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    Erwachet! 1975 | 22. August
    • Wie sicher sind die Banken?

      FRÜHER dachte man, Banken seien ein sicherer Ort, an dem man sein Geld anlegen könne. Doch die Zeiten haben sich geändert. Heute sind viele nicht mehr so fest davon überzeugt, daß ihr Geld bei der Bank sicher aufgehoben ist. Dafür haben sie gute Gründe. Auch die Finanzexperten sind sich dessen nicht mehr so sicher.

      Im Wall Street Journal hieß es in einer Überschrift: „Befürchtungen wegen der Stabilität des westlichen Banksystems breiten sich aus“. In dem Artikel wurde festgestellt, daß viele Banken der westlichen Industrieländer in Nöten stecken. Ihre finanzielle Lage hat sich verschlechtert. Eine steigende Zahl von Wirtschaftswissenschaftlern ist der Meinung, die Banken machten jetzt ihre schlimmste Zeit seit der Weltwirtschaftskrise von 1929 durch.

      Die Bankzusammenbrüche der letzten Zeit waren für viele ein Schock. Im Oktober 1974 machte die Franklin National Bank in New York Bankrott. Sie stand unter den Banken der USA an zwanzigster Stelle; ihr Zusammenbruch war der größte in der Geschichte des Landes. Während des Jahres schlossen auch mehrere andere Banken. In der Bundesrepublik Deutschland meldeten vier Banken Konkurs an, darunter die größte Privatbank, das Bankhaus I. D. Herstatt. Andere europäische Banken schlossen ebenfalls; weitere gaben riesige Verluste bekannt. Eine zunehmende Zahl von Banken befand sich in einer äußerst angespannten Finanzlage.

      Diese Schwierigkeiten erinnerten an die düsteren Tage der Weltwirtschaftskrise. Damals wurden Banken überall in der Welt zahlungsunfähig. In den USA schloß etwa die Hälfte aller Banken, allein 4 000 im Jahre 1933. Die meisten öffneten ihre Pforten nie wieder.

      Könnte sich so etwas wiederholen? Steht den Banken eine weitere Katastrophe bevor? Wie sicher sind sie jetzt noch?

      Wachsende Befürchtungen

      Die Banken sind unmittelbar mit der allgemeinen Wirtschaftslage verbunden. Sie spiegeln daher wider, wie gesund die Wirtschaft ist und welche Richtung ihre Entwicklung nimmt.

      Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß sich die Wirtschaft in der Welt, besonders in den westlichen Ländern und in Japan, in einer sehr ernsten Lage befindet. Nie zuvor hatten so viele Länder so große wirtschaftliche Probleme zur selben Zeit.

      Frankreichs Präsident Valéry Giscard d’Estaing faßte zusammen, was viele denken. Er wies warnend darauf hin, daß sich die Welt in einer allgemeinen Wirtschaftskrise befinde und daß „alle Statistiken uns auf eine Katastrophe hinweisen“. Ein Land nach dem anderen wird von galoppierender Inflation, Geldknappheit, Absinken des realen Arbeitnehmereinkommens, langanhaltender Arbeitslosigkeit und Armut betroffen.

      Die Grundlage für den heutigen Zustand wurde schon vor Jahrzehnten gelegt. Die kürzliche Anhebung der Ölpreise um das Vierfache verschlimmerte den Zustand aber noch beträchtlich. Jetzt ist fast jedes Land, das Öl importiert, tief verschuldet, um die enormen Ölkosten zu begleichena.

      Als daher einige europäische Banken schlossen und andere — darunter eine schweizerische Bank — beträchtliche Verluste erlitten, schrieb das Wall Street Journal: „Das System ist krank.“ Weiter hieß es:

      „Wenn nicht einmal das vielgepriesene Schweizer Banksystem immun ist, ist dann heute überhaupt noch etwas wirklich sicher? ...

      Noch zu keiner Zeit gab es so viel Ungewißheit auf den Märkten und über die Faktoren, die das Marktgeschehen beeinflussen. ...

      Wenn sogar die größte Schweizer Bank in eine Devisenspekulation verstrickt ist, stellt man mit Recht die Frage: Wohin treibt die Welt noch? Die Pessimisten haben ihre Antwort schon parat.“

      Warum sind die Banken in Nöten?

