Wir beobachten die Welt
Unsicherheit bei der Krebsdiagnose
◆ Professor Di Burema, Chef des Rotterdamer Gesundheitsamtes, hat das holländische Gesundheitsministerium und die Öffentlichkeit vor den Untersuchungsmethoden für Gebärmutterhalskrebs gewarnt, so berichtet der Kölner Stadtanzeiger. Eine sorgfältige Auswertung der statistischen Ergebnisse zeige, daß nur 5 von 1 000 Frauen von Gebärmutterhalskrebs befallen würden. Fünfmal so viele hätten jedoch positiv auf den Abstrich reagiert. Eine definitive Feststellung sei aber erst nach der Operation möglich, sagte Professor Burema. Entsprechende Gewebeuntersuchungen hätten ergeben, daß 84 von 100 operierten Frauen niemals an Krebs gelitten hätten. Nur 16 von den 100 operierten Frauen hätten wirklich Krebs gehabt. Daher würden bessere Untersuchungsmethoden gefordert.
Wie die Alten sungen ...
◆ Auch den meisten Singvögeln scheint die Gabe des Singens nicht ins Nest gelegt zu werden, sondern sie müssen das Singen von den älteren Vögeln lernen. Dies hat eine Studie des Ethologen Masakazu Konishi ergeben. Wenn man die Vertreter einiger Singvögelarten — Rotkehlchen, Drosseln, Lerchen, Finken und einige Arten singender Sperlinge — gleich nach der Geburt in schalldichten Räumen isoliert, so entwickeln sie anomale Melodien. Spielt man ihnen von einem Tonband eine Melodie vor, die der eigenen ähnlich ist, so singen sie später diese Variation. Die beste Zeit für das Erlernen des Singens fällt in die Periode von der zweiten bis zur siebenten Woche nach der Geburt. Hören sie dann nicht die richtige Melodie ihrer Art, so behalten sie den falschen Gesang bei und korrigieren ihn auch dann nicht mehr, wenn sie mit Vögeln ihrer Art zusammengebracht werden.
Das Haushuhn und die Ringeltaube entwickeln jedoch ihr volles Tönerepertoire, ohne je einen Ton von anderen gehört zu haben.
Der Spruch „Wie die Alten sungen, so zwitschern auch die Jungen“ deutet auf sorgfältige Beobachtung hin.
Atombomben sind Brandbomben
◆ Die über den japanischen Städten Hiroschima und Nagasaki zur Explosion gebrachten Atombomben töteten nach einer Analyse japanischer Wissenschaftler vermutlich insgesamt 250 000 Menschen.
Ein Drittel der von den Bomben freigesetzten Energie entfiel auf den „Wärmeblitz“, der im Explosionszentrum zu Temperaturen von 3 500 Grad führte. Noch in einer Entfernung von einem Kilometer wurden Temperaturen von 2 000 Grad erreicht. Ein Drittel der Menschen starb deshalb an Verbrennungen durch diesen Wärmeblitz, der auch für die Hälfte der in den ersten Tagen eingetretenen Todesfälle verantwortlich war. Wie es dazu in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung heißt, ist die Hälfte aller Todesfälle auf Verbrennungen zurückzuführen, die entweder durch den Wärmeblitz direkt erfolgten oder durch die von der Explosion ausgelösten Brände. In Hiroschima haben 70 000 von 76 000 Häusern gebrannt und in Nagasaki 18 000 von 51 000.
Warum sie noch in der Kirche sind
◆ Im Hamburger Abendblatt wurde eine Äußerung des Kirchenpräsidenten a. D., Martin Niemöller, veröffentlicht, die Aufschluß über die Gründe gibt, die wahrscheinlich viele Theologen veranlassen, gegen bessere Einsicht in der Kirche zu bleiben. Niemöller soll gesagt haben: „Wenn ich nicht Pension kriegte von der evangelischen Kirche von Hessen und Nassau, wäre ich aus der Kirche längst raus.“
Viele Blinde brauchten nicht blind zu sein
◆ Dies besagt ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation in Genf. In der ganzen Welt gibt es 16 Millionen Blinde. Zehn Millionen von ihnen hätten nicht erblinden müssen oder könnten immer noch auf Heilung hoffen, wenn die erforderlichen Mittel vorhanden wären.
