-
Jakobs Bedrängnis und Gottes neuer BundDer Wachtturm 1980 | 15. Februar
-
-
Jakobs Bedrängnis und Gottes neuer Bund
„Ich [will] mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen“ (Jer. 31:31).
1, 2. (a) Welche Rolle spielten Jakob und Rahel in bezug auf das Volk Israel? (b) Mit welchen Worten wurde für Jakob unvergleichlicher Kummer vorhergesagt?
JAKOB und Rahel liebten sich. Jakob, später unter dem Namen Israel bekannt, wurde der Begründer der 12 Stämme des Volkes Israel. Rahel, seine Lieblingsfrau, wurde die Mutter des Stammes Benjamin. Der Stamm Juda geht auf Lea zurück, die Frau, die von Jakob weniger geliebt wurde. Der Name Jakob stand schließlich als Symbol für die ganze Nation, und Rahel galt als die Stammutter des ganzen Volkes Israel. Für Jakob wurde eine Bedrängnis vorhergesagt, wie es sie bis dahin noch nie gegeben hatte, und Rahel sollte die schmerzlichen Auswirkungen davon verspüren. Da diese Bedrängnis in den Tagen Jeremias, der in Anathoth im Gebiet des Stammes Benjamin lebte, eintreten sollte, wurde dieser Prophet zu den Worten inspiriert:
2 „Wehe! Denn groß ist jener Tag, so daß es keinen anderen seinesgleichen [in der Vergangenheit] gibt, und es ist die Zeit der Bedrängnis für Jakob. Doch wird er sogar daraus gerettet werden“ (Jer. 30:7).
3. (a) Weswegen würde Rahel untröstlich weinen? (b) Wann kam diese „Zeit der Bedrängnis“ über Jakob?
3 Was diese „Zeit der Bedrängnis“ ohnegleichen für die symbolische Rahel bedeuten würde, wurde in Jeremia 31:15 mit folgenden Worten vorhergesagt: „In Rama [einer Stadt im Gebiet Benjamin] wird eine Stimme gehört, Wehklage und bitteres Weinen; Rahel weint über ihre Söhne. Sie hat sich geweigert, sich trösten zu lassen über ihre Söhne, weil sie nicht mehr sind.“ Das bedeutete nicht, daß sie getötet worden wären, sondern daß sie aus ihrem Heimatland als Gefangene in ein Feindesland weggeführt worden waren. Jawohl, nach 18monatiger bedrängnisreicher Belagerung durch die Babylonier war die Stadt Jerusalem, die an der nördlichen Grenze Judas gegen das Gebiet des Stammes Benjamin lag, in Trümmer gelegt worden. Ihr Tempel war zerstört worden, der König, die Fürsten und die Priester waren gefangengenommen und die meisten Überlebenden ins Exil nach Babylonien weggeführt worden. Um die Mitte des siebenten Mondmonats (Tischri) des Jahres 607 v. u. Z. hatten auch die wenigen Juden, die zurückgeblieben waren, das Land des Königreiches Juda verlassen. Somit lag das Land nun ohne Menschen und Haustiere verödet da. Dieser Zustand sollte nach Gottes Beschluß 70 Jahre dauern.
4. Wann sollte Jakob aus der vorhergesagten Bedrängnis „gerettet“ werden?
4 Welch eine „Zeit der Bedrängnis“ für Jakob! Sie blieb ihm nicht erspart; er konnte ihr nicht entrinnen. Erst wenn das Land 70 Jahre vollständig verödet dagelegen hätte, sollten sich Gottes tröstende Worte erfüllen: „Doch wird er sogar daraus gerettet werden“ (Jer. 30:7). Wie sollte diese Rettung zustande kommen?
5. Mit welchen Worten tröstete Jehova Rahel, und wie erfüllte sich diese Verheißung?
5 Auf dieses Thema ging Jehova noch weiter ein, nachdem er Rahels Trauer über ihre Söhne vorhergesagt hatte: „Dies ist, was Jehova gesprochen hat: ‚„Halte deine Stimme zurück vom Weinen und deine Augen von Tränen, denn es gibt eine Belohnung für deine Tätigkeit“, ist der Ausspruch Jehovas, „und sie [deine Söhne] werden gewißlich aus dem Lande des Feindes zurückkehren“‘“ (Jer. 31:16). Das „Land des Feindes“ war Babylon (Micha 7:8-10). Die Gefangenschaft der „Söhne“ Rahels in Babylon sollte also enden. Diese Zusicherung gab Gott der trauernden Rahel mit den Worten: „‚Und es gibt eine Hoffnung für deine Zukunft‘, ist der Ausspruch Jehovas, ,und die Söhne werden gewißlich in ihr eigenes Gebiet zurückkehren‘“ (Jer. 31:17). Zum Erstaunen der ungläubigen feindlichen Nationen erfolgte diese Rückkehr in das eigene Land — Rama eingeschlossen — im Jahre 537 v. u. Z. (Neh. 7:30; 11:31-33). Welch eine wunderbare von Jehova bewirkte „Genesung“ nach einem derartig bedrängnisreichen nationalen „Zusammenbruch“ im Jahre 607 v. u. Z.!
6. Welche Veränderung würde Jehova für die Stadt Jerusalem herbeiführen, da er verheißen hatte, sie von ihren „Schlägen“ zu heilen?
6 Jehova sagte darüber: „‚Denn ich werde eine Genesung für dich herbeiführen, und von deinen Schlägen werde ich dich heilen‘ ist der Ausspruch Jehovas. ,Denn ein weggejagtes Weib nannten sie dich: „Das ist Zion, nach der niemand sucht.“‘ Dies ist, was Jehova gesprochen hat: ,Siehe, ich sammle die Gefangenen der Zelte Jakobs, und seiner Wohnstätten werde ich mich erbarmen. Und die Stadt [Zion oder Jerusalem] wird tatsächlich auf ihrem Schutthügel wieder erbaut werden; und der Wohnturm selbst wird an seiner rechtmäßigen Stelle stehen. Und von ihnen wird gewißlich Danksagung ausgehen und der Laut der Lachenden‘“ (Jer. 30:17 bis 19).
7. Was an diesem Ausspruch Jehovas zeigt, ob er zur Zeit der „Schläge“ den Gesetzesbund auflöste? Wie hatte sich das jüdische Volk dem Bund gegenüber verhalten?
