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Wo die Gefahr liegtErwachet! 1976 | 22. Februar
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Wo die Gefahr liegt
VIELE Leute haben das Gefühl, ihre Umgebung gleiche einem Schlachtfeld. Da es so viele Verbrechen gibt, haben sie Angst, wenn sie aus dem Haus gehen.
Besonders schlimm steht es damit in den Vereinigten Staaten. Bei einer kürzlich durchgeführten Umfrage des Gallup-Instituts gaben 45 Prozent der befragten Amerikaner an, sie hätten Angst, nachts durch ihr Wohnviertel zu gehen. In größeren Städten sagten drei von vier Frauen, sie hätten Angst, nach Einbruch der Dunkelheit aus dem Haus zu gehen. Von allen sozialen Problemen halten Amerikaner das VERBRECHEN für das größte, viel größer noch als das der Arbeitslosigkeit und der hohen Lebenshaltungskosten. Haben sie Grund dazu? Eine Studie des Instituts für Technologie in Massachusetts läßt erkennen, daß sie allen Grund dazu haben. Die Studie ergab, daß die Zahl der Morde in den amerikanischen Städten erschreckend angestiegen ist. Es hieß darin: „Für einen 1974 geborenen amerikanischen Stadtjungen ist die Wahrscheinlichkeit, ermordet zu werden, größer, als sie es für einen amerikanischen Soldaten im Zweiten Weltkrieg war, im Kampf zu fallen.“ Es scheint unglaublich zu sein, aber die Situation ist tatsächlich so ernst.
Im Jahre 1974 wurden 20 500 Amerikaner ermordet, mehr als doppelt soviel wie 1965, neun Jahre zuvor. In der Bundesrepublik, wo die Kriminalität noch nicht solche Ausmaße erreicht hat, wurden 1974 1 306 Mordfälle verzeichnet. Zweifellos wird unser Leben durch Verbrechen bedroht, und die Bedrohung wird ständig größer.
Alle Verbrechen nehmen weltweit zu
Es besteht jedoch nicht nur die Gefahr, daß man ermordet wird, sondern auch, daß man vergewaltigt, überfallen, ausgeraubt oder bestohlen wird. All diese Verbrechen haben in noch größerem Ausmaß zugenommen als Mord.
Im Jahre 1974 stieg die Gesamtkriminalität in den Vereinigten Staaten gegenüber 1973 um 17 Prozent an; in der Bundesrepublik waren es 7,1 Prozent. US-Justizminister Edward Levi bezeichnete die Zunahme in seinem Land als „eine der erschreckenden Tatsachen des Lebens, die wir inzwischen als normal akzeptiert haben“.
Obwohl es in den Großstädten am gefährlichsten ist, nimmt doch die Kriminalität auch in den Vororten und in den Landgebieten schnell zu. In den Vereinigten Staaten ist die Zahl der Verbrechen im Jahre 1974 in den Vororten um 20 Prozent und in den Landgebieten um 21 Prozent gestiegen. Und in den ersten drei Monaten des Jahres 1975 hat allein die Zahl der Raubüberfälle in Städten mit 10 000 bis 25 000 Einwohnern um 53 Prozent zugenommen.
In der Bundesrepublik wurden im Jahre 1974 bei der Polizei 2 741 728 Straftaten angezeigt. Das ist aber gewissermaßen nur die Spitze des Eisberges. Das Bundeskriminalamt wies darauf hin, daß „immer nur die jährlich bekanntgewordenen, nicht die tatsächlich begangenen Straftaten verzeichnet sind, die nach dem Ergebnis der Dunkelfeldforschung insgesamt auf das Dreifache geschätzt werden“. Warum werden nicht alle Verbrechen angezeigt? Die Gründe sind Angst, Scham und die Ansicht, daß ohnehin nichts unternommen werde. Besonders schlimm sieht es in der BRD mit Diebstählen aus. 1,8 Millionen Diebstähle wurden angezeigt. Das sind 2/3 aller Straftaten. Man schätzt jedoch, daß die Zahl in Wirklichkeit noch viel größer ist — etwa zehnmal so groß wie die Zahl der angezeigten Diebstähle.