Sicher sind die erforderlichen Mittel vorhanden, sie werden nur anders verwendet. Zum Beispiel werden von den Mitgliedern der Vereinten Nationen Unsummen für die Rüstung ausgegeben.
Zigarette als Vordroge
◆ Die Zigarette ist nach Ansicht von Dr. Kurt Biener vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin von der Universität Zürich eine „Einstiegsdroge“ für Haschisch. Wer dem Drogenmißbrauch vorbeugen wolle, müsse daher die Zigarette bekämpfen, erklärte er in der Schweizer Monatszeitschrift Pro Juventute.
Schrotthaufen im All
◆ Der Weltraum ist zu einem Schrotthaufen geworden, so berichtet die Süddeutsche Zeitung. Nach einer Untersuchung des Direktors der Sternwarte Bochum, Professor Heinz Kaminski, kreisen gegenwärtig 3 866 Objekte im Weltraum. Nur etwa zehn Prozent davon haben überhaupt noch eine Funktion als Wetter-, Nachrichten- oder Militärsatelliten. 90 Prozent sind, wie Kaminski sagte, ausgediente Objekte, die zum Teil mit einer möglichen „Lebensdauer“ bis zu 10 000 Jahren durch den Raum rasen.
Keine Buddhastatuen mehr als Souvenir
◆ Wie die AZ, Wien, berichtet, hat die thailändische Regierung mit Kabinettsbeschluß die Ausfuhr von Buddhastatuen untersagt. Besucher Thailands müssen künftig auf dieses traditionelle Souvenir verzichten. Damit soll die „demoralisierende Wirkung des touristischen Buddhahandels auf die Bevölkerung“ unterbunden werden. Wenn dieses Beispiel Schule macht — etwa in Italien —, so berichtet die Zeitung weiter, dann wird eine ganze Industrie, die Antonius- und Marienstatuen zu Hunderttausenden herstellt, brotlos.
Rock und Beat können Autofahrer aggressiv machen
◆ Musik aus dem Autoradio kann negative Auswirkungen auf die Fahrweise haben. Heiße und laute Musik macht aggressiv. Leise, zärtliche Musik lullt ein. Das ist das Ergebnis von zweijährigen Versuchen im Auftrag der „Aktion Verkehrsfamilie“. Südamerikanische Klänge ohne Text seien am besten geeignet, die Müdigkeit bei monotonen Nachtfahrten zu verbannen und den gewünschten Aufmerksamkeitsgrad zu erhalten. Schon vor einem Jahr hatte eine Umfrage unter den Lesern des Hamburger Abendblattes ergeben, daß Pop- und Rockmusik die Autofahrer im Alter von über 30 Jahren während der Hauptverkehrszeit nervös macht. Vielleicht sollten diese Feststellungen allen Programmgestaltern im Rundfunk ein Hinweis sein.
Ab 1978 neue Maßeinheiten
◆ „Die Tageshöchsttemperatur wird heute 308 Kelvin betragen.“ So oder ähnlich wird es ab 1978 beim Wetterbericht aus dem Lautsprecher schallen. Bei 303 Kelvin werden die Schulkinder hitzefrei haben. Die Temperatur wird dann nicht mehr wie bisher in Celsius sondern in Kelvin gemessen werden. Die Umrechnung ist nicht schwer. Da die Kelvinskala beim absoluten Nullpunkt von bisher minus 273 Grad Celsius beginnt, braucht man nur jeweils zu den Celsius-Angaben im Plusbereich 273 zuzuzählen und im Minusbereich diese von 273 abzuziehen.