7 Jehova ist ein „glücklicher Gott“, und er möchte, daß Personen, die in einem Bundesverhältnis mit ihm stehen, ebenfalls glücklich sind. Er lacht sogar. Seine Verheißung, daß die weggeführten Juden einmal wieder lachen würden, beweist, daß er den Gesetzesbund, der durch den Propheten Moses zwischen ihm und dem Volk Israel vermittelt worden war, nicht aufgelöst hatte. Die Israeliten hatten die Bestimmungen dieses Bundes übertreten. „Ferner“, so sagte Jehova zu ihnen, „bauten sie die Höhen Baals, die im Tal des Sohnes Hinnoms [südlich des Tempels von Jerusalem] sind, um ihre Söhne und ihre Töchter dem Molech [als Menschenopfer] durch das Feuer gehen zu lassen, etwas, was ich ihnen nicht gebot, noch kam es in meinem Herzen auf, diese Abscheulichkeit zu tun zu dem Zweck, Juda [das Königreich Juda] zum Sündigen zu veranlassen“ (Jer. 32:35).
8. Nach welcher Erfahrung, die die Israeliten verdienten, würden sie ein Volk für Jehova werden?
8 Aus diesen Gründen verdienten es die Israeliten, daß über das Königreich Juda und seine Hauptstadt Jerusalem das Unheil wie ein dahinfegender Sturm hereinbrach. Doch nachdem Jehova dies angekündigt hatte, sagte er in seiner Barmherzigkeit weiter: „‚Zu jener Zeit [der Wiederherstellung Israels]‘, ist der Ausspruch Jehovas, ,werde ich zum Gott werden allen Familien Israels; und was sie betrifft, sie werden mein Volk werden‘“ (Jer. 30:23 bis 31:1).
9, 10. Was würde Jehova in das Herz der wiederversammelten Israeliten legen, damit sie weiterhin in einem glücklichen Verhältnis zu ihm stehen könnten, und wie würde sich das auswirken?
9 Gott würde sie dann ihrem Verhalten entsprechend behandeln, ungeachtet ihrer unrühmlichen Vergangenheit. Er war auf ihr Wohl bedacht und gab ihnen die Gelegenheit, zu ihm weiterhin, ja bis auf unabsehbare Zeit in einem glücklichen Verhältnis zu stehen. Im Hinblick darauf sagte er:
10 „Siehe, ich bringe sie aus allen Ländern zusammen, wohin ich sie versprengt haben werde in meinem Zorn und in meinem Grimm und mit großem Unmut; und ich will sie an diesen Ort zurückbringen und sie in Sicherheit wohnen lassen. Und sie werden gewißlich mein Volk werden, und ich selbst werde ihr Gott werden. Und ich will ihnen e i n Herz und e i n e n Weg geben, damit sie mich allezeit fürchten, zum Guten für sie und für ihre Söhne nach ihnen. Und ich will mit ihnen einen auf unabsehbare Zeit dauernden Bund schließen, daß ich mich nicht hinter ihnen her davon abwenden werde, ihnen Gutes zu tun; und die Furcht vor mir werde ich in ihr Herz legen, damit sie nicht von mir abweichen. Und ich will über sie frohlocken, um ihnen Gutes zu tun, und ich will sie in diesem Land pflanzen in Wahrhaftigkeit mit meinem ganzen Herzen und mit meiner ganzen Seele“ (Jer. 32:37-43 und 31:27-30).
EIN BESSERER BUND
11, 12. (a) Wie lange existierte Jerusalem nach einem so vorzüglichen neuen Beginn, und warum konnte der Fehler nicht Jehova zur Last gelegt werden? (b) Wurde der Gesetzesbund durch die Zerstörung Jerusalems für null und nichtig erklärt, und was zeigte Jehova dadurch, daß er die Israeliten in ihr Land zurückführte?
11 Wie kam es aber, daß das wieder erbaute Jerusalem nach einem so vorzüglichen neuen Beginn nur weitere 606 Jahre existierte, das heißt bis zum Sommer des Jahres 70 u. Z.? Berücksichtigt man, daß sich Jehova durch die obigen Worte vertraglich gebunden hatte, sein Volk zu unterstützen, so konnte der Fehler sicherlich nicht ihm zur Last gelegt werden. Nicht aufgrund irgendwelcher Fehler seinerseits konnte die Notwendigkeit entstehen, einen neuen Bund zu schließen. Und dennoch kündigte er durch Jeremia an, daß er einen neuen und besseren Bund schließen werde. Die fleischlichen Israeliten sollten allerdings zuerst daraus Nutzen ziehen.
12 Im Jahre 1513 v. u. Z. hatte Jehova durch den Mittler Moses einen Gesetzesbund mit Israel geschlossen. Das war, 906 Jahre bevor Jehova durch Nebukadnezar, den König von Babylon, die Stadt Jerusalem und ihren Tempel zerstören ließ. Doch dadurch wurde sein Gesetzesbund nicht für null und nichtig erklärt. Jehova benötigte somit keinen andersartigen Bund, um die Wunde der Juden zu heilen, indem er sie aus dem Feindesland Babylon befreite und in ihr von Gott gegebenes Heimatland zurückführte. Durch diese Tat unterstrich er jedoch, daß er ihr Gott war, und versicherte ihnen, daß sie immer noch sein Volk waren und daß Zion oder Jerusalem nicht mehr einem „weggejagten Weib“ glich, nach dem niemand sucht.
13, 14. (a) Inwiefern würden die Israeliten, die dem Schwert der Eroberer entrannen, in eine Lage geraten, die einer „Wildnis“ glich, und wo suchten sie Ruhe zu finden? (b) In welchem Ausmaß würde Jehova den Israeliten Liebe erweisen, und mit welcher Eigenschaft würde er sie zu sich ziehen?
