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Erwachet! 1978
g78 8. 6. S. 8-12

Die Entwicklung des Bildungswesens in Afrika

Vom „Awake!“-Korrespondenten in Nigeria

DAS Bildungswesen in Afrika ist schon viele Jahrhunderte alt. Die kulturellen Leistungen der alten Ägypter und Äthiopier sind den meisten gut bekannt. Zu Beginn des ersten Jahrtausends unserer Zeitrechnung bereicherten die Mauren und andere Völker Nordafrikas die Welt durch ihr Bildungswesen und ihre Kultur. Und in den vergangenen tausend Jahren besaßen in der Sahara und südlich davon lebende Völker mehrere Städte der Gelehrsamkeit: Timbuktu, Agadès, Gao, Katsina und Borno, wo arabische Bücher sehr gefragt waren.

Vor mehr als achthundert Jahren gab es in Timbuktu (Mali) bereits Hochschulen. Katsina in Nordnigeria ist schon vor dem 16. Jahrhundert ein Zentrum der Gelehrsamkeit gewesen. Vor etwa 200 Jahren lebte dort Mohammed Ibn Mohammed, der als Mathematiker bekannt wurde.

In den erwähnten Städten blühte die Kultur des Islams, und die Moscheen bildeten Zentren der Gelehrsamkeit. Die Schulen, in denen mallams unterrichteten, waren so teuer, daß nur wenige sich diese Ausbildung leisten konnten. Die gebildete Minderheit übte einen großen Einfluß aus und stellte die Verwaltungsbeamten, Rechtsanwälte und Angestellten, die Schlüsselpositionen innehatten. Die meisten der Einwohner blieben jedoch Analphabeten.

In den nichtmoslemischen Kulturen südlich der Sahara basierte die Ausbildung größtenteils nicht auf Büchern, sondern die Schüler wurden mündlich unterwiesen. Bei den verschiedenen Stämmen bestanden unterschiedliche Bildungssysteme, und Grad und Stufe der Ausbildung war je nach der gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung eines Stammes verschieden. Die Ausbildung umfaßte ziemlich viele Fächer, und die verschiedenen Altersstufen erhielten entsprechenden Unterricht. Jedes dieser Bildungssysteme hatte besondere Methoden der Vorbereitung auf die Aufgaben, die die jungen Menschen in ihrer Gesellschaft später erfüllen sollten. Um das zu veranschaulichen, möchten wir uns nun etwas näher mit dem Bildungswesen der Joruba befassen, das vor der Zeit bestand, als Nigeria Kolonie war.

Das Schulsystem der Joruba

Bei den Joruba wurden die Kinder zu Hause, wenn sie noch klein waren, gelehrt zu gehorchen, sich richtig zu benehmen und richtig zu sprechen. Auch das Rechnen wurde ihnen beigebracht. Die Kinder lernten schnell, sich in ihrer Sprache auszudrücken. Allmählich meisterten sie die Sprüche, Gedichte, Lieder und Tänze ihres Dorfes oder Stammes. So lernten sie auch Geschichte, Sittenkodex und Weltanschauung ihres Stammes kennen. Sie mußten verschiedene Begrüßungen erlernen sowie die verschiedenen gesellschaftlichen Abstufungen und die damit verbundene Etikette. Die religiöse Erziehung war darauf ausgerichtet, eine Kenntnis der Riten, der heiligen Feste und der Aufgaben eines Wahrsagers zu vermitteln.

Wenn die Kinder noch klein waren, wurden sie schon gelehrt, an Fingern und Zehen bis zwanzig zu zählen und mit Hilfe von Steinen zusammenzuzählen und abzuziehen. Wenn sie das alles beherrschten, machte man sie mit den Maßen und Gewichten vertraut und lehrte sie den Umgang mit dem Muschelgeld sowie die Kunst des Feilschens.

