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Fragen von LesernDer Wachtturm 1978 | 15. November
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Maßstäbe einzuhalten. Durch die Rückzahlung bewies er, daß er bereute, anders gehandelt zu haben. Wie verhält es sich jedoch mit jemand, der erst Gottes Maßstäbe kennenlernt und zuvor gesündigt oder sich an einem Verbrechen beteiligt hat?
Fest steht, daß Menschen vom biblischen Standpunkt aus heute nicht verpflichtet sind, das mosaische Gesetz — 2. Mose 22:1, 3b-9 eingeschlossen — zu halten (Röm. 6:14). Und die Christlichen Griechischen Schriften deuten nicht an, daß Gott von jemandem verlangt, die Sünden und strafbaren Handlungen, die er begangen hat, wiedergutzumachen, bevor er sich taufen lassen kann.
Das wird durch den Fall des Onesimus veranschaulicht, der im Brief an Philemon erwähnt wird. Onesimus hatte in Kolossä als Sklave gedient. Er war jedoch geflohen, was eine strafbare Handlung war. Einige vertreten die Ansicht, Onesimus habe seinen Herrn vielleicht sogar beraubt, um bis nach Italien fliehen zu können. In Rom kam er mit dem Apostel Paulus in Berührung und ließ sich als Christ taufen. Paulus forderte Onesimus nicht auf, sich den Behörden zu stellen, bevor er sich taufen lassen konnte, noch verlangte er von Onesimus, zuerst zu seinem Herrn zurückzukehren, obgleich er ihn, einige Zeit nachdem er ein Christ geworden war, dazu aufforderte, und Onesimus war auch zur Rückkehr bereit.
In gleicher Weise mag jemand, der heute die Botschaft der Bibel annimmt, früher eine strafbare Handlung begangen haben und deswegen sogar gesucht werden. Die Bibel zeigt, daß er ‘bereuen und umkehren sollte, damit seine Sünden ausgelöscht werden’ (Apg. 3:19). Das bedeutet offensichtlich, daß er seine frühere sündige, strafbare Handlungsweise völlig aufgeben muß. Petrus schrieb an Christen: „Möge niemand von euch als Mörder oder Dieb oder Übeltäter oder als jemand leiden, der sich in die Sachen anderer Leute einmischt“ (1. Petr. 4:15).
Der Betreffende hat selbst zu entscheiden, ob er versuchen will, Personen, denen er Waren oder Geld gestohlen hat, in dem ihm möglichen Umfang zu entschädigen. Die Nächstenliebe weist diesen Weg (Matth. 22:39; 7:12)a. In vielen derartigen Fällen konnte dadurch, daß jemand sozusagen seine Schuld eingestand, ein vorzügliches Zeugnis dafür gegeben werden, wie gut sich die wahre Religion auf einen Menschen auswirken kann.
Aber in einigen Fällen weiß der Betreffende nicht mehr, wo überall er etwas gestohlen hat, oder er kennt nicht mehr alle Personen, die er bestohlen hat. Oder bei seinem Vergehen mag es sich um etwas handeln, was er nicht mehr gutmachen kann. Vielleicht hat er jemandes Tod verschuldet. Wie sehr ihn sein Gewissen auch plagen mag, kann er die betreffende Person nicht ins Leben zurückrufen; das kann nur Jehova (Joh. 5:28, 29). Doch wiewohl er etwas Geschehenes nicht ungeschehen machen kann, sollte er auf Gottes Barmherzigkeit vertrauen und, gestützt auf Jesu Opfer, um Vergebung bitten. Das taten, wie die Bibel zeigt, Diebe und Erpresser im ersten Jahrhundert; sie wurden ‘reingewaschen, geheiligt und im Namen Jesu Christi und mit dem Geist unseres Gottes gerechtgesprochen’ (1. Kor. 6:9, 10; 1. Petr. 4:1-4).
Wenn jemand, der früher kriminell war, den christlichen Glauben annimmt, aber vor seiner Taufe nicht mit dem Gesetz ins reine kommt, könnte seine Vergangenheit natürlich in der Öffentlichkeit bekanntwerden; er mag sogar verhaftet werden und ins Gefängnis kommen. Dadurch mag er in der Öffentlichkeit in einen schlechten Ruf kommen, und die Christenversammlung kann in ein ungünstiges Licht geraten. Aber auch Jesus wurde kritisiert, weil er mit Sündern und Steuereinnehmern aß und sie als seine Jünger annahm. Er entgegnete darauf, er sei gekommen, Sünder zu retten; er sei nicht gekommen, die Gesunden zu heilen, sondern die Kranken (Matth. 9:10-13).
Jeder aufrichtige denkende Mensch kann sehen, daß sich Jehovas christliche Zeugen an hohe Sittenmaßstäbe halten. Ihre vorzügliche Moral, die von Außenstehenden öffentlich gelobt wird, ist nicht etwa darauf zurückzuführen, daß sie alle stets ehrliche und grundsatztreue Menschen waren. Sie ist vielmehr ein Beweis dafür, daß bei Menschen unterschiedlicher Herkunft ein Wandel möglich ist, wenn sie sich bemühen, sich nach den Sittenmaßstäben des Wortes Gottes auszurichten. Gerade das wird von dem Historiker Dr. John Lord bestätigt, der über die Urchristen schrieb:
„Der wahre Triumph des Christentums bestand nicht darin, staatliche Einrichtungen oder die Regierung oder Gesetze nach außen hin zu ändern oder sogar die große Masse der Ungläubigen auf eine höhere Stufe zu heben. ... Wir haben Zeugnisse für ihr makelloses Leben, ihre untadelige Moral, ihre Untertanentreue ...“ (The Old Roman World, S. 551, 578).
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Ein treuer Diener vollendet seinen irdischen LaufDer Wachtturm 1978 | 15. November
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Ein treuer Diener vollendet seinen irdischen Lauf
Bruder A. Pryce Hughes, geboren am 22. Juni 1895, war noch ein Jugendlicher, als er sich am 1. April 1913 als ein Jünger Jesu Christi taufen ließ. Von da an bemühte er sich stets, an dem himmlischen Erbe festzuhalten (2. Tim. 4:7, 8). Am 19. Juli 1978 vollendete Bruder Hughes seinen irdischen Lauf in London (England), nachdem er über 55 Jahre im Vollzeitdienst gestanden hatte, die längste Zeit als Glied der Londoner Bethelfamilie. Er war auch Vizepräsident der International Bible Students Association. Durch sein christliches Ausharren hat er ein vorzügliches Beispiel gegeben.
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