Ein Land nach dem anderen erlebt eine ähnliche Verbrechenswelle. Über die Situation in Italien berichtet die Zeitung The Guardian: „Es scheint, daß es in Rom niemand gibt, der noch keinen Raubüberfall in der Familie hatte.“
In der französischen Zeitung L’Aurore konnte man lesen: „Das Klima hier ist nicht mehr das gleiche wie früher. In der U-Bahn sind ehrliche Leute nachts nicht mehr unbekümmert. Sie haben es alle eilig. ... Auf der Straße drehen sie sich oft um.“
Der Spiegel schreibt, daß „sich die Deutschen zu einem Volk von Dieben entwickelt haben“.
Schutz — noch nie so gefragt wie heute
Heute ist man hauptsächlich um seine eigene Sicherheit und um die Sicherung seines Eigentums besorgt. Typisch ist der Kommentar eines New Yorker Kaufmanns: „Ich habe mein Geschäft vor 30 Jahren eröffnet und bin nur um den Gewinn besorgt gewesen; jetzt ist meine Hauptsorge, daß ich den Tag hinter mich bringe, ohne ausgeraubt zu werden oder das Leben zu verlieren.“
In Louisville (Kentucky) wurde ein Restaurantbesitzer in sechs Monaten dreimal ausgeraubt, und er sah sich gezwungen, bewaffnete Wächter anzustellen. „Es läuft darauf hinaus, daß man für seinen Schutz bezahlt“, erklärte er. Auch gewöhnliche Bürger ergreifen ähnliche Maßnahmen, stellen Privatwächter an und kaufen alle Arten von Sicherheitsvorrichtungen.
Eine Folge ist, daß das Geschäft mit Alarmanlagen blüht. In den Vereinigten Staaten soll es nahezu 6 000 Hersteller von Schutzvorrichtungen geben; vor fünf Jahren waren es nur etwa 1 000. Ihr jährlicher Umsatz übersteigt eine Milliarde Dollar.
Viele Häuser gleichen Festungen. Fenster werden durch Gitter gesichert, und Scheinwerfer erleuchten die Grundstücke. „Ich habe überall an meinem Haus Gitter angebracht“, erklärte eine Witwe aus Detroit. „Zuerst kam ich mir ein bißchen eingeschlossen vor, aber man gewöhnt sich daran.“ Immer mehr Leute sind bereit, diesen Preis zu zahlen.
Trotz dieser Maßnahmen fürchten sich viele, ihr Haus unbewacht zu lassen. Ein Mann aus Kalifornien sagte: „In unserer Stadt (25 000 Einwohner) traut man sich nicht, sein Haus für längere Zeit zu verlassen. Es vergeht kein Tag, an dem nicht jemand völlig ausgeraubt wird.“ In einigen Städten bezahlen Leute einen Wächter, der auf ihr Haus aufpaßt, während sie im Urlaub sind.
In den meisten Fällen mag es offensichtlich sein, wo die Gefahr liegt, aber das ist nicht immer so.
Unerwartete Gefahrenquellen?
Die meisten Morde werden zum Beispiel nicht von „kriminellen Elementen“ begangen, wie von Räubern oder Einbrechern. Vielmehr ist ein Drittel aller Opfer mit dem Mörder verwandt gewesen. Ein weiteres Drittel wird von Freunden oder Bekannten ermordet. Das bedeutet, daß nur etwa ein Drittel der Opfer von Fremden ermordet wird.
Bemerkenswert ist auch, daß Morde vielfach an arbeitsfreien Tagen begangen werden, zum Beispiel in der Weihnachtszeit. Der Soziologe Martin Wolfgang stellte in einer Überprüfung von 588 Morden in Philadelphia fest, daß etwa zwei Drittel der Opfer an Wochenenden getötet worden waren. Diesbezüglich konnte man in der Zeitschrift Psychology Today lesen: „Es sollte uns nicht überraschen, daß wir ermordet werden, während wir uns entspannen. Schließlich sind wir dann gewöhnlich mit denen zusammen, die uns am wahrscheinlichsten ermorden: unsere Verwandten, Freunde und Zechgenossen.“ Wußtest du das?