      Warum sind so viele Banken in Nöten? Weshalb sind einige Großbanken zahlungsunfähig geworden? Hauptsächlich aus demselben Grund, aus dem andere Unternehmen oder Einzelpersonen zahlungsunfähig werden: Die Ausgaben steigen schneller als die Einnahmen. Wenn dieser Zustand zu lange anhält, kommt es zum Bankrott.

      Zu den Ausgaben einer Bank gehören die Zinsen, die an die Einleger gezahlt werden, die Personalkosten und die Gebäudekosten. Doch einige Banken haben in der letzten Zeit noch einen weiteren Posten hinzugefügt: Sie haben vermehrt selbst Geld aufgenommen, damit sie es an andere verleihen konnten. Gewöhnlich muß eine Bank aber für solche Kredite, die sie aufnimmt, hohe Zinsen zahlen.

      Das Jahr 1974 war eine Zeit des Rückschlags, was den Banken noch weitere Einbußen brachte. Manche Banken vergaben zu viele risikoreiche Kredite. Als die Kreditnehmer das Geld wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten ihres Betriebes nicht so, wie geplant, oder überhaupt nicht zurückzahlen konnten, hatten die Banken Verluste. Ebenso mußten Banken, die in Wertpapieren angelegt hatten, Einbußen hinnehmen, als die Kurse fielen. Manche Banken erlitten sehr große Verluste, weil sie auf den Devisenmärkten spekulierten und dabei die Entwicklung schwankender Wechselkurse falsch einschätzten.

      Einige Banken erlitten während des Jahres zusätzlichen Schaden, weil Einleger ihr Geld abhoben. Es wurden große Geldbeträge abgehoben, entweder aus Furcht oder, um woanders mit größerem Gewinn zu investieren. Dieses Geld fehlte dann, so daß nicht mehr so viele Kredite vergeben werden konnten und weniger Gewinn erzielt wurde.

      So haben verschiedene Gründe dazu beigetragen, daß die Ausgaben der Banken anstiegen. Doch nur zu oft kam es vor, daß die Einnahmen damit nicht Schritt hielten. Die Geldquellen flossen immer spärlicher, und bei einigen Banken war die Finanzlage zu stark angespannt — wie ein Luftballon, den man zu stark aufgeblasen hat und der dann platzt.

      Die aufsehenerregenden Probleme der Banken im Jahre 1974 haben bei vielen Regierungsvertretern Besorgnis erregt. Besonderes Kopfzerbrechen bereitet ihnen die Frage, wie selbst Wirtschaftsexperten davon überrascht werden konnten. Business Week stellte fest: „Jetzt beschuldigt man sich gegenseitig und fragt, wie nicht nur den Banken, sondern auch den Bankaufsichtsbehörden während der vergangenen zehn Jahre so viele Fehleinschätzungen unterlaufen konnten.“ Das Wirtschaftsfachblatt schreibt weiter:

      „Als Ganzes gesehen, hat das [US-Bank-] System heute die größten Schwierigkeiten seit den 1930er Jahren. Eine beunruhigend hohe Zahl von Banken hat zu viele zweifelhafte Kredite vergeben, dabei selbst zuviel Geld aufgenommen, das Kapital zu unübersichtlich gestreut und ist unzureichend mit Eigenkapital ausgestattet. ...

      Es ist sehr gut möglich, daß es im Bankgewerbe zu einer beispiellosen Welle von Bankenzusammenschlüssen kommen wird, da die schwächeren Unternehmen sich nach Hilfe umschauen werden. Fast mit Sicherheit wird es zu einigen Schließungen kommen.“

      Die grundlegende Ursache

      Wodurch entstand dieser Verlust an wirtschaftlicher Stabilität? Dazu haben natürlich verschiedene Faktoren beigetragen, doch einer ragt unter allen heraus. Die Volkswirtschaftler wiederholen immer wieder, dieser Grund sei hauptsächlich für die Probleme verantwortlich. Es ist der Faktor der zu großen Verschuldung.

      Verbraucher, Unternehmen und Regierungen haben nun schon seit Jahrzehnten weit über ihre Verhältnisse gelebt. Sie haben ständig mehr Geld geliehen, um ihre Geschäfte zu finanzieren. Die Wünsche sind schneller gewachsen als die Möglichkeiten, alles zu bezahlen. Um das, was fehlte, auszugleichen, haben sie immer mehr Schulden gemacht.

