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Das Discofieber erfaßt die ganze WeltErwachet! 1979 | 22. Juni
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Das Discofieber erfaßt die ganze Welt
BEI einem Fortbildungskurs, der im vergangenen Dezember in Brooklyn (New York) abgehalten wurde, erörterten die Teilnehmer gesellschaftliche Erscheinungen der 20 Länder, aus denen sie gekommen waren. „Gibt es in eurem Land Discos [Diskotheken]?“ lautete eine Frage. „Sind sie sehr populär?“
Im Nu konnte man erhobene Hände sehen. „In meinem Land sind Diskotheken sehr populär“, antwortete ein Teilnehmer aus Portugal. Ähnliches konnte man dann über Mexiko, die Philippinen, Jamaika und viele andere Länder hören. Diese Popularität ist völlig überraschend gekommen.
Die Disco-Bewegung tauchte explosionsartig in der Mitte der 70er Jahre auf dem Unterhaltungssektor auf. Wie von einer gewaltigen Flutwelle getragen, erfaßte sie dann die ganze Welt.
Der Trend hat eingeschlagen
Manchenorts werden Räumlichkeiten fast jeder Art in eine Diskothek umgebaut, und viele Geschäftsleute sind schon dabei, Gewinne abzuschöpfen.
In einem der vergangenen Jahre betrugen allein in den Vereinigten Staaten die Gesamteinnahmen aus dem Disco-Geschäft ungefähr fünf Milliarden Dollar, was auf dem Unterhaltungssektor nur vom organisierten Sport übertroffen wird. In den USA ist im vergangenen Jahr die Zahl der Discos von 10 000 auf 18 000 gestiegen, also wurden im Durchschnitt täglich 20 eröffnet. Etwa 40 bis 45 Millionen Amerikaner waren schon mindestens einmal in einer Disco; 17 bis 19 Millionen sind Stammgäste.
Wie die im folgenden angeführten Beispiele aus den USA zeigen, könnte dein Leben in vieler Hinsicht von dieser neuen Welle selbst dann beeinflußt werden, wenn du nicht in Discos gehst. Läufst du gern Rollschuh? Nun, zur Zeit werden viele Rollschuhbahnen in Discos verwandelt. Gemäß einer im vergangenen Sommer veröffentlichten Schätzung in der Zeitschrift Discothekin müßten in den USA bis Ende 1978 schon 1 000 der 6 000 Rollschuhbahnen zu Rollschuh-Discos umgebaut worden sein. In der Zeitschrift hieß es, daß dadurch „zusätzlich drei Millionen Leute jede Woche der Discomusik“ ausgesetzt würden.
Siehst du gern fern? In die musikalische Untermalung von Werbesendungen und Spielfilmen mischt sich manchmal der schwere Disco-Rhythmus. Er ist im Radio, in Geschäften und bei Footballspielen (während der Halbzeit) zu hören. In manchen Kaufhäusern gibt es ganze Abteilungen mit Kleidungsstücken, die eigens für den Disco-Tanz gedacht sind.
Selbst Unternehmen, die mit dem Disco-Geschäft ganz und gar nicht verwandt sind, suchen daraus Gewinn zu schlagen. Heißt es doch in der Zeitschrift Discoworld: „Allen Ernstes, es gibt eine Apotheke, die sich ,Disco Drugs‘ nennt! Sie scheint zu einer Ladenkette zu gehören, die in ganz Südkalifornien verbreitet ist und nicht das geringste mit Disco zu tun hat, außer daß die Popularität dieses Begriffs unwissende Kunden anlockt.“ In der gleichen Zeitschrift ist auch davon die Rede, daß es in der Stadt New York in Lebensmittelgeschäften neuerdings „Disco Chips“ zu kaufen gibt.
Was ist Disco?
Das Wort Diskothek — kurz Disco — war bis vor einiger Zeit noch nicht so bekannt. In Meyers Enzyklopädischem Lexikon wird „Diskothek“ definiert als „Tanzlokal mit Schallplatten- bzw. Tonbandmusik“.
Doch Disco schließt mehr ein. In Discoworld, einer der Zeitschriften, die 1976 in der Hitze des Discofiebers geboren wurden, kann man lesen: „Disco ist in gewisser Hinsicht die Rückkehr zum Musikautomaten in den siebziger Jahren. Nur sind diesmal die Musikautomaten lauter und größer und grandioser als je zuvor.“
Somit bezeichnet der Ausdruck „Disco“ nicht nur ein Tanzlokal, wie zum Beispiel einen Nachtklub, sondern umfaßt auch eine bestimmte Art von Musik, die für das Tanzen gedacht ist.
Doch worin besteht der Unterschied zwischen einer modernen Diskothek und früheren Tanzlokalen? Und wie unterscheidet sich die Discomusik von anderer Musik?
Musik und Tanzlokale ganz eigener Art
Was der Discomusik die eigene Note verleiht, ist der äußerst schwere Baßrhythmus, der konstant mit etwa 120 Schlägen pro Minute im 4/4-Takt hämmert. Die Musik hat auch einen „Text“, der oft nur aus einfachen Sätzen wie „I love you“ besteht und ständig wiederholt wird. Gewöhnlich sind die Baßlautsprecher dicht über dem Boden angebracht, damit die Tanzenden am ganzen Körper in dem treibenden, eindringlichen Rhythmus buchstäblich erbeben. Deshalb kann sogar ein völlig Tauber nach dieser Musik tanzen, weil er den Rhythmus ja nicht zu hören, sondern nur zu spüren braucht.
Im allgemeinen wird in modernen Diskotheken Discomusik gespielt. Doch die Diskotheken unterscheiden sich von früheren Tanzlokalen nicht nur durch diese neue Art der Musik. Eine weitere Besonderheit sind frenetisch aufblitzende farbige Lichtkegel, flimmernde Deckenbeleuchtungen und abwechselnd aufleuchtende Figuren aus Neonröhren, die von Spiegelwänden reflektiert werden. All das soll ein psychedelisches Erlebnis schaffen.
