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  • Eine Fahrt durch den Rifatlas
    Erwachet! 1970 | 22. Oktober
    • Eine Fahrt durch den Rifatlas

      Vom „Awake!“-Korrespondenten in Marokko

      DIE Nordküste Marokkos, von Tanger im Westen bis zum Seebad Saïdia-du-Kiss im Osten, wird vom Mittelmeer oder, wie die Alten sagten, vom Großen Meer bespült. Die Landschaft in diesem nordafrikanischen Staat ist nicht nur schön, sondern auch abwechslungsreich — es gibt hier Wüsten und Hochebenen, grüne Täler und hohe Schneeberge.

      Etwa dreißig Kilometer von der Mittelmeerküste entfernt, führt eine Autostraße von Al-Hoceima nach Tétouan. Diese Straße, die einen großen Bogen bildet, ist etwa 270 Kilometer lang, obschon die Entfernung zwischen den beiden Städten nur etwa 190 Kilometer beträgt. Die Straße ist so lang, weil sie durch gebirgiges Gebiet führt und Hunderte von Kurven macht, durch die man sich mühsam hindurchschlängeln muß.

      Von dieser Straße aus sieht man einige der höchsten Berge Marokkos. Ihre Hänge sind von Zedernwäldern bestanden. Auch sind diese Berge reich an Mineralvorkommen. Als wir drei das letztemal diese Fahrt machten, gerieten wir in ein Schneegestöber, dennoch kamen wir gut mit unserem kleinen Wagen über die Berge und um die Kurven. Möchtest du diesmal mitfahren? Was du auf dieser Fahrt sehen wirst, wird dich begeistern

      Allerlei Interessantes

      Betrachte zum Beispiel diesen Olivenhain, durch den wir jetzt fahren. Er trägt viele Tonnen köstliche Oliven, aus denen bekömmliches Öl gepreßt wird. Diese Bäume tragen, ohne daß der Mensch viel dazu beiträgt, jedes andere Jahr Frucht, die dem Menschen zugute kommt. Oder schau dir diese Weinberge an, durch die sich die Straße windet. Einer der Weine dieser Gegend heißt Beni Snassen; er ist nach einem Stamm benannt, der sich einst hier niederließ. Und die Blätter dieser Reben werden in manchen Ländern für die Zubereitung eines schmackhaften Gerichts verwendet. Man wickelt Reis und Schaffleisch darin ein.

      Schau jetzt einmal nach rechts. Die Rifkette ist so hoch, daß man von der Straße aus das Mittelmeer und einen der schönsten Strände Marokkos sehen kann. Dieser Strand erstreckt sich kilometerweit in westlicher Richtung. Du kannst dort unten auch Saïdia-du-Kiss sehen.

      Siehst du die Bewässerungskanäle, die hier unter der Straße durchführen? Die Eingeborenen nennen sie séguia. Der größte Teil dieses Wassers stammt wahrscheinlich aus dem Mittelmeer, wo es als Dampf aufgestiegen und dann in den Bergen in Form von Regen herabgekommen ist. Bevor es wieder in das Große Meer zurückströmt, bewirkt es, daß die ausgetrockneten Felder grünen und blühen und ihren Ertrag bringen.

      Nun fahren wir in nördlicher Richtung auf Al-Hoceima zu; diese Strecke ist ziemlich kurvenreich; es geht bergauf und bergab wie auf einer Achterbahn. Bald hast du sogar das Bedürfnis, dich alle Augenblicke festzuhalten, weil eine Kurve um die andere kommt. Wir haben von Targuist bis Chaouen, ein Viertel unserer ganzen Fahrt, 1 025 Kurven gezählt.

      Das letztemal haben wir hier bei dieser Kurve angehalten, um die kleine Lehmhütte zu photographieren. Die blau umrahmten Fenster hatten uns angelockt. Dieser blaue Strich, mit dem die Fenster umrandet sind, soll die Bewohner vor bösen Geistern schützen. Wir wollten auch einige der jungen verschleierten Frauen in ihren schönen bunten Gewändern photographieren, doch sie ließen es nicht zu. Nicht daß sie eine Abneigung gegen das Photographieren haben, doch von Fremden wollen sie nicht geknipst werden. Wenn diese Leute einen kennen, ist die ganze Familie gern bereit, sich photographieren zu lassen; auch wird man dann zu Pfefferminztee und Kuchen eingeladen. Obwohl wir ihre Sprache nicht sprechen, verstehen wir uns. Wir haben schon manche Tasse Tee mit diesen Menschen getrunken und uns nur durch Gesten und Lächeln mit ihnen verständigt.