      Früher oder später aber kommt die Zeit, da man die Schulden zurückzahlen muß. Das kann man jedoch nicht, wenn das Einkommen nicht genügend steigt. Wenn man dann keinen weiteren Kredit aufnehmen kann, weil man kreditunwürdig geworden ist, sind Zahlungsunfähigkeit und Zusammenbruch die Folge. Genau das passiert jetzt einer zunehmenden Zahl von Einzelpersonen, Unternehmen und sogar Banken. Der Anlageberater Alexander Paris schreibt in seinem Buch The Coming Credit Collapse:

      „Sämtliche finanziellen Schwierigkeiten haben tatsächlich eine einzige grundlegende Ursache. Sie lassen sich alle auf eine langanhaltende Tendenz des übersteigerten Wachstums der Kreditverschuldung zurückführen, die sich rasch ihrem Endstadium nähert. ...

      Die gesamte Kreditverschuldung ist während der Nachkriegszeit [seit 1945] in einem Maße angewachsen, das im Durchschnitt ständig zwei- bis dreimal so groß war wie das allgemeine Wirtschaftswachstum, z. B. Zunahme der Warenproduktion, der Dienstleistungen und des Volkseinkommens. Dieses Verhältnis scheint in den letzten Jahren noch ungünstiger geworden zu sein. ...

      Diese Tendenz im Kreditgeschäft hat zu einem künstlich herbeigeführten Anstieg der Nachfrage geführt und ist durch seine direkten und indirekten Auswirkungen für den größten Teil der wirtschaftlichen und finanziellen Probleme verantwortlich, denen sich der Kapitalanleger heute gegenübersieht.“

      Auch Business Week hebt diese Hauptursache hervor:

      „Die USA und die sie umgebenden Nationen befinden sich gegenwärtig in einer traurigen Lage. Die Amerikaner meinten, sie würden immer im Überfluß leben, und haben deshalb so viel Kredit aufgenommen; nun suchen sie verzweifelt nach Lösungen für ihre Probleme, für die so schnell keine Lösungen zur Hand sind.

      Die Wirtschaft der starken Länder war schon lange vor [dem großen Anstieg der Ölpreise] ... außer Kontrolle geraten. Die Ölkrise hat lediglich den unausweichlichen Tag der Abrechnung schneller herbeigeführt.“

      Das Ausmaß der Verschuldung

      Das Ausmaß der Verschuldung ist wahrhaft erschütternd. In den USA stieg die Verschuldung 1974 auf über zweieinhalb Billionen Dollar! Das ist mehr als der Wert aller produzierten Waren und Dienstleistungen eines ganzen Jahres. Von dieser Verschuldung tragen die Unternehmen etwa eine Billion Dollar, der Staatshaushalt der USA etwa 500 Milliarden Dollar, die Länderhaushalte und die Gemeinden ungefähr 200 Milliarden Dollar und die Verbraucher um die 200 Milliarden Dollar. Hypothekenschulden beliefen sich auf ungefähr 600 Milliarden Dollar.

      Die Verschuldung der Wirtschaft ist jetzt fünfzehnmal so groß wie die Gewinne nach Abzug der Gewinnsteuern, doppelt so hoch wie 1955. Die Schulden der Privathaushalte liegen bei 93 Prozent des Einkommens, das nach Abzug der Lebenshaltungskosten übrigbleibt. Sie sind in den letzten Jahren gewaltig angestiegenb. Der Geldumlauf des ganzen Landes macht nur einen kleinen Bruchteil der Gesamtschuld aus.

      Man nimmt an, daß die Verschuldung in der Welt bei über zehn Billionen Dollar liegt. Die Wahrscheinlichkeit, daß dieses Geld je vollständig zurückgezahlt werden wird, ist sehr gering. Die Bereitschaft, sich übermäßig zu verschulden, hat die gesamte Wirtschaft durchdrungen. Die westliche Wirtschaft hängt so sehr von den Krediten ab, daß sie, wenn die Menschen nur von ihrem laufenden Einkommen leben würden, daran genauso zerbrechen würde wie an fortgesetzter Inflation. Warum?

      Wenn weniger Kredite aufgenommen würden, um die jetzt ausstehenden Schulden zu tilgen, würden die Leute nicht mehr so viel kaufen. Dasselbe trifft auf Unternehmen und Staatshaushalte zu. Die Produktion müßte drastisch zurückgeschraubt werden, und viele Leute würden arbeitslos werden. Der Lebensstil der Industriegesellschaft, der so viele vom Land in die Städte getrieben hat, könnte solche Fehlschläge nicht verkraften.

