Wir beobachten die Welt
Verschmutzung der Umwelt — wachsendes Problem
◆ Viele der heute lebenden Menschen wohnen in Industriezentren, in denen die Luft verschmutzt ist. In der UNO wurde dieses gerade in der letzten Zeit auftretende Problem erörtert. Nach Ansicht von UNO-Generalsekretär U Thant kann nur eine internationale Kontrollbehörde eine weltweite Katastrophe durch die fortschreitende Umweltverseuchung verhindern. Doch wie weit ist die Umweltverseuchung fortgeschritten? Die Illustrierte Stern schreibt über die Luft in der Bundesrepublik folgendes: „Die Gashülle der Atmosphäre, deren Luft wir atmen, wurde verpestet: Allein in der Bundesrepublik werden jährlich 20 Millionen Tonnen Staub, Ruß und Abgase in den Luftraum geblasen. Der Dreck würde 800 000 Güterwagen füllen.“ Auch in der DDR ist dieses Problem bekannt, denn nach der Frankfurter Allgemeinen „wird die Menge Flugasche, die jährlich auf das Gebiet der DDR herabrieselt, mit zehn Millionen Tonnen beziffert ... Insgesamt sind in der DDR bereits 200 000 Hektar Wald rauchgeschädigt, davon 25 000 so stark, daß dort kein Anbau von Nadelholz mehr möglich ist. In den Kammlagen des Erzgebirges gehen die Fichten ein.“ Auch die Verteidigungsgemeinschaft NATO hat der Luftverschmutzung den Kampf angesagt. Die Luft der beiden Städte Frankfurt und Ankara wird untersucht, da in Ankara die Luft durch Ofenheizung mit Kohle und in Frankfurt mit Schwefeldioxyd verunreinigt wird. Die japanische Hauptstadt Tokio gilt als die flächenmäßig größte Stadt der Welt. Aber sie leidet unter einem kaum vorstellbaren hohen Grad der Luftverschmutzung. „Nach den Angaben des Gesundheitsamtes weist die Luft von Tokio das Vierfache des für den Menschen noch erträglichen Anteils an schädlichen Bestandteilen auf. Geschäftsleute, die Automaten aufgestellt haben, an denen man für umgerechnet 50 Pfennig ein paar Atemzüge lang frische Luft einatmen kann, machen ein blendendes Geschäft, ebenso wie jene, die echten Tokioer Smog in Büchsen als Andenken verkaufen.“ So war es in der Berliner Zeitung Der Abend zu lesen.
Kinder beschädigten Kirche
◆ In West-Berlin haben Kinder im Alter von zehn bis zwölf Jahren in einer Kirche Altar, Orgel und Kirchenfenster mit Steinwürfen beschädigt. Sie brachen auch Schränke und Tische auf und verstreuten den Inhalt auf dem Boden. Nachdem die Polizei die Ermittlungen aufgenommen hatte, drangen die Kinder ein weiteres Mal in das „Gotteshaus“ ein und leerten im Kirchenschiff einen Feuerlöscher und gossen Tinte auf den Fußboden.
Kirche und Politik
◆ Jesus legte seinen Jüngern nahe, sich nicht in politische Geschehnisse zu verwickeln. Heute kann man jedoch beobachten, daß Geistliche diesen Rat nicht beachten. Während einer Abgeordnetenversammlung des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes anläßlich des 50jährigen Bestehens dieser kirchlichen Gemeinschaft hielt der Kirchenbundspräsident einen Rückblick auf die Tätigkeit der vergangenen Jahre und zeigte die Richtung, in der er weiterarbeiten will „durch Bezeugen der Botschaft der Liebe in Worten und Handlungen auf sozialem, ökumenischem und politischem Gebiet“. Der Bundespräsident Dr. Tschudi überbrachte die Grüße und Glückwünsche der obersten Landesregierung. Er erwähnte, daß auf keinen Fall die Kirche sich der Mitarbeit und Verantwortung der Gestaltung des öffentlichen Lebens entziehen dürfe. Er wies besonders auf die „sozialethischen Verpflichtungen des Evangeliums“ hin und begrüßte die Schaffung eines kirchlichen Sozialinstitutes. Mit Nachdruck sagte er: „Wir wissen, welche verhängnisvollen Konsequenzen in unserem Jahrhundert die Auffassung hatte, christlicher Glaube und Politik hätten nichts miteinander zu tun.“ Er erwähnte weiter in seinen Ausführungen, daß sich die weltliche und geistliche „Gewalt“ anders gegenüberstünden als noch vor 50 und mehr Jahren.
