-
Der Staudammbruch in IdahoErwachet! 1977 | 8. Februar
-
-
Leute hat zusammengearbeitet und sich gegenseitig Freundlichkeiten erwiesen. Einige riskierten sogar ihr Leben, um andere zu retten. Aber andererseits mußte die Polizei auch gegen Plünderer einschreiten. Da die Staatspolizei die Zufahrtsstraßen zum Katastrophengebiet gesperrt hatte, mußte es sich bei diesen skrupellosen Personen um „Nachbarn“ der Katastrophenopfer gehandelt haben.
Unterschiedlich war auch die Einstellung der Leute zum Verlust ihrer materiellen Güter. Viele schauten voller Sorge in die Zukunft.
Eine Frau aber sagte nachdenklich: „Es war ein schreckliches Erlebnis, doch ich bin froh daß die Menschen, die ich am meisten liebe, noch am Leben sind. Ich glaube, die Leute haben aus dieser Katastrophe gelernt, daß Menschen wichtiger sind als materieller Besitz.“
Eins ist sicher, diese Überschwemmung hat, ganz gleich, was die Menschen daraus gelernt haben, sowohl in der Landschaft als auch bei den Überlebenden Spuren hinterlassen. (Eingesandt.)
-
-
Dagegen nimmt man eine bittere PilleErwachet! 1977 | 8. Februar
-
-
Dagegen nimmt man eine bittere Pille
Vom „Awake!“-Korrespondenten in Zaire
„ICH glaube, Sie haben Malaria“, sagte der Arzt. Meine starken Magenschmerzen und meine Kopfschmerzen ließen es mir angeraten erscheinen, ihm nicht zu widersprechen. Er verabreichte mir sofort eine Spritze Chinin und erteilte mir Anweisungen, wieviel Chinin ich in den nächsten Tagen einnehmen sollte. Glücklicherweise hatte die Behandlung Erfolg, und nach kurzer Zeit war ich wieder gesund.
Diese Erfahrung und der Umstand, daß ich in einem Chinin-Hauptherstellungsgebiet lebte, steigerten mein Interesse an diesem Stoff. Millionen von Menschen, die in tropischen Ländern leben, in denen Malaria vorherrscht, schlucken täglich bittere Chininpillen. Aber was ist Chinin? Woraus wird dieser Stoff gewonnen? Und wofür verwendet man Chinin? Ich war entschlossen, das herauszufinden.
Das Ausgangsmaterial
Chinin ist ein Stoff, der aus der Rinde des Chinarindenbaumes gewonnen wird, den man auch Cinchona nennt. Solche Cinchonen wuchsen an den Osthängen der Anden, als im 16. Jahrhundert die Spanier nach Südamerika kamen. Die Forscher stellten fest, daß die Indianer die Rinde des Baumes für medizinische Zwecke verwendeten. Bald darauf kauten diese Europäer die Cinchonarinde. War das eine schmackhafte Sache? Bestimmt nicht! Die Rinde hatte einen unangenehmen, bitteren Geschmack. Aber wenn man sie kaute, war man wirksam vor Fieber geschützt.
Bald hielt man Ausschau nach anderen Methoden, die Medizin aus der Rinde zu gewinnen und das Einnehmen zu erleichtern. Einige Jahre nach der Entdeckung durch die Europäer stellte man fest, daß Wein, mit dem man die Rinde eine Zeitlang durchtränkte, die Medizin aufnahm. Diese Flüssigkeit wurde dann von der Rinde abgezogen und getrunken. Das war offensichtlich eine viel angenehmere Methode, die Medizin einzunehmen, da der bittere Geschmack durch den Wein entweder ausgeglichen oder verhüllt wurde. Aber weil es schwierig war, den Auszug herzustellen, und die Rinde aus Südamerika importiert werden mußte, war Chinin nur für die Wohlhabenden und Privilegierten erhältlich.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts begann die Cinchona in Südamerika auszusterben. Aber man pflanzte sie auf Java an, und viele Jahre lang war Indonesien der Hauptlieferant für Chinin. Seither haben andere tropische Länder in dem Bemühen, die Malaria unter Kontrolle zu halten, auch Chinin hergestellt. Im Jahre 1938 wurde die Cinchona in der Republik Zaire im Gebiet Kiwu eingeführt. In den letzten Jahren ist dieses Gebiet ein großer Chininlieferant geworden.
