Wir beobachten die Welt
Theologe verläßt die Kirche
◆ Der aus Deutschland stammende Prodekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien und Ordinarius für Religionswissenschaften, Hubertus Mynarek, hat nach Meldung der Süddeutschen Zeitung seinen Austritt aus der Kirche erklärt und auf seine Professur verzichtet. In einem 23seitigen Schreiben an Papst Paul begründete er seinen Schritt unter anderem mit der absolutistisch-monarchistischen, durch und durch autoritären Machtstruktur der Kirche sowie deren „gettohafter, egoistischer Politik“, für die er als Beispiel die Zölibatsfrage nennt.
Rauschgiftsüchtig geboren
◆ Mindestens 550 Kinder sind im vergangenen Jahr in New Yorker Kliniken zur Welt gekommen, die von Geburt an alle Symptome der Rauschgiftsucht zeigten. Die Mütter dieser Neugeborenen waren zu Entziehungskuren im Krankenhaus. Wie aus einem in New York veröffentlichten Bericht der Sonderkommission für verwahrloste Kinder des New Yorker Stadtparlaments hervorgeht, liegt die Sterblichkeitsrate dieser Neugeborenen zwischen 50 und 95 %. Jedoch zeigt der Bericht kein vollständiges Bild der bestehenden Situation, da nur ein Drittel der angeschriebenen Krankenhäuser die Fragebogen der Sonderkommission beantwortet hatte. Die tatsächliche Zahl der „rauschgiftsüchtigen Babys“ dürfte in Wirklichkeit bedeutend höher liegen.
Englands Kirchen vor einer Krise?
◆ Auf einer Konferenz von fünfhundert Kirchenführern aller Denominationen in Großbritannien erklärte der freikirchliche Geistliche Dr. Kenneth Slack in Birmingham, daß die Kirchen in Großbritannien vor einer Krise „riesigen Ausmaßes“ stünden. An vielen Stellen zeige sich auch Widerstand gegen die bindenden Verpflichtungen der Institution Kirche. Der methodistische Pfarrer Derrick Greeves bezeichnete es als ein offenes Geheimnis, daß die Kirchen in Großbritannien nicht wüßten, wie es weitergehen solle. Die Konferenz müsse erkennen, daß die Kirche entweder neu geformt werden müsse oder — wenn es Gott so entscheide — vielleicht auch ausgelöscht werde.
Ursachen für die Krise in der Kirche
◆ Die Kirche sei zutiefst unsicher über sich selbst, ihr Wesen und ihren Auftrag. In dieser Identitätskrise läge eine Bedrohung des Bestehens der Kirche. Diese Meinung vertrat der evangelische Theologe Dr. Heinz Zahrnt in einem Vortrag in Mainz. Wenn die Kirche ihre Identität wiedergewinnen wolle, müsse sie neu erkennen, worin das Erfreuliche des Evangeliums für den Menschen von heute bestehe. „Wo das Christentum etwas für alle Zeiten gleich Gültiges ist, da ist es den Zeitgenossen bald gleichgültig“, erklärte Zahrnt.
Bei einem ökumenischen Wochenende, zu dem etwa 150 Akademiker nach Einsiedeln kamen, wurde auch die Haltung, die man heute der Kirche gegenüber einnimmt, als Ursache für die heutige Krise angeführt. Man kämpfe nicht mehr gegen die Kirche, man lasse sie vielmehr „links“ oder auch „rechts“ liegen.
Bericht über Gefangene
◆ Der Generalsekretär der weltweit tätigen Gefangenen-Hilfsorganisation „Amnesty International“, Martin Ennals, erklärte vor Journalisten, daß nach Schätzungen zur Zeit rund 250 000 Menschen aus politischen, rassischen oder Gründen religiöser Intoleranz eingekerkert seien.
