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Was es bedeutet, sich an moralische Grundsätze zu haltenDer Wachtturm 1972 | 1. Dezember
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Was es bedeutet, sich an moralische Grundsätze zu halten
„KUMMER und Jammer“, so lautete der Titel eines viereinhalbstündigen Films, der im Frühjahr 1972 überall in den Vereinigten Staaten gezeigt wurde. Offen und einfach wurde dokumentiert, wie sich einige Leute während der deutschen Besatzung ihres Landes verhielten. Ein Kritiker erklärte, der Film habe einem guten Zweck gedient, da „er uns zwingt, uns und unsere selbstgefälligen Anmaßungen darüber, wie wir uns in einer nationalen Krisenzeit verhalten würden, zu überprüfen. ... Wären wir bereit, für unsere Ansichten zu leiden, ins Gefängnis zu gehen und zu sterben?“ Viele taten das während einer solchen Krise nicht.
Im Gegensatz dazu ist darauf hingewiesen worden, daß die christlichen Zeugen Jehovas in jener Zeit eine Ausnahme von der Regel bildeten. Sie weigerten sich, Kompromisse zu schließen. Wie Professor Ebenstein von der Princeton University in dem Buch The Nazi State (Der Nazistaat) schrieb, schien „jedes Glied eine Festung zu sein, die zwar vernichtet, aber niemals eingenommen werden kann“. Wieso? Ein Grund dafür war zweifellos die Tatsache, daß sie sich in ihrem täglichen Leben an moralische Grundsätze gehalten hatten und somit, als eine Krise kam, gut darauf vorbereitet waren, damit fertig zu werden und den Sieg zu erringen.
Heute sehen sich die meisten Menschen keiner nationalen Krise gegenüber, die sie vor solche entscheidenden Fragen stellen würde. Aber alle werden von einer Auseinandersetzung zwischen den Kräften dessen, was recht ist, und den Kräften dessen, was verkehrt ist, betroffen. Wo stehen wir? Halten wir uns im täglichen Leben an moralische Grundsätze? Als Menschen können wir uns unter anderem der Tatsache rühmen, daß wir einen freien Willen haben. Das bedeutet, daß wir den Unterschied zwischen dem, was recht, und dem, was verkehrt ist, erkennen und die Freiheit haben, uns von dem einen oder dem anderen leiten zu lassen. Diese Tatsache beweist ebenso wie jeder andere Faktor, daß eine große Kluft zwischen uns und den Tieren besteht. Personen, die die Abstammungslehre akzeptieren, ziehen es vor, diesen äußerst wichtigen Unterschied zu übersehen. Ja, unter allen Geschöpfen der Erde haben nur wir ein Sittlichkeitsgefühl; nur wir können den Unterschied zwischen einer mit Bosheit und Gewalttat erfüllten Welt, wie sie ist, und einer Welt der Gerechtigkeit und des Friedens, wie sie sein sollte, erkennen. Nur wir sehen die Notwendigkeit einer Erklärung, die Notwendigkeit der Religion.
Dieser große Unterschied geht aus Gottes Wort, der Bibel, überzeugend hervor. Nur der Mensch ist in Gottes Bild und Gleichnis erschaffen worden. Nur der Mensch wurde vor eine sittliche Frage gestellt: „Was aber den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse betrifft, davon sollst du nicht essen, denn an dem Tage, da du davon ißt, wirst du bestimmt sterben.“ — 1. Mose 1:26-28; 2:16, 17.
Passenderweise hat der Mensch aufgrund seiner höheren Begabung nicht nur größere Vorrechte und eine größere Fähigkeit, sich am Leben zu erfreuen, sondern auch eine größere Verantwortung. Es ist so, wie Jesus es sagte: „Von jedem, dem viel gegeben wurde, wird viel verlangt werden; und wen man über vieles setzt, von dem wird man mehr als das Übliche verlangen.“ — Luk. 12:48.