Zunahme der Geschlechtskrankheiten
◆ Nach einer Untersuchung der New York Times sind die Geschlechtskrankheiten auf dem Weg, den Schnupfen vom Platz 1 der ansteckenden Krankheiten zu verdrängen. Vor allem die Zunahme von Gonorrhöe hat nach Meinung der Gesundheitsbehörden in den USA das Ausmaß einer Epidemie erreicht. Auch die Fälle der Syphilis nehmen wieder zu. Statistisch gesehen, so berichtet die Zeitung, stecke sich in den USA alle zwei Minuten ein Jugendlicher mit einer Geschlechtskrankheit an. Am stärksten sind die Geschlechtskrankheiten in der Gruppe der 20- bis 24jährigen verbreitet, gleich dahinter folgen 15- bis 19jährige Jugendliche. Der krasseste Fall wurde in Memphis (Tennessee) bekannt, wo sich ein 15jähriger von einem neunjährigen Mädchen angesteckt hatte. Die Gesundheitsbehörden führen die zunehmende Verbreitung von Geschlechtskrankheiten auf die freiere Sexualmoral und auch auf eine wachsende Promiskuität besonders unter Jugendlichen zurück.
„Bürgerlicher Tod“
◆ In dem westafrikanischen Staat Gabun ist eine neue Strafe eingeführt worden, die nach den Vorstellungen des Gesetzgebers in den Bereich zwischen lebenslanger Haft und Hinrichtung einzuordnen ist. Der zum „bürgerlichen Tod“ Verurteilte wird zwar noch am Leben bleiben, soll aber für seine Umwelt so gut wie tot sein. Die Regierung in Libreville wird die Strafe dann anwenden, wenn der Staatspräsident einen zum Tode verurteilten Menschen „begnadigt“. Der Verurteilte soll jedoch offiziell für tot erklärt und für die Zeit bis zu seinem (endgültigen) Tod an einen geheimen Ort gebracht werden, wo niemand außer den Wächtern Kontakt mit ihm aufnehmen darf. Für die Hinterbliebenen und für die Öffentlichkeit ist das Datum des „bürgerlichen Todes“ rechtskräftig.
„Der Reichtum“ der katholischen Kirche
◆ Nach den Worten des Papstes reichen die der katholischen Kirche in der Öffentlichkeit häufig zugeschriebenen „Reichtümer“ nicht einmal aus, um die bescheidensten und legitimen Bedürfnisse der Kirche zu befriedigen. Der Papst, der die finanzielle Lage der Kirche am Mittwoch während seiner wöchentlichen Generalaudienz im Petersdom erörterte, sagte, er wolle keine Entschuldigungen vorbringen, und fuhr fort: „Die Kirche muß arm sein und darüber hinaus auch arm erscheinen.“ Die Kirche sei sich auch der Notwendigkeit bewußt, daß die „Armut des Evangeliums sich vor allem dort manifestiert, wo das Evangelium gelehrt und vertreten wird, nämlich in der offiziellen Kirche, bei unserem eigenen Apostolischen Stuhl“.
Sex-Diskussion in der Kirche
◆ Den Mitgliedern einer presbyterianischen Kirche im New Yorker Stadtteil Brooklyn wurden Sex-Zeitungen, andere Erotika und eine Predigt über dieses Thema in Aussicht gestellt. Der Pfarrer kündigte an, er werde den Gottesdienst in seiner Kirche ganz der Diskussion über Sex widmen und nach seiner Predigt, die er unter das Thema „Die Sexmaschine“ gestellt habe, zu einer Aussprache unter dem Motto „Offene Saison für Sex“ anregen.
„Tanz — ein erotisches Übungsfeld“
◆ Nachdem in einer norddeutschen Großstadt durch eine Überprüfung untersucht wurde, wie Jugendliche zur Prostitution stehen, äußerte sich der Ordinarius für Sozialpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Braunschweig, Prof. Dr. Lutz Rössner nach einem Zitat des Schwarzwälder Boten wie folgt: „Es liegt immerhin nicht gerade fern, daß der Bereich der Prostitution in seiner erzieherischen Bedeutsamkeit überschätzt wird, daß pädagogische Vorurteile bei seiner Einschätzung wirksam werden können. Empirische Untersuchungen ‚am Ort‘ sind deshalb notwendig. ... Es dürfte sich auch von hier aus ein Zusammenhang bestätigen, der im Rahmen unserer Untersuchungen festgestellt worden ist, nämlich der, daß das Tanzen ein wesentliches und kultivierendes erotisches Übungsfeld ist und somit eine Gegensteuerung gegen weniger kultivierte Betätigungen leistet.“
Keine Arbeitslosenunterstützung für Langhaarige und Mädchen mit Miniröcken
◆ Im kalifornischen Bezirk Monterey wurde das Arbeitslosengeld für langhaarige Männer und Mädchen mit Superminiröcken gesperrt. Der Leiter des Arbeitsamtes begründete die Maßnahme damit, daß die betreffenden Personen „freiwillig die Möglichkeit für ihre Anstellung beschränken“. Eine Umfrage unter 900 Arbeitgebern des Bezirks habe ergeben, daß von ihnen nur 19 Prozent Männern eine Arbeit geben, die lange Haare haben. Nur drei Prozent würden Frauen in superkurzen Röcken anstellen.