Doch das Herz moderner Discos ist die hochentwickelte, leistungsfähige akustische Anlage, deren Kosten in die Zehntausende gehen können. Auch die Schallplatten sind das Produkt moderner Technik. Man nimmt die Stücke verschiedener Instrumentengruppen getrennt und zu verschiedenen Zeiten auf. Das Stück auf der Schallplatte ist eine elektronische Mischung dieser Einzelaufnahmen. Dem dadurch erzielten Multi-Play-Effekt haben die Disco-Schallplatten ihre Popularität zu verdanken. So urteilt Discoworld: „Live-Disco-Vorstellungen können sich einfach nicht mit ihren technisch frisierten Studioversionen messen.“
Ebenfalls entscheidend für den Erfolg einer Diskothek ist die Geschicklichkeit des Diskjockeys. Beim Übergang von einer Platte zur nächsten den Rhythmus nicht zu unterbrechen und genau zu wissen, welches Stück wann gespielt werden muß, ist eine Kunst. In der englischsprachigen Zeitschrift Spinner wird ein meisterhafter Diskjockey wie folgt beschrieben: „Setzt er die richtige Schallplattenpsychologie und Beleuchtungstechnik ein, kann er eine Beschleunigung erzeugen, die die Leute zum Höhepunkt der Ekstase treibt, aber auch eine Verlangsamung bis zum Tiefpunkt einer Flaute, ohne dabei ihr Interesse zu verlieren.“
Anfänge des Fiebers
Der Discosound wurde vor nicht allzu langer Zeit in New York als Kombination zwischen schwarzer und lateinamerikanischer Musik geboren. Populär wurde er zum ersten Mal im Sommer 1974. Fast zur gleichen Zeit entwickelte sich der „Hustle“, ein neuer disziplinierter Paartanz, der der Disco-Bewegung Aufschwung gab. Er ähnelt dem Jitterbug (nordamerikanischer Gesellschaftstanz) der vorhergehenden Generation. 1975 schrieb dann Van McCoy den eingängigen Schlager „The Hustle“, und das Discofieber begann zu steigen.
Zum eigentlichen Durchbruch kam das Discofieber aber erst mit dem Film Nur Samstag nacht, der Ende 1977 zum ersten Mal aufgeführt wurde. Im letzten Jahr brachte er 130 Millionen Dollar ein und wurde dadurch zum größten Kassenerfolg in der Geschichte des Films. Das Album mit der Filmmusik übertraf durch die noch nie dagewesene Auflage von 15 Millionen sogar The Sound of Music — das bis dahin meistverkaufte Album in der Geschichte der Schallplatte. Aber das Discofieber scheint noch weiter zu steigen.
Wieso gehen die Leute in Discos?
Heute gehen mehr Leute tanzen als zu irgendeiner anderen Zeit vergangener Jahrzehnte. Wieso? Was lockt sie in die Discos?
Eine gute Erklärung dafür brachte Salley Helgesen in der Zeitschrift Harper’s. „Sie können mir glauben“, schrieb sie, „daß die Discos das nächste Superding sein werden. Es muß so kommen, die Leute müssen sich die Befriedigung verschaffen, die ihnen im Leben fehlt, und etwas anderes gibt es da momentan nicht.“
Es ist wahr, daß viele Leute bei ihrer Arbeit, in der Schule oder in irgendeinem anderen Lebensbereich wenig Befriedigung finden. Sie möchten frei werden, möchten ihre Hemmungen abschütteln, und die Discos bieten ihnen die Gelegenheit dazu. Ein Discobesitzer meinte: „Hier können sie sich während ein paar Stunden in der Woche völlig gelöst geben, und sie brauchen sich nur zu bewegen und Musik in ihren Kopf strömen zu lassen und alles andere daraus zu verdrängen. Sie können für eine kleine Weile ihrem Alltag entfliehen.“
Wir alle brauchen etwas Entspannung und müssen uns vom Alltag erholen. Aber sind Discos ein Ort wohltuender Entspannung? Die eingangs erwähnten Kursteilnehmer aus 20 Ländern äußerten Besorgnis. Diese Teilnehmer eines fünfwöchigen Fortbildungskurses in Brooklyn waren Vertreter von verschiedenen Zweigbüros der Zeugen Jehovas. Hatten sie guten Grund, sich zu fragen, ob Discos ein geeigneter Ort für Christen sind?
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Wo ist der Ursprung?Erwachet! 1979 | 22. Juni
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Wo ist der Ursprung?
DER Ursprung einer Sache hat großen Einfluß auf ihre Aufmachung. Wie steht es denn mit Disco? Wo ist der Ursprung der Bewegung?
Du wirst überrascht sein. Auf der Titelseite der Zeitschrift Discoworld vom Januar 1978 war zu lesen:
„HOMOSEXUELLER URSPRUNG DER DISCO“
Verblüfft dich das? Es ist wahr, daß Homosexuelle viel mit der Entstehung von Discos zu tun hatten. Sie sind heute noch eine der treibenden Kräfte. In dem neuen Buch Disco Fever (Discofieber) wird einer Liste von Discos die Bemerkung hinzugefügt:
„Einige Leser werden feststellen, daß viele der aufgeführten Diskotheken Homosexuellen-Discos oder Homosexuellen-Klubs sind. In der Zeitschrift ,Billboard‘ [bekannte amerikanische Fachzeitschrift auf dem Gebiet der Unterhaltung] wurde die Schätzung veröffentlicht, daß mindestens 50 Prozent der Diskotheken in unserem Land Treffpunkt für Homosexuelle sind, was nicht überrascht, da die Disco-Bewegung ihre ersten Anstöße von Homosexuellen erhielt. Immer wenn es sich herumspricht, daß wieder ein Homosexuellen-Klub mit großer akustischer Anlage und guter Ausstattung eröffnet wurde, finden sich bald auch andere Leute ein, weil sie tanzen möchten.“
Man unternimmt keine Anstrengungen, die Verbindung zwischen der Disco und den Homosexuellen zu verbergen. Im Gegenteil, in der Detroit Free Press stand: „Disco wird wahrscheinlich als die erste kulturelle Bewegung in die Geschichte eingehen, deren Verbindung zur Welt der Homosexuellen freimütig bekanntgemacht wurde.“
Darüber hinaus kommt manchmal sogar ein gewisser Stolz auf diese Verbindung zum Ausdruck. Richard Peterson, ein Soziologieprofessor an der Vanderbilt University, der sich besonders mit dem sozialen Hintergrund zeitgenössischer Musik beschäftigt, stellte fest, daß es in der Welt der Disco „nicht nur als akzeptabel, sondern sogar als chic gilt“, Homosexueller zu sein.
In den vergangenen Jahren haben die sexuellen Wertmaßstäbe wirklich einen großen Wandel erfahren. Dieser Wandel spiegelt sich in der Disco stärker wider als vielleicht in irgendeinem anderen Bereich des modernen Lebens. Mit Bezug darauf hieß es in der Zeitschrift Horizon vom Mai 1977:
„Dadurch, daß Männer mit Männern und Frauen mit Frauen tanzen, stellt die Disco einen drastischen Wandel in den gesellschaftlichen Gepflogenheiten und sexuellen Wertvorstellungen dar.
Es ist weder ein Geheimnis noch ein Vorwand für Geschwätz, daß einige der besten Discos in Amerika und Europa als Homosexuellen-Treffpunkt begannen und dann allmählich jedem die Tür öffneten, der tanzen wollte. ... Die Tatsache, daß einige Discos homosexuell und andere ,gemischt‘ sind, kann man gelegentlich in den größeren Zeitungen den Artikeln über das Nachtleben entnehmen, in denen Freiheiten als selbstverständlich gelten, die bis vor kurzem Anlaß eines Skandals gewesen wären.“
Grund zur Besorgnis?