Sich nach moralischen Grundsätzen zu richten bedeutet, den Gehorsam gegenüber dem Gewissen über den eigenen Vorteil, über materielle Dinge, zu setzen. Wenn wir innehalten und nachdenken, so stellen wir fest, daß eigentlich alle Tiere materialistisch sind, denn für sie sind das körperliche Wohlbehagen und die Befriedigung ihres Geschlechtstriebes alles, was von Belang ist. Interessanterweise zeigt uns die Bibel, daß die Weisheit, die sich durch Streit und Eifersucht kennzeichnet, animalisch ist. Außerdem erfahren wir aus der Bibel, daß die Bösen wie vernunftlose Tiere sind, und ebenso wie diese werden auch solche Menschen umkommen. — Jak. 3:14-16; 2. Petr. 2:10-13.
Heute ist die Welt im großen und ganzen animalisch geworden, und demzufolge ist es noch schwieriger, sich nach moralischen Grundsätzen zu richten. Nie zuvor hat es solche Versuchungen und Einflüsse gegeben, durch die Eigennutz, Selbstsucht, Habgier, Liebe zu sinnlichem Vergnügen oder Machthunger gefördert wird. Täglich stehen wir vor moralischen Problemen, vor Versuchungen, Kompromisse zu schließen.
Natürlich sind die Probleme nicht für alle gleich. Durch Vererbung und/oder Umgebung sind sie unterschiedlich. Für den einen mag das Problem darin bestehen, daß es ihn begeistert und reizt, Wetten abzuschließen, zum Beispiel bei Pferderennen. Für jemand anders mag es der Gebrauch von Rauschmitteln sein, weil ihm die Sucht Vergnügen bereitet. Für viele andere besteht das Problem darin, daß sie zu geschlechtlicher Unmoral neigen. Und es sind nicht wenige, denen harte Arbeit Probleme bereitet, weil sie die Bequemlichkeit lieben oder weil sie einfach träge sind. Ebenso ist es für viele, die alkoholische Getränke zu sich nehmen, wirklich ein Problem, Selbstbeherrschung zu üben.
Sich an moralische Grundsätze zu halten, den Sieg davonzutragen, wenn Versuchungen oder verschiedene Einflüsse auf uns zukommen, ist nicht leicht; es ist nicht der Weg des geringsten Widerstandes. Aber es ist der einzig vernünftige, der einzig befriedigende, der einzig lohnende Weg. Der weiseste menschliche König, der je gelebt hat, kam selbst zu der Überzeugung, daß das Streben nach materiellen Dingen nur zur Enttäuschung führt. — Pred. 2:1-11.
Um diesen Problemen erfolgreich zu begegnen, muß man wachsam sein. Auch ist es erforderlich, Hilfe von Gott zu erwarten. Jesus sagte: „Wachet und betet unablässig, damit ihr nicht in Versuchung geratet. Der Geist ist zwar voller Eifer, das Fleisch aber ist schwach.“ (Matth. 26:41) Auch ist Selbstdisziplin, Selbstbeherrschung, erforderlich, wie dies der Apostel Paulus erkannte: „Ich zerschlage meinen Leib und mache ihn zum Sklaven, damit ich mich nicht, nachdem ich anderen gepredigt habe, selbst irgendwie als unbewährt erweise.“ — 1. Kor. 9:27.
Außerdem wird es dir eine Hilfe sein, dich an moralische Grundsätze zu halten, wenn du dich ständig daran erinnerst, daß du dem Schöpfer Rechenschaft schuldest und daß du dich stets davor hüten solltest, ihm zu mißfallen. Deshalb sagt uns sein Wort: „Die Furcht Jehovas ist der Weisheit Anfang.“ (Spr. 9:10) Es wird auch eine große Hilfe sein, Gottes Wort, die Bibel, täglich zu lesen. Darin ist nicht nur guter Rat enthalten, wie er hier erwähnt worden ist, sondern auch gute Beispiele, die nachzuahmen du dich bemühen solltest.