Auffassung eines „liberalen“ Bischofs
◆ In einem Artikel der Abendzeitung wird die Einstellung eines amerikanischen Bischofs der Episkopalkirche im US-Bundesstaat Massachusetts beschrieben, der seiner Tochter gestattete, in einem Musical mitzuwirken, in dem sie sich entkleiden soll. Obwohl der Bischof die Nacktshow noch nicht gesehen hat, sagte er trotzdem: „Ich habe eine gute Vorstellung davon. ... Ich glaube, daß die junge Generation die richtige Einstellung zur Moral hat ... Man muß tun, was man für richtig hält, und dann soll man sich nicht darum kümmern, was andere Leute denken.“ Er läßt sich von den Erwägungen leiten: „Bühnenrollen sind knapp und hart umkämpft. Wenn man in einer solchen Situation vom großen Tuch der Gelegenheit einen Zipfel erwischen kann, sollte man zupacken.“ Seine Tochter begrüßte diese Auffassung und äußerte sich lobend über ihren Vater: „Er ist liberal und tolerant und einsichtig.“
Polizei streikt — Rechtsbrecher nutzen die Gelegenheit
◆ Die Mehrzahl der Polizisten nahm in drei schwedischen Städten, in Stockholm, Göteborg und Malmö, an einem Streik teil. Randalierende Jugendliche und Kriminelle nutzten die sich bietende Gelegenheit dazu, Geschäfte zu plündern, Gaststätten zu demolieren, Passanten zu belästigen, parkende Autos umzuwerfen und zu beschädigen usw. Auch Tankstellen und Alkoholgeschäfte wurden überfallen. Die streikenden Polizisten hatten sich krank gemeldet, um ihren Forderungen für eine bessere Besoldung Nachdruck zu verleihen. Von den 60 Streifenwagen, über die die Stadt Stockholm verfügt, waren nur zwei im Dienst.
Sexfilme überwiegen
◆ Wie die neueste Ausgabe der Zeitschrift Film-Echo/Filmwoche berichtet, geht aus einer Analyse des Angebotes der großen Verleihfirmen hervor, daß 79 von den 324 angekündigten Filmen zur Kategorie „Sexfilme“ in Deutschland gehören. In der aufgrund vereinfachender Gruppen-Zuordnung und unterschiedlicher Verleih-Zeiträume nicht ganz präzisen Untersuchung rangieren gesellschaftskritische Filme mit 43 an der Zahl auf Platz zwei. Danach folgen Kriminal-, Western- und Abenteuerfilme. Da viele Jugendliche regelmäßige Besucher der Kinos sind, werden hauptsächlich sie von dieser um sich greifenden Tendenz erfaßt.
Höchste Geschwindigkeit
◆ Die sowjetische Nachrichtenagentur TASS gab am 26. Mai 1970 bekannt, daß ein Passagier-Überschallflugzeug vom Typ Tu 144 bei einem Probeflug in einer Höhe von 16,3 km eine Reisegeschwindigkeit von 2 150 km/h erreicht habe. Diese Geschwindigkeit würde einen Rekord unter den Passagierflugzeugen darstellen.
Kommunistische Arbeitsphilosophie
◆ Nach der Meldung der Moskauer Zeitung Iswestija mußte ein sowjetischer Bürger sein Geschenk selbst bezahlen. Er wurde als bester Hauer im Schacht „Rußland“ ausgezeichnet und erhielt für seine Bestleistungen ein festlich übergebenes Anerkennungsgeschenk. Der Direktor lobte ihn: „Lieber Genosse Sulejmanow. Das Kollektiv unseres Schachtes ist stolz auf einen solchen guten Werktätigen, wie du es bist. Die Direktion und das Schachtkomitee haben daher beschlossen, dir ein bescheidenes Geschenk zu verehren, einen Rasierapparat der Marke ‚Jugend‘.“ Bei der nächsten Lohnabrechnung stellte Sulejmanow jedoch fest, daß man ihm den Gegenwert des Rasierapparates und noch etwas mehr vom Lohn abgezogen hatte. Der darüber aufgebrachte Arbeiter wollte den Direktor zur Rücknahme des Geschenks bewegen. Daraufhin erhielt er vom Direktor die Entgegnung, daß es von Undankbarkeit zeuge, nicht nur ihm, dem Direktor, sondern auch der Gewerkschaft und der Gesellschaft gegenüber, wenn er das Geschenk nicht annähme. Sulejmanow erwiderte daraufhin nichts mehr, sondern erlaubte sich nur noch die Frage, warum der Rasierapparat drei Rubel mehr gekostet habe, als im Geschäft angegeben wurde. Direktor Iwanzow berichtete freimütig, daß man zur Besorgung des Rasierapparates einen Gewerkschaftsaktivisten ausgewählt habe, der für seine Mühe wiederum ein Trinkgeld von drei Rubel, die er sofort in einer Halbliter-Flasche Wodka angelegt habe, veranschlagte. „Sieh mal, Sulejmanow“, meinte Iwanzow, „mehr hat der Aktivist nicht genommen. Er hätte ja auch noch auf deine Rechnung essen gehen können. Stell dir vor, was das dann gekostet hätte!“