Statt besorgt zu sein, begrüßen viele die sich wandelnden sexuellen Wertmaßstäbe. Sie sind froh, daß die Hemmungen fallen, und heißen die neue sexuelle Freiheit willkommen, die im Disco-Volk so offenkundig ist. Doch alle, die die Lehren der Bibel hochhalten, sind besorgt. Warum?
Die Bibel billigt, geschweige denn entschuldigt nämlich die Homosexualität nicht, sondern verurteilt sie. Gott gebot dem Volk Israel: „Du sollst nicht bei einer männlichen Person ebenso liegen, wie du bei einer Frau liegst. Es ist eine Abscheulichkeit“ (3. Mose 18:22). Wie schwerwiegend war diese Angelegenheit?
Die Antwort in Gottes Wort lautet: „Wenn ein Mann bei einer männlichen Person liegt, ebenso wie man bei einer Frau liegt, so haben sie beide eine Abscheulichkeit begangen. Sie sollten unweigerlich zu Tode gebracht werden. Ihr eigenes Blut ist auf ihnen“ (3. Mose 20:13). Ja, so betrachtete Gott die Homosexualität.
Hat sich Gottes Ansicht geändert? Für Christen gilt die Ermahnung: „Denkt daran: für Menschen, die Unrecht tun, hat Gott keinen Platz in seiner neuen Welt. Macht euch nichts vor! Menschen, die Unzucht treiben oder Götzen anbeten, die die Ehe brechen oder mit Partnern aus dem eigenen Geschlecht verkehren, ... werden nicht in Gottes neue Welt kommen (1. Kor. 6:9, 10, Die Gute Nachricht).
Ja, Gottes Wort läßt unmißverständlich erkennen, daß Homosexualität ein Unrecht ist und Homosexuelle nicht Gottes Segen haben. Kannst du in Anbetracht dessen verstehen, warum christliche Aufseher wegen der zunehmenden Popularität der Disco besorgt sind?
Doch Disco hat noch einen anderen Ursprung. Wo?
Ursprung der Musik und des Tanzes
Im einleitenden Artikel wurde erwähnt, daß die Discomusik erst kürzlich populär wurde. Experten sagen allerdings, sie sei weit älteren Ursprungs. Hieß es doch in der Zeitschrift Discoworld vom September 1977 im Hauptartikel „Entwicklung der Discomusik“:
„Das, was alles miteinander verbindet, was die Discomusik ausmacht, ist eigentlich der Schlagrhythmus.
Für die, die es nicht wissen: Der Disco-Schlagrhythmus kam nicht eines schönen Morgens im Jahre 1965 auf, ... auch nicht als Van McCoy ein Jahrzehnt später zum ersten Mal mit seiner Version von ,The Hustle‘ Aufsehen erregte. Dieser Schlagrhythmus — die Grundlage der Discomusik — ist ein Stück afrikanischer Geschichte.
Das erinnert uns an ,Roots‘ [ein Film nach gleichnamigem Buch]. Wenn Sie heute in eine Disco gehen, dann nehmen Sie im Grunde an einer 1977er Version der Zeremonien teil, die vor einer Ewigkeit an der Westküste Afrikas gang und gäbe waren. Sicher, die Discomusik ist auffrisiert worden durch die neuesten technischen Spielereien wie 24spurige Aufnahmen, Synthesizer, ohrenbetäubende Verstärkung, beschichtete Saiten und vibrierende Stimmen. Läßt man dagegen dieses ganze Zubehör weg, hat man zweifellos den gleichen Schlagrhythmus, nach dem die Vorfahren von Kunta Kinte tanzten.“
Ist es der afrikanische Ursprung an sich, der bei der Discomusik Anlaß zu Bedenken gibt? Offensichtlich macht das nicht mehr aus, als wenn sie asiatischer, europäischer oder amerikanischer Herkunft wäre. Entscheidend ist vielmehr der Zweck dieser alten afrikanischen Musik. Welche Art von Tänzen war damit verbunden?
In der Disco-Literatur ist über diese alten Tänze und ihren Zweck schon einiges veröffentlicht worden. In der Tat, die wilde Hemmungslosigkeit der damaligen Tänzer findet man bei den heutigen Disco-Tänzern wieder; sie werden dazu bewogen, jede Hemmung, die sie haben mögen, abzuschütteln. Die Zeitschrift Discoworld vom Mai 1977 bemerkt:
„Die Eingeborenen tanzten, um aus ihrem tobenden Körper Teufelsdämonen und böse Geister auszutreiben und die Mutter Erde dazu zu betören, eine neue Ernte hervorzubringen. Im Frühjahr tanzten sie zu ,Fruchtbarkeitsriten‘, damit die Frauen gesunde Kinder gebären und so die Art erhalten würden. Sie tanzten, um neues Leben zu feiern, und sogar, um sich auf den Tod vorzubereiten. Ungeachtet, was der genaue Zweck ihrer Tänze war, dienten sie alle der Anbetung ihrer Götter — einer Anbetung, die den Göttern Anerkennung zollte, ihr Wohlwollen suchte oder ihren Zorn beschwichtigen sollte ... Dabei wurde oft ein derartiges Ungestüm entfesselt, daß ein jungfräuliches Mädchen oder ein Lamm geopfert wurde in der Hoffnung, das vergossene Blut würde die Götter besänftigen.“
Im Anschluß daran wird in diesem Zeitschriftenartikel dem modernen Disco-Tänzer die Empfehlung gegeben: „Du brauchst dich nur gehenzulassen. Zuerst mußt du deinen Geist befreien; dann wird dein Körper folgen. Wenn ich tanze, dann ist mir, als ob ich über mich selbst hinauswachse und meinen Körper verlasse.“
In einer anderen Ausgabe der Discoworld wird außerdem darauf hingewiesen, daß die Disco auch Wurzeln bei den „Woduanbetern, primitiven Stammesangehörigen, den brasilianischen Makumba und den Buschmännern der Kalahari“ hat, und dann wird der Rat gegeben: „Dein Körper ist ein Komplex von Kräften, die miteinander vermischt sind und sich zu sogar noch größeren kosmischen Kräften verbinden. So haben es die Alten gesehen, und so beginnen wir es neu zu lernen. Versuche, beim Tanzen jede Empfindung wahrzunehmen, bis du allmählich die Wahrnehmung verlierst und mit deiner Umgebung verschmilzt.“
Halten sich Disco-Tänzer an diese Empfehlung? Ergehen sie sich im allgemeinen in wilder Hemmungslosigkeit? Das neue Buch Disco Fever sagt dazu: „Mit den Diskotheken kam der Disco-Tanz — eine Form des Tanzes, die von der Disziplin des Hustle vollkommen losgelöst ist, doch mit ihm auf dem Tanzboden zu Hause ist. ... Der Disco-Tanz — ob er nun als ,free-styling‘ oder ,free-form‘ bezeichnet wird — unterliegt völlig der eigenen Laune.“ Ja, es handelt sich um einen ganz hemmungslosen Stil des Tanzens, bei dem alles erlaubt ist.
