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  • Jehovas Wort mit Freimut reden
    Der Wachtturm 1980 | 15. März
    • und eine große Menge Priester begann dem Glauben gehorsam zu sein“ (Apg. 6:7).

      15. Führe einiges an, worüber Stephanus freimütig sprach. Wie reagierten die religiösen Führer darauf?

      15 Nun bekehrten sich sogar Priester und wurden Christen; der Widerstand der hartgesottenen religiösen Führer ließ deswegen jedoch nicht nach. Schon sehr bald wurde der eifrige Zeuge Stephanus vor den Sanhedrin gestellt. Er gab ein machtvolles Zeugnis, indem er die Entwicklung der Vorsätze Jehovas beschrieb. Doch die Gegner stürzten sich zornig auf ihn und steinigten ihn. Stephanus erging es genauso, wie Jesus vorhergesagt hatte: „Die Stunde kommt, da jeder, der euch tötet, meinen wird, er habe Gott einen heiligen Dienst erwiesen“ (Joh. 16:2; Apg. 6:8 bis 7:60).

      16. (a) Was geschah danach mit den anderen Gliedern der Christenversammlung? (b) Wie waren sie zu ihren materiellen Besitztümern eingestellt?

      16 Der Märtyrertod des Stephanus war das Signal für eine Welle erbitterter Verfolgung.

      „An jenem Tage setzte eine große Verfolgung gegen die Versammlung ein, die in Jerusalem war; alle, ausgenommen die Apostel, wurden in die Gegenden von Judäa und Samaria zerstreut“ (Apg. 8:1).

      Wurden aber die damaligen Zeugen Jehovas dadurch zum Schweigen gebracht? Dies war ein weiterer satanischer Versuch, der Tätigkeit der Diener Gottes ein Ende zu bereiten. Sie mußten ihre Häuser, ja all ihre Besitztümer zurücklassen. Doch sie hatten die richtige Einstellung zu materiellen Dingen. In dieser Hinsicht dachten sie wie die Christen, denen der Apostel Paulus später schrieb: „Denn ihr brachtet Mitgefühl für diejenigen zum Ausdruck, die im Gefängnis waren, und nahmt auch den Raub eurer Habe mit Freuden hin, da ihr wißt, daß ihr selbst einen besseren und bleibenden Besitz habt“ (Hebr. 10:34).

      17, 18. (a) Inwiefern zeigt das Vorgehen des Philippus und anderer Christen, die zerstreut worden waren, wie Satans Machenschaften vereitelt werden können? (b) Wie segnete Jehova sie?

      17 Die Jünger waren sich völlig im klaren darüber, daß sie treue Zeugen Gottes und Christi bleiben mußten. Daher gingen diejenigen, die zerstreut worden waren, „durch das Land und verkündeten die gute Botschaft des Wortes“ (Apg. 8:4). Philippus ging nach Samaria, wo er das Wort mit Freimut verkündigte und den Menschen viel Freude bereitete. Bald schlossen sich ihm weitere Gläubige an, und es wurde eine Nachricht nach Jerusalem gesandt, um die Apostel davon zu unterrichten, daß Samaria das Wort Gottes angenommen hatte. Darauf gingen Petrus und Johannes dorthin, heiliger Geist fiel auf die Samariter, und die Christenversammlung faßte dort Fuß (Apg. 8:5-8, 14-17, 25; 9:31).

      18 Die Christen des ersten Jahrhunderts hatten die richtige Einstellung. Sie beteten darum, daß Jehova ihnen helfen möge, das Wort Gottes weiterhin mit Freimut zu reden. Das taten sie auch mit der Hilfe seines Geistes, und er segnete sie. Wie es in dem Bericht heißt, „war die Hand Jehovas mit ihnen“ (Apg. 11:19-21).

