Wir beobachten die Welt
Werkzeuge des Friedens?
● „Papst Johannes Paul II. hat Soldaten als ‚Werkzeuge der Sicherheit und der Freiheit der Völker‘ bezeichnet“, meldete die Augsburger Allgemeine. Der Papst sprach bei einer Meßfeier für Armeeangehörige aus 24 Ländern im Rahmen des von der katholischen Kirche ausgerufenen Heiligen Jahres auf dem Petersplatz in Rom. Den Soldaten, von denen die meisten in Uniform anwesend waren, rief er zu: „Diese eure Kraft ist notwendig für das Wohl eurer Mitbürger, für die Sicherheit eures Vaterlands, für das Gemeinwohl des inneren und internationalen Friedens!“ Diese Passage wurde mit großem Beifall aufgenommen, berichtete die Zeitung.
Kennern der Kirchengeschichte ist nicht unbekannt, daß man in den ersten Jahrhunderten u. Z. eine ganz andere Einstellung gegenüber Soldaten einnahm. In der katholischen Publikation Orientierung (Zürich, Nr. 20/82, S. 222) heißt es zum Beispiel über Martin von Tours (316—397 u. Z.): „Daß dieser hochberühmte Heilige des christlichen Abendlandes den Kriegsdienst aus christlicher Überzeugung quittierte, weil er es für unvereinbar hielt, zugleich Soldat und Christ zu sein, hat die katholische Theologie immer in eine gewisse Verlegenheit gebracht. Man hat diese Tatsache — bewußt oder unbewußt — einfach verschwiegen.“ Tatsächlich sagte „Sankt Martin“, der sich taufen ließ, als er schon Soldat war, um das Jahr 356 u. Z. zum römischen Kaiser Julian: „Bis heute habe ich dir gedient; gestatte nun, daß ich jetzt Gott diene. ... Ich bin ein Soldat Christi; es ist mir nicht erlaubt zu kämpfen.“
„Paradies auf Erden“
● Ein Reporter der Dachauer Nachrichten bemühte sich in lobenswerter Weise, Informationen über Jehovas Zeugen aus erster Hand zu sammeln. Er befragte Zeugen, hörte aufmerksam zu und zitierte sie selbst, um ihre biblischen Ansichten wiederzugeben. „Aus der Bibel sei indirekt auch das Jahr 1914 zu entnehmen, seit dem Jesus Christus als König in seinem Reich regiert“, schreibt er in den Dachauer Nachrichten vom 28./29. April 1984. „Von diesem Zeitpunkt an soll es noch eine Generation bis zu einer endzeitlichen Schlacht, genannt ‚Harmagedon‘, dauern. Dann wird Jehova über die Menschen richten.“ (Vgl. Matthäus 24:34; Offenbarung 16:16.) Abschließend stellte er fest: „Nun, jede Religion beansprucht für sich die Wahrheit. Glaubt man den Zeugen, dann werden wir nicht mehr lange auf das ‚Paradies auf Erden‘ oder die Verurteilung zum Tod warten müssen. Dies soll ja unmittelbar bevorstehen.“
Gewissensgründe respektieren
● „Wer als Arbeitsloser aus Gewissensgründen eine vom Arbeitsamt angebotene Arbeit ablehnt, darf nicht mit der Sperrung des Arbeitslosengeldes bestraft werden.“ So faßt die Zeitschrift betrifft:erziehung das Urteil eines deutschen Gerichts zusammen (AZ.: Sozialgericht Frankfurt S 1/AR-541/83). Wie berichtet wird, hatte ein Arbeitsloser die kaufmännische Beschäftigung in einer amerikanischen Kaserne abgelehnt, weil er dort hätte Arbeitsuniform tragen müssen und der Arbeitsvertrag außerdem die Teilnahme an einer jährlichen Schießübung vorsah. Der arbeitslose Kaufmann hatte die Arbeit aus Gewissensgründen abgelehnt. Das Sozialgericht Frankfurt erkannte dies an und traf die obenerwähnte Entscheidung.