Du magst auch überrascht sein, zu erfahren, wer die meisten Verbrechen begeht. Es sind junge Leute. In den Vereinigten Staaten wurde 1974 nahezu die Hälfte (45 %) der schweren Verbrechen — Mord, Notzucht, Raubüberfall usw. — von Jugendlichen unter 18 Jahren begangen. Kinder unter 15 begehen dort mehr Verbrechen als Erwachsene über 25. Auch in der Bundesrepublik nimmt die Kriminalität unter Jugendlichen stärker zu als unter Erwachsenen.
Sogar ältere Straftäter fürchten die jüngeren. So sagte ein Straßenräuber aus Chicago: „Diese jüngeren Kriminellen sind krank. Sie haben kein Motiv für ihre Taten.“ Und ein New Yorker, der innerhalb von vier Jahren sechsmal überfallen wurde, warnte: „Paßt auf die Jugendlichen auf, das sind die Gefährlichen.“
Wirtschaftsverbrechen, zum Beispiel von Angestellten verübte Diebstähle, sind zwar nicht so offenkundig, schaden uns aber finanziell gesehen noch mehr als die übliche Kriminalität. Norman Jaspan, ein bekannter Experte für Wirtschaftsverbrechen, sagte: „Durch die Wirtschaftskriminalität werden Güter und Dienstleistungen um 15 Prozent verteuert.“ Aber auch das organisierte Verbrechen kommt uns teuer zu stehen. Der New Yorker Sonderstaatsanwalt Maurice Nadjari behauptete: „Von jedem Dollar, den wir ausgeben, gehen 23 Cent in die Taschen des organisierten Verbrechens.“
Ja, die Kriminalität bedroht nicht nur unsere Sicherheit, sondern raubt uns völlig aus. Der Polizeipräsident von Boston, Robert J. DiGrazia, gab kürzlich zu: „Wir können die Kriminalität nicht ausmerzen oder einschränken. Das geht über unsere Fähigkeiten hinaus.“
Warum haben Gesetzeshüter einen so schweren Stand im Kampf gegen das Verbrechen? Der folgende Bericht eines Großstadtpolizisten mag dir einen tieferen Einblick in die Probleme vermitteln.
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Warum der vergebliche Kampf gegen das Verbrechen?Erwachet! 1976 | 22. Februar
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Warum der vergebliche Kampf gegen das Verbrechen?
Lies, was ein erfahrener Polizeibeamter dazu sagt
KEINE Stadt hat so viel Gesamtkriminalität wie New York. In einem der letzten Jahre wurden hier mehr Menschen — 1 669 — ermordet, als in nahezu sieben Jahren durch die Kämpfe in Nordirland umgekommen sind.
Als New Yorker Polizeibeamter habe ich vierzehn Jahre lang miterlebt, wie alle möglichen Bemühungen, das Verbrechen einzudämmen, gescheitert sind. Der New Yorker Sonderstaatsanwalt Maurice Nadjari hatte recht, als er sagte: „Wir sind nicht mehr fähig, die Bürger vor Verbrechen zu schützen.“
Täglich werden Hunderte von New Yorkern ermordet, überfallen, vergewaltigt oder beraubt — fast jede Minute wird ein schweres Verbrechen angezeigt. Eine Schlagzeile in der New York Times, die über die Zunahme der Kriminalität in den ersten Monaten des Jahres 1975 gegenüber den gleichen Monaten des Vorjahres berichtete, lautete: „SCHWERE VERBRECHEN IN NEW YORK UM 21,3 % GESTIEGEN“. Kein Wunder, daß in vielen Stadtteilen New Yorker Bürger Angst haben, wenn sie aus dem Haus gehen. Sie sind gewissermaßen Gefangene in ihrer eigenen Wohnung.
Ist die Polizei daran schuld?
Besorgt und verärgert — und das verständlicherweise —, geben die Leute oft der Polizei die Schuld. Man sagt, wir seien zu dumm, das Problem zu lösen, oder zu faul. Die allgemeine Meinung ist, wir würden regelmäßig illegale Gelder annehmen, wie es in dem Film Serpico gezeigt wurde. Viele sagen, wir seien überheblich und würden uns über das Gesetz hinwegsetzen, denn wir selbst würden den Gesetzen nicht gehorchen, für deren Einhaltung wir sorgen sollten. Andere werfen uns vor, wir seien der Öffentlichkeit gegenüber gefühllos und würden verdächtige Personen brutal behandeln.