      HEUTE MIT FREIMUT REDEN

      19. Welche Beweise haben wir, daß Jehova Gott und Christus die christlichen Zeugen der heutigen Zeit unterstützen?

      19 Im Laufe der Jahrhunderte hat sich Jesus stets an seine Verheißung gehalten: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Abschluß des Systems der Dinge“ (Matth. 28:20). Diese Zeit haben wir nun erreicht. Wie dankbar können wir doch sein, daß über 2 Millionen Zeugen das Wort Jehovas mit Freimut reden! Unser Gott hat das Werk dieser „Menschenfischer“ so sehr gesegnet, daß die „gute Botschaft vom Königreich“ auf allen Kontinenten der Erde bis hin zur Antarktis verkündigt worden ist. Sie ist bis in entlegene Bergregionen vorgedrungen und selbst bis zu kleinen Inseln in den Weltmeeren (Matth. 24:14). Ja, das Zeugniswerk hat jede Nation bis zum entferntesten Teil der Erde erreicht, und das ist durch Jehovas Geist ermöglicht worden (Apg. 1:8; Sach. 4:6).

      20. Wie hat Satan gezeigt, daß er ein Feind der Verkündiger des Wortes Gottes ist, und können seine Vertreter das Werk zum Stillstand bringen?

      20 Doch wie in Gottes Wort vorausgesagt, ist der Teufel zornig, denn er weiß, daß seine Zeit kurz ist. Er leistet dem Werk des Zeugnisgebens weiterhin Widerstand (Offb. 12:12, 17). Der Teufel und die, die er verblenden konnte, hassen Jehovas Zeugen, weil diese Christen „kein Teil der Welt“ sind. Viele von ihnen sind durch Verfolgung aus ihren Häusern vertrieben und zerstreut worden. Hunderte haben einen gewaltsamen Tod erlitten wie Stephanus im ersten Jahrhundert (Offb. 17:6; 20:4). Aber es hat sich erwiesen, daß dieses Werk Gottes Werk ist. Menschen haben es nicht umstürzen können. Die wahren Sklaven Gottes reden sein Wort weiterhin mit Freimut. Auf diese Weise haben sie die Machenschaften des Teufels vereitelt, ja zunichte gemacht. (Vergleiche Epheser 6:11, 12; Jakobus 4:7; 1. Petrus 5:8, 9.)

      21. (a) Welches Werk möchte Jehova heute getan haben? (b) Warum wünschen wir das uns aufgetragene Werk zu vollenden, und wie können wir das Wort fortgesetzt mit allem Freimut reden?

      21 Heute geht das Werk des Fischens für das Königreich trotz wachsenden Widerstandes weiter voran. Und Jehovas Segen ruht weiterhin offenkundig darauf. Jehovas Zeugen freuen sich sehr, zu sehen, daß allein im vergangenen Dienstjahr 113 672 Neue getauft wurden. Diese Personen sind glücklich, zusammen mit uns Jehovas Wort zu verkündigen. Das ist Gottes Werk für uns heute. Und all denen, die sich Jehova hingegeben haben, sollte es am Herzen liegen, darin weiterhin eifrig beschäftigt zu sein, denn das ist ihr Auftrag (1. Kor. 9:16). Treibt dich dein Herz an, Jehovas Wort mit Freimut zu reden? Während sich die Weltverhältnisse verschlechtern, sollten wir fest entschlossen sein, weiterhin die gute Botschaft vom Königreich zu verkündigen, bis das Werk vollendet ist. Wir lassen uns durch Widerstand nicht beirren. Wir denken daran, daß Jesus das Werk, das Jehova ihm aufgetragen hatte, nicht nur begann, sondern auch vollendete (Joh. 17:4). Er bereitete uns darauf vor, dem Haß der Welt entgegenzutreten. Mögen wir immer so handeln wie er und wie die Apostel und die anderen Christen im ersten Jahrhundert, indem wir Jehova glaubensvoll bitten, uns zu helfen, seinen Willen uns betreffend auszuführen. Mögen wir alle, wenn wir beten, stets die Worte im Sinn behalten: „Und nun, Jehova, ... gewähre deinen Sklaven, daß sie dein Wort fortgesetzt mit allem Freimut reden.“ (Apg. 4:29)!

  • Kannst du dich noch erinnern?
    Der Wachtturm 1980 | 15. März
    • Kannst du dich noch erinnern?

      Hast du die letzten Wachtturm-Ausgaben sorgfältig gelesen? Wenn ja, dann wirst du dich zweifellos an die folgenden Gedanken erinnern:

      ● Wie sind die Worte des Apostels Paulus aus Apostelgeschichte 20:18-21 zu verstehen?

