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Jedermann benötigt eine HoffnungDer Wachtturm 1981 | 15. Juli
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Jedermann benötigt eine Hoffnung
„EWIG sprießt die Hoffnung in des Menschen Brust.“ Das sagte der englische Dichter Alexander Pope in seinem philosophischen Lehrgedicht vom Menschen. Zweitausend Jahre früher schrieb der griechische Dichter Theokrit: „Solange man lebt, gibt es Hoffnung.“ Und noch früher schrieb der weise Salomo: „Wer noch all den Lebenden zugesellt ist, für den ist noch Hoffnung“ (Pred. 9:4, Jerusalemer Bibel).
Ja, zu allen Zeiten benötigten die Menschen eine Hoffnung. Heute gibt es Millionen, die sagen, die einzige Hoffnung bestehe in einer besseren Welt, die durch den Kommunismus herbeigeführt werde. Nach ihrer Auffassung werden durch Revolutionen bessere Verhältnisse für die Masse geschaffen. Sie schließen sich dem Franzosen Gabriel Peri, einem kommunistischen Märtyrer, an, der erklärte, dank dem Kommunismus hätten künftige Generationen glückliche Zukunftsaussichten. Freilich sind viele Menschen desillusioniert worden, weil sie gesehen haben, wie enttäuschend die Leistungen von Regierungen sind, die sich an marxistische Grundsätze halten. Dennoch ist der Kommunismus für Millionen auf ihrer Suche nach einer Welt mit sozialer Gerechtigkeit immer noch „die Hoffnung“.
Einer halben Milliarde Moslems bietet der Koran die Hoffnung auf ewige Seligkeit in einem Paradies, das „der Garten“ genannt wird und in dem die Gesegneten in einem auferweckten Leib einmal in Luxus leben würden. Viele Moslems hoffen sogar auf ein Millennium oder eine tausendjährige Friedensherrschaft auf der Erde vor dem Jüngsten Gericht. Alle, die Allah verwirft, werden in der Hölle ewig gequält.
Hunderte von Millionen Hindus und Buddhisten hoffen, das Nirwana zu erreichen. Für die Hindus ist das Nirwana ein buchstäbliches „Ausblasen“ oder Erlöschen der Lebensflamme durch die Vereinigung mit dem Brahman, der unpersönlichen Weltseele. Für die Buddhisten ist das Nirwana „der Zustand vollkommener Glückseligkeit, der durch das Erlöschen der individuellen Existenz und die Vereinigung der Seele mit dem höchsten Geist erreicht wird“.
Für die Hunderte von Millionen Menschen, die sich zum Christentum bekennen, gehört, wie es heißt, die Hoffnung zusammen mit Glauben und Liebe zu den drei „theologischen Tugenden“. Über diese drei Tugenden ist in der Cyclopædia von M’Clintock und Strong zu lesen: „Der Glaube ist die Wurzel, die Liebe der fruchttragende Stamm und die Hoffnung die zum Himmel ragende Krone des christlichen Lebensbaumes.“
Nach diesem protestantischen Werk besteht die Hoffnung von Angehörigen der Christenheit darin, in den Himmel zu kommen. Dieselbe Ansicht wird in der Catholic Encyclopedia vertreten, wo unter „Hoffnung“ zu lesen ist: „[Die Hoffnung] wird als eine göttliche Tugend definiert, aufgrund deren wir zuversichtlich darauf warten, mit Gottes Hilfe die ewige Seligkeit zu erlangen ... All das ist nur unter der Voraussetzung verständlich, die wir für gegeben nehmen, nämlich daß es so etwas wie die übernatürliche Ordnung gibt und daß die einzig realisierbare letzte Bestimmung des Menschen in der gegenwärtigen Vorsehung Gottes in dieser Ordnung liegt. ... Die Hoffnung hat hauptsächlich die Gemeinschaft mit Gott im Himmel zum Gegenstand“ (Kursivschrift von uns).