Aus dem Rhein kaum noch Trinkwasser
◆ Die Möglichkeit, Trinkwasser aus dem Rhein zu schöpfen, ist wegen des niedrigen Wasserstandes und der damit verbundenen erhöhten Verschmutzung „an der technischen Grenze“ angelangt. Die Warnung wurde von 50 Wasserwerken in Deutschland, Frankreich, Holland und der Schweiz gegeben. Sie appellierten in einem Brief an die Minister auf der Rheinschutzkonferenz, die in Den Haag stattfand, die Sanierung des Rheins mit gemeinschaftlichen Maßnahmen auf Regierungsebene energisch voranzutreiben. Die 50 Wasserwerke versorgen ungefähr 20 Millionen Menschen mit Trinkwasser. Obwohl dem Rhein jetzt noch Trinkwasser entnommen wird, wird er als größte Kloake Europas bezeichnet. Er transportiert in seinen trüben Fluten unter anderem jährlich 85 Tonnen Quecksilber, 1 000 Tonnen Arsen und 1 500 Tonnen Blei.
Drogenskandal in Moskau
◆ Die sowjetische Regierung sah sich veranlaßt, alle wissenschaftlichen Forschungsinstitute für Chemie und Biologie anzuweisen, die Verwendung des Labormaterials scharf zu überwachen, nachdem in einem Moskauer wissenschaftlichen Institut etwa ein Kilogramm der Rauschdroge LSD sichergestellt worden sein soll. Gemäß vorliegenden Berichten soll ein Mann verhaftet worden sein, und gegen mehrere andere Personen seien Ermittlungen eingeleitet worden.
Anstieg der Kriminalität in den USA und der Bundesrepublik
◆ Alle 39 Sekunden ist im vergangenen Jahr ein Gewaltverbrechen verübt worden: Alle 30 Minuten wurde ein Amerikaner ermordet, alle 13 Minuten wurde eine Amerikanerin vergewaltigt, alle 82 Sekunden gab es einen Raubüberfall, und alle 86 Sekunden wurde ein US-Bürger Opfer eines tätlichen Angriffs. Nach der in Washington veröffentlichten Kriminalstatistik der Bundeskriminalpolizei (FBI) stieg die Kriminalität in den USA um 7 Prozent an. Gewaltverbrechen wie Mord, Vergewaltigung, Raubüberfall und tätlicher Angriff nahmen um 11 Prozent zu. Bei Eigentumsdelikten wie Einbruch und Diebstahl gab es eine Steigerung von 7 Prozent. Laut FBI wurden 1971 in den USA 17 630 Menschen ermordet, was einen Anstieg der Morde innerhalb von fünf Jahren um 61 Prozent bedeutet.
Auch in der Bundesrepublik ist die Kriminalitätskurve erheblich gestiegen. Insgesamt wurden im letzten Jahr 2 441 413 Verbrechen und Vergehen gegen die deutschen Strafgesetze im Bereich der Bundesrepublik registriert. Verkehrs- und Staatsschutzdelikte sind in dieser Zahl nicht enthalten. Polizeilich aufgeklärt wurden 1 142 209 Fälle, was einer Gesamtaufklärungsquote von 46,8 Prozent entspricht.
Chemie-Smog gefährdet Tokioer Bevölkerung
◆ Die Millionen Einwohner Tokios leben in ständiger Angst um Gesundheit und Leben. Sie werden von einer Gefahr bedroht, die nirgendwo auf der Erde so gefährliche Ausmaße angenommen hat wie in dieser Stadt — vom „photochemischen Smog“. Diese Gefahr soll durch bestimmte Chemikalien in den Abgasen hervorgerufen werden. Die Auswirkungen dieses chemischen Dunstes sind Entzündungen der Atemwege und Augen. Es wird an die Bevölkerung appelliert, vor allem in den Monaten Juli bis September den Wagen außerhalb der Stadt zu lassen, da durch die Einwirkung starker Sonnenstrahlen auf die Abgase die Luftverschmutzung erheblich erhöht wird.