      Vom „ersten Tag“ an, an dem er Asien betrat, ‘legte Paulus gründlich Zeugnis ab’. Dies tat er „öffentlich und von Haus zu Haus, indem er nach geistiggesinnten Personen suchte, sie dann regelmäßig belehrte und später, wenn nötig, Hirtenbesuche bei ihnen machte. Dies alles dient als ein ausgezeichnetes Muster für das Werk, das Jehovas Zeugen heute durchführen (15. 10. 1979, S. 11—13).

      ● Worauf beziehen sich die Worte in Psalm 72:16: „Auf dem Gipfel der Berge wird Überfluß [an Getreide] sein.“?

      Der Boden sollte unter dem Segen Gottes reichen Ertrag geben. Gewöhnlich gedeiht auf Berggipfeln kein Getreide. Deshalb wird mit den obigen Worten auf anschauliche Weise beschrieben, welche Fülle zuerst unter der Regierung König Salomos und dann unter der Herrschaft Jesu Christi herrschen würde (15. 11. 1979, S. 7, 8).

      ● Weshalb nannte Jeremia Jehova den „König der Nationen“? (Jer. 10:7).

      Jehova ist der hervorragendste und höchste König, der alle anderen Könige beherrscht. Der Höchste hat sein überlegenes Königtum bewiesen, indem er gegen die Herrscher der Nationen vorging, als er z. B. die Israeliten über die Könige Sichon und Og siegen ließ (15. 11. 1979, S. 11, 12).

      ● Warum sagte Jeremia: „Du hast mich betört, o Jehova.“ (Jer. 20:7)?

      Die Betörung diente Jeremia zum Nutzen. Gottes Wort hatte auf ihn eine überzeugende Kraft ausgeübt. Jehova war stärker als Jeremia in seiner Schwachheit, und so ermöglichte er es dem Propheten, bis zum Schluß in seinem Dienst auszuharren (1. 12. 1979, S. 31).

      ● Von welchem Baum stammten die „guten“ und die „schlechten“ Feigen, die in Jeremia 24:1, 2 erwähnt werden, und was stellen sie dar?

      Die symbolischen Feigen stammten von der Nation Israel. Die „guten Feigen“ stellten den reumütigen Überrest der Nation dar, wogegen die „schlechten Feigen“ für die Untreuen standen. In der neuzeitlichen Erfüllung entsprechen den ersteren die wahren Christen, den letzteren entspricht die reuelose Christenheit (15. 12. 1979, S. 18, 19).

      ● Wie kam es, daß die Wahrheit über die tausendjährige Herrschaft Christi verdreht wurde?

      Im 1. Jahrhundert u. Z. übten die Apostel einen hemmenden Einfluß aus und hielten so die christliche Lehre rein. Doch nicht lange nach ihrem Tod setzte der Abfall vom wahren Glauben ein. Dies führte im Laufe der Zeit dazu, daß eine Unzahl von widersprüchlichen sektiererischen Ansichten aufkam (15. 1. 1980, S. 5, 6).

  • „Jehova hat Großes getan“
    Der Wachtturm 1980 | 15. März
    • „Jehova hat Großes getan“

      WIE erfrischend ist es doch, ‘einen guten Bericht aus fernem Lande’ zu erhalten! (Spr. 25:25). Es war in der Tat eine Freude, einen Brief aus Bangui (Zentralafrikanische Republik) zu erhalten, der vom 1. Oktober 1979 datiert und auf dem offiziellen Briefpapier der Zeugen Jehovas geschrieben war. Die Zeugen sind in diesem Land als „Association Les Témoins de Jehovah“ (die französische Bezeichnung) eingetragen. Der Brief begann mit den Worten:

      „Seid Ihr überrascht, diesen Briefkopf der Association zu sehen? Nun, wir hier sind genauso überrascht wie Ihr. In der Tat, seit Donnerstag, dem 27. September, 18 Uhr sind alle Zeugen Jehovas hier ... überglücklich und mit der gleichen unaussprechlichen Freude erfüllt, wie sie in Psalm 126 zum Ausdruck kommt. Zu dieser Stunde wurde über den Staatsrundfunk hier in Bangui öffentlich bekanntgegeben, daß das am 19. August 1976 verkündete Verbot der Zeugen Jehovas praktisch aufgehoben ist und daß wir wieder berechtigt sind, im ganzen Staatsgebiet der Zentralafrikanischen Republik frei zu predigen.“