13 Jehova beabsichtigte, seine liebende Güte gegenüber seinem Bundesvolk auf hervorragende Weise unter Beweis zu stellen. Deshalb ließ er die Israeliten durch das Schwert ihrer Eroberer nicht vollständig ausrotten. Es sollte Überlebende geben. In einem feindlichen Land im Exil zu leben würde ihnen so vorkommen, als ob sie in einer Wildnis zelteten, in der sie keine echte Ruhe fänden, da es nicht das ihnen von Gott gegebene Heimatland wäre. Wenn sie sich in dieser „Wildnis“ reumütig an Jehova wenden würden, sollten sie in seinen Augen Gunst erlangen, da er seinen Bund mit ihnen nicht aufgelöst hatte. Über die erfreulichen Folgen sagte er voraus:
14 „‚Das Volk derer, die das Schwert überleben, fand Gunst in der Wildnis, als Israel wanderte, um seine Ruhe [in seinem Heimatland Palästina] zu erlangen.‘ Von fern her erschien mir Jehova selbst und sprach: ,Und mit einer Liebe auf unabsehbare Zeit habe ich dich geliebt. Darum habe ich dich mit liebender Güte gezogen. Noch werde ich dich wieder bauen, und du wirst tatsächlich wieder gebaut werden, o Jungfrau Israel. Du wirst dich noch mit deinen Tamburinen schmücken und tatsächlich ausziehen im Reigentanz der Lachenden. Du wirst noch Weingärten pflanzen in den Bergen Samarias [die früher zu dem Nordreich Israel gehörten]. Die Pflanzer werden gewißlich pflanzen und anfangen, sie zu nutzen. Denn da ist ein Tag, an dem diejenigen, die in der Berggegend von Ephraim [der führende Stamm des Nordreiches Israel] Ausschau halten, tatsächlich ausrufen werden: „O macht euch auf, und laßt uns nach Zion [Jerusalem] hinaufziehen, zu Jehova, unserem Gott!“‘“ (Jer. 31:2-9).
15, 16. (a) Wo würden gemäß der Prophezeiung alle 12 Stämme Israels die Anbetung Jehovas wiederaufnehmen? (b) Was würde danach geschehen, und wie sollte sich das auf Jehovas Volk auswirken?
15 Ja, alle südlichen und nördlichen Stämme Israels sollten wieder versammelt werden und sich wieder zur Anbetung Jehovas in Zion vereinen. Das bedeutete, daß Jakob (alle 12 Stämme Israels) aufgrund der bis auf unabsehbare Zeit währenden Liebe Gottes aus der „Bedrängnis“ gerettet werden würde, die für ihn mit der Verödung Jerusalems und Judas im Jahre 607 v. u. Z. ihren Höhepunkt fand (Jer. 30:7). Doch schon bevor diese „Bedrängnis“ eintrat, fühlte sich Jehova in seiner liebenden Güte veranlaßt, etwas noch Wunderbareres als das Wiederversammeln seines ins Exil weggeführten Volkes vorherzusagen:
16 „‚Siehe! Es kommen Tage‘, ist der Ausspruch Jehovas, ,da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen; nicht einen wie den Bund, den ich mit ihren Vorvätern schloß an dem Tage, da ich ihre Hand ergriff, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen, „welchen meinen Bund sie selbst brachen, obwohl ich selbst ihr ehelicher Besitzer war“ ist der Ausspruch Jehovas.‘ ,Denn das ist der Bund, den ich mit dem Hause Israel nach jenen Tagen schließen werde‘ ist der Ausspruch Jehovas. ,Ich will mein Gesetz in ihr Inneres legen, und in ihr Herz werde ich es schreiben. Und ich will ihr Gott werden, und sie selbst werden mein Volk werden.‘ ,Und sie werden nicht mehr ein jeder seinen Gefährten und ein jeder seinen Bruder lehren, indem sie sprechen: „Erkennet Jehova!“, denn sie alle werden mich erkennen, von ihrem Geringsten bis selbst zu ihrem Größten‘ ist der Ausspruch Jehovas. ,Denn ich werde ihre Vergehung vergeben, und ihrer Sünde werde ich nicht mehr gedenken‘“ (Jer. 31:31-34).
EIN NEUER MITTLER ERFORDERLICH
17. Weshalb sollten wir heute immer noch an dem neuen Bund interessiert sein? Wann war der Gesetzesbund bereits alt, so daß es an der Zeit war, ihn wegzutun?
17 Sind wir heute an diesem neuen Bund interessiert? Wir sollten daran interessiert sein, denn er ist immer noch gültig. Die Millionen Juden, die über die ganze Erde verstreut sind, beanspruchen jedoch nicht, unter diesem Bund zu stehen. Sie glauben, immer noch unter dem Bund zu stehen, der am Berg Sinai mit ihren Vorvätern geschlossen wurde. Das war vor mehr als 3 490 Jahren. Jehovas Verheißung eines neuen Bundes erging durch Jeremia vor mehr als 2 580 Jahren. Wenn jene Juden recht haben, warum hat dann Gott so lange damit gewartet, den verheißenen neuen Bund einzuführen? Der Gesetzesbund der Juden war vor mehr als 1 900 Jahren bereits alt, und es war offensichtlich an der Zeit, daß er weggetan wurde, um für den neuen Bund Platz zu machen. Verschwand der Gesetzesbund?
18. (a) Was deutete Gottes Verheißung eines „neuen Bundes“ in bezug auf den Gesetzesbund an? (b) Wie wurde das „Gesetz“ dem Volk Israel übermittelt?
18 Ein Jude, der als Schüler zu Füßen des berühmten Gamaliel, eines pharisäischen Lehrers in Jerusalem, gesessen hatte, schrieb darüber: „Indem er sagt ,einen neuen Bund‘, hat er den früheren für veraltet erklärt. Nun ist das, was veraltet ist und alt wird, dem Verschwinden nahe“ (Hebr. 8:13; 2. Kor. 3:14). Als dieser Jude seinen Brief an die christianisierten Hebräer in Jerusalem abfaßte, schrieb man ungefähr das Jahr 61 u. Z. In einem früheren Brief, den er an die Christenversammlungen in der römischen Provinz Galatien richtete, ist zu lesen: „Warum denn das ,Gesetz‘? Es wurde [dem abrahamischen Bund bezüglich des Samens] hinzugefügt, um [menschliche] Übertretungen kundzumachen, bis der Same [Abrahams] gekommen wäre, dem die Verheißung gegeben worden war; und es wurde durch Engel übermittelt durch die Hand eines Mittlers“ (Gal. 3:19).
19. Wenn für das Schließen des Gesetzesbundes Moses als Mittler erforderlich war, was ist dann diesbezüglich über den neuen Bund zu sagen, der ebenfalls zwischen Gott und Menschen geschlossen worden ist?