Wie weit fortgeschritten die Verschmutzung der Luft ist, stellte sich durch eine Untersuchung der Medizinischen Universität heraus, die mit Hunden durchgeführt wurde: Die in Tokios Industrievierteln herumstreunenden Hunde haben zu mehr als 80 Prozent durch Umweltgift schwarzverfärbte Lungen. Die Verseuchung der Organe wird darauf zurückgeführt, daß Hunde die Luft in Bodennähe einatmen.
Rückgang der kirchlichen Trauungen
◆ Die Hannoversche Landeskirche beobachtete in den letzten Jahren einen stetigen Rückgang der kirchlichen Trauungen. Einer im Amtsblatt der Landeskirche veröffentlichten Statistik zufolge wurden im Jahr 1971 von 100 standesamtlich getrauten evangelischen Ehepaaren 79 kirchlich getraut. 1967 waren es noch 90. In vollen Zahlen ausgedrückt, sieht der Rückgang so aus: Kirchliche Trauungen gingen in diesem Zeitraum von 27 000 auf 21 000 zurück. In den Großstädten ist der Anteil der nichtkirchlich getrauten Ehepaare höher als in überwiegend ländlichen Gebieten.
Aufgetaute Mäuse-Embryos
◆ In den Vereinigten Staaten von Amerika führten Wissenschaftler gemäß einem Bericht der Zeitschrift Science ein Experiment mit eingefrorenen Mäuse-Embryos durch, die sich nach dem Auftauen zu normalen Lebewesen entwickelten. Mehr als 2 500 Embryos wurden bei Temperaturen von minus 196 Grad — einige auch bei minus 269 Grad — bis zu acht Tagen gelagert und nach dem Auftauen weiblichen Mäusen eingepflanzt, die sie dann austrugen. Fünfzig bis siebzig Prozent der Embryos waren jeweils nach dem Auftauen lebensfähig. Zwei Drittel der für das Experiment benutzten Mäuse wurden trächtig, und vierzig Prozent von ihnen trugen normal entwickelte Junge aus. Diese Versuche wurden unternommen, um Methoden zum Einfrieren komplizierter Organe für medizinische Zwecke zu finden.
Wie viele Menschen leben in China?
◆ In der westlichen Hemisphäre bestand ein Rätselraten über die Größe und Stärke Chinas. Ein jetzt erschienener Taschenatlas, den es in Peking zu kaufen gibt, gibt Antwort auf interessante Fragen. Die Bevölkerung Chinas wird mit 697 260 000 Menschen angegeben. Sie besteht aus 94 Prozent Chinesen, genannt „han“, und zu 6 Prozent aus verschiedenen nationalen Minderheiten. Die Volksrepublik China ist 9,4 Millionen Quadratkilometer groß (als Vergleich hat die Sowjetunion 22 Millionen Quadratkilometer mit nur 240 Millionen Einwohnern) und besitzt mittlerweile Eisenbahnverbindungen in alle Provinzen und Flugverbindungen zwischen über siebzig Städten.
Wandlung des „Sündenbewußtseins“
◆ Die Gottesdienste würden immer weniger besucht, die Priester in den Beichtstühlen seien kaum mehr gefragt, klagt der Erzbischof Lorenz Jäger in Paderborn in seinem Hirtenwort zu „Allerheiligen“ und „Allerseelen“. In dem Hirtenwort heißt es wörtlich: „Mit wirklicher Betroffenheit stelle ich fest, daß der rapide Rückgang der Einzelbeichten auch die Zeit der Beichte vor Allerheiligen und Allerseelen erfaßt hat.“ Das „Sündenbewußtsein“ habe sich in der letzten Zeit gewandelt.
Unfälle durch Medikamente
◆ Etwa jeder fünfte der an Verkehrsunfällen beteiligten Autofahrer habe unter der Einwirkung von Medikamenten gestanden, meint der ADAC nach vorsichtigen Schätzungen. Gemäß der Zeitung ADAC Motorwelt beeinträchtigen besonders Beruhigungs-, Schlafmittel und Pillen gegen Reisekrankheiten die Fahrtüchtigkeit des Fahrers. Der ADAC kritisiert, daß die Arzneimittel mit dieser für den Autofahrer gefährlichen Wirkung nicht besonders gekennzeichnet seien. Er weist auf eine „Kann-Bestimmung“ des Arzneimittelgesetzes von 1964 hin, die den zuständigen Landesbehörden nahelegt, Medikamente, „die beim Autofahren eine echte Gefährdung bedeuten“, einer Kennzeichnungspflicht zu unterwerfen.
