Wir beobachten die Welt
Lebenshaltungskosten im Jahre 1971 gestiegen
◆ Die Lebenshaltungskosten in der Bundesrepublik haben 1971 um 5,1 Prozent höher gelegen als 1970. Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände haben sich 1971 am stärksten Wohnungsnutzung und Dienstleistungen verteuert. Der Anstieg betrug gegenüber 1970 bei Wohnungsnutzung 6,9 und bei Dienstleistungen und Reparaturen 6,7 Prozent. Für Ge- und Verbrauchsgüter mußten die Verbraucher 5,1 Prozent und für Nahrungsmittel 3,8 Prozent mehr bezahlen als im Jahresdurchschnitt 1970.
Erfolge bei der Erforschung des Mondes während eines Jahrzehnts
◆ Der von der Erde 380 000 Kilometer entfernte Trabant war das Ziel von Experimenten in der Weltraumfahrt. Etwa jeder sechste Versuch schlug fehl, einige andere Unternehmen wurden Teilerfolge. In die Geschichte der Eroberung des Mondes waren bis Ende 1970 nach einem Jahrzehnt folgende hervorstechende Ereignisse eingegangen:
12. 9. 1959: Erstes von Menschenhand hergestelltes Objekt landet auf dem Mond
4. 10. 1959: Ersten Bilder von der Rückseite des Mondes werden übertragen
28. 7. 1964: Im Anflug auf den Mond Tausende von Fotos von der Mond-Vorderseite übermittelt
31. 1. 1966: Erste Sonde landet auf dem Mond und überträgt Fernsehbilder
31. 3. 1966: Eine Sonde wird erster künstlicher Satellit des Mondes
21. 12. 1966: Eine Sonde untersucht mechanisch die Bodenfestigkeit des Mondes
15. 9. 1968: Eine Sonde umfliegt den Mond und landet im Indischen Ozean
21. 12. 1968: Das erste Mal umfliegt ein bemanntes Raumfahrzeug den Erdtrabanten
16. 7. 1969: Zum ersten Mal landet ein bemanntes Raumschiff auf dem Mond
11. 9. 1970: Nach dem Sammeln von Bodenproben kehrt erstes wiederstartendes unbemanntes Fahrzeug zur Erde zurück
10. 11. 1970: Zum ersten Mal wird ein ferngesteuertes Fahrzeug zur Monderkundung ausgesetzt.
Tausend Stunden am Bildschirm
◆ Der Bürger der Bundesrepublik verbringt durchschnittlich im Jahr 1 000 Stunden vor dem Fernsehgerät, wohingegen er ungefähr 2 000 Stunden am Arbeitsplatz weilt. Bei einer Umfrage gaben 28,2 Prozent der Befragten an, daß Fernsehen ihre einzige Feierabend-Beschäftigung sei. 56,3 Prozent nannten das Fernsehen eine Freizeitbeschäftigung unter anderen.
Wirtschaftskriminalität durch Computer?
◆ In der Bundesrepublik zeichnet sich eine neue Form der Wirtschaftskriminalität ab. In Essen wurde vor der Jahresversammlung des Vereins gegen das Bestechungsunwesen daran erinnert, daß in einer Bank die geteilten Pfennigbeträge bei der Zinsberechnung auf ein Sonderkonto überwiesen und dadurch 400 000 Mark in einem Jahr „beiseite geschafft“ würden. Andere Fälle beträfen Rentenerschleichungen oder Betrügereien in Lager-Buchhaltungen.
Geistlicher Würdenträger heiratet Nonne
◆ Ausgerechnet jener geistliche Würdenträger, der im österreichischen Bundesland Steiermark für die Zölibatsprobleme zuständig war, hat jetzt selbst um die Rückversetzung in den Laienstand nachgesucht. „Ich will eine Nonne heiraten“, begründete der hohe Würdenträger seinen Antrag. „Lange Zeit habe ich mich bemüht, den Zölibat einzuhalten. Jetzt aber bin ich zu der Erkenntnis gekommen, daß Gott etwas anderes von mir verlangt.“ Die zukünftige Ehefrau des Priesters ist bereits aus dem Orden, dem sie bisher angehörte, ausgetreten.