Die Jungen wurden vor allem gelehrt, wie man das Land bestellt und wie man Metall und Holz bearbeitet. Ferner wurde ihnen das Jagen und die Verwendung von Kräutern und Drogen in der Medizin beigebracht. Die Kenntnisse wurden vom Vater an den Sohn weitergegeben. Man berücksichtigte die Neigungen und die natürlichen Fähigkeiten der Kinder und förderte sie auch. Deshalb wurden manche Kinder zu einem Künstler in die Lehre geschickt, der nicht zum Familienclan gehörte.

Die Mädchen wurden im Weben und Stofffärben unterwiesen. Sie lernten die Herstellung von Töpfen, das Flechten von Matten und Körben und die Erzeugung von Schönheitsmitteln sowie die Pflege der Haare. Sie mußten das Kochen und das Bierbrauen erlernen, und es wurde ihnen gezeigt, wie man aus den Kernen der Palmnüsse Öl gewinnt. Auf diese Weise wurden sie auf ihre Aufgaben vorbereitet, die sie später, wenn sie zur Frau herangereift waren, in der Familie und der Gemeinde erfüllen mußten.

Die Stämme, die Ackerbau trieben, Herden besaßen oder Urwaldjäger waren, konzentrierten sich mehr auf die Bewirtschaftung des Bodens, die Betreuung der Herden und das Jagen oder Fischen. Manche Bildungssysteme verhinderten allerdings jeden Vorstoß in neue Gebiete des Wissens, weil nur Personen ausgebildet wurden, die einem bestimmten Volk oder einem bestimmten Glauben angehörten. Doch die Bildung, die vermittelt wurde, entsprach vollständig den Bedürfnissen jener Gesellschaft.

Die Kolonialzeit

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren in Afrika viele europäische Missionare emsig tätig, die in die Spuren David Livingstones, des schottischen Missionars und Forschungsreisenden, getreten waren. In Städten und Dörfern wurden Missionsschulen eingerichtet, ja sogar im Busch.

Diese Schulen waren nach Konfessionen getrennt: Die Katholiken hatten ihre Schulen, und die verschiedenen protestantischen Richtungen hatten ihre Schulen. Das führte dazu, daß die Bevölkerung in religiöser Hinsicht gespalten wurde, und man fing an, ganze Gebiete als Provinz einer bestimmten Kirche oder Religionsgemeinschaft zu betrachten. Auch gesellschaftlich wurde die Bevölkerung in zwei Gruppen gespalten: in Analphabeten und in Personen, die des Lesens und Schreibens kundig waren. Außerdem wurde der Einfluß der Familie allmählich untergraben. Weitere Störungen traten auf, weil die traditionelle Ausbildung aufgegeben und nicht durch ein einheitliches Schulsystem ersetzt wurde.

Doch das waren immerhin Ansätze zur Erweiterung des Bildungshorizontes des Afrikaners. Als mehr und mehr Afrikaner lesen und schreiben lernten, wurde das Wissen der Welt, das in Büchern enthalten ist, auch für die abgelegensten Stämme zugänglich. So wurde in dem nichtmoslemischen Gebiet südlich der Sahara die Tradition der Kunst des Lesens und Schreibens wiederbelebt.

Die Afrikaner erwiesen sich als sehr bildungsfähig. Allerdings gab es eine Reihe von Hindernissen zu überwinden. Die Missionare mußten gewöhnlich zuerst die Sprache der einheimischen Bevölkerung erlernen. Als Unterrichtssprache benutzten sie aber die europäische Sprache, die sie selbst sprachen und in der Bücher zur Verfügung standen. Einige der Missionare leisteten gute Arbeit, indem sie Eingeborenensprachen eine schriftliche Form gaben und Wörterbücher dafür zusammenstellten. So schufen sie die Voraussetzungen dafür, daß die Bibel in viele afrikanische Sprachen übersetzt werden konnte.