Aber kann man dagegen etwas einwenden? Ist es verkehrt, einen Tanzstil zu übernehmen, den die Alten bei der Anbetung ihrer Götter pflegten? Ja, für wahre Christen schon. Warum? Weil die Götter der Nationen vom Schöpfer, vom Gott der Bibel, verurteilt wurden. Die Fruchtbarkeitstänze, die ja dazu dienten, sowohl bei den Teilnehmern als auch den Zuschauern geschlechtliche Leidenschaft zu erregen, billigte er nicht. In der Bibel wird eine Situation beklagt, die bei den alten Israeliten entstanden war:
„Auch sie bauten sich immer wieder Höhen [Stätten, an denen unzüchtige Riten vollzogen wurden] und heilige Säulen [phallische Symbole des Gottes Baal] und heilige Pfähle [Darstellungen einer kanaanitischen Fruchtbarkeitsgöttin] auf jedem hohen Hügel und unter jedem üppigen Baum. Und es erwies sich, daß es sogar männliche Tempelprostituierte im Lande gab. Sie handelten nach all den Abscheulichkeiten der Nationen, die Jehova vor den Söhnen Israels her vertrieben hatte“ (1. Kö. 14:23, 24; Jes. 57:5-8).
Besteht denn wirklich Grund dazu, das, was in modernen Discos vor sich geht, mit den sexuell erregenden Fruchtbarkeitstänzen an Stätten des Altertums zu vergleichen? Wollen wir uns etwas näher mit Discos befassen.
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Was in Discos vor sich gehtErwachet! 1979 | 22. Juni
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Was in Discos vor sich geht
WELTWEIT gehen wöchentlich Millionen Leute, die Unterhaltung suchen, in eine Diskothek. Welche Atmosphäre erwartet sie dort? Sind alle Diskotheken im wesentlichen gleich?
Nicht unbedingt. Wie der Zeitschrift Discothekin zu entnehmen ist, können zwischen den einzelnen Discos beträchtliche Unterschiede bestehen: „Disco ist einfach Musik und Tanz und kann jede gewünschte Form annehmen. Der Erfolg eines Klubs wird durch die Leute bestimmt, und wenn der Eigentümer/Pächter klug ist, kann er sich seine Stammgäste aussuchen, indem er durch die Musik die Atmosphäre schafft, die er wünscht — sei es die der 70er, der 40er oder sogar der unbeschwerten 20er Jahre.“
Es gibt sogar Discos für Kinder; wieder andere sind mehr für die Großeltern gedacht. Im Hinblick auf ältere Personen bemerkte die Detroit Free Press: „In gezähmten Discos, wo sie auch ihr Abendessen einnehmen können, ist es nicht schwer, ihren Lindy [amerikanischer Tanz] dem Hustle und ihren Foxtrott dem ganz neuen Tanzstil anzupassen.“
Manche Diskotheken werden als „Restaurant-Disco“ eingestuft. In den frühen Abendstunden dienen sie als Restaurant, anschließend als Diskothek. Auf diese Weise hat der Wirt zu später Stunde, wenn sein Restaurant normalerweise geschlossen wäre, noch eine zusätzliche Einnahmequelle. In Europa kann man in den meisten Diskotheken essen und trinken sowie tanzen.
Also sind nicht alle Discos gleich; die Bezeichnung „Disco“ kann auf unterschiedliche Stätten der Begegnung angewandt werden. Doch was ist das Wesen — die Seele — der Disco? Welchen Lebensstil fördert sie? Wie spiegelt sich das in der Discomusik, im Disco-Tanz und in der Disco-Kleidung wider?
Disco — was es damit auf sich hat
Kitty Hanson, die dieses Thema durchforscht und viel darüber geschrieben hat, beschreibt eine moderne Diskothek, die sie besuchte, wie folgt: „Unter dem glitzernden Baldachin von Lichtern schien der Boden vom Hämmern der Füße zu beben, und die Luft begann zu knistern, so energiegeladen war alles. Dann explodierte der Raum. Schreie und Rufe und tausend wild wogende Arme erfüllten die Luft, während die Musik die Tänzer von ihren Füßen und vom Boden hob. Es war ein brodelnder, knisternder Augenblick reiner urtümlicher Erregung. Es war das Wesen des Disco-Erlebnisses.“
Was ist diese reine urtümliche Erregung — das Wesen des Disco-Erlebnisses —, die die Tänzer überkommt? In der Fachzeitschrift Show Business wird uns in dem Artikel „Ein dynamisches Jahrzehnt der Disco“ der Hinweis gegeben:
„Die Disco-Bewegung ist von einem Hauch der Befreiung umgeben ... Überholte sexuelle Wertbegriffe, die in den 60er Jahren erfolgreich bekämpft wurden, sind einer neuen sexuellen Freiheit gewichen, die es den Leuten gestattet, ohne Schuldgefühle teilzunehmen und sich mit ihrem Verlangen ehrlich auseinanderzusetzen.
Homosexuelle tanzen Seite an Seite mit Andersgesinnten, und keinen stört das auch nur im geringsten. Diese vielgestaltige Freiheit ist das, was die Seele der Disco, und der pulsierende Disco-Schlagrhythmus ist das, was das Herz der Disco ausmacht.“
Freie, uneingeschränkte sexuelle Ausdrucksfähigkeit — das Freisein von Zwang —, das ist das Wesen, die Seele, der Disco. Mit Sicherheit ist das ein Überbleibsel alter Fruchtbarkeitstänze, bei denen die Anbeter in rasende, leidenschaftserregende Bewegungen ausbrachen, die durchaus darin gegipfelt haben mögen, daß die Beteiligten geschlechtlich miteinander verkehrten, um gleichsam die „Mutter Erde“ zu betören, neue Ernten hervorzubringen.
Zugegeben, nicht alle Discos ermuntern notwendigerweise dazu, Hemmungen abzuschütteln, doch wird Disco mit einem solchen „sexuell befreiten“ Lebensstil in Verbindung gebracht. „Was die Disco-Bewegung von den meisten vorhergehenden Bewegungen unterscheidet, ist die offenkundige Tendenz, in Orgien auszuarten“, wird in der Zeitschrift Esquire erklärt. „Disco bedeutet stillschweigend Orgie ... Dadurch, daß die Möglichkeit geboten wird, in einer Atmosphäre intensiver phantasievoller Erregung sämtliches sexuelle Verlangen augenblicklich zu befriedigen, fördert die disco-inspirierte Orgie das Erwachen in einem erhabenen Zustand des Sichbewußtseins, der buchstäblichen Ekstase und des Gefühls, außerhalb des Körpers zu stehen.“
Betonung des Ichs
Manche meinen vielleicht, Disco sei im Grunde eine disziplinierte Tanzform, durch die sich der Hustle kennzeichne, und für einige ist sie das wirklich. Doch die eigentliche Disco hat ganz andere Seiten. Im allgemeinen kommt es den Tanzenden nicht so sehr darauf an, mit einem Partner zu tanzen, sondern darauf, ihre eigene Sache zu machen — zu sich selbst zu kommen. Es bietet sich ein Bild des sexuellen Exhibitionismus.