      Zusammen mit dieser freudigen Nachricht traf ein Exemplar des Regierungsdekrets ein, das der Präsident der Republik, David Dacko, unterzeichnet hatte. Darin wurde das Verbot offiziell aufgehoben. Dacko löste Kaiser Bokassa am 20. September 1979 als Staatschef ab. Man muß ihn dazu beglückwünschen, daß er so rasch vorgegangen ist, um die Religions- und Redefreiheit für die unterdrückten Zeugen Jehovas wiederherzustellen.

      Wie haben die Zeugen auf dieses erfreuliche Vorgehen der Regierung reagiert? In dem Bericht aus Bangui heißt es weiter:

      „Die Freunde [Brüder] haben sehr schnell ihre eifrige Tätigkeit wiederaufgenommen. Schon am vergangenen Wochenende ging eine große Anzahl begeistert wieder von Tür zu Tür. Die wenigen Versammlungen, die Zugang zu ihrem Königreichssaal hatten, versammelten sich bereits am Sonntag zum öffentlichen Vortrag und zum Wachtturm-Studium. Allein drei Versammlungen hier in der Stadt — mit insgesamt 150 [Zeugen] — zählten gestern zusammen 612 Anwesende. Sogar viele Leute, die keine Zeugen Jehovas sind, haben ihre Freude darüber zum Ausdruck gebracht, daß das Verbot aufgehoben wurde. ... [Einige] fragen sich ..., warum alle anderen Religionsgemeinschaften so eng mit der ... [früheren Regierung] zusammengearbeitet haben und nur Jehovas Zeugen völlig neutral geblieben sind.“

      Die neutrale Haltung, die Jehovas Zeugen hinsichtlich der politischen Revolutionen und Konflikte, die sich heute in verschiedenen Teilen Afrikas abspielen, einnehmen, hat ihnen die Achtung vieler eingebracht, auch die Achtung einiger Herrscher. Im Gegensatz zu den Kirchen der Christenheit, die sich bei jedem Herrschenden, sei er despotisch oder liberal, lieb Kind zu machen suchen, vertreten Jehovas Zeugen konsequent den für wahre Christen einzig richtigen Standpunkt, nämlich „kein Teil der Welt“ zu sein. Deswegen müssen sie in vielen Ländern Verfolgung erdulden. Dies nehmen sie aber willig auf sich, wie schon ihr Herr, Jesus Christus, es tat, der „für die vor ihm liegende Freude“ alles erduldete (Joh. 15:18-21; Hebr. 12:2).

      Gamaliel, der im 1. Jahrhundert zur Obrigkeit in Jerusalem gehörte, gab einmal in bezug auf die damaligen Christen den weisen Rat: „Steht ab von diesen Menschen, und laßt sie gehen“ (Apg. 5:38). Der Präsident der Zentralafrikanischen Republik, David Dacko, hat, was die christlichen Zeugen Jehovas betrifft, genauso nobel gehandelt. Dies wird ihm die Anerkennung freiheitsliebender Menschen in aller Welt eintragen. Und es bleibt zu hoffen, daß die Herrscher in anderen afrikanischen Ländern, in denen die Zeugen immer noch verboten sind, seinem Beispiel folgen und diesen harmlosen Christen die Freiheit einräumen, Gott so anzubeten, wie er es ihnen in seinem Wort, der Bibel, gebietet.