      Der Wohlstand der westlichen Länder ist auf Verschuldung aufgebaut. Es ist kein echter Wohlstand. Jetzt werden die Kredite fällig und können nicht getilgt werden. Diese Seite des Problems versetzt Politiker und Wirtschaftsführer in Schrecken. Die Zahl der Einzelpersonen, Geschäftsunternehmen und Regierungen, die kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stehen, ist so groß, daß eine kleine Anzahl von Zusammenbrüchen bereits eine Kettenreaktion in Gang setzen könnte, die die Wirtschaft der westlichen Welt auf die Knie zwingen würde. Die New York Times stellte dazu fest: „Die Auswirkungen der erschreckenden Ölpreiserhöhungen in einer Zeit der ohnehin schon stark steigenden Inflation und der zunehmenden Zahlungsschwierigkeiten haben sämtliche Regierungen schwer erschüttert.“

      Mögliche Auswirkungen auf die Banken

      Das Banksystem würde angesichts dieses Höchststandes an Verschuldung im Fall der Zahlungsunfähigkeit einiger Großkunden zugrunde gehen. Business Week stellte heraus, daß die „Unternehmen krank sind; und sie sind hauptsächlich deswegen krank, weil sie sich zu sehr auf Kredite gestützt haben“. Auch die Verbraucher sind „krank“, ebenso die Mehrzahl der Regierungen — all dies durch ihre Verschuldung.

      Jede Bank weiß, daß sie in große Schwierigkeiten geraten kann, wenn wenige größere Kunden, die Geld aufgenommen haben, es nicht zurückzahlen können. Wenn wegen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten viele Unternehmen und Einzelpersonen zahlungsunfähig werden, kann keine Regierung mehr für den Fehlbetrag aufkommen, denn die meisten Regierungen sind selbst stark verschuldet, zum großen Teil bei den Banken!

      Im Jahre 1974 beispielsweise versicherte ein Versicherungsunternehmen, das der US-Regierung gehört, die Federal Deposit Insurance Corporation, Bankguthaben bis zu 20 000 Dollar. Im Verlauf des Jahres wurde dieser Betrag auf 40 000 Dollar erhöht. Doch dieses Unternehmen verfügte lediglich über eine Reserve von 5 1/2 Milliarden Dollar, wohingegen sich die Bankguthaben, die es „versicherte“, auf fast 470 Milliarden Dollar beliefen. Es ist offensichtlich, daß dieses Versicherungsunternehmen zusammenbrechen müßte, selbst wenn nur eine kleine Anzahl Banken schließen würde.

      Die Banken sind aber zum großen Teil selbst an der heutigen Lage schuld. Der Anlageberater Alexander Paris sagt: „Während des langen finanziellen Abstiegs der Nachkriegszeit, der in den USA und überall in der Welt eingetreten ist, waren die Banken ein williger Geschäftspartner.“ Er sagt, daß die finanzielle Stabilität des Banksystems „in jeder Hinsicht während der gesamten Nachkriegszeit ständig abnahm, wobei man jegliche früher als angemessen angesehene Verschuldungsgrenze in der Sucht nach größtmöglichem Gewinn weit überschritten hat“.

      Der bevorstehende Zusammenbruch

      Ist damit gesagt, daß die Banken in naher Zukunft zusammenbrechen werden? Wirtschaftswissenschaftler weisen darauf hin, daß die Regierungen eine Zeitlang noch viel unternehmen können, damit dies nicht geschieht. Einige dieser Maßnahmen würden sicher für eine kurze Zeit Abhilfe schaffen.

      Es wurde angeregt, die Regierungen sollten den Geldkreislauf des Banksystems vergrößern. Dadurch erhöht sich aber die Verschuldung noch mehr und damit die Inflationsrate. So wird nur der Tag des Zusammenbruchs verzögert und der endgültige Zusammenbruch verschlimmert. Ein Finanzexperte stellte fest: „Darin kann das Heilmittel nicht liegen. Das wäre genauso, wie wenn man einem Betrunkenen einen Drink gibt, um ihn nüchtern zu bekommen.“