Diese selbstgefällige Note der Disco-Kultur ist nicht unbeachtet geblieben, und es gibt nachdenklich stimmende Kommentare darüber. In dem Leitartikel „Disco, Narzißmus und Gesellschaft“ in den New York Daily News vom 19. März 1978, konnte man lesen:
„Getrennt durch Wände ohrenbetäubender Musik und mitgerissen von einem Wirbel greller Lichtblitze, kümmern sich die Tanzenden nur um sich selbst, berühren sich kaum, sehen sich nie gegenseitig an, und gesprochen wird schon gar nicht. Es ist fast so, als stünden sie vor einem Spiegel und riefen: ,ich, ich, ich, ich ...‘, und das ohne Ende.
Diese pure Selbstgefälligkeit spiegelt eine gefährlich tief wurzelnde Philosophie unserer Gesellschaft wider. Sie besagt, daß alles, wozu jemand aufgelegt ist, 100 Prozent richtig ist — ganz gleich, wie es sich auf andere auswirkt.
Die Einstellung zeigt sich in der steigenden Scheidungsrate, in der Unzahl zerrütteter Familien und in den zahllosen Büchern und Bewegungen, die auf Selbstgefälligkeit und Eigendünkel abgestimmt sind.
In der Philosophie, von der die Disco-Welt durchdrungen ist, gibt es zuwenig Platz für Liebe. Und das ist zu bedauern, denn denen, die die Freude des Gebens und Teilens vergessen oder nie gekannt haben, entgeht die wertvollste Seite des Lebens.“
Ähnlich argumentiert wird in dem Artikel „Der Disco-Stil: Liebe dich selbst“ in der Zeitschrift Esquire vom 20. Juni 1978. „Daß Disco auf einer Wiederbelebung des ,Berührungstanzens‘ beruht oder sich auf einen Tanzschritt konzentriert, der als ,Latin Hustle‘ bezeichnet wird“, heißt es dort, „ist entweder das Wunschdenken der Unterweiser an den Arthur-Murray-Schulen oder lediglich wertloser Zeitungsklatsch. In Wahrheit zeigen die heutigen Disco-Tänzer die Art Einmannshow, die John Travolta in der aufregendsten Szene in Nur Samstag nacht vorführt.“
Da der Film Nur Samstag nacht so viel mit der phänomenalen Entwicklung und Ausbreitung der Disco zu tun hat, wollen wir ihn näher betrachten. Welcher Lebensstil wird in diesem Film dargestellt und dadurch gefördert?
„Nur Samstag nacht“
Der Hauptdarsteller in diesem Film hat nur ein Lebensziel — Samstag nachts in der Disco zu glänzen. Es werden die sexuellen Ausschweifungen des Disco-Volks gezeigt, einschließlich des oralen Geschlechtsverkehrs, der sich während der Tanzpausen draußen im Auto abspielt. Der Umgangston ist von der schmutzigsten Sorte. Dennoch wird all das als normal hingestellt — als der Lebensstil der Leute, die in Discos gehen. In dem Zeitschriftenartikel „Warum Teenager nicht ,Nur Samstag nacht‘ sehen sollten“ schreibt der New Yorker Psychologe Dr. Herbert Hoffmann:
„Was Travolta und seine Freunde den Jungen im Teenageralter beibringen, ist nichts anderes, als sich ohne jedes romantische Gefühl mit Mädchen zu betätigen, Mädchen als Sexobjekte zu benutzen und das ganze Geschlechtserlebnis zu etwas Unpersönlichem zu machen.
Die Ideen, die Teenager daraus gewinnen, können sie für den Rest ihres Lebens nachhaltig schädigen.
Jungen im Teenageralter werden dann darauf aussein, auf Kosten des anderen Geschlechts ,Punkte zu sammeln‘ in der Vorstellung, daß die Beziehung mit einem Mädchen eine Leistung ist über die man bei Freunden prahlen kann, und das eigene Ansehen in der Gruppe zu heben.
Mädchen dieses Alters werden die Überzeugung gewinnen, daß entweder wahlloser Geschlechtsverkehr erforderlich ist, um beliebt zu sein, oder daß die Männer nur auf ,das eine‘ aus sind. In beiden Fällen steht die Chance in Gefahr, daß sie eine tiefe und bleibende seelische Anteilnahme erfahren.
Teenager, die ja für alles empfänglich sind, sollten sich diesen widerlichen Film nicht ansehen.“
Dennoch haben sich weltweit Millionen Jugendliche, oft zusammen mit ihren Eltern, diesen Film angesehen und zu einem der größten Kassenerfolge der Geschichte gemacht. Wie bereits erwähnt, zeigt er, was es mit der Disco alles auf sich hat. Das gleiche trifft auf andere Gesichtspunkte der Disco-Szene zu.
Musik, Kleidung und Drogen
Aufgrund der zunehmenden Popularität der Discomusik ist fast jeder mit ihrem Rhythmus vertraut. Mit diesem pulsierenden Rhythmus sind viele bekannte Lieder vergangener Jahrzehnte vermischt worden. Selbst ältere Personen, die die ursprünglichen Lieder mochten, finden an den modernen Versionen Gefallen, je mehr sie sich an den Klang gewöhnen. Aber nochmals: Was ist häufig ein hervorstechendes Merkmal der Discomusik?