      Jehovas Zeugen in der Zentralafrikanischen Republik sind wirklich hoch erfreut und möchten ihrer Freude durch die Worte aus Psalm 126:2, 3 Ausdruck verleihen: „Unser Mund [wurde] mit Lachen erfüllt und unsere Zunge mit Jubel. Zu jener Zeit ging man daran, unter den Nationen zu sagen: ,Jehova hat Großes getan durch das, was er mit ihnen getan hat.‘ Jehova hat Großes getan durch das, was er mit uns getan hat. Wir sind fröhlich geworden.“

  • Die biblische Wahrheit änderte ihr Leben
    Der Wachtturm 1980 | 15. März
    • Die biblische Wahrheit änderte ihr Leben

      DAS erste, was einem an Delia Rosero auffällt, ist, daß sie sehr klein ist. Delia hat dafür eine Erklärung parat: „Ich glaube, ich stamme von Pygmäen ab.“ In ihrem Gesicht spiegelt sich ihr heiteres Gemüt. Man mag Delia vom ersten Augenblick an.

      Daniel Rosero, ihr Ehegefährte, ist ein 50 Jahre „junger“ gutaussehender Mann. Wenn er dich sieht, strahlt er übers ganze Gesicht und schließt dich in die Arme. Doch Daniel war nicht immer so.

      Da ich einiges über ihre Vergangenheit wußte, besuchte ich die beiden vor kurzem in der Absicht, ihre Erfahrungen niederzuschreiben. Ich war der Meinung, dies könne vielen Personen eine wirkliche Hilfe und Ermunterung sein.

      Die Roseros wohnen in der Andenstadt Latacunga (Ecuador), die etwa 30 000 Einwohner hat. Die Landwirtschaft spielt in dieser Gegend eine wichtige Rolle. Blumen gibt es im Überfluß, und die Leute sind stolz darauf, Ackerbauern zu sein. Das folgende Gespräch fand im Wohnzimmer der Roseros statt, von wo aus man den Cutuchi-Fluß überblicken kann.

      IHRE EHE — EIN EINZIGES DRAMA

      „Ich war kaum 15“, beginnt Delia, „als ich unter die Haube kam. Nicht lange danach begann für mich die Hölle. Vierzehn Jahre lang lebte ich in Sklaverei. Ich wußte nicht, wohin. Keine Hoffnung. Daniel trank. Jeden Samstag kam er um Mitternacht nach Hause, um die Familie windelweich zu schlagen.

      Das muß man mitgemacht haben, um zu wissen, was Verzweiflung bedeutet. Wenn Daniel mich schlagen wollte, kletterte ich auf einen Stuhl, packte ein Bild des ,Heiligen‘ Vinzenz Ferrer, drückte es an die Brust und schrie: ,Schlag mich doch! Schlag mich doch!‘ Daniel wagte es nicht, denn er fürchtete sich vor dem ,Heiligen‘.“

      Daniel bestätigt, was Delia gesagt hat. „Wir haben 1948 geheiratet. Ich war damals noch ein junger Hüpfer, gerade 19 Jahre alt, ohne Ausbildung und völlig unfähig, eine wachsende Familie zu ernähren. Wir bekamen schließlich vier Töchter und drei Söhne. Für mich hatte das Leben keinen Sinn.

      Nach dem, was man uns lehrte, stand mir bevor, nach dem Tode im Höllenfeuer zu schmoren. Der Priester hatte uns eingetrichtert, wir seien wertlos und zur Verdammnis verurteilt. Ich denke noch daran, daß ich oft, wenn ich betrunken war, aus lauter Verzweiflung sagte: ,Ich schmore ja doch, dann laßt mich auch trinken!‘“

      Nun erzählt Delia wieder weiter: „Wir besaßen einen großen Schilfkorb, in dem wir Kleidungsstücke aufbewahrten. Benigno, unser Ältester, und ich leerten den Korb aus und taten die Sachen woandershin. Wenn dann Daniel wutentbrannt nach Hause kam, versteckte sich Benigno oft in dem Korb, bis sein Vater vom Schlaf übermannt wurde. Das war die einzige Möglichkeit, einer Tracht Prügel zu entgehen.“

      Das rosafarbene Haus der Roseros mit dem hübschen Patio und der Blumenpracht scheint die weiteren Worte Daniels über ihre wirtschaftlichen Verhältnisse am Anfang der Ehe Lügen zu strafen: „Ich nähte Hosen, und zwar eine am Tag. Ich arbeitete im Akkord. Aber immer bat ich den Schneider, mir meinen Lohn einen Tag im voraus zu geben.“

      „Das Geld reichte nicht fürs Essen“, fügt Delia mit Tränen in den Augen hinzu. „Oh, ich denke noch mit Schmerzen an die mitternächtlichen Streitereien!“ Einmal kam es in einer solchen Auseinandersetzung sogar so weit, daß sich Delia ein großes Messer griff und ihrem Mann drohte: „Auch wenn einer von uns oder wir beide draufgehen, aber du wirst mich diesmal nicht schlagen!“ Glücklicherweise endet die Geschichte der Roseros hier nicht.