19 Der nicht namentlich genannte Mittler war Moses. Wenn schon für das Schließen des Gesetzesbundes ein Mittler zwischen Gott und unvollkommenen, sündigen Menschen erforderlich war, dann bedurfte das Schließen des neuen Bundes zwischen Gott und Menschen bestimmt ebenfalls eines Mittlers, auch wenn dieser in Jeremia 31:31-34 nicht erwähnt wird. Damals, zur Zeit Jeremias, war Moses schon lange tot. Weil er als Mittler gedient hatte, nannte man das Gesetz des alten Bundes „das Gesetz Mose“ (Apg. 15:5).
20, 21. (a) Wie gab Gott bei der Verheißung des neuen Bundes zu erkennen, daß es ein besserer Bund war als der frühere? (b) Was wollte Gott aus den Bundespartnern, den Israeliten, machen, wenn sie den Bund hielten?
20 Da der neue Bund ein besserer Bund war, bedurfte er eines besseren Mittlers als Moses. Beachten wir nun, wie der himmlische Stifter des neuen Bundes zu erkennen gab, daß es ein besserer Bund war als der frühere. Wie er sagte, sollte es sich nicht um einen Bund handeln „wie den Bund, den ich mit ihren Vorvätern schloß an dem Tage, da ich ihre Hand ergriff, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen, ,welchen meinen Bund sie selbst brachen, obwohl ich selbst ihr ehelicher Besitzer war‘“ (Jer. 31:32). Er hatte beabsichtigt, aus den Israeliten durch den Bund, den er mit ihnen nach ihrer Befreiung aus Ägypten schloß, etwas Besonderes zu machen. Daher hatte er zu ihnen gesagt:
21 „Wenn ihr meiner Stimme genau gehorchen und meinen Bund wirklich halten werdet, dann werdet ihr bestimmt mein besonderes Eigentum aus allen anderen Völkern werden, denn die ganze Erde gehört mir. Und ihr, ihr werdet mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation werden“ (2. Mose 19:5, 6).
22. (a) Was für eine Regierung sollte ein solches „Königreich von Priestern“ sein, und wofür würde sie sich eignen? (b) Für wen sollte diese „heilige Nation“ ein „besonderes Eigentum“ sein, und was für ein Verhältnis sollte zu ihm bestehen?
22 Mit den Worten „ein Königreich von Priestern“ ist eine Regierung gemeint, die den Bedürfnissen der ganzen Menschheit bestimmt vorzüglich entspricht. Ihre Priester vertreten Gott, den Retter der Menschheit, und dienen ihm. Dieses „Königreich von Priestern“ ist an sich ein Volk oder eine „Nation“, die so rein ist, daß sie als „heilig“ bezeichnet werden kann, geeignet, um von Gott gebraucht zu werden. Sie wurde von Gott aus allen Nationen der Erde ausgewählt. Sie sollte Gottes „besonderes Eigentum“ sein, wie auch eine Frau das besondere Eigentum ihres Mannes ist. Ja, Gott verglich die erlösten Israeliten als Nation mit einer Frau, indem er sagte, daß er „ihr ehelicher Besitzer war“. Doch statt ihm als Frau untertan zu sein, indem sie seinen heiligen Bund gehalten hätte, setzte sich die Nation über die besonderen Verpflichtungen hinweg, die dieses begünstigte Verhältnis mit sich brachte (Jer. 3:1-3, 20). Sie verdiente es, durch Scheidung entlassen zu werden.
23. Bewährte sich der Gesetzesbund? Was unternahm Gott im Hinblick auf die für die Menschheit vorgesehene vorzügliche Regierung?
23 Aus der späteren Geschichte dieses Bundesvolkes Jehovas wissen wir, daß es zu keiner dauerhaften Besserung kam. Somit kann nicht bestritten werden, daß sich der durch Moses vermittelte Gesetzesbund nicht bewährte. Wir können daher froh sein, daß Gott sich nicht davon abhalten ließ, für dieses begehrte „Königreich von Priestern“ zu sorgen. Im Hinblick auf diese vorzügliche Regierung ersetzte er den alten Bund durch einen besseren.
-
-
Aus den Diensten des ‘einen Mittlers zwischen Gott und Menschen’ Nutzen ziehenDer Wachtturm 1980 | 15. Februar
-
-
Aus den Diensten des ‘einen Mittlers zwischen Gott und Menschen’ Nutzen ziehen
1. (a) Warum sind die Juden heute nicht an einem neuen Bund interessiert? (b) Wer allein konnte den neuen Bund schließen und einen Mittler dafür aussuchen?
KEIN einziger der 152 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen ist heute daran interessiert, mit Jehova, dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, einen Bund zu schließen. Nicht einmal den 15 000 000 Juden, die über die ganze Erde verstreut sind, ist daran gelegen. Trotz der Prophezeiung aus Jeremia 31:31-34 klammern sie sich an die Vorstellung, immer noch unter dem durch Moses vermittelten Gesetzesbund zu stehen. „Weil sie die Gerechtigkeit Gottes nicht erkannten, sondern [durch das Bestreben, den Gesetzesbund zu halten] ihre eigene aufzurichten suchten, unterwarfen sie sich nicht der Gerechtigkeit Gottes“, der Gerechtigkeit, die ihnen durch den neuen Bund hätte zuteil werden können (Röm. 10:1-3). Jehova, der Gott wahrer Gerechtigkeit, beabsichtigte die Einführung des neuen Bundes. Er allein konnte ihn schließen und den passenden Mittler dafür aussuchen.
2. Mit wem würde Jehova den neuen Bund schließen, und was würde er durch diesen Bund hinsichtlich ihrer Vergehung und Sünde sowie ihrer Erkenntnis über ihn tun?
2 „‚Siehe! Es kommen Tage‘, ist der Ausspruch Jehovas, ,da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen ...‘ ,Denn das ist der Bund, den ich mit dem Hause Israel nach jenen Tagen schließen werde‘ ist der Ausspruch Jehovas. ,Ich will mein Gesetz in ihr Inneres legen, und in ihr Herz werde ich es schreiben. Und ich will ihr Gott werden, und sie selbst werden mein Volk werden.‘ ,Und sie werden nicht mehr ein jeder seinen Gefährten und ein jeder seinen Bruder lehren, indem sie sprechen: „Erkennet Jehova!“, denn sie alle werden mich erkennen, von ihrem Geringsten bis selbst zu ihrem Größten‘ ist der Ausspruch Jehovas. ,Denn ich werde ihre Vergehung vergeben, und ihrer Sünde werde ich nicht mehr gedenken‘“ (Jer. 31:31-34).