Denke auch an die Belohnung, die du empfängst, wenn du dich an moralische Grundsätze hältst. Dazu gehören das reine Gewissen und die Selbstachtung, die die Folge sind, wenn du einen Sieg über Versuchungen und Einflüsse, die dich zum Nachgeben oder zu Kompromissen veranlassen könnten, erringst, wenn du dich von Liebe und Gerechtigkeit statt von selbstsüchtigen Überlegungen leiten läßt. Und Gottes Wort gibt denjenigen, die Gottes Anerkennung finden, indem sie sich an seine hohen moralischen Grundsätze halten, auch die Hoffnung auf ewiges Leben.
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Ein Tod, der Gewinn bringtDer Wachtturm 1972 | 1. Dezember
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Ein Tod, der Gewinn bringt
GEWINN durch den Tod? Wie ist das möglich? Jemand, der sein Leben verliert, verliert alles, was er hat. Jedoch hat es Menschen gegeben, die glaubten, daß ihr Tod Gewinn bedeuten würde, wenn sie für eine gute Sache stürben. Nicht, daß sie für sich selbst einen Nutzen davon hätten, sondern im Hinblick darauf, daß es anderen eine Hilfe sein würde, wenn sie die Sache durch ihren eigenen Tod unterstützten.
Aber ist es möglich, daß jemand einen Tod erleidet, der sowohl dem, der stirbt, als auch anderen Gewinn bringt? Keinen Tod, durch den sich der Betreffende nur einen Namen erwirbt, sondern einen Tod, von dem er auferweckt wird, so daß er tatsächlich wieder lebt und sieht, was sein Tod bewirkt hat? Wenn ja, wie ist das möglich?
Der weise Schreiber des Bibelbuches Prediger erklärte: „Ein Name ist besser als gutes Öl und der Tag des Todes als der Tag, da man geboren wird.“ (Pred. 7:1) Das ist jedoch nicht der Fall, wenn man sich nur bei Menschen einen guten Namen macht. Der Apostel Paulus schrieb: „Wenn ich alle meine Habe austeile, um andere zu speisen, und wenn ich meinen Leib hingebe, um mich zu rühmen, aber nicht Liebe habe, so nützt es mir nichts.“ — 1. Kor. 13:3.
Der Tod, der Gewinn bringen soll, muß daher ein Tod sein, den jemand im Dienst für Gott erleidet, indem er sich bei Gott einen guten Namen macht. Ja, die Bibel zeigt, daß Gott bestimmte Personen auserwählt hat, die sterben müssen, die dadurch aber die größte Belohnung erlangen, die man überhaupt erlangen kann. Um wen handelt es sich?
DAS BEISPIEL CHRISTI
Um eine Antwort zu erhalten, wenden wir uns zunächst dem Beispiel Jesu Christi zu. Sein Tod brachte für die Menschheit einen unschätzbaren Gewinn und für ihn selbst den größten Lohn mit sich. Denn durch seinen Tod wurde nicht nur das Loskaufsopfer zur Errettung der Menschheit beschafft; sein Tod hatte auch zur Folge, daß er zu Unsterblichkeit auferweckt und in eine Stellung von weit größerer Macht, und zwar mit Gewalt über die ganze Schöpfung Gottes, erhoben wurde. — Eph. 1:20-22; Phil. 2:9-11.
Damit dieser mächtigste Sohn Gottes all dies erlangen konnte, mußte er sterben. Um den Loskaufspreis für die Menschheit zu beschaffen, übertrug Gott das Leben seines Sohnes aus dem Himmel in den Mutterleib der Jungfrau Maria. Gottes Sohn wurde ein Mensch und wurde als Jesus, der Messias, oder als Jesus Christus bekannt. (Luk. 1:34, 35; Gal. 4:4) Um dann in den Himmel zurückkehren zu können, mußte er sich einer Änderung seiner Natur unterziehen, wozu es nötig war, daß er starb. Jesus verglich seinen Opfertod damit,
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