Ein Auto wird keine 60 PS mehr unter der Haube haben, sondern nur noch 44 Kilowatt. Ein PS entspricht also 0,736 Kilowatt. Dieses Maß ist uns von der Elektrizitätswirtschaft schon lange bekannt und geläufig. Es wird dann bei der Messung von Leistung ausschließlich verwendet werden.
„Bitte vorn 1,8 Bar, hinten 2,0 Bar“, wird der Autofahrer zum Tankwart sagen und damit den Luftdruck in den Reifen meinen, der künftig in Bar gemessen wird. Die Umstellung ist auch hier sehr einfach: 1 atü ist gleich 1 Bar.
Wer auf Kalorien achtet, wird künftig mit höheren Zahlen rechnen müssen, denn 1 Kalorie wird 4,2 Joule (sprich: Dschuhl) werden.
Man rechnet damit, daß es lange dauern wird, bis sich die neuen Maßeinheiten durchgesetzt haben werden, denn obwohl wir seit langem das Kilogramm haben, rechnen viele immer noch mit Pfund und Zentner. Es wird dann jedoch ein einheitliches Maßsystem zur Verfügung stehen, das die Umrechnung und auch die internationale Verständigung erleichtert.
Alle elf Tage ein „Formtief“
◆ Aus einem Bericht über eine Tagung von Zyklusforschern geht hervor, daß man die Zahl der Autounfälle drastisch senken könnte, wenn der Bio-Rhythmus des Menschen mehr Beachtung fände. Der japanische Naturwissenschaftler Professor K. Tatai hat im Experiment mit berufsmäßigen Autofahrern festgestellt, daß der Mensch alle elf bis zwölf Tage ein „Formtief“ hat. Wenn man sich auf diese Leistungskrise einstellen würde, könnte man die Unfallhäufigkeit vermindern. Man kann noch nicht genau sagen, was die Ursache für diesen Leistungszyklus des Menschen ist. Doch hat Professor Gleissberg von der Frankfurter Universität einen „Oberzyklus“ gefunden, der offenbar alle auf der Erde vorkommenden rhythmischen Schwankungen beeinflußt. Er wies nach, daß es einen 80jährigen Sonnenzyklus gibt. Dieser könne an den Mammutbäumen in Nordamerika und an den Eisbergen Grönlands abgelesen werden.
Herzinfarktrisiko bei Frauen erhöht
◆ Die hormonale Empfängnisverhütung, die sogenannte Anti-Baby-Pille, steht als Risikofaktor für den Herzinfarkt bei Frauen nach übereinstimmender Ansicht britischer Mediziner gleichrangig neben anderen Risikofaktoren wie hohem Blutdruck oder Rauchen. Auch ohne zusätzliche Risikofaktoren seien Frauen, die die Pille nähmen, dreimal mehr gefährdet, einen Herzinfarkt zu erleiden, als Frauen, die keine solchen Verhütungsmittel einnähmen. Werde die Frau durch einen zusätzlichen Risikofaktor belastet, dann steige die Gefahr auf das 20fache, bei zwei zusätzlichen Risiken auf das 100fache. Seit dem Aufkommen der Anti-Baby-Pille sei die Zahl der Herzinfarkte bei jüngeren Frauen in den letzten 15 Jahren rapide gestiegen. Welche Ausmaße die Verbreitung der Anti-Baby-Pille inzwischen erfahren hat, wurde während der Kongreßmesse für Chemie berichtet. Demnach nehmen etwa 55 Millionen Frauen auf der ganzen Welt die Anti-Baby-Pille.
Jugendliche nur zum Teil arbeitsfähig
◆ Jeder dritte bis vierte Jugendliche ist wegen seiner schwachen Muskulatur oder wegen Schäden am Knochensystem nur beschränkt arbeitsfähig. Das ist das Ergebnis von Vorsorgeuntersuchungen an einer Million Jugendlichen vor ihrem Eintritt in das Berufsleben. Diese Angaben machte ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums auf dem 25. Deutschen Kongreß für ärztliche Fortbildung in Berlin.