Besichtigung einer Cinchonaplantage
In Zaire haben wir sicherlich gute Möglichkeiten, mehr über Chinin zu erfahren. Hier sind viele große Cinchonaplantagen gefällig in grünen Landstrichen angelegt, die sich über die Ufer des Kiwusees erstrecken, der im östlichen Teil Zaires liegt. Begleite uns doch bei der Besichtigung einer dieser Pflanzungen!
Unser Führer, der Plantagenverwalter, erklärt, daß wir uns zu Beginn unserer Besichtigung am besten das Anfangsstadium der Cinchonapflanze ansehen. So begeben wir uns als erstes zur Pflanzschule. Unser Weg dorthin führt zwischen den Bäumen und Pflanzungen der Cinchona hindurch zur Talsohle. Die Lage ist für eine Pflanzschule ideal. Die Erde, die von den Bergen heruntergeschwemmt wurde, ist sehr fruchtbar. Ein Wasserlauf gewährleistet die ständige Versorgung mit Wasser. Das Gebiet hat auch eine warme und gut geschützte Lage.
Direkt in der Mitte befindet sich ein mit Graswänden eingehegtes Grundstück. Im Innern stehen Reihe an Reihe lange niedrige Hütten, die ebenfalls aus Gras hergestellt sind. Alle Hütten sind nach einer Seite hin offen. An der Vorderseite hängen jedoch Sackleinen herab, so daß gerade die richtige Menge Licht einfallen kann. Wenn wir in diese Hütten hineinsehen, können wir nett hergerichtete Beete erkennen, die mit Tausenden sehr zarter Pflanzen bestanden sind. Nach dem Aufbereiten der Beete werden die Samen einfach darauf verstreut, und dort keimen sie dann. Jedes Beet ist ungefähr einen Meter breit und mehrere Meter lang und wird mit nur zwei Gramm Samen besät, das sind ungefähr 4 000 bis 5 000 Körner. Uns bleibt vor Staunen der Mund offenstehen, als der Führer erklärt, daß ein Kilo bis zu 700 Dollar kosten kann. Unser Erstaunen legt sich etwas, als wir hören, daß ein Kilo bis zu eine Million einzelne Samenkörner enthalten kann.
Die neuen Setzlinge werden mit einem feinen Sprühregen bewässert, damit eine Beschädigung der zarten Pflanzen vermieden wird. Wenn sie eine Höhe von 10 Zentimetern erreicht haben, werden sie das erstemal umgesetzt, bleiben aber immer noch vor Sonne und starkem Regen geschützt. Die Pflanzen werden schließlich erst, nachdem sie eineinhalb Jahre alt geworden sind, in das offene Feld gesetzt.
Nachdem wir die Pflanzschule verlassen haben, steigen wir die Anhöhe zur eigentlichen Plantage hinauf. Wir fragen uns, warum all die Plantagen, die wir gesehen haben, an Berghängen angelegt sind, die manchmal sehr steil sind. Wir erfahren von unserem Führer, daß die Cinchonen zwar viel Wasser, aber nicht eine mit Wasser vollgesogene Erde mögen. Das Klima hier in Kiwu sorgt für den Regen — ungefähr zwei Meter Niederschlag im Jahr —, und die Berghänge sorgen für den Wasserabfluß. Die Plantage, die wir besichtigen, reicht bis in eine Höhe von 2 000 Metern über dem Meeresspiegel.
Die jungen Pflanzen werden in sehr genau eingehaltenen Reihen, mit einem Meter Abstand dazwischen, eingepflanzt. Ob man nun geradeaus, von der Seite oder schräg über das Feld blickt, man sieht die Pflanzen immer genau in einer Reihe stehen.