      Viele meinen, die Regierung würde einen Bankenzusammenbruch einfach nicht zulassen. Warum hat sie dann aber die Situation so weit kommen lassen? Wenn sie die Lösung wüßte, sollte die Weltwirtschaft eigentlich inzwischen schon stabil, sicher und erfolgreich sein, statt nahe vor dem Zusammenbruch zu stehen. Man erinnere sich daran, daß die Regierungen nur wenige Wochen vor der Weltwirtschaftskrise sagten, dazu werde es nie kommen. In der westlichen „freien“ Wirtschaft haben die Geschehnisse ihre eigene Gesetzmäßigkeit. Man kann sie nicht immer unter Kontrolle halten. Das zeigt sich schon darin deutlich, daß es bereits in einigen dieser Länder zu Depressionen und Krisen gekommen ist. Ein Wirtschaftsprofessor an der Universität von Washington, Hyman Minsky, sagt darüber folgendes:

      „Die Wahrscheinlichkeit einer ernsten Finanzkrise ist jetzt größer als zu irgendeiner Zeit seit den dreißiger Jahren.

      Die Volksmeinung glaubt, zu einem Zusammenbruch des Finanzwesens und einer schweren Depression könne es nicht noch einmal kommen, weil die [US-] Bundesreservebank und die Regierung es nicht dazu kommen lassen würden.

      Bei unserer heutigen Finanzstruktur hat aber der Staat nicht so viel Macht. Seine Maßnahmen zur Bekämpfung der Inflation rufen ziemlich sicher eine Finanzkrise hervor, und die Maßnahmen gegen die Krise und gegen die Arbeitslosigkeit können leicht die Inflation wieder in die Höhe treiben. ...

      Während der Nachkriegszeit hat sich der Sicherheitsspielraum beträchtlich verringert. Wenn der Sicherheitsspielraum gering ist, steht das Finanzsystem auf schwachen Füßen. E i n e Schließung kann dann zu vielen Schließungen führen. Eine Welle von Zusammenbrüchen bedeutet eine Finanzkrise, besonders wenn davon Geldinstitute betroffen sind. ... Die großen Depressionen in der Geschichte folgten auf Finanzkrisen.“

      Andere Wirtschaftswissenschaftler bezeichnen dies als die „Dominotheorie“, nach der einige große Zusammenbrüche eine Kettenreaktion auslösen. Im Wall Street Journal wird dies wie folgt beschrieben:

      „Selbst manche Praktiker, die Tag für Tag mit Geldgeschäften zu tun haben, geben privat offen zu, das Schlimmste zu befürchten. ...

      Die Dominotheorie besagt in ihrer reinsten Form, daß der Zusammenbruch einer einzigen größeren Bank viele andere Banken auf der ganzen Erde, die ihr Geld bei ihr angelegt hatten schwächt, was dazu führt, daß bei ihnen panikartig große Guthaben abgehoben werden, was auch sie ins Wanken bringen kann.

      Als auslösender Zusammenbruch kommt vieles in Frage: von Verlusten bei Devisenspekulationen bis zur Zahlungsunfähigkeit eines großen Kreditnehmers, entweder einer Regierung, die durch die immensen Kosten des Ölimports bedrängt ist, oder eines Unternehmens, das wegen der Inflation in eine Krise geraten ist.“

      Franz Ulrich, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank in Düsseldorf, sagt: „Manchmal werde ich das Gefühl nicht los, daß ein solcher Tag nicht weit weg sein kann.“ Und Guido Carli, der vierzehn Jahre lang italienischer Notenbankpräsident war, stellt fest: „Die Welt kann so nicht immer weitermachen. Wir werden die Konsequenzen einer Rezession akzeptieren müssen. Sie wird in den wirtschaftlich schwächeren Ländern, wie Italien, anfangen und sich auf die stärkeren ausdehnen. Das Geld- und Handelssystem, das wir nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut haben, wird auseinanderfallen.“ Ein Finanzberater sagte einem Reporter in New York: „Mit dem alten System geht es zu Ende.“

      Deshalb zieht Ray Vicker im Wall Street Journal die Schlußfolgerung: „Es gibt also nirgendwo mehr einen sicheren Ort, egal, wie sehr wir auch danach suchen.“

      Heißt das nun, daß jemand, der Geld auf der Bank hat, es abheben sollte? Es bleibt jedem selbst überlassen, was er mit seinen finanziellen Mitteln tut. Wie sicher ist aber irgendein anderer Ort, an dem man heute sein Geld aufbewahren könnte? Man darf nicht vergessen, daß bei einem Zusammenbruch auch oft das Geld selbst wertlos wird.