Mehr Gefallene im Zweiten Weltkrieg
◆ Die Zahl der Gefallenen im Zweiten Weltkrieg wurde vom Deutschen Roten Kreuz korrigiert. Sie liegt um 650 000 höher und wird jetzt mit 3,85 Millionen angegeben. In einer vom Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes in München veröffentlichten Mitteilung wird erklärt, daß aufgrund von Nachforschungen die bisher angenommene Zahl der toten Weltkrieg-Soldaten von 3,25 Millionen sich um etwa 650 000 erhöhte. Auch diese neue Zahl sei nicht endgültig, da nahezu noch 900 000 Personen als verschollen gemeldet seien.
Millionen Mütter und Kinder unterernährt
◆ Mehr als 170 Millionen Mütter und Kinder in der Dritten Welt sind unterernährt. Das geht aus einem Bericht hervor, der vom Exekutivkomitee des Welternährungsprogramms in Rom veröffentlicht wurde. Die Aussagen wurden in Zusammenarbeit mit der US-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation und der Weltgesundheitsorganisation zusammengestellt. Danach ist die Unterernährung auf den Mangel an Proteinen und Kalorien zurückzuführen, der vor allem bei Müttern, Kleinkindern und Kindern im Vorschulalter verbreitet sei.
Fromme Menschen „bemerkenswert glücklicher“
◆ Die amerikanische Public-Relations-Agentur kommt nach Befragung von 400 Erwachsenen in New York und Umgebung zu dem Ergebnis, daß fromme Menschen „bemerkenswert glücklicher“ seien. Die Zahl der angeblich sehr glücklichen Menschen unter den „betont religiösen“ Amerikanern sei 12mal so hoch gewesen wie bei den Gleichgültigen. Die Agentur kommt zu dem Schluß, die Religion habe offenbar eine große praktische Bedeutung.
Zweideutige Moral
◆ Ein 29jähriger bewarb sich in den vergangenen Jahren in Kalifornien ohne Erfolg immer wieder um einen Sitz im Stadtrat und um das Amt des Bürgermeisters. Seine Parole im Wahlkampf war: „Kampf gegen die Sündhaftigkeit der Obenohne-Tänzerinnen in den Bars der Stadt“. Jetzt ist er unter dem Verdacht der Zuhälterei und der Kuppelei festgenommen worden. Die Polizei beschuldigt ihn, ein Bordell unterhalten zu haben.
Lust zum Morden
◆ Drei junge Männer im Alter zwischen 20 und 27 Jahren wurden von einem Gericht zu 5 bis 10 Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie aus purer Mordlust einen ihnen unbekannten Mann fast getötet hätten. Sie hatten nach einem Lokalbummel beschlossen, mit dem Auto eine Spritztour zu unternehmen und „mit der Pistole herumzuschießen“. Nachdem dabei Schüsse auf zwei Menschen fehlgegangen waren, beschlossen die drei, „den nächsten umzulegen“. Das Opfer wurde ein 42jähriger Mann. Der Haupttäter schoß auf ihn und traf ihn am Kopf. Obwohl man sich nach dieser Tat zuerst zurückzog, kehrte man erneut zurück, um das Opfer „endgültig zu erledigen“. Weitere Schüsse gingen aber fehl. Später konnte sich der 42jährige vom Tatort fortschleppen und wurde von einem Arbeitskollegen gefunden. Da dieser Vorfall kein Einzelfall ist, erinnern sich Menschen an die Prophezeiungen der Bibel über unsere heutige Zeit, die als die „letzten Tage“ gekennzeichnet wird. — 2. Tim. 3:1-5.