      DIE WENDE

      Als nächstes erzählt Daniel, wie die Wende eintrat. „Es war an einem Sonntagmorgen im Juni 1962. Mario Hernández, ein Sonderpionier [Vollzeitprediger der Zeugen Jehovas], sprach an der Tür mit meiner Frau über einen biblischen Gedanken. Ich lag im Bett, konnte aber hören, was gesagt wurde. In Wirklichkeit hörte ich sogar besser zu als Delia. Ich wußte bereits, daß die Bibel eines der besten religiösen Bücher der Welt sein sollte, doch es wäre mir überhaupt nicht in den Sinn gekommen, sie für eine Botschaft Gottes zu halten.

      Als Mario Hernández gegangen war, sprang ich aus dem Bett und befahl: ,Ruf den Prediger! Ruf den Prediger zurück! Ich will die Bibel studieren.‘“

      „Ich mißtraute der Sache“, wirft Delia ein, „erst nach einigem Zögern ging ich auf die Straße und folgte dem Zeugen.“

      Als der Zeuge dann zurückkam, bat ihn Daniel um eine Bibel. „Ich erinnere mich noch an Bruder Hernández’ Antwort“, fährt Daniel fort. „‚Gut, ich werde Ihnen eine Bibel bringen, aber nicht, damit sie verstaubt, sondern damit Sie sie studieren!‘ So war Bruder Hernández. Sehr direkt. Er kam gleich zur Sache. Man wußte, woran man war.“

      Daniel erzählt, wie es weiterging: „Vierzehn Tage später fingen wir mit dem Bibelstudium an. Wir studierten aber keineswegs regelmäßig. Mein Bruder Homero begann auch zu studieren und machte gute Fortschritte. Er gab bald den Gebrauch von Heiligenbildern auf, und ich weiß noch, wie ich zu ihm gesagt habe: ,Homero, ich bleibe der Jungfrau Maria treu.‘ Homero meinte daraufhin: ,Brüderchen, studiere nur erst weiter! Dann kapierst du es auch noch.‘“

      Die Entscheidung fiel, als Daniel einen Kreiskongreß der Zeugen Jehovas besuchte. „Homero teilte mir mit, in Ambato finde ein Kongreß statt. Ich entgegnete, ich wolle hinfahren, wenn ich genug Geld hätte.

      Die Organisation machte einen überwältigenden Eindruck auf mich. Wie gut die Leute miteinander auskamen — und gleich so viele! Man konnte spüren, daß unter ihnen Liebe herrschte. Niemand rauchte. Keine schmutzigen Reden. Die jungen Männer belästigten nicht die jungen Mädchen und erzählten ihnen keine schmutzigen Witze. ,Das ist die Wahrheit‘, sagte ich mir. Mich trieb nicht etwa die Furcht vor dem Tode oder die Furcht vor dem Weltende an, sondern die Reinheit der Organisation.“

      VERTAUSCHTE ROLLEN

      „Begeistert kehrte ich nach Hause zurück und verkündete Delia: ,Ich werde ein Zeuge Jehovas.‘“

      „Jehovas Zeugen trinken aber nicht“, lautete die Antwort.

      Nun geschah etwas Seltsames. Beide änderten ihr Leben: Daniel zum Guten, Delia zum Schlechten. Es sah so aus, als ob für Delia die Stunde der Rache gekommen sei. Daniel sollte für all das Leid, das er ihr angetan hatte, büßen.

      „Kein Geld fürs Essen, aber für die Bibel!“ höhnte sie. Delia gibt zu, daß sie Daniel willentlich quälte. Je mehr er nämlich in geistiger Hinsicht wuchs, desto geringer wurde die Gefahr, daß er sie mißhandelte. Das wußte Delia genau.