In Discoworld wird über eine der beliebten Disco-Gruppen berichtet: „In ,Baby I’m on Fire‘ in dem neuen Album ,Arabian Nights‘ lechzen und schnurren die drei Frauen: ,Oooh, I’m on fire.‘ In den Gesang mischt sich ein phallisches Saxophon und verwandelt ihn in eine fabelhafte musikalische Untermalung für eine Peep-Show vom Times Square.“ Es heißt weiter: „Der sexgeladene Stil der ,Ritchie Family‘ fügt sich in das Hauptanliegen der heutigen Discomusik ein, nämlich das Vergnügen zu zelebrieren.“
Diese marktschreierische Ausbeutung von Sex, einschließlich der Versuche, die Zuhörer sexuell zu erregen, kam auch in dem Nachrichtenmagazin Time zur Sprache. In dem Artikel „Pompöse Herrschaft der Discokönigin“ war zu lesen: „1976 ... bekam sie die goldene Schallplatte dafür, daß sie 22mal den Orgasmus simulierte.“
Auch die Aufmachung der Plattenhüllen verrät etwas über die Musik. Manchmal sind nackte Körper dargestellt, obschon die sexuelle Ausschweifung oft hintergründiger ist. In Discoworld wird eine bestimmte Plattenhülle so beschrieben: „Die Körperstellung von Jaqui, Dodie und Ednah bildet ein 3-Buchstaben-Symbol, dessen man sich bei oberflächlicher Betrachtung nicht bewußt wird, das man aber im Unterbewußtsein sofort wahrnimmt: S-E-X.“
Bei den Kleidungsgewohnheiten des Disco-Volks liegt die Betonung ebenfalls auf Sex. In dem Buch Disco Fever erscheint ein Photo von einer Tänzerin in einer New Yorker Disco. Ihr Kleid ist bis zur Hüfte aufgeschlitzt und ihr Bein angehoben, so daß man fast die gesamte Innenseite des Oberschenkels sehen kann. Der Kommentar lautet: „Diese Szene ... steht für die Wirkung von Disco.“ Paulette Weiss, Redaktionsmitglied der Fachzeitschrift Stereo Review, schreibt über Leute, die in den Taumel eines Disco-Erlebnisses geraten sind: „Ich habe gesehen, wie sich Frauen auf dem Tanzboden völlig entkleideten.“
Die Betonung des sogenannten „Vergnügens“ bringt es auch mit sich, daß in Discos ungehindert mit Drogen geschoben wird. Kürzlich berichteten Schlagzeilen davon, daß in einer der bekanntesten Discos der Stadt New York Drogen beschlagnahmt wurden. Doch in den New York Daily News hieß es: „Wie Stammgäste berichten, kam die Beschlagnahme von Drogen im Studio 54 für niemand überraschend, der schon einmal dort gewesen ist. In dieser Disco sollen seit der Eröffnung im April vergangenen Jahres Kokain wie Marihuana offen ausgetauscht, verkauft und geraucht worden sein“ (15. Dezember 1978).
Schall- und Lichteffekte
Schall- und Lichteffekte gelten für das Disco-Erlebnis als unerläßlich. Den Schall kann man nicht nur hören; er ist so überwältigend, daß man ihn fühlt.
Aber kann ein solch starker Schall nicht gefährlich sein? Vor kurzem hieß es in einem Pressebericht aus Rio de Janeiro (Brasilien): „Die Möglichkeit, daß Diskotheken gesundheitsschädlich sind, hat die Regierung veranlaßt, die Lizenz für 20 Lokale im Süden von Porto Alegre zurückzuhalten und eine Überprüfung des Gesundheitsschutzes anzuordnen.“ Wahrscheinlich ging es dabei um den Geräuschpegel, was einen nicht verwundert.
Im vergangenen Jahr wurden in den Vereinigten Staaten die Diskotheken auf Long Island (New York) überprüft, und die Inspektoren stellten fest, daß in 18 Lokalen der Geräuschpegel mehr als 30 Sekunden lang über 95 Dezibel lag. Ihnen wurde zur Auflage gemacht, vor dem Eingang ein Schild anzubringen mit der Warnung: „DER GERÄUSCHPEGEL IN DIESEM LOKAL KANN BLEIBENDE GEHÖRSCHÄDEN HERVORRUFEN“. Gesundheitstests haben angedeutet, daß die in Diskotheken übliche Lautstärke bei manchen eine Schädigung des Gehörs hervorrufen kann, vor allem bei denen, die dieser Lautstärke regelmäßig ausgesetzt sind.
Die Lichteffekte stellen ebenfalls eine mögliche Gesundheitsgefährdung dar. Wieso? Nun, einige Discos sind mit Laser-Beleuchtungsanlagen ausgestattet. „Wenn der Strahl in das Auge dringt“, sagt Professor Paul L. Ziemer von der Purdue University, „könnte auf der Netzhaut ein Brandmal entstehen — ein bleibender blinder Fleck.“ Zudem können die Lampen der Lichtorgel, die im Rhythmus der Musik aufflackern, Benommenheit, Übelkeit und Halluzinationen hervorrufen. Die britische Regierung schließt sich in einer Broschüre über Sicherheit in Schulen solchen Warnungen an.
Hat dir diese Betrachtung der Disco — wo ihr Ursprung ist und was in Discos vor sich geht — geholfen, zu verstehen, warum die christlichen Ältesten im vergangenen Dezember bei ihrem Treffen in Brooklyn (New York) über die zunehmende Popularität der Disco Besorgnis äußerten?
Allerdings übt auf viele die Disco gerade wegen der Merkmale, die andere als gefährlich betrachten, einen Reiz aus. Sie meinen, daß die Risiken nur geringfügig sind und um des Vergnügens willen in Kauf genommen werden können. Wie groß sind eigentlich die Gefahren? Ist der Besuch von Discos ein Risiko für bleibendes Wohlbefinden und Glück? Diese Fragen sind uns eine Erörterung wert.
[Herausgestellter Text auf Seite 10]
„Der Sex erringt das Monopol über die Disco. ... Mit schmutziger Disco läßt sich Geld machen — eine ganze Menge sogar —, und immer mehr Schallplattenfirmen und Rundfunkanstalten reiten auf der Welle mit“ (US, 9. Januar 1979).
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Die christliche Ansicht über DiscoErwachet! 1979 | 22. Juni
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Die christliche Ansicht über Disco
HANDELT der Christ weise, der Diskotheken besucht? Handelt er weise, wenn er sich Filme wie Nur Samstag nacht anschaut? Solche Fragen sind in letzter Zeit in vielen Familien diskutiert worden und haben zu einer gewissen Besorgnis Anlaß gegeben.
Auch christliche Aufseher haben vom Podium aus über dieses Thema gesprochen, sogar auf großen Kongressen. Im allgemeinen haben sie darauf hingewiesen, daß sich ein Christ, der einen solchen Tanzpalast besucht, in Gefahr begibt. Was hältst du von ihrem Rat? Betrachtest du solche christlichen Aufseher als „Spielverderber“, als Personen, die sich unnötige Sorgen darüber machen, wie Christen ihre Freizeit verbringen?
Der Rat anderer
Was raten denn Personen, die die Disco-Bewegung von innen und außen kennen — die Herausgeber der Zeitschrift Discoworld? Eine 15jährige aus Chicago (Illinois) schrieb an diese Zeitschrift: „Bis vor zwei Wochen, als einer meiner Lehrer mich erwischte und es meinem Vater sagte, habe ich regelmäßig Diskotheken besucht. Ich habe auch vor, wieder hinzugehen, sobald etwas Gras darüber gewachsen ist. Denn für mich gibt es nichts Schöneres, als nach Discoklängen zu tanzen.“
Die Herausgeber der Zeitschrift Discoworld veröffentlichten in der Ausgabe vom Mai 1977 den Brief des Mädchens zusammen mit ihrer Antwort:
„Liebe Lydia!