Bei der Ernte hat man es auf die Rinde und nicht auf irgendeine Art von Frucht abgesehen. Das Ernten der Rinde beginnt im dritten oder vierten Jahr des Baumes. Es dient dem Zweck, sowohl die Pflanzungen zu lichten als auch das Chinin zu gewinnen. Ungefähr bis ins zwölfte Jahr sind Ernten möglich, wobei jedes Jahr Äste und Bäume abgesägt werden. Übrigens, wenn ein Baum abgesägt wird, bedeutet das nicht, daß er durch einen Setzling ersetzt werden muß. Der zurückgelassene Stumpf beginnt sehr schnell, wieder zu sprossen, und man läßt drei oder vier Schosse weiterwachsen. Die Pflanze macht also auf diese Weise einfach mit der Produktion weiter.
Während wir so auf einem der Plantagenwege gehen, hören wir, wie der fröhliche Gesang der Vögel allmählich von einem Klopfgeräusch abgelöst wird. Einige Schritte weiter haben wir die Geräuschquelle erreicht. Wir sehen eine lange Reihe junger Frauen und Mädchen aus den umliegenden Dörfern am Wegrand knien. Alle sind eifrig dabei, von den Bäumen und Ästen die Binde abzunehmen. Sie haben einen Stein und einen ungefähr 50 Zentimeter langen Stock vor sich liegen. Die Bäume werden von Männern zu den Frauen gebracht und in handliche Stücke geschnitten. Die Frauen legen den Baum oder Ast auf den Stein und bearbeiten ihn dann mit dem Stock so lange, bis sich die Rinde gelöst hat. Dann wird sie abgeschält und sorgfältig auf ein großes Tuch aufgeschichtet. Am Ende des Tages wird alles gewogen und gezählt. Später verwendet man das als Grundlage für die Berechnung ihres Lohnes.
Als nächstes wird die Rinde auf einer großen Betonfläche zum Trocknen ausgebreitet, wo kleine Jungen Zweige und Blätter aussortieren, die keinen Wert haben und nur hinderlich wären. Wenn die Rinde trocken ist, wird sie in große Beutel gepackt und zu der Fabrik verschickt, die sie weiterverarbeitet.
Chininauszug
Als nächstes besichtigen wir die hiesige weiterverarbeitende Fabrik, um zu beobachten, wie der eigentliche Chininauszug aus der Rinde hergestellt wird. Da es sich hierbei größtenteils um einen chemischen Vorgang handelt, werde ich nicht versuchen, alle Einzelheiten zu erwähnen. Als erstes sehen wir, wie eine ganze Lastwagenladung solcher Beutel gelöscht und gewogen wird. Die Ladungen von den verschiedenen Plantagen werden getrennt aufbewahrt, bis man eine Probe untersucht hat. Der Chiningehalt kann zwischen fünf und zehn Prozent betragen.
Ist der Chiningehalt einmal festgestellt, wird die Rinde in einer Mühle so fein wie Mehl gemahlen. Anschließend wird die Rinde chemischen Vorgängen unterzogen. Während sie verschiedene Stadien durchläuft, wird sie mit mehreren Chemikalien vermischt wie Natriumkarbonat, schwefeliger Säure und Ätznatron. Schließlich beginnt das Chinin, pastenartig zu werden, und wird dann in Trockenschleudern getrocknet, die denen einer modernen Wäscherei ähneln.
Die verschiedenartigen Verwendungszwecke des Chinins
Das Chinin wird in dieser Grundform in verschiedene Teile der Welt exportiert. Dort wird es entsprechend den besonderen Bedürfnissen des Landes oder der pharmazeutischen Fabrik weiterverarbeitet. Die chemische Fabrik, die wir besichtigten, verarbeitet in einem einzigen Jahr 2 500 Tonnen Rinde, was zwischen 120 und 150 Tonnen Chinin ergibt. Zaires ganzer Bedarf an Chinin wird durch diese Fabrik gedeckt, und große Mengen werden exportiert.
Die Bekämpfung von Malaria und anderen Krankheiten ist nicht der einzige Verwendungszweck des Chinins. Es wird wegen seiner Lichtempfindlichkeit auch für die Herstellung von Filmen für deine Kamera verwendet. Oft wird bei der Herstellung von Bier, besonders bei Pils, Chinin zugegeben. Was das betrifft, so mischen einige Leute alkoholische Getränke mit Tonic (chininhaltiger Sprudel), um Chinin in sich aufzunehmen, ohne bittere Pillen schlucken zu müssen. Verschiedene Kunststoffe enthalten ebenfalls Chinin.