„Schwere“ Erdbeben nehmen zu
● Weltweit gab es im Jahre 1983 siebzig „schwere“ Erdbeben. Dies teilte der Geologische Dienst der Vereinigten Staaten von Amerika mit. „Das waren 14 mehr als 1982 und 20 mehr als im Jahre 1981, aber nur eines weniger als 1980“, erklärte der Geophysiker Waverly Person. Ein Beben wird als schwer bezeichnet, wenn es eine Stärke von mehr als 6,5 auf der nach oben offenen Richter-Skala aufweist oder wenn es Menschenleben fordert und beträchtlichen Schaden anrichtet. In dem Bericht hieß es: „In den vergangenen zehn Jahren ist nahezu eine dreiviertel Million Menschen bei Erdbeben ums Leben gekommen, davon allein in China etwa 600 000 im Jahre 1976.“
Nur umstrittene Theorien
● „Kosmische Katastrophentheorien nehmen überhand“. So überschrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16. Mai 1984 (S. 31) einen Artikel, in dem es um das Verschwinden ganzer Tierarten von der Erde im sogenannten Erdmittelalter und in der Erdneuzeit geht. Das „plötzliche Verschwinden nicht nur der gesamten Mikrofauna und Mikroflora der Meere, sondern auch der großen Saurier, Ammoniten und anderer Tierarten“ wird z. B. auf den Absturz eines großen Meteoriten zurückgeführt, dessen pulverisierte Materie jahrelang die Sonne verdunkelt haben soll. Als Beleg werden erhöhte Gehalte an Platinmetallen in bestimmten Gesteinsschichten angeführt. „Kritiker weisen aber darauf hin“, schreibt die Zeitung, „daß die Datierung der geologischen Schichten keineswegs sehr genau ist.“ Doch noch umstrittener sind die jüngeren Forschungsergebnisse, die zu Theorien wie periodisches Artensterben, Meteoritenstürze auf die Erde und „Flug“ durch galaktische Dunkelwolken geführt haben. Dabei handelt es sich wohlgemerkt um Spekulationen. Einige Wissenschaftler waren bei ihren Untersuchungen zu völlig verschiedenen Ergebnissen gelangt. Die Zeitung kommt zu folgendem Schluß:
„Zunächst bleibt also vollständig offen, ob es überhaupt ein periodisches Artensterben gegeben hat und, falls das so gewesen ist, welche Ursache es dafür gibt. Zumindest die statistischen Untersuchungen sind derzeit offenbar noch viel zu ungenau. Im übrigen weisen ernst zu nehmende Forscher auf die vielfältigen Möglichkeiten irdischer Ursachen für das Verschwinden der Tierarten hin.“ Auch soll es u. a. Hinweise darauf geben, daß vor dem Ende der sogenannten Kreidezeit „die Luft- und die Meerwassertemperaturen beträchtlich sanken, was sich ebenfalls auf die Tierwelt ausgewirkt haben dürfte“.
Der Embryo empfindet mit
● „Wenn die Mutter lacht, freut sich auch das Ungeborene.“ Darauf wies die Ärztliche Initiative der „Aktion Sorgenkind“ zum Thema „Besondere Empfindsamkeit des noch ungeborenen Babys im Mutterleib“ hin (Bonner General-Anzeiger). Nach Angaben der Experten könnten Probleme der Mutter, z. B. Angst, Streß und Unbehagen, das Wohlbefinden des Ungeborenen so weit beeinträchtigen, daß eine Störung seiner Entwicklung eintrete und in schwierigen Fällen sogar eine Frühgeburt ausgelöst werden könne. Bereits von den Anfangsmonaten der Schwangerschaft an sei das Baby ein empfindsames, bald auch hörendes und fühlendes Wesen, das an den seelischen Regungen der Mutter teilnehmen könne. Etwa vom fünften Monat an seien die Berührungssinne des Kindes voll ausgeprägt. Zwar schlafe das Baby die meiste Zeit, doch „übe“ es in den Wachphasen schon: Es bewege sich, runzle die Stirn, spreize die Zehen, lutsche am Daumen und schwimme in der Fruchtblase umher.
Werbung untersagt
● Indien hat die Rundfunk- und Fernsehwerbung für Produkte untersagt, die dazu anregen, das Stillen zu ersetzen. Der Publikation Weltgesundheit ist zu entnehmen, daß die indische Regierung unlängst eine entsprechende Auflage als Teil einer Kampagne zur Förderung des Stillens erteilt hat.
Tiefverwurzelte Vorurteile
● Nur 24 Prozent der deutschen Bundesbürger lehnten gemäß einer Studie der Universität Köln antisemitische Vorurteile grundsätzlich ab. „Umfangreiche Diskussionen und Veröffentlichungen in den Massenmedien über den Holocaust, die Judenvernichtung in der nationalsozialistischen Zeit, hätten an der antisemitischen Einstellung vieler Bürger nichts geändert“, heißt es in der Studie, über die die Süddeutsche Zeitung berichtet. Man führt dies unter anderem darauf zurück, daß in der Bundesrepublik nur noch 30 000 Juden leben und „somit überlieferte Vorurteile auch in der jüngeren Generation durch die Begegnung mit jüdischen Mitbürgern nur schwer korrigiert werden können“. Generell sei der Antisemitismus bei Bürgern mit niedrigem Einkommen und schlechter Schulbildung höher als etwa bei Angestellten und Akademikern.
Echnaton und Nofretete
● Das Pelizaeus-Museum in Hildesheim — eine der größten Sammlungen ägyptischer Kunst — ist mit der Planung eines Echnaton-Nofretete-Museums in der mittelägyptischen Nilstadt Minia, rund 220 km südlich von Kairo, beauftragt worden. Es wird sich dabei um einen neuartigen Museumstyp handeln, in dem nur Monumentalstatuen, Kleinkunst sowie andere Objekte aus der Amarnazeit ausgestellt werden. Diese Epoche ist durch Pharao Echnaton (Amenophis IV.) und seine schöne Gemahlin Nofretete berühmt geworden. Es gibt Grund für die Annahme, daß in der Zeit zwischen der Regierung Echnatons (gehört zur 18. Dynastie) und der Regierung Merenptahs (Ende der 19. Dynastie) das Volk Israel das Land Kanaan eroberte (1473 v. u. Z.).
