualifizierte Hilfe suchen
Offensichtlich brauchen wir in vielen Fällen den Rat von Fachleuten in bezug auf Therapien und Gesundheitsfragen. Wem können wir vertrauen? Die Bibel trifft die weise Feststellung: „Hast du einen Mann erblickt, geschickt in seiner Arbeit? Vor Könige wird er sich stellen“ (Sprüche 22:29).
Jemand, der eine Sache studiert und Geschick erwirbt, erlangt den Ruf, qualifiziert, ja ein Fachmann zu sein. Das ist auch auf dem Gebiet der Gesundheit der Fall. Wenn du daher den Rat eines Arztes oder eines Gesundheitsberaters abwägst, könntest du dich fragen: Was empfiehlt ihn? Die Antwort mag nicht allein von seinen Titeln abhängen. Viele Personen haben Titel angenommen, um sich wichtig zu machen. (Vergleiche Matthäus 23:6, 7.) Einige, die „Doktor“ genannt werden möchten, mögen Diagnosen stellen und Behandlungen durchführen (kostenlos oder gegen Geldc), obwohl sie lediglich ein paar Bücher gelesen oder ein paar Stunden an einem „Kurs“ teilgenommen haben.
Du könntest auch folgendes berücksichtigen: Wie umfangreich und von welcher Qualität war seine Ausbildung? Wird er von Personen, die es wissen müßten, respektiert und als qualifiziert angesehen? Der Jünger Lukas hatte bestimmt studiert und genügend Erfahrung erworben, so daß seine Qualifikationen respektiert wurden, als der Apostel Paulus ihn als den „geliebten Arzt“ bezeichnete (Kolosser 4:14).
Natürlich haben auch schon gut ausgebildete Personen schlechten Rat gegeben oder eine verkehrte Behandlung angewandt. Warum? Manchmal haben sie nicht genügend Interesse an ihren Patienten. Sie mögen eine besondere Gesundheitstheorie entwickelt haben. Oder sie haben ihre medizinischen Kenntnisse nicht auf dem neuesten Stand gehalten, so daß ihnen das nötige Spezialwissen fehlt. Auch hier kann uns die Bibel helfen.
Sie sagt: „Pläne scheitern, wo es kein vertrauliches Gespräch gibt, aber bei der Menge der Ratgeber kommt etwas zustande“ (Sprüche 15:22). Das unterstreicht den Wert, eine zweite oder eine dritte Meinung einzuholen. Viele Patienten haben zu einem bestimmten Arzt ein Vertrauensverhältnis entwickelt und brauchen daher nicht zu jeder Empfehlung, die er gibt, eine zweite Meinung einzuholen. Es ist aber vernünftig, in schwerwiegenden Fällen oder wenn man mit einem Rat nicht ganz zufrieden ist, noch eine zweite Meinung einzuholen. Achte aber darauf, daß du jemand um Rat bittest, von dem du sicher bist, daß er dir unvoreingenommen Rat geben wird. Auch wenn du dich an jemand wendest, der nach einer anderen Methode arbeitet, sollte es ein Experte sein. Auf diese Weise wird dir die „Menge der Ratgeber“ zu einer besseren Gesundheit verhelfen.
Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen geistiger und physischer Gesundheit
Bei all dem Aufheben, das um Gesundheit
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