Für ein Mädchen in Deinem Alter ist es wirklich nicht empfehlenswert, Diskotheken zu besuchen. In der heutigen Welt gibt es rauhe Wirklichkeiten, und eine Konfrontation mit einer dieser Wirklichkeiten kann für Dich und Deine Angehörigen ein Dilemma heraufbeschwören. Du besitzt ganz sicher einen Plattenspieler und genügend Platten, zu denen Du soviel tanzen kannst, wie Du möchtest. Wenn Du das nicht allein tun willst, dann lade Deine Freunde dazu ein.“
„Rauhe Wirklichkeiten ... ein Dilemma“?
Worum handelt es sich bei den „rauhen Wirklichkeiten“ in der heutigen Welt, mit denen der Discophile konfrontiert werden mag? Wieso kann eine Konfrontation damit für ein Mädchen und seine Angehörigen ein „Dilemma“ heraufbeschwören?
Als eine dieser rauhen Wirklichkeiten könnte man die Tatsache bezeichnen, daß die Freiheit, seinen sexuellen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, die Seele — das eigentliche Wesen — der Disco-Bewegung ist. Die Atmosphäre, die in solchen Tanzpalästen herrscht, soll bewirken, daß die Hemmungen fallen. Ein Zeuge Jehovas, der früher Drogen nahm und Diskotheken besuchte, sagte: „Manchmal hatte die Wirkung der Lichtorgel, der Beat der Musik und die hypnotische Atmosphäre einer Disco für mich ein intensiveres Rauscherlebnis zur Folge als Drogen.“
Ein anderer Zeuge, der bedauerlicherweise aus der Christenversammlung ausgeschlossen werden mußte, weil das Disco-Erlebnis ihn völlig gefangengenommen und er alle Formen von Hurerei begangen hatte, gestand später: „Es ist ein Dschungel. Selbst die eigene Frau, mit der man dorthin geht, weil man ein bißchen tanzen möchte, wird von den anwesenden Männern im Geiste entkleidet und vergewaltigt, noch bevor man mit ihr den Tanzboden betritt.“
Die rauhen Wirklichkeiten, denen man begegnet, wenn man Diskotheken aufsucht, bestehen somit darin, daß man sich den sexuellen Gelüsten der anderen aussetzt sowie einer Atmosphäre, die enthemmend wirkt. Natürlich suchen viele, vielleicht die meisten, gerade deshalb eine Diskothek auf. Ein wahrer Christ dagegen beherzigt das apostolische Gebot: „Flieht vor der Hurerei“ (1. Kor. 6:18). Wie kann ein Christ dieses Gebot halten, der Diskotheken besucht?
Die Gefahr, dabei in Unsittlichkeit verstrickt zu werden, ist nicht gering, sondern sehr groß. Immer wieder erfährt man, daß es Disco-Besuchern so ergeht. Und was sind die Folgen? Du weißt es: unerwünschte Schwangerschaften, Geschlechtskrankheiten, zerrüttete Ehen, seelische Not, Angst, Verwirrung und auch Gewissensbisse. Eine Konfrontation mit solchen rauhen Wirklichkeiten kann tatsächlich ein Dilemma heraufbeschwören — für den Betreffenden und für seine Angehörigen eine wirklich traurige Situation.
Wofür leben wir?
Es gibt eine wichtige Tatsache, der sich Christen bewußt sein müssen: Nicht alles, was vergnüglich ist, ist auch gut; was uns gefällt, mag Gott mißfallen. Ein gutes Beispiel ist Moses, über den wir in der Bibel lesen: „Durch Glauben weigerte sich Moses, als er erwachsen war, der Sohn der Tochter Pharaos genannt zu werden, indem er es sich erwählte, eher mit dem Volke Gottes schlecht behandelt zu werden, als den zeitweiligen Genuß der Sünde zu haben, weil er ... seinen Blick auf die Belohnung gerichtet“ hielt (Hebr. 11:24-26).
Es kann vergnüglich sein und sehr viel Spaß bereiten, mit Personen zusammen zu sein, die ein genußsüchtiges, unmoralisches Leben führen — ein Charakteristikum des Disco-Lebensstils. Ist ein solcher Lebensstil aber wirklich von bleibendem Nutzen? Hat sich Moses, der Diener Gottes, für einen solchen Lebensstil entschieden? Nein; er lehnte den „zeitweiligen Genuß der Sünde“ ab, weil er Jehova liebte und den Wunsch hatte, von ihm belohnt zu werden.
Vor kurzem wurde eine etwa 25jährige Zeugin Jehovas, die früher ein unsittliches Leben geführt und Drogen genommen hatte, über ihr einstiges Leben befragt. „Ich kann nicht sagen, daß es keinen Spaß gemacht hat“, antwortete sie. „Ich hörte mit all dem nicht deshalb auf, weil es mir keinen Spaß mehr machte — obschon ich im Innern immer ein Gefühl der Unsicherheit hatte und ich auch nicht glücklich war —, sondern ich hörte damit auf, weil ich kennenlernte, was Jehova Gott wohlgefällt, und ich wollte vor allem ihm gefallen.“
Was ist dir nun wirklich wichtig? Für eine kurze Zeit Spaß zu haben, etwas zu tun, was nicht von dauerndem Nutzen ist, sondern dich sogar in Gefahr bringt, mit rauhen Wirklichkeiten konfrontiert zu werden? Oder möchtest du Jehova wohlgefällig sein, seine Anerkennung gewinnen und ewiges Leben in seinem gerechten neuen System erlangen? Wo ist dein Herz?
Es ist interessant, was der christliche Gelehrte des zweiten Jahrhunderts, Clemens von Alexandria, über weltliche Vergnügungen schrieb: „Kein vernünftiger Mensch wird je das Angenehme dem Guten vorziehen.“ Christen sollten sich nicht mit etwas vergnügen, was lediglich Spaß macht, sondern sie sollten vor allem das wählen, was nicht nur Spaß macht, sondern auch gut ist.
Vorsicht bei Musik und Tanz
Es mag jedoch einige Christen geben, die das Gefühl haben, etwas entbehren zu müssen oder es würde ihnen etwas entgehen. „Nicht alle Diskotheken sind eine Art ,Lasterhöhle‘“, wenden sie ein. „Was ist denn daran falsch, wenn man sich ein bißchen vergnügt?“
Wie bereits erwähnt, kann sich die Bezeichnung „Disco“ auf ganz verschiedene Lokalitäten beziehen. Bei einigen „Discos“ mag es sich um Restaurants handeln, in denen die Musik und das Tanzen nebensächlich sind oder in denen während der Zeit, in der Essen serviert wird, überhaupt nicht getanzt wird. An solchen Orten und vielleicht auch an anderen mag die Art der Musik und des Tanzens so sein, daß ein Christ nichts dagegen einzuwenden hätte. Diese „Discos“ spiegeln also nicht den „Disco-Lebensstil“ wider, der im Widerspruch zu den Prinzipien des wahren Christentums steht.