Gewalttat auf Fernsehschirm inspiriert
◆ In den Sendungen der deutschen Fernsehanstalten werden wöchentlich mehr als 400 Verbrechen gezeigt. Diese Angaben unterbreitete der Vorsitzende der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, Rudolf Stefen. Er sieht zwischen den zahlreichen Verbrechensdarstellungen in den Massenmedien und der Zunahme der Gewalttaten einen Zusammenhang. Allein in den USA stieg in den letzten Jahren die Zahl der Notzuchtsdelikte um 121 Prozent und die der Verbrechen um 176 Prozent. Zu diesem Thema schrieb die Saarbrücker Zeitung vor kurzem: „Die Erkenntnis, daß die Flut der Bildschirm-Morde bei labilen Naturen den Wert eines Lebens herabspielen kann, scheint sich bei Wissenschaftlern immer mehr zu festigen. Und damit die Sorge, ob wir unser Unterhaltungsbedürfnis nicht am Ende sehr teuer bezahlen.“
Erster Gegenstand auf dem Mars
◆ Wie die Nachrichtenagentur Tass mitteilte, erreichte vor kurzem zum erstenmal ein auf der Erde gefertigter Gegenstand die Oberfläche des Mars. Die Sonde „Mars zwei“ stieß aus einer Umlaufbahn um den roten Planeten eine Kapsel ab, die auf der Oberfläche des Planeten niederging.
Richtiges Fernsehschauen
◆ Nach den gesammelten Erfahrungen der Ärzte kann allzu ausdauernder Fernsehkonsum sich schädlich auswirken, da ein Bewegungsmangel, eine Reizüberflutung, verkürzte Schlafzeit, ein Mangel an frischer Luft die Folge sein können. Die Anregungen der Ärzte sind daher folgende: Benutzung eines breiten und bequemen Sessels mit Rückenlehne, das Wechseln der Körperhaltung, aufstehen, um ein paar Schritte zu gehen oder einige Kniebeugen zu machen. Auch sollte ein genügend weiter Abstand von dem Apparat von ungefähr 3 bis 5 Metern eingehalten und eine Lichtquelle nahe am Apparat eingeschaltet werden. Bei auftretender Müdigkeit, Frösteln oder Augenjucken, bei Kopf- und Gliederschmerzen sollte man sofort abschalten.
Fernsehen wie Narkotikum
◆ Amerikanische Ärzte stellten fest, daß das Fernsehen auf Autofahrer wie ein Narkotikum wirken kann. Daher wurde dem Autofahrer nachdrücklich empfohlen, wenigstens 60 Minuten nach dem Fernsehen zu warten, um sich zu entspannen und „seine Nerven zur Ruhe kommen“ zu lassen, bevor er sich ans Steuer setzt. Autofahrer, die vom Fernsehgerät weg ins Auto steigen und losfahren, seien unruhig, führen leichtsinnig und litten unter leichter Erregbarkeit und „übersehen manche für sie wichtige Verkehrssituation“, schrieb der amerikanische Arzt Dr. E. Veltman. „Es ist nicht etwa die Fernsehhandlung, die nur selten so stark nachklingt, daß der Autofahrer noch geistesabwesend ist, sondern die leichtere Erregbarkeit, zu der er neigt, führt von der besonderen Aufmerksamkeit und Konzentration her, die das ständige Hinsehen auf den hellen Bildschirm verlangt. Es kommt zur Überreizung der Sehnerven und des vegetativen Nervensystems. Bei sensiblen Menschen kann das Fernsehen auch auf den Magen schlagen, wodurch beim Autofahren eine weitere Beeinträchtigung der Fahrsicherheit entsteht.“
Weltmeere vor dem „Sterben“