Heutzutage verwendet man das Chinin immer weniger in seiner reinen Form. Allerdings nimmt die Verwendung seiner Abkömmlinge immer mehr zu. Jemand, der mit Chinin in der Grundform behandelt wird, mag feststellen, daß das schädliche Auswirkungen auf Augen, Ohren und Magen hat. Das ist bei Chininabkömmlingen nicht der Fall.
Trotzdem kann man in The World Book Encyclopedia über das Chinin und einen ähnlichen Stoff folgendes lesen: „Ärzte verwenden heute immer noch das Medikament Chinidin, um Unregelmäßigkeiten des Herzrhythmus zu behandeln und zu korrigieren. Chinidin hat dieselbe chemische Formel wie Chinin und unterscheidet sich lediglich durch die Anordnung der Atome im Molekül. Einige Ärzte glauben, daß Chinin und Chinidin bei ungeborenen Kindern Mißbildungen hervorrufen können. Aus diesem Grund sollten schwangere Frauen diese Medikamente nicht einnehmen, bevor sie bei einem Arzt gewesen sind.“
Man schätzt, daß ein Drittel der Weltbevölkerung unter Malaria zu leiden hat, besonders in den tropischen Gebieten Amerikas, Asiens und Afrikas, und daß möglicherweise jährlich zwei Millionen Menschen an den Folgen sterben. Im Jahre 1975 gab die Weltgesundheitsorganisation bekannt, daß ihr Programm, die Malaria auszumerzen, fehlgeschlagen sei. Daher spielt die rötlichbraune Rinde der Cinchona zweifellos noch eine große Rolle in dem Bemühen, die durch Malaria verursachten Schwächezustände zu mildern. Auf jeden Fall hoffe ich, daß es nach unserer Besichtigung denen, die an Malaria erkrankt sind, etwas leichter fällt, diese bittere Pille zu schlucken.
-
-
Das Lebenswerk einer PerlmuschelErwachet! 1977 | 8. Februar
-
-
Das Lebenswerk einer Perlmuschel
DARF ich mich vorstellen? Ich bin eine Muschel und lebe im warmen Wasser an der Küste des japanischen Verwaltungsbezirks Mie. Mein Familienname lautet Akoya. Unsere Branche ist die Perlenfabrikation. Vor Jahren führten wir ein beschauliches Leben, aber jetzt, bei diesem Arbeitssoll, ist die ganze Familie emsig damit beschäftigt, die bekannten Akoyaperlen herzustellen. Wir haben überall in der Welt, von der Donnerstags-Insel (Nordaustralien) bis zum Roten Meer und zum Golf von Kalifornien, Verwandte, die ebenfalls emsig tätig sind.
Hast du schon einmal daran gedacht, wenn du bei einem Juwelier Perlen bewundert oder gar gekauft hast, was wir alles durchmachen müssen, um sie zu erzeugen? Wir müssen mehrmals die Wohnung wechseln. Wir müssen uns einer schweren Operation unterziehen. Wir werden unfein behandelt. Wir müssen Tag und Nacht arbeiten.
Kindheitserinnerungen
Als ich noch sehr klein war, lebte ich in Meerwasser, das eine Temperatur von rund 25 ° Celsius hatte. Von einem Floß aus wurden Zedernzweige ins Wasser hinabgelassen, und ich klammerte mich an einen davon. Wohl war ich damals noch winzig, aber von jenem Zeitpunkt an begann ich das Gefühl zu haben, eine richtige Muschel zu sein. Zehn Tage später, als ich schon eine Länge von rund 12 Millimetern hatte, wurde ich von dem Zweig abgestreift und in ein feinmaschiges Netz gelegt, das an einem Floß befestigt war. Auch meinen vielen Verwandten erging es so. Wir wurden größer, und dementsprechend legte man uns auch ständig in größere Netze. Am Ende des Jahres, als ich beinahe fünf Zentimeter lang war, verkaufte mich der Muschelfarmer, ohne mich zu fragen, an einen Perlenzüchter.
-