3. Von wessen Auftreten hing die Zeit der Schließung des neuen Bundes ab, und spielte Moses dabei eine Rolle?
3 Wann schloß Jehova diesen neuen Bund „mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda“? Die Zeit dafür hing von dem Mittler ab, den Jehova für den Bund aussuchte. Es war nicht nötig, daß Moses von den Toten auferweckt wurde, um den neuen Bund zu vermitteln. Er konnte für diejenigen, die unter diesem Bund stehen würden, keine größere Hilfe sein, als er es für die Israeliten war.
4. Wer ist gemäß einem Schüler des pharisäischen Lehrers Gamaliel der von Gott bestimmte Mittler des neuen Bundes?
4 Wir werden nicht im unklaren darüber gelassen, wer der erforderliche Mittler war. Dazu wenden wir uns einem inspirierten Brief zu, der an Hebräer geschrieben wurde, und zwar von einem Hebräer, einem Juden, der als Schüler zu Füßen Gamaliels gesessen hatte, jenes berühmten pharisäischen Lehrers aus dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Über den Unterschied zwischen Moses und dem neuen Mittler schrieb er: „... wie Moses, als er daran war, das Zelt zu vollenden, den göttlichen Befehl erhielt: Denn, so sagt er: ,Sieh zu, daß du alle Dinge nach ihrem Muster machst, das dir auf dem Berge [Sinai] gezeigt wurde.‘ Nun hat aber Jesus einen vorzüglicheren öffentlichen Dienst erlangt, so daß er auch der Mittler eines entsprechend besseren Bundes ist, der aufgrund besserer Verheißungen gesetzlich festgelegt worden ist“ (Hebr. 8:5, 6). „... und Jesus, dem Mittler eines neuen Bundes, und dem Blut der Besprengung, das auf bessere Weise redet als Abels Blut“ (Hebr. 12:24).
5. Wie zeigte Jesus vor seinem Tod, daß er erkannt hatte, daß die Zeit gekommen war, den Gesetzesbund durch den neuen Bund zu ersetzen?
5 Jesus wußte, daß für Jehova die Zeit gekommen war, den alten Bund, den Gesetzesbund, durch den neuen Bund zu ersetzen. Daher führte er in der Passahnacht, am Freitag, dem 14. Nisan 33 u. Z., vor seinem Tod eine Feier zum Gedenken an seinen Opfertod ein. Als er den Gedächtnismahlbecher mit dem Wein nahm, sagte er zu seinen elf treuen Aposteln: „Trinkt daraus, ihr alle; denn dies bedeutet mein ,Blut des Bundes‘, das zugunsten vieler zur Vergebung der Sünden vergossen werden wird“ (Matth. 26:27, 28). Der Apostel Paulus gibt diese Worte so wieder: „Dieser Becher bedeutet den neuen Bund kraft meines Blutes. Tut dies immer wieder, sooft ihr ihn trinkt, zur Erinnerung an mich“ (1. Kor. 11:25). Fast drei Tage lag Jesus tot in einer Gedächtnisgruft und konnte nicht als Mittler dieses neuen Bundes tätig werden.
6. Was war erforderlich, damit unter dem neuen Bund, wie Gott gesagt hatte, die Vergehung vergeben und der Sünde nicht mehr gedacht werde?
6 Um den neuen Bund rechtswirksam zu machen, bedurfte es eines Opfers, wenngleich in Jeremia 31:31-34 davon nicht die Rede ist. Ein Opfer war erforderlich, da Gott bei der Ankündigung des neuen Bundes gesagt hatte: „Ich werde ihre Vergehung vergeben, und ihrer Sünde werde ich nicht mehr gedenken“ (Jer. 31:34). Das Blut von Tieropfern wurde sowohl beim Schließen des Gesetzesbundes als auch bei der Reinigung bestimmter Geräte verwendet. Demgemäß besprengte der Mittler Moses „das Zelt und alle Gefäße des öffentlichen Dienstes gleicherweise mit dem Blut. Ja, fast alle Dinge werden mit Blut gereinigt nach dem ,Gesetz‘, und ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung“ (Hebr. 9:21, 22). Als Jesus am Sonntag, den 16. Nisan 33 u. Z. auferweckt wurde, besaß er immer noch den Wert seines Blutes. Das wird in Hebräer 13:20 mit den Worten angedeutet: „Der Gott des Friedens [hat] ... den großen Hirten der Schafe mit dem Blut eines ewigen Bundes, unseren Herrn Jesus, von den Toten heraufgebracht.“ (Siehe auch Johannes 10:11.)
7. Was bewirkt Christi Blut, das um des neuen Bundes willen vergossen wurde, hinsichtlich des Gewissens und im Interesse der von Gott „Berufenen“?
7 Da der neue Bund durch ein besseres Opfer rechtswirksam gemacht wurde, wurde den christianisierten Hebräern die Frage vorgelegt: „Wieviel mehr wird das Blut des Christus, der durch ewigen Geist sich selbst ohne Makel Gott dargebracht hat, unser Gewissen von toten Werken reinigen, damit wir dem lebendigen Gott heiligen Dienst darbringen können?“ Weil Christi Blut die Kraft hat, uns von der Sünde zu reinigen, die uns verurteilt, heißt es weiter: „Darum ist er also Mittler eines neuen Bundes, damit die [von Gott] Berufenen die Verheißung des ewigen Erbes empfangen könnten, weil zu ihrer Erlösung durch Loskauf von den Übertretungen unter dem früheren Bund ein Tod eingetreten ist“ (Hebr. 9:14, 15). Aber wann begann Christi Blut das Gewissen jener christianisierten Hebräer zu reinigen, die unter „dem früheren Bund“, dem Gesetzesbund, gestanden hatten, der am Berg Sinai durch Moses vermittelt worden war?
8. Wann begann Christi Blut das Gewissen der christianisierten Hebräer zu reinigen, die unter dem Gesetzesbund gestanden hatten?
8 Das geschah nicht bei Christi Auferstehung, sondern am fünfzigsten Tag danach, das heißt am Pfingsttag, nachdem er in den Himmel aufgefahren und in Gottes Gegenwart gelangt war, „in den Himmel selbst, um nun vor der Person Gottes für uns zu erscheinen“ (Hebr. 9:24).
9. Was wurde in bezug auf die beiden Bündnisse bewiesen, als Petrus am Pfingsttag zu den in ihrem Gewissen beunruhigten Juden sagte, ihre Sünden würden vergeben, wenn sie sich im Namen Jesu Christi taufen ließen?