In einigen Gegenden bestand ein besonderes Problem: Die Mädchen waren von einer formalen Schulbildung ausgeschlossen. Als ein Emir aus Nordnigeria vor über 40 Jahren England besuchte, sah er dort eine große Mädchenschule und war beeindruckt. Er wünschte eine ähnliche Einrichtung für die Mädchen seines Stammes. Doch ihm war klar, daß er auf Widerstand stoßen würde, weil es bei seinem Stamm Sitte war, die Frauen vom öffentlichen Leben fernzuhalten. Er erklärte daher seinem Rat, daß er in seinem Palast eine Schule eröffnen werde, um die Mädchen seines Haushalts auszubilden. Nach einem Jahr besuchten 30 Mädchen diese Schule, und viele der führenden Bürger baten den Emir, auch ihren Töchtern den Besuch dieser Schule zu gestatten. Unter dem Vorwand, er könne den Lärm der Schule in seinem Palast nicht mehr ertragen, verlegte er ein Jahr später „die ganze Schule in ein Haus neben der Knabenschule in der Stadt“ (African Challenge, S. 63). Jetzt werden in allen Grundschulen des Landes Mädchen und Jungen gemeinschaftlich erzogen.

Da in Bauernfamilien die Kinder auf den Feldern mithelfen müssen, ließ man sie nur widerstrebend zur Schule gehen. Doch als die Leute nach und nach den Wert des gedruckten Wortes und den Vorteil des Lesens und Schreibens erkannten, waren sie auch bereit, die Kinder zur Schule zu schicken. Viele der besten afrikanischen Erzieher und Führer erhielten ihre Grundschulausbildung in einer Missionsschule.

Die Kolonialregierungen und später auch die Regierungen der neugegründeten Staaten förderten die Errichtung von Missionsschulen und leisteten finanzielle und administrative Unterstützung. Man bemühte sich auch, die Schulsysteme zu vereinheitlichen, und weitere Grundschulen, Mittelschulen sowie Universitäten wurden gegründet.

Neuer Kurs im Schulwesen

In dem Bemühen, das Mindestmaß an Schulbildung zu vereinheitlichen, hat die nigerianische Regierung im Jahre 1970 begonnen, die Privatschulen, auch die Missionsschulen, zu verstaatlichen. Da diese unter staatlicher Aufsicht stehenden Schulen vollkommen religionslos sind, galt es, das Problem eines ausreichenden Unterrichts auf sittlichem Gebiet zu lösen. Die Regierung hat nun Eltern und Lehrer aufgefordert, die jungen Menschen mit den sittlichen Normen vertraut zu machen. Außerdem hat man sich bemüht, das moslemische Schulsystem und die traditionelle Stammeserziehung mit modernen Methoden zu koordinieren. Man hofft, dadurch der wachsenden Unruhe, der Unsittlichkeit und dem Drogenmißbrauch unter den Jugendlichen Einhalt zu gebieten.

Im Jahre 1976 wurde ein Programm für eine allgemeine Grundschulausbildung ins Leben gerufen, um den Kindern in ganz Nigeria eine unentgeltliche Grundschulausbildung zu ermöglichen. Die Kinder erhalten so Gelegenheit, kostenfrei sechs Jahre lang die Grundschule sowie drei Jahre eine Unterstufe und drei Jahre eine Oberstufe zu besuchen. Deshalb werden mehr Schulen gebaut, und es ist geplant, die Zahl der Universitäten auf 13 zu erhöhen.

Erwachsenenbildung

Die Mehrzahl der Erwachsenen kann nicht lesen und schreiben, deshalb schenken die verschiedenen Regierungen der Erwachsenenbildung vermehrte Aufmerksamkeit. In Nigeria, wo nur 20 Prozent der 70 Millionen zählenden Bevölkerung lesen und schreiben können, hat die Regierung in fast allen Dörfern und Städten Schulen für Erwachsene eingerichtet. Viele Männer und Frauen nutzen diese Gelegenheit, lesen und schreiben zu lernen.

Schöne Fortschritte werden auch in den Kursen im Lesen und Schreiben, die Jehovas Zeugen in ihren Königreichssälen durchführen, erzielt. Von 1962 bis 1976 wurden in diesen Kursen allein in Nigeria 15 156 Personen im Lesen und Schreiben unterwiesen. Viele dieser „Schüler“ waren schon älter und hatten gedacht, sie könnten es nicht mehr lernen. Es waren größtenteils Leute aus den Landgebieten: Bauern, Jäger, Fischer und Hausfrauen. Ihr Wunsch, die Bibel kennenzulernen und dann diese biblische Belehrung weiterzugeben, trieb sie zum Lernen an. Jetzt sind sie des Lesens und Schreibens kundig und können andere im Worte Gottes unterweisen.