      Der Rifatlas

      Von der nächsten Haarnadelkurve aus können wir Al-Hoceima sehen, das auf Felsen gebaut ist und das Meer überblickt. Die Straße führt nun nach Westen und dann nach Südwesten und beschreibt einen großen Bogen, der sozusagen bis Tanger reicht. Die Straße folgt viele Kilometer weit dem Grat, verläßt dann das Gebirge und führt in die Küstenebene nach Tétouan hinunter. Man hat den Eindruck, über das Rückgrat eines riesigen Dinosauriers zu fahren, der den „Gnadenstoß“ erhalten hat, hingestürzt ist und sich in den letzten Todesqualen windet; der Kopf liegt am Atlantik und der Schwanz am Mittelmeer.

      Merkst du, wie wir jetzt an Höhe gewinnen? Das bedeutet, daß es kühler wird. Die Sonne ist warm, aber im Schatten der Berghänge ist es recht frisch. Siehst du dort den Schnee auf dem Dschebel Tidirhin? Er ist 2 452 Meter hoch. In Ketama, das gerade vor uns liegt, kommen wir dann durch einen Zedernwald. Hier liegt immer noch viel Schnee; die Bäume sehen aus wie riesige Schneemänner. Die große Attraktion hier ist der Skisport.

      Die Straße führt jetzt talwärts und ist daher wieder kurvenreich. Es mutet merkwürdig an, nachdem wir kurz zuvor Schneefelder gesehen haben, wo der Schnee stellenweise noch 45 Zentimeter hoch gelegen hat, jetzt blühende Obstbäume zu sehen und junge Hirten, die bequem in ihrem Mantel oder Dschellaba auf dem Boden liegen. Welch ein friedliches Bild bieten doch die weidenden Schafherden.

      Aber schau mal hinüber zu jenen Hügeln! Siehst du, was sich dort langsam den Grat entlang bewegt? Es sieht aus wie Bäume, in Wirklichkeit aber sind es Männer, die riesige Reisigbündel auf den Schultern tragen.

      Am Fuße des Dschebel Tisuka liegt das Städtchen Chaouen. Wenn du so müde und so hungrig bist wie ich, dann wirst du froh sein, daß wir anhalten und uns die Füße etwas vertreten und dann zum Suk oder Markt gehen, um uns etwas zu essen zu holen. Dieser Stadtteil ist die „Neustadt“, die Altstadt, die Medina, liegt höher oben am Berg. Während wir zu Fuß hinaufsteigen, fallen uns die engen gepflasterten Gassen auf, die hellblau getünchten Mauern, in denen alle paar Schritte ein Durchgang zu sehen ist. Gib acht! Um die nächste Wegbiegung muß ein Esel kommen, denn man kann bereits die Stimme des Reiters hören, der ausruft „Balek, balek“ („Platz gemacht, Platz gemacht“). Die Satteltaschen oder chouari werden mit Waren vollgestopft sein, und es wäre nicht angenehm, von diesen gestoßen zu werden.

      Doch es ist schon spät. Wir müssen weiterfahren. Es scheint, daß die Straße es jetzt, da wir das Gebirge verlassen, müde wird, sich zu winden und zu schlängeln. Es wird allmählich dunkel, und man sieht fast nichts mehr, außer die Umrisse eines Esels oder die Silhouette eines blühenden Obstbaumes, der sich scheinbar uns zuwendet, während wir vorbeifahren, und uns zuwinkt, dann aber im Dunkel der Nacht verschwindet. Nun ist unsere Fahrt bald zu Ende.

  • Durstig?
    Erwachet! 1970 | 22. Oktober
    • Durstig?

      Wenn der menschliche Körper ein bis zwei Prozent von seinem Wasser einbüßt, macht sich meist Durst bemerkbar. Beträgt der Wasserverlust fünf Prozent, so werden Mund und Kehle trocken, und es treten vielleicht gar Halluzinationen auf. Ein Verlust von 15 Prozent hätte wahrscheinlich den Tod zur Folge.

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