◆ Der berühmte Schweizer Tiefseeforscher, Prof. Dr. Jacques Piccard, hält es für möglich, daß die Ozeane in 25 bis 30 Jahren in leblose und verseuchte Gewässer verwandelt sind, wenn nicht unverzüglich Schritte für die Reinerhaltung unternommen würden. Die Befürchtung, daß dieser Zustand erst in 50 Jahren eintreten werde, sei möglicherweise eine „sehr optimistische Schätzung“. Zu den am meisten gefährdeten Gebieten zählte Piccard die Ostsee, die Adria und die übrigen Teile des Mittelmeeres. Gemäß seinen Ausführungen ergießen sich jährlich fünf bis zehn Millionen Tonnen Öl und Verbrennungsrückstände, 5 000 Tonnen Quecksilber und andere nicht genau feststellbare Mengen an Chemikalien — vor allem Insektizide — in die Weltmeere. Dadurch werde die Neubildung des Planktons, des Hauptnahrungsmittels der Meeresfauna äußerst gefährdet. Da heute schon einige Fischsorten Quecksilber aufzuweisen haben, werden eines Tages gewisse Fischarten ungenießbar und sogar vergiftet sein.
„Boxen ist Totschlag“
◆ Nach 10jähriger Forschungsarbeit gelangte Professor Friedrich Unterharnscheid, Leiter der Abteilung Neuropathologie und Psychiatrie an der Medizinischen Fakultät der Universität Texas, zu dem Schluß: „Boxen ist organisierter Totschlag!“ Auf dem Sportärztekongreß in Würzburg berichtete der Wissenschaftler seinen Fachkollegen, daß bei Untersuchungen an 250 ehemaligen Boxern 20 Prozent irreparable Hirnschäden ermittelt wurden: Sprechstörungen, schwankender Gang und Bewußtseinstrübungen waren typische Merkmale.
Auswirkungen der Beatmusik
◆ Da während des Tanzes nach Beat-Klängen einem 17jährigen Mädchen ein Magengeschwür Komplikationen bereitete, untersuchte Professor Ludwig Demling von der Erlanger Universitätsklinik mit einigen Mitarbeitern bei 23 jungen Leuten im Durchschnittsalter von 25 Jahren, wie sich Beatmusik auf den Magen auswirkt. Den Versuchspersonen wurde unter ganz normalen Verhältnissen eine halbe Stunde lang der Mageninhalt abgesaugt und dann die normale Sekretion von Magensaft bestimmt. Es folgte die musikalische Berieselung, während der kontinuierlich Magensaftproben entnommen wurden. Von den insgesamt 60 Versuchen entfielen 21 auf Beatmusik, 20 auf die „Kleine Nachtmusik“ und die „Linzer Sinfonie“ von Mozart sowie 19 auf Beethovens „Schicksalssinfonie“. Das Mädchen, deren Magenschicksal zu dem Test veranlaßt hatte, war unter den Versuchspersonen. Bei ihm verringerte sich bei der „Kleinen Nachtmusik“, die dem Mädchen bekannt war, die Produktion der Magensäure wie bei allen Versuchspersonen bei jeder Musik; während der Zeit jedoch, in der die 17jährige Beatmusik zu hören bekam, ließ die Magensäure-Produktion erheblich mehr nach. Die Frage ob die Lautstärke allein oder auch die Melodik für die Funktionsstörungen des Magens durch Musik verantwortlich ist, blieb offen.
Für einen Italiener war jedoch die Beatmusik offensichtlich schuld an folgendem Ereignis: Er hatte großzügigerweise ein Stück seines Anwesens für ein Beat-Festival zur Verfügung gestellt. Auf seiner in der Nähe liegenden Hühnerfarm lösten die lauten Klänge der Beatmusik eine Panik unter seinen Hennen aus, denn 200 Hennen erstickten, als sie sich in die äußerste Ecke der Farm drängten.