      Steht ein weiterer finanzieller Zusammenbruch bevor? Jawohl, und zwar ein vollständiger. In dem bevorstehenden Zusammenbruch wird kein Geld, ganz gleich welcher Währung, sicher sein. Dabei ist es gleichgültig, wo es sich befindet, auf der Bank, in einem Tresor, im Sparstrumpf oder in einem Marmeladenglas, ob man es nun angelegt oder unter einer Matratze versteckt hat.

      Woher können wir das so genau sagen? Weil die Prophetie des Wortes Gottes uns wissen läßt, daß die Regierungen, die das Geld in den Verkehr bringen, selbst aus dem Verkehr gezogen und vollständig zermalmt werden (Dan. 2:44). Die Bibel sagt, daß selbst Edelmetalle keinen Schutz vor der Vollstreckung des Urteils an der selbstsüchtigen Welt bieten werden: „Auf die Straßen werden sie sogar ihr Silber werfen, und etwas Verabscheuungswürdiges wird ihr eigenes Gold werden. Weder ihr Silber noch ihr Gold wird sie am Tage des Zornausbruches Jehovas zu befreien vermögen“ (Hes. 7:19; Zeph. 1:18).

      Dadurch wird der Weg frei für eine vollständig neue Ordnung Gottes. In dieser neuen Ordnung wird es nicht mehr die Gegensätze zwischen tiefster Armut und größtem Reichtum geben, wie sie heute bestehen. Schwere wirtschaftliche Depression und galoppierende Inflation werden der Vergangenheit angehören. Die gesamte Wirtschaft der Erde wird durch die himmlische Regierung Gottes gerecht verwaltet werden, um die Jesus Christus seine Nachfolger beten lehrte (Matth. 6:9, 10).

      [Fußnoten]

      a Die Bundesrepublik Deutschland bildet hierin eine Ausnahme. Sie hatte bisher einen beträchtlichen Außenhandelsüberschuß.

      b In der BRD liegen die Verhältnisse anders. Von Frühjahr 1974 bis Frühjahr 1975 sind von den privaten Haushalten 100 Milliarden DM gespart worden — ein Sparrekord in der Nachkriegszeit. Insgesamt betragen die Sparguthaben aller Haushalte zur Zeit etwa 360 Milliarden DM.

  • Eine weltweite Flut — Wie berührt sie dich?
    Erwachet! 1975 | 22. August
    • Eine weltweite Flut — Wie berührt sie dich?

      BIS zur Mitte des 19. Jahrhunderts glaubten die meisten Menschen der Christenheit, daß einst eine weltweite Flut praktisch das gesamte Leben auf der Erde auslöschte. Die bekannteste Aufzeichnung darüber ist in der Bibel zu finden, wo es heißt, daß nur acht Menschen und eine Auswahl der Tiere die Flut in einer „Arche“, einem großen, schweren schwimmenden Kasten, überlebten.

      Heute ist es allgemein üblich, den Flutbericht als einen Mythos anzusehen. Viele Theologen behaupten, es handle sich dabei lediglich um eine Erinnerung an eine örtliche Überschwemmung der alten Zeit, vielleicht im Gebiet von Mesopotamien.

      Hat sich die Flut der Bibel wirklich zugetragen? Wie weit erstreckte sie sich? Wie berührt dieses Ereignis die Menschen heute?

      Was die Bibel über die Flut sagt

      Die Einzelheiten über die Flut findet man im ersten Buch der Bibel, in 1. Mose. Aus Kapitel 6 dieses Buches erfahren wir, daß sich die Zustände auf der Erde so verschlechtert hatten, daß Gott sagte: „Und ich, siehe, ich bringe: die Sintflut der Wasser über die Erde um alles Fleisch, in dem die Lebenskraft wirksam ist, unter den Himmeln weg zu verderben. Alles, was sich auf der Erde befindet, wird verscheiden“ (1. Mose 6:17). Gott sorgte dafür, daß die Menschen und die Tierwelt bewahrt wurden. Er gebot Noah, eine Arche zu bauen, einen rechteckigen Kasten, der 300 Ellen lang, 50 Ellen breit und 30 Ellen hoch sein sollte (1. Mose 6:14, 15).

      Man muß sich vergegenwärtigen, welche Größe dieses Wasserfahrzeug hatte. Wenn wir

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