      Einmal brach Daniel in lautes Weinen aus. „Delia, Delia, ich habe mich geändert. Was ist nur mit dir los?“ Sogar Benigno fragte seine Mutter, ob sie lieber wie früher geschlagen werden wolle.

      Als Daniels Erkenntnis zunahm, setzte er das Gelernte auch in die Tat um. „Mit den Bildern hatte ich noch meine Probleme“, sagt er. „Ich glaubte, das Wunder, das sich an mir vollzog, hätte ich dem Heiligenbild zu verdanken. Doch Mario Hernández zeigte mir anhand von 2. Korinther 11:14, daß sich Satan immer wieder in einen Engel des Lichts verwandelt. Darauf sagte ich: ,Nun gut, wenn uns die Dämonen mit den Bildern täuschen können, dann weg damit!‘“

      Daniel entfernte alle seine Bilder und Statuen, brachte sie in den Patio, zerschlug sie und verbrannte sie später. Delia erinnert sich: „Zu Tode erschrocken, rannte ich aus dem Haus. Ich rechnete damit, daß wegen des Zornes Gottes jeden Moment das Dach einstürzen würde. Die ganze Zeit flehte ich: ,Bitte, lieber Gott, vergib diesem Narren. Ich bitte dich, bestrafe uns nicht!‘“

      Daniel hatte sich indes gewandelt. Am 4. Mai 1963 wurde er zum Zeichen seiner Hingabe an Gott getauft. „Es war hart“, bekennt er. „Mein Problem war das Rauchen. Am Frühstückstisch sagte ich gewöhnlich: ,Ich will kein Brot. Bring mir den Tabak.‘ Nun, auch dieses Laster habe ich besiegt.“

      DIE LAGE BESSERT SICH

      Daniel und Homero Rosero waren die ersten Zeugen in Latacunga. Die Brüder denken noch an die Worte ihres Kreisaufsehers Arthur Bonno: „Benehmt euch wie Christen. Dadurch helft ihr anderen, den Weg zu finden.“ Und das haben sie getan. Auch Delia ließ sich schließlich — im Jahre 1965 — zum Zeichen ihrer Hingabe an Jehova taufen.

      Daniel kann sich noch daran erinnern, wie ihn ein Versammlungsaufseher, Luís Narváez, ermunterte, selbstbewußter zu werden: „Daniel, du hast nun die Wahrheit aus der Bibel kennengelernt. Das ist wirklich eine Leistung. Warum kannst du dann nicht lernen, wie man Ärmel annäht und Anzüge schneidert? Werde doch Schneider!“

      „Und ich wurde einer“, sagt Daniel mit einem Grinsen. „Luís brachte mir seine alten Anzüge, und ich zerlegte sie in ihre einzelnen Bestandteile und nähte sie dann wieder zusammen. Dadurch bekam ich Übung, und Luís erhielt fast neue Anzüge. Ich baute mir ein Geschäft auf und richtete einen hübschen Laden mit Glasfenstern ein. Ich wurde Schneidermeister. Auch bat ich nicht mehr um Vorschuß. Die Kunden bezahlten mich im voraus. Im Laufe der Zeit kamen wir mit der Hilfe Jehovas zu einem Haus.“

      Je mehr die biblische Wahrheit in seinem Herzen wuchs, desto klarer erkannte Daniel, was ihm fehlte: nicht noch mehr Geld, sondern mehr Zeit zum Predigen. Homero, sein Bruder, führte erfolgreich mehrere Heimbibelstudien durch, und Daniel wollte die gleiche Freude erleben. So nahm er im Juli 1968 den Sonderpionierdienst auf. Damals gab es in seiner Versammlung 12 getaufte Königreichsverkündiger, und etwa 30 Personen besuchten die Zusammenkünfte.

      DIE WAHRHEIT BREITET SICH IN LATACUNGA AUS

      Kurz bevor Luis Narváez Latacunga verließ, sagte er zu Daniel: „Daniel, ich möchte dir ein ,Schaf‘ hinterlassen.“ Die interessierte Person war die Frau Dr. Mario Moscosos, eines der hervorragendsten Ärzte Latacungas. Zwei Wochen nach Beginn des Studiums nahm auch Dr. Moscoso daran teil.