Akzeptiert die Kirche Homosexualität?
◆ Unter dieser Überschrift veröffentlichte die schwedische Kirchenzeitung Var kyrka eine anonyme Zuschrift vom „Kongreß der Homosexuellen“, der dieses Jahr in Uppsala abgehalten wurde. Es gibt in Schweden mehrere Vereinigungen von Homosexuellen, und angeblich gibt es in diesem Land zirka 250 000 Homosexuelle bei einer Gesamteinwohnerzahl von 8 Millionen. Die Zuschrift stellt folgende Fragen: Ist die Kirche bereit, Homosexuelle ohne jede moralische Verurteilung anzuerkennen? Ist sie bereit, durch Zusammenarbeit zwischen einem Theologen, einem Psychiater und einem Psychologen neue Ansichten über die homosexuelle Minoritätsgruppe zu erarbeiten, zu veröffentlichen und die Gemeindearbeiter darin zu unterweisen? Bezeichnend ist, daß die kirchliche Telefonseelsorge sich bereit erklärt hat, hilfesuchende Homosexuelle an die Vereinigung der Homosexuellen zu verweisen, und daß letztere einen Seelsorge-Konsulenten angestellt hat.
Wie viele Fahrzeuge auf den Straßen?
◆ Nach der neuesten Zahl des Kraftfahrt-Bundesamtes in Flensburg beleben derzeit 15,1 Millionen PKW, 50 000 Busse, 1,0 Millionen LKW, 1,5 Millionen Zweiräder und diverse andere Gefährte unsere Straßen. Somit wäre jeder dritte Passant, den man auf der Straße trifft, in Wirklichkeit ein Besitzer eines motorisierten Fahrzeuges, das er nur irgendwo geparkt hat.
Rentnerinnen stehlen am meisten
◆ Das Statistische Bundesamt gab bekannt, daß in der heutigen Zeit fünfmal so viele Frauen im Rentenalter zu Diebinnen werden wie Mitte der fünfziger Jahre. Der Bericht ließ erkennen, daß die Steigerung der Diebstahlsdelikte hauptsächlich Frauen zur Last falle, wobei die Zunahme der Kriminalität um so größer ist, je älter die Frauen sind. Bei Frauen unter 25 Jahren beträgt die Steigerung gegenüber 1955 rund 75 Prozent, bei den bis 40jährigen bereits 150 Prozent und bei den bis 60jährigen sogar 250 Prozent. Ladendiebstähle sind von 43 000 bekanntgewordenen Delikten auf 116 000 im Jahre 1969 gestiegen. Man nimmt an, daß nur 30 Prozent der Fälle aufgeklärt werden konnten.
Warum „Wirtschaftswunderkinder“?
◆ Bei der Eröffnung eines Bildungszentrums appellierte Bundespräsident Gustav Heinemann an den einzelnen, einen gewissen Hang zur Selbstzufriedenheit, ohne dabei an den Nächsten zu denken, zu vermeiden und sich nicht von dem Motiv leiten zu lassen, daß nur der Ansehen genieße, der „schnelle und spektakuläre Erfolge“ aufzuweisen habe. Er wies darauf hin, daß die Westdeutschen den Namen „Wirtschaftswunderkinder“ durch „die Freßwelle, die Urlaubswelle, die Autowelle und nicht zuletzt die ich- oder gruppenbezogene Welle eines rücksichtslosen Profitstrebens“ erhalten hätten.
Leopard als Vegetarier
◆ Wildhüter erlegten in dem großen Tierreservat „Krüger-Nationalpark“ in Südafrika einen alten weiblichen Leoparden, der es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, Haferflockenbrei aus den Kochtöpfen von Camping-Besuchern zu naschen. Der Leopard bevorzugte diese Kost, da ihm alle Zähne fehlten und er auf seine sonst üblichen Jagdgewohnheiten verzichten mußte.