9 An jenem Pfingsttag hielt der Apostel Petrus vor Juden und beschnittenen jüdischen Proselyten eine Rede, die ihr Gewissen beunruhigte. „Was sollen wir tun?“, so fragten sie. Petrus antwortete: „Bereut, und ein jeder von euch lasse sich in dem Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden taufen, und ihr werdet als freie Gabe den heiligen Geist empfangen“ (Apg. 2:37, 38). Die Tatsache, daß ihnen die Vergebung der Sünden, die sie bereuten, in Aussicht gestellt wurde, bewies, daß Gottes neuer Bund mit der Vorkehrung zur Vergebung von Sünden an jenem Tage wirksam geworden war. Außerdem war ja der alte Bund, der Gesetzesbund, bereits an Jesu Marterpfahl genagelt worden (Eph. 2:15, 16; Kol. 2:14; Hebr. 8:8-13; Jer. 31:34).
10. Wie hob Petrus diese Tatsache wenige Tage danach hervor, als er zu den im Tempel versammelten Juden sprach, die am Tod Jesu mitschuldig waren?
10 Die gleiche Tatsache hob Petrus wenige Tage danach hervor, als er zu den im Tempel versammelten Juden, die sich am Tod Jesu mitschuldig gemacht hatten, sagte: „Bereut daher und kehrt um, damit eure Sünden ausgelöscht werden, so daß Zeiten der Erquickung von der Person Jehovas kommen mögen und er den für euch bestimmten Christus sende, Jesus, den allerdings der Himmel bei sich behalten muß bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten der alten Zeit geredet hat.“ Abschließend sagte Petrus: „Gott hat seinen Knecht, nachdem er ihn erweckt hatte, zuerst gesandt, um euch zu segnen, indem er einen jeden von euch von euren bösen Taten abwendet“ (Apg. 3:19-21, 26).
„MITTLER“ FÜR WIE VIELE?
11. Welche Tatsachen zeigen, daß Gott den neuen Bund weder mit dem Haus Israel noch mit dem Haus Juda schloß?
11 Schloß jedoch Gott den neuen Bund mit dem natürlichen, fleischlichen „Haus Israel“ und mit dem natürlichen, fleischlichen „Haus Juda“? Wie wäre das möglich gewesen, wenn doch die fleischlichen Juden dieser beiden „Häuser“ den voraussichtlichen Mittler des neuen Bundes auf gewaltsame Weise verworfen hatten und als Nation an dem betreffenden Tag im Tempel in Jerusalem das Pfingstfest feierten? Gott konnte den neuen Bund nicht mit ihnen schließen. Er hatte vor, ihn mit dem neugeborenen christlichen Israel, dem geistigen Israel, zu schließen, dessen Geburt an jenem Pfingsttag erfolgte, als der heilige Geist auf ungefähr 120 getaufte Jünger Jesu Christi fiel (Apg. 11:15). Sie hatten nicht im Tempel gewartet, sondern in einem Obersaal in Jerusalem. Dort wurden diese Jünger, die bereits getauft waren, von Gottes Geist gezeugt, wodurch sie geistige Kinder Gottes wurden — „das Israel Gottes“. Als solche geistigen Kinder wurden sie durch den himmlischen Mittler, Jesus Christus, den größeren Moses, in den neuen Bund aufgenommen (Apg. 2:1-36; Joel 2:28, 29; Joh. 3:3, 5; Gal. 6:16).
12. Auf wen dehnte sich Jesu Zuständigkeit als Mittler gemäß der von Gott vorgesehenen Reihenfolge im darauffolgenden Jahr aus?
12 Jesus Christus ist also im Himmel und dient dort als Mittler zwischen Gott und den geistigen Israeliten, während diese als Männer und Frauen immer noch im Fleische sind. Die Zahl der Glieder dieser kleinen „heiligen Nation“ ist zwar begrenzt, dennoch dehnte sich Jesu Zuständigkeit als Mittler auf immer mehr Personen aus, da Gott die verschiedenen Gruppen nach einer bestimmten Reihenfolge in den neuen Bund aufnahm. Ab Pfingsten des Jahres 33 u. Z. war Jesus etwa ein Jahr lang nur der Mittler jener geistigen Israeliten, die aus den fleischlichen Juden und den beschnittenen jüdischen Proselyten gekommen waren. Ungefähr 3 000 von diesen wurden am Pfingsttag des Jahres 33 u. Z. dem geistigen Israel hinzugefügt (Apg. 2:10, 37-41). Wahrscheinlich im darauffolgenden Jahr (34 u. Z.) wurde die „gute Botschaft“ über den Christus zufolge der von Saulus von Tarsus angestifteten Verfolgung in Samaria gepredigt, und der heilige Geist ‘fiel auf’ die dortigen getauften Gläubigen (Apg. 8:15-17). Damals dehnte sich Jesu Zuständigkeit als Mittler auf geistige Israeliten aus, die Samariter waren, Männer und Frauen aus Samaria.
13. Wie wurde Jesus weitere zwei Jahre später der Mittler einer dritten Gruppe geistiger Israeliten, und mit welchen Worten wurde dies von den Judenchristen in Jerusalem bestätigt?
13 Dann vergingen zwei Jahre. Im Herbst 36 u. Z., dreieinhalb Jahre nach Jesu Tod und Auferstehung, wurde er der Mittler einer dritten Gruppe geistiger Israeliten, und zwar derer, die — beginnend mit Kornelius, dem italischen Zenturio — aus den unbeschnittenen Nationen genommen wurden. Als der Apostel Petrus den Judenchristen in Jerusalem von diesem überraschenden Wandel der Ereignisse berichtete, sagten diese: „Nun, dann hat Gott auch den Menschen von den [unbeschnittenen] Nationen die Gelegenheit zur Reue gewährt, die zum Leben gereicht“ (Apg. 8:1 bis 11:18).
14. Was sagte Paulus über das Zeugnis, das er in bezug auf Reue gegenüber Gott abgelegt hatte, zu den Ältesten von Ephesus, und im Interesse welches Bundes diente er nun?