      „Mario Moscoso war immer so demütig“, erinnert sich Daniel. „Nie ließ er in mir das Gefühl aufkommen, ihm unterlegen zu sein. Eigentlich veranlaßte er mich zu studieren, denn ich mußte nachforschen, um seine Fragen beantworten zu können. Dr. Moscoso war der Direktor der Blutbank, und als die Blutfrage zur Sprache kam, wurde offen darüber gesprochen. Es dauerte nur wenige Wochen, und er gab seine Stellung bei der Blutbank auf.“

      Nach sechs Monaten sprach Mario Moscoso — er wurde später Hausarzt der Präsidentenfamilie — Daniel seinen Dank dafür aus, daß er ihm geholfen hatte, die Wahrheit zu finden. Er schickte Daniel zu seinen Verwandten, damit er mit ihnen studiere. „Damit begann der Siegeszug der Wahrheit!“ ruft Delia aus. „Die Liste liest sich wie ein Telefonbuch: die Armas, Bravos, Coronels, Leons und die Familie Villagómez. Über 30 von ihnen gaben sich Jehova hin, ganz zu schweigen von den vielen Kindern und den anderen, die regelmäßig die Zusammenkünfte besuchten.

      In dreieinhalb Jahren wurden 60 Neue getauft, und 200 Anwesende waren in Latacunga nichts Außergewöhnliches.“

      ANDERE ZUTEILUNGEN

      Im Jahre 1971 wurden die Roseros Cayambe zugeteilt, einer Ortschaft mit 8 000 Einwohnern. „Wir nahmen die ganze Familie mit“, erzählt Daniel, „auch meine Schwiegermutter.“ Nach dreieinhalb Jahren wurde in Cayambe eine Versammlung gegründet, und 12 Personen gaben sich Jehova hin und symbolisierten dies durch die Wassertaufe.

      1974 zogen die Roseros nach Otavalo (Ecuador). „Wieder ging unsere ganze Familie mit, mit Ausnahme Benignos und meiner Schwiegermutter, die zurückblieb, um für Benigno zu kochen. Aber die Familie wuchs auch so“, sagt Daniel freudestrahlend. „Nach zwei Jahren wurden 11 Neue getauft, darunter drei junge Männer, die später drei meiner Töchter heirateten.“

      Besonders seit 1973 macht es die zunehmende Inflation den Roseros immer schwerer, den Sonderpionierdienst durchzuführen. Aber sie setzen ihren Dienst fort. 1976 teilte man sie wieder ihrer Heimatstadt Latacunga zu, wo das Leben etwas billiger ist.

      „Die größte Ermunterung weiterzumachen ist für mich, wenn ich mit jemandem die Bibel studieren kann, der Fortschritte macht“, erklärt Daniel. „Ich bitte Jehova regelmäßig, mich zu jemandem hinzuführen, der wirklich nach der Wahrheit verlangt, denn dies ist für mich genauso anspornend wie für den Studierenden. Gerade jetzt habe ich wieder eine nette Familie, die Fortschritte macht und zu den Zusammenkünften kommt. Ich denke, was der Vater über seinen religiösen ,Werdegang‘ sagt, spricht Bände: ,Katholik aus Tradition, Baptist rein gefühlsmäßig und Zeuge Jehovas gemäß genauer Erkenntnis.‘“

      FÜR DIE WAHRHEIT DANKBAR

      Unser Gespräch geht langsam zu Ende, und wir gehen in den Patio hinaus, wo Zinnien, Rosen und Wein gedeihen. Am anderen Ufer des Cutuchi-Flusses weiden Rinder auf einem Grasteppich inmitten bunter Kleidungsstücke, die zum Trocknen ausgelegt sind. Eukalyptusbäume rauschen im Wind. Blauer Himmel. Delia ist nachdenklich.

      „Die Leute sagen zu mir, daß ich voller Leben bin“, meint sie. „Wie ihr wißt, verdanke ich dies alles der biblischen Wahrheit. Wer weiß, wo meine Kinder heute ohne Gottes Wort wären! Alle sieben sind getauft und gefestigt. Die Wahrheit

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