An diesen Beschuldigungen mag eine Spur Wahrheit sein, doch denke ich, daß sie im allgemeinen einen falschen Eindruck vermitteln. Die Arbeit der Polizei ist so geartet, daß leicht Mißverständnisse in der Öffentlichkeit aufkommen können. Es ist daher unfair, uns zu verurteilen, ohne unseren Standpunkt anzuhören. Wer sich unsere Seite anhört, wird nicht nur einen Einblick in die Gründe erhalten, weshalb das Verbrechen zunimmt, sondern wird auch besser verstehen, welche Frustrationen die Polizei erlebt und welchem Druck sie ausgesetzt ist.
Eine realistische Ansicht über die Polizei
Einige Personen sagen, ein Hauptgrund für die Ausbreitung der Kriminalität bestehe darin, daß die Polizei korrupt sei. Als Beweis mögen sie auf einen Bericht hinweisen, in dem es hieß, von 51 New Yorker Polizeibeamten, denen man „verlorengegangene“ Brieftaschen übergeben habe und die gebeten worden seien, sie abzugeben, hätten 15 das Geld eingeheimst (New York Times, 17. November 1973). Sieh dies jedoch in der richtigen Perspektive.
Wußtest du, daß bei einem später durchgeführten ähnlichen Test mit wahllos ausgesuchten New Yorkern 42 von 50 Personen unehrlich waren und das Geld behielten? In beträchtlichem Maße ist die Polizei lediglich ein Spiegelbild der Gesellschaft, von der sie ja ein Teil ist, nicht wahr? Und was Bestechungsgelder angeht, werden sie der Polizei nicht von der Öffentlichkeit angeboten?
Ich versuche nicht, Unehrlichkeit unter der Polizei zu rechtfertigen. Doch es ist gut, ein Gesamtbild zu haben. Zugegeben, es gibt Korruption. Aber tragen wir Polizisten nicht viel dazu bei, Verbrechen zu verhüten? Neigen die Leute nicht gewöhnlich eher dazu, das Gesetz zu beachten, wenn wir in der Nähe sind?
Ich möchte nur an das erinnern, was im Jahre 1969 geschah, als in Montreal (Kanada) 3 700 Polizeibeamte streikten. Die Kriminalität nahm in einem solchen Ausmaß zu, daß Regierungsvertreter sagten, die Stadt sei „von Anarchie bedroht“. Und glaube mir, in New York wäre es weit schlimmer. Ohne Polizei im Dienst täten die New Yorker gut daran, sich in ihren Wohnungen zu verbarrikadieren. Es wäre nicht mehr möglich, in der Stadt zu leben.
Was die Polizei erlebt
Um einmal zu zeigen, welche Enttäuschungen Polizeibeamte bei der Verbrechensbekämpfung oft erleben, möchte ich folgendes Erlebnis erzählen: Ein Kollege ertappte kürzlich eine Zwölfjährige und einen Dreizehnjährigen auf dem Treppenabsatz eines Hauses beim Geschlechtsverkehr. Er brachte das Mädchen zu ihren Eltern. Aber die Mutter sagte ihm, er solle sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern, und erklärte: „Sie ist jetzt eine junge Dame; sie kann es tun, wann immer sie will.“ In einer solchen Situation kommt sich der Polizeibeamte hilflos vor. Ich glaube, die heutige laxe Einstellung, man könne sich alles erlauben, trägt erheblich zur Zunahme der Kriminalität bei.
In den Ghettos vertritt der Polizist den Teil der Gesellschaft, von dem sich die Leute niedergetreten und in die Gosse gestoßen fühlen. In diesen Gegenden werden wir daher oft mehr als Bedrohung denn als Helfer betrachtet. Wenn wir zum Beispiel in ein Wohnviertel kommen, um einen Drogenschieber festzunehmen, kämpfen seine Nachbarn für den Schieber und gegen uns. Diese polizeifeindliche Haltung ist, glaube ich, ein weiterer Grund für die Zunahme von Verbrechen.
