Die Frau in der Lebensmitte
„WAS meinen Sie, wer am glücklichsten ist?“ hieß es in der Zeitschrift Redbook. Ihre Umfrage unter 52 000 Frauen hatte ergeben, daß die Frauen in den mittleren Jahren am glücklichsten sind.
Das sollte uns nicht überraschen. Was eine junge Frau vom Leben erwartet, ist manchmal so naiv, daß die rauhe Wirklichkeit für sie eine böse Überraschung ist. Die ältere Frau dagegen weiß, was es heißt, Enttäuschungen zu erleben und damit fertig zu werden. Sie ist reich an Erfahrungen, die ihr helfen, Gefahren zu meiden, denen junge Leute oft zum Opfer fallen.
„Dennoch kann einen die Angst packen, wenn man 40 wird“, gesteht eine Frau. „Man fühlt sich noch jung, aber man weiß, daß man jetzt in die Jahre kommt.“ In der westlichen Kultur wird der Jugend so große Bedeutung beigemessen, daß sich viele verständlicherweise vor dem Altwerden fürchten.
Zum Beispiel löst der Beginn der Wechseljahre bei vielen Frauen Befürchtungen aus. Sie bedeuten nämlich nicht nur gewisse körperliche Beschwerden, sondern auch das Ende der Gebärfähigkeit. Sollte man sich davor fürchten?
Kinder großzuziehen kann etwas Beglückendes sein (Psalm 127:3). Deshalb ist es nur natürlich, daß die eine oder andere Frau traurig ist, wenn sie merkt, daß dieser Lebensabschnitt zu Ende geht. Es gibt indessen viele Frauen in mittleren Jahren, die ganz offen sagen, daß sie in diesem Alter kein Kind mehr möchten, in das sie Zeit, Energie und Gefühle investieren müßten. In dem Buch After Forty (Ab vierzig) heißt es: „Die Menopause ist für einige etwas Deprimierendes, für andere etwas Erquickendes.“
Wie steht es mit den Frauen, die es bedauern, keine Kinder mehr haben zu können, und die sich deshalb unausgefüllt und einsam fühlen? Wenn der Lebensinhalt einer Frau nur im Aufziehen der Kinder bestanden hat, können die mittleren Jahre zur Qual werden. Jesus Christus zeigte jedoch, daß es höhere Ziele im Leben gibt, als Kinder großzuziehen. Eine Frau rief einmal aus: „Glücklich der Schoß, der dich getragen, und die Brüste, die du gesogen!“ Aber Jesus erwiderte: „Nein, glücklich sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es bewahren!“ (Lukas 11:27, 28).
Für Frauen, die ihren Lebensinhalt darin sehen, Gott zu dienen, und die Wertschätzung für gottgefällige Werte und Grundsätze „gesät“ haben, wird das Leben nicht inhaltslos, wenn die Zeit der Gebärfähigkeit vorüber ist. Jehovas Zeugen zum Beispiel betrachten ihr Leben — auch die mittleren Jahre — als eine Chance, stets mehr Zeit für den heiligen Dienst einzusetzen, den sie Gott darbringen. Sie wissen, daß es „etwas Besseres als Söhne und Töchter“ gibt — ein gutes Verhältnis zu Gott sowie die Verheißung, von ihm gesegnet zu werden (Jesaja 56:3-5).
„Ich werde alt!“
Eine Frau gestand: „Die ersten Runzeln machen einem unheimlich zu schaffen. Man denkt: ,Ich werde alt!‘“
Ja, „Anmut und Schönheit sind vergänglich“ (Sprüche 31:30, Die Bibel in heutigem Deutsch). Deshalb darf das Selbstwertgefühl nicht nur auf der vergänglichen Schönheit beruhen. Was dich wirklich anziehend macht, ist nicht dein Äußeres, sondern die „verborgene Person des Herzens im unvergänglichen Gewand des stillen und milden Geistes, der in den Augen Gottes von großem Werte ist“ (1. Petrus 3:3, 4). Wenn du dich bemüht hast, diese innere Schönheit zu entwickeln — Milde, Mitgefühl, Gastfreundlichkeit, Freigebigkeit —, bleibst du schön, ganz gleich, wie alt du bist.
Das heißt aber nicht, daß du dein Äußeres vernachlässigen darfst. Die für die mittleren Jahre typischen Figurprobleme kann man oft dadurch vermeiden — oder mindestens auf ein Minimum beschränken —, daß man sich sowohl Bewegung verschafft als auch beim Essen Selbstdisziplin übt. Und man kann sich geschmackvoll kleiden — „mit Bescheidenheit und gesundem Sinn“ (1. Timotheus 2:9). In dem Buch Prime Time werden die Frauen in mittleren Jahren wie folgt gewarnt: „Durch jugendliche Kleidung und Haartracht wirken Gesicht und Figur einer Frau über 40 älter; frauliche Kleidung und Haartracht dagegen unterstreichen ihre menschliche Reife.“
Eine Fünfzigerin meint jedoch: „Ein Kleid, ein Hut oder eine Bluse allein bewirkt nicht, daß sich eine Frau, die kein Selbstvertrauen hat, besser fühlt. Man muß sich innerlich schön fühlen.“ Mache dir also keine Sorgen, wenn dein Gesicht immer faltiger wird. Denn es ist so, wie ein Mann es einmal formulierte: „Ein Gesicht, das stille Tapferkeit, Lebenserfahrung, menschliche Reife und Anpassung widerspiegelt sowie die Kraft zu weiterer Anpassung und Entwicklung, ist ein schönes, ein wahrhaft jugendliches Gesicht.“
Alleinstehende Frauen
Wie ergeht es aber alleinstehenden Frauen, wenn sie in die Jahre kommen? Eine Frau, die keine echten Freundschaften gepflegt hat oder die ihre Zeit nicht auf sinnvolle Weise verbringt, mag nun vereinsamen. Rose, eine alleinstehende Frau, ist hinter das Geheimnis gekommen, wie man die Einsamkeit bekämpfen kann. „Widme dich anderen“, empfiehlt sie. „Wenn du empfangen möchtest, mußt du zuerst geben. Bemühe dich, andere Menschen kennenzulernen. Du wirst überrascht sein; mit der Zeit findest du ein Echo.“ Eine andere Frau machte den Vorschlag: „Lade dir Gäste ein. Veranstalte ein kleines geselliges Beisammensein, auch wenn es dabei nur Kaffee und Kuchen gibt.“ „Die freigebige Seele“ wird vielfach mit dauerhaften Freundschaften gesegnet (Sprüche 11:25).
Es könnte noch viel mehr gesagt werden, doch ist bereits deutlich zu erkennen, daß schon in jungen Jahren manche Weiche für die Lebensmitte gestellt wird. Probleme jedoch wie die Wechseljahre, die Einsamkeit und das Verblassen der körperlichen Schönheit lassen sich erfolgreich bewältigen. Und solltest du jetzt feststellen, daß du deine bisherigen Wertvorstellungen ändern müßtest, dann handle gemäß deiner Erkenntnis, denn es ist besser, spät das Richtige zu „säen“ als niemals.
[Bilder auf Seite 5]
Körperliche Schönheit vergeht ...
... innere Schönheit dagegen wirkt immer anziehend