14 Über 20 Jahre danach war Paulus immer noch als ein Apostel für die Nationen tätig. Am Ende seiner dritten Missionsreise machte er auf dem Rückweg nach Jerusalem in Milet halt und sprach zu den Ältesten der Versammlung Ephesus (Kleinasien). Er erzählte ihnen von seiner Tätigkeit und sagte: „Ich [legte] gründlich Zeugnis ab, sowohl vor Juden als auch vor Griechen, in bezug auf Reue gegenüber Gott und Glauben an unseren Herrn Jesus. Und nun seht! im Geiste gebunden, ziehe ich nach Jerusalem“ (Apg. 20:21, 22). Paulus diente nicht mehr als ein Pharisäer im Interesse des alten Bundes, des Gesetzesbundes. In 2. Korinther 3:5, 6 schrieb er vielmehr: „Unsere hinreichende Befähigung kommt von Gott, der uns in der Tat hinreichend befähigt hat, Diener eines neuen Bundes zu sein, nicht eines geschriebenen Rechts, sondern des Geistes; denn das geschriebene Recht verurteilt zum Tod, der Geist aber macht lebendig.“
15. Wen meinte Paulus mit dem Fürwort „uns“, als er von ‘Dienern eines neuen Bundes’ sprach, und bildeten diese einen „Mittlerausschuß“, der zwischen Gott und Menschen tätig war?
15 Wen meinte der Apostel hier mit dem Fürwort „uns“? Er zeigte es in der Einleitung seines Briefes mit den Worten: „Paulus, ein Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, und Timotheus, unser Bruder, an die Versammlung Gottes, die in Korinth ist“ (2. Kor. 1:1). Sowohl Paulus als auch Timotheus waren somit „Diener eines neuen Bundes ... des Geistes“. Paulus wollte mit diesen Worten nicht sagen, er und Timotheus bildeten einen „Mittlerausschuß“, der die Mittlerrolle mit Jesus teile. Nein, sie waren lediglich geistige Israeliten, für die Jesus als Gottes Mittler diente. Nur Jesus ist der „Mittler eines neuen Bundes“ (Hebr. 12:24).
16, 17. Im Zusammenhang mit welchen Gedanken kam Paulus in 1. Timotheus 1:20 bis 2:7 auf Jesu Mittlerstellung zu sprechen?
16 In seinem ersten Brief an Timotheus kam Paulus ebenfalls auf Jesu Mittlerstellung zu sprechen. Er schrieb: „Zu diesen gehören Hymenäus und Alexander, und ich habe sie dem Satan übergeben, damit sie durch Züchtigung gelehrt werden, nicht zu lästern. Ich ermahne daher vor allem, daß Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen in bezug auf Menschen von allen Arten [die Lästerer Hymenäus und Alexander jedoch nicht eingeschlossen] dargebracht werden, in bezug auf Könige und alle, die in hoher Stellung sind, damit wir weiterhin ein ruhiges und stilles Leben führen können in völliger Gottergebenheit und Ernsthaftigkeit.
17 Das ist vortrefflich und annehmbar in den Augen Gottes, unseres Retters, dessen Wille es ist, daß alle Arten von Menschen gerettet werden und zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit kommen. Denn da ist e i n Gott und e i n Mittler zwischen Gott und Menschen, ein Mensch, Christus Jesus, der sich selbst als ein entsprechendes Lösegeld für alle [oder: für alle Arten von Menschen, New World Translation, 1971, Fußnote] hingegeben hat — dies soll zu seinen eigenen besonderen Zeiten bezeugt werden. Für dieses Zeugnis wurde ich zum Prediger und Apostel eingesetzt — ich rede die Wahrheit, ich lüge nicht —, zum Lehrer der [unbeschnittenen] Nationen in bezug auf Glauben und Wahrheit“ (1. Tim. 1:20 bis 2:7).
18. (a) Forderte Paulus Timotheus dazu auf, als Mittler zwischen Gott und jenen Persönlichkeiten tätig zu werden? (b) Wer sollte aus solchen an Gott gerichteten Bitten Nutzen ziehen?
18 Paulus ermahnte somit, „Flehen, Gebete, Fürbitten“ „in bezug auf Könige und alle, die in hoher Stellung sind“, darzubringen. Aber er forderte Timotheus nicht dazu auf, als Mittler zwischen Gott und jenen Persönlichkeiten tätig zu werden. ‘Das Flehen, die Gebete und die Fürbitten’ sollten nicht zu dem Zweck dargebracht werden, jene Personen zum Christentum zu bekehren. Wer würde in Wirklichkeit Nutzen aus solchen an Gott gerichteten Bitten ziehen? Was sollte durch diese Gebete erreicht werden? Daß „wir [Christen wie Paulus und Timotheus] weiterhin ein ruhiges und stilles Leben führen können in völliger Gottergebenheit und Ernsthaftigkeit“ (1. Tim. 2:2).
19. Wozu würde ein Leben der Gottergebenheit gereichen, und in wessen Augen war dies „vortrefflich und annehmbar“?
19 Ein ruhiges Leben in völliger Gottergebenheit und Ernsthaftigkeit zu führen würde für Christen, die diese Bitten in bezug auf politische Herrscher darbrachten, zur Rettung gereichen. Die Rettung dieser friedsamen Christen war „vortrefflich und annehmbar in den Augen Gottes, unseres Retters“. Warum? Weil es Gottes Wille ist, „daß alle Arten von Menschen gerettet werden und zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit kommen“. Deshalb wird hier auch nicht Jesus Christus, sondern „Gott“ als „unser Retter“ bezeichnet.
20. Welche Rolle spielt Christus gemäß 1. Timotheus 2:5, 6 in Gottes Rettungsvorkehrung?
20 Welche Rolle spielt denn Christus in dieser Rettungsvorkehrung? Paulus sagte weiter: „Da ist e i n Gott und e i n Mittler zwischen Gott und Menschen [nicht: allen Menschen], ein Mensch, Christus Jesus, der sich selbst als ein entsprechendes Lösegeld für alle hingegeben hat“ (1. Tim. 2:5, 6).
21. (a) Was ist über Absender und Empfänger des ersten Timotheusbriefes zu sagen? (b) Wie lange besteht der neue Bund, und welche Rolle spielt das „entsprechende Lösegeld für alle“ in Verbindung damit?