Ich erinnere mich noch an einen Vorfall im Bedford-Stuyvesant-Viertel in Brooklyn. Ein paar Burschen hatten ein Auto gestohlen und versuchten zu entwischen. Wir verfolgten sie, und sie verursachten einen Unfall, wobei der Wagen schwer beschädigt wurde. Wir umzingelten sie und befahlen ihnen mit gezogenen Waffen, sich an die Wand zu stellen. Doch bevor wir uns dessen versahen, kam eine große Menschenmenge zusammen und fing an, uns zu bedrohen. Ich kann dir sagen, die schönste Melodie, die ich je gehört habe, war das Heulen der Sirenen der Polizeiwagen, die uns zu Hilfe kamen.
Man muß solche Situationen erlebt haben, um das schreckliche Gefühl kalten Schreckens zu verstehen. Ich weiß, daß Kritiker geneigt sind, der Polizei vorzuwerfen, sie würde zu schnell von ihren Waffen Gebrauch machen und unnötig Gewalt anwenden. Aber es ist leicht, von einem sicheren Platz aus zu kritisieren. Ich glaube, die Kritiker hätten eine andere Ansicht, wenn sie bewaffneten Verbrechern gegenüberstehen müßten.
Die Situation ist erschreckend. Fast jeden Monat wird in unserer Stadt ein Polizeibeamter ermordet. Die Anzahl der Verbrechen ist unglaublich hoch. Ein Kollege erzählte kürzlich, daß eine Polizeistreife allein auf einer Streifenfahrt fünf Raubüberfälle — meist Überfälle auf Drugstoresa — zu behandeln hatte.
Sogar Mord ist eine Routinesache geworden, und die Polizei ist dagegen schon ziemlich abgestumpft. John Flores, der in dem gefährlichen 73. Polizeirevier in Brownsville arbeitete, erzählte ein Beispiel dafür. Auf einer Streife hatte er so viel zu tun, daß er plötzlich, als er ein Sandwich aß, bemerkte, daß er sich noch nicht einmal das Blut eines Ermordeten von den Händen gewaschen hatte.
In solchen Gegenden sind auch die Bewohner abgestumpft. Ein Mann hatte zum Beispiel seine Frau ermordet. Sie hatten zwölf Kinder, und während die Untersuchung im Gange war, spielten einige von ihnen im Haus Fangen, als ob nichts geschehen sei.
Doch warum verlieren wir den Kampf gegen das Verbrechen? Liegt der Fehler bei der Ausbildung der Polizeibeamten für ihren Beruf?
Ausbildung zur Verbrechensbekämpfung
Im Jahre 1961, als ich 24 Jahre alt war, nahm ich an einem Ausbildungskursus an der New Yorker Polizeiakademie teil. Dazu gehörte auch eine körperliche Ausbildung — Freiübungen, Judo und der Gebrauch von Waffen. Im Unterricht untersuchten wir die Tatbestandsmerkmale der verschiedenen Verbrechen und lernten, was alles zu einer Verhaftung gehört. Es ist nämlich nicht damit getan, daß man sagt: „Sie sind verhaftet!“ Ich lernte, was mit einer Person geschieht, die in Gewahrsam genommen wird, wie Fingerabdrücke genommen werden, wie der Betreffende fotografiert wird und welche Vorbereitungen sonst noch für die Gerichtsverhandlung zu treffen sind. Ich lernte auch, was für Beweise nötig sind, um eine Verhaftung vor Gericht begründen zu können.
Nach etwa fünf Monaten hatte unsere Klasse die Abschlußprüfung, und ich wurde dem 66. Polizeirevier, Borough Park (Brooklyn), zugeteilt. Dort machte ich meine Runde und fuhr gelegentlich in einem Streifenwagen mit. Es war befriedigend, Leuten zu helfen, Probleme zu lösen, und medizinische oder andere Hilfe zu leisten.
Ich haßte es jedoch, Strafzettel für Verkehrsvergehen zu vergeben, da die Leute immer in Wut gerieten. So hatte ich am Ende des Monats nicht die erwartete Zahl von Strafzetteln vergeben. Ich hätte sogenannte Grenzfälle ahnden müssen — zum Beispiel das Versäumnis, ein Fahrzeug völlig zum Stehen zu bringen, oder das Überqueren einer Kreuzung
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