Den Katholiken und den meisten Protestanten steht somit als einzige Hoffnung die „ewige Seligkeit ... im Himmel“ in Aussicht. Wenn sich diese nicht verwirklicht, gibt es für sie überhaupt keine Hoffnung. In dem Werk A Catholic Dictionary heißt es: „Die Verdammten in der Hölle können nicht hoffen, denn sie können keine Rettung erwarten.“ Die Inschrift, die Dante in seiner Vorstellung über der Tür zur Hölle sah, lautete: „Laßt alle Hoffnung fahren, ihr, die ihr eintretet“.
Geht es aber für alle, die an Gott und Christus glauben, tatsächlich entweder um „ewige Seligkeit“ im Himmel oder um den hoffnungslosen Zustand der ewigen Strafe in der „Hölle“? Da das Christentum fest in der Bibel verwurzelt ist, können wir uns fragen, was die Heilige Schrift einerseits über die christliche Hoffnung und andererseits über die Strafe zu sagen hat.
Die Millionen, die vom Kommunismus fasziniert sind, lassen sich offensichtlich nicht von der „himmlischen Seligkeit“ anlocken, auf die die Kirchen der Christenheit als einzige Hoffnung hinweisen. Könnte es denn nicht sein, daß die Bibel diesen Menschen — nicht nur für ein kurzes Leben, sondern für alle Ewigkeit — gerade das in Aussicht stellt, was sie im Kommunismus gefunden zu haben glauben, nämlich die Hoffnung auf eine Welt mit „sozialer und wirtschaftlicher Gleichheit für alle“ in einer „klassenlosen Gesellschaft“?
Könnte es sogar sein, daß die Bibel den Millionen Moslems eine Hoffnung bietet, die dem im Koran in Aussicht gestellten paradiesischen „Garten“ gleicht, aber ohne die Gefahr, in die „Hölle“ zu kommen?
Und wie verhält es sich mit den Hunderten von Millionen Anhängern gewisser orientalischer Religionen, die gelehrt worden sind, jegliche materielle Daseinsform bedeute Leiden, und für die daher das Leben auf der Erde etwas Schlechtes ist? Würden diese Menschen nicht auf ihr Dasein im Nirwana verzichten, wenn sie sich davon überzeugen könnten, daß das Leben auf der Erde nicht als eine Zeit des Leidens gedacht war, so wie sie es kennengelernt haben? Könnte die Bibel ihnen nicht vielleicht helfen, ihre Einstellung zum Leben zu ändern, und könnte sie ihnen nicht eine Hoffnung geben, die mehr dem natürlichen Verlangen vernünftig denkender Menschen entspricht?
Untersuchen wir einmal mit diesen Fragen im Sinn die Bibel und die Religionsgeschichte, um festzustellen, ob die einzige Hoffnung für die Menschheit tatsächlich darin besteht, „in den Himmel zu kommen“. Da nach der Bibel die Menschheit schon vor der Entstehung des Christentums eine Hoffnung erhielt, wollen wir zunächst in die vorchristliche Zeit zurückgehen und feststellen, welche Hoffnung die Juden damals hatten.
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Der Ursprung der MillenniumshoffnungDer Wachtturm 1981 | 15. Juli
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Der Ursprung der Millenniumshoffnung
HEUTE besteht kein großer Unterschied zwischen den Hoffnungen und Ängsten eines Katholiken, eines Protestanten und denen eines Juden. Sie glauben fast alle an die Unsterblichkeit der Menschenseele und in Verbindung damit an eine himmlische Seligkeit in einer ätherischen Welt und an die ewige Qual in einer Art „Hölle“.
Da die Glaubensgemeinschaften der Christenheit auf ihre Verwandtschaft mit dem Monotheismus der Juden pochen und behaupten, die jüdischen Schriften als inspiriert anzuerkennen,
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