S 50014+81
● Hinter dieser nüchternen Katalogbezeichnung verbirgt sich die bisher stärkste bekannte Energiequelle des gesamten Universums. Es handelt sich dabei um einen Quasar, der von der Erde Milliarden von Lichtjahren entfernt ist. Die Entdeckung wurde jetzt in einem Rundschreiben des Steward-Observatoriums bekanntgegeben. „Die absolute Helligkeit des Objekts stellt alles Bisherige in den Schatten“, berichtet Die Umschau (8/84). Würde man den Quasar in einer Entfernung von etwa 650 Lichtjahren plazieren, dann würde er für die Erdbewohner ebenso hell wie die Sonne scheinen. (Die Erde ist von der Sonne acht Lichtminuten entfernt!)
Hektopascal statt Millibar
● Seit dem 1. Februar dieses Jahres wird in der Bundesrepublik Deutschland der Luftdruck nicht mehr in Millibar, sondern in Hektopascal angegeben. Wie der Deutsche Wetterdienst in Offenbach mitteilte, ändert sich nur das Maßsystem, nicht aber der Zahlenwert. 100 Pascal, also ein Hektopascal (hPa), entspricht einem Millibar. Mit dem Gebrauch der Maßeinheit erfolgt eine Anpassung an das weltweit verbindliche mks-System (in dem für Maßeinheiten der Mechanik Meter, Kilogramm und Sekunde verwendet werden). Die Maßeinheit des Drucks, benannt nach dem französischen Mathematiker, Physiker und Religionsphilosophen Blaise Pascal (1623—1662), wird wie folgt definiert: Ein Druck von einem Pascal (Abkürzung: Pa) wird ausgeübt, wenn ein Kilogramm Masse mit einer Beschleunigung von einem Meter pro Quadratsekunde auf eine Fläche von einem Quadratmeter wirkt (Schwäbische Zeitung).
Spielsucht des weißen Mannes ausgenutzt
● Die nordamerikanischen Indianer sind auf eine gute Einnahmequelle gestoßen: das Glücksspiel. In etwa einem Drittel der 167 staatlich anerkannten Reservate — die ihre eigene Gesetzgebung haben und in denen Bundes- und Landesrecht in der Regel nicht durchzusetzen sind — wurden Bingo-Spielhallen aufgebaut. „Die Indianer organisieren und kassieren, der weiße Mann spielt“, schreibt Die Welt. Im Morongo-Reservat beispielsweise hat das kalifornische Gesetz, das den Bingo-Hauptgewinn auf 250 Dollar beschränkt, keine Gültigkeit. Die „Rothäute“ garantieren eine nächtliche Ausschüttungssumme von wenigstens 20 000 Dollar. Abend für Abend kommen nun zahllose Spieler, die bis zu 120 Kilometer fahren, „um ihrer Spielleidenschaft zu frönen“.
Angst im Unterricht
● Jeder siebente Schüler erlebt starke Angst im Unterricht. Auch hat jeder siebente Schüler keine vertrauensvolle Beziehung zum Lehrer; jeder fünfte ist mit sich in der Schule nicht zufrieden. Bei einer Untersuchung an der Universität Hamburg wurden 44 Lehrer aller Schularten und ihre 1 039 Schüler einbezogen. Es wurde ermittelt, daß nur jede zweite Unterrichtsstunde in einer „sichtlich anregenden Arbeitsatmosphäre“ stattfinde und das Niveau der Denkleistungen bei fast zwei Dritteln der Schüler gering sei. Die Lehrer wurden in einer Mitteilung der Universität ermuntert, sich stärker mit ihren eigenen Ängsten auseinanderzusetzen, weil zwischen der Angst des Lehrers und lenkendem Verhalten ein Zusammenhang bestehe. Die Schüler würden zu erhöhtem selbständigem Denken und Urteilen gelangen, wenn sich Lehrer fördernd, nicht dirigierend verhielten.
Grüne Mauer
● Der berühmten Chinesischen Mauer soll nun eine grüne Mauer folgen. Die Chinesen wollen von der Mandschurei im Nordosten durch die Innere Mongolei hindurch nach Sinkiang einen 7 000 km langen Waldgürtel pflanzen. Er soll die jährlichen Sandstürme aufhalten oder sie in ihrer Wirkung abschwächen. Seit 1978 haben einige hunderttausend Chinesen bereits sieben Millionen Hektar Land mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt. Der Bau der grünen Mauer verschafft zahllosen Chinesen Arbeit (hobby, 5/84).