21 Paulus berücksichtigte in seinem Brief die Tatsachen, wie sie im Christentum des ersten Jahrhunderts gegeben waren, nachdem der neue Bund wirksam geworden war. In diesen Bund waren bereits „Menschen“ aller Nationalitäten — Juden, Samariter und unbeschnittene Nichtjuden — aufgenommen worden, die zu Gliedern des geistigen Israel gemacht worden waren. Christus Jesus war der Mittler dieses neuen Bundes. Bei dem Brief des Paulus an Timotheus handelte es sich also um den Brief eines ‘Dieners des neuen Bundes’ an einen anderen ‘Diener des neuen Bundes’. Dieser Bund zwischen „Gott, unserem Retter“, und dem geistigen Israel besteht so lange, wie geistige Israeliten als „Menschen“ auf der Erde leben. Der Bund ist also heute noch rechtswirksam. Jesu „entsprechendes Lösegeld für alle“ schuf für Männer und Frauen aller Arten die Voraussetzung, geistige Israeliten zu werden und in den neuen Bund aufgenommen zu werden, dessen ‘einer Mittler’ Christus Jesus ist.
22. (a) Woran ist zu erkennen, daß der neue Bund seinen Zweck bald erfüllt haben wird, und wann wird Christus kein Mittler mehr sein? (b) Warum werden die verherrlichten geistigen Israeliten keinen Mittler benötigen, und in welchen Stellungen werden sie dann dienen?
22 Es gibt immer noch mehr als 9 000 Personen, die bekennen, als geistige Israeliten unter dem neuen Bund zu stehen. Sie sind wie Paulus und Timotheus „Diener eines neuen Bundes“ (2. Kor. 3:6; 1:1). Offensichtlich hat der neue Bund seinen Zweck nun bald erfüllt. Durch diesen Bund sollten 144 000 geistige Israeliten hervorgebracht werden, denen Gott gewährt, mit Jesus Christus im himmlischen Königreich, der besten Regierung für die Menschheit, verbunden zu sein. Wenn die letzten dieser geistigen Israeliten ihr Dasein als „Menschen“ beenden, d. h., wenn sie sterben, auferweckt werden und in das himmlische Königreich eingehen, dann ist Jesus Christus auch kein Mittler mehr. Sie werden das ererbte sündhafte Fleisch, das einen Mittler zwischen ihnen und dem Gott der Heiligkeit erforderte, zurücklassen. Deshalb werden sie, wenn sie im Himmel verherrlicht sind, wie die heiligen Engel keinen Mittler benötigen (Offb. 22:3, 4). Sie werden der ganzen Menschenwelt als Könige, Priester und Richter unter Jesus Christus dienen (Offb. 7:4-8; 14:1-3; 20:4, 6; Luk. 22:28-30).
EINE „GROSSE VOLKSMENGE“ IRDISCHER NUTZNIESSER
23, 24. (a) Wer arbeitet heute mit dem Überrest der geistigen Israeliten zusammen, und welche Einladung ergeht an sie in Verbindung mit dem Abendmahl des Herrn? (b) Was sind sie nicht, wie sie selbst erkennen, doch welchen Nutzen ziehen sie heute aus der Wirksamkeit des neuen Bundes?
23 Gemäß authentischen Berichten gibt es heute eine „große Volksmenge“ Gott hingegebener, getaufter Christen, die mit dem kleinen Überrest der geistigen Israeliten emsig zusammenarbeitet. Seit dem Frühjahr 1938 werden die Glieder dieser Gruppe eingeladen, der jährlichen Feier zum Gedächtnis an den Tod Christi beizuwohnen, nicht um von den Symbolen — dem ungesäuerten Brot und dem Rotwein — zu nehmen, sondern als ehrerbietige Beobachtera. Sie erkennen an, daß Jesus Christus seit dem Ende der Zeiten der Nationen im Jahre 1914 ihr himmlischer König ist. Eifrig predigen sie mit dem Überrest der geistigen Israeliten auf der ganzen bewohnten Erde „diese gute Botschaft vom Königreich“, „allen Nationen zu einem Zeugnis“, bevor das gegenwärtige System der Dinge in der bevorstehenden „großen Drangsal“ zu Ende geht (Matth. 24:14, 21). Sie erkennen, daß sie keine geistigen Israeliten sind, also nicht unter dem durch Jesus Christus vermittelten neuen Bund stehen und auch nicht zu dem ‘auserwählten Geschlecht, der königlichen Priesterschaft, der heiligen Nation’ gehören (1. Petr. 2:9).
24 Dennoch ziehen sie Nutzen aus der Wirksamkeit des neuen Bundes, und zwar genauso, wie im alten Israel der „als Fremdling Ansässige“ Nutzen daraus zog, daß er inmitten der Israeliten wohnte, die unter dem Gesetzesbund standen (2. Mose 20:10; 3. Mose 19:10, 33, 34; Offb. 7:9-15).
25. Um mit Jehova Gott in Verbindung zu bleiben, muß die „große Volksmenge“ mit wem verbunden bleiben, und wieso?
25 Um mit „Gott, unserem Retter“, in Verbindung zu bleiben, muß die „große Volksmenge“ mit dem Überrest der geistigen Israeliten verbunden bleiben. Wieso? Weil diese geistigen Israeliten die „heilige Nation“ sind, von der in Jeremia 31:35, 36 sogleich nach der Verheißung des neuen Bundes zu lesen ist: „Dies ist, was Jehova gesprochen hat, der die Sonne gibt zum Licht bei Tag, die Satzungen des Mondes und der Sterne zum Licht bei Nacht, Er, der das Meer aufstört, daß seine Wellen [gegen die Ägypter, die die Israeliten verfolgten] ungestüm werden, Er, dessen Name Jehova der Heerscharen ist: ‚„Wenn diese Bestimmungen vor mir entfernt werden könnten“, ist der Ausspruch Jehovas, „könnten diejenigen, die der Same Israels sind, ebenfalls aufhören, sich vor mir als eine Nation zu erweisen allezeit.“‘“
26. Unvergänglich wie was soll das geistige Israel in Gottes Universalorganisation sein, und von wo aus wird Jesus Christus über die Bewohner des irdischen Paradieses herrschen?
26 Jehova könnte das geistige Israel als Teil seiner Universalorganisation ebensowenig zu bestehen aufhören lassen wie die Himmelskörper, die unserer Erde Licht spenden. Im Himmel wird das geistige Israel das Neue Jerusalem sein, in dem Jesus Christus als König über die „große Volksmenge“, die überlebt haben wird, und über alle Verstorbenen, die auf der paradiesischen Erde auferweckt werden, herrschen wird (Offb. 21:2-24).
-