Ezekiel Ovbiagele hatte zum Beispiel die traditionelle Stammeserziehung genossen, war aber Analphabet. Nachdem er von Jehovas Zeugen mündlich in der Bibel unterwiesen worden war und sich dann der Taufe unterzogen hatte, erkannte er die Wichtigkeit, lesen zu lernen. Er nahm an einem der Kurse im Lesen und Schreiben teil und konnte bald anderen aus der Bibel vorlesen. Nachdem er noch eine spezialisiertere Ausbildung erhalten hatte, erfüllte er 1953 die Voraussetzungen für einen reisenden Aufseher, der die Aufgabe hat, viele Versammlungen in dem ihm zugewiesenen Gebiet zu unterweisen. Viele weitere Personen haben ähnliche Fortschritte gemacht.

Als Jackson Iheanacho das erstemal die Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas besuchte, konnte er nur seine Muttersprache, Efik, lesen und schreiben. Er erkannte die Notwendigkeit, auch Englisch lesen zu lernen, weil die Zusammenkünfte in jener Sprache abgehalten wurden. Dieses Ziel erreichte er durch den Besuch des von der Versammlung durchgeführten Kurses im Lesen und Schreiben. Danach lernte er noch weitere Sprachen. Jetzt kann er sieben Sprachen lesen und schreiben.

Unter Jehovas Zeugen sind über 77 Prozent des Lesens und Schreibens kundig. Die übrigen 23 Prozent besuchen fast geschlossen einen Kurs im Lesen und Schreiben, entweder im Königreichssaal oder in einer der von der Regierung errichteten Schulen.

Zweckvolle Schulbildung

Es kann nicht geleugnet werden, daß eine Schulbildung wertvoll und notwendig ist. In einem Leitartikel der Zeitung Daily Times (29. Dezember 1976) wurde von dem Bildungswesen gesagt, es sei „die wichtigste Investition zur ... raschen Entwicklung des ... wirtschaftlichen, politischen, soziologischen und menschlichen Potentials“. Wichtig ist aber nicht nur die Schulbildung als solche, sondern die Schulbildung muß auch zweckvoll sein. Die modernen Methoden haben die Tendenz zur Setzung materialistischer Ziele. Dagegen sollte sich der junge Mensch das Ziel setzen, später etwas zu leisten. In den Augen vieler junger Leute besteht der Zweck der Schulbildung darin, sie mit einem Abschlußzeugnis zu versehen, das ihnen einen angesehenen Posten sichert, der mit einem großen Einkommen verbunden ist. Die Eltern sollten ihre Kinder dazu anleiten, den Zweck ihrer Schulbildung richtig zu beurteilen. Das Ziel sollte darin bestehen, tüchtige Menschen zu werden, die denken gelernt haben, so daß sie später als Erwachsene etwas leisten können.

Man darf aber nicht vergessen, daß die Schule nur einen Beitrag zur Erziehung der jungen Menschen leistet. Die Eltern können ihre Kinder in den Jahren, in denen sie noch nicht zur Schule gehen, oder später in der Zeit, wenn sie schulfrei haben, in sittlichen sowie in anderen Dingen unterweisen, damit sie sich zu wertvollen Menschen entwickeln. Es kann sehr viel Gutes erreicht werden, wenn man bei der Erziehung der Kinder zur Anständigkeit, Ehrlichkeit und Treue die Bibel verwendet.

Der junge Mensch, der sich außerdem durch die Erfahrungen, die er täglich macht, formen läßt und Weiteres dazulernt, bildet sich auch nach Abschluß der Schule weiter. So entwickelt er sich dann zu einem Menschen, der zuverlässig ist und etwas leistet. Und die Schulbildung wird sich als wahrhaft zweckvoll erweisen.

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