Jehova Gott verurteilt Vergnügungen nicht. In seinem Wort wird positiv über Musik und Tanzen gesprochen (2. Sam. 6:14; Ps. 87:7; 149:3; Matth. 11:17; Luk. 15:25). Aber weil wahre Christen erkennen, daß es sehr gefährlich sein kann, im Kreise von Personen, die Jehovas Gesetze nicht respektieren, Musik zu hören und zu tanzen, ziehen es vernünftigerweise viele vor, das allein oder im Kreise von Mitchristen zu tun. Sind damit aber alle Gefahren, in Schwierigkeiten zu kommen, gebannt? Nein. Musik zum Beispiel kann sich schädlich auswirken, selbst wenn man sie sich ganz allein anhört. Folgende Erfahrung einer jungen Frau, die jetzt eine Zeugin Jehovas ist, veranschaulicht das treffend:
„Lieder über Spaß und Freiheit waren populär. Zu tun, wonach einem zumute ist und was bewirkt, daß man sich gut fühlt, wurde als Lebensstil dargestellt. Da ich diese Gedanken ständig meinem Sinn und meinem Herzen zuführte, wurde ich von meinen Schallplattenfreunden stark beeinflußt. Sie wurden meine engsten Vertrauten, obschon ich nie mit ihnen gesprochen hatte. Meine Schulkameradinnen und ich kannten sie fast so gut wie unsere Nachbarn.
Nicht mehr Kind und noch nicht erwachsen, war ich voller Gefühle, Phantasie und Idealismus. Ich identifizierte mich deshalb mit meinen ,Plattenfreunden‘ und begann, so zu fühlen und so zu denken wie sie. Wenn sie ihre Lieder ,hinausschrien‘, schrie auch ich in meinem Innern. Wenn sie ,lachten‘, lachte auch ich. Schon nach kurzer Zeit machte sich diese starke Beeinflussung meiner Gefühle äußerst negativ bemerkbar.
Ich sehnte mich nach der Liebe und Zärtlichkeit, deren diese Sänger anscheinend fähig waren. Unter dem Einfluß dieses weltlichen Denkens wurde mein Gewissen schwach und schützte mich nicht mehr, als ich anfing, Dates zu haben. Ich probierte Marihuana und LSD, um das Gefühl zu haben, ,in‘ zu sein. Mein Verhalten wurde, von mir unbemerkt, durch die von meinen ,Schallplattenfreunden‘ in mir geweckten Wünsche beeinflußt. Wenn sich ein ,Partner‘ nicht als die ,wahre‘ Liebe erwies, hoffte ich, einen anderen zu finden. Wo war jene glückselige Zweisamkeit die in den Liedern besungen wurde? Ich wechselte ständig meinen Partner, weil keiner meiner Vorstellung entsprach. Ich weinte deshalb stunden-, ja manchmal sogar tagelang und war völlig frustriert.“
Musik beeinflußt uns. Und ein großer Teil der heutigen Discomusik kann uns nachteilig beeinflussen. Wir müssen daher beim Anhören von Musik wählerisch sein. Das Tanzen, auch im Kreise von Mitchristen, kann ebenfalls Gefahren in sich bergen. Durch die enge Berührung, die man beim Tanzen mit jemandem vom anderen Geschlecht hat, und durch den Einfluß erotisierender Musik können leicht zärtliche Gefühle wach werden. Gefährlich wird es besonders dann, wenn es an guten Beweggründen mangelt.
Der Mangel an guten Beweggründen erwies sich bei den „Liebesmahlen“, die die Christen des ersten Jahrhunderts feierten, als ein Problem. Bei diesen „Liebesmahlen“ handelte es sich anscheinend um ein geselliges Beisammensein, bei dem gut gegessen wurde und das der Pflege der christlichen Gemeinschaft diente. Aber Personen, denen es an den richtigen Beweggründen mangelte, übten einen schlechten Einfluß aus, so daß diese erbauenden Zusammenkünfte zu einer lärmenden, ausgelassenen, zügellosen Party ausarteten (Jud. 12; 2. Petr. 2:13, 14).
Ähnliches ist bei geselligen Zusammenkünften von Christen in unserer Zeit passiert. Schuld daran waren zum Teil die ungeziemende Discomusik und das Tanzen. Wir müssen achtsam sein und verhindern, daß so etwas geschieht, indem wir dafür sorgen, daß sich Personen mit schlechten Beweggründen nicht einschleichen und solche Anlässe dazu benutzen, andere zu verführen. Nicht nur die christlichen Ältesten, sondern alle, Jung und Alt, müssen sich dafür verantwortlich fühlen, daß jeder Anschein, unter Gottes reinem, heiligem Volk werde dem Disco-Lebensstil gefrönt, vermieden wird.
Als Christen müssen wir folgende ermahnende Worte des Apostels Petrus beherzigen: „Da Christus also im Fleische gelitten hat, so wappnet auch ihr euch mit der gleichen Gesinnung ... Denn es ist genug, daß ihr in der vergangenen Zeit den Willen der Nationen vollbracht habt, als ihr in Zügellosigkeiten wandeltet, in Lüsten, übermäßigem Weingenuß, Schwelgereien, Trinkgelagen und gesetzwidrigen Götzendienereien. Daß ihr diesen Lauf zu demselben Tiefstand der Ausschweifung nicht mit ihnen fortsetzt, befremdet sie, und sie reden fortgesetzt lästerlich von euch. Diese Leute werden aber dem Rechenschaft geben, der bereit ist, die Lebenden und die Toten zu richten“ (1. Petr. 4:1-5).
Der letzte Walzer?
Die Menschen des gegenwärtigen immer schneller sinkenden Systems haben keine Hoffnung; für Christen dagegen hat das Leben Sinn und Zweck. Das wollen wir dadurch widerspiegeln, daß wir ein vernünftiges, rechtschaffenes Leben führen. Die Disco-Szene sollten wir ablehnen. Sie ist hohl und krank und ist lediglich ein weiterer Beweis dafür, daß das Ende des gegenwärtigen Systems nahe bevorsteht. Auf diese Tatsache wies der Anthropologe Jamake Highwater unbeabsichtigt hin, als er erklärte:
„Das Tanzen verrät am deutlichsten die Geisteshaltung, die eine Kultur hervorbringt, weil wir unsere Bewegungen nicht verstellen können. ... die Disco-Szene spiegelt die in einer gewissen Schicht lokalisierte Furcht wider, daß uns das Ende bevorsteht und daß dies der letzte Walzer sein könnte. Was im Studio 54 [einer bekannten New Yorker Diskothek] vorgeht, bringt einen auf den Gedanken, daß der letzte Tanz auf der Titanic ungefähr so hätte gewesen sein können.“
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